Vorrichtung zur Untersuchung der Augenmotilität
Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zur Untersuchung der Augenmotilität nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Zur Erkennung von Augenmotilitätsstörungen beziehungsweise von echtem oder latentem Schielen besteht eine herkömmliche Untersuchungsmethode darin, daß der Proband simultan mit beiden Augen auf einen weißen, punktförmigen Lichtfleck blickt, wobei vor einem Auge ein (Dunkel-) Rotglas plaziert wird. Dieses Auge nimmt dann als sogenanntes Führungsauge nur das weiße Licht als roten Lichtfleck ohne Umgebung wahr. Das andere Auge sieht das weiße Licht und die Umgebung als Doppelbild. Auf diese Weise werden die Seheindrücke der beiden Augen getrennt. Wenn beide Augen nicht entsprechend parallel ausgerichtet sind bzw. das Licht nicht auf korrepondierende Netz- hautbereiche abgebildet wird, ergibt sich für den Probanden subjektiv eine Abweichung des weißen vom roten Lichtfleck. Zur Erfassung des horizontalen und vertikalen Abstandes beider Lichtflecke wird herkömmlicherweise ein mit einer Gitternetzeinteilung versehener Anzeigeschirm, z.B. eine sogenannte Tangentenskala nach Harms, verwendet, in dessen Mitte eine punktförmige Weißlichtquelle zur Bereitstellung des punktförmigen Lichtflecks angeordnet wird. Der Proband zeigt mit ei-
nem optischen Zeigegerät auf die Stelle des Anzeigeschirms, an der er subjektiv den roten Lichtfleck wahrnimmt, wodurch dann das Untersuchungspersonal am Anzeigeschirm den Abstand dieses Zeigerlichtflecks vom mittigen Fixierlichtfleck ablesen und daraus z.B. den Schielwinkel qualitativ hinsichtlich Konvergenz, Divergenz bzw. Vertikaldifferenz und quantitativ bestimmen kann.
Um die Untersuchung für verschiedene Blickrichtungen durchführen zu können, erhält der Proband herkömmlicherweise eine Stirnlampe, die ein Zeigerlicht auf die Tangentenskala proji- ziert. Die Wahrnehmung von Doppelbildern für verschiedene Blickrichtungen kann nun dadurch geprüft werden, daß der Kopf des Probanden in verschiedene Richtungen geneigt wird und der Proband stets auf das mittige Fixierlicht der Tangentenskala blickt. Die Kopfneigung wird dann über das Ablesen des Zeigerlichts an der Tangentenskala ermittelt . Wird statt einer punktförmigen eine linienförmige, z.B. über einen Schrittmotor drehbare Fixierlichtquelle verwendet, so können mit dieser Untersuchungstechnik auch Rotationsdifferenzen zwischen beiden Augen gemessen werden. Der Proband erhält dabei eine Steuereinheit zur Rotation der linienförmigen Fixierlichtquelle und gleicht die von ihm wahrgenommenen roten und weißen Lichtlinien aufeinander ab.
Die oben erläuterte, herkömmliche Untersuchungsmethode ist relativ platzintensiv, da eine typischerweise 3mx3m große Tangentenskala verwendet wird, und personalintensiv, da Untersuchungspersonal zum Ablesen und zur Interpretation der diversen Informationen von der Tangentenskala benötigt wird.
In der Offenlegungsschrift WO 96/13195 AI sind ein Verfahren und eine gattungsgemäße Vorrichtung zur Bestimmung von Horizontal-, Vertikal- und/oder Zyklodeviationen am Auge eines Probanden beschrieben, wobei eine Einrichtung zum Erzeugen eines im wesentlichen punktförmigen und/oder linienförmigen Fixierlichts an einer im Blickfeld des Probanden angeordneten
Tafel vorgesehen ist. Das Fixierlicht wird von einer Optik als virtueller Objektpunkt bzw. virtuelle Objektlinie an vorgegebenen Positionen an der Tafel abgebildet. Weiter sind Mittel vorgesehen, um den Kopf des Probanden hinsichtlich Abstand und Orientierung zur Tafel fixiert zu halten. Zum Anzeigen des subjektiven Seheindrucks dient ein vom Probanden bedienbares Zeigegerät als Teil einer Projektionsoptik, das ein Zeigerlicht als virtuellen Objektpunkt an der Tafel abbildet. Das Maß an vom Probanden vorgenommener Verstellung am Zeigegerät zum Anzeigen des subjektiven Seheindrucks kann sensorisch erfaßt und optisch angezeigt und/oder einem Mikroprozessor zugeleitet werden.
Der Erfindung liegt als technisches Problem die Bereitstellung einer Vorrichtung der eingangs genannten Art zugrunde, mit der sich ein oder mehrere Augenmotilitätsparameter vergleichsweise platz-, zeit- und personalsparend untersuchen lassen.
Die Erfindung löst dieses Problem durch die Bereitstellung einer Vorrichtung zur Untersuchung der Augenmotilität mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Bei dieser Vorrichtung sind Lagesensormittel zur Einstellung und/oder Erfassung von Orientierung und Entfernung des Kopfes des Probanden relativ zur Anzeigefläche und/oder eine Zeigerlagebestimmungssensorik zur sensorischen Erfassung der Lage der den subjektiven Seheindruck des Probanden repräsentierenden Zeigerstellen auf der Anzeigefläche vorgesehen. Zudem sind rechnergestützte Auswertemittel vorgesehen, denen die Informationen über die Probandenkopflage relativ zur Anzeigefläche und über die Zeigerstellenlage auf der Anzeigefläche zugeführt werden und die diese Informationen zur Bestimmung wenigstens einer Augenmo- tilitäts-Kenngröße, wie z.B. des Schielwinkels, auswerten.
