EP0198930B1 - Dentale Applikationsflüssigkeit zur Kontrolle von Zahnkontakten und prothetischen Arbeiten - Google Patents
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- EP0198930B1 EP0198930B1 EP19850104733 EP85104733A EP0198930B1 EP 0198930 B1 EP0198930 B1 EP 0198930B1 EP 19850104733 EP19850104733 EP 19850104733 EP 85104733 A EP85104733 A EP 85104733A EP 0198930 B1 EP0198930 B1 EP 0198930B1
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Description
- Die Erfindung betrifft eine neue Applikationsflüssigkeit für Dentalzwecke, die von Zahnärzten, Zahntechnikern und anderen in der Zahnheilkunde tätigen Personen verwendet werden kann, um Okklusionen (Kontaktpunkte) festzustellen und zu überprüfen, Approximalkontakte zu gestalten und zu kontrollieren und prothetische Arbeiten, einschließlich Inlays, Kronen, Brücken und dergl., und insbesondere auch die Paßgenauigkeit sämtlicher festsitzender prothetischer Arbeiten herzustellen und zu kontrollieren.
- Es ist bekannt, zur Überprüfung und Herstellung der Paßgenauigkeit von festsitzenden prothetischen Arbeiten eine in Tuben abpackbare Masse auf Siliconbasis zu verwenden, die auf einem neutralen Untergrund wie einer Glasplatte oder einem Skalenblock mit einem Katalysator vermischt wird und dann als zähflüssige, elastische Masse meistens mittels eines Spatels in die Krone eingebracht wird. Anschließend setzt man die Krone auf den Stumpf und drückt sie fest; nach einer Abbindezeit von ca. 7 min. ist die Applikationsmasse hart geworden. Diese auf Siliconbasis zur Verfügung stehende Masse erfordert bei ihrer Handhabung einen erheblichen Zeit- und Arbeitsaufwand; außerdem läßt sie sich nur sehr schlecht dosieren.
- Zur Überprüfung und Gestaltung von Approximalkontakten und der Okklusion sind bereits Okklusionspapiere in Form von größeren Folienflächen oder in Form von Bändern verschiedener Färbung vorgeschlagen worden, wobei die Farben die Stärke (Dicke) der Folien kennzeichnen sollen. Dicke Folien werden zur Grobgestaltung der Okklusionspunkte und dünnere Folien zur Feingestaltung der Okklusionspunkte und Artikulationspunkte (der Kontaktpunkte bei Lateral- und Vorschubbewegung des Kiefers) benutzt. Durch Zusammenbeißen der Zähne und durch Artikulationsbewegungen können die Kontaktpunkte festgestellt und überprüft werden. Für die Herstellung und Überprüfung von prothetischen Arbeiten sind derartige Okklusionspapiere jedoch ungeeignet.
- Ferner sind sogenannte Okklusionswachse bekannt, die in Form von Plättchen vorliegen und zur Überprüfung des Zusammenbisses (Abduktion), d.h. der Okklusion, vorgeschlagen werden. Diese Okklusionswachse sind weder für die Feststellung der Artikulationsbewegung noch für die Herstellung und Überprüfung prothetischer Arbeiten geeignet.
- Darüber hinaus sind sogenannte Okklusionssprays bekannt, die aus einer Spraydose geliefert werden und pulverförmige Konsistenz aufweisen, wobei die Körnigkeit der Pulver zwischen 10 und 20 11m liegt. Obgleich derartige Okklusionssprays bestimmte Handhabungsvorteile bieten, haften ihnen eine Reihe von Nachteilen an. Mit derartigen Okklusionssprays ist es kaum möglich, eine gleichmäßige Verteilung zu erreichen, da dann der Auftrag zu dick würde. Außerdem fehlt diesen Pulvern ein hinreichendes Haftvermögen an Metall, was zur Folge hat, daß das Pulver zwar auf dem Zahnstumpf haftet, jedoch eine ungenügende Haftung an den prothetischen Metallteilen zeigt. Die Druckstellen sind aus diesem Grunde sehr ungenau bestimmbar, da das Pulver auch bei anderen Partien schon bei geringstem Kontakt seine Haftfähigkeit verliert und deshalb eigentlich nur bei extremen Frühkontakten verwendbar ist. Ein weiterer Nachteil besteht darin, daß das Pulver bei dem unvermeidlichen Kontakt mit dem Speichel Fäden zieht und klumpige Ansammlungen bildet und dann unbranchbar wird. Die Entfernung dieses Okklusionssprays mittels Wasser ist nicht besonders gut zu bewerkstelligen. Beim Auftragen stäubt das Pulver sehr stark, so daß Finger, Hände und auch die nähere Umgebung stark verschmutzt werden.
