Arbeitsstuhl, insbesondere Bürostuhl
Die Erfindung betrifft einen Arbeitsstuhl, 'insbesondere Büro¬ stuhl, mit einem Sitzträger, einem Sitz, der vorn auf dem Sitzträger um eine Drehachse verschwenkbar und zudem relativ zum Sitzträger angenähert waagrecht beweglich ist, einem mit¬ tels einer Drehachse am Sitzträger angelenkten Rückenlehnen¬ träger, welcher über eine Anlenkachse mit dem Sitz verbunden ist und einer Rückenlehne, welche mit dem Rückenlehnenträger gekoppelt ist.
Ein grosser Teil der heute fabrizierten Arbeitsstühle, wie sie hauptsächlich als Bürostühle Verwendung finden, sind soge¬ nannte Synchron-Arbeitsstühle, bei denen die Verstellung der Neigung des Rückenlehnenträgers eine gleichzeitige Verstel¬ lung der Neigung des Sitzes bewirkt. Bei bekannten Synchron- Arbeitsstühlen bewirkt eine Verschwenkung der Rückenlehne in einer Richtung eine Verschwenkung des Sitzes in der gleichen Richtung. Die Verschwenkung des Sitzes ist in der Regel aber nur halb so gross wie die Verschwenkung der Rückenlehne (US-A-2 859 799, CH-A-629 945). Diesen Arbeitsεtühlen haften insbesondere fünf Nachteile an, nämlich eine physiologisch unnatürliche Bewegung beim Verschwenken der"Rückenlehne, ein negativer Einfluss auf die Sitzhaltung, fehlende Gewichts- neutralität, eine relativ aufwendige Konstruktion und ein klobiges Aussehen, das den heutigen ästhetischen Bedürfnissen nicht mehr genügt. Dabei bestehen zwischen diesen Nachteilen gewisse Zusammenhänge. Fehlt z.B. die Gewichtsneutralität und ist die Federkraft einer Kompensationsvorrichtung, die der Kraft auf die Rückenlehne entgegenwirkt, welche das Gewicht des Benutzers verursacht, schlecht eingestellt, so kann dies zusätzlich zu einer schlechten Sitzhaltung beitragen, wie dies nachher noch näher erläutert wird.
Betrachtet man die Bewegung der Gelenke eines Menschen beim normalen Aufstehen, so stellt man fest, dass sowohl bei den Kniegelenken als auch bei den Hüftgelenken eine Streckung stattfindet, oder wie in der Medizin gesagt wird, eine Extension. Gleiches gilt auch für das Abliegen und Entspannen.
Umgekehrt findet beim Absitzen bei beiden Gelenken eine Flexion statt. Im Gegensatz zum natürlichen Bewegungsablauf findet aber beispielsweise beim Arbeitsstuhl gemäss der CH-A-629 945 bei der Verschwenkung der Rückenlehne nach hinten eine Abwärtsbewegung des hinteren Teils des Sitzes statt, wobei die Verschwenkung der Sitzplatte nur etwa halb so gross ist wie jene der Rückenlehne. Dies führt zu einer physiolo¬ gisch unnatürlichen Bewegung. So findet bei den Hüftgelenken eine Extension statt, bei den Kniegelenken jedoch eine Flexion.
Um bei einem Arbeitsstuhl gemäss der CH-A-629 945 die Ver¬ schwenkung nach hinten zu bewirken, drückt der Benutzer den Oberkörper gegen die Rückenlehne und stützt sich mit den Beinen fest auf dem Boden ab. Dabei besteht die Gefahr, dass der Benutzer etwas nach vorn rutscht, besonders dann, wenn relativ viel Kraft zur Verschwenkung aufgewendet werden muss. Da sich ferner die Vorderkante des Sitzes nach oben bewegt, kann es zu Blutstauungen im Bereich der Kniegelenke kommen.