Mit dieser Vorrichtung wird folglich die Motilitätsprüfung verglichen mit der oben erläuterten, herkömmlichen Vorgehens- weise signifikant automatisiert. Die rechnergestützten Auswertemittel nehmen dem Untersuchungspersonal die entsprechen-
den Auswertetätigkeiten ab. Bei Vorhandensein der Lagesensormittel zur Einstellung und/oder Erfassung von Orientierung und Entfernung des Kopfes des Probanden relativ zur Anzeigefläche vereinfacht sich die Justierung des Kopfes des Probanden für das Untersuchungspersonal, oder es ist möglich, die ProbandenkopfStellung unfixiert zu belassen und sensorisch zu erfassen und in den Auswertemitteln entsprechend zu berücksichtigen. Bei Vorhandensein der Zeigerlagebestimmungssensorik entfällt für das Untersuchungspersonal das Ablesen der Stelle auf der Anzeigefläche, auf die der Proband zeigt, dies wird vielmehr vom System selbsttätig vorgenommen. Bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung kann eine gegenüber den herkömmlichen Ausmaßen deutlich kleinere Tangentenskala oder ein vergleichbarer, gitternetzstrukturierter Anzeigeschirm oder auch eine einfachere, unstrukturierte Anzeigefläche, wie eine einfache Wand, verwendet werden.
Bei einer nach Anspruch 2 weitergebildeten Vorrichtung ist die Anzeigefläche annäherungssensitiv, z.B. berührungssensitiv, ausgelegt. Für diesen Zweck ist beispielsweise ein gängiges sogenanntes Digitalisierbrett verwendbar. Der Proband kann dann z.B. mit einem Finger oder einem Zeigerstab die seinem subjetiven Seheindruck jeweils entsprechende Zeigerstelle auf der Anzeigefläche markieren, deren Annäherungssen- sorik diese Zeigerinformation aufnimmt und sie als ortsaufgelöste Zeigerstelleninformation an die rechnergestützten Auswertemittel weiterleitet. Ein Ablesen der Zeigerstelle durch Untersuchungspersonal entfällt.
Eine nach Anspruch 3 weitergebildete Vorrichtung weist eine fotosensitive Anzeigefläche auf, und für die Anzeige seines subjektiven Seheindrucks ist für den Probanden ein Lichtzeigergerät zur Erzeugung eines entsprechenden punktförmigen oder eine sonstige Struktur aufweisenden Lichtflecks vorgesehen. Die Fotosensormittel der Anzeigefläche erfassen dann den Ort, auf den der Proband entsprechend seinem subjektiven Seheindruck den Lichtfleck richtet, und geben die betreffende
ortsaufgelöste Zeigerstelleninformation an die rechnergestützten Auswertemittel weiter.
Bei einer nach Anspruch 4 weitergebildeten Vorrichtung beinhalten die Zeigermittel ein vom Probanden bedienbares, mobiles Zeigergerät, dem eine Zeigergerät-Lagesensorik zugeordnet ist, welche die genaue Lage, d.h. Position und Orientierung, des Zeigergerätes im dreidimensionalen Raum als Maß für die Zeigerstelle auf der Anzeigefläche umfaßt, auf die der Proband mit dem Zeigergerät zeigt. Auf diese Weise kann die Zeigerstelleninformation vom System selbsttätig gewonnen werden, ohne entsprechende Sensormittel an der Anzeigefläche zu benötigen.
Bei einer nach Anspruch 5 weitergebildeten Vorrichtung ist zur Bestimmung der Kopflage des Probanden eine Kopflichtpro- jektionseinrichtung am Kopf des Probanden fixierbar, die einen oder mehrere köpflageindikative Lichtflecke auf eine fotosensitiv ausgelegte Anzeigefläche projiziert. Deren Fotosensormittel stellen dann den genauen Ort des köpflageindika- tiven Lichtflecks auf der Anzeigefläche fest und leiten die entsprechende Kopflageinformation an die rechnergestützten Auswertemittel weiter. Eine feste Fixierung des Kopfes des Probanden kann auf diese Weise entfallen.
Letzteres ist auch bei einer nach Anspruch 6 weitergebildeten Vorrichtung möglich, die ein kopfgetragenes Trackingsystem umfaßt, das die Kopflage des Probanden im dreidimensionalen Raum erfaßt, woraus dann bei bekannter Anordnung der Anzeigefläche die Orientierung und Entfernung des Kopfes des Probanden von selbiger ermittelt werden kann. Mit dieser Vorrichtung kann somit die Kopfstellung des Probanden teilweise oder völlig unfixiert bleiben und ohne anzeigeflächenseitige Sen- sorik vom System selbsttätig erfaßt werden.
Bei einer nach Anspruch 7 weitergebildeten Vorrichtung beinhalten die Probandenkopf-Lagebestimmungsmittel eine optische
oder Ultraschall-Abstandsmeßeinrichtung, mit der vom System selbsttätig der Abstand und gegebenenfalls auch die laterale Position des Kopfes des Probanden von der Anzeigefläche festgestellt werden kann.
Eine nach Anspruch 8 weitergebildete Vorrichtung umfaßt ein Videokamerasystem mit zugehöriger Bildauswertung, das die Kopflage des Probanden im Raum, die Lage eines vom Probanden bedienbaren Zeigergerätes im Raum, die Position eines den subjektiven Seheindruck des Probanden repräsentierenden Zeigerlichtflecks auf der Anzeigefläche und/oder die Position eines die Kopflage indizierenden, von einer Kopflichtprojek- tionseinrichtung erzeugten Lichtflecks auf der Anzeigefläche ermittelt .
Bei einer nach Anspruch 9 weitergebildeten Vorrichtung beinhalten die rechnergestützten Auswertemittel ein neuronales Netzwerk oder ein Expertensystem, wie sie dem Fachmann als solche bekannt sind, wobei sie vorliegend zur diagnostischen Auswertung hinsichtlich einer oder mehrerer Augenmotili- tätsparameter ausgelegt sind. Eine Realisierung ist dem Fachmann unter Verwendung der für diesen Diagnosezweck an sich bekannten Auswertealgorithmen möglich, die er in das betreffende neuronale Netzwerk bzw. Expertensystem implementiert.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind ir¬ den übrigen Unteransprüchen angegeben.
Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung sind in den Zeichnungen dargestellt und werden nachfolgend beschrieben. Hierbei zeigen:
Fig. 1 eine schematische Blockdarstellung einer Vorrichtung zur Untersuchung der Augenmotilität,
Fig. 2 eine Draufsicht auf ein in der Vorrichtung von Fig. 1 als Anzeigefläche verwendbares Digitalisierbrett,
Fig. 3 eine Perspektivansicht eines weiteren Beispiels für eine berührsensitive Anzeigefläche mit zugehöriger Geräteperipherie ,
Fig. 4 ein Struktogramm über eine Datenanalyse,
Fig. 5 eine Ergebnisdarstellung von Rohdaten über den Schielwinkel und
Fig. 6 Darstellung eines Kurvenscharextraktionsvorgangs .
Die in Fig. 1 schematisch gezeigte Vorrichtung zur Augenmoti- litätsuntersuchung beinhaltet eine Anzeigetafel 1, die mit mindestens einer punktförmigen, mittig angeordneten Fixierlichtquelle 3 und einer Gitternetz-Skaleneinteilung 9 ausgestattet ist. Der Anzeigetafel 1 sind Zeigermittel 2 zugeordnet, die vom Probanden zum Anzeigen von seinen subjektiven Seheindruck repräsentierenden Zeigerstellen auf der Anzeigetafel 1 betätigbar sind. Des weiteren sind Mittel 4 zur Bestimmung der Probandenkopflage hinsichtlich Stellung und Entfernung relativ zur Anzeigetafel 1 vorgesehen. Die daraus gewonnenen Informationen über die Zeigerstellenposition auf der Anzeigetafel 1 und über die Probandenkopflage relativ zur Anzeigetafel 1 werden von einem angeschlossenen Auswerterechner 7 aufgenommen und zu Diagnosezwecken ausgewertet, z.B. zur Schielwinkelbestimmung. Auf einem Monitor 6 können die vom Rechner 7 gewonnenen Untersuchungsergebnisse sowie der Ablauf der Untersuchung dargestellt werden. Ein Drucker 8 dient dazu, entsprechende Daten auszudrucken.
Eine Untersuchungstechnik mit Fusionstrennung besteht darin, daß die in der Mitte, d.h. der Längsmittenachse 5 der Anzeigetafel 1 liegende Lichtquelle 3, z.B. eine LED, ein weißes Fixierlicht abstrahlt, das der Proband mit einem Auge durch ein Rotglas, mit dem anderen hingegen unabgedeckt anschaut. Der Proband nimmt dann diese Lichtquelle 3 aufgrund Fusions-
trennung doppelt wahr. Die Position der ihm rot erscheinenden Lichtquelle markiert der Proband oder das Untersuchungspersonal mit dem Zeigergerät 2 auf der Anzeigetafel 1. Das System erkennt dann selbsttätig die Stelle des Zeiger- bzw. Markierflecks auf der Anzeigetafel 1, und der Rechner 7 ermittelt daraus den Abstand zwischen der Zeigerstelle und der Fixierlichtquelle 3 und daraus die Winkelabweichung zwischen rechtem und linkem Auge. Dieser Vorgang wird für verschiedene Blickrichtungen durchgeführt.
Die systemimmanente Erfassung der Position des Markier- bzw. Zeigerflecks auf der Anzeigetafel 1, der den subjektiven Seheindruck des Probanden repräsentiert, kann z.B. dadurch erfolgen, daß die Anzeigetafel annäherungssensitiv, z.B. berührsensitiv, ausgelegt ist. Die Annäherungssensorik kann in herkömmlicher Weise auf einem kapazitiven, elektromagnetischen, oberflächenakustischen oder resistiven Funktionsprinzip beruhen. Insbesondere kann sie hierzu von einem Digitalisierbrett an sich herkömmlicher Art gebildet sein, das mit der mittigen Fixierlichtquelle 3 und bei Bedarf mit der Skalenstruktur 9 versehen ist. Der Proband zeigt dann mit seinem Finger oder einem Zeigerstab auf die entsprechende Stelle des Digitalisierbretts, dessen Annäherungssensorik den Ort der Annäherung bzw. Berührung erkennt und als Zeigerstelleninformation an den Rechner 7 weiterleitet . Die verschiedenen Blickrichtungen können ebenfalls systemimmanent z.B. dadurch erfaßt werden, daß die Probandenkopf-Lagebestimmungsmittel 4 ein am Kopf des Probanden getragenes, herkömmliches sogenanntes Trackingsystem beinhalten, das in der Lage ist, die Probandenkopflage im dreidimensionalen Raum sensorisch zu erfassen und an den Rechner 7 zu melden. Gegebenenfalls genügt die Meldung des Kopfneigungswinkels relativ zur Längsmittelachse 5 der Anzeigetafel 1, wenn der Abstand des Kopfes des Probanden von der Anzeigetafel 1 anderweitig bekannt ist oder erfaßt wird, z.B. durch eine abstandsmäßige Fixierung oder eine zu diesem Zweck vorgesehene optische oder Ultraschallab- standsmeßeinrichtung. Eine weitere Möglichkeit zur Einstel-
lung verschiedener Blickrichtungen besteht darin, daß ohne Kopfbewegung des Probanden dieser mehrere, exzentrisch auf der Anzeigetafel 1 installierte Fixierlichtquellen fixiert. Als weitere Alternative kann vorgesehen sein, eine fotosensitive Anzeigetafel 1 zu verwenden und am Kopf des Probanden eine Kopflichtprojektionseinrichtung zu fixieren, die einen köpflageindikativen Lichtfleck auf der fotosensitiven Anzeigefläche 1 erzeugt. Dieser Lichtfleck kann von den Fotosensormitteln der Anzeigetafel 1 ortsaufgelöst erkannt und dem Rechner 7 gemeldet werden, der daraus die aktuelle Kopfneigung bestimmen kann. Bei Bedarf kann die Position des köpflageindikativen Lichtflecks auch vom Untersuchungspersonal an einer mit der Skalierung 9 versehenen Anzeigetafel 1 abgelesen und in den Rechner 7 eingegeben werden.
