Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum
Abkühlen eines Bedruckstoffes in einer Rotationsdruckmaschine
nach den Oberbegriffen der Ansprüche 1 und 2.
[Stand der Technik]
Ein Verfahren und eine Vorrichtung dieser Art sind aus
DE 32 41 117 A1 bekannt. Danach wird ein Bedruckstoff, insbesondere
eine Materialbahn, zwischen zwei Druckvorgängen und / oder
nach dem Druck Hitze getrocknet und anschließend - nach
dem Passieren der Heinzeinrichtung - mittels einer Kühlflüssigkeit
abgekühlt. Dabei wird die Kühlflüssigkeit erst nach
dem Durchlaufen der Druckmaschine auf zumindest einer Seite
einer Materialbahn auf diese aufgetragen. Die Vorrichtung
weist zumindest einseitig eine Heizeinrichtung zum Trocknen
von Druckfarbe auf der Materialbahn auf sowie wenigstens eine
einseitig nachgeschaltete Kühleinrichtung auf. Dabei ist die
Kühleinrichtung aus einer Auftrageinrichtung für die Kühlflüssigkeit
gebildet ist.
Dieses Verfahren sowie die zugehörige Vorrichtung eignen sich
insbesondere für die Abkühlung bedruckter bahnförmiger Bedruckstoffe
und beschränken sich für bogenförmige Bedruckstoffe
lediglich auf das Vermeiden des Ablagerns von Farbe
auf dem Auslegerstapel.
[Aufgabe der Erfindung]
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde ein Verfahren und
eine Vorrichtung der eingangs genannten Art zu schaffen, die
die genannten Nachteile vermeiden, die insbesondere den durch
thermische Belastung auftretenden Verzug eines mittels Bogenhaltesystems
geführten bogenförmigen Bedruckstoffes beim
Durchlaufen von Druckwerken bzw. Lackwerken reduziert und
einen passerhaltigen Druck innerhalb einer Rotationsdruckmaschine
gestattet.
Die Aufgabe wird durch die Ausbildungsmerkmale der Ansprüche
1 und 2 gelöst. Weiterbildungen ergeben sich aus den abhängigen
Ansprüchen.
Ein erster Vorteil des Verfahrens sowie der Vorrichtung ist
darin begründet, dass insbesondere bei unter thermischer
Belastung verzugsempfindlichen und an Bogenhaltesystemen
geführten bogenförmigen Bedruckstoffen ein passerhaltigen
Druck bzw. ein Lackauftrag realisierbar ist.
Von Vorteil ist weiterhin, dass das Verfahren sowie die
Vorrichtung für Rotationsdruckmaschinen mit beliebigen
Trocknersystemen, beispielsweise UV-Trocknern, Infrarot-Trocknern
sowie Thermolufttrocknern (Heißlufttrocknern)
einsetzbar ist. Vorteilhaft ist ferner, dass alle von Bogenhaltesystemen
geführten bogenförmige Bedruckstoffe in der
Rotationsdruckmaschine passerhaltig verdruckbar sind. Bevorzugt
sind unter thermischer Einwirkung verzugsempfindliche
bogenförmige Bedruckstoffe, wie beispielsweise Folien, passerhaltig
produktionsstabil verarbeitbar.
Ein weiterer Vorteil ist dadurch gegeben, dass mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren und der Vorrichtung eine Kühlung
mittels gekühlter Blasluft des erhitzten bogenförmigen Bedruckstoffes
und vorzugsweise gleichzeitig eine unterstützte
Bogenführung während des Bogentransportes realisierbar ist.
Es ist weiterhin vorteilhaft, dass der bogenförmige Bedruckstoff
dimensionsstabil bleibt und ein Makulaturanfall vermeidbar
oder zumindest spürbar reduzierbar ist.
