Thermoplastische Polyvinylcvclohexan-Formmassen mit verbesserten Eigenschaften
Die Erfindung betrifft thermoplastische Formmassen auf Basis von thermoplasti- schem Polyvinylcyclohexan (hydriertes Polystyrol) und speziellen Pfropfkautschuken, deren Verwendung zur Herstellung von Formkörpern sowie die daraus hergestellten Formkörper.
Thermoplastische Ninylcyclohexanpolymere, insbesondere solche mit definierter Stereostruktur, finden zunehmend Anwendung als hochwertige Materialien z.B. bei der Herstellung von optischen Disks.
Von besonderem Interesse ist die Nutzung dieser Vmylcyclohexanpolymerisate auch in anderen Anwendungsbereichen, z.B. als Konstruktionswerkstoffe für die Herstel- lung von Formteilen, z.B. im KFZ-Bereich oder bei der Fertigung von Gehäuseteilen.
Nachteilig macht sich hierbei jedoch die für Thermoplastharzformteile im Allgemeinen zu hohe Sprödigkeit und die relativ hohe Unverträglichkeit zu anderen Polymermaterialien bemerkbar, was z.B. zu sehr schlechter Bruchstabilität und unansehnli- chen Oberflächen bei Modifizierung mit anderen Polymeren führen kann.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht daher darin, Werkstoffe auf Basis von Polyvinylcyclohexan-Polymeren herzustellen, die eine ausreichend hohe Zähigkeit unter Erhalt der Polyvinylcyclohexan-typischen Eigenschaften wie akzeptable hohe Wärmeformbeständigkeit aufweisen. Außerdem sollten die Materialien zu
Formteilen mit glatten gleichmäßigen, möglichst matten Oberflächen führen.
So wurde gefunden, dass Mischungen enthaltend Vinylcyclohexan-basierende Polymere und Pfropfpolymere die gewünschten Eigenschaften erfüllen.
Der Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind Zusammensetzungen enthaltend
A) wenigstens ein amorphes Vinylcyclohexan-basierendes Polymer
B) wenigstens ein Pfropφolymer erhältlich durch radikalische Polymerisation von mindestens einem Monomeren oder beliebigen Monomerkombinationen ausgewählt aus Styrol, α-Methylstyrol, Cι-C -Alkylmethacrylat, vorzugsweise Methylmethacrylat, Acrylnitril, Methacrylnitril in Gegenwart von mindestens einem Kautschuk mit einer Glasübergangstemperatur < 0°C, vorzugsweise < -20°C.
Besonders bevorzugt sind dabei in Latexform vorliegende Kautschuke mit einem mittleren Teilchendurchmesser (d5o-Wert) von 80 bis 600 nm, vorzugsweise 100 bis 500 nm, besonders bevorzugt 150 bis 450 nm und ganz besonders bevorzugt 250 bis 430 nm und einem Gelgehalt von 30 bis 95 Gew.-%, vorzugsweise 40 bis 90 Gew.-% und besonders bevorzugt 45 bis 85 Gew.-%.
Die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen enthalten die Komponente A) in Mengen von 99 bis 40 Gew.-Teilen, vorzugsweise 95 bis 50 Gew.-Teilen und besonders bevorzugt 92,5 bis 60 Gew.-Teilen und die Komponente B) in Mengen von 1 bis 60 Gew.-Teilen, vorzugsweise 5 bis 50 Gew.-Teilen und besonders bevorzugt 7,5 bis 40
Gew.-Teilen. Die Summe aller Gewichtsteile von A) und B) ist 100.
Als Vinylcyclohexanpolymer-Komponente A im Sinne der Erfindung können Homo- polymere oder Copolymere eingesetzt werden.
Unter Vinylcyclohexan basierenden Polymeren werden Homopolymere des Vinyl- cyclohexan sowie Copolymere aus Vinylcyclohexan und anderen Copolymeren verstanden.
Bevorzugt als Homopolvmer ist ein Vinylcyclohexan-basierendes Polymer mit der wiederkehrenden Struktureinheit der Formel (I)
in welcher
R1 und R2 unabhängig voneinander für Wasserstoff oder Ci-Cg-Alkyl, vorzugsweise Cι-C4-Alkyl stehen und
R3 und R4 unabhängig voneinander für Wasserstoff oder für Ci-Cg-Alkyl, vorzugsweise Cι-C4-Alkyl, insbesondere Methyl und/oder Ethyl, oder R3 und R4 gemeinsam für Alkylen, vorzugsweise C3- oder C^Alkylen (ankondensierter 5- oder 6-gliedriger Cycloaliphatischer Ring) stehen,
R5 für Wasserstoff oder Ci-Cg-Alkyl, vorzugsweise Cι-C4-Alkyl,
R1, R2 und R5 stehen unabhängig voneinander insbesondere für Wasserstoff oder
Methyl.
Als Comonomere können bei der Polymerisation des Ausgangspolymeren, (gegebenenfalls substituiertes Polystyrol) vorzugsweise verwendet und in das Polymer mit- eingebaut werden: Olefine mit im Allgemeinen 2 bis 10 C- Atomen, wie beispielsweise Ethylen, Propylen, Isopren, Isobutylen, Butadien, C Cg- vorzugsweise C1-C4- Alkylester der Acryl- bzw. Methacrylsäure, ungesättigte cycloaliphatische Kohlenwasserstoffe, z.B. Cyclopentadien, Cyclohexen, Cyclohexadien, gegebenenfalls substituiertes Norbornen, Dicyclopentadien, Dihydrocyclopentadien, gegebenenfalls substituierte Tetracyclododecene, kernalkylierte Styrole, α-Methylstyrol, Divinyl- benzol, Vinylester, Vinylsäuren, Vinylether, Vinylacetat, Vinylcyanide wie bei-
spielsweise Acrylnitril, Methacrylnitril, Maleinsäureanhydrid und Mischungen dieser Monomere.
