Verfahren zum Aufbringen von Substanzen auf unporöse Kieselqel- Partikel
Beschreibung
Die Erfindung betrifft unporöse Kieselgel-Partikel mit einer einstellbaren einheitlichen Teilchengröße kleiner als 15 μm, auf deren Oberfläche biologisch und/oder chemisch aktive Substanzen immobilisiert oder aufgebracht sind, ein Verfahren zu ihrer Herstellung, sowie ihre Verwendung bevorzugt zur Durchführung von Molekülseparationen, Chromatographie, Katalyse, Analytik, Probenanreicherung, Bindungs- oder sonstigen chemischen Reaktionen.
Der Vorteil einer Immobilisierung von Biomolekülen auf einem Träger- material wurde schon vor Jahren erkannt und liegt in einer vereinfachten Aufreinigung des Produkts z.B. bei einer Molekülseparation sowie vor allem in der Möglichkeit ihrer mehrfachen Wiederverwendung. Außerdem zeigen die auf einem Trägermaterial immobilisierten Moleküle wie Enzyme eine stärkere Aktivität und Stabilität als in Lösung. Für eine Im- mobilisierung von Biomolekülen auf Trägeroberflächen sind unterschiedliche Trägermaterialien sowie Verfahren bekannt.
Als Trägermaterialien kommen hierfür unterschiedliche organische Polymere (Polysacharide wie Sepharose, Sephadex, synthetische Polyme- re wie Polyacrylamide, Phenol-Formaldehyde) sowie anorganische Materialien (Glas, Aluminiumoxide oder Silikate) in Frage. Ein großer Nachteil organischer Trägermaterialien ist die Empfindlichkeit gegenüber organischen Lösungsmitteln und hohen Temperaturen, geringe Druckstabilität sowie relativ hohe Produktionskosten. Aus diesem Grunde wurden mehrere Verfahren zum Aufbringen von Biomolekülen auf anorganische Substrate entwickelt, denen die oben genannten Nachteile organischer Träger nicht anhaften.
Die bekannten Verfahren zur Immobilisierung biologisch aktiver Substanzen auf einem anorganischen Träger reichen von einer einfachen physikalischen Adsorption bis zur kovalenten Bindung an die Trägeroberfläche. Vor allem für Proteine wie Antikörper und Enzyme hat sich eine Fixierung mittels kovalenter Bindungen als besonders vorteilhaft erwiesen. Das Patent US3, 652,761 beschreibt beispielsweise ein Verfahren zur Kopplung von Antikörpern oder Antigenen an Oberflächen über Amino-Gruppen, wobei die Oberflächen vorher mit 3- Aminopropyltriethoxysilanen oder N-(2-aminoethyl)-3- Aminopropyltrimethoxysilanen behandelt wurden. Eine Kopplung von Enzymen an anorganische Träger mittels bifunktionaler Spacer ist aus EP0158909 bekannt. Eine Immobilisierung physiologisch aktiver Substanzen auf den mit Aminoalkylalkoxysilanen vorbehandelten anorganischen Trägern wird in EP0325404 beschrieben.
Im Vergleich zu organischen Polymeren weisen die bei den bekannten Verfahren eingesetzten anorganischen Trägermaterialien wie Glas oder Silikate eine relativ geringe reaktive Oberfläche auf, so dass sie nur eine kleine Menge von Molekülen aufnehmen können und somit für viele Fragestellungen nur begrenzt einsetzbar sind. Ein verbessertes Verfahren wird in EP0158909 vorgeschlagen, wobei hier als Träger sphärische Si02-Partikel verwendet werden, deren mittlere Teilchengröße zwischen 15 und 80 μ und die spezifische Oberfläche zwischen 250 und 800 m2/g liegt. Zwar wird in diesem Dokument nicht explizit beschrieben, ob es sich hierbei um poröse oder unporöse Teilchen handelt, aus den Angaben zur spezifischen Oberfläche lässt sich jedoch auf poröse Partikel schließen.
