BESCHREIBUNG
Verfahren zum Herstellen eines hydraulischen Bindemittels, eines Bauelements, deren Verwendung sowie Vorrichtung dazu
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen eines hydraulischen Bindemittels auf anorganischer Basis nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1 sowie eines Bauelements und eines Gasbetonsteines. Zudem erfasst die Erfindung eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens sowie die Verwendung des Bindemittels zum einen und von Polyelektrolyten zum anderen.
Beton ist einer der wichtigsten Baustoffe und besteht in der Regel aus einer Mischung mineralischer Komponenten -- wie Sand, Kies oder Bruchsteinen -- sowie Zement als Bindemittel; letzterer bindet unter Zugabe von Wasser ab und lässt eine Art von Konglomeratgestein entstehen.
Das wichtigste hydraulische Bindemittel für Beton ist Port- landzement (PZ) , der aus einem feingemahlenen Gemisch von PZ-Klinker und Calciumsulfaten -- wie Gips oder Anhydrit -- besteht . Er erhärtet nach dem Anrühren mit Wasser sowohl an der Luft als auch unter Wasser und behält auch unter Wasser seine Festigkeit bei. Zu seiner Herstellung werden kalk- und tonhaltige Rohstoffe -- wie Kalkstein, Ton, Kalkmergel und Tonmergel -- derart miteinander vermischt, dass das Rohstoffgemisch neben Kieselsäure (S^) , Tonerde (Al203) und Eisenoxid (Fe203) aus dem Tonanteil zwischen 75 und 79 Gew.-% Kalk (CaC03) enthält. Bevorzugt kommen auf ein Gewichtanteil löslicher Kieselsäure, Tonerde und Eisenoxid mindestens 1,7 Gewichtsanteile Kalk. Das Geraisch wird fein gemahlen und dann üblicherweise in Drehrohröfen mit vorge- schalteten Vorwärmsystemen unterschiedlicher Bauart bis zur Sinterung erhitzt. Der aus diesem Prozess entstandene Portlandzement-Klinker wird im Anschluss einer Feinvermahlung
unterzogen und durch Beimischung von Zi schlagsstoffen wie Gips od.dgl. zum Portlandzement verarbeitet.
Weitere Sorten von Zementen sind beispielsweise die Hüttenzemente -- Eisenportlandzement und Hocbiofenzement -- , der Trasszement sowie der Ölschieferzement , die verschiedene andere Zuschlagstoffe zum Portlandzement -Klinker enthalten (DIN 1164) . Nicht als Zement genormte Sonderzemente sind u. a. Tonerdezement, Tiefbohrzement und Quellzement.
Zemente werden in drei Güteklassen angeboten. Die hochwertigen Zemente CEM* 42,5 und CEM 52,5 unterscheiden sich vom normalen Zement CEM 32,5 durch eine andere Zusammensetzung sowie eine höhere Mahlfeinheit, welche ein schnelleres Er- härten -- nicht Abbinden -- bewirkt und an genormten Prüfkörpern nach 28 Tagen die durch die Zahlen gekennzeichneten Druckfestigkeiten ergibt. Die höheren Anfangsfestigkeiten der hochwertigen Zemente ermöglichen ein früheres Ausschalen und damit einen rascheren Baufortsctiritt .
Um die Kosten für die Herstellung von Bindemitteln zu senken, wird zunehmend nach Alternativen zu den verwendeten Ausgangsstoffen gesucht. So wird etwa Flugasche als Zusatzstoff bei der Betonherstellung eingesetzt; Flugasche ist ein Produkt, das mittels Filtersystemen dem Abgas von Industriefeuerungen oder Müllverbrennungsanlagen entzogen wird, welches als Verbrennungsrückstand in den Verbrennungsgasen mitgeführt, mechanisch mitge-trissen oder beim Abkühlen aus dem Dampfzustand kondensiert wird.
Des Weiteren werden kalzinierte Aschen und Flugaschen -- etwa aus Industriefeuerungen der Papierindustrie -- oder Hüttensande verwendet. Letztere entstellen bei der Einleitung der vom Schlackenabstich des Hochofens abfließenden, glühendflüssigen Hochofenschlacke in bewegtes Wasser.
CEM = internationale Bezeichnung für Zement
Diese oben genannten, in Zement Verwendung findenden Zuschlagsstoffe bewirken, dass das Bindemittel langsamer erhärtet. So wird etwa eine bei herkömmlichem Beton nach 28 Tagen erreichte Festigkeit erst nach etwa 90 Tagen erzielt. Diese als latenthydraulisch geltenden Bindemittel sind daher nur sehr eingeschränkt einsetzbar.
Angesichts dieser Gegebenheiten ist Ziel der Erfindung, die Verwendbarkeit latenthydraulischer Bindemittel -- insbeson- dere jener auf Basis von Flugaschen, kalzinierten Aschen oder Hüttensanden sowie gebranntem Ölschiefer -- für den praktischen Einsatz im Bausektor zu verbessern und insbesondere die schnellere Erhärtung zu ermöglichen.
Zur Lösung dieser Aufgabe führt die Lehre des unabhängigen Anspruches; die Unteransprüche geben günstige Weiterbildungen an. Zudem fallen in den Rahmen der Erfindung alle Kombinationen aus zumindest zwei der in der Beschreibung, der Zeichnung und/oder den Ansprüchen offenbarten Merkmale. Bei angegebenen Bemessungsbereichen sollen auch innerhalb der genannten Grenzen liegende Werte als Grenzwerte offenbart und beliebig einsetzbar sein.
Durch entsprechende Komponentierungen, mit denen die unter- schiedlichen Flugaschenzusammensetzungen ausgeglichen werden können, einerseits sowie eine Behandlung des Gemenges in einem Aktivator anderseits werden die sich im latenthydraulischem Zustand befindlichen Stoffe in der Gitterstruktur und der Geometrie d.er einzelnen Partikel dahin- gehend verändern, dass sich ak ivhydraulische Wirkungen ergeben, welche in der Folge einem hochwertigen Portlandzementklinker entsprechen.
Durch hohe mechanische Beaufschlagung des Gemenges in einem Aktivator erfolgt ein Vermählen des Produktes, wodurch u.a. eine Vergrößerung der Oberfläche erzielt wird. Zudem werden die globularen Strukturen einer Flugasche derart verändert, dass eine amorphe Struktur entsteht. Diese Struktur be-
günstigt den Abbindeprozess durch Verhakung der einzelnen Partikel untereinander und erhöht die Festigkeitswerte, insbesondere die Druck- und Biege-Zugfestigkeiten. Die neu geschaffenen reaktiven Flächen des Gemenges erhöhen in der Folge die -- auch Blainwert genannte -- gesamte spezifische Oberfläche der Partikel oder Körner. Die Oberflächenvergrößerung durch die Feinvermahlung einerseits sowie die Überführung der Partikelstrukturen in reaktive Flächen anderseits ergeben insgesamt eine Erhöhung des Blainwertes um das 8- bis 24 -fache gegenüber einem Portlandzement .
