tesa SE Hamburg
Beschreibung
Haftklebstoff aus Polypropylenharz
Die Erfindung betrifft einen Haftklebstoff aus einem Polypropylenharz mit niedriger Dichte aber hohem Schmelzpunkt und mindestens einem Klebharz sowie die Verwendung in einem Klebeband. Das Klebeband ist zum Beispiel zur Verklebung auf niederenergetischen Oberflächen geeignet.
Randomcopolymere mit hohem Comonomeranteil (auch Plastomere genannt) weisen eine geringe Kristallinität und geringen Schmelzpunkt von ca. 40 0C bis 60 0C auf oder sind amorph. Sie werden als Flexibilisierungsmittel oder Schlagzähadditive für harte Polyolefine verwendet. Sie enthalten meistens Ethylen als Hauptmonomer und als Comonomer Propylen, Buten, Octen oder Vinylacetat. Sie werden nur in begrenztem Umfang für Schmelzklebstoffe eingesetzt, weil diese durch den geringen Schmelzpunkt nicht wärmebeständig sind. Üblicherweise werden daher für Anwendungen (zum Beispiel Kartonverklebung, Herstellung von Windeln, Schmelzklebstoffpistolen) Klebstoffe aus EVA, Tackifier (Klebharz) und Wachs eingesetzt.
Solche weichen Randomcopolymere werden als Coextrusionsschicht für leicht klebrige und leicht wiederablösbare Oberflächenschutzfolien vorgeschlagen. Diese weisen bei Raumtemperatur keine signifikante Klebkraft (das heißt unter 0,1 N/cm) auf, lassen sich jedoch oberhalb des Schmelzpunktes auf Platten aus Polycarbonat, Acrylglas oder ABS als Kratzschutz aufsiegeln und später bei Raumtemperatur wieder abziehen. Wenn die Coextrusionsschicht jedoch ein polares Comonomer wie Vinylacetat enthält, ist die Schutzfolie später nur schwer entfernbar. Oberflächenschutzfolien aus einem weichen Randomcopolymer sind nicht gut lagerfähig, weil bei leicht erhöhter Lagertemperatur die Rollen verblocken, das heißt sich nicht wieder abrollen lassen, und sie weisen auch keine Wärmebeständigkeit beim Anwender auf. Daher werden üblicherweise
Randomcopolymere mit einem Schmelzpunkt von über 60 0C eingesetzt, auch wenn dann eine höhere Siegeltemperatur notwendig ist. Alternativ werden auch Folien mit einer Haftklebstoffbeschichtung aus Polyacrylat oder Synthesekautschuk verwendet.
Diese weichen Randomcopolymere werden auch für bei Raumtemperatur (23 0C) klebrige Oberflächenschutzfolien vorgeschlagen. Durch den Zusatz einer kleinen Menge Weichmacher oder Tackifier (Harz) wird die Kristallinität so weit reduziert, dass auch bei Raumtemperatur eine gute Klebrigkeit auf Kunststoff- oder polierten Stahlplatten erreicht wird. Solche Kleber weisen jedoch eine noch geringere Wärmebeständigkeit als Coextrusionsschichten mit einem weichen Randomcopolymer auf. Darüber hinaus hinterlassen sie nach Entfernung von solchen Platten einen dünnen Belag der vom Fachmann Ghosting genannt wird. Sie haben sich daher für solche Anwendungen nicht durchgesetzt. Daher werden für haftklebrige Oberflächenschutzfolien üblicherweise Folien mit einer Klebstoffbeschichtung aus Polyacrylat oder Synthesekautschuk verwendet.
Weiche Polymere ohne oder mit zu vernachlässigender Kristallinität wie Polyisobutylen oder E PDM- Kautschuke sind auch nicht haftklebrig, das heißt, sie weisen keine signifikante Klebkraft auf. Sehr glatte Schichten aus solchen weichen Polyolefinen können zwar auf sehr glatten Untergründen wie Glas oder Polycarbonatplatten leicht haften, sie verhalten sich ebenso wie glatte Schichten aus Naturkautschuk, Butylkautschuk oder hochweichgemachtem PVC. Solche Materialien können ihr Eigengewicht halten, so dass sie nicht von selbst abfallen, weisen aber bei Schälbelastung jedoch praktisch keinen Widerstand auf, weil ihre Glastemperatur verglichen mit einem Haftkleber viel zu niedrig liegt. Darüber hinaus neigen solche Materialien bei Lagerung zum Zusammenfließen, weil keine ausreichende Kristallinität vorliegt und werden daher als Block (Ballen) geliefert, welche nicht auf einem Extruder verarbeitet werden können. Darüber hinaus weisen sie wegen eines nur sehr geringen oder fehlenden Kristallitschmelzpunkts keine Wärmefestigkeit auf.
Klebebänder enthalten oder bestehen aus mindestens eine beziehungsweise einer Schicht (Haft)kleber, diese sind üblicherweise auf Basis Naturkautschuk, Synthesekautschuk (zum Beispiel Polyisobutylen, Styrolblockcopolymer, EVA, SBR) in Kombination mit einem Klebharz oder Polyacrylat und ganz selten aus sehr teurem Silikon. Die üblichen Haftkleber weisen die Eigenschaften hoher Klebkraft,
Scherfestigkeit, lösungsmittelfreier Verarbeitbarkeit aus der Schmelze, hoher Wasserbeständigkeit (im Gegensatz zu Dispersionsbeschichtungen), günstiger Kosten oder hoher Wärmealterungs- und UV-Stabilität auf.
Klebebänder zur Verklebung auf niederenergetischen Oberflächen werden daher üblicherweise mit Klebemassen auf Basis Naturkautschuk, Styrolblockcopolymer und Acrylat gefertigt. Die Naturkautschuk-Klebemassen sind lösungsmittelhaltig und weisen eine geringe Alterungs- und UV-Stabilität auf. Styrolblockcopolymer-Klebemassen, in der Regel basierend auf Styrol-Isopren-Styrol-Blockcopolymeren, sind lösungsmittelfrei verarbeitbar, weisen aber ebenfalls eine geringe Alterungs- und UV-Stabilität auf. Beide Sorten von Kautschukmassen weisen auf niederenergetischen Oberflächen gute Haftung auf. Klebemassen auf Basis hydrierter Styrolblockcopolymere sind sehr teuer, haben geringen Tack und Klebkraft und kleben deshalb auf vielen Untergründen schlecht. Sie erweichen ebenfalls schon deutlich unter 100 0C. Acrylat-Klebemassen haben eine gute Alterungs- und UV-Stabilität, haften aber auf niederenergetischen unpolaren Polymeren wie zum Beispiel Polyethylen trotz aller bisherigen Bemühungen nur schlecht, weshalb die zu verklebenden Oberflächen mit lösungsmittelhaltigen Primern vorbehandelt werden müssen. Silikonhaftkleber haben eine gute Alterungs- und UV-Stabilität und eine gute Haftung auf niederenergetischen Oberflächen, sind aber sind extrem teuer und lassen sich nicht mit den üblichen silikonisierten Linern abdecken (beziehungsweise sich davon nicht wieder abziehen).