Aus der Literatur sind einige Verfahren zur Herstellung poröser Kiesel- gel-Partikel bekannt, wie z.B. aus US4,983,369. Jedoch sind poröse
Teilchen meist nur für kleine Analytmoleküle von Vorteil. Proteine und
Enzyme weisen meist Durchmesser auf, die zu groß sind, um in die Po-
ren des Trägermaterials hineinzupassen. Für diese Analyte wird die effektiv nutzbare Oberfläche um die Gesamtfläche der Poren verkleinert, so daß der Vorteil gegenüber unporösen Teilchen verschwindet. Aber auch für Analyten, die klein genug sind, um in die Poren zu gelangen, kann die Verwendung poröser gegenüber unporösen Teilchen Nachteile haben. Da in den Poren nur noch Stofftransport durch Diffusion stattfindet, muß eine wesentlich geringere Fließgeschwindigkeit bei Trennverfahren eingestellt werden, um eine Peakverbreiterung der Eluenten auf Grund des schlechteren Massentransfers zu vermeiden (Van-Deemter Kurve). Dies kann zu langsameren Trennungen führen, was insbesondere bei Routineverfahren von Nachteil ist. Außerdem sind bei vielen Fragestellungen, wie beispielsweise in der Umweltanalytik, die Analytmengen so gering, dass die hohe Beladungsdichte und somit die Verwendung poröser Materialien gar nicht benötigt wird.
Der vorliegenden Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, die Nachteile der bekannten Methoden zum Aufbringen von Substanzen auf anorganische Materialträger zu umgehen und ein Verfahren zur Immobilisierung bzw. zum Aufbringen von Substanzen auf unporöse Kieselgel- Partikel mit einer einstellbaren einheitlichen Teilchengröße kleiner als 15 μπ\ bereitzustellen. Dieses Verfahren soll eine wesentlich höhere Anzahl von immobilisierten Molekülen, eine dichtere Beladung der Säulen sowie eine erhebliche Beschleunigung von physikalischen, chemischen oder biochemischen Prozessen an den Trägeroberflächen ermöglichen.
Zur Lösung dieser Aufgabe schlägt die Erfindung in erster Linie ein Verfahren mit den im Anspruch 1 genannten Merkmalen vor. Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der übrigen abhängigen und unabhängigen Ansprüche 2 bis 21 , deren Wortlaut ebenso wie der Wortlaut der Zusammenfassung durch Bezugnahme zum Inhalt der Beschreibung gemacht wird.
Das oben genannte Ziel wird gemäß der Erfindung dadurch erreicht, dass in einem ersten Verfahrensschritt Kieselgel-Partikel mit einer mittleren Teilchengröße kleiner als 15 μm, insbesondere mit der Größe von 0,2 bis 1 ,2 μm hergestellt werden, im zweiten Schritt die Oberfläche die- ser Kieselgel-Partikel für eine Immobilisierung von Molekülen vorbehandelt wird, und schließlich im dritten Schritt die zu immobilisierenden Moleküle an die Teilchen-Oberfläche entweder direkt oder über vorher angebrachte Spacer gebunden werden.
Es wird zunächst ein Sol von Primärteilchen hergestellt. Aus dem Stand der Technik ist ein Verfahren zur Herstellung kugelförmiger Si02-Partikel durch hydrolytische Polykondensation von Tetraalkoxysilanen bekannt (W. Stöber et al., J. Colloid and Interface Science 26, 62 (1968) und 30, 568 (1969)). Unter Beibehaltung grundlegender Reaktionsbedingungen wird dieses Verfahren im ersten Schritt der vorliegenden Erfindung zur Herstellung einheitlicher unporöser Kieselgel-Partikel wie folgt modifiziert.
