Plungerzylinder als Hydraulikölzuführung
Die Erfindung betrifft ein Kranfahrzeug mit teleskopierbarem Ausleger, welcher mit Hilfe einer einen Plungerzylinder umfassenden Anordnung hydraulisch ausfahrbar ist. Der Ausleger kann zur Vergrößerung des Arbeitsbereiches des Kranes durch eine Wippspitze verlängert werden.
Ein Kranfahrzeug, das über einen teleskopierbaren Ausleger verfügt, welcher mit Hilfe einer Plungerzylinderanordnung hydraulisch ausgefahren werden kann, ist bekannt. Ferner ist bekannt, daß zur Vergrößerung der Kranarbeitshöhe der Ausleger des Kranfahrzeuges mit Hilfe einer Wippspitze verlängert werden kann. Zu diesem Zwecke stehen unterschiedliche Wippspitzen zur Verfügung. Großdimensionierte Wippspitzen werden als Gitterkonstruktionen hergestellt, die im Betrieb abgespannt werden. Fahrzeugkräne mit teleskopierbarer Wippspitze sind bislang nicht gebaut worden.
Soweit im Stande der Technik Wippspitzen an Kranauslegern verwendet werden, so erfolgt deren Verstellung relativ zum Hauptausleger mit Hilfe von über wenigstens einen Abspannbock geführten Seilen. Diese Abspannböcke bilden den Angriffspunkt für die beispielsweise zum Anheben der Wippspitze benötigte Kraft.
Bislang hielt es die Fachwelt für technisch unmöglich, bei einem Fahrzeugkran eine teleskopierbare Wippspitze vorzusehen. Der Grund für diese Annahme ist darin zu sehen, daß einerseits zum Austeleskopieren einer teleskopierbaren Wippspitze und andererseits zur Neigungsverstellung einer Wippspitze große Mengen Hydraulikflüssigkeit bis in den Bereich der Wippspitze heraufgepumpt werden müssen. Zur Förderung solch großer Hydraulikflüssigkeitsmengen müssen an sich bekannte flexible Hydraulikmittelschläuche mit besonders großen Durchmessern bereitgestellt werden. Wegen der beschränkten Raumverhältnisse auf einem Kranfahrzeug lassen sich jedoch dort nicht solche großdimensionierten und langen Hydrauiikmittelschläuche unterbringen.
Ein benötigter großer Schlauchdurchmesser bedeutet, daß der Schlauch im aufgewickelten Zustand viel Raum einnimmt. Da auf dem Kranfahrzeug für die Schläuche aber nur begrenzt Stauraum zur Verfügung steht, ist deshalb die Erhöhung des Schlauchdurchmessers nach oben beschränkt. Der geringe, den aufgewickelten Schläuchen zur Verfügung stehende Platz begrenzt ferner die für das ausgefahrene Kransystem erforderliche
Schlauchlänge. Entsprechend große Schlauchtrommeln können auf dem Kranfahrzeug nicht mitgeführt werden, und eine separate Beförderung mit Hilfe eines Anhängers scheidet aus wirtschaftlichen Gründen aus. Ein geringer Schlauchdurchmesser läßt nur den Durchfluß kleiner Mengen an Hydraulikflüssigkeit in die Wippspitze zu, was die Konstruktion einer hydraulisch teleskopierbaren und hydraulisch in der Neigung verstellbaren Wippspitze mit befriedigenden Leistungen unmöglich macht. Ein Schlauchsystem zur hydraulischen Versorgung der Wippspitze läßt ferner aufgrund der begrenzten Schlauchlänge nur eine beschränkte Länge des Hauptauslegers zu.
Der Nachteil des Schlauchsystems, die Wippspitze nicht beliebig dimensionieren zu können, kann zwar durch die Verwendung von Gitterkonstruktionen als Wippspitzen umgangen werden. Dabei muß aber in Kauf genommen werden, daß Gitterkonstruktionen unflexibel und in ihrer Länge nach Montage am Hauptausleger im wesentlichen nicht variabel sind. Ferner erfordern herkömmliche Wippspitzen aufwendige Abspannmaßnahmen.
Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, ein Kranfahrzeug mit einer teleskopierbaren und hydraulisch in der Neigung verstellbaren Wippspitze und insbesondere eine Zuleitung für Hydraulikflüssigkeit zu schaffen, welche die erforderlichen großen Mengen an Hydraulikflüssigkeit befördern kann, die für den Betrieb einer Wippspitze mit großer Ausladung und hoher Tragkraft erforderlich sind.
