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Trockenstoffe für Farben, Lacke und Druckfarben Es ist bereits vielfach
versucht worden, die als primäre Sikkative verwendeten Mangan- und Kobaltverbindungen
durch entsprechende Verbindungen anderer Metalle zu ersetzen. Die Gründe hierfür
sind wirtschaftlicher und technischer Art. Sowohl Mangan wie Kobalt sind zuweilen
schwer in den notwendigen Mengen zu beschaffen. Vor allen sind die Verbindungen
beider Metalle farbig, wodurch es für viele Anwendungen unmöglich wird, so viel
Sikkativ zu verwenden, wie im Interesse der schnellen Trocknung erwünscht wäre.
Bei hellgetönten Einbrennlacken ergibt sich der weitere Nachteil, daß beim Erhitzen
ungleichmäßige Tönungen erzielt werden. Beim serienmäßigen Emaillieren von Automobilkarosserien
mit hellen Lacken ist es z. B. kaum zu vermeiden, daß die Kotflügel eine etwas tiefere
Tönung annehmen als die übrigen Teile.
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Es wurde nun gefunden, daß es möglich ist, die Menge der Kobalt- und
Manganverbindungen in Sikkativen durch Zusätze von Zirkonylsalzen organischer Säuren
in Mengen bis zu o,q.o/o, berechnet als Verhältnis von Metallgewicht zum Gewicht
des trocknenden Öles, herabzusetzen, wodurch bis zu 6o% eines Kobalttrockners oder
bis zu 8o% eines Mangantrockners durch eine Zirkonylverbindung
ersetzt
werden können. Diese Maßnahme ist bei jeder Art von trocknenden Ölen und Lacken
möglich, z. B. in lufttrocknenden Lacken, Ofenlacken und auch z. B. in Druckfarben.
Sie ermöglicht nicht nur eine _ erhebliche Einsparung von Mangan und Kobalt und
die Vermeidung der eingangs erwähnten Nachteile, sondern bringt darüber hinaus ungeachtet
der Geringfügigkeit der beanspruchten Zugabemengen erhebliche weitere Vorteile mit
sich, von denen an dieser Stelle nur die erhöhte »Sward«-Härte und bessere Haftfestigkeit
der Überzüge, die verringerte Fleckenbildung, gleichmäßige Färbung heller Lackfilme
und die größere Wasserfestigkeit erwähnt werden sollen.
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Zirkonylverbindungen können außerdem das häufig als sekundäres Sikkativ
oder Hilfstrockenmittel verwendete Bleisalz vollständig ersetzen, wobei dieselbe
Beschleunigung der Trocknung unter gleichzeitiger erheblicher Verbesserung der Härteeigenschaften
und Wasserfestigkeit der Überzüge erzielt wird. Die für diesen Zweck notwendige
Menge an Zirkonium beträgt nur etwa ein Zehntel bis die Hälfte der üblicherweise
angewendeten Bleimenge und hängt bis zu einem gewissen Grade von dem verwendeten
trocknenden Öl und den an den Überzug gestellten mechanischen und physikalischen
Anforderungen ab. Ein weiterer Vorteil des Ersatzes von Blei durch Zirkonylsalze
besteht darin, daß der Überzug nicht durch schwefelhaltige Dämpfe verfärbt wird
und keine giftigen Eigenschaften hat.
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Es ist bereits bekannt, Zirkonoxydhydrate als Verdünnungsmittel in
Druckfarben zu verwenden. In dieser Form übt das Zirkon aber weder eine trocknende
Wirkung aus,- noch ist es geeignet, in Sikkativen die Verbindungen von Kobalt, Mangan
oder Seltenen Erden zu ersetzen und deren Wirkung zu verbessern.
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Es ist weiteihin eine Reihe von Verfahren zur Herstellung von Seifen
der Metalle der IV. Gruppe des Periodischen Systems, die Zirkonium umfaßt, bekannt.