Als weitere Untersuchungsvariante kann eine linienförmige statt punktförmige Fixierlichtquelle 3 angezeigt werden, z.B. mit Hilfe eines geeigneten Diffusors. Dies dient der Messung und Berechnung der Zyklorotation der Augen, wozu der Proband einzelne Punkte des sich für ihn ergebenden Liniendoppelbil- des markiert. Als weitere Anwendung kann mit dem Zeigergerät 2 das Feld binokularen Einfachsehens markiert werden, wobei der Proband in diesem Fall keinen Farbfilter vor einem Auge trägt, sondern die Außengrenzen auf der Anzeigetafel 1 markiert, unter denen er das Fixierlicht einfach wahrnimmt. Es versteht sich, daß die Fixierlichtquelle 3 nicht zwingend weiß sein muß, sondern eine beliebige Farbe haben kann. Sie kann vom Rechner 7 oder per Handschalter ein- und ausgeschaltet werden. Die vom Probanden zu tragende Brille kann neben dem erwähnten Farbfilter je nach Anwendungsfall ein oder mehrere sphärische Gläser und/oder Prismen enthalten. Die Kopflichtprojektionseinrichtung kann jede beliebige, gewünschte Lichtfleckform beinhalten, wie einen Punkt oder ein Kreuz, wobei die Lichtquelle z.B. von einem Laser gebildet sein kann. Statt durch die erwähnte linienförmige Fixierlichtquelle kann die Zyklorotation der Augen auch durch eine gleichzeitige Darbietung von mindestens zwei einzelnen Fi-
xierlichtpunkten gemessen werden. Zur diagnostischen Auswertung kann der Rechner 7 ein Expertensystem oder ein neuronales Netz herkömmlichen Typs enthalten, in welchem die erforderlichen, dem Fachmann geläufigen Auswertealgorithmen implementiert sind.
Fig. 2 zeigt in der Draufsicht eine als Anzeigetafel 1 in der Vorrichtung von Fig. 1 verwendbare, berühr- und/oder fotosensitive Digitalisiertafel la in größerem Detail. An dieser Digitalisiereinheit bzw. diesem Digitalisierbrett la ist mittig die Fixierlichtquelle 3 angebracht, die statt einer punktförmigen Lichtabstrahlung auch die Darstellung einer linienförmigen Lichtquelle 11 erlaubt, wozu ihr ein entsprechender Diffusor zugeordnet wird. Mit der linienförmigen Fixierlichtquelle 11 kann, wie gesagt, die Zykloration der Augen ermittelt werden. Die Fixierlichtlinie 11 kann zudem durch einen Schrittmotor 22, der mit einer automatischen Steuerung vom Rechner 7 oder einer Handsteuerung betätigt werden kann, um die Längsmittelachse des Digitalisierbretts la rotiert werden, wodurch der Proband sein Liniendoppelbild abgleichen kann. Alternativ kann der Abgleich aus dem Markieren einzelner Punkte dieser Linie bestehen. Alternativ zur Verwendung der Linienlichtquelle 11 kann die Anordnung mehrerer einzelner Fixierlichtquellen 17 auf einer Linie vorgesehen sein. Es versteht sich, daß sich das Digitalisierbrett la von Fig. 2 auch zur Markierung des Feldes binokularen Einfachsehens eignet .
Zur selbsttätigen Erfassung der Zeiger- bzw. Markierstelle ist wenigstens ein bestimmter Teilbereich 15 des Digitalisierbretts la annäherungs- und/oder fotosensitiv ausgelegt. Bei berührsensitiver Auslegung erfaßt die zugehörige Berühr- sensorik den Ort auf dem Digitalisierbrett la, den der Proband mit einem Finger oder einem Zeigestab oder dergleichen berührt. Bei fotosensitiver Auslegung ist dem Digitalisier- brett la ein optisches Zeigergerät zugeordnet, mit dem der Proband einen entsprechenden Lichtfleck auf die zu markieren-
de Stelle des Digitalisierbrettes 1 richten kann. Dessen Fotosensormittel erfassen den Ort dieses Zeigerlichtflecks und melden ihn an den Auswerterechner 7. Alternativ kann eine systemimmanente Erfassung der Markier- bzw. Zeigerstelle durch zwei Kameras 10, 14 erfolgen, die in der Mitte zweier angrenzender Anzeigetafelseiten jeweils mit Sichtfeld parallel zur Anzeigetafel angeordnet werden und so die horizontale und vertikale Position eines Fingers oder Zeigestabes etc. erfassen, wozu ihnen eine geeignete Bildauswertung zugeordnet ist, die sich im Auswerterechner 7 befinden kann. Anstelle der Kameras 10, 14 können dort Infrarot -Sender positioniert werden, denen dann auf der jeweils gegenüberliegenden Anzeigetafelseite entsprechende Infrarot-Sensoren 12 zugeordnet sind.
