Verfahren zur Sterilisation von Medizinalabfällen
Beschreibung
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Sterilisation von toxischen Medizinalabfällen durch thermische Sterilisation mit Wasserdampf, sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
In den letzten Jahren sind die toxischen Abfälle, die aus Spitälern oder medizinischen Zentren kommen, ein immer grö¬ ßeres Problem geworden, da die Möglichkeit der pathogenen Infektion von Personen, Böden, Wasser oder Luft eine große Gefahr darstellt.
Es gibt verschiedene Systeme zur chemischen Entsorgung die¬ ser Abfälle, wie z.B. durch Ethylenoxid, Chlor, Hyprochlorit. Diese Systeme benötigen bei ihrer Anwendung jedoch ziemlich viel Zeit, schaffen weitere Umweltbelastungen und erfordern die Handhabung mit hoch-toxischen Substanzen.
Neben der chemischen Entsorgung ist eine weitere Methode in Anwendung, die auf einer Erhitzung bzw. indirekten thermi¬ schen Behandlung von Abfall in Autoklaven beruht. Dieses System hat große Nachteile auf Grund der geringen thermischen Leitfähigkeit der Luft und des Abfalles selbst. Außerdem be¬ steht die Möglichkeit der Selbstentzündung auf Grund der im Abfall enthaltenen leicht brennbaren Substanzen, wie z.B. Papier, Watte," usw.
Aus der EP-A 287549 ist ein System der Thermobehandlung unter Verwendung von Mikrowellen und Zusatz von Wasser zur Er¬ zeugung von Dampf, um durch direkten Kontakt zu steri¬ lisieren, bekannt. Dieses System arbeitet schneller als die anderen; es hat sich jedoch herausgestellt, daß es in der Praxis nicht voll einsatzfähig ist, weil bei einem unter¬ lassenen oder unzureichenden Wasserzusatz die Gefahr einer
Entzündung des behandelten Mülls besteht, weil die Mikro¬ wellen vorhandene Metalle (z.B. Nadeln von Spritzen usw.) auf über 400°C erhitzen und so Papier oder Watte im Abfall entzünden können. Dieses System ist deshalb nicht ohne Sicherheitsrisiko einsetzbar und birgt somit große Gefahren für den Betreiber.
In Anbetracht der Tatsache, daß kein sicheres und einfaches System zur Behandlung und zur Entsorgung von Medizinalab¬ fällen angeboten wird, ist vor kurzem die Gesetzgebung in einigen Staaten, z.B. in Italien, dahingehend geändert wor¬ den, daß zur Entsorgung von Spitalmüll ausschließlich die thermische Zerstörung als einzige sichere Entsorgungsart zugelassen ist. Danach muß die Entsorgung in geeigneten Rotationsöfen mit Hochte peraturverbrennungsanlagen durchge¬ führt werden, wie sie für toxische und schädliche Stoffe vorgeschrieben sind.
Die Kosten für derartige Verfahren sind jedoch äußerst hoch auf Grund der Komplexizität der Entsorgungssysteme, der hohen benötigten Energien (hohe Temperaturen) und der langen durch Wartung der Anlagen verursachten Stillstandperioden. Die Kosten dieser Entsorgungssysteme liegen bei mindestens 900 italienische Lire/kg. Für 1 Million Spitalbetten, die etwa für ein Land wie Italien mit 50 Millionen Einwohnern be¬ nötigt werden, betragen die täglichen Entsorgungskosten also mindestens 900 Millionen Lire/Tag, wenn man davon aus¬ geht, daß pro Bett und Tag ca. 1 kg Abfall erzeugt wird.
Außerdem besteht bei diesen Systemen der große Nachteil, daß der Müll im toxischen Zustand außerhalb des Spitalbereichs transportiert worden muß. Der toxische Spitalmüll muß zudem innerhalb einer gesetzlich vorgeschriebenen kurzen Frist, z.B. innerhalb von 48 Stunden, entsorgt werden; bei unvorhergesehenen Pannen und einem Stillstand dieser Verbrennungsöfen kann es dabei
zu schwierigen Situationen kommen, weil die gesetzlich vor¬ geschriebene Zeit dann nicht eingehalten werden kann und zivil- und strafrechtliche Konsequenzen für die Verantwort¬ lichen können die Folge sein.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es deshalb, ein Ent¬ sorgungssystem für toxische Medizinalabfälle, insbesondere aus Spitälern, bereitzustellen, das die vorstehend genannten Nachteile vermeidet und das eine problemlose, insbesondere sichere, kostengünstige, schnelle und einfache Entsorgung ermöglicht. Diese Aufgabe wird mit der vorliegenden Erfin¬ dung gelöst.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Sterilisation von toxischen Medizinalabfällen durch thermi¬ sche Sterilisation mit Wasserdampf, das dadurch gekennzeich¬ net ist, daß man die Abfälle in einer Atmosphäre die einen gegenüber Luft verringerten SauerStoffgehalt aufweist, in direkten Kontakt mit Wasserdampf bringt.