Die Vinylcyclohexan(co)polymere haben im Allgemeinen absolute Molekularge- wichte Mw Gewichtsmittel von 1 000 bis 10 000 000, vorzugsweise von 60 000 bis
1 000 000, ganz besonders bevorzugt 70 000 bis 600 000, bestimmt nach Lichtstreuung .
Die Vinylcyclohexan-basierenden Polymere können sowohl iso- als auch syndio- taktisch vorliegen. Besonders geeignet sind die beschriebenen Vinylcyclohexan-basierenden Polymere in syndiotaktischer Form, vorzugsweise mit einem syndiotakti- schen Diadenanteil von 50 bis 74 %, insbesondere von 52 bis 70 % (vgl. WO 99/32528).
Die Polymere können sowohl eine lineare Kettenstruktur besitzen als auch durch Co-
Einheiten Verzweigungsstellen aufweisen (z.B. Pfropfcopolymere). Die Verzweigungszentren beinhalten z.B. sternförmige oder verzweigte Polymere. Die erfmdun- gemäß einsetzbaren Polymere können andere geometrische Formen der primären, sekundären, tertiären, gegebenenfalls quartären Polymerstruktur aufweisen hierbei seinen genannt Helix, Doppelhelix, Faltblatt usw. bzw. Mischungen dieser Strukturen.
Als Copolymere können sowohl statistische als auch blockartig aufgebaute Polymerisate eingesetzt werden.
Blockcopolymere beinhalten Di-Blöcke, Tri-Blöcke, Multi-Blöcke und sternförmige Blockcopolymere.
Die Vinylcyclohexan-basierenden (Co)Polymere werden hergestellt, indem man De- rivate des Styrols mit den entsprechenden Monomeren radikalisch, anionisch, kationisch, oder durch Metallkomplex-Initiatoren bzw. Katalysatoren polymerisiert und
die ungesättigten aromatischen Bindungen anschließend vollständig oder teilweise hydriert (vgl. z.B. WO 94/21694, EP-A 322 731). Sie zeichnen sich durch das überwiegende Auftreten der syndiotaktischen Konfiguration der Vinylcyclohexaneinhei- ten aus.
Vorzugsweise wird ein Blockcopolymer mit mindestens drei Blöcken eingesetzt, das mindestens einen Hartblock und mindestens einen Weichblock enthält, wobei der Hartblock mindestens 50, vorzugsweise 60, besonders bevorzugt 65 Gew.-% Wiederholungseinheiten der allgemeinen Formel (II),
R1 und R2 unabhängig voneinander für Wasserstoff oder Ci -Cg-Alkyl, vorzugsweise Cι-C4-Alkyl bedeuten,
R3 für Wasserstoff oder für Ci -Cg-Alkyl, vorzugsweise Cι-C4-Alkyl, insbesondere Methyl und/oder Ethyl, oder für anneliertes Alkylen, vorzugsweise C3- oder C4-Alkylen (ankondensierter 5- oder 6-gliedriger cycloaliphatischer Ring),
p für eine ganze Zahl von 0, 1 bis 5, vorzugsweise 0, 1 bis 3 stehen,
enthält,
und der Weichblock
99 bis 50 Gew.-%, vorzugsweise 95 bis 70 Gew.-% Wiederholungseinheiten basierend auf geradkettigem oder verzweigtem C2-Cj4-Alkylen, vorzugsweise C2-C3- Alkylen enthält, wobei der Weichblock
1 bis 50 Gew.-%, vorzugsweise 5 bis 30 Gew.-% Wiederholungseinheiten der allgemeinen Formel (II)
enthalten kann.
Die Wiederholungseinheiten im Weichblock können statistisch, alternierend oder gradient verteilt sein.
Die Wiederholungseinheiten gemäß Formel (II) im Hart- und Weichblock können sowohl gleich als auch verschieden sein. Ein Hartblock und ein Weichblock können selbst wiederum verschiedene Wiederholungseinheiten gemäß Formel (II) enthalten.
Die Hartblöcke der erfindungsgemäß als Polymerkomponente A) verwendbaren Blockcopolymere können höchstens zu 35 Gew.-% weitere Wiederholungseinheiten enthalten, die auf gängigen, gegebenenfalls substituierten olefinischen Comonome- ren, vorzugsweise durch Cj-C4-Alkyl substituiertem Cyclohexadien, Norbomen, Dicyclopentadien, Dihydrocyclopentadien, Tetracyclododecen, Vinylester, Vinylether, Vinylacetat, Maleinsäurederivate und (Meth)acrylsäurederivate basieren.
Das geeignete Blockcopolymer kann gegebenenfalls weitere Weichblöcke aus Wiederholungseinheiten basierend auf gesättigten, gegebenenfalls durch Cι-C4-Al yl substituierten, aliphatischen Kohlenwasserstoffketten mit 2 bis 10, vorzugsweise 2 bis 5 Kohlenstoffatomen und deren Isomerform, enthalten.
Das einsetzbare Blockcopolymer hat im Allgemeinen Molekulargewichte (Zahlenmittel) von 5 000 bis 1 000 000, vorzugsweise von 50 000 bis 500 000, besonders
bevorzugt 80 000 bis 200 000 bestimmt nach Gelpermeationschromatographie, kalibriert mit Polystyrol-Standard. Das Molekulargewicht (Zahlenmittel) der Hartblöcke beträgt im allgemein 650 bis 970 000, vorzugsweise von 6 500 bis 480 000, besonders bevorzugt 10 000 bis 190 000. Das Molekulargewicht der Weichblöcke beträgt im allgemein 150 bis 350 000, vorzugsweise von 1 500 bis 170 000, besonders bevorzugt 2 400 bis 70 000. Das Blockcopolymer kann jeweils Hart- bzw. Weichblöcke mit unterschiedlichen Molekulargewichten enthalten.
Die Verknüpfung der Kettenbausteine kann außer der stereoregulären Kopf-Schwanz Verknüpfung einen geringen Anteil Kopf-Kopf Verknüpfung aufweisen. Die Copolymere können linearförmig oder über Zentren verzweigt sein. Sie können auch eine sternförmige Struktur besitzen. Bevorzugt sind im Rahmen dieser Erfindung lineare Blockcopolymere.