Zum Aufrichten der Rückenlehne genügt die Betätigung eines Hebels. Dieser gibt die Federn frei, die bei der Verschwenkung nach hinten gespannt wurden. Rückenlehne und Sitz kehren dann in die ursprüngliche Lage oder in eine vom Benutzer gewünschte Zwischenlage zurück. Ist der Benutzer bei der Verschwenkung nach hinten etwas gerutscht, so befindet sich jetzt aber sein Becken in einer Schräglage nach hinten. Er hat somit eine schlechte Körperhaltung, die leicht zu Rückenschmerzen führen kann.
Die Verschwenkung der Rückenlehne nach hinten erfolgt beim Gegenstand der CH-A-629 945 entgegen der Kraft einer Gasfeder und einer Druckfeder, wobei die Vorspannung der Druckfeder durch Verstellung von Muttern veränderbar ist. Damit lässt sich aber in der Praxis keine befriedigende Einstellung auf das Gewicht eines bestimmten Benutzers bewerkstelligen. Es wird daher gewöhnlich eine Vorspannung eingestellt, die etwa dem Gewicht des durchschnittlichen Benutzers angepasst ist. Benützt nun eine leichte Person den Stuhl, so hat sie Mühe,
die Rückenlehne nach hinten zu bewegen. Dabei ist die Gefahr gross, dass sie auf dem Sitz nach vorn rutscht. Im umgekehrten Fall, benützt eine schwere Person den Stuhl, so empfindet sie es beim Verstellen der Rückenlehne als unangenehm, wenn sich diese wegen des grossen Gewichts der Person praktisch ohne fühlbaren Widerstand nach hinten bewegt.
Die zur Verschwenkung der Rückenlehne aufgewandte Energie wird beim Arbeitsstuhl der CH-A-629 945 weitgehend in den Federn gespeichert und wird beim Lösen einer Arretiereinrichtung frei, um die Rückenlehne und den Oberkörper des Stuhlbenützers wieder nach vorn zu bewegen. Verläset der Benutzer den Stuhl, ohne die Rückenlehne nach vorn zu verstellen und wird z.B. durch Reinigungspersonal die Arretiereinrichtung gelöst, so schnellt die Rückenlehne mit grosser Kraft und Geschwindig¬ keit nach vorn. Dies stellt eine erhebliche Verletzungsgefahr dar.
Die US-A-4 , 834,454 beschreibt einen Stuhl, bei welchem ein Sitz vorn auf dem Sitzträger um eine Drehachse verschwenkbar ist. Ein L-förmiger Rückenlehnenträger ist um eine am Sitz- träger angeordnete Schwenkachse verschwenkbar. Der L-förmige Rückenlehnenträger ist am Ende des waagrech.ten Balkens des L mittels einer Anlenkachse mit dem Sitz verbunden. Wird die Rückenlehne nach hinten verschwenkt, so hebt der fest mit der Rückenlehne verbundene Rückenlehnenträger den hinteren Teil des Sitzes hoch. Gleichzeitig wird der Sitz ein wenig nach hinten verschoben. Als nachteilig erweist sich, dass zu Beginn einer Schwenkbewegung der Rückenlehne nach hinten eine sehr grosse Kraft zum Heben des durch den Benutzer belasteten Sitzes notwendig ist, denn im ersten Teil der Schwenkbewegung muss die Anlenkachse am Ende des waagrechten Balkens das L steil nach oben bewegt werden. Nachteilig ist dabei auch, dass ein schwerer Benutzer wesentlich mehr Kraft aufwenden muss als ein leichter Benutzer. Besonders ungünstig ist ferner, dass sich der Abstand zwischen Sitz und Rückenlehne bei der Schwenkbewegung der Rückenlehne nach hinten erheblich ver- grössert. Dies führt zum unangenehmen Hemdauszieheffekt.
Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die ge¬ schilderten Nachteile vorbekannter Arbeitsstühle mindestens teilweise zu vermeiden. So soll ein Arbeitsstuhl mit einem Synchronmechanismus geschaffen werden, bei dem der Körper des Benutzers physiologisch natürliche Bewegungen durchführt. Der Bewegungsablauf soll insbesondere auch zu einer guten Sitzhal¬ tung führen. Die Konstruktion des Stuhles soll einfach sein. Sie soll aber auch möglichst hohen ästhetischen Anforderungen entsprechen, die heute an Arbeitsstühle, insbesondere Büro¬ stühle, gestellt werden.