Bevorzugte Ausführungsformen dieses Verfahrens sind Gegen¬ stand der Ansprüche 2 bis 26.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann unter vollständigem Sauerstoffausschluß durchgeführt werden; vorzugsweise arbei¬ tet man mit einem teilweisen Sauerstoffausschluß, und ins¬ besondere mit einer Atmosphäre, die weniger als 15 Volumen-% Sauerstoff, vorzugsweise weniger als10 Volumen-% Sauerstoff, und insbesondere 8 oder weniger Volumen-% Sauerstoff ent¬ hält.
Die Senkung des Sauerstoffgehaltes wird zweckmäßigerweise durch teilweisen oder vollständigenErsatz der den Sauerstoff enthaltenden Atmosphäre (Luft) durch ein inertes Gas (z.B. Stickstoff) durchgeführt, und insbesondere durch eine Spü¬ lung der Verfahrensapparatur mit diesem inerten Gas.
In einer anderen bevorzugten Ausführungsform erfolgt die SauerStoffreduzierung über ein dafür geeignetes, handels¬ übliches Molekularsieb, z.B. durch Inkontaktbringen oder Durchleiten von Luft oder der Atmosphäre mit bzw. durch ein solches Molekularsieb.
Zweckmäßigerweise wird der Dampf für die Dampfbehandlung durch Erhitzen von Wasser mittels einer Mikrowellen-Heizung erzeugt; in einer bevorzugten Ausführungsform wird zu diesem Zweck das Wasser und der Abfall in geeigneten Behältern im gleichen Raum einer Mikrowellen-Bestrahlung unterworfen.
Das Wasser wird vorzugsweise in einer Menge von 5 bis 20 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht des Medizinalabfalls (ent¬ sprechend 5 bis 20 1 Wasser/100 kg Abfall) eingesetzt.
In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird zusätzlich zur thermischen Sterilisation durch Dampfbehandlung eine chemische Sterilisation durchge¬ führt, wie z.B. in erster Linie eine Sterilisation mit Ozon; eine solche zusätzliche Sterilisation kann durch Inkontakt- bringen des zu sterilisierenden Medizinalabfalls mit Ozon oder einer ozonisierenden Substanz durchgeführt werden. Die Dampfbehandlung und die Behandlung mit Ozon können dabei in beliebiger Reihenfolge gleichzeitig, hintereinander oder auch sich teilweise überschneidend erfolgen. In einer Aus¬ führungsform kann z.B. zu Beginn des Verfahrens (der Dampf- behandlung) Ozon in einer ausreichenden Menge zugesetzt werden und/oder es wird während der gesamten Verfahrens¬ dauer laufend Ozon zugeführt, z.B. durch Eindüsen von Ozongis oder' durch Einsprühen von ozonhaltigem Wasser. Es ist z.B. auch mög¬ lich, der l_aιι_pfbehandlιιng eine Sterilisationsstufe mit Ozon voranzustelle oder eine oder mehrere Dampfbehandlungen und Behandlungen mit Ozon alternierend und in beliebiger Reihenfolge durchzu¬ führen. Zweckmäßigerweise sollte das Sterilisationsver¬ fahren aber zumindest während eines Teiles der Dauer der
Dampfbehandlung in Gegenwart von Ozon durchgeführt werden, und in erster Linie wird die thermische Dampfbehandlung während der gesamten Dauer in einer ozonhaltigen Atmosphäre durchgeführt, d.h. der zu sterilisierende Abfall ist während der gesamten Zeit in Kontakt mit Ozon. Zur Aufrechterhaltung einer solchen ozonhaltigen Atmosphäre während der gesamten Verfahrensdauer kann das Ozon zumindest vor Beginn der Er¬ hitzungsphase in einer ausreichenden Mengen zugeführt wer¬ den, insbesondere wird aber während der gesamten Verfahrens¬ dauer Ozon zugeführt.