Das Blockcopolymer kann verschiedene Blockstrukturen aufweisen, wobei die Endblöcke unabhängig voneinander ein Hart- oder Weichblock sein können. Sie können beispielweise folgendermaßen aufgebaut sein:
^ - (B' - A^n; B1 - (A - B')n;
(A' - B^n;
wobei A für einen Hartblock, B für einen Weichblock, n > 1, vorzugsweise für 1, 2, 3, 4 und i für eine ganze Zahl zwischen 1 und n (1< i < n)
stehen.
Die Hart- und Weichblöcke in dem Blockcopolymer sind im Allgemeinen mitein- ander unverträglich. Diese Unverträglichkeit führt zur Phasenseparation in mikroskopischem Ausmaß.
Die Herstellung der als Komponente A) einsetzbaren Polymerkomponente erfolgt vorzugsweise so, dass man in einem lebenden Polymerisationsverfahren vinylaroma- tische Monomere der allgemeinen Formel (III) für die harten Blöcke sowie konjugierte Diene der allgemeinen Formel (IV) und gegebenenfalls vinylarmatischen Monomeren der allgemeinen Formel (III) für die weichen Blöcke
(ffl) (IV) woπn
R1, R2, R3 und p die oben angegebene Bedeutung haben und
R4 bis R7 unabhängig voneinander Wasserstoff, C1-C4 Alkyl, vorzugsweise Methyl bedeuten,
zu einem Prepolymer umsetzt und anschließend die Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen des Prepolymers in Gegenwart eines homogenen oder heterogenen Katalysators hydriert.
Die Monomeren gemäß Formel (III) können für den Hart- und Weichblock des Prepolymers sowohl gleich als auch verschieden sein. Ein Hartblock und ein Weichblock können verschiedene Wiederholungseinheiten auf Basis von Monomeren der Formel (ILT) enthalten.
Als Comonomere können bei der Polymerisation vorzugsweise verwendet und in die Hartblöcke miteingebaut werden: jeweils gegebenenfalls durch Cι-C4-Alkyl substi-
tuiertes Cyclohexadien, Vinylcyclohexan, Vinylcyclohexen, Norbornen, Dicyclopentadien, Dihydrocyclopentadien, Tetracyclododecen, kern-alkylierte Styrole, α- Methylstyrol, Divinylbenzol, Vinylester, Vinylether, Vinylacetat, Maleinsäurederivate und (Meth)acrylsäurederivate, etc. oder eine Mischung daraus.
Das Prepolymer kann durch ein lebendes Polymerisationsverfahren, wie z.B. eine lebende anionische Polymerisation oder eine lebende radikalische Polymerisation hergestellt werden. Solche Polymerisationsmethoden sind in der Polymerchemie allgemein bekannt. Besonders geeignet ist ein lebendes anionisches Polymerisations- verfahren, das durch Alkalimetalle oder durch Alkalimetallalkylverbindung wie
Methyllithium und Butyllithium initiiert werden kann. Geeignete Lösungsmittel für derartige Polymerisation sind Kohlenwasserstoffe wie z.B. Cyclohexan, Hexan, Pentan, Benzol, Toluol, etc. und Ether wie z.B. Diethylether, Methyl-tert-butylether, Tetrahydrofuran.
Durch ein lebendes Polymerisationsverfahren sind verschiedene Blockstrukturen zugänglich. Bei anionischer Polymerisation in einem Kohlenwasserstoffmedium wie Cyclohexan oder Benzol erfolgen kein Kettenabbruch und kein Kettentransfer unter Ausschluss von aktiven Verunreinigungen wie Wasser, Sauerstoff, Kohlendioxid, etc. Durch sequentielle Additionen von Monomer oder Monomergemisch lassen sich
Blockcopolymere mit bestimmten Blocksegmenten herstellen. So lässt sich beispielsweise ein Styrol-Isopren oder -Butadien-Diblockcopolymer herstellen, in dem man das Styrol-Monomer nach vollständiger Polymerisation von Dien zugibt. Die Kettenstruktur wird in der vorliegenden Erfindung durch das Symbol (I)m-(S)n bzw. (B)m-(S)n oder vereinfacht durch IS bzw. BS bezeichnet, m, n bedeuten Polymerisationsgrad in den jeweiligen Blöcken.
Außerdem ist es bekannt, dass man Blockcopolymere mit Mischblock („verschmierte" Blockgrenze) herstellen kann, in dem man die günstigen Kreuzpolymeri- sationsparameter nutzt und die Polymerisation in einer Monomermischung startet. So lässt sich beispielweise Styrol/Butadien-Diblockcopolymer mit einem dien-reichen
Mischblock als Weichblock durch Initiierung in einer Mischung von Styrol und Butadien in einem Kohlenwasserstoffmedium herstellen. Die Polymerkette enthält einen dien-reichen Weichblock, eine Übergangsphase mit steigender Einbaurate an Styrol und einen Styrolblock, der die Kette beendet. Die Kettenstruktur wird durch das Symbol (II/s)m-(S)n bzw. (BB/S)m-(S)„ oder vereinfacht durch IISS bzw. BBSS bezeichnet, wobei IIS und BBS jeweils für den Isopren-reichen und Butadien-reichen Weich- block stehen. Die entsprechenden hydrierten Produkte werden als H-I S bzw. H- BBSS bezeichnet.
Durch Kombination der obengenannten beiden Arbeitsweisen lassen sich Multi- blockcopolymere mit sowohl gemischten als auch bestimmten Weichblöcken herstellen. Beispiele sind Triblock SIISS, IISSI und Pentablock S(IISS)2, (IISS)2I. Die Symbole sind selbsterklärend. Die entsprechenden hydrierten Produkte werden als H- SIISS, H-IISSI bzw. H-S(IISS)2, H-(IISS)2I bezeichnet.