Es besteht schon lange der Wunsch nach einer Klebmasse, welche die positiven Eigenschaften der verschiedenen Klebmassen miteinander kombiniert: Lösungsmittelfreiheit, hohe Haftung auch auf niederenergetischen Oberflächen und Alterungs- und UV-Stabilität wie Acrylat-Klebemassen sowie günstige Kosten und eine ausreichende Scherfestigkeit.
Aufgabe der Erfindung ist es, einen Haftklebstoff für zum Beispiel ein Klebeband zur Verfügung zu stellen, der die Nachteile des Standes der Technik nicht aufweist.
Gelöst wird die Aufgabe durch einen Haftklebstoff, wie er im Hauptanspruch niedergelegt ist. Vorteilhafte Weiterbildungen des Erfindungsgegenstands sowie Verwendungen des Klebestoffs finden sich in den Unteransprüchen. Kernpunkt der Erfindung ist ein
spezielles Propylenharz, obwohl Fachleute es bisher für nicht vorstellbar hielten, dass ein Polypropylen überhaupt für Haftkleber eignen könnte.
Demgemäß betrifft die Erfindung einen Haftklebstoff aus einem vorzugsweise isotaktischen Polypropylenharz mit einer Dichte zwischen 0,86 und 0,89 g/cm3, vorzugsweise zwischen 0,86 und 0,88 g/cm3, besonders bevorzugt zwischen 0,86 und 0,87 g/cm3, und einem Kristallitschmelzpunkt von mindestens 105 0C, vorzugsweise mindestens 1 15 qC, besonders bevorzugt mindestens 135 0C, ganz besonders bevorzugt mindestens 150 0C und aus mindestens einem Klebharz, wobei der Anteil des Klebharzes mindestens 20 phr, vorzugsweise mindestens 50 phr beträgt, „phr" bezeichnet Gewichtsteile bezogen auf 100 Gewichtsteile Kautschuk oder Polymer (parts per hundred rubber beziehungsweise resin), das bedeutet hier bezogen auf 100 Gewichtsteile Polypropylenharz. Ein solcher Haftklebstoff ist in der Lage, einem Klebeband eine Klebkraft auf Stahl von mindestens 0,5 N/cm, vorzugsweise mindestens 1 N/cm zu verleihen.
Es ist festgestellt worden, dass bei Verwendung eines gut verträglichen Klebharzes, gegebenenfalls unter Zusatz eines Weichmachers, der Schmelzpeak von Propylenharzen mit einem Kristallitschmelzpunkt von deutlich unter 100 0C in einer Kleberformulierung verloren geht, das heißt, dass bei Raumtemperatur keine Scherfestigkeit durch kristalline Vernetzung gegeben ist. Weiter vorzugsweise ist auch der Weichmacher gut verträglich mit dem Polypropylenharz. Um überhaupt eine Haftklebrigkeit erreichen zu können, muss die Kristallinität gering sein, was sich in niedriger Dichte, niedrigem Biegemodul und niedriger Schmelzwärme äußert. Durch steigenden Anteil an Comonomer nimmt die Kristallinität ab aber auch der Kristallitschmelzpunkt Tcr. Für letzteres gilt die empirische Beziehung
Tcr= (-5,12* XE + 145,68) * 0C,
wobei XE = Anteil von Ethylen in Mol-% ist. Die genauen Zahlen der Beziehung können etwas von den Polymerisationsbedingungen beeinflusst werden und gelten prinzipiell auch für andere Comonomere wie Buten. Es gibt seit neuerem einige Propylenharze mit geringer Dichte und Kristallinität, welche neben dem für weiche Propylenrandocopolymere typischen Schmelzpeak von deutlich unter 100 0C auch einen
kleinen Schmelzpeak von über 100 0C aufweisen. Dieser Peak weist eine relativ geringe Schmelzwärme auf. Erfindungsgemäß liegt die Schmelzwärme des Polypropylenharzes vorzugsweise zwischen 3 und 18 J/g. Zum Vergleich liegt die Schmelzwärme bei einem Propylenhomopolymer oder einem heterophasischen Copolymer bei über 100 J/g (Die Literaturwerte für die Schmelzwärme von reinen Polypropylenkristallen liegen bei 165 oder 189 J/g). Es ist für den Fachmann überraschend festgestellt worden, dass bei den erfindungsgemäßen Propylenharzen nach Abmischung mit einem gut verträglichen Klebharz, gegebenenfalls unter Zusatz eines insbesondere gut verträglichen Weichmachers, der Schmelzpeak von über 100 0C prinzipiell erhalten bleibt, auch wenn der Kristallitschmelzpunkt dann um ca. 5 0C niedriger liegt als bei dem reinen Propylenharz.
Solche Propylenharze erlauben jetzt die Herstellung von Haftklebern. Das reine Propylenharz ist aufgrund einer ausreichenden Schmelzwärme beziehungsweise Kristallinität im Bereich von 30 0C bis 165 0C bei Raumtemperatur als Granulat handhabbar, was die Verarbeitung auf einem Extruder erlaubt. Durch weitgehendes Verschwinden der Kristallinität durch Abmischen mit Klebharz, gegebenenfalls unter Zusatz eines insbesondere gut verträglichen Weichmachers, wird die Mischung haftklebrig. Aber durch weitgehenden Erhalt der Kristallinität des Schmelzpeaks von über 100 0C weist der erfindungsgemäße Haftkleber bei Gebrauchstemperatur, also Raumtemperatur bis mindestens 70 0C, eine physikalische Vernetzung durch die kristallinen Bereiche auf, welche ihm im Gegensatz zu einem aus einem üblichen Randomcopolymer hergestellten Haftkleber eine ausreichende Scherfestigkeit verleiht. Erfindungsgemäße Propylenharze können durch Verfahren, wie sie für heterophasische Polypropylencopolymere üblich sind hergestellt werden, sie unterscheiden sich allerdings von diesen dadurch, dass der Anteil an Comonomer sehr viel höher und die Kristallinität sehr viel niedriger liegt. Solche Verfahren beruhen darauf, dass nicht in einem, sondern mindestens zwei Reaktoren oder einer Reaktorkaskade polymerisiert wird, wobei das Verhältnis von Propylen und Comonomer in jedem Reaktor anders ist. Geeignet sind viele Gasphasenverfahren so wie die Spheripol-, Hypol-, Catalloy- und Novolen- Verfahren. Auch das Spherizon-Verfahren, welches nur einen Reaktor aufweist, aber in dem mindestens zwei Zonen mit unterschiedlichen Reaktionsbedingungen vorhanden sind, ist prinzipiell zur Herstellung der erfindungsgemäßen Propylenharze geeignet.