Diese Aufgabe wird bei einem Kranfahrzeug mit teleskopierbarem Hauptausleger durch die im kennzeichnenden Teil des Anspruchs 1 angegebenen Merkmale gelöst.
Der mit Hilfe der Erfindung erzielbare Fortschritt ergibt sich in erster Linie daraus, daß für das Bewegen der Wippspitze, also für das Teleskopieren und die Neigungsverstellung derselben, weder ein Abspannbock noch ein Hydraulikmittelschlauch benötigt wird. Dieser Vorteil erfolgt daraus, daß dank der Erfindung die zum Bewegen einer teleskopierbaren Wippspitze benötigten großen Hydraulikmittelmengen zur Verfügung gestellt bzw. bis zur Wippspitze hinaufgepumpt werden können. Ferner erbringt die Erfindung den Vorteil, daß der als Zuleitung bzw. Ableitung verwendete Plungerzylinder des Hauptauslegers eine ausreichend große Querschnittsfläche besitzt, durch die große Mengen an Hydraulikflüssigkeit strömen können. Darüber hinaus wird der Plungerzylin-
der beim Einfahren des Auslegers ineinandergeschoben, so daß im Gegensatz zu den üblichen Schlauchversorgungssystemen kein zusätzlicher Stauraum benötigt wird. Hinsichtlich einer vorteilhaften Raumverwertung ist das erfindungsgemäße System den herkömmlichen Schlauchsystemen auch durch die Kombination zweier Funktionen in einem Bauteil überlegen; da der Plungerzylinder erstens zum Ausfahren des Auslegers und zweitens als Zuleitung zur teleskopierbaren Wippspitze verwendet wird. Auf ein zusätzliches Bauteil, in diesem Fall die Schläuche, kann somit verzichtet werden. Gegenüber den herkömmlichen als Gitterkonstruktionen ausgebildeten Wippspitzen bietet die erfindungsgemäße hydraulisch teleskopierbare Wippspitze eine flexiblere Handhabung.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform sind die Wippspitze und auch der Wippzylinder demontierbar am Hauptausleger befestigt.
Des weiteren kann gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung vorgesehen sein, daß in dem Plungerzylinder des Hauptauslegers ein teleskopier- bares Innenrohr angeordnet ist. Mit Hilfe dieser Anordnung ist es möglich, in kompakter Form einen Hydraulikflüssigkeits-Kreislauf für z.B. eine Pumpe herzustellen.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung kann vorgesehen sein, daß sich am bodenseitigen Ende des Plungerzylinders Leitungen befinden, die den Plungerzylinder und das Innenrohr über ein Ventil mit einem Tank und einer Pumpe verbinden. Vorteilhafterweise gestattet die Anordnung des Tanks und der Pumpe am bodenseitigen Ende des Plungerzylinders den kombinierten Einsatz des Plungerzylinders einmal als Vorrichtung zum Ausfahren des Auslegers und zum anderen als Zuleitung zur Wippspitze.
Eine andere bevorzugte Ausführungsform der vorliegenden Erfindung kann vorsehen, daß sich am oberen Ende des Plungerzylinders Leitungen befinden, welche den Plungerzylinder über Ventile wahlweise mit der Wippspitze oder mit dem Wippzylinder verbinden. Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung kann vorgesehen sein, daß beim Ausfahren während des Betriebs der Wippspitze das Innenrohr als Pumpenrücklauf und der Raum zwischen Innenrohr und Wand des Plungerzylinders als Vorlauf dient.
Ferner kann gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung vorgesehen sein, daß beim Einfahren der Wippspitze das Innenrohr als Pumpenvorlauf und der Raum zwischen Innenrohr und Wand des Plungerzylinders als Pumpenrücklauf dient.
Schließlich kann gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung vorgesehen sein, daß das hydraulische Medium ein Hydrauliköl ist.
Die Erfindung wird im folgenden anhand eines Ausführungsbeispiels unter Bezug auf die Zeichnung näher beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1 eine Gesamtansicht eines Kranfahrzeuges mit ausgefahrenem Ausleger und ausgefahrener Wippspitze und
Fig. 2 einen Querschnitt durch den sich im Ausleger befindlichen teleskopierbaren
Plungerzylinder mit teleskopierbarem Innenrohr sowie den ventilgesteuerten Zu- und Ableitungen.