Durch das Auf- bzw. Gegeneinander-Prallen der Partikel und die auftretenden Reflektionen an den Werkzeugen setzen sich Schockwellen in den Partikeln fort, die zur Zersplitterung der Partikel in amorphe Strukturen und zu Störungen der Gitterstruktur innerhalb der Partikel führen.
Während des Impacts der Partikel -- bzw. durch das Gegen- einanderprallen der Partikel einerseits und der Werkzeuge anderseits -- kommt es zu einer im Ultraschallbereich liegenden Ausbreitung von Schockwellen in Wechselwirkung mit auftretenden Stauungsenercjien durch die Impulsunterbre- chung .
Diese Energien -- wie u.a. Friktion, Kinetik, an den Partikeln wirkende Scherkraft -- werden größtenteils in thermische Energie übergeführt, die ihrerseits über die neu ge- schaffenen Oberflächen abgeleitet und an die Prozessluft abgegeben wird. Die an den Bruchstellen kurzzeitig innerhalb von wenigen Millisekunden wiederholt auftretende Temperaturerhöhung von bis zu über 3000 °C bewirkt eine thermoplastische Veränderung der Grenzflächen. Die beaufschlagten Teilchen bzw. Partikel befinden sich kurzzeitig in einem plasmoiden Zustand.
Die beschriebenen mechanochemisehen und tribomechanischen Vorgänge bewirken die Aktivierung der latenthydraulischen mineralischen Komponenten. Das Gemenge kann nun als Substi- tut eines Portlandzementes eingesetzt werden.
Versuche haben gezeigt, dass dieses neuartige hydraulische Bindemittel -- nebst den klassischen Anwendungen im Hoch- und Tiefbau -- sich dank seiner hervorragenden Eigenschaften auch im Bereich der Herstellung von Porenbeton und Feuerfestapplikationen anwenden lässt .
Als Vorrichtung zum Herstellen dieses hydraulischen Bindemittels wird ein Aktivator eingesetzt. Dieses Gerät ermöglicht es, unter hohen Geschwindigkeiten der rotierenden Werkzeuge bis 250m/sec die für die Aktivierung notwendigen Parameter zu erreichen. Dabei kommt der Regelung der Materialaufgabe, der Luftzufuhr, der Prozesswärme und dem Materialaustrag hohe Bedeutung zu. Die Ausgestaltung der Werkzeuge für die mechanochemisehen wie auch tribomechanischen Wirkungen ist von besonderer Wichtigkeit .
Der Aktivator besteht im wesentlichen aus einem Rotor und einem Stator, welche von einem Maschinenpodest aufgenommen sind. Die Anordnung der Achse ist senkrecht. Der Antrieb erfolgt über einen Elektromotor mittels Keilriemens auf die Rotorwelle, welcher der Rotor zugeordnet ist. Die Drehzahl des Rotors ist stufenlos über einen Frequenzumrichter regelbar. Die Werkzeuge sind auswechsel- und verstellbar.
Die Einspeisung der zu aktivierenden Produkte erfolgt aus einem Silo von oben durch ein Dosiergerät mittels einer Zellenradschleuse in den Innenraum des Aktivators. In einem durch den Rotor und Stator freigegebenen Ringraum oder Spalt wird das Gemenge spiralförmig nach unten gefördert, wobei durch gegenströmende Luft die Verweilzeit des Produktes in diesem Ringraum geregelt werden kann. Zudem bewirkt
dieser Luftstrom die Abfuhr der Überschusswärme. In diesem Ringraum werden die einzelnen Partikel durch einen -- durch die Rotorwerkzeuge hervorgerufenen -- Impuls nach außen gegen den Stator geschleudert .
Die Werkzeuge sowohl des Rotors als auch des Stators sind permanent mit einer Schicht des Gemenges belegt, so dass ein Aufprall der Partikel gegenseitig bzw. primär mit diesem Layer erfolgt. Diese gegenseitige Beaufschlagung und die dadurch erreichten Effekte -- wie plastische Verformung, Rückstellverhalten, Zersplitterung, Friktionen -- bewirken eine grundlegende Veränderung der physikalischen Charakteristik der Partikel .
Da die Werkzeuge belegende Schichten des Gemenges durch Auflage und Widerstandskraft derselben gestützt werden, trägt die Masse der Werkzeuge wesentlich dazu bei, sowohl den Impuls als auch die Impulsunterbrechung und die daraus resultierenden Wechselwirkungen wie Reflektionen zwischen den Werkzeugen zu unterstützen.
Die aktivierbaren Gemenge bewegen sich in ihrer chemischen Zusammensetzung in ähnlichen Größenordnungen wie die der Zemente. Das hergestellte Produkt jedoch basiert hauptsäch- lieh auf der Basis von kieselsäurehaltigen Flugaschen, Hüt- tensanden und Müll erbrennungsschlacken.
Dieser Hauptbestandteil wird jeweils unter Beigabe von Zuschlagsstoffen -- wie etwa von Kalziumoxiden, Kalziumhydro- xiden, Kalziumkarbonaten als auch Al miniumhydroxid unter oxidativen Bedingungen im Aktivator gefahren. Die Zufuhr von Sauerstoff wird durch von unten in den Aktivator geführte Luft gewährleistet.
Die erforderlichen Zumischanteile für eine zu herkömmlichem Beton vergleichbare Erhärtungszeit bewegen sich bei Kal- ziumaluminat im Bereich von 0.2 bis 30 Gewichtsprozenten. Die Zumischanteile für Natriumaluminat oder Kaliumaluminat
betragen jeweils 0.1 bis 20 Gewichtsprozente. Die angegebenen Gewichtsprozente beziehen sich hierbei auf die fertige Bindemittelmischung .
Selbstverständlich können auch Mischungen von Kalziumalumi- nat , Natriumaluminat oder Kaliumaluminat verwendet werden, bei denen die Menge der jeweiligen Zumischanteile so festgelegt wird, dass die oben angegebenen Bereiche der Zumischanteile nicht überschritten werden.
Nunmehr werden verfahrenstypische Rezepturen vorgestellt:
TABELLE I Flugasche/Steink. Hüttensand geb . Ölschiefer Ca-alum. Ant.gew.% Ant.gew.% Ant.gew.% Ant.gew%
Typ A 69 15 15 1
Typ B 65 10 20 5 Typ C 65 13 15 7
Die Typen A bis C werden nachfolgend erörtert :
Typ A: (a) Charakteristika • Langsam abbindend in Anlehnung an Festigkeitsklasse 32.5 N (>32.5 N/mm2 Normfestigkei nach 28 Tg); • Druckfestigkeit nach 7 Tg >16 N/mm2; • E-Modul ist mit der Festigkeitsklasse gegeben; «hohe Biegezugfestigkeit.