Eine Kontrolle des Molekulargewichts bei anionischer Polymerisation ist durch Variation von Monomer/Initiator- Verhältnis möglich. Das theoretische Molekulargewicht lässt sich durch folgende Gleichung berechnen:
Gesamtgewicht der Monomere (g)
M = Stoffmenge des Initiators (mol)
Andere Faktoren wie Lösungsmittel, Co-Lösungsmittel, Cokatalysator können ebenfalls die Kettenstruktur empfindlich beeinflussen. Kohlenwasserstoffe wie. z.B. Cyclohexan, Toluol oder Benzol sind in der vorliegenden Erfindung als Lösungs- mittel für die Polymerisation bevorzugt, da in solchen Lösungsmitteln Blockcopolymer mit Mischblock gebildet werden kann und das Dien-Monomer bevorzugt zu dem hochelastischen 1,4-Polydien polymerisiert. Ein Sauerstoff- oder stickstoff-haltiges Cosolvens wie z.B. Tetrahydrofuran, Dimethoxyethan oder N,N,NMN'-Tetrameth- yethylendiamin bewirkt eine statistische Polymerisation und gleichzeitig eine bevor- zugte 1,2-Polymerisation von konjugierten Dienen. Im Gegensatz dazu bewirkt
Alkalimetallalkoholat wie z.B. Lithium- tert-butylat zwar auch eine statistische Poly-
merisation, hat aber wenig Einfluss an das 1,2-/1, 4- Verhältnis von Dienpolymerisation. Die MikroStruktur der Weichblöcke in Prepolymer ist ausschlaggebend für die MikroStruktur der Weichblöcke in dem entsprechenden hydrierten Blockcopolymer. So führt z.B. ein Poly-l,4-butadien-Block bei Hydrierung zu einem Polyethylen- Segment, das kristallisieren kann. Das Hydrierungsprodukt von Poly-l,2-butadien hat zu hohe Glastemperatur und ist somit nicht elastisch. Die Hydrierung von Poly- butadienblock mit geeigneten 1,2/1, 4- Verhältnissen kann ein elastisches Poly(eth- ylen-co-butylen) segment liefern. Bei Isopren als Comonomer für den Weichblock ist 1,4-Polymerisation bevorzugt, da ein alternierender Poly(ethylen-propylen)-Elasto- merblock nach Hydrierung resultiert.
Temperatur, Druck und Monomerkonzentration sind für die Polymerisation weitgehend unkritisch. Bevorzugte Temperatur, Druck und Monomerkonzentration für die Polymerisation liegen im Bereich -60°C bis 130°C, besonders bevorzugt 20°C bis 100°C, 0,8 bis 6 bar und 5 bis 30 Gew.-% (bezogen auf die Summe aus Monomerund Lösungsmittelmenge).
Das Verfahren zur Herstellung der Blockcopolymere erfolgt wahlweise mit oder ohne, aber bevorzugt ohne Aufarbeitung zwischen Polymerisations- und Hydrierstufe zur Isolierung des Prepolymers. Eine eventuelle Aufarbeitung kann durch bekannte
Verfahren wie Fällung in einem Nichtsolvens wie z.B. C1-C4- Alkohol und C3-C6- Keton, Ausdampfungsextrusion oder Strippen, etc. erfolgen. Das Prepolymer wird in diesem Fall zur Hydrierung wieder in einem Lösungsmittel gelöst. Ohne Aufarbeitung kann die Prepolymerlösung direkt - gegebenenfalls nach Kettenabbruch und gegebenfalls mit dem gleichen inerten Lösungsmittel wie in der Polymerisation oder mit einem anderen inerten Lösungsmittel verdünnt - hydriert werden. In diesem Fall ist ein gesättigter Kohlenwasserstoff wie z.B. Cyclohexan, Hexan oder Gemische davon als Lösungsmittel für das Verfahren besonders bevorzugt.
Die Hydrierung der Prepolymere wird nach allgemein bekannten Methoden durchgeführt (z.B. WO 94/02 720, WO 96/34 895, EP-A-322 731). WO 94/21694 beschreibt
ein Verfahren zur vollständigen Hydrierung von alkenyl-aromatischen Polymeren und Poly(alkenylaromatischen)-/Polydien Blockcopolymeren durch heterogene Katalyse.
Als Katalysatoren können eine Vielzahl von bekannten Hydrierkatalysatoren eingesetzt werden. Bevorzugte Metallkatalysatoren sind beispielsweise in WO 94/21 694 oder WO 96/34 896 genannt. Als Katalysator kann jeder für Hydrierreaktion bekannter Katalysator eingesetzt werden. Geeignet sind Katalysatoren mit großer Oberfläche (z.B. 100 - 600 m2/g) und kleinem mittleren Porendurchmesser (z.B. 20 bis 500 Ä). Weiterhin sind auch Katalysatoren mit kleiner Oberfläche (z.B.
>10 m2/g) und großen mittleren Porendurchmessern geeignet, die dadurch charakterisiert sind, das 98 % des Porenvolumens, Poren mit Porendurchmessern größer 600 Ä aufweisen (z.B. ca. 1 000 - 4 000 Ä) (vgl. z.B. US-A 5.654.253, US-A 5.612.422, JP-A 03076706). Insbesondere werden Raney-Nickel, Nickel auf Siliciumdioxid oder Siliciumdioxid/ Aluminiumoxid, Nickel auf Kohlenstoff als Träger und/oder Edelmetallkatalysatoren, z. B. Pt, Ru, Rh, Pd, verwendet.
Die Polymerkonzentrationen, bezogen auf das Gesamtgewicht aus Lösungsmittel und Polymer betragen im Allgemeinen 80 bis 1, vorzugsweise 50 bis 10, insbesondere 40 bis 15 Gew.-%.
Die Hydrierung wird im Allgemeinen bei Temperaturen zwischen 0 und 500°C, vorzugsweise zwischen 20 und 250°C, insbesondere zwischen 60 und 200°C, durchgeführt.
Die für Hydrierreaktionen üblichen verwendbaren Lösungsmitteln sind beispielsweise in DE-AS 1 131 885 beschrieben.
