Verfahren zur Herstellung eines Latentwärme-Speichermaterials
Beschreibung
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Latentwärme- Speichermatehals aus einem graphitischen Ausgangsmatehal ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Naturgraphit, expandiertem Graphit und/oder Graphitfasern und einem Phasenwechselmaterial ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Zuckeralkoholen, Wasser, organischen Säuren und deren Mischungen, wässrigen Salzlösungen, Salzhydraten, Mischungen von Salzhydraten, Salzhydraten und Paraffinen, anorganischen und organischen Salzen und eutektischen Salzmischungen, Chlatraten und Alkalimetallhydroxiden sowie Mischungen dieser Materialien sowie ein Verfahren zur Herstellung eines Latentwärmespeichers und ein nach dem Verfahren hergestelltes Latentwärme-Speichermaterial.
Phasenwechselmatehalien sind geeignet zur Speicherung von Wärmeenergie in Form von latenter Wärme. Unter Phasenwechselmaterialien werden Materialien verstanden, die bei der Zu- bzw. Abfuhr von Wärme eine Phasenumwandlung erfahren, z.B. eine Umwandlung der festen in die flüssige Phase (Schmelzen) bzw. der flüssigen in die feste Phase (Erstarren) oder einen Übergang zwischen einer Tieftemperatur- und Hochtemperaturmodifikation. Wird einem Phasenwechselmaterial Wärme zugeführt bzw. entzogen, so bleibt seine Temperatur bei Erreichen der Phasenumwandlungspunktes so lange konstant, bis das Material komplett umgewandelt ist. Die während der Phasenumwandlung eingespeiste bzw. abgeführte Wärme, die keine Temperaturänderung des Materials bewirkt, wird als latente Wärme bezeichnet.
Nachteilig für die praktische Anwendung von Phasenwechselmaterialien als Wärmespeicher ist die geringe thermische Leitfähigkeit dieser Materialien. Dadurch verläuft die Be- und Entladung der Wärmespeicher relativ langsam.
Die Be- und Entladezeit von Latentwärmespeichern lässt sich verringern, wenn das Phasenwechselmaterial in eine Matrix aus einem Material mit hoher Wärmeleitfähigkeit eingebracht wird. Beispielsweise wurde in der DE-A 196 30 073 vorgeschlagen, eine poröse Matrix aus Graphit mit einem in flüssiger Phase vorliegenden
„fest-flüssig" Phasenwechselmaterial zu imprägnieren. Die Imprägnierung kann mittels Tauch-, Vakuum- oder Vakuum-Druckverfahren erfolgen. In der US-A1 2002 0016505 wurde vorgeschlagen, dem Phasenwechselmaterial ein Hilfsmittel beizumischen, das eine hohe thermische Leitfähigkeit aufweist, beispiels- weise Metall oder Graphitpulver. Speziell ist in Beispiel 2 dieser Schrift angegeben, dass 2 g des Phasenwechselmatehals Didodecyl-Ammoniumchlorid mit 2 g synthetischem Graphit KS6 gemeinsam vermählen und zu einem Formkörper ver- presst werden. Die Vorteile dieser Verfahrensweise bestehen in der variablen Formgebung durch wirtschaftliche, großtechnisch anwendbare Formgebungsverfahren, z.B. Tablettieren oder Extrudieren, und der Möglichkeit der Verarbeitung von festen Phasenwechselmaterialien und von Phasenwechselmaterialien mit festen Zusätzen, z.B. Keimbildnern. Alternativ ist die Anwendung als Schüttung in einem mit Wärmetauscherprofilen durchsetzten Latentwärmespeicherbehälter möglich. Im Gegensatz zu der mit dem Phasenwechselmaterial imprägnierten Graphitmatrix aus DE-A 196 30 073 bilden in den in der US-A1 2002 0016505 beschriebenen Gemischen die Partikel des wärmeleitenden Hilfsmittels kein das Phasenwechselmaterial einschließendes leitfähiges Gerüst. Daher ist im letzteren Fall die Wärmeleitfähigkeit zwangsläufig geringer. Ein erheblicher Nachteil bei der Verwendung von Metallspänen oder synthetischem Graphitpulver als wärmeleitende Beimischungen besteht deshalb darin, dass für eine signifikante Steigerung der Wärmeleitfähigkeit des Latentwärme-Speichermaterials relativ hohe Anteile des wärmeleitenden Hilfsmittels notwendig sind (vgl. das oben aufgeführte Beispiel aus US-A1 2002 00 16 505). Dadurch verringert sich die Energiedichte des Latentwärmespeichers.