Erfindungsgemäß wird dazu das Tetraalkoxysilan in ein vorgewärmtes wässrig-alkoholisch-ammoniakalisches Hydrolysegemisch gebracht und gut durchmischt. Nach einer Stunde Reaktionszeit ist die Synthese meist abgeschlossen und das sphärische Kieselgelmaterial kann vom restlichen Lösungsmittel abgetrennt werden. Je nach Wahl der experimentellen Parameter lassen sich dabei Kieselgel-Partikel unterschiedlicher mittlerer Teilchengröße erhalten. Erfindungsgemäß weisen die Kieselgel-Partikel vorteilhaft die mittlere Teilchengröße von kleiner als 15 μm, bevorzugt jedoch zwischen 0,2 μm und 5 μm, insbesondere zwischen 0,2 μm und 1 ,2 μm auf, bei einer Standardabweichung von nicht mehr als 10%. Die spezifische Oberfläche beträgt 2 m2/g bis 20 m2/g. Dabei wird beispielsweise für die Herstellung von Partikeln mit mittleren Größen zwischen 0,2 μm und 0,3 μm Ethanol, bei größeren Partikel Isopro- panol verwendet. Für Partikel ab einer Größe von 1 μ wird Vorzugs-
weise Tetraethoxysilan (TEOS) zugegeben, insbesondere in zwei Stufen im Abstand von ca. 30 min.
Im zweiten Schritt des Verfahrens erfolgt erfindungsgemäß eine für die Immobilisierung von Molekülen notwendige Modifikation der Teilchen- Oberfläche. Da Kieselgel von Natur aus keine funktioneilen Gruppen zur Anbindung von Molekülen enthält, wird die Oberfläche durch Behandlung mit geeigneten Substanzen soweit modifiziert, dass die zu immobilisierenden Moleküle in einem weiteren Schritt entweder direkt oder über einen Spacer an das Trägermaterial gebunden werden können. Insbesondere werden in diesem Schritt Amino-, Epoxy-, Thio-, Phospho- oder Carboxyl-Gruppen an die Träger-Oberfläche eingeführt.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsvariante wird die Teilchen- Oberfläche mit Aminoalkylalkoxysilanen, insbesondere mit 3- Aminopropyltriethoxysilan oder/und mit N-(2-aminoethyl)-3- Aminopropyltrimethoxysilan behandelt, um Amino-Gruppen an der Träger-Oberfläche einzuführen. Diese können im nächsten Schritt mit einer Carboxyl-Gruppe z.B. eines Proteins (z.B. in einem Carbodiimid- Verfahren) oder mit der Carbonyl-Gruppe eines Spacers wie z.B. Gluta- raldehyd reagieren.
Im Falle einer Epoxid-funktionalisierten Partikel-Oberfläche beispielsweise kann die Anbindung von Substanzen an die Oberfläche z.B. über bereits vorhandene (wie bei Proteinen) oder extra eingeführte Ami- nogruppen (Oxiran-Methode) oder auch Thionylgruppen erfolgen.
In einer bevorzugten Ausführung erfolgt die Bindung der aufzubringenden Substanzen über bifunktionale Spacer. Dazu werden die geeigneten bevorzugt bifunktionalen Spacer an die davor eingeführten funktioneilen Gruppen kovalent gebunden. Vorteilhaft werden bifunktionale Spacer mit Amino-, Thio-, Phospho-, Carboxyl-, Hydroxyl- oder Epoxid-Gruppen am
Ende verwendet, mit denen im nächsten Schritt die zu immobilisierenden Moleküle reagieren sollen. Besonders vorteilhaft erweist sich dabei die Verwendung von Spacern, die mit den auf der Oberfläche lokalisierten Aminogruppen reagieren können. In einer besonders bevorzugten Variante wird hierfür Glutaraldehyd oder Glutardialdehyd eingesetzt. E- benso ist die Verwendung zahlreicher weiterer Spacer möglich, wie beispielsweise Alkylketten, Divinylsulfon oder anderer aus dem Stand der Technik bekannter Spacer.
Die Verwendung multivalenter Bausteine ist ebenfalls denkbar. In diesem Fall kann eine Vervielfältigung der Oberflächenfunktionalität erreicht werden, die vorteilhafterweise zur Steigerung der Beladungsdichte führen kann. Als ein nicht einschränkendes Beispiel kann hier der trifunktio- nelle Linker 3,5-Dicarbomethoxyphenoxyessigsäure-p-nitrophenylester genannt werden, der nach einer kovalenten Anbindung an aminofunktio- nalisiertes Trägermaterial die Oberflächenfunktionalität annähernd verdoppeln kann.