Im Folgenden werden die Begriffe Haftklebstoff, Haftkleber und Haftklebemasse synonym verwendet. Eine Haftklebemasse ist ein viskoelastisches Material, das bei
Raumtemperatur in trockenem Zustand permanent klebrig ist und klebfähig bleibt. Die Klebung erfolgt durch leichten Anpressdruck sofort auf allen Substraten mit hinreichender Oberflächenspannung (damit sind Silikon und Teflon ausgeschlossen). Haftklebstoffe im Sinne dieser Erfindung sind solche, welche in der Lage sind, einem Klebeband eine Klebkraft auf Stahl von mindestens 0,5 N/cm, vorzugsweise mindestens 1 N/cm zu verleihen.
Propylenpolymere galten dem Fachmann bisher für Haftklebemassen als nicht geeignet. Überraschenderweise können aus Polypropylenharzen mit einer Dichte zwischen 0,86 und 0,89 g/cm3 und einem Kristallitschmelzpunkt von mindestens 105 0C Haftklebemassen mit hoher Klebkraft, hohem Tack und hoher Scherfestigkeit hergestellt werden, welche auf sehr vielen Untergründen eine hervorragende Haftung aufweisen und insbesondere auch auf niederenergetischen Oberflächen wie unpolaren Lacken oder Olefinkunststoffen.
Das erfindungsgemäße Polypropylenharz weist vorzugsweise einen Schmelzindex von 0,5 bis 10 g/10 min, besonders bevorzugt 3 bis 8 g/10 min auf. Der Biegemodul des Polypropylenharzes beträgt vorzugsweise weniger als 50 MPa, besonders bevorzugt weniger als 26 MPa.
Das Polypropylenharz enthält gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung Propylen und mindestens ein weiteres Comonomer ausgewählt aus den sonstigen C2- bis C10-Olefinen, bevorzugt C2- bis C10-α-Olefinen. Besonders geeignet sind Copolymere aus 1 -Buten und Ethylen und vor allem Copolymere aus 1 -Buten und Propylen sowie Terpolymere aus Propylen, Buten-(1 ) und Ethylen.
Das Polypropylenharz enthält vorzugsweise 75 bis 95 Mol-%, besonders bevorzugt 80 bis 90 Mol-% Propylen als Monomer. Ist der Anteil an Propylen höher, hat der Haftklebstoff für die meisten üblichen Anwendungen zu wenig Tack, und ist er niedriger, so ist die Scherfestigkeit (Kohäsion) zu gering. Der kristalline Anteil des Polymers wird durch syndio- oder bevorzugt isotaktische Propylensequenzen bestimmt. Ein überwiegend ethylenhaltiges Polymer bei dem der kristalline Anteil durch Ethylensequenzen gebildet wird, ist wegen zu geringer Schmelzpunkte nicht geeignet.
Das Polypropylenharz kann auf verschiedene Weise aufgebaut sein, zum Beispiel als Blockcopolymer, als Pfropfpolymer oder als so genannter Reaktorblend wie bei heterophasischen Polypropylenen (auch Impact Polypropylen oder - nicht ganz richtig, aber üblich - Polypropylenblockcopolymer genannt). Das Polypropylenharz ist kein klassisches nicht-heterophasisches Polypropylenrandomcopolymer mit niedrigem Schmelzpunkt, welches die Monomere Propylen und das weitere Olefin (zum Beispiel Ethylen oder Buten) statistisch verteilt enthält, weil diese Polymere nur geringe Scherfestigkeiten, Klebkräfte und Wärmebeständigkeiten erreichen können. Ein heterophasisches Polypropylen kann jedoch in der kristallinen Komponente geringe Mengen eines Comonomers enthalten, soweit der Kristallitschmelzpunkt noch im erfindungsgemäßen Bereich liegt.
Die Größe der Polypropylenkristalle des Polypropylenharzes liegt vorzugsweise unter 100 nm, wodurch der Haftklebstoff eine hohe Transparenz aufweist. Ein solches Polypropylenharz kann mit einem Metallocenkatalysator auf Zirkonbasis hergestellt werden. Das Polypropylenharz weist vorzugsweise einen Haze-Wert, gemessen nach ASTM D 1003, von unter 8 auf (gemessen an 2 mm dicken Pressungen in Cyclohexanol).
Die Dichte des Polypropylenharzes wird nach ISO 1 183 ermittelt und in g/cm3 ausgedrückt. Der Schmelzindex wird nach ISO 1 133 mit 2,16 kg geprüft und in g/10 min ausgedrückt. Die in dieser Offenbarung genannten Werte werden - wie dem Fachmann geläufig ist - bei verschiedenen Temperaturen in Abhängigkeit von dem Hauptmonomer des Polymers bestimmt, sie liegt bei überwiegend ethylen- oder 1 -Buten-haltigen bei 190 0C und bei überwiegend propylenhaltigen Polymeren bei 230 0C. Der Biegemodul (flexural modulus) ist nach ASTM D 790 (Sekantenmodul bei 2 % Dehnung) zu bestimmen. Der Kristallitschmelzpunkt (Tcr) und die Schmelzwärme werden mit DSC (Mettler DSC 822) bei einer Aufheizrate von 10 '€/min nach ISO 3146 ermittelt, beim Auftreten mehrerer Schmelzpeaks wird der mit der höchsten Temperatur gewählt, da nur Schmelzpeaks oberhalb von 100 0C in Haftklebstoffformulierungen erhalten bleiben und wirksam werden, wohingegen Schmelzpeaks erheblich unter 100 0C nicht erhalten bleiben und keine Auswirkung auf die Produkteigenschaften haben. Die Schmelzwärme bestimmt einerseits die Klebkraft und Tack der Formulierung und andererseits die Scherfestigkeit insbesondere in der Wärme (also 70 0C und darüber). Die Schmelzwärme des Polypropylenharzes ist daher für den optimalen Kompromiss der klebtechnischen
Eigenschaften von Bedeutung, sie liegt vorzugsweise zwischen 3 und 18 J/g, besonders bevorzugt zwischen 5 und 12 J/g.
Die Schmelzwärme des Haftklebstoffs ist daher ebenfalls für den optimalen Kompromiss der klebtechnischen Eigenschaften von Bedeutung, sie liegt vorzugsweise zwischen 1 und 6 J/g, besonders bevorzugt zwischen 2 und 5 J/g.
Der Gehalt an erfindungsgemäßem Polypropylenharz im Haftklebstoff liegt vorzugsweise bei mindestens 15 Gew.-%, besonders bevorzugt bei mindestens 20 Gew.-%. Der Gehalt an erfindungsgemäßem Polypropylenharz im Haftklebstoff liegt weiter vorzugsweise unter 40 Gew.-%, besonders bevorzugt unter 35 Gew.-% und ganz besonders bevorzugt unter 30 Gew.-%, wodurch bei Haftklebern ein besonders guter Tack (Anfassvermögen, Klebrigkeit) erreicht werden kann.