Aus dem Dokument EP 1 416 027 A sind Latentwärme-Speichermaterialien mit Zusatz von expandiertem Graphit als wärmeleitendem Hilfsmittel bekannt. Es wurde festgestellt, dass bereits bei relativ geringen Volumenanteilen (ab 5 %) von expandiertem Graphit eine signifikante Steigerung der Wärmeleitfähigkeit erreicht wird. Der Zusatz eines formstabilisierenden Materials war nicht nötig. Die Vorteile dieses Latentwärme-Speichermaterials mit einem Zusatz von expandiertem Graphit im Vergleich zu einem Latentwärme-Speichermaterial mit einem gleichen Volumenanteil an synthetischem Graphit lassen sich auf die Besonderheiten der Beschaffenheit, Struktur und Morphologie des expandierten Graphits zurückführen.
Die Kristallstruktur des expandierten Graphits entspricht weit mehr der idealen Graphit-Schichtebenenstruktur als die Struktur in den mehr isotropen Partikeln der meisten synthetischen Graphite. Daher ist die Wärmeleitfähigkeit des expandierten Graphits höher. Weitere Charakteristika des expandierten Graphits sind die geringe Schüttdichte und das hohe Aspektverhältnis der Partikel. Bekanntermaßen ist für Partikel mit geringer Packungsdichte und hohem Aspektverhältnis die Perkolationsschwelle, d.h. der für die Bildung durchgehender Leitungspfade nötige kritische Volumenanteil dieser Partikel in einem Verbundwerkstoff, niedriger als für dichter gepackte Partikel mit geringerem Aspektverhältnis und gleicher chemischer Zusammensetzung. Daher wird bereits durch relativ geringe Volumenanteile von expandiertem Graphit die Leitfähigkeit signifikant erhöht.
Die bekannten Latentwärme-Speichermaterialien, insbesondere diejenigen, die durch Infiltration von porösen Graphitstrukturen mit flüssigen polaren Phasenwechselmaterialien hergestellt werden, weisen ein Restporenvolumen auf, welches sich nicht mit Phasenwechselmatehal füllen lässt, so dass damit bezogen auf das Volumen nicht die maximal mögliche Wärmespeicherfähigkeit erreicht wird.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zur Herstellung eines Latentwärme-Speichermaterials anzugeben, das das Restporenvolumen insbesondere bei der Verwendung von polaren Phasenwechselmaterialien im hergestellten Latentwärme-Speichermaterial verringert oder, anders ausgedrückt, welches den Füllgrad mit Phasenwechselmaterial im erhaltenen Latentwärme- Speichermaterial bei konstantem Graphitgehalt erhöht. Eine weitere Aufgabe der Erfindung besteht darin, Verfahren zur Herstellung von Latentwärmespeichern und die erfindungsgemäß erhaltenen Latentwärme-Speichermaterialien anzugeben.
Die Aufgabe wird dadurch gelöst, dass ein graphitisches Ausgangsmaterial ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Naturgraphit, expandiertem Graphit und/oder Graphitfasern mit einem Phasenwechselmaterial ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Zuckeralkoholen, Wasser, organischen Säuren und deren Mischungen, wässrigen Salzlösungen, Salzhydraten, Mischungen von Salzhydraten, Salzhydraten mit Paraffinen, anorganischen und organischen Salzen und
eutektischen Salzmischungen, Chlatraten und Alkalimetallhydroxiden sowie Mischungen dieser Materialien imprägniert wird, wobei das graphitische Ausgangsmaterial vor Verdichtung und der Imprägnierung mit dem Phasenwechselmaterial in einem Plasmaprozess behandelt wird.