Schließlich werden im dritten Schritt die aufzubringenden Moleküle an die Träger-Oberfläche gebunden. In einer bevorzugten Ausführung werden die Moleküle an die Träger-Oberfläche kovalent gekoppelt. Dabei können die aufzubringenden Substanzen entweder direkt mit den funkti- onellen Gruppen der Oberfläche (z.B. Hydroxyl-, Carboxyl-, Thiol- oder Amino-Gruppe des Moleküls an Hydroxyl-, Amino-, Carboxyl- oder sonst aktiviertes Trägermaterial) oder mit dem zuvor aufgebrachten Spacer reagieren. In einer besonders bevorzugten Variante werden die Moleküle mittels einer Reaktion zwischen einer Amino-Gruppe des Moleküls und einer Carbonyl-Gruppe des Glutaraldehyd-Spacers an die Oberfläche kovalent gebunden. Der eigentlichen Kopplung kann eine Aktivie- rungsreaktion der entsprechenden funktioneilen Gruppen einer der Komponenten, Festphase oder der aufzubringenden Substanz, vorausgehen. Im Allgemeinen erweist es sich als vorteilhaft, die an der Ober-
fläche eingeführten funktioneilen Gruppen zu aktivieren, da die Aktivierung der gelösten Komponente zu inter- oder intramolekularen Vernetzung als Nebenreaktion führen kann. Hierfür werden die üblichen, dem Fachmann bekannten Verfahren eingesetzt.
Alternativ können die anzukoppelnden Substanzen über eine nicht- kovalente Bindung an die Partikel-Oberfläche fixiert werden. So können beispielsweise biotinylierte Moleküle an eine zuvor mit Streptavidin oder Avidin beschichtete Oberfläche angekoppelt werden. Auch eine nicht kovalenten Bindung zwischen einem Rezeptor und seinem Liganden oder einem Antikörper und seinem Antigen oder ähnliches kann zur An- kopplung von Substanzen an die Partikel-Oberfläche ausgenutzt werden. Solche nicht-kovalenten Kopplungen gehören zum Stand der Technik und können vom Fachmann ausgeführt werden (s. z.B. J. Cai und J. Henion, J. Chromatogr., 1997, 691 (2), 357-370; T.M. Phillips und J.M. Krum, J. Chromatogr. B, 1998, 715(1), 55-63.) Eine solche nicht- kovalente Bindung ist zwar unter physiologischen Bedingungen sehr stabil, kann aber leicht durch pH-Veränderungen oder organische Lösungsmittel gebrochen werden. Bei einer mehrfachen Verwendung der mit Substanzen beschichteten Kieselgel-Partikeln ist deswegen eine wie oben beschriebene kovalente Bindung zu bevorzugen.
