"Verfahren zur Müllentsorσunσ und teilweise aus Müll hergestellter Brennstoff"
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Müllent¬ sorgung, bei dem der anfallende Rohmüll vorsortiert und aufbereitet wird und die nach der Vorsortierung und Aufbe¬ reitung anfallenden Fraktionen je nach Eignung wiederver¬ wertet, deponiert oder thermisch behandelt werden.
Die für die thermische Behandlung vorgesehenen Anteile wer¬ den in Müllverbrennungsanlagen verbrannt. Um schädliche Emis¬ sionen derartiger Müllverbrennungsanlagen weitestgehend aus¬ zuschließen, weisen diese Anlagen aufwendige Rauchgasent¬ schwefelungen ud.dgl. auf. Darüber hinaus kann die in der¬ artigen Müllverbrennungsanlagen anfallende Asche ohne be¬ sondere weitere Maßnahmen nicht deponiert werden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das gattungsgemäße Verfahren zur Müllentsorgung derart weiterzubilden, daß der in Müllverbrennungsanlagen zu beseitigende Anteil des Roh¬ mülls reduziert wird.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß bei
der Vorsortierung und Aufbereitung eine organische Rückstän¬ de aufweisende sog. Weichmüllfraktion abgetrennt wird und daß diese Weichmüllfraktion zusammen mit Kohle in Kraftwerken, Heizwerken oder kleinen Heizanlagen verbrannt wird. Die im wesentlichen organische Rückstände aufweisende Weichmüll¬ fraktion entsteht dadurch, daß dem anliegenden Rohmüll durch bekannte Verfahrensschritte Glas, Kunststoffe, Metall, Pa¬ pier ud.dgl. entzogen werden, wobei am Ende die zerkleinerte, getrocknete und metallfreie Weichmüllfraktion anfällt, deren brennbare organische Substanz praktisch den gleichen struk¬ turellen Aufbau besitzt wie Kohle. Die im Vergleich zur rei¬ nen Kohleverbrennung in den Kraftwerken, Heizwerken oder klei¬ nen Heizanlagen vermehrt anfallende Asche und die in den Rauchgasreinigungsanlagen anfallenden Filterstäube sind in der Regel weiterhin als BaustoffZuschlagstoffe geeignet. Bei der erfindungsgemäßen Verfahrensweise wird demgemäß die in Müllverbrennungsanlagen thermisch zu behandelnde Müllmenge verringert, wodurch eine erhebliche Reduzierung der zu er¬ richtenden Müllverbrennungskapazität erreicht wird. Dies ist insbesondere angesichts der erheblichen Widerstände aus der betroffenen Bevölkerung gegen die Errichtung von Müllver¬ brennungsanlagen sehr bedeutsam. Darüber hinaus verringert sich aufgrund der erfindungsgemäßen Verfahrensweise der An¬ teil der nur unter besonderen Vorkehrungen deponierfähigen, aus Müllverbrennungsanlagen stammenden Asche.
Zur Schaffung eines einfach transportablen und handhabbaren Brennstoffs kann die Weichmüllfraktion zerkleinert und vor
der Verbrennung mit Kohle, die eine entsprechende Kornvertei¬ lungskurve aufweist, gemischt und zu einem Brennstoff ver¬ dichtet werden.
Wenn die Weichmüllfraktion einer Trocknung unterzogen wird, können ihr Brennwert erhöht und ihr spezifisches Gewicht erniedrigt werden.
Zur weiteren Verringerung des thermisch zu behandelnden An¬ teils des Rohmülls kann das an einem bei der Vorsortierung und Aufbereitung eingesetzten Trommelsieb anfallende Über¬ laufmaterial in einer Windsichtung von dadurch abscheidbarem Kunststoff und Papier getrennt werden, wonach das Überlauf- material in einer Metallabscheidung von metallischen Bestand¬ teilen abgetrennt wird. Danach kann das verbleibende Über¬ laufmaterial als sog. Schwerfraktion der Weichmüllfraktion beigegeben werden.
Zur weiteren Verbesserung der Umweltverträglichkeit kann das Überlauf aterial vor der Metallabscheidung zerkleinert werden und können ihm nach der Zerkleinerung wiederum Kunststoff und Papier entzogen werden.