- Aus der US-A-2 296 877 ist eine breiartige Abdruckmasse zum Ersatz der bekannten Gips- oder Wachs-Gebissabdruckmassen bekannt, die aus einem Gemisch von Acrylharzen und Ethanol besteht. Diese Masse wird in üblicher Weise im Mund des Patienten um Zähne und Zahnfleisch herumgelegt, bzw. geknetet, worauf die Masse nach einigen Minuten, vermutlich aufgrund einer unvollständigen Polymerisation des eingesetzten Harzes, eine elastische Festigkeit erreicht.
- Weiterhin ist in der DE-A-2 744 754 ein Verfahren und Mittel zum Kenntlichmachen von Kontaktstellen an Zahnersatz oder dgl. beschreiben. Dieses Mittel besteht aus dem eingetrockneten Milchsaft der Palaquium-Bäume, Trichlormethan sowie Magnesiumsilikat oder -oxid. Ein Nachteil dieses Kontaktmittels besteht in der sehr beschränkten Lagerfähigkeit, so daß es unmittelbar vor dem Auftrag auf den Zahnersatz aus den einzelnen Bestandteilen gemischt werden muß.
- Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine gebrauchsfertige und deshalb unmittelbar applizierbare dünnflüssige, schnell trocknende und sowohl an Metall als auch an Zahnmaterial gut haftende Applikationsmasse bereitzustellen, die kontaktempfindlich, gut dosierbar, mit dem Speichel verträglich und dennoch leicht entfernbar ist und deren Handhabung und Auftragung einen möglichst ökonomischen Materialverbrauch gewährleistet.
- Eine derartige Masse sollte für alle oben genannten Zwecke der Kontrolle und Überprüfung von Zahnkontakten und prothetischen Arbeiten geeignet sein.
- Die Erfindung betrifft nun eine dentale Applikationsflüssigkeit, die Verwendung dieser Applikationsflüssigkeit für die Kontrolle von Zahnkontakten und zahnprothetische Arbeiten, sowie ein Verfahren zur Kontrolle von Zahnkontakten und bei zahnprothetischen Arbeiten, wie in den Patentansprüchen beschreiben.
- Die erfindungsgemäße Applikationsflüssigkeit ist eine unmittelbar auftragbare Flüssigkeit, die im Gegensatz zu den oben erwähnten Massen auf Siliconbasis keine vorherige Zubereitung mittels eines Katalysators erfordert. Das Produkt ist dünnflüssig und läßt sich mittels Pinzette und Wattepellet ohne Schwierigkeiten auftragen und verteilen. Die Applikationsflüssigkeit ist schnell trocknend, ihre Trockenzeit beträgt nur ca. 5 bis 10 sec. und kann durch Anwendung eines Handpusters noch verkürzt werden. Die erfindungsgemäße Applikationsflussigkeit haftet auf allen Materialien, die in der Zahnheilkunde in Betracht kommen, einschließlich den Zahnmaterialien sehr gut und ermöglicht hierdurch eine außerordentlich genaue Feststellung von Druck- und Kontaktstellen. Die Markierung von Kontakten und Frühkontakten ist sehr deutlich. Aufgrund ihrer dünnflüssigen Konsistenz und ihrer Zusammensetzung ist die erfindungsgemäße Applikationsflüssigkeit gut und ökonomisch dosierbar; gegenüber den oben erwähnten Okklusionssprays wird deshalb eine wesentlich größere Anzahl von Kronenbestreichungen erreicht (Verbesserung ca. 350%). Die Flüssigkeit ist weder toxisch noch pulpairritierend. Nach Gebrauch läßt sich die Applikationsflüssigkeit von den Zähnen, Kronen und dergleichen gut und schnell mit einer Lösungsmittelflüssigkeit entfernen. Fädenbildung und Verklumpung aufgrund von Kontakten mit dem Speichel treten bei ihrer Anwendung nicht auf.