Erfindungsgemäss wird dies bei einem Stuhl gemäss Patentan¬ spruch 1 erreicht. Bei einem solchen Stuhl bewirkt eine Ver¬ schwenkung des Rückenlehnenträgers in einer Richtung eine Verschwenkung des Sitzes in der entgegengesetzten Richtung. Wird also beispielsweise der Rückenlehnenträger nach hinten verschwenkt, so bewegt sich der hintere Teil des Sitzes um einen Drehpunkt im vorderen Bereich des Sitzes nach oben. Der Körper macht dabei einen natürlichen Bewegungsablauf mit, indem wie beim normalen Aufstehen sowohl beim Hüftgelenk als auch beim Kniegelenk eine Streckung, also eine sogenannte Extension stattfindet. Neben diesem generellen Bewegungsab¬ lauf sind aber auch noch Einzelheiten des Bewegungsablaufs von besonderer Bedeutung. So hat der im Patentanspruch 1 definier¬ te hohe Neigungswinkel zur Folge, dass der Sitz bei einer Ver¬ schwenkung der Rückenlehne nach hinten ebenfalls relativ weit nach hinten bewegt wird. Dadurch wird die Extension des Knie¬ gelenks weiter gefördert und ein Blutstau bei den Kniegelenken vermieden. Der hohe Neigungswinkel hat weiter zur Folge, dass zur Einleitung der Verschwenkung der Rückenlehne nach hinten eine relativ geringe Kraft notwendig ist. Der Benutzer findet deshalb diese Bewegung bequem. Der so geschaffene gute Bewe- ungsablauf regt zu aktivem Sitzen an. Aktives Sitzen fördert die Durchblutung von Organen und Gliedern und trägt zum allgemeinen Wohlbefinden des Stuhlbenützers bei. Vorzeitige Ermüdung, wie sie für passives Sitzen typisch ist, wird verhindert. Weiter ist auch der teilweise Gewichtsausgleich durch Kraftkompensation von Bedeutung. Eine Kraftkompensation erfolgt dadurch, dass der Kraft, die auf die Rückenlehne
wirkt , die Kraft entgegenwirkt, die durch das auf dem Sitz lastende Gewicht des Benutzers verursacht wird. Dank dieser Kraftkompensation kann auf eine Gewichtseinstellung für leichte und schwere Personen verzichtet werden.
Die Erfindung hat auch den Vorteil einer besonders einfachen Konstruktion, die zudem eine ästhetisch besonders ansprechende Gestaltung des Arbeitsstuhls erlaubt. Es ist praktisch nur ein einziger Hebel notwendig, nämlich der Rückenlehnenträger.
Vorteilhaft liegt der Neigungswinkel der Ebene, in der sich die Drehachse des Rückenlehnenträgers und die Anlenkachse des Rückenlehnenträgers am Sitz befinden, im Bereich von 60 bis 70 Grad. Versuche haben gezeigt, dass bei einem solchen Neigungs¬ winkel der Stuhl vom Benutzer als besonders bequem empfunden wird. Bei diesem Neigungswinkel ergibt sich auch ein Bewe¬ gungsablauf von Sitz und Rückenlehne, die nicht zu einem Hemdauszieheffekt führt.
Die Distanz zwischen Drehachse und Anlenkachse beträgt zweck- mässigerweise etwa 80 bis 120 mm, vorzugsweise etwa 100 mm. Dies ergibt günstige Verhältnisse für einen Gewichtsausgleich und einen optimalen Weg für Rückwärtsbewegung des Sitzes bei der Verschwenkung der Rückenlehne nach hinten.