Für im Plasma auf Graphit erzeugte funktionelle Sauerstoffgruppen wurde überraschenderweise gefunden, dass sie, anders als die durch eine thermische Oxidation erzeugten Sauerstoffgruppen, eine sehr hohe Langzeitstabilität aufweisen können.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Ansprüchen 2 bis 24 dargelegt. Die einzelnen Merkmale und Vorzüge der Erfindung ergeben sich aus der folgenden detaillierten Beschreibung der Erfindung und den Ausführungsbeispielen.
Aus dem Dokument "Introduction of functional groups onto carbon electrodes via treatment with radio-frequency plasmas" von John F. Evans und Theodore Kuwana, Analytical Chemistry, Vol. 51 , Seiten 358 - 365 ist zwar die Erzeugung von funktionellen Gruppen auf der Oberfläche von graphitischen Materialien insbesondere auf der Oberfläche von Elektroden aus Pyrographit bekannt, jedoch dient die dort beschriebene Erzeugung der funktionellen Gruppen der Modifikation der Leitfähigkeit und Halbleitfähigkeit durch Anlagerung von chiralen, elektroaktiven und photosensitiven Gruppen.
Um expandierten Graphit mit einem flüssigen Phasenwechselmaterial infiltrieren zu können, muss dieser zunächst vorverdichtet werden. Beispielsweise ist aus der DE-A 196 30 073 bekannt, dass eine poröse Matrix aus expandiertem Graphit für die Imprägnierung mit einem in flüssiger Phase vorliegenden Phasenwechselmaterial auf eine Dichte von mindestens 75 g/l vorverdichtet werden muss. Dazu werden beispielsweise, wie im Dokument DE 26 088 66 A1 beschrieben, natürlich vorkommende Graphitplättchen mit einem Schwefelsäure/Wasserstoffperoxid- Gemisch interkaliert, neutral gewaschen, getrocknet und bei Temperaturen von etwa 10000C expandiert.
Zur Verbesserung der Infiltrationsfähigkeit von auf diesem Wege hergestellten expandierten Graphit wird der so erhaltene expandierte Graphit mit einer Schüttdichte von 0,5 bis 15 g/l, vorzugsweise 2 bis 6 g/l, anschießend in einem Prozessgas mit Hilfe eines Plasmas oberflächenmodifiziert. Das Plasma dient dabei als Quelle von hochenergetischen Spezies, wie zum Beispiel rotatorisch, vibratorisch und/oder elektronisch angeregten Molekülen oder Radikalen, elektronisch angeregten Atomen oder Ionen der umgebenden Gasatmosphäre sowie Elektronen und Photonen. Sofern diese Spezies über hinreichend Enthalpie verfügen, aktivieren sie chemische Bindungen des Graphits, so dass es zu Bindungsbrüchen und der Bildung von Reaktionsprodukten mit Spezies des Prozessgases kommen kann, die sich in Form funktioneller Oberflächengruppen darstellen.
