Die Erfindung betrifft eine Walzstraße mit gestaffelten Gerüsten, insbesondere eine
Tandemwalzanlage, mit jeweils beidseitig zur Walzlinie beabstandeten Ständerwänden,
in deren Ständerfenster die Walzen mittels Einbaustücken gelagert und ausbaubar
gestaltet sind.
Eine derartige Tandemwalzanlage ist aus der EP 0 857 521 A1 bekannt. Die einzelnen
Walzgerüste dieser Tandemgruppe oder ähnlich gestaffelten Gerüsten für Reversier-
oder Konti-Betrieb sind als eigenständige Gerüsteinheiten konstruiert. Jedes
Walzgerüst besitzt eine eigene Ständerkonstruktion mit zwei Ständerwänden und
diese verbindende Quertraversen. Aus dem hierfür resultierenden Platzbedarf der
einzelnen Ständerabmessungen ergeben sich zwangsläufig festgelegte Gerüstabstände,
die zwar minimal gehalten werden, die aber durch ungünstig lange Walzarmaturen
zur Zwischenführung des Walzgutes überbrückt werden müssen. Weiterhin
ergeben sich zwangsläufig durch den relativ großen Gerüstabstand Durchlauf- oder
Reversierzeiten, die den Produktionsdurchsatz der Walzstraße vermindern. In den
meisten Fällen muss auch von vorhandenen Walzenwechselvorrichtungen ausgegangen
werden, wobei die Breitenabmessung der Walzenwechselvorrichtung, wie
z.B. einer Querverschiebebühne, ebenfalls durch den Mittenabstand von Walzgerüst
zu Walzgerüst bestimmt wird und die Länge der Gesamtanlage mitbestimmt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Länge einer solchen gestaffelten
Walzanlage aus technologischen wie auch aus kostenrelevanten Gründen zu optimieren,
d.h. die Gerüstabstände zu vermindern.
Die gestellte Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass mehrere Ständerfenster
für mehrere Einbaustücke in einer einzigen Ständerwand sowohl auf der Bedienungsseite
als auch auf der Antriebsseite vorgesehen sind und dass für benachbarte
Walzenpaare jeweils gemeinsame Zwischentraversen, die die gegenüberliegenden
Ständerwände verbinden und verriegeln, vorgesehen sind. Diese Bauweise
ermöglicht kleinste Walzenabstände zwischen den einzelnen Gerüststufen mit mehreren
technologischen Vorteilen: Die Walz- und Reversierzeiten werden verkürzt. Die
Zwischenführungen der Walzarmaturen für das Walzgut bauen kürzer und sind einteilig
auszuführen. Dadurch ergeben sich eine höhere Betriebssicherheit und eine
bessere Walzqualität aufgrund der kürzeren Überbrückungslängen. Zum Beispiel
werden bei H-Profilen bessere Werte für die Stegaußermittigkeit erzielt. Vorteilhaft ist
insgesamt, dass durch die konstruktive Ausführung der gemeinsamen Ständerwand
eine Mehrzahl der bei herkömmlicher Bauweise notwendigen Einzelfunktionen ausgeschaltet
werden und dadurch die Gesamtkonstruktion kostengünstiger ausfällt. Als
Beispiel sind der Wegfall der kompletten Verspannung des mittleren Duo-Gerüstes
bei vier Zugankern, Traversen, Spannmuttern und hydraulisch betätigten Haltekeilen,
der Wegfall von zwei kompletten Sohlplatten mit hydraulischer Klemmvorrichtung und
der Wegfall von drei separaten Medienzuführungen durch Einsatz nur einer gemeinsamen
Versorgung anzuführen.
In Weiterbildung dieser Bauweise wird vorgeschlagen, dass jeweils an den in Walzlinienrichtung
gelegenen Enden der Ständerwände eine Sohlplatten-Klemmvorrichtung
vorgesehen ist. Dadurch werden mehrere solcher Klemmvorrichtungen, die vorher
für jedes Walzgerüst notwendig waren, eingespart.