Zur Erhöhung des Brennwerts der der Kohle beizugebenden Müll¬ bestandteile können der Weichmüllfraktion fetthaltige Rück¬ stände, z.B. Bleicherde, beigegeben werden. Derartige Rück¬ stände fallen bei verschiedenen industriellen Verfahrens¬ schritten an und müßten normalerweise danach entsorgt wer-
den. Sie können bei der vorstehend genannten Verfahrenswei¬ se vorteilhaft zur Erhöhung des Brennwerts des zu erstellen¬ den Brennstoffs genutzt werden, wobei darüber hinaus für die Entsorgung bzw. Beseitigung dieser Rückstände Ausgleichs¬ leistungen erzielt werden können.
Zur weiteren Entlastung der Umwelt können der Weichmüllfrak¬ tion bei der Verbrennung anfallendes S02 bindende und/oder hygienisierende und/oder geruchsbeseitigende Additive bei¬ gegeben werden, wobei sich insbesondere Additive auf Kalk¬ basis als vorteilhaft erwiesen haben.
Vorteilhaft wird die Verbrennung in einer Wirbelschichtan¬ lage durchgeführt.
Der Müllanteil eines einen Kohleanteil und einen Müllanteil aufweisenden Brennstoffs zur Verbrennung in Kraftwerken, Heiz¬ werken oder kleinen Heizanlagen besteht vorteilhaft aus einer bei der Vorsortierung und Aufbereitung des Rohmülls abgetrenn¬ ten, organische Rückstände aufweisenden sog. Weichmüllfrak¬ tion. Hierdurch ergeben sich die im Zusammenhang mit dem ein¬ gangs geschilderten Verfahren erwähnten Vorteile.
In besonders einfacher Weise transportabel und handhabbar ist der Brennstoff, wenn er aus zerkleinerter Weichmüll¬ fraktion und eine entsprechende Kornverteilungskurve aufwei¬ sender Feinkohle durch Mischung und Verdichtung hergestellt ist.
Der Brennwert des Brennstoffs ist erhöht und sein spezifisches Gewicht ist verringert, wenn die Weichmüllfraktion getrocknet ist.
Dem Brennstoff kann die in ihrer Herstellung vorstehend ge¬ schilderte Schwerfraktion beigegeben sein, wobei hierdurch der Anteil des in Müllverbrennungsanlagen thermisch zu be¬ handelnden Mülls weiter reduziert wird.
Zur Erhöhung seines Brennwerts kann der Brennstoff fetthal¬ tige Rückstände, z.B. Bleicherde, enthalten, wobei des wei¬ teren die bei dem entsprechenden Verfahren geschilderten wirtschaftlichen Vorteile auftreten.
Die Umweltverträglichkeit des Brennstoffs kann durch anfallen¬ des S02 bindende und/oder hygienisierende und/oder geruchsbe¬ seitigende Additive, z.B. Additive auf Kalkbasis, erhöht wer¬ den.
Wenn die Müllfraktion des Brennstoffs, die durch Vorsor¬ tierung von den besonders emissionsrelevanten Schadstoffen befreit ist, im wesentlichen aus feuchtem, organischen Material besteht und auf einen Korndurchmesser £ 10 nun zerkleinert ist, die Kohlefraktion fein aufgemahlene, trockene Kohle mit einem maximal 10 %igen Wassergehalt, und gröbere Kohle mit einem Korndurchmesser bis zu 10 mm aufweist, die Müllfraktion vor ihrer Mischung mit
der Kohlefraktion teilgetrocknet und die Mischung aus Kohle- und Müllfraktion kompaktiert ist, ist keine Kalk¬ bzw. Branntkalkzugabe zur Müllfraktion erforderlich, da die Entfeuchtung der Müllfraktion durch Zugabe einer einen bestimmten Feuchtigkeitsgehalt aufweisenden, fein¬ körnigen Kohlefraktion bewirkt wird. Zur Verbesserung der Kompaktierungseigenschaften des Brennstoffs, wird diesem darüber hinaus eine weitere Kohlefraktion zugegeben, die aus gröberer Kohle mit einem Korndurchmesser bis zu 10 mm besteht. Hierdurch entsteht ohne Kalk- bzw. Brannt¬ kalkzugabe ein unter günstigen Emissionsbedingungen ver¬ brennbarer Brennstoff. Dem als Brennstoffkomponente zu verwendenden Müll werden durch eine hochwertige Aufberei¬ tungstechnik nach der Metallabscheidung die wesentlichen, emissionsrelevanten Komponenten, z.B. Papier und Kunst¬ stoffe, entzogen. Danach enthält der Müll nur noch die organische Fraktion, z.B. Grünabfälle, sowie Reststoffe, die vorwiegend mineralischen Ursprungs sind. Diese Be¬ standteile stehen nunmehr als sogenannter Weichstoff für den Verbrennungsprozeß zur Verfügung. Um den hohen Feuchtigkeitsgehalt dieses Weichstoffes abzusenken und eine stabile Verbrennung zu gewährleisten, wird der Weichstoff, vorzugsweise in einer Naßmühle, auf eine Korngröße zwischen 0 und 10 mm zerkleinert, einer Teil¬ trocknung unterzogen und mit fein aufgemahlener Kohle vermischt, deren Feuchtigkeits- bzw. Wassergehalt unter 10 % liegt. Um das Gemisch in einfacher Weise handhaben zu können, muß sich an den Mischvorgang eine Kompaktie-
rung anschließen. Hierzu wird der genannten Mischung ein Stützgerüst aus Feinkohle, deren Korngröße ebenfalls zwischen 0 und 10 mm liegt, zugegeben. Um bei der Kompak- tierung das Auftreten .von nachteiligen Gärungsprozessen zu verhindern, werden der Mischung geeignete Chemikalien zudosiert.