Die Energieübertragung von einer Energiequelle auf die Atome oder Moleküle eines Prozessgases und die Graphitoberfläche kann durch Ionen, Elektronen, elektrische oder elektromagnetische Felder einschließlich Strahlung erfolgen. Technisch kann die Anregung eines Gases zu einem Plasma in einem sehr großen Druckbereich, vorzugsweise von 0,1 bis 500.000 Pa, besonders vorzugsweise im Niederdruckbereich von 1 bis 100 Pa oder im Hochdruckbereich von 50.000 bis 150.000 Pa, vorzugsweise im Normaldruckbereich, durch eine Gleichstrom- Gasentladung oder Wechselstrom-Gasentladung, einem energiereichen elektromagnetischen Strahlungsfeld, wie es beispielsweise eine Mikrowellenquelle oder ein Laser erzeugt, oder, alternativ, eine Elektronen- oder lonenquelle realisiert werden. Dabei kann das Plasma kontinuierlich oder diskontinuierlich betrieben werden. Die Neutralgaskomponente kann, je nach Anregungsart des Plasmas, kalt, d.h. im Bereich unterhalb von etwa 700 K, wie im Falle eines Niedertemperaturplasmas, oder heiß, d.h. im Bereich oberhalb von etwa 700 K, wie im Falle eines thermischen Plasmas, sein.
Das expandierte und anschließend in einem Plasma behandelte Graphitpulver wird zu Formkörpern verpresst mit Raumdichten, d. h. Masse pro Bauvolumen, von 0,03 g/cm3 bis 1 ,0 g/cm3. Die Formkörper werden bis zu einem Druck von 3 Pa evakuiert und anschließend mit einem flüssigen Phasenwechselmatehal imprägniert.
Besonders vorteilhaft lassen sich die erfindungsgemäßen Verbundwerkstoffe aus Graphit und Phasenwechselmaterialien durch aus der Kunststofftechnik zur Herstellung von Compounds bekannte Aufbereitungsverfahren herstellen, z.B. durch Kneten oder Granulieren. Besonders bevorzugt ist die Aufbereitung mittels eines Extruders, beispielsweise eines Doppelschneckenextruders. Der Vorteil dieses Verfahrens besteht darin, dass das Phasenwechselmaterial aufgeschmolzen wird. Durch das kontinuierliche Einmischen des Graphits in die flüssige Phase lässt sich eine größere Homogenität erreichen als bei einem Pulvermischverfahren.
Gegenüber dem aus dem Stand der Technik bekannten Einsatz von expandiertem Graphit als wärmeleitendem Hilfsmittel für Phasenwechselmaterialien wird mit der vorliegenden Erfindung ein höherer Füllgrad des plasmabehandelten graphitischen Ausgangsmaterials erreicht. Dabei können sowohl pulvrige wie auch vorkomprimierte Materialien eingesetzt werden. Im Falle von plasmabehandelten kompaktierten Ausgangsmaterialien, die anschließend mit dem Phasenwechselmaterial infiltriert werden, führt das durchgehende Graphitnetzwerk zu einer besseren thermischen Leitfähigkeit der erhaltenen Körper, wobei die an sich schlechte Infiltierbarkeit der graphitischen Ausgangsmaterialien mit polaren Phasenwechselmaterial reduziert wird. Bei der Herstellung der Latentwärmespeichermaterialien durch Compoundieren der plasmabehandelten flockigen graphitischen Ausgangsmaterialien mit polaren Phasenwechselmaterialien wird die Neigung zum Auslaufen, d.h., einer Entmischung von graphitischen Material und dem Phasenwechselmaterial durch den bei der Benutzung stattfindenden thermisch bedingten Wechsel zwischen fester und flüssiger Phase des Phasenwechselmatehals herabgesetzt.
In einer vorteilhaften Weiterbildung der vorliegenden Erfindung werden dem Phasenwechselmaterial als wärmeleitendes Hilfsmittel Mischungen enthaltend Graphitflocken und expandierten Graphit zugesetzt. Durch die Wahl des Verhältnisses von Graphitflocken zu expandiertem Graphit kann der Fachmann die Schüttdichte des Graphits gezielt einstellen, um eine möglichst hohe Wärmeleitfähigkeit bei möglichst niedrigem Graphitgehalt des Latentwärmespeichermaterials und eine möglichst gute Verarbeitbarkeit der Graphitmischung zu erreichen.