Die Reaktion wird im Allgemeinen bei Drücken von 1 bar bis 1000 bar, vorzugs- weise 20 bis 300 bar, insbesondere 40 bis 200 bar, durchgeführt.
Das Verfahren führt im Allgemeinen zu einer praktisch vollständigen Hydrierung der aromatischen Einheiten und gegebenenfalls von in der Hauptkette befindlichen Doppelbindungen. In der Regel ist der Hydriergrad höher 97 %, besonders bevorzugt höher als 99 %. Der Hydriergrad lässt sich beispielsweise durch NMR oder UV- Spektroskopie bestimmen.
Die eingesetzte Menge des Katalysators hängt von der Verfahrensweise ab. Das Verfahren kann kontinuierlich, halb-kontinuierlich oder diskontinuierlich durchgeführt werden.
Das Verhältnis Katalysator zu Prepolymer beträgt beispielsweise im diskontinuierlichen Prozess im Allgemeinen 0,3 bis 0,001, bevorzugt 0,2 bis 0,005, besonders bevorzugt 0,15 bis 0,01.
Als Komponente B können beliebig hergestellte Pfropfpolymerisate (üblicherweise durch Emulsions-, Suspensions-, Lösungs- oder Massepolymerisation erhaltene Polymerisate) eingesetzt werden. Beispiele für solche Polymerisate sind schlagzähes Polystyrol, ABS-Polymerisate, ASA-Polymerisate, MBS-Polymerisate, AES-Poly- merisate.
Vorzugsweise als Komponente B einsetzbare Pfropfpolymerisate werden erhalten durch radikalische Emulsionspolymerisation von mindestens einem Monomeren, ausgewählt aus der Gruppe von Styrol, α-Methylstyrol, Cι-C4-Alkylmethacrylat, vorzugsweise Methylmethacrylat, Acrylnitril, Methacrylnitril (oder Mischungen dar- aus) in Gegenwart von in Latexform vorliegendem Kautschuk.
Dabei beträgt das Massenverhältnis von eingesetzten Monomeren zu eingesetztem Kautschuk 10:90 bis 70:30, vorzugsweise 20:80 bis 60:40.
Bevorzugte Pfropfpolymerisate B sind solche, deren Pfropfhülle durch Polymerisation von Styrol alleine oder Methylmethacryl alleine oder von Mischungen aus Styrol
und Acrylnitril, vorzugsweise im Gew.-Verhältnis 90:10 bis 50:50 und besonders bevorzugt im Gew.-Verhältnis 65:35 bis 75:25, aufgebaut wurde.
Als Kautschuk zur Herstellung der Komponente B eignen sich im Prinzip alle kautschukartigen Polymerisate mit einer Glasübergangstemperatur unter 0°C, bevorzugt sind in Emulsionsform vorliegende Kautschuke.
Verwendet werden können z.B.
- Dienkautschuke, d.h. Homopolymerisate von konjugierten Dienen mit 4 bis 8 C-
Atomen wie Butadien, Isopren, Chloropren oder deren statistische Copolymerisate mit bis zu 60 Gew.-%, bevorzugt bis zu 30 Gew.-% eines Vinylmonomeren, z.B. Acrylnitril, Methacrynitril, Styrol, α-Methylstyrol, Halogenstyrole, Cι-C4-Alkyl- styrole, Cι-C8-Alkylacrylate, Cι-C8-Alkylmethacrylate, Alkylenglykoldiacrylate, Alkylenglykoldimethacrylate, Divinylbenzol oder Blockcopolymerisate aufgebaut aus beliebigen Blöcken der oben genannten Monomeren, vorzugsweise Butadien / Styrol-Blockcopolymerisate.
- Acrylatkautschuke, d.h. Homo- und Copolymerisate von Cι-Cι0-Alkylacrylaten, z.B. Homopolymerisate von Ethylacrylat, Butylacrylat, Ethylhexylacrylat oder
Copolymerisate mit bis zu 40 Gew.-%, bevorzugt nicht mehr als 10 Gew.-% Monovinylmonomeren, z.B. Styrol, Acrylnitril, Vinylbutylether, Acrylsäure- (ester), Methacrylsäure(ester), Vinylsulfonsäure. Bevorzugt werden solche Acrylatkautschukhomo- bzw. -copolymerisate eingesetzt, die 0,01 bis 8 Gew.-% Divinyl- oder Polyvinylverbindungen und/ oder N-Methylolacrylamid bzw. N-
Methylolmethacrylamid oder sonstige Verbindungen enthalten, die als Vernetzer wirken, z.B. Divinylbenzol, Triallylcyanurat.
Bevorzugt sind Polybutadienkautschuke, Styrol / Butadien-Copolymer-Kautschuke mit bis zu 30 Gew.-% einpolymerisiertem Styrol und Acrylatkautschuke, besonders
solche, die eine Kem-Schalen-Struktur aufweisen, z.B. wie in DE-A 30 06 804 beschrieben.
Zur Herstellung der erfindungsgemäß einzusetzenden Pfropfpolymerisate kommen vorzugsweise Kautschuklatices mit mittleren Teilchendurchmessern d5o von 80 bis
600 nm, vorzugsweise 100 bis 500 nm, besonders bevorzugt 150 bis 450 nm und ganz besonders bevorzugt 250 bis 430 nm in Betracht. Die mittleren Teilchendurchmesser werden mittels Ultrazentrifuge (vgl. W. Scholtan, H. Lange: Kolloid-Z. u. Z. Polymere 250, S. 782-796 (1972)) bestimmt. Gemische mehrerer Latices können ebenfalls verwendet werden (vergl. DE-A 18 13 719).
Die Kautschuklatices können durch Emulsionspolymerisation hergestellt werden, die erforderlichen Reaktionsbedingungen, Hilfsstoffe und Arbeitstechniken sind grundsätzlich bekannt.
Es ist auch möglich, nach bekannten Methoden zunächst ein feinteiliges Kautschukpolymerisat herzustellen und es anschließend in bekannter Weise zur Einstellung der erforderlichen Teilchengröße zu agglomerieren. Einschlägige Techniken sind Stand der Technik (vgl. EP-A 29 613; EP-A 7 810; DD-A 1 44 415; DE-A 12 33 131; DE- A 12 58 076; DE-A 21 01 650; US-A 1 379 391).