Zur weiteren Absenkung der Emissionen können dem Brenn¬ stoff weitere Additive hinzugefügt werden, mittels denen insbesondere der Ausstoß an sauren Schadgasen reduziert werden kann.
Als besonders geeignetes Additiv hat sich ungelöschter Weißkalk erwiesen.
Die genannten Müllbestandteile können auch zunächst zu einem Additiv verarbeitet werden, bevor sie der zu verbrennenden Kohle beigegeben werden.
Im folgenden wird die Erfindung an Hand einer Ausführungsform näher beschrieben.
Rohmüll wird in einer Vorsortierungs- und Aufbereitungsanlage bearbeitet. Hierbei wird der einkommende Rohmüll in einer Trommelsiebanlage, deren Siebweite bei ca. 80 mm liegen kann, nach der Größe seiner Bestandteile in eine Grob- und eine Feinfraktion aufgeteilt.
Der Feinfraktion werden in weiteren Verfahrensabläufen durch bekannte Verfahrensschritte Glas, Kunststoffe, Papier, Me¬ talle und anderes entzogen, bis die sog. Weichmüllfraktion übrig bleibt, die im wesentlichen aus organischen Rückstän¬ den besteht.
Die Grobfraktion, die sich aus dem an der Trommelsiebanlage anfallenden Überlaufmaterial zusammensetzt, wird z.B. in einem Windsichter von derart abtrennbaren Kunststoff- und Pa¬ pierbestandteilen befreit.
In einer nachgeschalteten Zerkleinerungsstufe wird die derart bearbeitete Grobfraktion zerkleinert und danach in einer her¬ kömmlichen Metallabscheidung von ihren metallischen Bestand¬ teilen und in einer weiteren Windsichtung od.dgl. von den noch in ihr verbliebenen Kunststoff- und Papierbestandteilen befreit, so daß die sog. Schwerfraktion übrig bleibt, die z.B. Holz, Textilien ud.dgl. enthält.
Die Weichmüll- und die Schwerfraktion werden miteinander ver¬ mischt und entfeuchtet. Der Mischung werden fetthaltige Rück¬ stände, z.B. Bleicherde, die bei bzw. nach dem Entfärben und Klären von Fetten und ölen und dem Entfetten von Wolle in großem Ausmaß als zu entsorgender Abfallstoff anfällt, bei¬ gegeben, so daß der Brennwert der Mischung wesentlich erhöht wird. Des weiteren werden der Mischung Additive, die bei der Verbrennung anfallendes S02 einbinden können und die hygieni- sierend und geruchsbeseitigend wirken, zugegben, z.B. Addi-
tive auf Kalkbasis.
Die derart zusammengesetzte Mischung wird nun erneut einem Zerkleinerungsvorgang unterworfen und dann zu einem Additiv verdichtet, welches weitgehend ohne negative Auswirkungen einer Kohle zugegeben wird, die zur Verbrennung in einem Kraft- oder Heizwerk oder in einer kleineren Heizanlage vor¬ gesehen ist, wobei die Verbrennung vorzugsweise in einer Wir¬ belschichtanlage durchgeführt wird.
Die genannte Mischung kann auch zerkleinert und mit einer eine entsprechende Kornverteilungskurve aufweisenden Kohle, z.B. mit Mikrocarbon, gemischt und vor der Verbrennung zu einem transportablen, umweitschonenden Brennstoff verarbeitet bzw. verdichtet werden.