Wenn zur Kopflageerfassung eine Kopflichtprojektionseinrichtung am Kopf des Probanden fixiert wird, können korrespondierende Fotowiderstände 19 auf der Anzeigetafel la vorgesehen sein, welche die Richtung der köpfgetragenen Projektionsleuchte anhand des auftreffenden, köpflageindikativen Lichtflecks erfassen. Zur Bestimmung des Abstandes des Probanden von der Tafel la können zwei Lichtprojektionssysteme 13 in einem definierten Winkel ihrer optischen Achsen zueinander am Kopf des Probanden, insbesondere an einer von ihm zu tragenden Brille oder alternativ auf der Tafel la angebracht sein. Im Fall der Projektion des Lichtflecks vom Kopf des Probanden auf die Tafel la fallen die Schnittpunkte der Projektionslichtflecke bei definiertem Abstand des Kopfes des Probanden von der Tafel la in einem Punkt zusammen. Im Fall der Projektion von der Tafel la auf das Gesicht des Probanden fallen die Projektionslichtflecke entsprechend bei definiertem Abstand im Gesicht des Probanden zusammen, was dann jeweils den gewünschten Untersuchungsabstand darstellt . Bei Verwendung horizontal und vertikal ausgerichteter Projektionsfiguren kann eine gerade Kopfhaltung des Probanden geprüft werden. Alternativ kann die Einstellung bzw. Erfassung des Abstandes des Kopfes des Probanden von der Tafel la mittels einer Ul- traschallabstandsmeßeinheit 16 erfolgen. Dabei kann der Ul-
traschallwandler an der Tafel la oder am Kopf des Probanden fixiert sein.
Vorzugsweise ist die am Digitalisierbrett la angebrachte Skala mit Angabe von Winkelgraden austauschbar. In Betracht kommt auch die Verwendung eines zentralen Anzeigebildschirms 21, was dann auch die Möglichkeit bietet, die Markier- bzw. Zeigerstelle, die den subjektiven Seheindruck des Probanden wiedergibt, über eine Cursorsteuerung, z.B. eine Computermaus, zu erfassen. Eine weitere Option zur Bestimmung der Markier- bzw. Zeigerstelle auf der Tafel la besteht in der Verwendung eines Videokamerasystems mit zugeordneter Bildauswertung, über die dann die Position einer berührenden oder optischen Anzeige der Markierstelle durch den Probanden auf der Tafel la ortsaufgelöst bestimmt werden kann.
Die Lagefixierung des Kopfes des Probanden relativ zur Anzeigetafel la hinsichtlich Kopfneigungswinkel kann alternativ dadurch erfolgen, daß die Fixierlichtquelle 3 oder eine zusätzliche Lichtquelle 23 in einer Hülse 24 definierter Länge oder in entsprechender Tiefe versenkt an der Tafel la angeordnet ist und so nur bei definierter Kopfposition vom Probanden gesehen werden kann.
Optional kann die Kopflage des Probanden und/oder die Lage des zur Markierung der für den subjektiven Seheindruck repräsentativen Zeigerstelle auf der Anzeigetafel 1 mittels eines jeweils zugeordneten, dreidimensionalen Trackingsystems herkömmlicher Bauart bestimmt werden, das mindestens die Ermittlung der Verkippung des Markiergerätes bzw. des Kopfes des Probanden ermöglicht und dem Auswerterechner 7 entsprechende Daten über die horizontale, vertikale und rotatorische Verkippung meldet. Wenn ein solches Probandenkopf-Trackingsystem um eine Abstandsmessung beispielsweise durch Ultraschall oder ein optisches oder elektromagnetisches Meßverfahren erweitert wird, ist die Kopflage im dreidimensionalen Raum insgesamt systemseitig erfaßbar, ohne daß der Kopf des Probanden fi-
xiert werden muß. Eine weitere Möglichkeit, die Kopflage bei nicht fixiertem Kopf des Probanden zu erfassen, besteht darin, an diesem, wie erwähnt, eine punktförmige Lichtquelle anzubringen und die Anzeigetafel 1 flächig fotosensitiv auszulegen, so daß diese den projizierten Lichtfleck ortsaufgelöst erfaßt, woraus die Kopfneigung vom Auswerterechner 7 bestimmt werden kann. Dieser kann dann durch z.B. optische Anzeigemittel an der Anzeigetafel 1 bei Bedarf auch dafür sorgen, daß der Proband seinen Kopf in eine bestimmte, gewünschte Untersuchungsstellung bringt, indem er den von seiner Kopflichtprojektionseinrichtung projizierten Lichtfleck mit der an der Anzeigetafel 1 aktivierten Fixiermarkierung, die z.B. auch ein Bildschirm-Mauszeiger sein kann, in Übereinstimmung bringt.
Wenn dem Zeigergerät 2 ein solches dreidimensionales Trackingsystem zugeordnet wird, kann die beschriebene berühr- oder fotosensitive Markierstellenerfassung an der Anzeigetafel 1 entfallen. Die Markier- bzw. Zeigerstelle kann in diesem Fall vom Auswerterechner 7 indirekt aus den Lagedaten des dem Zeigergerät 2 zugeordneten Trackingsystems ermittelt werden.
Fig. 3 zeigt eine sehr komfortable und benutzerfreundliche Ausführungsform einer Augenmotilitätsuntersuchungsvorrich- tung. Bei diesem Ausführungsbeispiel ist die Anzeigefläche von einer vorzugsweise berühr- und/oder fotosensitiven Anzeigetafel lb gebildet, die in ihren Funktionalitäten im wesentlichen der Digitalisiertafel la von Fig. 2 entspricht und von einem höhenverstellbaren und auf Rollen montierten Rahmen 30 getragen wird. Die Anzeigetafel lb ist mit einer rechtwinkligen Gitternetzstruktur versehen, wobei alternativ auch eine Skalierung mit gekrümmten Linien verwendbar ist, und in der Mitte ist eine Fixierlicht-LED 31 angeordnet. Optional ist eine optische Abstandsmeßeinheit 32 in der Nähe des mittigen Fixierlichtes 31 auf der Tafel lb angebracht. Die Gitternetz- Hauptachsen 33 sind mit dicken Linien hervorgehoben gezeigt. Optional kann eine Ultraschall-Abstandsmeßeinheit 34 an der
Tafel lb angeordnet sein. Der aktive Meßbereich ist durch einen rechteckigen Rahmen 35 beschrieben. Innerhalb des aktiven Meßbereichs 35 ist zudem eine kreisförmige Skalierung 36 zur Messung der Zyklorotation vorgesehen. Im rechten oberen Eckbereich befinden sich ein Ein- und Ausschalter 37 in Form eines entsprechenden Berührschalters sowie eine LCD-Anzeige 42, an welcher der momentane Kopfabstand des Probanden zum Anzeigeschirm lb als Zahlenwert angezeigt werden kann. Optional ist eine Anzeige mit einer roten und grünen LED möglich, mit denen dann angezeigt werden kann, ob der Kopf des Probanden sich in einem für die Untersuchung richtigen Abstand zur Tafel lb befindet oder nicht .