(b) Anwendung Fertigprodukte div. Betonelemente (Steine, Platten, Winkelplatten od . dgl . ) .
Typ B : (a) Charakter!stika • Mittelschnell abbindend in Anlehnung an Festigkeitsklasse 32.5 R (>32.5 N/mm2 Normfestigkeit nach 28 Tg); »Druckfestigkeit nach 2 Tg >10 N/mm2.
(b) Anwendung Wie Typ A und im Tiefbau (Fundament Randabschlüsse, Fundament Beleuchtungspfosten, Unterbauschallungen od.dgl.) .
Typ C: (c) Charakteristika • Schnell abbindend in Anlehnung an Festigkeitsklasse 42.5 R (>42.5 N/mm2 Normfestigkeit nach 28 Tg); • Druckfestigkeit nach 2 Tg >20 N/mm2.
(b) Anwendung Tiefbau, Hochbauelemente und Wasserbau, da schnell bindend!
Unter Beigabe weiterer Zuschlagsstoffen können diese Bindemittel in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden. Mit der Beigabe von kationischen Tensiden wird erreicht, dass nach der Aushärtungsphase etwa nach 28 Tagen der hergestellte Bauteil wasserfest ist; es wird kein Wasser durch die Struktur des Bauteils mehr aufgenommen.
Die Anwendungsmöglichkeiten sind u.a. in den Bereichen des Wasserbaus, Deponiebaus, der Bodensanierung, Altlastenbeseitigung usw. zu sehen.
Durch Beigabe von Feuerfestanbeilen und der Erhöhung des Kalziumaluminatanteils auf etwa 40% kann dieser Binder im Bereich der thermisch stabilen Baustoffen wie in Ausmauerungen von Öfen, Konvertern usw. eingesetzt werden.
Von besonderem Interesse ist auch die Anwendung des Binders beim Herstellen von Porenbeton. Hier hat sich gezeigt, dass sich unter der Beigabe von Aluminiumpulver (kleiner 70 Mik- rometer) eine geschlossenporige Struktur ausprägt, welche bezüglich der Festigkeitswerte, Dichten usw. klassischen Produkten entsprechend ist .
Der entscheidende Vorteil ist jedoch die Tatsache, dass der bei den herkömmlichen Herstellungsverfahren notwendige Einsatz eines Autoklaven gänzlich entfällt.
Offene Formgebung sowie die unter der Beigabe von kationischen Tensiden erreichbare Wasserfestigkeit und Dichtheit sind weitere Vorteile, die in Kombination mit dem erfindungsgemäßen Bindemittel gegeben sind.
Im Rahmen der Erfindung liegt auch ein Verfahren zum Herstellen von Bauelementen wie Ziegel, Platten oder Formtei- len für den Hoch- und Tiefbau, das kostengünstig ausführbar sein soll; die so erzeugten Bauelemente sollen sich als widerstandsfähig gegen Zug- und Druckbeanspruchung sowie gegen Witterung erweisen.
Um dies zu erreichen, wird erfindungsgemäß ein Gemenge von jeweils gleichen Anteilen an Ton mit Korngrößen unter 100 μm, Feinsand mit Korngrößen von 100 μm bis 2 mm und Sand mit Korngrößen über 2 mm in einem Mischer mit Polyelektrolyten -- vorzugsweise Polymeren oder Copolymeren auf Basis von Acrylamid -- sowie einem hydraulischen Bindemittel vermengt, in Formen eingebracht und bei einem Pressdruck von mindestens 40 N/mm2 gepresst . Dieses Verfahren ist besonders einfach durchzuführen, da zum einen nur geringe Anforderungen an die apparative Ausrüstung gestellt werden sowie zum anderen die erforderlichen Zumischanteile leicht und billig erhältlich sind. Als Ton wird hierbei jener Bodenanteil verstanden, dessen Korngrößen unter 100 μm liegen, als Feinsand jener Anteil mit Korngrößen von 100 μm - 2 mm und
als Sand jener Anteil mit Korngrößen über 2 mm. Diese Ton-, Feinsand- und Sandanteile sind in Böden reichlich vorhanden, wenngleich die durch Abtragung des Bodens gewonnenen Ton-, Feinsand- und Sandanteile in ihren Mengenanteilen von der geforderten Zusammensetzung selbstverständlich abweichen können. Europäische Böden weisen etwa einen hohen Lehm- und Kiesgehalt auf, so dass in diesem Fall Sandanteile zuzumischen sind. Auch die erforderlichen hydraulischen Bindemittel, beispielsweise Zement, hochhydraulischer Kalk, Kalkhydrat oder Feinkalk, sind reichlich und billig verfügbar.
Das zur Durchführung dieses Verfahrens erforderliche Gemenge an Ton, Feinsand und Sand ist einfach zu gewinnen, da die meisten Böden diese dr:ei Bestandteile in ausreichendem Maß enthalten. In der praktischen Anwendung sind zur Gewinnung des Gemenges an Ton, Feinsand und Sand lediglich die oberen Bodenschichten abzutragen und nach dem Beseitigen von Kies, Stein sowie organischen Anteilen Mischanlagen zu- zuführen, in denen sie mit dem jeweiligen Bindemittel sowie den Polyelektrolyten vermengt werden. Es ist lediglich die Zusammensetzung an Ton, Feinsand sowie Sand zu überprüfen und sicherzustellen, dass sie zu jeweils gleichen Anteilen vorkommen. Gegebenenfalls ist eine Komponente zuzumischen, falls sie in einem zu geringen Anteil vorkommt. Liegen Ton-, Feinsand- und Sandanteile -- wie oben definiert -- im Wesentlichen zu jeweils gleichen Anteilen vor, kann dieses Gemenge, das im Folgenden auch als "aufbereitetes Gemenge" bezeichnet wird, den weiteren Verfahrensschritten zugeführt werden.
Die Wahl des jeweiligen Bindemittels sowie dessen erforderliche Zumischmenge richtet sich insbesondere nach der genauen Korngrößenverteilung sowie Feuchtigkeit des aufberei- teten Gemenges. Hinsichtlich der Korngrößenverteilung des aufbereiteten Gemenges ist nicht nur die Mengenverteilung zwischen Ton-, Feinsand- und Sandanteil von Interesse, sondern auch die Korngrößenverteilung innerhalb jeder dieser
Gruppen. Daraus können bereits grundlegende Eigenschaften des aufbereiteten Gemenges, etwa hinsichtlich seiner Verdichtungsf higkeit, abgeleitet werden.
Wie unten näher ausgeführt, erweisen sich als hydraulische Bindemittel zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens in der Regel Feinkalk oder Kalkhydrat als geeignet, wobei in manchen Fällen auch hochhydraulischer Kalk, Zement und bituminöse Bindemittel Einsatz finden können.