Das erfindungsgemäße Polypropylenharz kann mit den aus Kautschukmassen bekannten Elastomeren wie Naturkautschuk oder Synthesekautschuken kombiniert werden. Dadurch kann auf flüssige migrationsfähige Weichmacher verzichtet werden.
Vorzugsweise werden ungesättigte Elastomere wie Naturkautschuk, SBR, NBR oder ungesättigte Styrolblockcopolymere nur in geringen Mengen oder besonders bevorzugt gar nicht verwendet. In der Hauptkette gesättigte Synthesekautschuke wie Polyisobutylen, Butylkautschuk, EPM, HNBR oder hydrierte Styrolblockcopolymere werden für den Fall einer gewünschten Modifikation bevorzugt.
Es stellte sich überraschenderweise heraus, dass Klebrigkeit (Tack) und Klebkraft der erfindungsgemäßen polypropylenbasierten Klebemasse im Gegensatz zu konventionellen Kautschukmassen von der Polydispersität des Harzes sehr abhängig sind. Die Polydispersität ist das Verhältnis von Gewichtsmittel zu Zahlenmittel der Molmassenverteilung und kann durch Gelpermeationschromatographie ermittelt werden. Als Klebharz werden daher solche mit einer Polydispersität von weniger als 2,1 , vorzugsweise weniger als 1 ,8, besonders bevorzugt weniger als 1 ,6 eingesetzt. Der höchste Tack ist mit Harzen mit einer Polydispersität von 1 ,0 bis 1 ,4 zu erreichen.
Als Klebharz für den erfindungsgemäßen Haftkleber hat sich herausgestellt, dass Harze auf Basis von Kolophonium (zum Beispiel Balsamharz) oder Kolophoniumderivaten (zum
Beispiel disproportioniertes, dimerisiertes oder verestertes Kolophonium), vorzugsweise partiell oder vollständig hydriert, gut geeignet sind. Sie weisen von allen Klebharzen den
höchsten Tack (Klebrigkeit, Anfassvermögen) auf, vermutlich liegt das an der geringen Polydispersität von 1 ,0 bis 1 ,2. Terpenphenolharze sind ebenfalls geeignet, führen aber zu nur mäßigem Tack, aber dafür zu sehr guter Scherfestigkeit und Alterungsbeständigkeit.
Bevorzugt werden ebenfalls Kohlenwasserstoffharze, die vermutlich aufgrund Ihrer Polarität gut verträglich sind. Dies sind zum Beispiel aromatische Harze wie Cumaron- Inden-Harze oder Harze auf Basis Styrol oder α-Methylstyrol oder cycloaliphatischer Kohlenwasserstoffharze aus der Polymerisation von C5-Monomeren wie Piperylen aus C5- oder C9-Fraktionen von Crackern oder Terpenen wie ß-Pinen oder δ-Limonen oder Kombinationen hiervon vorzugsweise partiell oder vollständig hydriert und Kohlenwasserstoffharze gewonnen durch Hydrierung von aromatenhaltigen Kohlenwasserstoffharzen oder Cyclopentadien-Polymeren. Weiterhin können Harze auf Basis von Polyterpenen, vorzugsweise partiell oder vollständig hydriert, zur Verwendung kommen.
Die Menge an Klebharz beträgt vorzugsweise 130 bis 350 phr, besonders bevorzugt 200 bis 240 phr.
Die Klebemasse enthält vorzugsweise einen flüssigen Weichmacher wie beispielsweise aliphatische (paraffinische oder verzweigte), cycloaliphatische (naphthenische) und aromatische Mineralöle, Ester der Phthal-, Trimellit-, Zitronen- oder Adipinsäure, Wollwachs, flüssige Kautschuke (zum Beispiel niedermolekulare Nitril-, Butadien- oder Polyisoprenkautschuke), flüssige Polymerisate aus Isobuten und/oder Buten, Flüssig- und Weichharze mit einem Schmelzpunkt unter 40 0C auf Basis der Rohstoffe von Klebharzen, insbesondere der oben aufgeführten Klassen an Klebharz. Besonders bevorzugt werden flüssige Isobutenpolymerisate wie Isobutenhomopolymer oder Isobuten-Buten-Copolymer und Ester der Phthal-, Trimellit-, Zitronen- oder Adipinsäure, insbesondere deren Ester von verzweigten Octanolen und Nonanolen. Mineralöle eignen sich sehr gut, das Polypropylenharz klebrig einzustellen, können aber in zu verklebende Untergründe einwandern, daher ist die Klebemasse gemäß einer möglichen Ausführungsform im Wesentlichen frei von Mineralölen.
Dem Schmelzpunkt des Klebharzes (Bestimmung nach DIN ISO 4625) kommt ebenfalls eine Bedeutung zu. Üblicherweise steigt die Klebkraft einer Kautschukmasse (auf Basis
Natur- oder Synthesekautschuk) mit dem Schmelzpunkt des Klebharzes an. Bei dem erfindungsgemäßen Polypropylenharz scheint sich das umgekehrt zu verhalten. Klebharze mit hohem Schmelzpunkt (105 0C bis 140 0C) sind deutlich ungünstiger als solche mit einem Schmelzpunkt unter 90 0C, welche die Erfindung bevorzugt. Harze mit einem Schmelzpunkt von unter 85 0C sind wenig im Handel erhältlich, da die Flakes oder Pastillen bei Transport und Lagerung zusammenbacken. Daher wird erfindungsgemäß vorzugsweise ein gängiges Klebharz (zum Beispiel mit einem Schmelzpunkt aus dem Bereich 85 0C bis 105 0C) mit einem Weichmacher kombiniert, um faktisch des Harzschmelzpunkt zu senken. Der Mischschmelzpunkt wird an einer homogenisierten Mischung aus Klebharz und Weichmacher ermittelt, wobei die beiden Komponenten im gleichen Verhältnis vorliegen wie in der Klebmasse. Er liegt vorzugsweise im Bereich von 45 0C bis 95 0C.
Konventionelle Klebmassen auf Basis Naturkautschuk oder ungesättigten Styrolblockcopolymeren als Elastomerkomponente enthalten üblicherweise ein phenolisches Antioxidans zur Vermeidung des oxidativen Abbaus dieser
Elastomerkomponente mit Doppelbindungen in der Polymerkette. Die erfindungsgemäße
Klebemasse enthält jedoch ein Polypropylenharz ohne oxidationsempfindliche
Doppelbindungen und kann daher ohne Antioxidans auskommen, was zum Beispiel für Anwendungen auf der Haut von Vorteil ist.