Die vorzugsweise als berührsensitives Digitalisierbrett ausgelegte Anzeigetafel lb ist über ein Netzkabel 38 mit der nötigen Betriebsspannung versorgbar und gibt ihre diversen, oben erwähnten Meßinformationen über eine Datenleitung 39 an den z.B. von einem PC gebildeten Auswerterechner ab. Als Zeigergerät dient ein Zeigestab 40 mit Schnur, alternativ auch ein schnurloser Zeigestab. Eine Anzahl von z.B. sechzehn weiteren, über die Anzeigefläche lb verteilten Leuchtdioden 43, die vom Rechner ansteuerbar sind, läßt sich optional zur Blickführung und Kopfverkippung des Probanden während der Untersuchung nutzen.
Der gesamte Digitalisierbrettaufbau kann über einen Handgriff 41 und die Rollenlagerung in gewünschter Weise im Untersuchungsraum aufgestellt werden. Erwähnenswert ist, daß eine gegenüber herkömmlichen Tangentenskalen, Hess-Schirmen oder Maddox-Kreuzen relativ kleinflächige Anzeigetafel lb mit einer Abmessung von z.B. nur 80cmx80cm verwendbar ist. Des weiteren kann anstelle einer sensorbehafteten Anzeigefläche, wie des gezeigten Digitalisierbretts lb, erfindungsgemäß auch eine sensorfreie Anzeigefläche verwendet werden, z.B. eine einfache Wand eines Untersuchungsraums, wenn die Kopflageerfas- sung und die Markierstellenerfassung ohne Zuhilfenahme solcher Sensorik an der Anzeigefläche auskommt, wie dies im Fall
der erwähnten Trackingsysteme für die Kopfhaltung und das Zeigergerät möglich ist.
Zweckmäßigerweise ist der Anzeigetafel ein Mikrocontroller zugeordnet, der die Meßsignale der diversen Sensoren digitalisiert und an den Rechner weiterleitet sowie umgekehrt Steuersignale vom Rechner empfängt und zur Ansteuerung der diversen ansteuerbaren Einheiten an der Anzeigetafel umsetzt.
Je nach Anwendungsfall und Systemauslegung kann die erfindungsgemäße Vorrichtung insbesondere auch noch folgende weitere Maßnahmen und Eigenschaften beinhalten.
Für die Zeigermittel kann ein Zeigergerät mit Zusatzform z.B. in Gestalt eines Rings vorgesehen sein, das optional beleuchtbar ist. Damit kann der Patient im Endverlauf einer Untersuchung in die Lage versetzt werden, nicht mehr auf ein Fixationslicht zu deuten, sondern es mit der Zusatzform, z.B. dem Ring, "einzufangen" . Der Patient kann die Zusatzform häufig besser erkennen als beispielsweise eine konisch zulaufende Zeigerspitze, da der Ring nicht in das Doppelbildkotom fällt.
Für die Vermessung des Feldes des binokularen Einfachsehens ist ein mit einer Beleuchtung ausgestattetes Zeigermittel, z.B. eine punktförmige Lichtquelle, verwendbar. Von der Zeigerlagebestimmungssensorik wird diejenige Exzentrizität erfaßt, bei der dem Patienten die Lichtquelle des Zeigergerätes doppelt erscheint . In einem bevorzugten Untersuchungsverfahren wird dieser Vorgang für verschiedene Exzentrizitätsrichtungen wiederholt .
Die vorliegende Untersuchungsmethodik kann bei Bedarf zusammen mit einem Helm und/oder einer Brille verwendet werden, der bzw. die optische Elemente aufnehmen kann, wie Prismen, Filter und sphärische Linsen oder weitergehend einen
Kreuzprojektor, ein Distanzmeßsystem und/oder eine Trackinge- inheit .
Bei Verwendung eines zur Beobachtung des Patienten eingesetzten Kamerasystems kann dieses so implementiert sein, daß eine frontale Beobachtung des Patienten möglich ist, um sein Verhalten während der Untersuchung zu überwachen, seine Augenstellung fotografisch zu kokumentieren oder anhand von Hornhautreflexbildchen (Purkinje-Reflex) bei entsprechender Beleuchtung die Stellung der Augen unter Einsatz geeigneter Bildverarbeitungsmittel opjektiv zu vermessen.
Die Lagesensoriken zur Erfassung der Patientenkopflage und/oder des Zeigermittels sind je nach den Gegebenheiten ausgelegt. Ihre Funktion läßt sich in Freiheitsgrade einteilen, nämlich drei Freiheitsgrade für die Orientierung im Raum und drei Freiheitsgrade für die Position im Raum. Bei Wahl eines völlig unfixierten Zeigermittels bzw. bei völlig unfi- xierter Kopflage ist somit eine Lagesensorik zu verwenden, welche die Messung von fünf bis sechs Freiheitsgraden zuläßt. Ein teilfixiertes Zeigergerät bzw. ein System mit teilweiser Kopflagefixierung erfordert hingegegen eine Lagesensorik, die nur zwischen ein bis fünf Freiheitsgrade messen braucht .
