Antimikrobiell wirksames Wäschestück und Verwendung eines Textils zu dessen Herstellung
Die Erfindung betrifft ein Wäschestück mit den im Oberbegriff des An- Spruches 1 angegebenen Merkmalen sowie die Verwendung eines Textils zur Herstellung eines solchen Wäschestückes.
Zum Hintergrund der Erfindung ist auszuführen, daß für Hauterkrankungen und -irritationen vielfach Mikroben, wie Bakterien, Pilze oder Viren ver- antwortlich sind. Zur Behebung oder Linderung entsprechender Beschwerden werden dabei meist medizinisch wirksame Salben, Gele oder anderweitig zu verabreichende Medikamente eingesetzt.
Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein Wäschestück zu schaf- fen, das eine derartige Behandlung von mikrobiell hervorgerufenen Hauterkrankungen unterstützt oder gar entsprechende Medikamente ersetzen kann.
Die Lösung dieser Aufgabe ist im Kennzeichnungsteil des Anspruches 1 angegeben. Demnach ist mindestens die mit der Haut des Benutzers in Kontakt bringbare Seite des erfindungsgemäßen Wäschestückes mit einer bei Hautkontakt antimikrobiell wirksamen Metallbeschichtung versehen. Es kann sich dabei um ein metallisiertes Gewebe handeln, das mit einer Kupfer- oder vorzugsweise Silberbeschichtung seiner Fäden versehen ist. Ein derart ausgerüstetes Wäschestück zeigt bei einem Tragen auf der Haut und insbesondere bei engem und längerem Kontakt antimikrobielle Wirkung, worunter eine Abtötung von Keimen, Bakterien, Viren oder Pilzen verstanden werden kann. Durch eine derartige Unterstützung zu einer mikrobiell
unverseuchten Hautsphäre hin kann ein beschleunigter Heilungsprozeß erkrankter oder irritierter Hautpartien stattfinden. Dies ist insbesondere auch im Zusammenhang mit der Behandlung von Neurodermitis von Bedeutung.
Ein positiver Nebeneffekt der Metallbeschichtung liegt darin, daß elektromagnetische Strahlung dadurch abgeschirmt werden kann. Auch bedeutet dies eine gewisse Beruhigung für die Hautsphäre und ist für einen erholsamen Schlaf förderlich.
Ferner ist festzuhalten, daß unter die Erfindung umsetzenden Wäschestük- ken Unterbekleidungsstücke, Bettwäsche, Socken, Handschuhe oder auch Wundversorgungsmaterialien, wie Wundkompressen oder dergleichen zu verstehen sind.
Die Erfindung betrifft schließlich auch die Verwendung eines Textils mit mindestens einer metallbeschichteten Seite zur Herstellung eines bei Hautkontakt antimikrobiell wirksamen Wäschestückes.
Weitere Merkmale, Einzelheiten und Vorteile der Erfindung sind den wei- teren Ansprüchen sowie der folgenden Beschreibung entnehmbar, in der ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert wird. Es zeigen:
Fig. 1 eine schematische Ansicht eines Unterwäschestückes in ausschnittsweiser Vergrößerung,
Fig. 2 eine perspektivische, weggeschnittene Teildarstellung eines beschichteten Fadens des bei einem Wäschestück gem. Fig. 1 verwendeten Gewebes,
Fig. 3 ein Balkendiagramm zur Erläuterung der keimtötenden
Wirkung des Wäschestücks gem. Fig. 1, und
Fig. 4 bis 6 Diagramme der zeitlichen Keimzahlentwicklung der
Keimarten Staphylococcus aureus, Pseudomonas aerugino- sa und Candida albicans in einer Nährlösung mit und ohne zugegebenem versilberten Textilmaterial.
In Fig. 1 ist ein Unterwäschestück 1 gezeigt, das eine mit der Haut des Wäschenutzers in Kontakt bringbare Innenseite 2 und eine davon abgewandte Außenseite 3 aufweist. Wie aus dem vergrößerten Ausschnitt in Fig. 1 deutlich wird, besteht das Unterwäschestück 1 dabei aus einem Gewebe 4, das in üblicher Weise aus Schuß- und Kettfäden 5, 6 gebildet ist. Wie nun in dieser Vergrößerung durch Längsstriche angedeutet und in Fig. 2 explizit gezeigt ist, weist jeder Faden 5, 6 eine ihn umhüllende Metallbeschichtung J aus Silber auf, die in einem Tauchprozeß auf den einzelnen Fäden 5, 6 des Gewebes 4 dauerhaft und waschbeständig verankert wurde. Die Fäden 5, 6 sind also allseitig von der im genannten Naßverfahren aufgebrachten Metallbeschichtung 7 umgeben. Dabei ist die Dicke der Metallbeschichtung 7 so zum Durchmesser der Fäden 5, 6 abgestimmt, daß die Metallbeschich- tung 7 einen Gewichtsanteil von 10 % bis 25 %, vorzugsweise von etwa 20 % am Gesamtgewicht des Gewebes 4 aufweist. Die Dicke der Metallbeschichtung 7 liegt in einem Bereich von ca. 0,5 bis 22 μm, wobei bei einem Mikrofasergewebe die Beschichtungsdicke am unteren Ende, also bei z. B.
0,6 bis 0,7 μm liegt, und bei einem herkömmlichen Gewebe 14 bis 22 μm erreicht werden. Innerhalb dieser Grenzen kann sie lokal variieren. Bei einer Silberbeschichtung ist die Ag- Auflage mit einer Reinheit von mindestens 98,0 % aufzubringen, wobei praktische Versuche einen Reinheitsgrad von bis zu 99,6 % ergeben haben.