Zweckmässigerweise ist die Rückenlehne mit dem Rückenlehnen¬ träger gelenkig verbunden. Dies ermöglicht einen günstigen Bewegungsablauf der Rückenlehne. Insbesondere, wenn die Rük- kenlehne als Pendelrückenlehne ausgebildet ist, wird die Lordosierung, d.h. die physiologische Krümmung der Wirbel¬ säule des Stuhlbenützers nach vorn, verstärkt.
Versuche haben gezeigt, dass es zweckmässig ist, die Anlenk- stelle der Rückenlehne hinter der Drehachse in einem Winkel von 10 bis 20 Grad, vorzugsweise 15 Grad, zur durch die Dreh¬ achse führende Vertikale anzuordnen.
Vorteilhaft ist ein Federelement vorgesehen, welches bestrebt ist, die Rückenlehne und den Sitz nach vorn zu bewegen. Dieses
Federelement besitzt vorteilhaft eine relativ steile Charakte¬ ristik, so dass die Federkraft mit zunehmender Schrägstellung der Rückenlehne zunimmt und so der durch das Gewicht des Ober¬ körpers des Stuhlbenützers verursachten Kraft auf die Rücken¬ lehne entgegenwirkt.
Zweckmässigerweise befindet sich die Anlenkachse im Bereich der hinteren Hälfte des Sitzes. Bei dieser Anordnung ergeben sich günstig€Verhältnisse für den Gewichtsausgleich.
Der Sitz kann vorn auf verschiedene Weise gelagert werden. So ist es möglich, dass der Sitz vorn mit dem Sitzträger mittels eines flexiblen Verbindungsstücks verbunden ist. Eine zweck- mässige Ausführungsform sieht eine Verbindung über einen Abstützhebel vor. Dieser Abstützhebel ist in der vorderen Stellung der Rückenlehne-vorteilhaft etwa senkrecht angeord¬ net. Dies hat zur Folge, dass bei einer Verschwenkung der Rückenlehne nach hinten der vordere Teil des Sitzes leicht abgesenkt wird. Dadurch wird der Auflagedruck des Körpers im Bereich der Kniekehle etwas reduziert, was zur erwünschten Entspannung des Körpers beiträgt und die Blutzirkulation fördert.
Es ist aber auch möglich, dass der Sitz vorn mit dem Sitz¬ träger mittels eines in einer Führung laufenden Gleitstücks verbunden ist. Dies ergibt eine einfache Konstruktion.
Das Federelement ist vorteilhaft ein Elastomerblock. Elasto¬ merblöcke, welche unter der Bezeichnung "Zellvulkolan" bekannt sind, haben auch bewegungsdämpfende Eigenschaften. Dadurch wird ein rasches Nachvornschnellen der Rückenlehne verhindert. Ein Elastomerblock oder auch eine Schraubenfeder sind vorteil¬ haft, weil sie im Gegensatz zu einer Gasfeder eine relativ steile Federcharakteristik aufweisen. Die Rückstellkraft, die der Elastomerblock oder die mechanische Feder zu Beginn einer Rückwärtsbewegung der Rückenlehne ausübt, ist daher gering. In diesem Bereich herrscht dank der erfindungsgemässen Mechanik eine weitgehende Kraftkompensation zwischen der auf dem Sitz wirkende Kraft und der auf die Rückenlehne wirkenden Kraft.
Gegen das Ende der Rückwärtsbewegung der Rückenlehne reicht jedoch die auf den Sitz wirkende Kraft bei weitem nicht aus, um die auf die Rückenlehne wirkende Kraft zu kompensieren. Aus diesem Grund ist daher die hohe Rückstellkraft des Elastomer¬ blocks in diesem Bereich von grossem Vorteil. Der Benutzer empfindet den Stuhl sehr bequem und wird so zum aktiven Sitzen angeregt.
Dem Konstrukteur bleiben zur Anordnung des Federelemeπtes ver¬ schiedene Optionen offen. So kann z.B. das Federelement direkt an der Rückenlehne angreifen. Von besonderem Vorteil ist jedoch, wenn das Federelement praktisch parallel zum Sitz angeordnet ist und an diesem angreift. Dies erlaubt es, den Mechanismus unter dem Sitz sehr kompakt zu gestalten, was aus ästhetischen Gründen erwünscht ist.