Das Ozon kann in Form eines ozonhaltigen Gasstromes, z.B. mit einem Ozongehalt von 2 bis 20 Volumen-%, oder in Form einer vorzugsweise gesättigten wäßrigen Lösung zugeführt und in Kontakt mit dem Abfall gebracht werden. Die Herstellung des ozonhaltigen Gasstromes bzw. der wäßrigen Lösung kann auf eine an sich bekannte Weise, z.B. durch elektrische Entladung oder elektrochemisch mit einem üblichen Ozon¬ generator und gegebenenfalls Auflösung in Wasser erfolgen. Die Zuführung der wäßrigen Ozonlösung erfolgt zweckmäßiger¬ weise durch Versprühen der Lösung in den Abfallbehälter und/oder in den Reaktionsraum.
Die Figur 3 zeigt schematisch eine Vorrichtung, mit der gleich zeitig oder wahlweise Ozon über die Leitung (35) und Wasser od mit Ozon gesättigtes Wasser über die Leitung (36) entnommen werden können: Der Ozongeneratir (37) ist mit einem Mischer
(38), in den über die Leitung (39) Wasser eingeleitet werden kann, über das Rohr (40) verbunden, über Vorrichtungen zur Messung des Ozongehaltes und über in den Leitungen (35) und
(36) befindliche Ventile kann die Mischapparatur, und die Ent¬ nahme von Ozon und/oder Wasser und/oder von mit Ozon gesättig¬ tem Wasser gesteuert werden.
Die gesättigte wäßrige Ozonlösung wird vorzugsweise in einer Menge von 5 bis 20 Gew.-%, entsprechend 5 bis 20 1 wäßriger Lösung/100 kg Abfall, eingesetzt; die Dauer der Ozoneinfüh¬ v* rung beträgt nach Erreichen der Siedetemperatur (in der Regel 90 bis 120°C) vorzugsweise weitere 5 bis 15 Minuten.
Auch die Stufe der Sterilisation mit Ozon wird, wie die Dampfbehandlungsstufe, zweckmäßigerweise in einer Atmosphäre durchgeführt, die einen gegenüber Luft verringerten Sauer¬ stoffgehalt aufweist. Vorzugsweise besitzt diese Atmosphäre auch bei einer getrennt durchgeführten Ozonbehandlungsstufe, die sich also nicht mit der Dampfbehandlung überschneidet oder mit ihr- zusammenfällt, den gleichen SauerStoffgehalt wie die Atmosphäre der Dampfbehandlung.
Im erfindungsgemäßen Verfahren kann die Stufe der Dampfbe¬ handlung und/oder Behandlung mit Ozon bei Überdruck oder Normaldruck durchgeführt werden; in Kombination mit Ozon wird vorzugsweise bei Normaldruck gearbeitet. Ohne Ozoneinsatz kann es zweckmäßig sein, durch Druckerhöhung die Sterilisa¬ tionstemperatur zu erhöhen. Obwohl es auch möglich ist, unter reduziertem Druck, also unter Vakuum, zu arbeiten, wodurch auch eine Verringerung des Sauerstoffgehaltes erreicht wird und bei der Zufuhr der wäßrigen Ozonlösung unter Abbau des Unterdruckes eine innigere Vermischung (besseres Eindringen) mit dem Medizinalabfall erreicht werden kann, ist es wenig zweckmäßig, den reduzierten Druck auch während der Erhitzungs¬ phase beizubehalten, weil dadurch die Temperatur des Dampfes verringert wird. In einer A sführungsform des erfindungs¬ gemäßen Verfahrens arbeitet man deshalb unter teilweisem Vakuum, d.h. bis zum Beginn der Erhitzungsphase unter redu¬ ziertem Druck, z.B. bis herab zu einem Druck von 103 Pa (0,01 at) , und erhöht dann den Druck vor dem Einschalten der Mikrowellen-Heizung auf Normaldruck oder auch erhöhten Druck. Z.B. wird zur Reduktion des Sauerstoffs der Reaktions¬ raum, in dem sich der Abfall oder der Abfallbehälter befindet, zuerst mit Stickstoff gespült und dann evakuiert, oder zuerst
evaluiert und dann mit Inertgas unter Unterdr ck gespült, wobei man ein Unterdruck-Halteventil verwendet, und unter Beibehaltung des Vakuums wird eine gesättigte wäßrige Ozon¬ lösung in den Abfallbehälter und/oder den Reaktionsraum versprüht; danach wird vor dem Einschalten der Mikrowellen- Heizung durch Öffnen eines Ventils wieder Normaldruck her¬ gestellt oder auch ein Überdruck angelegt. Durch ein Arbeiten mit Überdruck kann die Temperatur des Wasserdampfes und damit die Effizienz der Sterilisation erhöht werden; ein Arbeiten bei Überdruck erfordert aber besondere Maßnahmen, wie z.B. eine Druckkammer. Ein Arbeiten mit Überdruck bzw. bei Temperaturen um oder oberhalb von 120 C, z.B. bei 120 bis 125°C, ist insbesondere dann zweckmäßig, wenn nur eine thermische Sterilisation mit Wasserdampf erfolgt, also ohne Ozon-Sterilisation.