Die so hergestellten Verbindungen sind für sehr verschiedene Verwendungszwecke,
z. B. als Trockner für Farben u. dgl., Dickungsmittel, Imprägnierungsmittel, Stabilisatoren,
Netzmittel usw., vorgeschlagen worden. Die entsprechenden Zirkonylverbindungen selbst
sind in verhältnismäßig -großen Zugabemengen als Mattierungsmittel sowie zur Verhinderung
von Runzelbildung bei Aufstrichen aus dehydratisiertem Rizinusöl vorgeschlagen.
Es wurde aber bald erkannt, daß Zirkonverbindungen an sich keine Trockner darstellen,
was auch durch die Arbeit von John Trevor über Zirkon- und Cer-Naphthenate in »American
Paint Journal« vom 2. Januar 1939, S.42, 43, bestätigt wird.
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Die die Erfindung tragende Erkenntnis besteht also darin, daß Zirkonylverbindungen,
obwohl sie für sich allein kein brauchbarer Trockenstoff sind, die Trockenwirkung
von Kobalt- und Mangantrockenstoffen so außerordentlich erhöhen, daß durch Zugabemengen
von Zirkonylsalzen in einer Größenordnung von weniger als 0,4%, berechnet als Verhältnis
von Metallgewicht zum Gewicht des trocknenden Öles, bis zu etwa 60% Kobalt und bis
zu etwa 80% Mangan erspart werden können, ohne daß die Trockenzeiten identischer
Systeme, die als Sikkativ nur Kobalt- und bzw. oder Maganverbindungen oder deren
Gemische mit Bleisikkativ enthalten, verlängert werden; gleichzeitig werden Härte,
Wasserfestigkeit und Farbreinheit der erhaltenen Überzüge erheblich verbessert.
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Als für den Zweck der Erfindung besonders geeignete Zirkonylverbindungen
sind die Zirkonylsalze aliphatischer Säuren der C.-Serie zu nennen. Diese -Salze
werden durch doppelte Umsetzung von wasserlöslichen Zirkoniumsalzen, z. B. Zirkonoxychlorid
(Zirkonylchlorid) oder Zirkonium-natriumsulfat, mit dem Alkalisalz der betreffenden
Säure oder durch Schmelzen eines wasserunlöslichen Zirkoniumcarbonats mit der Säure
selbst in an sich bekannter Weise erhalten.
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Als typisches Beispiel soll die hier nicht beanspruchte Herstellung
des Zirkonylsalzes der 2-Äthylhexansäure genannt sein.
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154 g (0,4 Mol) Natriumzirkonylsulfat der Formel o = Z(SO4Nä)2 - H20
werden in 50o cms kaltem Wasser gelöst. Zu der klaren Lösung wird eine neutrale
Lösung von 116 g (o,8 Mol) 2-Athylhexansäure und 32 g Ätznatron in Zoo cms Wasser
zugefügt. Der gebildete Niederschlag wird abfiltriert, mit kaltem Wasser gewaschen
und in Petroläther gelöst. Die Lösung wird von den letzten Spuren Wasser durch Trocknen
mit wasserfreiem Natriumsulfat befreit und gefiltert, und der Petroläther wird dann
unter vermindertem Druck abdestilliert.
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Das erhalteneReaktionsprodukt enthält 22,6o/oZr. Wenn es mit kaltem
Methylalkohol digeriert und getrocknet wird,-erhöht sich der Zr-Gehalt auf 26,45
0/0, und der Methanolextrakt enthält 2-Äthylhexansäure. Aus der Zirkonanalyse und
dem 2-Äthylhexansäuregehalt der gereinigten Verbindung läßt sich der Schluß ziehen,
daß das erhaltene Produkt ein Mischsalz ist, das aus den Verbindungen der Formeln
I und 2 besteht.
Molgewicht = 393,6; Zr = 23,17'10.
Molgewicht = 516,8; Zr = 35,3 0/0.
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Da die Mischverbindung vollständig in Petroläther löslich ist, kann
sie kein Zirkonoxyd oder Zirkonoxydhydrat enthalten.