Sitz und Rückenlehne können zusammen aus einem einzigen biege¬ elastischen Teil, z.B. Kunststoffteil, bestehen. Es ist auch möglich, dass Sitzschale und Rückenlehnenschale zusammen aus einem einzigen Teil, z.B. Kunststoffteil, bestehen, welcher einen gelenkigen Abschnitt aufweist. Solche Konstruktionen werden durch die erfindungsgemässe Anordnung der Drehachse des Rückenlehnenträgers und der Anlenkachse, welche den Rücken¬ lehnenträger mit dem Sitz verbindet, ermöglicht, weil bei dieser Anordnung eine unerwünschte Bewegung zwischen Sitz und Rückenlehne, die zu einem Hemdauszieheffekt führen würde, vermieden wird.
Zum Arretieren des Sitzes und der Rückenlehne in' der gewünsch¬ ten Stellung dient vorteilhaft eine Klemmvorrichtung, z.B. eine Lamellenklemmvorrichtung. Da der Sitz bei der erfindungs- gemässen Ausbildung des Arbeitsstuhls bei einer Bewegung der Rückenlehne einen relativ grossen Fahrweg besitzt, muss eine auf den Sitz wirkende Arretiervorrichtung nur relativ geringe Kräfte aufnehmen, so dass zum Arretieren an Stelle der sonst üblichen Gasfeder eine Klemmvorrichtung verwendet werden kann. Solche Klemmvorrichtungen sind billig in der Herstellung und bieten im Gegensatz zu Gasfedern auch keine Entsorgungs¬ probleme.
Der Sitz ist vorteilhaft stark ausgeformt, d.h. mit Vertie¬ fungen entsprechend den Konturen des menschlichen Körpers versehen. Dadurch wird auch bei einer relativ starken Schräg¬ stellung des Sitzes der Gefahr eines Rutschens entgegen¬ gewirkt.
Zweckmässigerweise ist die Anordnung von Drehachse, Anlenk¬ achse, und Anlenkstelle derart, dass in der Normalstellung der Neigungswinkel des Sitzes nach hinten etwa 3 Grad beträgt und mit der Ebene, in der die Anlenkachse und die Anlenkstelle der Rückenlehne liegen, einen Winkel von etwa 103 Grad ein- schliesst, und dass bei einer Verschwenkung des Rückenlehnen¬ trägers um etwa 34 Grad nach hinten der Sitz um etwa 5 Grad nach oben verschwenkt wird. Diese Ausgestaltung hat sich als ergonomisch sehr zweckmässig erwiesen.
Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nun unter Bezugnahme auf die Zeichnung beschrieben. Es zeigt:
Fig. 1 ein erstes Ausführungsbeispiel eines Arbeitεstuhl in der normalen SitzStellung,
Fig. 2 den Arbeitsstuhl von Fig. 1 in der Entspannungsstel¬ lung, in welcher die Rückenlehne nach hinten bewegt wurde,
Fig. 3 ein zweites Ausführungsbeispiel eines Arbeitsstuhls in der normalen SitzStellung,
Fig. 3a eine Variante für den Rückenlehnenträger,
Fig. 4 den Arbeitsstuhl von Fig. 3 in der Entspannungsstel¬ lung,
Fig. 5 ein drittes. Ausführungsbeispiel eines Arbeitsstuhls in der normalen Sitzstellung,
Fig. 6 den Arbeitεstuhl von Fig. 5 in der Entspannungs- .Stellung.