Als Mikrowellen-Heizung können übliche Heizaggregate, wie sie z.B. in Mikrowellen-Herden verwendet werden (Magnetrons), dienen. Das Heizsystem ist so angeordnet, daß die erzeugten Mikrowellen jeden Teil des Reaktionsraumes erfassen. Der Reaktionsraum ist vorzugsweise eine Kammer, von der minde¬ stens eine neben und/oder unterhalb des Abfallbehälters befindliche Wand, z.B. die untere Wand (Boden) und/oder die Seitenwände ein Mikrowellen-Heizsystem (Magnetron) ent¬ hält. Vorzugsweise ist mindestens die obere Begrenzungswand (Deckel) der Kammer mit einer Vorrichtung zum Kühlen ausge¬ staltet, und ist zur Durchströmung mit einem Kühlmedium z.B. doppelwandig ausgebildet.
Als Behälter für den Medizinalabfall können dafür übliche Behälter eingesetzt werden, vorzugsweise Abfallkartons aus Pappe pder einem ähnlichen Material, die als Faltschachteln (Faltkartons) handelsüblich erhältlich sind. Vorzugsweise werden die Kartons mit temperaturbeständigen PE-Innenbeuteln oder wasserfesten Polyethylen(PE)-Beschichtungen verwendet. Vorzugsweise ist der Karton an seiner Oberseite mit einem
Deckel und einer Zuleitungsöffnung versehen, durch die z.B. ein beweglicher Rüssel, der im Inneren mehrere Zuleitungs- schlämche enthält, hindurchgeführt werden kann. Die Behälter besitzen in der Regel ein Fassungsvermögen von 30 bis 80 1, insbesondere von ca. 40 1, zur Aufnahme von ca. 7 bis 12 kg Medizinalabfall.
Die Anordnung und Abmessungen der einzelnen Apparateteile (Größe der Abfallbehälter, Austrittsöffnung am Abfallbehälter, Form und Größe der Reaktionskammer, Anordnung der Mikrowellen- Heizung, usw.), die Heizleistung, die Reaktionsdauer, die Wassermenge und die Menge an zugeführtem Ozon richten sich insbesondere nach der Menge und Art des zu sterilisierenden Abfalls und werden vorzugsweise so ausgewählt, daß für die gesamte Verfahrensdauer eine ausreichende Menge an Wasser¬ dampf und Ozon vorhanden sind.
In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens werden ein oder mehrere der mit Medizinalabfall gefüllten Behälter, vorzugsweise vier Stück, in eine den Reaktionsraum bildende 'verschließbare Kammer gegeben, die mit einem Brüdenrohr für den Abzug der sich bildenden Wasser¬ dämpfe versehen ist. Nach Verschließen der die Abfallbehälter enthaltenden Kammer wird durch eines der Zuleitungsrohre im Innern des in den Abfallbehälter eingeführten fahrbaren Rüssels und durch mehrere am unteren Teil der Kammer ange¬ brachte Rohre Stickstoff eingeleitet, bis der Sauerstoff- gehalt der Luft unter den gewünschten Wert, vorzugsweise unter 15 Volumen-%, und insbesondere unter 10Volumen-%, ab¬ gesunken ist. Durch die zentrale Öffnung werden nun über eine Sprühdüse 0,2 bis 3 1, vorzugsweise 1 bis 2 1/7 bis 12 kg Medizinalabfall (entsprechend ca. 5 bis 20 % des Gewichtes des vorhandenen Abfalls, das sind 5 bis 20 1/
100 kg Abfall) Wasser oder ozongesättigtes Wasser in den Abfallbehälter eingebracht. Nun wird die Mikrowellen-Heizung eingeschaltet. Die Mikrowellen-Heizung besitzt vorzugsweise eine Leistung, die so ausgelegt ist, daß das dazugegebene Wasser in ca. 5 Minuten zum Kochpunkt erhitzt wird (ca. 1 bis 3 KW/Behälter, bei 4 Behältern also z.B. eine Leistung von 4 bis 12 KW) . Durch Erhitzung des Wasser und die damit verbundene Verminderung der Löslichkeit von Ozon wird die Bildung einer Ozonwolke begünstigt, und die desinfizie¬ rende und sterilisierende Wirkung von Ozon durch die Gegen¬ wart von Feuchtigkeit stark erhöht. Parallel dazu tritt die sterilisierende Wirkung des Wasserdampfes unter hoher Temperatur in Kraft.