Als Polyelektrolyt wird hier im herkömmlichen Sinn ein wasserlösliches ionisches Polymer bezeichnet, das anionisch aus Polysäuren -- beispielsweise Polycarbonsäuren -- kationisch aus Polybasen -- z.B. Polyvinylammoniumchlorid -- entsteht oder neutral ist (Polyampholyte oder Polysalze) . Ein Beispiel für natürliche Polyelektrolyte sind Poly- saccharide mit ionischen Gruppen wie Carrageen, aber auch Proteine und langkettige Polyphosphate . Erfindungsgemäß werden vorzugsweise Polyacrylamide als Polyelektrolyte ein- gesetzt, also Verbindungen aus Monomeren auf Acrylamidba- sis. Es ist des weiteren denkbar, auch Mischungen mono- und polymerer Polyelektrolyte, evtl. gemeinsam mit Lösungsvermittlern, Emulgatoren und Katalysatoren sowie mit Beimengungen an Propylendiamin, Dimethylammoniumchlorid oder Isopropylalkohol einzusetzen. Alternativ dazu können auch Mischungen kationischer Tenside eingebracht werden. Diese Polyelektrolyte bewirken eine Agglomeration der feinkörnigen Bestandteile, die nicht auf der chemischen Umwandlung von Wasser beruht .
Das Gemisch aus Ton-, Feinsand- und Sandgemenge, Polyelektrolyt sowie hydraulischem Bindemittel wird in weiterer Folge in Formen eingebracht und bei einem Pressdruck von mindestens 40 N/mm2 gepresst . Die Wahl des Pressdruckes be- einflusst die letztendliche Festigkeit der Bauelemente, wobei man in der Regel aber mit einem Pressdruck von 40 - 120 N/mm2 das Auslangen findet.
Nach einem weiteren Merkmal der Erfindung wird das Poly- elektrolyt mit einem bevorzugten Mengenanteil von 0.001-2 Gew.-%, bezogen auf das Trockengewicht des Gemenges von Ton, Feinsand und Sand, beigemengt. Zudem soll vor Zugabe des hydraulischen Bindemittels dem hydraulischen Bindemittel ein Styren-Acryl-Copoly er beigemengt werden, was insbesondere bei nassen und salzigen Gemengen vorteilhaft ist .
Die Erfindungsziele werden auch durch die kennzeichnenden Merkmale von Anspruch 22 erreicht. Diese Vorgehensweise ist besonders bei aufbereiteten Gemengen vorteilhaft, die über geringe Feuchtigkeit und hohem Feinsandanteil verfügen. Hierbei wird vorgesehen, dass dem aufbereiteten Gemenge eine Bitumenemulsion sowie Polyelektrolyte," vorzugsweise Polymere oder Copolymere auf Basis von Acrylamid, beigemengt werden.
Auch hat es sich als günstig erwiesen, das Polyelektrolyt mit einem bevorzugten Mengenanteil von 0.001-2 Gew. -% -- bezogen auf das Trockengewicht des Gemenges von Ton, Feinsand und Sand -- beizumengen. Dazu umreisst Anspruch 35 schließlich die Verwendung von Polyelektrolyten, vorzugsweise Polymere oder Copolymere auf Basis von Acrylamid, zum Herstellen von Bauelementen wie Ziegel, Platten oder Formteilen für den Hoch- und Tiefbau.
Anspruch 36 offenbart Ziegel sowie Formteile für den Hoch- und Tiefbau, die Polyelektrolyte, vorzugsweise Polymere oder Copolymere auf Basis von Acrylamid, enthalten.
Im folgenden wird dieses erfindungsgemäße Verfahren näher beschrieben:
Zunächst sind zur Gewinnung des Gemenges an Ton, Feinsand und Sand die oberen Bodenschichten abzutragen und nach Beseitigung von Kies, Stein sowie organischer Anteile Mischanlagen zuzuführen. An die Zusammensetzung dieser Boden-
schichten sind keine großen Anforderungen zu stellen, da die zur Durchführung des Verfahrens erforderlichen Ton-, Feinsand- und Sandanteile zumeist reichlich vorkommen. Es ist lediglich die relative Zusammensetzung an Ton, Feinsand sowie Sand zu überprüfen und sicherzustellen, dass sie zur weiteren Verarbeitung zu jeweils gleichen Anteilen vorkommen. Gegebenenfalls ist eine Komponente zuzumischen, falls sie in einem zu geringen Anteil vorkommt. Liegen Ton-, Feinsand- und Sandanteile -- wie oben definiert -- im Wesentlichen zu jeweils gleichen Anteilen vor, wird dieses aufbereitete Gemenge in einem anschließenden Verfahrensschritt mit Polyelektrolyt in einem Mischer vermengt. Wie bereits erwähnt, werden hier als Polyelektrolyte wasserlösliche ionische Polymere bezeichnet, die anionisch aus Polysäuren -- beispielsweise Polycarbonsäuren -- kationisch aus Polybasen -- z.B. Polyvinylammoniumchlorid -- entstehen oder neutral sind (Polyampholyte oder Polysalze) . Es ist des weiteren denkbar, auch Mischungen mono- und po- lymerer Polyelektrolyte, evtl. gemeinsam mit Lösungsvermittlern, Emulgatoren und Katalysatoren sowie mit Beimengungen an Propylendiamin, Dimethylammoniumchlorid oder Isopropylalkohol einzusetzen. Diese Polymere verfügen über ionische dissoziierbare Gruppen, die Bestandteil der Poly- merkette sein können und deren Zahl so groß ist, dass die Polymere in dissoziierter Form wasserlöslich sind. Vorzugsweise wird Polyacrylamid in Suspensionsform verwendet. In wässriger Lösung verfügen Polyelektrolyte über reaktive Gruppen, die eine starke Affinität zu den Oberflächen der Kolloide und Feinstpartikel des Feinkornanteils des Bodens zeigen. Je nach der Ionogenität des Polyelektrolyts beruhen die Wechselwirkungen gegenüber den Feststoffteilchen auf der Bildung von Wasserstoff-Brücken, wie dies bei den nichtionischen Polymeren der Fall ist, oder auf elektrosta- tischen Wechselwirkungen und auf Ladungsaustausch und dadurch bedingte EntStabilisierung der Partikeloberfläche: In diesem Sinne wirken die anionischen (= negativ geladenen) und die kationischen (= positiv geladenen) Polyelektrolyte.
Durch EntStabilisierung und Verknüpfung sehr vieler Einzelpartikel kommt es zur irreversiblen Agglomeration der Feinteilchen im Ton-, Feinsand- und Sandgemenge, was eine höhere Dichte und somit eine höhere Festigkeit des letzt- endlich erzeugten Bauelements bewirkt. Die erfindungsgemäß verwendeten Polyelektrolyte können somit auch als grenz¬ flächenaktive Substanzen bezeichnet werden.