Beim Ausführungsbeispiel von Fig. 1 und 2 wird der Sitzträger 11 in üblicher Weise von einem Fusskreuz mit Standrohr 13 und Höhenlift getragen. Von diesen Teilen ist lediglich das Stand¬ rohr 13 in der Zeichnung angedeutet. Der Sitz 15 ist vorteil¬ haft stark ausgeformt, weist also hinten eine Vertiefung 16 auf, welche einem Rutschen nach vorn entgegenwirkt. In übli¬ cher Weise kann auch eine Polsterung 18 vorgesehen sein. Auch die Rückenlehne 29 kann eine Polsterung 30 aufweisen. Der Sitz 15 ist im Bereich seines vorderen Endes auf dem Sitzträger 11 z.B. mittels eines Abstützhebels 17 abgestützt. Der Abstütz¬ hebel 17 weist eine gelenkige Verbindung 19 mit dem Sitzträger 11 und eine gelenkige Verbindung 21 mit dem Sitz 15 auf. Die Abstützung des Sitzes 15 auf dem Sitzträger 11 könnte aber auch beispielsweise mittels eines flexiblen Verbindungsεtückes aus elastomerem Material erfolgen. Der Stuhl besitzt auch einen mit einer Drehachse 23 gelenkig am Sitzträger 11 befestigten Rückenlehnenträger 25. Dieser Rückenlehnenträger 25 ist ein zweiarmiger Hebel. Der eine Arm 27 des zweiarmigen Hebels ist mit der Rückenlehne 29 gekoppelt, welche als Pen¬ delrückenlehne ausgebildet ist. Der andere Arm 31 des zweiar¬ migen Hebels 25 ist mit dem Sitz 15 gekoppelt. Die Ankopplung des Arms 27 erfolgt etwa in der Mitte oder etwas unterhalb der Mitte der Rückenlehne 29, z.B. mittels eines Gelenkes 33. Der andere Arm 31 ist im Bereich der hinteren Hälfte des Sitzes 15 über die Anlenkachse 35 angekoppelt. Zwischen den Gelenken 21 und 35 besteht ein Abstand der ungefähr die Hälfte der Sitz- länge oder etwas mehr, z.B. zwei Drittel der Sitzlänge, beträgt.
Von besonderer Bedeutung ist die Lage der Anlenkachεe 35 in bezug auf die Drehachse 23. Die Anlenkachse 35 befindet sich an einem Ort, der vor und über der Drehachse 23 liegt. Wichtig ist, dass in der normalen Sitzstellung, also bei praktisch senkrechter Stellung der Rückenlehne 29 , der Neigungswinkel der Ebene 36, in welcher die beiden Achsen 23, 35 liegen, im Bereich von 45 bis 80 Grad, vorteilhaft 60 bis 70 Grad, liegt. Aus diesem Bereich erfolgt bei einer Verschwenkung der Rük- kenlehne 29 nach hinten eine Bewegung der Anlenkachse 35 in Richtung des Pfeils 45. Dazu ist eine relativ geringe Kraft
notwendig. Auch wird der Sitz 15 relativ stark nach hinten bewegt. Die Distanz zwischen den Achsen 23 und 35 beträgt etwa 80 bis 120 mm, vorteilhaft etwa 100 mm. Dies ergibt günstige Verhältnisse für den Gewichtsausgleich.
Am zweiarmigen Hebel 25 befindet sich eine Nase 37, an welche ein Federelement 39 angreift. Dieses Federelement 39 ist bestrebt, die Rückenlehne 29 nach vorn zu bewegen, d.h. sie in die normale Sitzlage zurückzustellen. Das Federelement 39 ist vorteilhaft eine Schraubenfeder, z.B. eine Druckfeder, die von einer Teleskopvorrichtung 41 geführt wird. Als Federelement 39 kann aber auch mit grossem Vorteil ein Elastomerblock, z.B. aus "Zellvulkolan", Verwendung finden.
Schematisch eingezeichnet ist eine Arretiervorrichtung 42 mit einem Betätigungshebel 44. Als Arretiervorrichtung 42 kann eine einfache Klemmvorrichtung, z.B. Lamellenklemmvorrichtung, dienen. Weil, wie einleitend erwähnt wurde, ein Gewichtsaus¬ gleich stattfindet und der Sitz einen relativ grosεen Fahrweg aufweist, müssen beim Arretieren nur relativ kleine Kräfte aufgenommen werden, so dass eine Klemmvorrichtung genügt.