Ebenfalls kann nach der sogenannten Saatpolymerisationstechnik gearbeitet werden, bei der zunächst ein feinteiliges Polymerisat, z.B. ein Butadienpolymerisat, hergestellt und dann durch Weiterumsatz mit Monomeren, z.B. Butadien enthaltenden Monomerengemischen, zu größeren Teilchen weiterpolymerisiert wird.
Prinzipiell kann man Kautschukpolymerisatlatices auch herstellen durch Emulgieren von fertigen Kautschukpolymerisaten in wässrigen Medien (vgl. JP-A 55 125 102).
Neben Pfropfpolymerisaten auf Basis von Kautschuklatices mit den oben angegebenen mittleren Teilchendurchmessern sind besonders bevorzugt solche Pfropfpolymerisate, bei deren Herstellung ein Kautschuklatexgemisch aus
a) einem Kautschuklatex mit einem d5o-Wert < 320 nm, vorzugsweise 260 bis
310 nm, und
b) einem Kautschuklatex mit einem dso-Wert > 370 nm, vorzugsweise 380 bis 450 nm eingesetzt wurde.
Dabei beträgt das Gewichtsverhältnis (a):(b) (bezogen auf den jeweiligen Feststoffanteil der Latices) vorzugsweise 90:10 bis 10:90, besonders bevorzugt 60:40 bis 30:70.
Die Gelgehalte der zur Herstellung des Pfropfpolymerisats B verwendeten Kautschuke betragen 30 bis 95 Gew.-%, vorzugsweise 40 bis 90 Gew.-%, und besonders bevorzugt 45 bis 85 Gew.-%.
Bei Verwendung der obengenannten Kautschuklatexmischungen besitzt der Kau- tschuk a) einen Gelgehalt < 70 Gew.-%, vorzugsweise 40 bis 65 Gew.-%, und der
Kautschuk b) einen Gelgehalt > 70 Gew.-%, vorzugsweise 75 bis 90 Gew.-%.
Die angegebenen Werte für den Gelgehalt beziehen sich jeweils auf die Bestimmung nach der Drahtkäfigmethode in Toluol (vgl. Houben-Weyl, Methoden der Organi- sehen Chemie, Makromolekulare Stoffe, Teil 1, S. 307 (1961), Thieme Verlag Stuttgart).
Als Initiatoren bei der Herstellung der Pfropfpolymerisate kommen anorganische und organische Peroxide, z.B. H2O2, Di-tert.-butylperoxid, Cumolhydroperoxid, Dicyclo- hexylpercarbonat, tert.- Butylhydroperoxid, p-Menthanhydroperoxid, Azoinitiatoren, wie z.B. Azobisisobutyronitril, anorganische Persalze wie Ammonium-, Natrium-
oder Kaliumpersulfat, Kaliumperphosphat, Natriumperborat sowie Redox-Systeme in Betracht.
Als Komponente B sind besonders bevorzugt Pfropfpolymerisate, die durch Redox- initiierte Emulsionspolymerisation unter Verwendung eines organischen Hydroperoxids, vorzugsweise Cumolhydroperoxid oder tert.-Butylhydroperoxid, und eines organischen Reduktionsmittels, vorzugsweise Ascorbinsäure und/oder Ascorbinsäu- resalz oder ein Zuckerderivat (z.B. Glucose, Dextrose) erhalten werden.
Ebenfalls als Komponente B) geeignet sind Pfropfpolymerisate, die durch radikalische Polymerisation von z.B. Styrol, α-Methylstyrol, Methylmethacrylat, Acrylnitril, Methacrylnitril oder Mischungen daraus in Gegenwart von Ethylen-Propylen-Kau- tschuken oder Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuken (mit z.B. Dicyclopentadien oder Ethylidennorbomen als nichtkonjugiertes Dien) erhalten werden (vgl. z.B. EP-A 96 527, EP-A 264 721, EP-A 286 071), wobei vorzugsweise die Kautschukphase im
Pfropfkautschuk-Polymerisat die obengenannte Teilchengröße aufweist.
Neben den Komponenten A) und B) können die erfindungsgemäßen Formmassen thermoplastische Homo-, Co- oder Terpolymerisate aufgebaut aus Vinylmonomeren, insbesondere ausgewählt aus mindestens einem, vorzugsweise zwei aus der Gruppe
Styrol, α-Methylstyrol, Acrylnitril, Methacrylnitril, Methylmethacrylat, N-Phenyl- maleinimid enthalten.
Als Thermoplastharze auf Basis von Vinylmonomeren sind vorzugsweise durch Lö- sungs- oder Massepolymerisation hergestellte Polymerisate geeignet. Geeignete derartige Thermoplastharze sind vorzugsweise Copolymerisate des Styrols und Acryl- nitrils im Gewichtsverhältms 90:10 bis 50:50, wobei Styrol und/oder Acrylnitril ganz oder teilweise durch α-Methylstyrol oder Methylmethacrylat ersetzt werden kann und wobei gegebenenfalls anteilmäßig bis zu 25 Gew.-%, bezogen auf Thermoplast- harz, ein weiteres Monomeres aus der Reihe Maleinsäureanhydrid, Malein- oder
Fumarsäurebisalkylester, Maleinsäureimid, N-(Cyclo)-Alkylmaleinimid, N-(Alkyl)- phenylmaleinimid enthalten sein kann.
Erfindungsgemäß besonders geeignete Thermoplastharze sind Polystyrol, Poly- methylmethacrylat, Styrol/Arcylnitril-Copolymerisate, Styrol/Methylmethacrylat-
Copolymerisate, Aci irntril Methylmethacrylat-Copolymerisate, Styrol/ Acrylnitril - Methylmethacrylat-Terpolymerisate, α-Methylstyrol/ Acrylnitril-Copolymerisate, Styrol/ Acrylnitril/N-Phenylmaleinimid-Terpolymerisate, Styrol/Maleinsäureanhy- drid-Copolymerisate, Styrol Acryl ^ril/MaleinsäurearΛydrid-Terpolymerisate, Sty- rol/Maleinsäureanhydrid/N-Phenylmaleimmid-Te olymerisate.