Ausschlaggebend für die optimale Wirkung des Polyelektro- lyts sind die an der Partikeloberfläche wirksamen Potentiale. Sie sind sowohl von den Teilchen selbst als auch von den Umgebungsbedingungen abhängig, d.h. von der Ionenstärke des Gemenges und den dadurch vorgegebenen Eigenschaften, wie pH-Wert, elektrische Leitfähigkeit oder Härte. Durch relativ einfache Vorversuche wird der Fachmann das für den jeweiligen Anwendungsfall geeignete Polyelektrolyt mit der entsprechenden Ionogenität ermitteln. Es hat sich aber gezeigt, dass etwa Polyacrylamid in den meisten Fällen geeignet ist und gute Eigenschaften hinsichtlich Verfestigung zeigt. Das Polyelektrolyt wird hierbei mit einem bevorzugen Mengenanteil von 0.001-2 Gew.-%, bezogen auf das Trockengewicht des Gemenges, verwendet. Der Mengenanteil wird sich insbesondere an der Ionogenität des verwendeten Poly- elektrolyts sowie am Feinkornanteil des Gemenges orientie- ren. Bei Verwendung von Polyacrylamid haben sich meistens 0.01 Gew.-% als ausreichend erwiesen. Über die Verdünnung mit Wasser kann bei Ton-, Feinsand- und Sandgemengen mit niedrigem Feuchtigkeitsgehalt eine evtl. erforderliche Zugabe von Wasser dosiert werden.
In einem weiteren Verfahrensschritt wird im Falle eines nassen und/oder salzigen Gemenges und/oder Gemenge mit hohen Feinkornanteil ein Styren-Acryl-Copolymer, etwa eine Acrylsäuredispersion zugeführt. Im Fall eines aufbereiteten Gemenges mit geringem Feuchtigkeitsgehalt und hohem Feinsandanteil wird bevorzugt eine Bitumenemulsion beigegeben. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass sich auch eine
Mischung eines Styren-Acryl-Copolymers und einer Bitumemul- sion als vorteilhaft erweisen kann.
Anschließend wird das hydraulische Bindemittel beigegeben. In der Regel erweisen sich Feinkalk oder Kalkhydrat zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens als geeignete Bindemittel, wobei sich in Fällen mit jeweils hohem Anteil an größeren Korngrößen auch hochhydraulischer Kalk, Zement und bituminöse Bindemittel als vorteilhaft erweisen können. Die Zumischmenge des jeweiligen Bindemittels orientiert sich insbesondere auch an der Feuchtigkeit des aufbereiteten Gemenges, wobei man bestrebt ist, das sog. Proctor- Optimum zu erreichen, bei dem es sich um jenen Sättigungsgrad des Gemenges handelt, bei dem die optimale Verdich- tungsfähigkeit des Gemenges gegeben ist. Oft weisen Böden und somit die daraus gewonnenen Ton- , Feinsand- und Sandanteile einen zu hohen Feuchtigkeitsgehalt auf, wobei beim Einsatz von Feinkalk, Kalkhydrat oder hochhydraulischem Kalk dem Gemenge Wasser entzogen wird. Das ist einerseits auf die chemische Umwandlung von Kalziumoxid (CaO) in Kalziumhydroxid (Ca(OH)2) unter Einbindung von Wasser zurückzuführen, andererseits aber auch auf die bei dieser Reaktion frei werdenden Wärmeenergie, die zum physikalischen Verdampfen von Wasser führt. Der Wassergehalt des Gemenges sollte für dieses erfindungsgemäße Verfahren beim Proctor- Optimum oder geringfügig darüber liegen.
Anschließend wird das Gemisch bestehend aus Ton-, Feinsand- und Sandgemenge, Polyelektrolyt sowie hydraulischem Binde- mittel bzw. gegebenenfalls erforderlicher Zusatzstoffe wie Styren-Acryl-Copolymere, in Formen eingebracht und bei einem Pressdruck von mindestens 40 N/mm2 gepresst . Die Wahl des Pressdruckes beeinflusst die letztendliche Festigkeit der Bauelemente, wobei man in der Regel aber mit einem Pressdruck von 40-120 N/mm2 das Auslangen findet. Nach der Pressung sind die Bauelemente nach einem 50-%igen Rück- trocknen belastbar.
Diese erfindungsgemäßen Verfahren bewirken somit zunächst eine irreversible Gefügebeeinflussung der Ausgangskomponenten, nämlich Ton, Feinsand und Sand. Dies wird durch Agglomeration der kleinkörnigen Anteile und einer Veränderung der kapillaren Wasserführung durch das Aufbrechen des Haftwasserfilmes an den kolloiden Bestandteilen erreicht. Dadurch wird eine bessere Verdichtbarkeit des Gemenges sowie eine hohe Festigkeit des mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens erzeugten Bauelemente erwirkt .
Im Rahmen der Erfindung liegt zudem ein Verfahren zum Herstellen eines Gasbetonsteines, bei dem eine Mischung aus einem hydraulischen Bindemittel, einer feinkörnigen Komponente, Wasser und einem Treibmittel hergestellt, in Formen gegossen und getrocknet wird.
Zum Herstellen von Gasbetonsteinen sind unterschiedliche Verfahren bekannt, bei denen jeweils eine Mischung aus einer
• feinkörnigen Komponente, wie etwa Quarzsand, • Kalk, • einem hydraulischen Bindemittel wie etwa Zement, • Wasser • sowie einem Treibmittel als Porenbildner
verwendet wird. Kalk und Zement werden hierzu zu etwa gleichen Teilen herangezogen, und als Treibmittel wird in der Regel Aluminiumpulver eingesetzt. Der Anteil des Treibmittels beträgt hierbei weniger als 0.05 Gew. -% der Gesamtmischung. Aus der Reaktion des Kalziumhydroxids mit dem Aluminium wird Wasserstoff freigesetzt, der für den hohen Porenanteil verantwortlich ist. Die Mischung wird in Formen gegossen, wobei im halbfesten Zustand auch unterschiedliche Formate und Profilierungen geschnitten werden können. Die
hohe Festigkeit des Porenbetons wird durch Dampfhärtung in Autoklaven bei ca. 160-220°C und ca. 12-15 bar Druck nach etwa vier bis acht Stunden erreicht . Dabei entweicht der Wasserstoff und die gebildeten Poren füllen sich mit Luft. Durch die Einwirkung des Drucks und des heißen Dampfes wird von der Oberfläche der Sandkörner Kieselsäure ausgelöst, die zusammen mit dem Bindemittel Kalk (Kalkhydrat) kristalline Bindemittelphasen -- sog. CSH-Phasen -- bildet. Diese kristallinen Bindemittel verbinden sich mit den Sandkörnern und. schaffen einen festen Verbund der einzelnen Zuschläge. Die so gefertigten Gasbetonsteine weisen vergleichsweise niedrige Dichten bis zu etwa 400 kg/m3 auf und verfügen aufgrund der Porenstruktur und deren Lufteinschlüssen über gute Wärmedämmeigenschaften.