In den erfindungsgemäßen Latentwärmespeichermatehalien können alle Phasenwechsel materialien eingesetzt werden, die sich im Einsatztemperaturbereich gegenüber Graphit inert verhalten. Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung von Latentwärmespeichern erlaubt die Nutzung verschiedener Typen von Phasen- wechselmaterialien. Der Phasenwechsel kann sowohl in einem Übergang zwischen flüssiger und fester Phase als auch in einem Übergang zwischen verschiedenen festen Phasen bestehen. Die Phasenumwandlungstemperaturen der für das erfindungsgemäße Latentwärme-Speichermaterial geeigneten Phasenwechsel- materialien liegen im Bereich von -100 0C bis +500 0C. Bei Phasenumwandlungs- temperaturen oberhalb 500 0C muss verstärkt dafür Sorge getragen werden, den Graphit gegen oxidativen Angriff durch Luftsauerstoff zu schützen. Geeignete Phasenwechselmaterialien sind beispielsweise Zuckeralkohole, Gashydrate, Wasser, wässrige Lösungen von Salzen, Salzhydrate, Mischungen aus Salzhydraten, Salzhydraten mit Paraffinen, Salze (insbesondere Chloride und Nitrate) und eutektische Mischungen von Salzen, Alkalimetallhydroxide sowie Mischungen aus mehreren der vorgenannten Phasenwechselmaterialien, beispielsweise Mischungen aus Salzen und Alkalimetallhydroxiden. Typische, als Phasenwechselmaterial geeignete Salzhydrate sind Calciumchlorid-Hexahydrat und Natriumacetat-Trihydrat. Die Auswahl des Phasenwechselmaterials erfolgt entsprechend dem Temperaturbereich, in dem der Latentwärmespeicher eingesetzt wird.
Dem Phasenwechselmaterial werden bei Bedarf Hilfsstoffe zugesetzt, z.B. Keimbildner, um eine Unterkühlung beim Erstarrungsprozess zu verhindern. Der Volumenanteil des Keimbildners am Latentwärme-Speichermaterial sollte 2 % nicht überschreiten, denn der Volumenanteil des Keimbildners geht auf Kosten des Volumenanteils des wärmespeichernden Phasenwechselmaterials. Es werden Keimbildner bevorzugt, die bereits in geringer Konzentration die Unterkühlung des Phasenwechselmaterials signifikant vermindern. Geeignete Keimbildner sind Stoffe, die eine ähnliche Kristallstruktur und einen ähnlichen Schmelzpunkt aufweisen wie das verwendete Phasenwechselmaterial, beispielsweise Tetranatriumdiphosphat- Dekahydrat für das Phasenwechselmaterial Natriumacetat-Trihydrat.
Die erfindungsgemäßen Latentwärme-Speichermaterialien können als Schüttung oder als Formkörper zum Einsatz kommen. Zur Herstellung von Formkörpern, welche das erfindungsgemäße Latentwärme-Speichermaterial enthalten, eignen sich verschiedene, u.a. aus der Kunststofftechnik bekannte Formgebungsverfahren, beispielsweise Pressen, Extrudieren und Spritzgießen. Charakteristisch für diese Formkörper ist eine starke Anisotropie der Wärmeleitfähigkeit, denn die Graphitflocken orientieren sich senkrecht zur Pressrichtung bzw. parallel zur Anspritz- bzw. Extrudierrichtung. Die Formkörper kommen entweder direkt als Wärmespeicher zum Einsatz oder als Bestandteil einer Wärmespeichervorrichtung. In einer gepressten Platte aus dem erfindungsgemäßen Wärmespeichermaterial ist daher die Wärmeleitfähigkeit parallel zur Plattenebene höher als senkrecht zur Plattenebene. Dasselbe trifft auf spritzgegossene Platten zu, wenn sich der Angusspunkt oder die Angusspunkte an einer Kante oder mehreren Kanten (Stirnflächen) der Platte befinden. Soll jedoch ein Formkörper hergestellt werden, dessen Wärmeleitfähigkeit senkrecht zur Ebene größer ist als in der Ebene, so lässt sich dies bewerkstelligen, indem der Körper von einem Block aus dem Latentwärme- Speichermaterial, in welchem die Graphitflocken ausgerichtet sind, so abgeschnitten wird, dass die Schnittfläche und damit die Ebene des abgeschnittenen Körpers senkrecht zur Orientierung der Graphitflocken im Block verläuft. Beispielsweise kann der gewünschte Körper von einem gepressten Block aus dem Latentwärme- Speichermaterial mit entsprechenden Maßen senkrecht zur Pressrichtung oder von einem extrudierten Strang mit entsprechenden Maßen senkrecht zur Extrudierrichtung abgesägt bzw. abgestochen werden. Ein Block, in welchem die Graphitflocken ausgerichtet sind, kann auch hergestellt werden, indem eine Graphitflocken enthaltende Schüttung, in welcher die Flocken durch Rütteln ausgerichtet wurden, mit einem flüssigen Phasenwechselmaterial infiltriert und dies anschließend erstarren lassen wird. Von einem solchen Block können ebenfalls Körper so abgeschnitten werden, dass die Schnittebene senkrecht zur Orientierung der Graphitflocken liegt.