Durch die Mikrowellen-Heizung wird die Temperatur bis zum Siedepunkt des Wassers erhöht. In der Regel sind Sterilisa¬ tionszeiten von 5 bis 15 Minuten ausreichend, um eine 100 %ige Garantie der Zerstörung aller pathogenen Keime zu er¬ halten.
Durch die erhöhte Temperatur (ca. 90 bis 120°C) wird außer¬ dem eine Deformierung der vorhandenen Plastikteile erreicht, wodurch eine eventuelle Wiederverwendung von Medizinalabfall¬ teilen (z.B. Spritzen) ausgeschlossen werden kann.
Zweckmäßigerweise wird auch während der Erhitzungsphase Ozon durch einen starken Sprühstrahl weiter zugegeben, wo¬ durch eine ausreichende Ozonatmosphäre während der gesamten Dauer der thermischen Behandlung mit Wasserdampf sicherge¬ stellt wird.
Es ist auch zweckmäßig, den Deckel des Abfallbehälters zu kühlen, z.B. mit einem kalten Stickstoffström. Dadurch wird eine Kondensation des Wasserdampfes am Deckel und ein Zurück-
tropfen in den Abfall erreicht; freigesetztes Ozon wird in dem zurückfließenden Kondensat gelöst und kann so erneut auf den Abfall einwirken.
Obwohl der Zerfall von Ozon in der Wärme sehr rasch erfolgt, genügen für das erfindungsgemäße Verfahren überraschender¬ weise bereits sehr geringe Mengen, um die Sterilisation rasch und vollständig durchzuführen, und zwar in der Regel Konzen¬ trationen von 0,01 bis 1,0 Volumen-% Ozon im Gasraum. Durch überschüssiges Ozon wird außerdem noch eine Sterilisation des Reaktionsraumes und der austretenden Brüden bewirkt.
Zweckmäßig ist es, die Zufuhr von Ozon, vorzugsweise in Form von Gas oder einer wäßrigen Ozonlösung, auch während der Ab¬ kühlphase fortzusetzen; dadurch kann auf Grund des hohen Feuchtigkeitsgehaltes im Abfallbehälter eine optimale Steri¬ lisationswirkung erreicht werden. Dies gilt auch für die Zerstörung von gegebenenfalls vorhandenen übelriechenden Substanzen auf Amin- oder Sulfidbasis.
Die Wärmebehandlung (Erhitzungsphase) , die vorzugsweise ca. 5 bis 15 Minuten beträgt, wird durch Abschaltung der Heizung beendet. In der sich daran anschließenden Abkühlphase wird die Abkühlung zweckmäßigerweise durch Zufuhr eines Kühl¬ mittels unterstützt, z.B. durch Spülung mit einem kalten Stickstoff-Strom (vorzugsweise von Raumtemperatur) ; vorzugs¬ weise wird die Oberseite des Reaktionsraumes, z.B. der Deckel der Mikrowellen-Kammer, und/oder der Deckel des Abfallbe¬ hälters gekühlt. Eine Kühlung des Deckels des Abfallbehälters ist z.B. über die im fahrbaren Rüssel befindliche Stickstoff- Zuleitung möglich.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann in einer dafür geeigneten Anlage auch kontinuierlich durchgeführt werden , z.B. in einem Tunnel, einem Drehteller oder einer ähnlichen techni¬ schen Vorrichtung unter Druck oder bei Normaldruck mit oder ohne Anwendung von Ozon.
Eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Ver¬ fahrens ist durch die folgenden hintereinander durchgeführten Verfahrensstufen gekennzeichnet: a) Einbringen eines oder mehrerer Abfallbehälter, in denen sich der zu sterilisierende Abfall befindet, in eine mit einer Mikrowellen-Heizung und einem Abzugsrohr versehe¬ nen Kammer, b) Absenkung des Sauerstoffgehaltes im Inneren der Kammer auf weniger als 15 Volumen-%, c) Einsprühen von Wasser oder einer wäßrigen Ozonlösung in den Abfallbehälter und/oder in das Innere der Kammer, d) Einschalten der Mikrowellen-Heizung und Erhitzen auf eine zur Erzeugung von Wasserdampf ausreichenden Temperatur mit oder ohne Zufuhr von Ozon und e) Abkühlung.