Als Ausgestaltung wird vorgeschlagen, dass die Medienzuführung bei hydraulischen
Anstellantrieben zumindest aus einer Medienkette, die zwischen Antriebs- und Bedienungsseite
verläuft, besteht. Auch hier erfolgt eine Einsparung der für jedes Walzgerüst
sonst üblichen gesonderten Medienketten und Mediensäulen.
Weitere Vereinfachungen ergeben sich dadurch, dass zwischen zwei auf der Walzlinie
benachbarten Walzenpaaren eine gemeinsame Walzarmatur vorgesehen ist. Dadurch
kann eine kurzbauende, einteilige Zwischenführung für das Walzmaterial gebaut
werden, womit die höhere Betriebssicherheit und die bessere Walzqualität aufgrund
der kürzeren Überbrückungslängen erzielt werden.
Aus den vorstehenden Merkmalen ergibt sich die weitere Vereinfachung, dass die
gemeinsame Walzarmatur an einem mittig zwischen auf der Walzlinie benachbarten
Walzenpaaren angeordneten Walzbalken befestigt ist. Dadurch entfallen zusätzliche
Walzgutführungen einschließlich Walzbalken und Haltekonsolen für ein mittleres
Walzgerüst. Demzufolge entstehen geringere Betriebskosten und kürzere Walzensatz-Vorbauzeiten.
Die einheitliche Ständerwand führt zu den weiteren Vorteilen, dass bei ausgefahrener
Ständerwand der Bedienungsseite in der Ausfahr-Endstellung die Walzenpaare
senkrecht zur Ausfahrrichtung auswechselbar sind. Dadurch entstehen Freiräume für
den Warteraum von frischen Walzenpaaren und für verschlissene Walzenpaare in
entgegengesetzten Richtungen parallel zur Walzlinie. Zum Walzenwechsel fährt die
bedienungsseitige Ständerwand-Hälfte bei geöffneter Traversenverbindung und gegenüber
der Sohlplatte gelöst, einzeln oder gekoppelt mit den Walzensätzen mittels
eines oder mehrerer Hydraulikzylinder oder einem Eigenfahrantrieb so weit aus der
Arbeitsstellung heraus, dass die Walzensätze auf einer Querverschiebeplattform
oder per Kran gewechselt werden können.
Hierbei wird die Ständerwand und auch der Walzenwechselwagen über Schienen,
wahlweise in Verlängerung der Sohlplatten oder davon abweichend angeordnet,
transportiert.
Eine andere Vereinfachung wird außerdem auch dadurch erzielt, dass die Walzenpaare
zusammen mit den Walzarmaturen auswechselbar sind.
Vorteilhaft ist ferner, dass sämtliche Walzenpaare auf einem einzigen Walzenwechselwagen
transportierbar sind.
Weitere Vorteile ergeben sich daraus, dass der Drehantrieb für sämtliche Walzenpaare
aus einem Kammwalzengetriebe besteht, das für alle Walzenpaare in einem
gemeinsamen Gehäuse angeordnet ist. Die Regelung für das einzelne Walzenpaar
bleibt davon unberührt.
Beim Walzenwechsel, also beim Herausfahren der Ständerwand auf der Bedienungsseite
kann auch dahingehend gebaut werden, dass zumindest ein sehr langer
Ausfahrzylinder für die auszufahrende Ständerwand auf der Bedienungsseite angeordnet
ist.
In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt, das nachfolgend
näher erläutert wird.
Es zeigen:
- Fig. 1
- einen axialen Längsschnitt auf der Walzlinie durch die gestaffelte Walzvorrichtung
und
- Fig. 2
- die zu Fig. 1 gehörende Draufsicht.