Obwohl es nicht
gelang, die beiden Komponenten voneinander zu trennen, war es möglich, den Gehalt
an Verbindung (2), d. h. den Zr-Gehalt, erheblich zu erhöhen, ohne daß dadurch die
Löslichkeit der Verbindung in aliphatischen und aromatischen Kohlenwasserstoffen
herabgesetzt wurde. Durch Trocken- öder Wasserdampfdestillation konnte ein Produkt
hergestellt werden, welches 30,5 % Zr enthielt und einer Mischung von 60% Dimer
und q.00/0 Monomer entsprach; dieses Produkt war noch vollständig in Kohlenwasserstoffen
löslich. Wenn der Zirkongehalt über 35,50/0 erhöht wurde, ging die vollständige
Löslichkeit in organischen Lösungsmitteln verloren, und die Produkte wurden als
Sikkative unbrauchbar.
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Die Anwesenheit von freier Säure ist dagegen unschädlich und hat nur
den Nachteil, den Zirkoniumgehalt der Verbindungen herabzusetzen.
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Die filmbildende Grundlage von Lacken, die als Bestandteil das Fettsäureradikal
eines trocknenden oder halbtrocknenden Öles enthalten, enthält im allgemeinen o,oi
bis i %, vorzugsweise 0,025 bis o,1 % des Sikkativs, berechnet als Verhältnis von
Metallgewicht zum Gewicht des trocknenden Öles.
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ÜblicheFüllmittel, Streckmittel und Pigmentekönnen vorhanden sein.
Die Lacke haben als Grundlage Leinöl, Rizinenöl, Fettsäureester trocknender oder
halbtrocknender Öle mit mehrwertigen Alkoholen, Harze, wie z. B. Alkyl- und Phenolharze,
welche mit trocknenden oder halbtrocknenden Ölen modifiziert sind, modifizierte
Harzester sowie auch Naturharze.
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In den Zeichnungen sind die mit Zirkonylsalzen der 2-Äthylhexansäure
erhaltenen Ergebnisse dargestellt. Versuche mit üblichen Naphthenat- und Linoleattrocknern
ergeben beim Zusatz von Zirkonylsalzen Kurven gleichen Charakters. Die Prozentzahlen
in den Figuren beziehen sich auf den Metallgehalt.
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Das Verhalten von Kobalt-Zirkon- und Mangan-Zirkon-Trocknern ist in
Fig. i und 2 gezeigt. Die Kurven stellen Trocknungsisothermen dar, wobei die Trockenzeiten
in Abhängigkeit von der Metallkonzentration in dem verwendeten ASTM-Leinöl aufgetragen
sind. Die Trockenzeiten wurden entsprechend der ASTM-Vorschrift für Prüfung trocknender
Öle D 555-47 (i949) bestimmt. Die ausgezogenen Kurven stellen die Trocknungsisothermen
der Co-Zr- und Mn-Zr-Gemische dar, wobei der Gesamtmetallgehalt konstant gehalten,
aber das Mengenverhältnis der beiden Metalle variiert wurde. Die gestrichelten Kurven
stellen die Trocknungsisothermen von Mn und Co allein dar, wobei der Metallgehalt
in demselben Verhältnis verringert wurde wie in den Gemischen mit Zr. Man sieht,
daß ein Manganersatz bis zu einem Verhältnis von etwa 6o % Zr zu 40 0/0 Mn in Leinöl
die Trocknungszeiten praktisch unverändert läßt und daß bei einem Verhältnis von
80% Zr zu 20% Mn die Erhöhung der Trocknungszeit gerade etwas oberhalb der Versuchsfehlergrenze
liegt. Beim Kobaltersatz bleiben die Trocknungszeiten bis zu einem Verhältnis von
etwa 50% Co zu 50% Zr konstant, erhöhen sich etwas bei einem Verhältnis von 60"/o
Zr zu q.00/0 Co, wachsen aber schnell oberhalb dieses Verhältnisses.
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Fig. 3 und 4 zeigen wieder für ASTM-Leinöl das Verhalten der Trocknergemische
in Gegenwart eines Hilfstrockners. Die Ausgangsgemische enthielten 0,o5 % Co bzw.
Mn und o,5 % Pb; der Gehalt an Blei wurde konstant gehalten und der Gehalt an primären
Trocknern langsam in demselben Verhältnis verringert, wie der Zirkonzusatz erhöht
wurde, wobei der Gesamtmetallgehalt in allen Fällen gleichblieb. Die Form der Kurven
ist im wesentlichen die gleiche wie in Fig. i und 2, und die geringen Unterschiede
können wohl der etwas anderen Metallzusammensetzung zugeschrieben werden.