Die Anisotropie der Wärmeleitfähigkeit kann bei der konstruktiven Gestaltung des Latentwärmespeichers ausgenutzt werden, indem der Formkörper aus dem Latentwärme-Speichermaterial bevorzugt so angeordnet wird, dass die Ausdehnung mit der höheren Wärmeleitfähigkeit in Richtung des gewünschten Wärmeübergangs
liegt, also zu einem Wärmetauscherprofil oder einem zu temperierenden Gegenstand hin orientiert ist.
Für Anwendungen, in denen dies nicht realisierbar ist, kann alternativ eine Schüttung aus dem erfindungsgemäßem Latentwärme-Speichermaterial verwendet werden, die in einen mit Wärmetauscherprofilen durchsetzten, gegen die Umgebung isolierten Behälter eingebracht wird. Für diese Variante des Wärmespeichers wird das Latentwärme-Speichermaterial als pulverförmiges Gemisch oder als rieselfähiges Granulat bereitgestellt. Liegt das Phasenwechselmaterial im flüssigen Zustand vor, so lassen sich in einer solchen Schüttung die flockenförmigen Graphitteilchen durch Stampfen oder Rütteln im wesentlichen liegend, d.h. waagerecht anordnen. Wird eine Schüttung mit derartig orientierten Graphitflocken von aufrecht stehenden Wärmetauscherrohren durchzogen, so erlauben die senkrecht zu den Wärmetauscherrohren orientierten, also von den Rohren hinweg weisenden Graphitflocken eine effektive Zuleitung der Wärme von den Wärmetauscherrohren ins Innere des Wärmespeichermaterials hinein bzw. eine effektive Ableitung der Wärme aus dem Inneren des Wärmespeichermaterials zu den Rohren. Mit den flockenförmigen Teilchen des erfindungsgemäß verwendeten anisotropen Graphits lässt sich eine solche waagerechte Anordnung in der Schüttung leichter erreichen als mit den sperrigen Teilchen von Graphitexpandat.
Das Latentwärme-Speichermaterial kann auch direkt im Behälter hergestellt werden, indem dieser mit einer Schüttung flockenförmigen Graphits gefüllt wird, die Graphitflocken durch Rütteln oder Stampfen in der Waagerechte ausgerichtet werden und anschließend mit dem flüssigen Phasenwechselmaterial infiltriert werden, wobei die Infiltration durch Druck oder Vakuum unterstützt werden kann.
Die erfindungsgemäßen Latentwärme-Speichermaterialien können in Latentwärmespeichern beispielsweise zur Thermostatisierung und Klimatisierung von Räumen, Gebäuden und Fahrzeugen, beispielsweise beim Transport temperaturempfindlicher Güter, zur Kühlung von elektronischen Bauteilen oder zur Speicherung von Wärme, insbesondere Solarenergie oder bei industriellen Prozessen anfallende Prozesswärme eingesetzt werden.