Die Metallbeschichtung 7 kann ferner aus mehr als einem Metallmaterial bestehen. So können auf versilberten Fäden noch eine Verkupferung oder Vergoldung aufgebracht werden. Bei einlagiger Metallbeschichtung besteht diese vorzugsweise aus Silber, denkbar und wirksam ist jedoch auch eine Verkupferung.
Die Fäden 5, 6 selbst bestehen in der Regel aus Polyamid, wobei das Rohmaterial vor der Versilberung bei 40°C nicht mehr als 2 % krumpfen soll. Andere Fadenmaterialien insbesondere aus Polymeren sind ebenfalls einsetzbar. Ein Kernpunkt der praktischen Einsetzbarkeit unterschiedlicher Fadenmaterialien liegt dabei in der Haftfähigkeit der Metallbeschichtung auf dem Material.
Werden diese Kriterien beachtet, so ergibt sich dann allerdings eine sehr haftfähige Versilberung oder Verkupferung. So haben Waschtests ergeben, daß derartig metallbeschichtetes Gewebe nach 40 wie auch nach 150 Waschgängen bei 40°C die im folgenden noch näher erläuterten antimikro- biellen Eigenschaften vollständig behält. Auch sind keine mechanischen Defizite der Metallbeschichtung nach diesen Waschgängen erkennbar.
Ein derart ausgerüstetes Unterwäschestück 1 weist - wie erwähnt - beim Tragen auf der Haut bakterizide, fungizide oder ganz allgemein antimikro-
bielle Eigenschaften auf. Der Wirkungsmechanismus wird damit erklärt, daß positiv geladene Silber-Kationen im Hautmilieu von den Keimen, die eine elektronegative Ladung tragen, aus der Metallbeschichtung 7 absorbiert werden können. Eine Reaktion mit dem Protein des Keims führt dann zu dessen Denaturierung und Abtötung. Dadurch findet also ständig eine Art "Eigensterilisation" der Haut statt, gereizte oder erkrankte Hautpartien können sich in Ruhe erholen, wobei auch ein oftmals auftretender Juckreiz stillbar ist. Durch solche Wäschestücke können bei günstigem Heilungsverlauf teilweise sogar medikamentöse Behandlungen vermieden werden.
Der vorstehende Mechanismus wurde experimentell nachgewiesen. So zeigt Fig. 3 einen Versuch, bei dem in drei Probebehältern mit je 100 ml einer Versuchslösung mit einem anfanglichen Keimbefall von knapp 10.000.000 (1,0 E+07) KBE/ml (KBE = koloniebildende Einheiten) Pro- benstücke eines silberbeschichteten Gewebes mit einer Masse von 1 g (linke Balken A) bzw. 0,1 g (mittlere Balken B) hineingegeben sowie parallel dazu die Probe für sich stehengelassen wurde (rechte Balken C). Das Balkendiagramm zeigt nun die Abnahme der Keimzahl über 8 Tage hinweg. Bei dem Probenbehälter mit dem 1 g-Probenstück (Balken A) nahm die Keimzahl sehr schnell innerhalb von 4 Tagen bis auf 0 ab. Bei dem Probenbehälter mit dem 0,1 g-Probenstück (Balken B) vollzog sich die Abnahme der Keimzahl langsamer, wobei nach 7 Tagen auch hier die Probe keimfrei war. Bei der sogenannten "Positivkontrolle", d. h. einer sich selbst überlassenen Probenlösung nahm die Keimzahl von den ursprünglich knapp 10.000.000 KBE/ml nur auf gut 100.000 Keime pro ml ab. Dies macht die Wirksamkeit des versilberten Gewebes überdeutlich.
Die Fig. 4 bis 6 zeigen Ergebnisdiagramme für Tests anhand drei verschiedener, praktisch bedeutsamer Keimarten, nämlich Staphylococcus aureus, Pseudomonas aeruginosa und Candida albicans. Aus den Entwicklungen der Keimzahlen bei Beigabe von keinem 0,1 g bzw. 1 g versilberten Mate- rial in 100 ml Testlösung auf der Basis von 0,9 %-iger NaCl-Lösung zeigt sich eindeutig eine antimikrobielle Wirkung gegenüber diesen Testkeimen, die in direktem Zusammenhang mit der eingesetzten Menge an versilbertem Material steht.
Weitere Tests haben ergeben, daß das erfmdungsgemäße Material keine kontaktallergenen Eigenschaften aufweist. Die festgestellte Sensibilisie- rungsrate beträgt nämlich 0 %. Ferner zeigt eine Prüfung auf Gewebeverträglichkeit (Intracutane Reaktivität) keinerlei Reizerscheinungen. Eine Zytotoxizitätsprüfung in vitro (Zeilwachstumsuntersuchung) ergibt keine Hemmung des Zellwachstums.
Als Alternative kann die gezeigte Unterwäsche auch aus Maschenware, also gewirkt oder gestrickt sein. Aus solcher Art Material können auch metallisierte Spannbettücher, Socken oder Handschuhe hergestellt sein. Kopf- kissen- und Zudeckbezüge sind in der Regel gewebt. Im weitesten Sinne sollen zu erfindungsgemäßen Wäschestücken alle Arten von Gegenständen zählen, die auf der Haut getragen oder damit längere Zeit in Kontakt kommen, wie etwa Schals, Halskrausen oder auch Stofftiere.