Derartige Vinylpolymerisatharze sind bekannt; Einzelheiten zu ihrer Herstellung sind beispielsweise in der DE-A 2 420 358, der DE-A 2 724 360 und der EP-A 255 889 beschrieben.
Die Mengen der gegebenfalls in den erfindungsgemäßen Thermoplastharzformmassen enthaltenen Vinylpolymerisate beträt 0 bis 100 Gew.-Teile, vorzugsweise 0 bis 80 Gew.-Teile und besonders bevorzugt 0 bis 50 Gew.-Teile (jeweils bezogen auf 100 Gew.-Teile A + B).
Die erfindunsgemäßen Formmassen können übliche Additive, wie Gleit- und Ent- formungsmittel, Nukleierungsmittel, Antistatika, Stabilisatoren sowie Farbstoffe und Pigmente enthalten.
Weiterhin können die Formmassen Zusatzstoffe wie z.B. Füll- und Verstärkungsstoffe, Flammschutzmittel, Verarbeitungshilfsmittel, Stabilisatoren, Fließhilfsmittel, Antistatika u.a. enthalten.
Die erfindungsgemäßen Formmassen enthaltend gegebenenfalls weitere bekannte Zusätze wie Stabilisatoren, Farbstoffe, Pigmente, Gleit- und Entformungsmittel, Verstärkungsstoffe, Nukleierungsmittel sowie Antistatika, werden hergestellt, indem
man die jeweiligen Bestandteile in bekannter Weise vermischt und bei Temperaturen von 230°C bis 330°C in üblichen Aggregaten wie Innenknetern, Extrudern, Doppelwellenschnecken schmelzcompoundiert oder schmelzextrudiert.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist weiterhin ein Verfahren zur Herstellung von thermoplastischen Formmassen, aus den Komponenten A und B und gegebenenfalls weiteren bekannten Zusätzen wie Flammschutzmitteln, Stabilisatoren, Pigmenten, Gleit- und Entformungsmitteln, Verstärkungsstoffen, Nukleierungsmitteln sowie Antistatika, das dadurch gekennzeichnet ist, dass man die Komponenten sowie gegebenenfalls die Zusätze nach erfolgter Vermischung bei Temperaturen von 230°C bis 330°C in gebräuchlichen Aggregaten schmelzcompoundiert oder schmelzextrudiert.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung der obengenannten Formmassen zur Herstellung von Formkörpern, sowie die entsprechenden Formkörper.
Die Formmassen können zur Herstellung von Formkörpern jeder Art verwendet werden. Insbesondere können Formköφer durch Spritzguss hergestellt werden. Beispiele für herstellbare Formköφer sind: Gehäuse jeder Art, z.B. für Haushaltsgeräte,
Steckerleisten und Leuchtensockel sowie insbesondere Teile aus dem Kraftfahrzeugsektor.
Die Erfindung soll anhand der folgenden Beispiele erläutert werden:
Eingesetzte Komponenten
Beispiel A
Polyvinylcyclohexan - Homopolymer
Der Autoklav wird mit Inertgas (Stickstoff) gespült. Die eingesetzte Polymerlösung wird über einen Filter SBF-101-S16 (Firma Loeffler, Filter-Technik, Nettersheim, Deutschland) filtriert und zusammen mit dem Katalysator in den Autoklav gegeben (Tabelle 1). Nach dem Verschließen wird mehrmals mit Schutzgas, dann mit Wasserstoffbeaufschlagt. Nach dem Entspannen wird der jeweilige Wasserstoffdruck eingestellt und unter Rühren auf die entsprechende Reaktionstemperatur geheizt. Der Reaktionsdruck wird nach Einsetzen der Wasserstoffaufhahme konstant gehalten. Die Reaktionszeit ist definiert vom Aufheizen des Ansatzes bis zu der Zeit, wenn die Wasserstoffaufhahme ihrem Sättigungswert zustrebt.
Nach beendeter Hydrierung wird die Polymerlösung über einen Druckfilter, welcher mit einem Teflon-Gewebe (B43-MU10, Firma Dr. M, Männendorf, Schweiz) belegt ist, filtriert. Die Produktlösung wird anschließend über einen 0,2 μm Teflonfilter (Firma Pall Filtertechnik, Dreieich, Deutschland) filtriert. Die Polymerlösung wird mit Irganox XP 420 FF stabilisiert (CIBA Speciality Chemicals, Basel, Schweiz) und nochmals mit dem genannten 0,2 μm Filter filtriert. Danach wird die Polymerlösung bei 240°C vom Lösungsmittel befreit, die Schmelze wird über ein 20 μm Filter filtriert und das Produkt zu Granulat verarbeitet. Weder aromatische noch olefinische Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindung sind anhand 1H-NMR-Spektroskopie nachweisbar.
Tabelle 1 Hydrierung von Polystyrol
1) Polystyrol, Typ 158 k glasklar, Mw=280000 g/mol, BASF AG, Ludwigshafen, Deutschland
2) Ni/SiO2/Al2O3, Ni-5136 P, Engelhard, De Meern, Niederlande
3) Ermittelt durch 1H-NMR Spektroskopie
Pfropfpolymerisat Bl Pfropfcopolymerisat erhalten durch radikalische Emulsionspolymerisation von 45
Gew.-Teilen Styrol in Gegenwart von 55 Gew.-Teilen (gerechnet als Feststoff) eines Polybutadienlatex mit einem mittleren Teilchendurchmesser (d50 ) von ca. 130 nm und einem Gelgehalt von ca. 90 Gew.-%.