Zur Optimierung der Eigenschaften kann die zum Einsatz kommende Selbstklebemasse aber mit weiteren Additiven wie primären und sekundären Antioxidantien, Füllstoffen, Flammschutzmitteln, Pigmenten, UV-Absorbern, Antiozonantien, Metalldesaktivatoren Lichtschutz-, Flamm-, Photoinitiatoren, Vernetzungsmitteln oder Vernetzungspromotoren abgemischt sein. Geeignete Füllstoffe und Pigmente sind beispielsweise Ruß, Titandioxid, Calciumcarbonat, Zinkcarbonat, Zinkoxid, Silicate oder Kieselsäure. Bevorzugt werden hohle Körper aus Glas oder Polymeren wie Mikroballons, insbesondere Hohlkugeln. Bei einschichtigen Klebebändern werden bevorzugt Glas- oder Polymerfasern zugefügt.
Vorzugsweise werden ein primäres Antioxidans und besonders bevorzugt auch ein sekundäres Antioxidans verwendet. Die erfindungsgemäßen Klebemassen enthalten in den bevorzugten Ausführungsformen mindestens 2 phr, besonders bevorzugt 6 phr primäres Antioxidans oder vorzugsweise mindestens 2 phr, insbesondere mindestens 6
phr einer Kombination aus primären und sekundären Antioxidans, wobei die primäre und sekundäre Antioxidansfunktion nicht in verschiedenen Molekülen vorliegen müssen, sondern auch in einem Molekül vereinigt sein können. Die Menge an sekundärem Antioxidans beträgt bevorzugt bis 5 phr, besonders bevorzugt 0,5 bis 1 phr. Überraschend wurde gefunden, dass eine Kombination von primären Antioxidantien (zum Beispiel sterisch gehindertes Phenol oder C-Radikalfänger wie CAS 181314-48-7) und sekundären Antioxidantien (zum Beispiel Schwefelverbindungen, Phosphite oder sterisch gehinderte Amine) eine verbesserte Verträglichkeit ergibt. Vor allem wird die Kombination von einem primären Antioxidans, vorzugsweise sterisch gehindertes Phenol mit einer relativen Molmasse von mehr als 500 Dalton, mit einem sekundären Antioxidans aus der Klasse der Schwefelverbindungen oder aus der Klasse der Phosphite, bevorzugt mit einer relativen Molmasse von mehr als 500 Dalton, bevorzugt, wobei die phenolische, die schwefelhaltige und die phosphitische Funktionen nicht in drei verschiedenen Molekülen vorliegen müssen, sondern auch mehr als eine Funktion in einem Molekül vereinigt sein können.
Weiter vorzugsweise enthält die Haftklebemasse ein weiteres Copolymer oder Terpolymer aus Ethylen, Propylen, Buten-(1 ), Hexen-(1 ) oder Octen-(1 ) enthält, wobei der Biegemodul des Copolymers oder Terpolymers vorzugsweise unter 20 MPa und/oder der Kristallitschmelzpunkt vorzugsweise unter 60 0C und/oder die Dichte zwischen 0,86 und 0,87 g/cm3 liegen. Die Menge an Copolymer oder Terpolymer liegt vorzugsweise über 100 phr.
Weiterhin sind Klebemassen möglich, in denen auf Weichmacher oder sonstige Additive oder Zusätze verzichtet wird.
Die Herstellung und Verarbeitung der Haftklebemasse kann aus Lösung sowie aus der Schmelze erfolgen. Bevorzugte Herstell- und Verarbeitungsverfahren erfolgen aus der Schmelze. Für den letzteren Fall umfassen geeignete Herstellprozesse sowohl Batchverfahren als auch kontinuierliche Verfahren. Besonders bevorzugt ist die kontinuierliche Fertigung der Haftklebemasse mit Hilfe eines Extruders und anschließender Beschichtung direkt auf das zu beschichtende Substrat bei entsprechend hoher Temperatur der Klebmasse. Als Beschichtungsverfahren für Haftklebemassen werden Extrusionsbeschichtung mit Breitschlitzdüsen und Kaianderbeschichtung bevorzugt.
Der Erfindungsgegenstand wird vorzugsweise in einem ein- oder beidseitig klebenden Klebeband verwendet. Bei mehrschichtigem Aufbau des Klebebands können mehrere Schichten durch Coextrusion, Kaschierung oder Beschichtung übereinander gebracht werden. Die Beschichtung kann direkt auf den Träger oder auf einen Liner oder auf einen Prozessliner erfolgen.
Die (Haft-)klebemasse kann ohne Träger und ohne weitere Schichten vorliegen, ohne Träger mit einer weiteren Haftklebemassenschicht vorliegen, - einseitig auf einem Träger vorliegen, wobei auf der anderen Seite des Trägers eine andere Haftklebemasse, vorzugsweise auf Basis Polyacrylat, oder eine Siegelschicht vorhanden ist, oder - beidseitig auf einem Träger vorliegen, wobei die beiden Haftklebemassen gleiche oder verschiedene Zusammensetzungen aufweisen können.
Das Klebeband ist vorzugsweise ein- oder beidseitig mit einem Liner abgedeckt. Der Liner für das Produkt oder der Prozessliner ist zum Beispiel ein Trennpapier oder eine Trennfolie vorzugsweise mit Silikonbeschichtung. Als Träger des Liners kommen zum Beispiel Folien aus Polyester oder Polypropylen oder kalandrierte Papiere mit oder ohne Dispersions- oder Polyolefinbeschichtung in Frage.
Der Masseauftrag (Beschichtungsstärke) einer Schicht liegt vorzugsweise zwischen 15 und 300 g/m2, vorzugsweise zwischen 20 und 75 g/m2.
Das Klebeband weist eine Klebkraft auf Stahl von mindestens 0,5 N/cm, vorzugsweise mindestens 1 N/cm, besonders bevorzugt mindestens 2 N/cm, ganz besonders bevorzugt mindestens 6 und insbesondere mindestens 9 N/cm auf. Die Klebkraft auf Stahl wird bei einem Abzugswinkel von 180° nach AFERA 4001 an einem 15 mm breiten Teststreifen bestimmt. Daher sind leicht klebrige Folien wie Oberflächenschutz, Stretchfolien oder Clingfilm keine Klebebänder im Sinne dieser Erfindung. Die Klebemasse beziehungsweise das Klebeband zeichnet sich durch hohen Tack aus. Der Ball Tack nach PSTC 6 liegt in der Regel unter 10 cm und meistens unter 5 cm. Bei der Messung nach PSTC 6 rollt eine Stahlkugel von 1 ,1 cm Durchmesser von einer schiefen Ebene mit halbkreisförmiger Innenfläche (65 mm hohe Rampe) und einem Neigungswinkel von 21 °30' auf die Klebstoffschicht des Prüfstreifens. Die zurückgelegte Strecke bis zum
Stillstand der Kugel gilt als Maß für den Tack. Je größer die Distanz ist, die die Kugel zurücklegt, desto geringer ist der Ball Tack.