Erfindungsgemäß können die aufzubringenden Moleküle beliebige biologisch oder chemisch aktive Substanzen sein. Als Beispiel für biolo- gisch aktive Moleküle, jedoch nicht einschränkend, sind hier Proteine oder Peptide (wie Antikörper, Enzyme, Rezeptoren oder Liganden), Polymere oder Oligomere der Nukleinklasse (DNA, RNA, PNA, thioRNA sowie ihre Derivate), Kohlenhydrate oder Stoffwechselmetabolite zu nennen. Als chemisch aktive Substanzen können beispielsweise Kataly- satoren (z.B. Rhodium-Diphosphindiamin Komplexe) auf der Partikel- Oberfläche immobilisiert werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren besitzt gegenüber den bekannten Verfahren den Vorteil, dass zum einen durch die Verwendung sehr kleiner Partikel (mittlere Teilchengröße kleiner als 15 μm, vorteilhaft zwischen 0,2 und 1 ,5 μm, insbesondere zwischen 0,2 und 1 ,2 μm) eine größere effektive Oberfläche für eine Immobilisierung zur Verfügung steht, so dass eine wesentlich höhere Beladbarkeit als bei einer Verwendung größerer unporöser Partikel möglich ist. Dadurch können viele an der Partikel-Oberfläche ablaufende physikalische (z.B. Separation) oder chemische (Katalyse, Bindung) oder biochemische (enzymatische Reaktionen, Rezeptor-Ligand-, Antikörper-Antigen-Bindungsreaktionen) Prozesse um das Vielfache beschleunigt werden. Außerdem können bei der Beladung Molekülgemische wie z.B. gering aufgereinigte Enzyme wegen der hohen Bindungskapazität verwendet werden. Ferner lassen sich die erfindungsgemäßen mit Molekülen beladenen Kieselgel-Partikel wegen ihrer Unporosität und damit einer größeren effektiven Oberfläche für viele Zwecke wesentlich effektiver als poröse Trägermaterialien einsetzen, da für viele größere Moleküle, wie Proteine, die Poren unzugänglich sind. Schließlich ist durch die geringe Größendispersion sowie eine kleine mittlere Teilchengröße ein besseres Packungsbett möglich.
Weiterhin umfasst die Erfindung unporöse sphärische Kieselgel-Partikel mit einer Teilchengröße, insbesondere einer mittleren Teilchengröße, von kleiner als 15 μm, die mit biologisch und/oder chemisch aktiven Substanzen beladen sind. Vorzugsweise sind die Kieselgel-Partikel nach dem oben beschriebenen Verfahren herstellbar.
Ferner umfasst die Erfindung die Verwendung der mit biologisch und/oder chemisch aktiven Molekülen beladenen Kieselgel-Partikel bei der Durchführung physikalischer, chemischer oder biochemischer Pro- zesse an ihrer Oberfläche. So können die in der vorliegenden Erfindung beschriebenen Kieselgel-Partikel bei einer Molekülseparation wie einer Nukleinsäure-, Protein- oder sonstigen Separation, die z.B. auf einem
Hybridisierungs- oder einem Ligand-Rezeptor-Prinzip beruht, eingesetzt werden. Eine andere Verwendungsmöglichkeit ist die Durchführung en- zymatischer oder katalytischer Reaktionen z.B. in unterschiedlichen Produktionsverfahren, wobei Enzym- bzw. Katalysator-Moleküle auf der Oberfläche der Kieselgel-Teilchen aufgebracht sind. Auch Molekülseparationen, Chromatographie oder Probenanreicherung können an den beschriebenen Partikeln erfolgen. Ferner können mit den beschriebenen Kieselgel-Partikeln Bindungs-Reaktionen allerart (Antikörper-Antigen, Rezeptor-Ligand, Enzym-Substrat, etc.) vorgenommen werden, die bei- spielsweise im Bereich der Analytik oder Diagnostik Einsatz finden können. Durch Anbinden von organischen Makromolekülen (z.B. Proteine, Peptide, Enzyme) können diese immobilisiert und so Untersuchungen zu Strukturfunktionsbeziehungen vorgenommen werden. Auch zum Anbinden diverser Metallkomplexe beispielsweise zur selektiven Hydrierung oder auch der Anbindung von DNA-Stücken zur Nukleinsäurensynthese sind solche Kieselgel-Partikel geeignet. Chemische Industrie, medizinische Labordiagnostik, Arznei- oder Pflanzenschutzmittel-Entwicklung, Qualitätskontrolle sowie Forschung und Entwicklung gehören zu den Branchen, in denen die erfindungsgemäßen Kieselgelpartikel besonders vorteilhaft eingesetzt werden können.