Es ist auch eine geringfügige Dimensionsveränderung - bedingt
durch die thermische Einwirkung auf den bogenförmigen Bedruckstoff
- akzeptierbar, wenn durch anschließende Einwirkung
von Kühlluft (Blasluftströmung) auf den Bedruckstoff
dessen Dimensionsänderung rückgängig gemacht wird. Damit ist
der bogenförmige Bedruckstoff zumindest vor dem nächsten
Druck-/Lackierspalt in seine Ausgangsdimension zurückführbar,
so dass ein passergerechter Druck in den nachgeordneten
Druck-/Lackwerken realisierbar ist.
[Beispiele]
Die Erfindung soll an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert
werden.
Dabei zeigen schematisch:
- Fig. 1
- eine aus Druck- und Lackwerken bestehende
Bogenrotationsdruckmaschine in erster
Ausbildung,
- Fig. 2
- eine Bogenrotationsdruckmaschine gemäß
Figur 1 in zweiter Ausbildung,
- Fig. 3
- eine Bogenrotationsdruckmaschine gemäß
Figur 1 und 2 in dritter Ausbildung.
Eine Bogenrotationsdruckmaschine weist eine Mehrzahl von
Druckwerken I für den Mehrfarbendruck und wenigstens ein
Lackwerk II in Reihenbauweise auf. Ein Druckwerk I ist aus
einem Plattenzylinder 2 sowie einem Gummituchzylinder 1
gebildet, wobei der Gummituchzylinder 1 mit einem ersten
bogenführenden Druckzylinder 5 einen Druck-/Lackierspalt 10
bildet. Dem Plattenzylinder 2 ist zumindest ein Farbwerk,
ggf. zusätzlich ein Feuchtwerk zugeordnet.
Ein Lackwerk II ist aus einem Formzylinder 3 mit einem zugeordenten
Dosiersystem 4, beispielsweise einer gerasterten
Auftragwalze mit einem Kammerrakel, gebildet. Dabei ist der
Formzylinder 3 mit einem bogenführenden Druckzylinder 5
gekoppelt, so dass ein Druck-/Lackierspalt 10 gebildet ist.
Zwischen den bogenführenden Druckzylindern 5 der Druckwerke I
und der Lackwerke II sind jeweils wenigstens ein einzelner
bogenführender Transferzylinder 6, alternativ auch mehrere
Transferzylinder 6, angeordnet. Die bogenführenden Zylinder
5, 6 weisen daran angeordnete Bogenhaltesysteme, bevorzugt
Greifersysteme, für den Bogentransport auf.
In Förderrichtung ist einem ersten Druckzylinder 5 nach einem
Druck-/Lackierspalt 10 eine Trocknervorrichtung 7 in einem
Abstand benachbart zugeordnet. In Förderrichtung folgt dem
ersten Druckzylinder 5 mit zugeordneter Trocknervorrichtung 7
der Transferzylinder 6 mit zugeordneter Bogenleiteinrichtung
9, wobei beide bogenführenden Zylinder 5, 6 in Förderrichtung
einen ersten Übergabebereich 12 zweier Bogenhaltesysteme
bilden.
Unterhalb des ersten Übergabebereiches 12 ist eine pneumatisch
beaufschlagbare, erste Kühlvorrichtung 8 im Bogenabgang
angeordnet, die mit einer Kühlluftquelle gekoppelt ist. Die
Kühlvorrichtung 8 weist eine Mehrzahl von sich über die
maximale Formatbreite des bogenförmigen Bedruckstoffes
erstreckende Öffnungen auf, zum Austritt einer aus Kühlluft
gebildeten Blasluftströmung in Richtung auf den vom Transferzylinder
6 geführten bogenförmigen Bedruckstoff. Mittels der
aus Kühlluft gebildeten Blasluftströmung wird der von der
Trocknervorrichtung 7 vorher in den Bedruckstoff eingebrachte
Wärmeeintrag reduziert. Gleichzeitig wird die aus Kühlluft
gebildete Blasluftströmung zum Herausdrücken der Bogenschlaufe
bei der Übergabe im ersten Übergabebereich 12 (Druckzylinder
5/Transferzylinder 6) genutzt.