Vorzugsweise ist mindestens eine Schicht, vorzugsweise die erfindungsgemäße vernetzt. Dies kann vermittels energiereicher Strahlen vorzugsweise Elektronenstrahlen, oder durch Peroxid- oder Silanvernetzung erfolgen.
Als Trägermaterial können alle bekannten Träger eingesetzt werden, zum Beispiel wie Gelege, Gewebe, Gewirke, Vliese, Folien, Papiere, Tissues, Schäume und geschäumte Folien. Geeignete Folien sind aus Polypropylen, vorzugsweise orientiertem, Polyester, Hart- und/oder Weich-PVC. Bevorzugt sind Polyolefin-, Polyurethan-, EPDM und Chloroprenschaum. Unter Polyolefin wird hier Polyethylen und Polypropylen verstanden, wobei Polyethylen wegen der Weichheit bevorzugt wird. Der Begriff Polyethylen schließt LDPE, aber auch Ethylencopolymere wie LLDPE und EVA ein. Insbesondere sind vernetzte Polyethylenschäume oder viskoelastische Träger geeignet. Letztere sind vorzugsweise aus Polyacrylat, besonders bevorzugt gefüllt mit hohlen Körpern aus Glas oder Polymeren. Die Träger können vor dem Zusammenbringen mit der Klebemasse durch Primerung oder physikalische Vorbehandlung wie Corona vorbereitet werden. Vernetzte Polyethylenschäume werden für doppelseitig klebende Klebebänder derart behandelt, da eine Haftung von Acrylathaftklebemassen darauf sehr schlecht ist und selbst mit einer Behandlung nicht sehr zufrieden stellend, da diese Träger aufgrund des Herstellprozesses Gleitmittel wie Erucamid enthalten. Es ist daher völlig überraschend, dass die erfindungsgemäßen Massen selbst ohne Behandlung hervorragend auf solchen Schäumen haften, das heißt, beim gewaltsamen Versuch sie abzulösen, wird der Schaum zerstört.
Der Ausdruck „Klebeband" im Sinne dieser Erfindung umfasst alle flächigen Gebilde wie in zwei Dimensionen ausgedehnte Folien oder Folienabschnitte, Bänder mit ausgedehnter Länge und begrenzter Breite, Bandabschnitte, Stanzlinge, Etiketten und dergleichen. Vorzugsweise liegt das Klebeband als durchgehende Bahn in Form einer Rolle und nicht als Stanzling oder Etikett vor. Im Gegensatz zu nur schwach klebrigen Oberflächenschutzfolien wird unter einem „Klebeband" im erfindungsgemäßen Sinne ein Gegenstand mit einer deutlichen Haftung verstanden, welche sich zum Beispiel durch Klebkraft auf Stahl von mindestens 0,5 N/cm, vorzugsweise mindesten 1 ,0 N/cm ausdrücken lässt.
Das Klebeband kann in Form einer Rolle, also in Form einer archimedischen Spirale auf sich selbst aufgerollt, hergestellt werden.
Die erfindungsgemäße Klebemasse (Haftkleber) in einem Klebeband ist zum Verkleben auf Haftgründen aus unpolaren Lacken, Druckklischees oder Olefinkunststoffen hervorragend geeignet, besonders bevorzugt zum Schließen oder Gurten von Polyolefinbeuteln oder zum Fixieren von Teilen aus olefinischen Kunststoffen oder Elastomeren, insbesondere zum Fixieren von Teilen in Kraftfahrzeugen.
Bei doppelseitigen Klebebändern mit unsilikonisierter Abdeckfolie (Liner) aus Polyolefin besteht das Problem, dass die Abdeckfolie nach Applikation des Klebebandes auf zum Beispiel einem Kunststoffprofil schwer entfernbar ist, so dass an einem Ende eine Lasche aus Polyolefin angeschweißt werden muss. Die erfindungsgemäße Klebemasse in einem Klebeband klebt so stark auf dem Kunststoffprofil, dass die Abdeckfolie leicht abziehbar ist. Weiterhin ist der Erfindungsgegenstand ideal für Etiketten von Kosmetikverpackungen (zum Beispiel Shampooflaschen), da er hochtransparent, gut auf Kunststoffflaschen haftet, wasserfest und alterungsbeständig ist. Bei Sicherheitsetiketten wie magnetischen Alarmetiketten oder Datenträgern wie Holospot® löst der Erfindungsgegenstand das Problem der schlechten Haftung konventioneller Klebemassen auf unpolaren Untergründen. Die erfindungsgemäße Klebemasse in einem Klebeband ist weiterhin zum Verkleben auf menschlicher Haut und auf rauen Untergründen im Baubereich, als Verpackungsklebeband und für Wickelanwendungen geeignet. Beispiele für Anwendungen auf menschlicher Haut sind Rollen- und Einzelpflaster, Stanzlinge zum Verkleben von Kolostomiebeuteln und Elektroden, Wirkstoffpflaster (transdermale Pflaster) und Bandagen. Wegen der Klebeigenschaften bietet die Klebemasse die Möglichkeit, hautreizende oder anders chemisch wirkende Substanzen zu vermeiden. Daher sind die erfindungsgemäßen Kleber auch für den Aufbau von Hygieneprodukten wie Babywindeln oder Damenbinden geeignet, darüber hinaus haften sie insbesondere auf den dabei verwendeten Polyolefinfolien- und Vliesen und habe geringere Kosten und höhere Wärmebeständigkeit als konventionelle Massen aus hydrierten Styrolblockcopolymeren. Darüber hinaus sind erfindungsgemäßen Haftklebstoffe für Hygieneprodukte wie Windelverschlüsse oder Damenbinden brauchbar. Beispiele für Wickelanwendungen sind Elektroisolation und die Herstellung von Automobilkabelbäumen. Die erfindungsgemäßen Klebemassen sind im Gegensatz zu Natur- oder Synthesekautschukklebemassen auch bei hohen Temperaturen mit PP-, PE-
und PVC-Drahtisolierungen verträglich. In Bauanwendungen als Putzband, für die Verklebung von Dachisolierfolien und als Bitumenklebeband für Dichtungsanwendungen ist ein gutes Klebverhalten in der Kälte festzustellen. Der Erfindungsgegenstand ist weiterhin für Folienanwendungen geeignet, also zum Beispiel zum Kaschieren von Folien wie Polyolefin- oder Polyamidfolie mit Aluminiumfolie, und einfacher handhabbar als Lösungsmittel- oder UV-Kaschierkleber. Weitere Folienanwendungen sind Ansatzklebebänder zum Endloskleben von bedruckten oder unbedruckten Folienbahnen. Weitere Anwendungen sind stripfähige Klebestreifen (Haftklebfolienstreifen aus mindestens einer Schicht, der sich durch dehnendes Verstrecken im Wesentlichen in der Verklebungsebene rückstands- und zerstörungsfrei wieder ablösen lässt) und auf Klettverschlüssen, wie sie im großen Maßstab von der Firma Velcro® angeboten werden.