Weitere Vorteile, Merkmale und Anwendungsmöglichkeiten der Erfindung sollen nachstehend anhand der Ausführungsbeispiele mit Bezug auf die Zeichnungen näher erläutert werden. Auch ohne weitere Ausfüh- rungen wird davon ausgegangen, dass ein Fachmann die obige Beschreibung im weitesten Umfang nutzen kann. Die bevorzugten Ausführungsformen und Beispiele für das erfindungsgemäße Verfahren sind deswegen lediglich als beschreibende, keineswegs als in irgendeiner Weise limitierende Offenbarung aufzufassen. In den Zeichnungen zei- gen:
Figur 1: Eine elektronmikroskopische Aufnahme von Kieselgel- Partikeln mit einem mittleren Teilchendurchmesser von 0,7 μm;
Figur 2: Verlauf der UV-Absorption von Nitrophenolat während der Spaltung (Verseifung) von p-Nitrophenylcaprylat zur Aktivitätsbestimmung der Lipase an verschiedenen Materialien;
Figur 3: Diagramm des 29Si-CP/MAS-NMR-Spektrums von Kieselgel-Partikeln mit einem mittleren Teilchendurchmesser von 0,7 μm. Im Gegensatz zu porösem Kieselgel ist aufgrund der wesentlich geringeren Oberfläche das Signal der Oberflächenspezies Q2 kaum zu sehen (92 ppm). Bei porösen Materialien mit einer vielfach höheren Oberfläche würde hier ein deutlich erkennbares Signal erscheinen müssen.
Ausführungsbeispiele
Herstellung von Kieselgel-Partikeln mit einem immobilisiertem Enzym
a) Herstellung von unporösen Kieselgel-Partikeln mit einheitlicher einstellbarer Teilchengroße
Einheitlich sphärische Kieselgelpartikel mit verschiedenen Durchmessern im Bereich von 0,2 bis 1 ,2 μm lassen sich durch die Hydrolyse von Tetraethoxysilan (TEOS) in der Gegenwart von Ammoniumhydroxid im alkoholischen Medium unter streng definierten Konzentrationsverhältnissen der eingesetzten Edukte herstellen.
Durch die veränderte Mengenzugabe der Edukte (Wasser, Ammoniak, TEOS) und des Lösungsmittels (Ethanol bzw. Isopropanol) kann die Größe des erhaltenen Kieselgels von 0,2 bis 1 ,2 μm stufenweise verändert werden (siehe Tabelle 1):
Tabelle 1: Eingesetzte Mengen der Edukte zur Synthese der sphärischen Kieselgelpartikel mit unterschiedlichen Durchmessern: a) Ethanol, b) Isopropanol, c) Zwei-Stufen-Reaktion
Zuerst wird der Alkohol zusammen mit Wasser und Ammoniaklösung vermischt und unter mildem Rühren erwärmt. Nachdem die Reaktionstemperatur erreicht ist, wird das Tetraethoxysilan auf einmal in einem Schritt zugegeben. Nach etwa einer Stunde Reaktionszeit ist die Synthese abgeschlossen und das sphärische Kieselgel-Material kann vom restlichen Lösungsmittel abgetrennt werden. Ethanol wird zur Herstellung von Partikeln mit Durchmessern zwischen 0,2 μm und 0,3 μm verwendet. Für die Darstellung größerer Partikel wird das viskosere Isopro- panol eingesetzt. Ab einer Größe von 1 μm erfolgt die Darstellung in 2 Stufen und das TEOS wird im Abstand von ca. 30 min zugegeben.
Der Sol-Gel-Prozess sieht demnach folgendermaßen aus:
Si(OC2H5)4 + 4 H20 Hydrolyse ^ Si(0H)4 + 4 C2H5OH
Cofeondensation n Si(OH)4 — - [SiOx(OH)4-2x] + xn H20
Dehydratisierung [SiOx(OH)4.2x] *- (Si04/2)n + n(4-2x)/2 H20
Aus den in Figur 1 gezeigten SEM-Aufnahmen kann man bereits die uniforme Gestalt und eine einheitliche Partikel-Größe (mittlerer Teilchendurchmesser 0,7 μm) entnehmen. Für die beispielhaft abgebildeten Partikel ergibt sich eine mittlere Oberfläche von 2,9 m2/g.