In Fig. 1 ist ein Kranfahrzeug 15 in Arbeitsstellung zu sehen. Dabei ist das Fahrzeug über seitliche Stützen am Boden abgestützt und der teleskopierbare Hauptausleger 20 sowie die ebenfalls teleskopierbare Wippspitze 21 in eine Arbeitsstellung ausgefahren. Der teleskopierbare Hauptausleger 20 umfaßt in an sich bekannter Weise ein mit dem Kranfahrzeug 15 schwenkbar verbundenes Anlenkstück 16 sowie eine Vielzahl von teleskopierbaren Abschnitten a bis g, die im folgenden als Teleteile bezeichnet werden. In an sich bekannter Weise sind diese Teleteile beim Ein- und Ausfahren relativ zueinander verschieblich und in der Fahrstellung ist die Gesamtheit der Teleteile a bis g im Anlenkstück 16 aufgenommen. Zum Verschwenken des Anlenkstückes 16 dient in bekannter Weise ein fahrzeugseitiger Wippzylinder 17. Im dargestellten Ausführungsbeispiel sind sieben Teleteile vorgesehen. Es versteht sich, daß sowohl weitere Teleteile oder auch weniger Teleteile verwendet werden können. Auch die Wippspitze 21 besteht aus einer Vielzahl von Teleteilen a' bis g', die aus einem Wippspitzen-Grundkörper 24 austele- skopierbar sind. In der Ruhestellung ist die Gesamtheit der Wippspitzen-Teleteile a' bis g' in dem Wippspitzen-Grundkörper 24 aufgenommen. Im dargestellten Ausführungsbeispiel sind sieben Wippspitzen-Teleteile a' bis g' vorgesehen. Selbstverständlich können
mehr als sieben Wippspitzenteleteile, aber auch weniger als sieben Wippspitzenteleteile verwendet werden. Die Länge des Auslegers 20 beträgt zwischen 50 und 60 m, die der Wippspitze 21 zwischen 30 und 40 m. Diese Angaben sollen nur exemplarisch die Abmaße des Hauptauslegers 20 und der Wippspitze 21 verdeutlichen, wobei kleinere oder größere Längenwerte möglich sind. Die Verbindung zwischen der Wippspitze 21 und dem Ausleger 20 ist lösbar, so daß die Wippspitze für den Transport vom Ausleger getrennt werden kann. Im Hauptausleger 20 ist, in Fig. 1 nicht sichtbar, ein teleskopierba- rer Plungerzylinder angeordnet, mit dessen Hilfe der Ausleger hydraulisch teleskopierbar ist. Im Inneren der Wippspitze ist ebenfalls eine Vorrichtung zum hydraulischen Tele- skopieren angeordnet, die z.B. wiederum einen Plungerzylinder umfassen kann.
Am Hauptträger und zwar vorzugsweise am letzten Teleteil g desselben ist ein großdimensionierter Wippzylinder 22 demontierbar befestigt, dessen äußeres Ende mit dem Grundkörper 24 der Wippspitze 21 verbunden ist. Mit Hilfe dieses Wippzylinders 22 läßt sich die Neigung der Wippspitze 21 hydraulisch verstellen. Mithin übernimmt dieser (zweite) Wippzylinder 22 diesbezüglich die Aufgabe der herkömmlichen Wippzylinder- Abspannböcke. Wie im weiteren noch näher beschrieben wird, kann dem Wippzylinder 22 Hydrauliköl durch die im Hauptausleger 20 enthaltene Plungerzylinderanordnung zugeführt werden, da diese Plungerzylinderanordnung als Zu- und Ableitung für Hydraulikflüssigkeit für das Austeleskopieren bzw. für das Neigungsstellen der Wippspitze 21 ausgebildet ist.
Fig. 2 zeigt einen im Hauptausleger 20 vorgesehenen Plungerzylinder 6 in ausgefahrenem Zustand, in dessen Inneren das Innenrohr 5 teleskopierbar ausgebildet ist. Der Plungerzylinder 6 wird durch ein Bodenteil 7 und ein Kopfteil 8 abgeschlossen. Zwischen der Außenwand des Innenrohres 5 und der Innenwand des Plungerzylinders 6 befindet sich ein Hohlraum 10. Dieser Hohlraum 10 ist bodenseitig über eine Leitung 2 und ein Ventil 9 mit einer Pumpe 13 und einem Tank 11 für Hydrauliköl verbunden. Verbrau- cherseitig, d.h. auf der Seite, an der die Wippspitze 21 angebracht ist, ist der Hohlraum 10 über eine Leitung 3 und ein Mehrwegventil 12 mit der Wippspitze 21 verbunden. Das Innenrohr 5 ist über eine Leitung 1 über das Ventil 9 mit der Pumpe 13 im Tank 11 verbunden. Auf der anderen Seite ist das Innenrohr 5 über eine Leitung 4 und das Mehrwegventil 12 mit der Wippspitze 21 bzw. mit dem Wippzylinder 22 verbunden. Der Plungerzylinder 6 mit dem Innenrohr 5 ist im Inneren des Auslegers 20 (Fig. 1) ausgebildet.