Im Folgenden wird die Erfindung durch einige Beispiele näher erläutert, ohne die Erfindung damit einschränken zu wollen.
Rohstoffe der Beispiele:
NOTIO PN-3560: Copolymer aus Propylen und Buten-(1 ) (eventuell mit geringen Mengen auch an Ethylen), Schmelzindex 6 g/10min, Dichte 0,866 g/cm3, Biegemodul 12 MPa, Kristallitschmelzpunkt 161 0C, Schmelzwärme 16,9 J/g
NOTIO PN-0040: Copolymer aus Propylen und Buten-(1 ) (eventuell mit geringen Mengen auch an Ethylen), Schmelzindex 4 g/10min, Dichte 0,868 g/cm3, Biegemodul 42 MPa, Kristallitschmelzpunkt 159 0C, Schmelzwärme 5,2 J/g Softell CA02: Copolymer aus Propylen und Ethylen, Schmelzindex 0,6 g/10min, Dichte 0,870 g/cm3, Biegemodul 20 MPa, Kristallitschmelzpunkt 142 "C, Schmelzwärme 9,9 J/g
PP4352F3: Homopolymer aus Propylen, Schmelzindex 3 g/10min, Dichte 0,9 g/cm3, Biegemodul 1400 MPa, Kristallitschmelzpunkt 160 0C Versify 2400: Copolymer aus Propylen und Ethylen, Schmelzindex 2 g/10min (230 0C), Dichte 0,86 g/cm3, Biegemodul 2 MPa, Kristallitschmelzpunkt 48 0C
Exact 4053: Randomcopolymer aus Ethylen und Buten-(1 ), Schmelzindex 2,2 g/10min (190 0C), Dichte 0,888 g/cm3, Biegemodul 27 MPa, Kristallitschmelzpunkt 70 0C
Ondina 933: Weißöl (paraffinisch-naphthenisches Mineralöl) Shell-Bitumen R 85/25: Oxidationsbitumen mit einem Erweichungspunkt von 85 0C Indopol H-100: Polyisobuten-Polybuten-Copolymer mit einer kinematischen
Viskosität von 210 cSt bei 100 0C nach ASTM D 445
Wingtack 10: flüssiges C5-Kohlenwasserstoffharz Escorez 1310: nicht hydriertes C5- Kohlenwasserstoff harz mit einem Schmelzpunkt von 94 0C und einer Polydispersität von 1 ,5
Regalite R1 100: hydriertes aromatisches Kohlenwasserstoff harz mit einem Schmelzpunkt von 100 0C und einer Polydispersität von 1 ,6 Foral 85: voll hydrierter Glycerinester des Kolophoniums mit einem Schmelzpunkt von 85 0C und einer Polydispersität von 1 ,2
Irganox 1726: phenolisches Antioxidans mit schwefelbasierter Funktion eines sekundären Antioxidans
Irganox 1076: phenolisches Antioxidans Tinuvin 622: HALS-Lichtstabilisator
Beispiel 1
Die Klebemasse besteht aus folgenden Komponenten:
100 phr NOTIO PN-0040, 78,4 phr Wingtack 10, 212 phr Escorez 1310 und 8 phr Irganox 1726.
Die Klebemasse wird in einem Extruder kontinuierlich hergestellt und mittels Düsenbeschichtung aus der Schmelze beidseitig mit 70 g/m2 auf ein Tissue von 25 g/m2 aufgetragen. Das Produkt ist mit einem silikonisierten polyethylenbeschichteten Trennpapier abgedeckt.
Die Klebkräfte werden bei einem Abzugswinkel von 180° nach AFERA 4001 an einem 15 mm breiten Teststreifen bestimmt. Die nicht auf Stahl beziehungsweise Polypropylen verklebte Seite wird vor der Klebkraftmessung mit einer 25 μm starken geätzten Polyesterfolie kaschiert. Die Klebkraft auf Stahl der offenen und auf der abgedeckten Seite beträgt jeweils 8,4 N/cm. Die Klebkraft auf einer Polypropylenplatte ist jeweils > 10 N/cm (Polyesterfolie löst sich vom Klebeband ab). Der Ball Tack beträgt 1 ,5 cm. Die Schmelzwärme des Haftklebers beträgt 1 ,6 J/g.
Beispiel 2
In einem Extruder wird eine Mischung aus 50 Gew.-% Shell-Bitumen R 85/25, 15 Gew.-% Ondina 933, 15 Gew.-% Indopol H-100 und 20 % NOTIO PN-0040 hergestellt, in einer Dicke von 500 μm auf eine einseitig silikonisierte Trennfolie aus Polyethylen mit einer Polyamidsperrschicht extrudiert, am Ende der Anlage mit einer 50 μm dicken Aluminiumfolie kaschiert und dann in Rollen zu 50 mm Breite konfektioniert.
Die Klebkraft beträgt 13 N/cm. Die Scherfestigkeit beträgt 55 min. Der Ball Tack beträgt 3 cm.
Beispiel 3
Die Klebmasse wird wie in Beispiel 1 hergestellt und mit 50 g/m2 auf einem 800 μm dicken viskoelastischen Träger aus Polyacrylat aufgebracht. Dieser ist entsprechend dem
Beispiel „Träger VT1 " der WO 2006/027389 A1 hergestellt. Die andere Seite wird ebenfalls mit 50 g/m2 aber einer Acrylatlösungsmittelmasse PA 1 entsprechend der genannten Anmeldung kaschiert.
Klebkraft auf Stahl der Polypropylenharzmasse beträgt 12 N/cm und die der Acrylatmasse 15 N/cm. Die Der Ball Tack beträgt 2 cm. Klebkraft der Polypropylenharzmasse auf einer Polypropylenplatte liegt über 10 N/cm und die der Acrylatmasse bei 2 N/cm.
Beispiel 4
Die Klebmasse wird wie in Beispiel 1 hergestellt und mit 70 g/m2 auf einem Polyestergewebe mittels Düsenbeschichtung aus der Schmelze aufgetragen. Das Filamentgewebe hat ein Flächengewicht von 130 g/m2 aus Polyestergarn von 167 dtex mit 45 Fäden pro cm in Kettrichtung und 25 Fäden pro cm in Schussrichtung.