Um jeden Unfall ausschließen zu können und die absolute Effizienz der Behandlung zu garantieren, ist das Behandlungs¬ system vorzugsweise mit verschiedenen, meist doppelwirkenden Sicherheitseinrichtungen ausgerüstet:
Es ist vorgesehen, daß die Heizung nicht startet, wenn kein Wasser oder eine wäßrige Ozonlösung zugesetzt wurde. Die Anlage wird im Inneren durch Pressostaten überwacht. Trotz der Reduzierung von Sauerstoff wird ein C02-Spürgerät mit SprinklerSystem vorgesehen, um eventuelle Brände sofort be¬ kämpfen zu können.
Um eine Umweltbelastung auszuschalten oder auf ein Minimum zu reduzieren, werden die austretenden Dämpfe kondensiert und danach chemisch, z.B. durch Ozon und/oder, unabhängig davon, durch UV-Bestrahlung sterilisiert; dadurch sind sowohl Luft als auch das austretende Wasser vollkommen ungefährlich.
Die Figur 1 zeigt eine schematische Darstellung einer zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens geeigneten Vorrichtung im Längsschnitt (Figur 1A) und Querschnitt (Figur 1B) :
Eine als Druckkammer ausgebildete Kammer (17) zur Aufnahme und Sterilisation von in einem Behälter befindlichen Medizinal abfall ist an ihrem oberen Teil mit einem Brüdenrohr (6) zur Dampfableitung versehen; im Boden und an den Seiten der Kammer ist ein Mikrowellen-Heizsystem (21), z.B. Magnetrone, inte¬ griert; Einrichtungen (1) zur Einleitung eines Inertgases zur Reduzierung des Sauerstoffgehaltes im Innern der Kammer
(17) sind vorhanden. Der Deckel der Kammer (23) ist doppel- wandig ausgebildet, und mit Zu- und Ableitungen (24) für ein Kühlmittel, z.B. Stickstoffgas, versehen.
Im Innern der Kammer befinden sich zwei Abfallbehälter (18) , die den zu sterilisierenden Medizinalabfall enthalten. Dieser Behälter (18) kann durch geeignete verschließbare Öffnungen
(Tür, Klappe) (16) in die Kammer eingebracht und dieser ent¬ nommen werden. Durch das Brüdenrohr (6) wird in eine zentrale Öffnung im Deckel des Abfallbehälters (18) ein als Füllstößel ausgebildeter fahrbarer Rüssel (19) eingeführt, der im Innern mehrere Zuleitungen (Schläuche) für das ozonhaltige Gas (3) für Wasser oder eine gesättigte wäßrige Ozonlösung (2) und/ oder für ein inertes gasförmiges Kühlmittel, z.B. Stickstoff
(1), enthält. Am Brüdenrohr (6) sind geeignete Einrichtungen zur Messung und Steuerung der Temperatur (8), des Druckes (9), des Sauerstoffgehaltes (4), des Feuchtigkeitsgrades (10) und zur C02~überwachung (5) vorgesehen. Am Kammerdeckel ist im Inneren der Kammer (17) eine Sprinkleranlage (7) mit einer durch den Kammerdecke1 führenden Zuleitung (25) vorgesehen.
In einer alternativen, nicht gezeigten Ausführungsform ist die Kammer (17) zusätzlich mit Zuleitungen für Ozon und/oder Kühlmittel in den Kammerraum (22) und/oder den Abfallbehälter
(18) ausgestattet, die z.B. durch den Deckel und/oder die Seitenwände der Kammer (17) geführt werden. Die Zuleitungen für Wasser oder die wäßrige Ozonlösung sind an ihrem Ende vorzugsweise mit Sprühdüsen versehen.
Wenn die Kammer (17) zur Aufnahme von mehreren Abfallbe¬ hältern, z.B. von vier Behältern, vorgesehen ist, ist es zweckmäßig, die Kammer auch mit mehreren Brüdenrohren oder zusätzlichen Öffnungen zur Einführung mehrerer fahrbarer Rüssel und/oder Zuleitungen für Wasser und/oder Ozon und/ oder Kühlmittel zu versehen.
Gegenstand der Erfindung ist deshalb auch eine Vorrichtung gemäß Anspruch 27 zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Sterilisation von Medizinalabfall, bestehend aus einer Kammer (17), die mit einem Brüdenrohr (6) versehen ist, und mit einem Mikrowellen-Heizsystem (21) zur Beheizung des Kammerinneren (22) ausgestattet ist.
Zweckmäßige Ausführungen davon sind Gegenstand der Ansprüche 28 bis 33.