Mit dem Bezugszeichen V sind in Fig. 2 die Hydraulikölverbraucher, also die Wippspitze
21 und der Wippzylinder 22 gemeinschaftlich bezeichnet.
Wird der, z.B. während des Fahrbetriebes, ineinandergeschobene Plungerzylinder 6 in die in Fig. 2 gezeigte Stellung ausgefahren, befinden sich die Ventile 9 und 12 in der Stellung I. Dabei ist das Ventil 9 geöffnet und das Ventil 12 geschlossen, so daß über die Leitungen 1 und 2 die Hydraulikflüssigkeit sowohl in den Plungerzylinder 6 als auch in das Innenrohr 5 strömen kann. Dadurch wird der Druck im Plungerzylinder erhöht und die einzelnen Elemente des Plungerzylinders 6 schieben sich teleskopartig auseinander. Indem die Hydraulikflüssigkeit sowohl in den Plungerzylinder 6 als auch in das Innenrohr 5 aus dem Tank 11 gepumpt wird, wird erreicht, daß sich die Druckfläche am Bodenteil 7 und am Kopfteil 8 vergrößert, wodurch der Plungerzylinder 6 wirkungsvoller ausgeschoben wird. Sind der Plungerzylinder 6 und somit der Hauptausleger 20 vollständig ausgefahren, wie in den Figuren 1 und 2 zu sehen, so werden die einzelnen Teleteile a bis g und auch das Teleteil a mit dem Anlenkstück 16 des Hauptauslegers 20 verriegelt. Dadurch wird der Ausleger 20 nicht mehr durch den Druck der Flüssigkeitssäule, sondern durch die mechanische Verbindung der einzelnen Teleteile untereinander gehalten. Dadurch wird erreicht, daß die Hydraulikflüssigkeit für das Austeleskopieren der Wippspitze 21 bzw. für die Zufuhr in den Wippzylinder 22 frei wird.
Die Wippspitze 21 wird in den jeweiligen Ventilstellungen II der Ventile 9 und 12 ausgefahren und in ihrer Winkellage verändert. In der Ventilstellung II ist die Wippspitze 21 an einen Pumpenkreislauf angeschlossen. Dabei findet der Vorlauf der Hydraulikflüssigkeit durch den Hohlraum 10 des Plungerzylinders 6 und der Rücklauf der Hydraulikflüssigkeit durch das Innenrohr 5 statt. Der große Querschnitt des Plungerzylinders 6 gestattet es, daß die für das Austeleskopieren und die Neigungsverstellung der Wippspitze 21 benötigten großen Mengen an Hydraulikflüssigkeit in die Wippspitze bzw. in den Wippzylinder
22 gepumpt werden können.
Soll die Wippspitze 21 eingefahren werden, werden die Ventile 9 und 12 jeweils in ihre Ventilstellung III bewegt, so daß nun der Vorlauf über das Innenrohr 5 und der Rücklauf über den Hohlraum stattfindet. Dadurch wird der die Wippspitze 21 in ausgefahrenem
Zustand haltende Druck verringert, wodurch diese einfährt und die überschüssige Hydraulikflüssigkeit strömt in den Tank 11 zurück.
In Fig. 1 wird eine Ausführungsform eines Kransystems mit groß dimensioniertem Ausleger und Wippspitze gezeigt. Die Erfindung eignet sich besonders gut, um so dimensionierte Kransysteme zu betreiben, ist aber natürlich auch für kleiner dimensionierte Systeme einsetzbar. Neben der Verwendung von Hydrauliköl als Hydraulikflüssigkeit sind andere Medien denkbar. Die Ventile 9 und 12, insbesondere die Ventilstellungen I, II, III sind nur schematisch dargestellt und sollen in erster Linie lediglich die Strömungsrichtungen der Hydraulikflüssigkeit während des Einsatzes der Wippspitze 21 verdeutlichen.