Die Walzstraße besteht aus drei gestaffelten Walzenpaaren 1, 2 und 3, so dass eine
Tandemwalzanlage gebildet ist. Beidseitig zur Walzlinie 4 (Fig. 1 und 2) sind Ständerwände
5 und 6 mit Ständerfenstern 7 vorhanden, in denen jeweils die Walzen 8
und 9 eines Walzenpaares 1, 2, 3 mittels Einbaustücken 10 gelagert und anstellbar
sind. In jeder der Ständerwände 5 und 6 befinden sich mehrere Ständerfenster 7 für
die analoge Anzahl Einbaustücke 10, wobei jeweils eine einheitliche Ständerwand 5
auf der Antriebsseite 11 und eine einheitliche Ständerwand 6 auf der Bedienungsseite
12 angeordnet ist. Die Ständerwände 5 und 6 sind jeweils mittels Zwischentraversen
13 verbunden und verriegelt.
In Walzlinienrichtung 14 gesehen, sind die Enden 15 und 16 der Ständerwände 5
und 6 jeweils mittels einer Sohlplatten-Klemmvorrichtung 17 festgehalten.
Für hydraulische Anstellantriebe 18 besteht die Medienzuführung 19 aus einer Medienkette
20, die zwischen der Antriebsseite 11 und der Bedienungsseite 12 verläuft.
Zwischen zwei benachbarten Walzenpaaren 1, 2 oder 2, 3 ist jeweils eine gemeinsame
Walzarmatur 21 an einem etwa mittig zwischen auf der Walzlinie 4 benachbarten
Walzenpaaren 1, 2 oder 2,3 liegenden Walzbalken 22 befestigt.
Bei ausgefahrener Ständerwand 6 der Bedienungsseite 12 werden die Walzenpaare
1,2 3 in der in Fig. 2 gezeigten Ausfahr-Endstellung 23 senkrecht zur Ausfahrrichtung
24, d.h. in Wechselrichtung 25 ausgefahren, wobei verschlissene Walzensätze 26
nach links ausgefahren und neue Walzensätze 27 wie gezeichnet ebenfalls nach
links in Wechselrichtung 25 eingefahren werden.
Die Walzenpaare 1, 2, 3 werden zusammen mit den Walzarmaturen 21 ausgefahren
oder eingefahren. Dabei befinden sich jeweils sämtliche Walzenpaare 1, 2, 3 auf einem
einzigen Walzenwechselwagen 28.
Der Drehantrieb für sämtliche Walzenpaare 1, 2 und 3 besteht aus einem Kammwalzengetriebe,
das für alle Walzenpaare 1, 2 und 3 in einem gemeinsamen Gehäuse
angeordnet sind ( nicht gezeichnet).
Für die auszufahrende Ständerwand 6 auf der Bedienungsseite 12 ist ein sehr langer
Ausfahrzylinder 29 vorgesehen.
Bezugszeichenliste
- 1
- Walzenpaar
- 2
- Walzenpaar
- 3
- Walzenpaar
- 4
- Walzlinie
- 5
- Ständerwand
- 6
- Ständerwand
- 7
- Ständerfenster
- 8
- Walze
- 9
- Walze
- 10
- Einbaustück
- 11
- Antriebsseite
- 12
- Bedienungsseite
- 13
- Zwischentraverse
- 14
- Walzlinienrichtung
- 15
- Ende der Ständerwand
- 16
- Ende der Ständerwand
- 17
- Sohlplatten-Klemmvorrichtung
- 18
- hydraulischer AnOstellantrieb
- 19
- Medienzuführung
- 20
- Medienkette
- 21
- Walzarmatur
- 22
- Walzbalken
- 23
- Ausfahr-Endstellung
- 24
- Ausfahrrichtung
- 25
- Wechselrichtung
- 26
- verschlissener Walzensatz
- 27
- neuer Walzensatz
- 28
- Walzenwechselwagen
- 29
- langer Ausfahrzylinder