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- Die erfindungsgemäße Applikationsflüssigkeit enthält in dispergierter bzw. gelöster Form ein organisches polymeres Bindemittel, dessen Körnigkeit kleiner als 10 um ist. Vorzugsweise ist dieses Bindemittel ein natürliches Harz, insbesondere ein Harz aus der Gruppe der Schellackharze, Kolophoniumharze und modifizierten Kolophoniumharze. Eine andere geeignete Gruppe von Bindemitteln stellen die Alkydharze, Polyvinylacetale, Polyvinylalkohole, Polyvinylacetate, Polyacrylate und Ketonharz dar.
- Der Anteil an organischem polymeren Bindemittel beträgt 0,5 bis 10 Gew.-%, insbesondere 1 bis 5 Gew.-%, jeweils bezogen auf Gesamtmasse.
- Bei der massegebenden Komponente handelt es sich um einen pulverförmigen Bestandteil, der eine Körnung von unter 10 pm, vorzugsweise 5 bis 7 pm, besitzt. Vorzugsweise ist die massegebende Komponente aus der Gruppe der inerten, pharmazeutisch verträglichen Pigmente ausgewählt. Titandioxid, z.B. in Form von Titanweiß, ist ganz besonders bevorzugt. Titanweiß ist nach DIN 55 912 (Nov. 1960) ein Pigment, dessen farbbestimmender Anteil Titandioxid ist und das neben dem Ti02 aus anstrichtechnischen Gründen je nach Verwendungszweck zusätzlich Sulfate und Carbonate des Bariums, Calciums und Magnesiums aufweist, und zusätzlich bis zu 10% Zinkoxid enthalten kann. Der Titandioxid-Anteil liegt jedoch auf jeden Fall über 20%. Als Ti02-Materialien kommen sowohl Anatas- als auch Rutilpigmente in Betracht.
- Der Anteil der massegebenden Komponente in der Applikationsflüssigkeit beträgt 35 bis 65 Gew.-%, insbesondere 40 bis 60 Gew.-%, jeweils bezogen auf Gesamtmenge.
- Zur visuellen Feststellung der Kontaktstellen enthält die erfindungsgemäße Applikationsflüssigkeit, ähnlich wie die oben erwähnten Silikonmassen, ein Buntpigment, das aus der Gruppe der physiologisch unbedenklichen Farbpigmente ausgewählt ist und eine grüne, rote, bevorzugt jedoch blaue Färbung bei Kontakten hervorruft. Bevorzugt werden Pigmente aus der Heliogenreihe verwendet, bei denen es sich um Buntpigmente auf Phthalocyaninbasis handelt. Ein besonders geeignetes Pigment ist Heliogen-Blau. Die Konzentration des Buntpigmentes richtet sich nach den Anwendungszwecken, wobei die Dosierung in üblicher Weise erfolgen kann. Der Buntpigmentgehalt liegt im Bereich von 0,01 bis 10 Gew.-%, insbesondere 0,1 bis 2 Gew.-%, jeweils bezogen auf Gesamtmasse.
- Neben den oben erwähnten wesentlichen Komponenten der Applikationsflüssigkeit können gegebenenfalls weitere übliche Bestandteile von dentalen Applikationsmassen enthalten sein, die die Applikationsflüssigkeit antiseptisch, pyrogenfrei und steril halten.