Das Untersuchungssystem kann einen hand- oder fußbetätigbaren Schalter oder Taster beinhalten, der vom Untersuchungspersonal oder vom Patient bedient wird und insbesondere zur Erfassung der Meßergebnisse bzw. zur Steuerung der Meßwertübernahme durch den Rechner dienen kann, wenn der Patient ein Doppelbild lokalisiert hat .
Die erwähnte Fusions-/Seitentrennung kann nicht nur mit Hilfe eines Dunkelrotglases erfolgen, wie oben angegeben, sondern auch mit anderen Farbfiltern oder Farbfilterkombinationen, z.B. mit einer Rot/Grün-Brille. In gleicher Weise brauchen auch die verwendeten Lampen bzw. LEDs nicht ausschließlich für Weißlicht ausgelegt sein, sondern beispielsweise auch als
umschaltbare Rot/Grün-Lichtquellen. Ebenso ist die Verwendung von Polarisationsfiltern geräteseitig und patientenseitig möglich.
Zur Messung der Zyklorotation kann zusätzlich oder anstelle eines Schrittmachermotors ein Sensor, z.B. ein Potentiometer, zum Einsatz kommen.
Wenn mehrere Sensoren für eine Ultraschalldistanzmessung vorhanden sind, so ist mit diesen nicht nur der Abstand, sondern auch die Position im Raum meßbar. Damit können Veränderungen der Kopfposition gegenüber dem Gerät nicht nur in Bezug auf den Abstand, sondern auch in lateraler Richtung durch eine Triangulationstechnik erfaßt werden, wobei vorzugsweise am Kopf des Probanden ein Sender und an der Anzeigefläche mehrere beabstandete Empfänger positioniert sind.
Die von den vorhandenen Sensoren gelieferten Meßergebnisse werden vorzugsweise in einer Datenbank gespeichert. Bei Bedarf können die Meßdaten und/oder die daraus vom Rechner gewonnenen Untersuchungsdaten auch über Netzwerke, z.B. über das Internet, transportiert und an einer externen Stelle weiterverarbeitet und/oder gespeichert werden.
Eine Weiterverarbeitung der Meßdaten entweder lokal an der Untersuchungsstelle oder, wie zuvor erwähnt, an einer davon entfernten Auswertestelle kann, wie schon oben erwähnt, unter Einsatz neuronaler Netze oder Expertensysteme bzw. unter Verwendung geeigneter Auswertealgorithmen erfolgen. So kann z.B. eine Analyse der Meßergebnisse durch den Rechner selbsttätig dahingehend erfolgen, daß die Blickrichtungen entlang horizontaler, vertikaler und radialer Achsen ermittelt werden. Die Auswertedaten können dann vorzugsweise wiederum selbsttätig durch den Rechner zur Feststellung möglicher Augenfehl- funktionen diagnostisch interpretiert werden. Weitergehend kann durch die Rechnermittel vom System selbsttätig nicht nur eine Auswertung bzgl . der Diagnose erfolgen, sondern bei ent-
sprechender Systemauslegung kann das System geeignete Therapievorschläge im Sinne einer genauen qualitativen und quantitativen Anleitung geben, z.B. dahingehend, welche Prismenstärke in welcher Sehachse gewählt werden sollte, welche Dioptrienzahl zweckmäßig ist und/oder welche Augenmuskeln um wieviel Millimeter verändert werden sollten. Damit leistet das System ein weitgehend automatisiertes Augenuntersuchungs- verfahren und geht damit weit über eine Datenerfassung hinaus .
Die erwähnten LED- und anderen Lichtquellen können bei Bedarf zusammen mit Lichtleitern verwendet werden, wobei dann die eigentliche Lichtquelle in räumlicher Entfernung von der Anzeigefläche angeordnet und das Licht über den Lichtleiter zur Anzeigefläche geleitet werden kann. Das entsprechende Lichtleiterende wird dann an der Stelle positioniert, an der sich beim beschriebenen Ausführungsbeispiel die tatsächlichen Lichtquellen befinden. Diese Maßnahme ist besonders dann technisch von Bedeutung, wenn die Sensorik durch Verbraucher gestört wird.
Abschließend sei nochmals betont, daß mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung eine weitgehend automatisierte Augenmotili- tätsuntersuchung ermöglicht wird, bei der eine x/y- Koordinatenableitung in der Nähe durch Verwendung einer großflächigen, sensitiv ausgelegten Anzeigefläche oder in der Ferne durch Verwendung einer die Lage der Zeigermittel und/oder der Patientenkopflage nach ein bis sechs Freiheitsgraden im Raum erfassenden Lagesensorik realisiert wird. Das System kann selbsttätig eine Interpretation der Meßdaten hinsichtlich der Augenmotilität qualitativ und quantitativ vornehmen. Des weiteren kann es mittels Expertensystem, geeigneten Algorithmen und/oder einem neuronalen Netz mit Hilfe eines Rechners am Untersuchungsort oder eines externen, z.B. über das Internet angeschlossenen Rechners eine automatische Analyse und Weiterverarbeitung der Daten hinsichtlich Bewertung, Diagnose und/oder Therapie vornehmen.
Beschreibung der Datenanalyse und Datenverarbeitung
Figur 5a zeigt eine beispielhafte Darstellung von Meßpunkten mit radialen Exzentrizitäten von 0 Grad, 20 Grad und 30 Grad. Die zu untersuchenden Exzentrizitäten/ Blickrichtungen sind selbstverständlich variierbar oder erweiterbar. Abb. 5b zeigt die Darstellung von gemessenen Schielwinkeln in einem Doppelbildschema. (Zur besseren Verdeutlichung der Zuordnung wurden in das Schema Exzentrizitäten und nicht wie üblich Schielwinkel eingetragen.) Soll eine reine Darstellung der gemessenen Schielwinkel erfolgen so können in dieses Schema die Schielwinkel /Zyklorotationen für horizontale und/ oder vertikale Deviationen eingetragen werden. Zur besseren Visualisierung können die Schielewinkel graustufen-/farbcodiert oder form-/mustercodiert durch entsprechende Hervorhebung eingetragen werden. Die beschriebene linearisierte Darstellung der gemessenen Exzentrizitäten ist nicht zwingend notwendig, ebenso könnte auch eine Darstellung in einem Schema radialer Struktur erfolgen. Vorteilhaft ist aber eine linearisierte Darstellung, da dieses einfach in eine aus der Mathematik bekannte Matrizenstruktur umgewandelt werden kann und somit diesbezügleiche bekannte Rechenoperationen zur weiteren Bearbeitung der Ergebnisse durchgeführt werden können.