Die Erfindung wird nachstehend anhand von Beispielen erläutert.
Vergleichsbeispiel 1
Kommerziell erhältliches Graphithydrogensulfat SS3 (Fa. Sumikin Chemical Co., Ltd; Tokyo, Japan) wurde schockartig auf 1000 0C erwärmt. Das so erhaltene Expandat wurde in einer uniaxialen Presse zu zylindrischen Formkörpern der Dichte 0,15 g/cm3 verdichtet. Der Durchmesser der Formkörper betrug 90 mm, die Höhe 20 mm. Die Masse der Formkörper betrug rund 19 g. Auf Basis der Dichte des expandierten Graphits (2,2 g/cm3) wurde eine Porosität von 93 Vol.-% berechnet. Die Formkörper wurden in einem Becherglas mit einer Schmelze der eutektischen Mischung aus KNO3 und NaNO3 (Schmelzpunkt 220 0C) Übergossen. Das Becherglas wurde bei 270 0C in einen evakuierbaren Ofen eingebaut, der Ofen wurde für 10 Minuten evakuiert. Anschließend wurde für der Ofen belüftet. Nach 10 Minuten wurden die Formkörper aus der flüssigen Salzschmelze entnommen und nach dem Abtropfen des überschüssigen Salzes gewogen. Die Abmessungen der Formkörper blieben konstant. Aus der Massezunahme wurde die Menge des aufgenommenen Salzes und mit Hilfe der Dichte des Salzes (2,15 g/cm3) die Volumenanteile von Graphit (7 Vol.-%) und Salz (24 Vol.-%) bestimmt.
Beispiel 1
Kommerziell erhältliches Graphithydrogensulfat SS3 (Fa. Sumikin Chemical Co., Ltd; Tokyo, Japan) wurde schockartig auf 1000 0C erwärmt. Das so erhaltene Expandat wurde mit einem oxidierend wirkenden Niederdruck-Radiofrequenz-Plasma in Sauerstoff bei 25 Pa Druck für 15 Minuten mit 600 W Leistung behandelt. Anschließend wurde das Expandat, wie in Vergleichsbeispiel 1 beschrieben, zu zylindrischen Formkörpern verpresst und mit einer eutektischen Schmelze aus KNO3 und NaNO3 infiltriert. Nach der Infiltration wurden die Volumenanteile von Graphit (7 Vol.-%) und Salz (38 Vol.-%) bestimmt.
Vergleichsbeispiel 2
Wie im Vergleichsbeispiel 1 beschrieben, wurden Formkörper der Dichte 0,15 g/cm3 aus expandiertem Graphit hergestellt. Die Formkörper wurden in einem Becherglas mit geschmolzenem Natriumacetat-Trihydrat (Schmelzpunkt 58 0C) Übergossen. Das
Becherglas wurde bei 70 0C in einen evakuierbaren Ofen eingebaut, der Ofen wurde für 10 Minuten evakuiert. Anschließend wurde für der Ofen belüftet. Nach 10 Minuten wurden die Formkörper aus der flüssigen Salzschmelze entnommen und nach dem Abtropfen des überschüssigen Salzhydrats gewogen. Nach der Infiltration wurden die Volumenanteile von Graphit (7 Vol.-%) und Salzhydrat (24 Vol.-%) bestimmt.
Beispiel 2
Wie in Vergleichsbeispiel 2 beschrieben wurde Graphitexpandat hergestellt, im oxidierend wirkenden Sauerstoffplasma behandelt und zu Formkörpern der Dichte 0,15 g/cm3 verdichtet. Diese Formkörper wurden wie in Vergleichsbeispiel 2 beschrieben mit Natriumacetat-Trihydrat infiltriert. Nach der Infiltration wurden die Volumenanteile von Graphit (7 Vol.-%) und Salzhydrat (40 Vol.-%) bestimmt.