Vorzugsweise ist die erfindungsgemäße Vorrichtung mit Zulei¬ tungen (1) zur Einführung eines Inertgases und/oder mit einem Molekularsieb zur Reduzierung des Sauerstoffgehaltes der Kammeratmosphäre versehen; unter Verwendung eines Molekular¬ siebes erfolgt die Reduzierung des Sauerstoffgehaltes durch Inkontaktbringen der Kammeratmosphäre mit einem im Inneren (22) der Kammer (17) angebrachten Molekularsieb, oder durch Durchleiten der Kammeratmosphäre durch ein Molekularsieb über ein mit einer Pumpe versehenes Leitungssystem im Kreis¬ lauf, oder durch Durchleiten von sauerstoffarmer Luft (erzeugt durch Absorption von Sauerstoff mit externen Molekularsieben)
Vorzugsweise ist der Deckel (23) der Kammer zur Durchströmung mit einem Kühlmittel doppelwandig ausgebildet und mit Zu- und Ableitungen (24) für das Kühlmittel versehen.
In einer weiteren zweckmäßigen Ausführungsfor ist die Kam¬ mer (17) mit Zuleitungen für Wasser oder eine wäßrige Ozon¬ lösung, für Ozon und/oder ein inertes, gasförmiges Kühlmittel z.B. Stickstoff, in den Kammerraum (22) und/oder in in dem
Kammerraum (22) befindliche Abfallbehälter (18) ausgestattet.
Um Unfällen beim Start des erfindungsgemäßen Verfahrens und während der Durchführung des Verfahrens vorzubeugen und um eine hohe Verfahrenseffizienz zu gewährleisten, ist die Vorrichtung vorzugsweise zusätzlich mit einer oder mehreren der folgenden Einrichtungen versehen: a) einer Einrichtung zur vorzugsweise automatischen Ver¬ sprühung von Wasser oder einer wäßrigen Ozonlösung in die Kammer und/oder einen sich in der Kammer befindlichen Abfall¬ behälter beim Start eines Verfahrenszyklus, b) einer automatischen, mit einer Sprinkleranläge (7) verbundenen FeuerSchutzkontrolle, c) automatischen Meß- und Steuereinrichtungen für Tempe¬ ratur (8 ) , Druck (9) , Sauerstoffgehalt (4) und/oder Feuchtig¬ keitsgrad (10) im Innern der Kammer (22) .
Um eine Umweltbelastung durch das erfindungsgemäße Verfahren auszuschalten oder zumindest auf ein Minimum zu reduzieren, wird die Vorrichtung vorzugsweise mit einer an sich bekannten Einrichtung zur direkten oder indirekten Kühlung zur Konden¬ sation der aus dem Brüdenrohr (6) austretenden Brüden ver¬ sehen, wie z.B. mit einem mit einer Kühlschlange oder einem Kühlmantel versehenen Rohr, durch das der Brüdenstrom geleitet wird. Figur 2 zeigt eine Ausführungsform einer solchen Vor¬ richtung. Der Kühlvorrichtung (13), durch die Kühlwasser strömt, wird vorzugsweise eine Einrichtung für eine eben¬ falls an sich bekannte chemische Sterilisation, z.B. mittels Ozon (Ozonfilter 14) und/oder für eine Sterilisation durch UV-Bestrahlung der kondensierten Brüden (UV-Lampe 11) nach¬ geschaltet. Am Austritt der sterilen Abluft (15) und des sterilen Abwassers wird eine Vorrichtung zur Ozon-Messung (20) angebracht, das sterile Abwasser strömt durch das Rohr (12) ab.
Die Kammer mit den zusätzlichen Einrichtungen (Brüdenrohr, Zu- und Ableitungen usw.) besteht aus einem gegenüber der Sterilisationsatmosphäre (Wasserdampf, Ozon) beständigen Material, vorzugsweise aus eloxiertem Aluminium, pulverbe¬ schichtetem Aluminium, verchromten Metallteilen und/oder Edelstahl.
Das nachfolgende Beispiel soll die Erfindung näher erläutern, ohne sie darauf zu beschränken.