Klebkraft auf Stahl 8,6 N/cm, Klebkraft auf Rückseite 4,8 N/cm. Der Ball Tack beträgt 2 cm. Rollenlagerung 1 Monat bei 70 0C: Die Rolle ist leicht deformiert und gut abrollbar. Verträglichkeitsprüfung: Das fertige Klebeband wird gemäß LV 312-1 „Schutzsysteme für Leitungssätze in Kraftfahrzeugen, Klebebänder; Prüfrichtlinie" (02/2008), gemeinsame Norm der Firmen Daimler, Audi, BMW und Volkswagen, um ein Drahtpaar mit unterschiedlichen Isolierungsmaterialien gewickelt und bei entsprechender Temperatur gelagert. Sechs solcher Prüflinge werden pro Isolierungsmaterial hergestellt. Alle 500 Stunden wird je eines der Muster kontrolliert, das Klebeband wieder abgewickelt und das Kabel um einen Dorn von 10 mm Durchmesser und um einen von 2 mm Durchmesser gewickelt. Es wird untersucht, ob die Isolierung beschädigt ist und ob die Klebemasse eine Haftklebrigkeit ausweist (Prüftemperaturen: auf PVC bei 105 0C und auf vernetztem PE bei 125 0C). Nach 3000 Stunden sind alle Drahtisolierungen noch unbeschädigt. Nach 3000 Stunden bei 105 0C ist die Masse kaum in den Träger eingedrungen und weist noch eine gute Haftklebrigkeit auf. Nach 3000 Stunden bei 125 0C ist die Masse teilweise in den Träger eingedrungen, ist aber noch haftklebrig.
Beispiel 5
Die Trägerfolie ist Radil TM 35 μm (biaxial verstreckte Polypropylenhomopolymerfolie). Sie wird auf der coronabehandelten Seite mit Polyvinylstearylcarbamat aus toluolischer Lösung beschichtet und auf der Vorderseite mit 28 g/m2 einer Schmelzhaftklebermasse folgender Zusammensetzung ausgerüstet: 100 phr Softell CA02, 78,4 phr Ondina 933, 212 phr Escorez 1310 und 3 phr Irganox 1076.
Die Klebkraft auf Stahl beträgt 2,5 N/cm. Der Ball Tack beträgt 6 cm. Das Anfassverhalten wird bestimmt, indem man eine Probe analog wie für die Klebkraftbestimmung beschrieben auf Kraftpapier appliziert und die Probe zügig abzieht. Das Anfassverhalten ist gut, weil auf über 50 % der Verklebungsfläche die Papierfasern herausgerissen werden und zum Teil das Papier spaltet.
Beispiel 6
Ein Schmelzhaftklebermasse folgender Zusammensetzung wird in einem Kneter hergestellt und auf eine Folie wie in Beispiel 5 beschichtet: 100 phr NOTIO PN-0040, 78.4 phr Wingtack 10, 212 phr Foral 85 1310, 8 phr Irganox 1726
Die Klebkraft auf Stahl beträgt bei einem Masseauftrag von 20 g/m2 14 N/cm. Das Anfassverhalten ist gut, da das Papier spaltet. Der Ball Tack beträgt 7 cm. Die Klebkraft auf Stahl beträgt bei einem Masseauftrag von 70 g/m2 17 N/cm und der Ball Tack 4 cm.
Beispiel 7
Ein Schmelzhaftklebermasse folgender Zusammensetzung wird in einem Kneter hergestellt und mit einem Masseauftrag zwischen zwei Liner beschichtet: 100 phr NOTIO PN-0040, 78.4 phr Versify 2400, 150 phr Foral 85 1310, 8 phr Irganox 1726
Für die Bestimmung der Stripfähigkeit werden 20 Prüfkörper von 20 mm Breite und 50 mm Länge hergestellt. Als Anfasser werden an einem Ende beide Seiten mit einer 20 mm
mal 20 mm großen 25 μm Polyesterfolie abgedeckt. Das gegenüber liegende Ende wird konisch zugeschnitten, wobei die Spitze eine Breite von 2 mm aufweist und der Konus 20 mm lang ist, so dass zwischen dem Anfasser und dem Beginn des Konus die Probe auf 10 mm Länge 20 mm breit bleibt. Die Probe wird so zwischen zwei Glasplatten verklebt, dass die Klebemasse völlig abgedeckt ist und nur der Anfasser herausragt. Nach den 10 Tagen Lagerung werden die 20 Prüflinge durch Ziehen gelöst, wobei in einem Winkel von 15° gezogen wurde. Notiert wird die Anzahl der abgerissenen Klebestreifen: Null.
Vergleichsbeispiel 1
Die Ausführung erfolgt wie in Beispiel 1 beschrieben, jedoch mit PP4352F3 statt NOTIO PN-0040. Die Beschichtung ist nicht haftklebrig, sondern hart mit öliger Oberfläche. Der Ball Tack beträgt mehr als 30 cm.
Vergleichsbeispiel 2
Die Ausführung erfolgt wie in Beispiel 1 beschrieben, jedoch mit Versify 2400 statt NOTIO PN-0040. Die Beschichtung ist sehr weich und klebrig. Eine Klebkraftmessung ist wegen Kohäsionsbruchs nicht möglich. Der Ball Tack beträgt 1 cm.
Vergleichsbeispiel 3
Die Ausführung erfolgt wie in Beispiel 1 beschrieben, jedoch mit folgender Rezeptur:
100 phr Versify 2400, 12,5 phr PP4352F3, 212 phr Escorez 1310.
Die Beschichtung ist nicht haftklebrig, sondern hart. Der Ball Tack beträgt mehr als 30 cm.
Vergleichsbeispiel 4
Die Ausführung erfolgt wie in Beispiel 5 beschrieben, jedoch mit folgender Rezeptur: 100 phr NOTIO PN-0040, 78,4 phr Ondina 933 und 3 phr Irganox 1076.
Die Probe haftet leicht auf Glas, die Klebkraft auf Glas und Stahl liegt unter 0,1 N/cm. Der Ball Tack beträgt mehr als 30 cm.
Vergleichsbeispiel 5
Die Ausführung erfolgt wie in Beispiel 5 beschrieben, jedoch mit folgender Rezeptur: 100 phr NOTIO PN-0040 und 3 phr Irganox 1076.
Die Probe haftet leicht auf Glas, die Klebkraft auf Glas und Stahl liegt unter 0,1 N/cm. Der Ball Tack beträgt mehr als 30 cm.
Vergleichsbeispiel 6
Die Ausführung erfolgt wie in Beispiel 5 beschrieben, jedoch mit folgender Rezeptur:
100 phr (45 Gew.-%) NOTIO PN-0040, 1 1 1 phr (50 Gew.-%) Exact 4053 und 1 1 phr (5 Gew.-%) Regalite R1 100.
Die Klebkräfte betragen auf Stahl 0,02 N/cm, auf Polycarbonat und Plexiglas (Acrylat, PMMA) je 0,05 N/cm. Die Probe haftet nicht auf Kraftpapier. Der Ball Tack beträgt mehr als 30 cm.