Pfropfpolymerisat B2
Pfropfcopolymerisat erhalten durch radikalische Emulsionspolymerisation von 45 Gew.-Teilen Styrol in Gegenwart von 55 Gew.-Teilen (gerechnet als Feststoff) eines Polybutadienlatex mit einem mittleren Teilchendurchmesser (d50 ) von ca. 420 nm und einem Gelgehalt von ca. 80 Gew.-%.
Pfropfpolymerisat B3
Pfropfcopolymerisat erhalten durch radikalische Emulsionspolymerisation von 25 Gew.-Teilen Styrol in Gegenwart von 75 Gew.-Teilen (gerechnet als Feststoff) eines
Polybutadienlatex mit einem mittleren Teilchendurchmesser (d50 ) von ca. 420 nm und einem Gelgehalt von ca. 80 Gew.-%.
Pfropfpolymerisat B4
Pfropfcopolymerisat erhalten durch radikalische Emulsionspolymerisation von 45 Gew.-Teilen einer Mischung aus Styrol und Acrylnitril (Gew.-Verhältnis 73:27) in Gegenwart von 55 Gew.-Teilen (gerechnet als Feststoff) eines Polybutadienlatex mit einem mittleren Teilchendurchmesser (d 0 ) von ca. 130 nm und einem Gelgehalt von ca. 90 Gew.-%.
Pfropfpolymerisat B5
Pfropfcopolymerisat erhalten durch radikalische Emulsionspolymerisation von 45 Gew.-Teilen einer Mischung aus Styrol und Acrylnitril (Gew.-Verhältnis 73:27) in Gegenwart von 55 Gew.-Teilen (gerechnet als Feststoff) eines Polybutadienlatex mit einem mittleren Teilchendurchmesser (d50 ) von ca. 420 nm und einem Gelgehalt von ca. 80 Gew.-%.
Pfropfpolymerisat B6
Pfropfcopolymerisat erhalten durch radikalische Emulsionspolymerisation von 45 Gew.-Teilen Methylmethacrylat in Gegenwart von 55 Gew.-Teilen (gerechnet als
Feststoff) eines Polybutadienlatex mit einem mittleren Teilchendurchmesser (d50 ) von ca. 420 nm und einem Gelgehalt von ca. 80 Gew.-%.
Herstellung der erfindungsgemäßen Mischungen PVCH-Homopolymer (Beispiel A) (gewichtsmittleres Molekulargewicht Mw =
161 200, Dichte p = 0,947 g-cm'3 und Glasübergangstemperatur Tg = 148°C) wird zusammen mit den unter Bl bis B6 beschriebenen Pfropfcopolymerisaten in den in Tabelle 2 angegebenen Mengen in einem Pomini-Farrel-Kneter bei einer Verarbeitungstemperatur von 236°C drei Minuten bei 200 U/Min. vermischt, anschließend gewalzt, in Streifen geschnitten und gehäkselt. Aus dem entstandenen Granulat werden Formköφer spritzgegossen und polymeφhysikalisch untersucht.
Tabelle 2 : Zusammensetzungen und Prüfwerte der untersuchten Formmassen
Zur Charakterisierung der Rohstoffe und Folien wurden folgende Messmethoden benutzt:
Molekulargewicht Mw
Das gewichtsmittlere Molekulargewicht Mw, welches in der Beschreibung der Beispiele und in den Ansprüchen angegeben ist, gibt das Gewichtsmittel des Molekulargewichtes an. Zu seiner Bestimmung wird eine Zwei-Detektor-Gelpermeationschro- matographie verwendet (0,5 Gew.% Lösung, Lösungsmittel Tetrahydrofuran, 25°C, Polystyrol-Standard). Die Detektion erfolgt mittels UV-Absoφtionsspektroskopie bei 254 nm sowie mittels Differentialrefraktometrie der Fraktionen. Die Kalibrierung erfolgt über mehrere Polystyrolstandards bekannter Molekulargewichte.
Glasübergangstemperatur Tg
Spritzgussnormköφer (Flachstäbe 80x10x4 mm) der Proben wurden mittels DMA (Dynamisch-Mechanische Analyse) untersucht. Dabei wird der komplexe Schubmodul in Abhängigkeit von der Temperatur bei einer Messfrequenz von 1 Hz ermittelt. Messgerät: RDA-II der Firma Rheometrics.
Dichte
Die Bestimmung der Dichte erfolgt nach dem Archimedischen Prinzip mittels des Dichte-Kits für Mettler AT- Waagen.
Bestimmung des Deformationsverhaltens
Das Bruchverhalten der Proben (An) sowie die maximale Kraft (Fmax) wurden durch schnelle Dreipunktbiegung der ungekerbten Probeköφer (80x10x4 mm )bei Raum- temperatur (RT) an einer Fallapparatur mit 40 mm Abstand der Unterstützungs-
punkte, Fallhöhe 50 cm, Finnendurchmesser 4 mm, in Anlehnung an ISO R 179 untersucht.
Glanzmessung
Als Glanz wird nach DIN 67 530 der regulär reflektierte Lichtanteil, bezogen auf einen unter definiertem Winkel zum Lot einfallenden Lichtstrahl, bezeichnet. Der Glanz wird in Glanzeinheiten GE angegeben, die auf einen Schwarzglasstandard bezogen werden. Die Messungen wurden unter einem Winkel von 60° durchgeführt.
Bestimmung der Vicat-Erweichungstemperatur VST B/50
VST B/50 ist die Temperatur, bei der ein festgelegter Eindringköφer unter einer Kraft von 50 N (Verfahren B) bei einer Temperatursteigerung des Flüssigkeitsbades von 50 K h 1 mm tief in die Oberfläche des Kunststoffprüfköφers eindringt. Die
Messungen wurden in Anlehnung an DIN 53 460 bzw. ISO 306 durchgeführt.
Wie aus Tabelle 2 zu entnehmen ist, zeigen die erfindungsgemäßen Formmassen deutlich verbesserte Schlagzähigkeitswerte sowie die gewünschte gleichmäßig matte Oberfläche.
Gleichzeitig bleibt die für übliche Anwendungen notwendige Wärmeformbeständigkeit auf einem genügend hohen Niveau.