Beispiel
In eine Vorrichtung gemäß Figur 1 wird ein Abfallbehälter von 40 1 Inhalt, der ca. 10 kg Spitalmüll enthält, gegeben. Ein fahrbarer Rüssel (19), der Zuleitungen für Wasser oder eine wäßrige Ozonlösung, Ozongas und Stickstoff oder Inert¬ gas enthält, wird in die zentrale Öffnung des Abfall¬ behälterdeckels eingeführt. Durch eine Zuleitung des fahr¬ baren Rüssels und durch am Boden der Kammer befindliche Zuleitungen (1) wird Stickstoff eingeleitet, bis der Sauer¬ stoffgehalt der Kammeratmosphäre auf einen Wert unter 15 Volumen-% gesunken ist. Über die Ozonzuleitung, die an ihrem in den Abfallbehälter eintauchenden Ende mit einer Sprühdüse versehen ist, werden ca. 2 1 Wasser oder einer gesättigten wäßrigen Ozonlösung eingesprüht. Danach wird die Mikrowellen-Heizung (2,5 KW) eingeschaltet.
Durch die nunmehr stattfindende Erhitzung der wäßrigen Lösung und die damit verbundene Löslichkeitsverringerung des Ozons in Wasser bildet sich in der Kammer sehr rasch eine Ozonwolke, die unmittelbar desinfizierend und sterili-
sierend wirkt. Diese Wirkung wird durch Einleiten von Ozon¬ gas und durch die Gegenwart des Wasserdampfes noch stark erhöht, und parallel zur sterilisierenden Wirkung von Ozon tritt die sterilisierende Wirkung des heißen Wasserdampfes in Kraft. Nach Erreichung der Siedetemperatur des Wassers (nach ca. 5 Minuten) wird weitere 10 Minuten bei dieser Temperatur erhitzt. Während der gesamten Erhitzungsphase wird die Zufuhr von Ozon weitergeführt, um eine ausreichende OzonatmoSphäre während der gesamten Dauer sicherzustellen; dabei wird der Deckel des Abfallbehälters durch Stickstoff aus der Stickstoff-Leitung des fahrbaren Rüssels gekühlt, wodurch eine Kondensation des Wasserdampfes erreicht wird und dais Kondensat sich wieder mit Ozon belädt.
Auch nach Abschaltung der Mikrowellen-Heizung (Beendigung der Erfiitzungsphase) wird die Zufuhr von Ozon weiter auf¬ rechterhalten, um eine optimale Sterilisationswirkung auf Grund des hohen Feuchtigkeitsgehaltes zu erzielen. Durch überschüssiges Ozon wird außerdem gleichzeitig eine Steri¬ lisationswirkung auf die ausströmenden Brüden ausgeübt, und eine Zerstörung von gegebenenfalls vorhandenen unangenehm riechenden Stoffen auf Amin- oder Sulfidbasis erreicht. Nach Abschaltung der Mikrowellen-Heizung kann die Abkühlung durch Einleiten von Stickstoff durch die Zuführungen (5) im Böden der Kammer beschleunigt werden. Es wird auf Umgebungs- temperatur abgekühlt und der Abfallbehälter dann aus der Kammer entnommen. Es wird eine praktisch 100 %ige Sterili¬ sation des Medizinalabfalls (Zerstörung aller pathogenen Keime) erreicht.
Mit dem erfindungsgemäßen System ist es möglich, die Ent¬ sorgungskosten für Medizinalabfall auf mehr als die Hälfte zu reduzieren. Außerdem ist es damit möglich, den entstehen-
den Abfall mit hoher Effizienz bereits am Entstehungsort zu behandeln und ihn in problemlosen Abfall umzuwandeln, der mit normalen Hausabfall vergleichbar ist, gefahrlos trans¬ portiert und mit geringen Kosten auf Deponien abgelagert oder in üblichen Verbrennungsanlagen zerstört werden kann. Störfälle durch Eigenentzündung lassen sich erfindungsgemäß sicher vermeiden und der Zeitaufwand (Dauer eines Sterili¬ sationszyklus) stark verringern. Das erfindungsgemäß einge¬ setzte Ozon kann leicht am Ort der Applikation erzeugt werden und läßt sich problemlos und vollständig beseitigen (z.B. durch Aktivkohle oder Katalysatorn,wobei es in unschädlichen Sauerstoff zerfällt) , wodurch keine Umwelt¬ belastung auftritt. Mit dem Verfahren und der Vorrichtung gemäß der vorliegenden Erfindung wird also ein Entsorgungs¬ system für Medizinalabfall bereitgestellt, das einfach, kostengünstig, sicher und rasch durchführbar ist und mit dem eine praktisch vollständige Sterilisation ohne Umwelt¬ folgebelastungen erreicht wird. Es ist auf alle in Medizinal¬ abfällen auftretenden Pathogene (Mikroorganismen, Viren, vegetative Formen von Keimen, Sporen, Parasiten, Pilze, us . ) anwendbar.