Verfahren dieser Art sind aber aufgrund der einzusetzenden Maschinen und Anlagen aufwändig und energieintensiv. So müssen etwa im Autoklaven hohe Drücke über mehrere Stunden au recht erhalten werden, wobei der hohe Energieverbrauch in erster Linie auf die erforderliche Wärmebehandlung mit Dampf zurückzuführen ist. Des weiteren ist nachteilig, dass etwa Nut und Federn nachträglich in die Steine eingefräst werrden müssen, komplizierte Formen sind aufgrund der notwendigen Dampfhärtung oft nicht möglich. Die zur Herstel- lung von Gasbetonsteinen üblicherweise eingesetzten Quarzsande müssen außerdem hochwertig sein und können mitunter erst nach längerem Transport zur Produktionsstätte bereitgestellt werden. Beim produktionstechnischen Einsatz von Aluminium besteht überdies Explosionsgefahr.
Um nun diese Nachteile zu vermeiden und ein vergleichsweise billiges Verfahren bereitzustellen, wird zum Herstellen des für dieses erfindungsgemäße Verfahren verwendeten hydraulischen Bindemittels Hausmüll zerkleinert, homogenisiert und mit kalziumhaltigen Additiven wie Dolomit, Calcit, Kalkmergel oder Mergel sowie mit Aluminiumoxid enthaltenden Zuschlagstoffen wie Korundschleifstaub, Tonmergel oder Klinker vermischt und verbrannt; danach werden bis zu 40 Gew.-%
Gerüstsilikate, z.B. Tuff, beigemengt, und das erhaltene Produkt wird auf eine Korngröße kleiner als 0.063 mm aufgemahlen. Desweiteren wird als feinkörnige Komponente Feinschlacke aus Müllverbrennungsanlagen, Hütten- oder Stahl- erksschlacke verwendet und als Treibmittel ein grenzflächenaktives Mittel. Diese Bestandteile werden im Folgenden näher erläutert.
Typischer Hausmüll enthält in Gew.-% meist 59-69% Silizium- oxid, 4.9-7,8 % Eisenoxid, 5,1-6,3 % Aluminiumoxid und 8,3- 10,3 % Kalk und eignet sich daher zur Herstellung eines anorganischen Bindemittels für betonartige erhärtende Massen.
Dabei kann die Herstellung des Bindemittels in Müllverbren- nungsanlagen erfolgen, die mit speziellen Brennstoffen aus Müll (BRAM) gefahren wird. Bei diesen ergeben sich in Gew.- % 18-26 % Siliziumoxid, 2-5 % Eisenoxid, 4-12 % Aluminiumoxid und 58-66 % Kalk sowie 2 - 5 % Magnesiumoxid.
Die Brennbett-Temperatur beträgt dabei mindestens 950 °C und der Heizwert des Mülls mindestens 13MJ/kg. Letzterer Umstand stellt sicher, dass praktisch keine zusätzliche Primärenergie zur Verbrennung zugesetzt werden muss.
Als Additive können calciumhaltige Abfälle aus der Industrie oder kalziumhaltiges Gestein, wie Dolomit, Calcit, Kalkmergel u.dgl. zugesetzt werden, die leicht verfügbar sind.
Bei den Zuschlagstoffen können ebenfalls Industrieabfälle, wie Korundschleifstäube, aber auch Tonmergel, Klinker u.dgl. verwendet werden.
Im allgemeinen ergibt sich dabei ein Glühverlust von etwa 5 %, ein Sulfatgehalt von 4 %, ein Chloridgehalt von etwa 3 %, ein Blaire-Wert von 5000 cm2/g und ein Basengrad von p>2 , wobei die Berechnung des Basengrades über p (CaO+MgO+Al203+Fe203) Si03 erfolgt .
Durch den sich während des Prozesses ergebenden Ionenaustausch und durch Sorbtion werden allfällig im Hausmüll enthaltene Schadstoffe in den Verband eingebunden und sind da- her aus dem Bindemittel sowie dem damit hergestellten Beton schwer auslaugbar und stellen daher keine nennenswerte Gefahr für die Umwelt dar. Auf Rohstoffe, deren Gewinnung mit einem erheblichen Aufwand verbunden ist, kann weitgehend verzichtet werden. Außerdem wird gleichzeitig die Problema- tik der Lagerung und Behandlung des Hausmülls weitgehend entschärft. Da die Energie im Wesentlichen durch den Hausmüll selbst bereitgestellt wird, ergeben sich auch sehr erhebliche Energieeinsparungen bei der Herstellung des Bindemittels .
Als feinkörnige Komponente wird erfindungsgemäß Feinschlacke aus Müllverbrennungsanlagen (MVA) , Hütten- oder Stahlwerksschlacke verwendet. Es handelt sich dabei um die festen, nicht brennbaren Reststoffe, die im Zuge der Verbrennung in Industriefeuerungen oder MVA anfallen.
Bei der Müllverbrennung macht Schlacke noch etwa 35 % des ursprünglichen Müllgewichtes aus. Neben den eisenhaltigen Anteilen enthält Müllverbrennungsschlacke auch wesentlich geringere Anteile an Nichteisen-Metallen wie Kupfer, Nickel, Blei, Zink oder Zinn in variierenden Mengen.
Eisenhüttenschlacken können in Hochofenschlacken und Stahl - werksschlacken gegliedert werden, wobei Hochofenschlacken bei der Produktion von Roheisen im Hochofen und Stahlwerksschlacken bei der Stahlerzeugung in Konvertern, in Elektroofen sowie Siemens-Martin-Öfen anfallen.
Metallhüttenschlacken werden bei der Gewinnung von Nicht- eisen (NE) -Metallen gebildet. Nach dem derzeitigen Stand der Technik entstehen pro Tonne Roheisen etwa 250 kg Hochofenschlacke und pro Tonne Rohstahl etwa 120 kg Stahlwerks-
schlacke. Somit ergeben sich große Mengen an Schlacke, die einer Wiederverwertung zugeführt werden können.
Hochofen- und Stahlwerksschlacke unterscheiden sich zwar hinsichtlich ihrer chemischen Zusammensetzung, aufgrund ihrer Hauptbestandteile Kalziumoxid, Siliziumdioxid, Aluminiumoxid und Eisenoxid eignen sie sich aber beide ebenfalls zur Verwendung mit dem erfindungsgemäßen Verfahren.
Es zeigt sich nun, dass aufgrund der chemischen Zusammensetzung des aus Hausmüll gewonnenen Bindemittels sowie der Feinschlacke aus MVA oder Industriefeuerungen auf den Einsatz von Aluminiumpulver verzichtet werden kann. Stattdessen kann auch ein vergleichsweise billiges Treibmittel wie etwa ein grenzflächenaktives Mittel eingesetzt werden. Darunter werden Verbindungen verstanden, die sich aus ihrer Lösung an Grenzflächen (z.B. Wasser/Öl) stark anreichern und dadurch die Grenzflächenspannung -- im Fall von flüssig/gasförmigen Systemen, die Oberflächenspannung -- herab- setzen. Obgleich auch polare Lösungsmittel wie etwa Alkohole, Ether, Pyridine, Alkylformamide etc. grenzflächenaktiv sind, werden im Rahmen der Erfindung vorzugsweise solche Verbindungen als grenzflächenaktive Stoffe verwendet, die über einen lipophilen Kohlenwasserstoff-Rest und über eine, gegebenenfalls auch mehrere, hydrophile funktionale Gruppen -- -COONa, -S03Na, -0-S03Na und dergleichen -- verfügen; derartige Stoffe werden auch als Tenside oder De- tergentien bezeichnet.