In einer Weiterbildung ist die gekühlte Blasluftströmung
zusätzlich in Richtung Tangentenpunkt des ersten Übergabebereiches
12 gerichtet. Hierdurch wird das Abziehen des bogenförmigen
Bedruckstoffes vom vorgeordneten Druckzylinder 5
unterstützt, gleichzeitig wird das Herausdrücken der Bogenschlaufe
unterstützt.
Bevorzugt ist diese erste Kühlvorrichtung 8 einer Bogenleiteinrichtung
9 in Förderrichtung des bogenförmigen Bedruckstoffes
vorgeordnet.
In einfacher Ausbildung ist die Kühlvorrichtung 8 als ein
sich über die Formatbreite erstreckendes Blasrohr vor der
Bogenleiteinrichtung 9 ausgebildet. In einer weiteren Ausbildung
ist die Kühlvorrichtung 8 vorgeordnet zur Bogenleiteinrichtung
9 eine kammförmige Bogenleiteinrichtung mit Zinken
und Freiräumen für den Durchlauf von Bogenhaltesystemen,
welche mit Kühlluft beaufschlagbar ist. Die Zinken erstrecken
sich über die maximale Formatbreite und weisen Öffnungen auf,
aus denen die mittels einer Kühlluftquelle erzeugte Kühlluft
als Blasluftströmung in Richtung Bedruckstoff austritt. Der
Aufbau einer derartigen kammförmigen Bogenleiteinrichtung ist
beispielsweise aus DE 298 17 317 U1 bekannt.
Den Transferzylindern 6 ist jeweils eine dem Bogenlauf angepasste,
pneumatisch beaufschlagbare Bogenleiteinrichtung 9
mit einer vorzugsweise den Bogenabgang und Bogenaufgang
einschließenden, bevorzugt modular angeordneten Leitfläche in
einem Abstand zugeordnet. Bevorzugt ist diese Bogenleiteinrichtung
9 mit einer Leitfläche ausgebildet, die mit wenigstens
einem von einer Flüssigkeit durchströmbaren Kühlmittelsystem
gekoppelt ist. Eine derartige Bogenleiteinrichtung 9
ist beispielsweise aus DE 298 16 734 U1 bekannt.
In Fig. 1 ist in Förderrichtung die Kühlvorrichtung 8 der
Bogenleiteinrichtung 9 vorgeordnet. In Fig. 2 ist annähernd
am tiefsten Punkt (Zusammentreffen von Bogenabgang und Bogenaufgang)
der Bogenleiteinrichtung 9 in deren Leitfläche eine
weitere (zweite) Kühlvorrichtung 8 bevorzugt integriert
angeordnet. Der Aufbau ist bevorzugt baugleich zur ersten
Kühlvorrichtung 8 mit Kühlluftquelle, wobei hier ein Blasrohr
vorzugsweise einsetzbar ist. Dabei ist jede Kühlvorrichtung 8
mit einer separaten oder einer gemeinsamen Kühlluftquelle
betreibbar. Die aus Kühlluft gebildete Blasluftströmung ist
dabei auf den am Transferzylinder 6 geführten bogenförmigen
Bedruckstoff gerichtet und dient somit zur weiteren Reduzierung
des Wärmeeintrages im bogenförmigen Bedruckstoff,
gleichzeitig unterstützt die gekühlte Blasluftströmung die
Bogenführung in diesem abschmiergefährdeten Bereich.
In einem zweiten Übergabebereich 13 wird der bogenförmige
Bedruckstoff von einem Bogenhaltesystem des Transferzylinders
6 an ein Bogenhaltesystem des zweiten Druckzylinders 5 übergeben
und wird auf der Mantelfläche des zweiten Druckzylinders
5 aufliegend zum nachfolgenden Druck-/Lackierspalt 10
geführt.
Die Abkühlung des erhitzten bogenförmigen Bedruckstoffes ist
nicht auf die hier zwischen den als Bogenführungszylinder
ausgebildeten Zylindern 5, 6 der Druckwerke I beschriebene
Anordnung beschränkt. Vielmehr ist die Abkühlung des bogenförmigen
Bedruckstoffes auch zwischen einem Druckwerk I und
einem Lackwerk II oder zwischen zwei Lackwerken II realisierbar.