- Bei dem alkoholischen Lösemittel der Applikationsflüssigkeit handelt es sich bevorzugt um einen Alkohol, insbesondere Ethanol, kosmetischer Qualität oder reines Ethanol. Darüber hinaus können mit Alkohol andere physiologisch unbedenkliche Flüssigkeiten verwendet werden, solange sie die Konsistenz der Applikationsflüssigkeit nicht beeinträchtigen.
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- Es folgen Beispiele für einzelne bevorzugte Zusammensetzungen der erfindungsgemaßen Applikationsflüssigkeit, und jeweils ein Beispiel für deren Anwendung bei der Überprüfung der Okklusion, der Artikulation und bei der Überprüfung und Herstellung der Paßgenauigkeit von prothetischen Arbeiten.
- 3,63 Gewichtsteile Schellack (Gombal@ OD 2) werden unter Rühren in 20 Gewichtsteilen Ethanol gelöst. Zu dieser Lösung werden unter Rühren jeweils 0,06 Gewichtsteile Bentone° W und Bentone° 34 (als Dispergierhilfsmittel), 48 Gewichtsteile Titandioxid (RN@ 56) und 0,25 Gewichtsteile Heliogen-Blau zugesetzt. Die erhaltene Paste wird 30 Min. in einem Hochgeschwindigkeits-Dissolver dispergiert. Nach Erreichen der gewünschten Korngröße (<10 um) wird die Restmenge Ethanol (28 Gewichtsteile) zugegeben. Man erhält eine dünnflüssige Applikationsflüssigkeit.
- Die Applikationsflüssigkeit von Beispiel 1 wird mittels Pinzette und Wattepellet gezielt auf Approximal-und Kauflächen appliziert. Nach einer Trocknungszeit von etwa 5 bis 10 sec. wird der prothetische Ersatz entsprechend eingesetzt, angedrückt und wieder entfernt.
- Frühkontakte und somit Passungenauigkeiten werden an den Stellen sichtbar, an denen die aufgetrocknete Applikationsflüssigkeit verdrängt wurde bzw. fehlt. An diesen genau gekennzeichneten Stellen (Frühkontakte) sind nun zur Herstellung einer optimalen Paßgenauigkeit Schleifarbeiten notwendig (Abtragung der Frühkbntakte).
- Verschmutzungen an Händen und Geräten lassen sich mit einem alkoholischen Lösemittel, z.B. Ethanol, leicht entfernen.
- Die Applikationsflüssigkeit von Beispiel 1 wird auf die Kauflächen der natürlichen Zähne appliziert. Nach der Trocknungszeit läßt man den Patienten zusammenbeißen bzw. Artikulationsbewegungen durchführen (Lateralbewegungen). Die Okklusionskontakte bzw. Artikulationskontakte sind an den Stellen sichtbar, an denen die aufgetrocknete Applikationsflüssigkeit verdrängt wurde. Anhand dieser Punkte lassen sich einzelne Zahnkronen sowie das gesamte Gebiß gleichmäßig einschleifen (Herstellung einer ausgeglichenen Okklusion und Artikulation).
- Nach Legung der Füllung wird diese mit der Applikationsflüssigkeit von Beispiel 1 bestrichen. Nach der Trocknungszeit läßt man den Patienten zusammenbeißen. Sollten danach einzelne größere Kontaktflächen auf der Füllung sichtbar sein, müssen diese mit entsprechenden Schnitzinstrumenten verkleinert werden.
- Die Applikationsflüssigkeit von Beispiel 1 wird auf die gesamte Approximalfläche aufgetragen. Nach dem Antrocknen wird der prothetische Ersatz entsprechend eingesetzt. Nach Entfernung der Prothese läßt sich anhand der Größe und Umrißform der verdrängten Fläche die Kontaktfläche bzw. der Kontaktpunkt überprüfen und ggfs. durch Schleifen umgestalten.
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