Hierbei kann es sich um wasserlösliche Natrium- oder Kalium-Salze der gesättigten und ungesättigten höheren Fettsäuren (auch als Laugenseife bezeichnet) handeln oder um wasserlösliche Natrium- oder Kalium-Salze der Harzsäuren des Kolophoniums (auch als Kolophoniumseife bezeichnet) , oder um wasserlösliche Natrium- oder Kalium-Salze der Naphtensäuren - etwa auf Kaseinbasis angereicherte Alkyl- naphtalinsulfonsäure. Zudem soll das grenzflächenaktive
Mittel in einer Menge von 0.03 bis 0.001 Gew.-%, bezogen auf die Mischung vor der Trocknung, beigement werden.
Als ein nicht einschränkend zu verstehendes Aus ührungsbei- spiel kann in absoluten Mengenangaben etwa eine Mischung aus 780 kg des hydraulischen Bindemittels gemäß Anspruch 1, 290 kg Feinschlacke, 250 kg Wasser sowie 0.25 kg des grenzflächenaktiven Mittels hergestellt werden, wobei sich nach Lufttrocknung ein Gasbetonstein mit einer Dichte von etwa 600 kg/m3 ergibt.
Die Trocknung kann dabei auch ohne Dampfhärtung und unter Verzicht auf die Herstellung hoher Drücke erfolgen, stattdessen erweist sich Lufttrocknung als ausreichend. Der Rei- fungsprozess bis zur Verarbeitbarkeit der Gasbetonsteine beträgt hierbei etwa 3 bis 7 Tage, wobei sich bei zunehmender Trocknungszeit die Endfestigkeit erhöht . Dadurch wird nicht nur hohe Energieeinsparung erreicht, sondern es wird auch die Herstellung komplizierterer Formen aufgrund des Entfalls der Dampfautoklaviatur ermöglicht. Die mit dem Einsatz von Aluminiumpulver verbundene Explosionsgefahr entfällt .
Des weiteren zeigt sich, dass sich im Zuge des Aufblähvor- ganges im Vergleich zu herkömmlichen Herstellungsverfahren ein niedrigerer Expansionsdruck einstellt. Dadurch können als Schalungsmaterial für den Guss von Formteilen auch billigere Materialien verwendet werden. Die Verwendung von billigen Rohstoffen wie Hausmüll oder Feinschlacke aus MVA oder Industriefeuerungen stellt eine zusätzliche Kostenreduktion des erfindungsgemäßen Verfahrens sicher.
Im praktischen Test der mit diesem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Gasbetonsteinen zeigt sich außerdem, dass durch die geschlossenzellige Struktur der Gasbetonsteine weniger Wasser gezogen wird und keine Schwindung auftritt, sondern sich im Gegenteil eine geringfügige
Schwellung einstellt. Dadurch wird der Gefahr von Rissbildung im Stoßbereich entgegengewirkt .
Die dichte der erfindungsgemäß hergestellten Gasbetonsteine bewegt sich zwischen 650 und 1200 kg/cm3. Die Druckfestigkeiten sowie die Biegezugfestigkeiten sind von der Dichte abhängig, wobei das Verhältnis zwischen Druckfestigkeit und Biegezugfestigkeit deutlich größer ist als bei Beton, d.h. die vorhandene Biegezugfestigkeit ist in Bezug auf die Druckfestigkeit vergleichsweise hoch. Dadurch ist sichergestellt, dass etwa aus diesem Material hergestellte wärmedämmende Platten über hervorragende Stabilität verfügen. Mittels dieses erfindungsgemäßen Verfahrens ist es aber auch möglich, den so erzeugten Gasbetonstein mit Fasern, etwa auf Kokos- oder Kunststoffbasis, zu armieren, wodurch die Biegezugfestigkeit noch erheblich gesteigert werden können. Dabei zeigt sich, dass insbesondere die Verwendung von Feinschlacke anstelle des üblicherweise verwendeten Feinsandes überaus günstige Auswirkungen auf die Festigkeit des mit dem erfindungsgemäßen Verfahrens hergestellten Gasbetonsteines ergibt.
Zur Erzielung niedrigerer Dichten bis zu 300 kg/m3 kann zusätzlich zum grenzflächenaktiven Mittel auch pulverförmiges Aluminium verwendet werden, wobei es sich gemäß Anspruch 6 um Aluminium aus Recyclingstoffen handelt. Auch in diesem Fall kann auf die energieintensive und aufwändige Dampf- autoklaviatur verzichtet werden.
Nach einem weiteren Merkmal wird das pulverförmige Aluminium in einer Menge von 0.05 bis 0.001 Gew.-% -- bezogen auf die Mischung vor der Trocknung -- beigemengt. Die Menge des verwendeten Aluminiumpulvers wird sich einerseits danach orientieren, in welcher Menge das grenzflächenaktive Mittel eingesetzt wird und andererseits davon abhängen, welche Eigenschaften, insbesondere welche Dichte, der letztendliche Gasbetonstein aufweisen soll. Zusätzliche Mengen an Aluminiumpulver sorgen prinzipiell dafür, dass
die Porenstruktur nach der Trocknung gröber ausfällt, wodurch sich die Dichte des Gasbetonsteines verringert. Insbesondere ist die durchschnittliche Porengröße von der durchschnittlichen Korngröße des verwendeten Aluminiumpulvers abhängig. Es ist dadurch offensichtlich, dass je nach Mischungsverhältnis und Korngrößen des verwendeten Aluminiumpulvers sowie des Treibmittels unterschiedliche Eigenschaften des letztendlichen Gasbetonsteines verwirklicht werden können.
Insbesondere bei Verwendung von Aluminiumpulver aus Recyclingstoffen hat sich eine Maßnahme als vorteilhaft erwiesen, nach der das pulverförmige Aluminium vor dessen Beimengung zur Gesamtmischung mit einer Alkohollösung ver- mengt wird. Aluminium neigt nämlich dazu, sich mit einer Oxidschicht zu überziehen, die das Aluminium reaktionsträger gestaltet. Durch die Beschichtung mit Alkohol wird eine Oxidation der Oberfläche des Aluminiumpulvers unterbunden, wodurch die Wirkung des Aluminiumpulvers im Zuge des erfin- dungsgemäßen Verfahrens optimiert wird.