b) Funktionalisierung der Teilchenoberfläche mit Aminopropyltriethoxysi- lan
1 g Kieselgel-Partikel mit einem Teilchendurchmesser von 0,7 μm wird bei 180-200°C aktiviert. Nachdem das Kieselgel auf 70°C abkühlt, wird es in 100 ml Toluol aufgeschlemmt. Zur Suspension werden 510 μl Ami- nopropyltriethoxysilan (dreifacher Überschuß) gegeben, und die Reaktionsmischung für 20 h unter Rückfluss erhitzt. Schließlich wird das Kieselgel mit einer Glasfritte abfiltriert und zweimal mit Toluol, Aceton und Pentan gewaschen.
c) Anbindung des bifunktionalen Spacers Glutardialdehyd
100 mg des Aminopropylkieselgels aus dem Schritt b) werden mit 1 ml einer wässrigen Glutardialdehyd-Lösung 5% umgesetzt. Die Lösung wird 4 Stunden geschüttelt, danach die entstandene Iminbindung 2 Stunden durch 1 ml NaCNBH3 (5 mg/ml) reduziert. Das entstandene Material wird mit Wasser und Loading Buffer (150 mM NaCI, 10 mM Phos-
phat-Puffer, pH 7,4) mehrfach gewaschen und in Loading Buffer aufbewahrt.
d) Immobilisierung eines Enzyms
1 ml einer Enzymlösung (Lipase, 1 mg/ml) wird mit 0,5 ml eines High Salt Buffers (1 ,5 M Na2S04 in 100 mM Phosphatpuffer, pH 7,4) vermischt und zum Kieselgel aus dem Schritt c) gegeben. Die Suspension wird 1 Minute geschüttelt und anschließend mit 1 ml desselben Puffers versetzt. Nach 5 weiteren Minuten wird noch 1 ml des Puffers zugegeben und die Lösung wird 24 h geschüttelt. Im Anschluss wird die Suspension zentrifugiert und der Überstand abgetrennt. Der Niederschlag wird mit Capping Buffer versetzt und für 2 h geschüttelt. Am Ende wird das modifizierte Kieselgel dreimal mit Loading Buffer (150 mM NaCI, 10 mM Phosphat-Puffer, pH 7,4), dreimal mit 1 M NaCI-Lösung und dreimal mit Loading Buffer gewaschen und darin aufbewahrt.
e) Überprüfung der Aktivität des immobilisierten Enzyms
Zur Prüfung der enzymatischen Aktivität des Materials wird die Spaltung (Verseifung) von p-Nitrophenylcaprylat gewählt. Da Nitrophenol eine deutliche Verschiebung des UV-Absorptionsmaximums in Abhängigkeit vom pH-Wert besitzt, kann die Aktivität der Lipase an der Konzentration des Nitrophenolats UV-spektrometrisch verfolgt werden. Die Ergebnisse für die an die unporösen Kieselgel-Partikel gebundene Lipase (Fig. 2, NPS) zeigt eine deutlich erhöhte Aktivität gegenüber der freien Lipase in Glykol (Fig. 2, Lipase in Glykol) und dem blanken Kieselgel (Fig. 2, blank). Die verringerte Aktivität der freien Lipase kann durch ihre Agglomerierung in Lösung erklärt werden. Ein Vergleichsmaterial ohne Lipa- se-lmmobilisierung wird ebenso getestet, um auszuschließen, dass die Verseifung des Esters an der Kieselgel-Oberfläche anstatt der Lipase stattfindet. Dazu werden am Kieselgel alle Schritte der kovalenten An-
bindung mit Ausnahme der Lipasezugabe durchgeführt. Es ergibt sich eine ähnliche Kurve wie für das blanke Kieselgel (Fig. 2, Vergleichsmaterial).
Die vorliegende Erfindung ist nicht auf die beschriebenen Ausführungsbeispiele beschränkt. Vielmehr sind viele Abwandlungen möglich, die durch Fachleute erzielbar sind, und damit im Bereich dieser Erfindung eingeschlossen sind.