In Fig.6 sind die Matrizen aus dem in Figur 5 beispielhaft erläuterten Doppelbildschema dargestellt. Die Analyse kann mit Operationen der aus der Mathematik bekannten Matrizenrechnung erfolgen. Die Figuren 6a-c zeigen mögliche Vorgänge (vertikale , radiale , horizontale Analyse )der systematischen Analyse einer Doppelbildmatrize. Dabei entsprechen die Richtungen der Datenanalyse möglicher vertikaler, horizontaler, radialer oder rotatorischer Augenbewegungen, in Figur 6d) ist beipielhaft die Extraktion einer Kurvenschaar nach der horizontalen Analysemöglichkeit dargestellt. Entsprechend jeder im
Matrizenschema dargestellten Achse wurde eine Kurve extrahiert. Diese Kurven sind nun ebenso wie Einzelwerte analysierbar. In Fig. 4 wird Zuführung einer Analyse oder Autointerpretationseinheit dargestellt.
Fig.4 stellt veschiedene Module eines möglichen automatisierten Auswertealgorithmus (Expertensystem, neuronales Netz u.a Auswertealgorithmen) dar, der zur verbesserten Darstellung oder auch als Diagnose und/ oder Therapiehilfe genutzt werden kann. Gemäß der Erfordernisse des Anwenders läßt sich das System um Module erweitern oder reduzieren. Weiterhin kann auch die Reihenfolge oder die Verknüpfung der Module variiert werden. Ebenso ist eine paralelle oder sequentielle Anordnung der Module oder Strukturen innerhalb der Module machbar. Zu Beginn der Prozesskette stehen die durch die Patientenuntersuchung gewonnenen Rohdaten (Input Data) . Je nach System werden diese direkt an die auswertenden Module weitergegeben oder zunächst über ein Netzwerk (Interface /Network) wie z.B das Internet oder eine andere telemedizinische Fernverbindung dem Auswertesystem zugeführt. Dies gilt ebenso für die Datenausgabe. Insgesamt umfaßt die rechnergestützte Datenauswertung ein breites Spektrum von der einfachen Aufbereitung der Daten wie zum Beispiel einer Farbcodierung oder einer Verstärkung bis hin zur „intelligenten" Diagnostik. Im folgenden werden nun die einzelnen Module näher erläutert.
• Input Data: (Dateneingabe) Hier können neben den erhobenen Meßdaten weitere Daten über wie Alter, Refraktion,Sehschärfe, Verhalten während der Untersuchung ( Distanzkonstanz, Kopfbewegungen...) vorhandene Diagnosen ..u.s.w eingehen
• Interface/ Network : Diese Modul stellt die Schnittstelle zum Autointerpretationssystem dar. Im Falle einer Datenverarbeitung im Sinne der Telemedizin werden die Vorort erhobenene Daten oder vorverarbeiteten Daten über eine Fernverbindung oder einem Netzwerk dem Autointerpretetionssystem zugeführt. Selbstverständlich können über Fernverbindungen auch Datenbanken zur Speicherung der Erhobenen Rohdaten oder im Sinne der im folgenden erläuterten Training Database erfolgen.
• Data processing: Hier werden Daten weiterverarbeitet: Kurvenschaarextraktion mit Kurvenanalyse (Steigung...), Filteroperationen, Lineare und nichtlineare Muster- Kurvenanpassung,principal component analysis (PCA), Learning Vector Extraction, Datenreduktionsmethoden, Interpolierung
• Data normalization: Amplitudennormalisierung, standardisierte Datenaufbereitung.
• classification and quantitation: Kernstück der Interpretation, lineare - nichtlineare Anpassung, multilayer/monolayer perceptron neural network..., statistische Kassiflkation z.B Bayesian..., Anwendung des Harms- Diagnostikschemas, Beurteilung der Kurvenanalyse (z.B +Steigung ~ z.B zunehmende Lähmung im Linksblick...) u.a.
• Output: (binäre) Antworten wie Normalbefund oder pathologisch, Verbesserung- Verschlechterung...., Datenvisualisierung, Funktionsdiagnostik, Therapievorschläge , Diagnostik....,
• Training Database: Diese Datenbank kann empirische Daten (nichtmodifizierte Patientendaten) ,semi- empirische Daten (modifizierte Patientendaten) sowie kalkuliert/ simulierte Daten in Bezug auf Diagnostik und Therapie enthalten. Dabei sind sowohl Daten aus Normalbefunden als auch Daten aus pathologischen Befunden integriert. Pathologische Befunde
sind mit Diagnosen assoziiert.Die Datenbank kann ständig vom System automatisch oder manuell weiterentwickelt oder trainiert werden. Zum Training dienen standardisierte oder klassifizierte Daten.
Das Autointerpretationsystem kann wie schon vorbeschrieben zur reinen Aufbereitung der Daten bis hin zur Diagnostik und Therapie genutzt werden. Wird beispielsweise eine trainierte Datenbank zur operativen Therapie angelegt, so kann das System anhand der individuellen Untersuchungsdaten eine genaue Anweisung zur qualitativen und quantitiven Operation von Augenmuskeln geben. Das System läßt sich sowohl zur Diagnostik als auch zur Aufbereitung des Befundverlaufs nutzen .