Jedoch ist es erfindungsgemäß auch denkbar, dass anstelle der Feinschlacke auch Flugasche aus Müllverbrennungsanlagen, Hütten- oder Stahlwerksschlacke als feinkörnige Kompo- nente verwendet wird. Selbstverständlich ist es auch möglich, Mengenanteile des oben beschriebenen hydraulischen Bindemittels durch herkömmlichen Zement oder Mengenanteile der Feinschlacke durch herkömmlichen Feinsand zu ersetzen, falls dadurch bestimmte Eigenschaften des so erzeugten Gasbetonsteines optimiert werden können. Als nicht einschränkend zu verstehende Ausführungsbeispiele können somit folgende Rezepturen für Gasbetonsteine mit einer Dichte von 500 bis 600 kg/cm3 und Festigkeiten von 25 bis 40 kg/cm2 (nach 28 Tagen Trocknung) angeführt werden:
• 330 kg hydraulisches Bindemittel gemäß Anspruch 25, 165 kg Feinsand, 230 kg Wasser und 0.5 kg einer Mischung des grenzflächenaktiven Mittels und Aluminiumpulver; • 330 kg hydraulisches Bindemittel gemäß Anspruch 25, 165 kg Flugasche, 300 kg Wasser und 0.5 kg einer Mischung des grenzflächenaktiven Mittels und Aluminiumpulver; • 165 kg hydraulisches Bindemittel gemäß An- Spruch 25, 165 kg Zement, 165 kg Flugasche, 300 kg Wasser und 0.5 kg einer Mischung des grenzflächenaktiven Mittels und Aluminiumpulver.
Durch genau abgestimmte Rezepturen können somit unterschiedliche Eigenschaften der mit dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Gasbetonsteine erreicht werden. Durch den Entfall der Dampfhärtung wird außerdem die Ersetzbarkeit auch bei komplizierten Formen wesentlich er- leichtert.
Diese Erfindung stellt somit ein überaus billiges Herstellungsverfahren eines Gasbetonsteines, der für den Einsatz als hochqualitativer, wärmedämmender Leichtbaustoff überaus geeignet ist, zur Verfügung.
Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele sowie anhand der Zeichnung; diese zeigt skizzenhaft in
Fig. 1: eine Schrägsicht auf ein zu zermahlen- des Produkt ;
Fig. 2: eine Schrägsicht auf das vermahlene Produk ;
Fig. 3: eine Schrägsicht auf eine Vorrichtung zum Behandeln des Produktes; Fig. 4: einen vergrößerte Teilquerschnitt durch die Vorrichtung;
Fig. 5: einen vergrößerten Ausschnitt aus Fig. 4;
Fig. 6: die Seitenansicht eines Werkzeugteils.
In Fig. 1 ist ein Haufwerk 10 aus kugelartigen Bestandteilen 12 dargestellt. Durch hohe mechanische Beaufschlagung dieses Gemenges in einem unten beschriebenen Aktivator erfolgt ein Vermählen des Produktes, wodurch u. a. eine Vergrößerung der Oberfläche erzielt wird. Zudem werden die globularen Strukturen einer Flugasche derart verändert, dass eine amorphe Struktur entsteht. Diese Struktur begüns- tigt den Abbindeprozess durch Verhakung der einzelnen nach einem Zerkleinerungsvorgang entstandenen Partikel 14 untereinander und erhöht die Festigkeitswerte, insbesondere die Druck- und Biege-Zugfestigkeiten.
Durch das Auf- bzw. Gegeneinanderprallen der Partikel 12 und die auftretenden Reflektionen am Aktivator setzen sich Schockwellen in den Partikeln 12 fort, die zu deren Zersplitterung in amorphe Strukturen und zu Störungen der
Gitterstruktur innerhalb der Partikel führen, wie dies Fig. 2 verdeutlicht.
Die Zerkleinerung erfolgt in einem sogenannten Aktivator 20, der auf einem Maschinenpodest 22 einen Rotor 24 und einen Stator 30 aufweist, dessen Deckenplatte 32 von einer Rotorwelle 26 durchsetzt ist. Letztere verläuft koaxial zur Vertikalachse A des Rotors 24.
Der Antrieb des Rotors 24 erfolgt über einen -- außerhalb der Statorwandung 34 erkennbaren -- Elektromotor 36 mittels eines Keilriemens 38 auf die Rotorwelle 26. Die Drehzahl des Rotors 24 ist stufenlos über einen -- nicht erkennbaren -- Frequenzumrichter zu regeln.
Mit 40 ist ein zylindrischer Silo bezeichnet, aus dem das Haufwerk 10 einem Dosiergerät 42 zugeführt wird. Unter diesem verläuft ein bodenwärtiger Horizontalarm 45 eines -- längsschnittlich hier Z-förmigen -- Förderers 44, dessen geneigter Mittelabschnitt 46 oberhalb der Deckenplatte 32 des Stators 30 in einen Firstarm 47 übergeht. Letzterem ist eine Zellenradschleuse 50 nachgeordnet, durch welche das Fördergut 10 dem Inneren des Aktivators 20 zugeführt wird.
Die Fig. 4, 5 verdeutlichen einen Ringraum 52 der Radial - weite a zwischen der Außenfläche 28 des Rotors 24 und der Innenfläche 29 des Stators 30. Von beiden Flächen 28, 29 ragen radial Werkzeuge 54 bzw. 54r ab. Diese weisen gemäß Fig. 6 nahe ihrer Stirnfront 56 beidseits eine rinnenartige Einbuchtung 58 auf.
Im Ringraum oder Ringspalt 52 wird das Gemenge 10 spiralförmig nach unten gefördert, wobei durch gegenströmende Luft dessen Verweilzeit geregelt werden kann. Zudem bewirkt dieser Luftstrom die Abfuhr der Überschusswärme. In diesem Ringraum 52 werden die einzelnen Partikel 14 durch einen -- durch die Rotorwerkzeuge 54r hervorgerufenen -- Impuls nach außen gegen den Stator 30 geschleudert.
Die Werkzeuge 54 bzw. 54r sowohl des Stators 20 als auch des Rotors 24 sind stetig mit einer Schicht des Gemenges 10 belegt, so dass ein Aufprall der Partikel 14 gegenseitig bzw. primär mit diesem Layer erfolgt. Diese gegenseitige Beaufschlagung und die dadurch erreichten Effekte -- wie plastische Verformung, Rückstellverhalten, Zersplitterung, Friktionen -- bewirken eine grundlegende Veränderung der physikalischen Eigenschaften der Partikel 14.
Da die Werkzeuge 54, 54r belegende Schichten des Gemenges durch Auflage und Widerstandskraft derselben gestützt werden, trägt die Masse der Werkzeuge 54, 54r wesentlich dazu bei, sowohl den Impuls als auch die Impulsunterbre- chung und die daraus resultierenden Wechselwirkungen wie Reflektionen zwischen den Werkzeugen 54, 54r zu unterstützen.