In Fig. 3 ist nach dem Übergabebereich 13 und vor dem nachfolgenden
Druck-/Lackierspalt 10, gebildet aus Druckzylinder
5 und Form-/Gummituchzylinder 3, 1, eine pneumatisch
beaufschlagbare Bogenführungseinrichtung 11 angeordnet,
welche in einem Abstand zu dem zweiten Druckzylinder 5 angeordnet
ist. Dieser zweite Druckzylinder 5 ist dem Transferzylinder
6 in Förderrichtung nachgeordnet.
Die Bogenführungseinrichtung 11 ist mit einer Kühlluftquelle
gekoppelt, welche als separate Kühlluftquelle oder mit einer
beispielsweise für die Kühlvorrichtungen 8 bereits existierenden
Kühlluftquelle gekoppelt ist. Die Bogenführungseinrichtung
11 erzeugt eine durch Kühlluft gebildete Blasluftströmung,
welche in Richtung auf den auf dem zweiten Druckzylinder
5 an einem Bogenhaltesystem geführten bogenförmigen
Bedruckstoff gerichtet ist. Mittels der aus Kühlluft gebildeten,
auf den bogenförmigen Bedruckstoff gerichteten Blasluftströmung
ist eine weitere Reduzierung des im bogenförmigen
Bedruckstoff vorhandenen Wärmeeintrages vor dem Druck-/
Lackierspalt 10 erzielbar. Gleichzeitig unterstützt die aus
Kühlluft gebildete Blasluftströmung die Bogenführung vor
diesem Druck-/ Lackierspalt 10 und auf der Mantelfläche des
zweiten Druckzylinders 5. Dabei ist die derartige Blasluftströmung
vorzugsweise auf den Bedruckstoff gerichtet, wobei
zusätzlich auch eine aus Kühlluft gebildete weitere Blasluftströmung
in den Druck-/Lackierspalt 10 und/oder auf den
Gummituchzylinder 1 (Druckwerk I), alternativ auf den Formzylinder
3 (Lackwerk II), gerichtet ist.
Die aus Kühlluft gebildeten Blasluftströmungen der Kühlvorrichtungen
8 sowie der Bogenführungseinrichtung 11 erstrecken
sich über die maximale Formatbreite des Bedruckstoffes.
Das Arbeitsverfahren zum Abkühlen eines Bedruckstoffes in
einer Rotationsdruckmaschine, wobei der Bedruckstoff zwischen
zwei Druckvorgängen und / oder nach einem Druck thermisch
getrocknet und anschließend gekühlt wird, ist wie folgt:
Unmittelbar nach dem aus einem ersten Druckzylinder 5 und
einem Formzylinder 3 bzw. Gummituchzylinder 1 gebildeten
Druckspalt 10 und in Förderrichtung vor einem ersten Übergabebereich
12 zweier Bogenhaltesysteme erfolgt in den bogenförmigen
Bedruckstoff ein Wärmeeintrag. Dabei wird der bogenförmige
Bedruckstoff von einem Bogenhaltesystem auf dem
ersten Druckzylinder 5 geführt. Im Übergabebereich 12 wird
der bogenförmige Bedruckstoff an ein Bogenhaltesystem eines
nachgeordneten Transferzylinders 6 übergeben. Unterhalb
dieses Übergabebereiches 12 wird der Wärmeeintrag durch auf
den bogenförmigen Bedruckstoff einwirkende Kühlluft reduziert.
[Bezugszeichenliste]
- 1
- Gummituchzylinder
- 2
- Plattenzylinder
- 3
- Formzylinder
- 4
- Dosiersystem
- 5
- Druckzylinder
- 6
- Druckzylinder
- 7
- Trocknervorrichtung
- 8
- Kühlvorrichtung
- 9
- Bogenleiteinrichtung
- 10
- Druck-/Lackierspalt
- 11
- Bogenführungseinrichtung
- 12
- Erster Übergabebereich
- 13
- Zweiter Übergabebereich
- I
- Druckwerk
- II
- Lackwerk