Vergleicht man nun die Stellungen des Stuhls von Fig. 1 und 2, so wird ersichtlich, dass eine Kraft auf die Rückenlehne 29 in Richtung des Pfeils 43 eine Bewegung des Sitzes 15 in Richtung des Pfeils 45 nach hinten und oben bewirkt. Dabei erfolgt eine Drehbewegung des Sitzes 15 um das Gelenk 21 in Richtung des Pfeils 47, so dass die Vorderkante des Sitzes abgesenkt wird.. Dabei wirken die Drehmomente, welche auf die Arme 27, 31 aus¬ geübt werden, einander entgegen, so dass relativ wenig Energie durch den Stuhlbenützer - sei er nun leicht oder schwer - aufgewendet werden musε, um von der Stellung von Fig. 1 zur Stellung von Fig. 2 zu gelangen.
Figuren 3 und 4 zeigen deutlich, daεs die Rückenlehne dem Oberkörper treu folgt, und dass daher ein Ausziehen des Hemdes vermieden wird.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die durch die beschriebene Mechanik erzielten Vorteile für die Benutzer erheblich sind, nämlich angenehmer, da natürlicher Bewegungs¬ ablauf, bequemes Sitzen für leichte und schwere Benutzer dank Kraftkompensation zwischen Sitz und Rückenlehne, Verhinde¬ rung von Blutstau bei der Kniekehle dank der ergonomischen Bewegung des Sitzes, Verhinderung des Hemdauszieheffekts und besonders auch eine gute Lordosierung.
Das Ausführungεbeispiel gemäss den Figuren 3 und 4 unterschei¬ det sich vom vorangehend beschriebenen Auεführungεbeispiel im wesentlichen durch die andere Abstützung des Sitzes 15 auf den Sitzträger 11 und die andere Anordnung der Feder 39. So ist im Sitzträger 11 eine schräge Führung 20, z.B. Langloch, vorge¬ sehen, in welcher ein Gleitstück gleiten kann. Dieses kann z.B. eine Stange 22 sein, welche von den Laschen 24 des Sitzes 15 getragen wird. Das Federelement 39, z.B. ein Elastomerblock ("Zellvulkolan"), ist praktisch parallel zum Sitz 15 angeord¬ net und mit einem Ende bei 26 am Sitzträger 11 abgestützt, um mit dem anderen Ende auf den Sitz 15 einzuwirken. Das Feder¬ element 39 überträgt seine Kraft über die Stange 22 und die Laschen 24 auf den Sitz 15 und ist bestrebt, den Sitz 15 nach vorn in die Stellung von Fig. 3 zu verschieben.
Dem Rückenlehnenträger 25 können verschiedene Formen gegeben werden. Eine mögliche Variante ist in Fig. 3a dargestellt. Die Möglichkeit, die Achsen 23, 35 und 33 auf verschiedene Arten zu verbinden, gibt dem Designer viele Möglichkeiten für eine gefällige Ausgestaltung des Arbeitsεtuhls. Es kann beispiels¬ weise ein Rückenlehnenträger 25 auf jeder Seite vorgesehen sein, wobei die beiden Rückenlehnenträger durch die Gelenk¬ achse 23 miteinander verbunden sind. Es kann auch eine Ver¬ längerung 46 als Armlehne dienen (Fig. 3a).
Das Ausführungsbeispiel gemäss den Figuren 5 und 6 unter¬ scheidet sich von jenem der Figuren 3 und 4 im wesentlichen dadurch, dass der hintere Teil des Sitzes 15 und der untere
Teil der Rückenlehne (29 bis 28 ) gelenkig miteinander ver¬ bunden sind. Sitzschale und Rückenlehnenschale können also aus einem einzigen elastischen Teil, z.B. Kunststoffteil oder einem einzigen Teil, das einen gelenkigen Abschnitt 28 auf¬ weist, bestehen.