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Die Kurven der Fig. 5 und 6 zeigen in einem weißen Emaillelack bei
schrittweisem Ersatz von Kobalt und Mangan durch Zirkonium die Zeiten, die erforderlich
sind, um den Film so weit zu trocknen, daß er bei den hierfür in den Vereinigten
Staaten allgemein angewendeten Standardprüfmethoden keinen Staub mehr festhält bzw.
seine Klebrigkeit verliert. In den folgenden Tabellen sind diese Trocknungszeiten
mit STD (Staubtrocknungsdauer) und KTD (Klebtrocknungsdauer) bezeichnet. Beispiel
i Ein weißer Emaillelack aus einem ölmodifizierten Alkydharz (45 % Öl und 35 % Phthalsäureanhydrid),
der 30% Titanoxyd als Pigment enthielt, wurde für die nachstehende Versuchsserie
benutzt. Die Ölfilme wurden mittels eines Bird-Apparats in 3 i Dicke auf Glasplatten
aufgetragen, die in einen Trockenschrank gelegt wurden, in dem unter langsamer Luftzirkulation
eine Temperatur von 25° C und eine relative Feuchtigkeit von 65 % aufrechterhalten
wurde.
% Pb . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5
0,5 |
% Co . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,5 0,04 0,03 0,02 o,oi
- |
% Zr . . . . . . . . . . . . . . . . . - 0.,01 0,02
0,03 0,04 0,05 |
STD in Minuten . . . . . . . . 120 120 120 120 26o
7360 |
KTD in Minuten ...... . 420 420 420 420, 7600 71000 |
% Pb . .. . . . . . . . . . . .. . . 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 |
0/0 CO .................. 0,03 0,03 0,02 0,015 o,oi
0,0i |
0/0 Mn . .. . . .. . . . . . . . . . 0,02 0,0,1 0,0i
0,01 0,0i - |
% Zr . . . . . . . . . . . . . . . . . - 0,01 0,02 0,025 0,03
0,04 |
STD in Minuten ........ 120 120 120 120 120 i90 |
KTD in .Minuten ....... 420 420 420 420 42o 42o |
(Fortsetzung) |
% Co . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,05
0,03 0,03 |
°/o Mn . . . . . .. . . . . . . . . . 0,02 0,02 0,01 |
°% Zr ................. - 0,02 0,03 |
STD in Minuten ....... . 150 150 150 |
KTD in Minuten ....... 420 420 420 |
Die Härte und der Glanz der Filme nahmen mit wachsendem . Zirkongehalt zu. Die vor
allem bei Mangan auftretende Verfärbung war erheblich vermindert.
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Beispiel 2 39,4 Teile eine alkydmodifizierten phthalsäurefreien Ölharzlackes
mittlerer Öllänge (engl. oil length, d. h. die Anzahl englischer Gallonen Öl auf
ioo englische Pfund Harzgehalt eines Lackes) wurden mit 32 Teilen des unter der
Handelsmarke Titanox AA verkauften Titandioxydpigments, 3,6 Teilen Dipenten und
25 Teilen mineralischer Kohlenwasserstoffe vermischt und wie im Beispiel i auf Glasplatten
vergossen. Nach i iostündiger Lufttrocknung wurden die Sward-Härten der mit den
folgenden Trocknergemischen erhaltenen Filme wie folgt bestimmt:
°/o Pb . . . . . . . . . . . . ....... 0,75 075
0,75 0,75 0,75 0,75 |
°% Co . . . . . . . . . . ... ...... 0,o6 0,05 0,0.3
- - - |
°/o Mn . . . . . . . . . . . . . . . . - - - o,o6 0,03 o,oi |
% Zr . . . . . . . . . . . . . . . . . - o,oi 0,03 -
0,03 0,05 |
Sward-Härte ........... 12 14 16 12 14 16 |
% Pb . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,50 0,50 0,50
0,50 |
% Co . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,05 0,025 0,03
0,015 |
°/o Mn . . . . . . . . . . . . . . . . - - 0,02 o,015 |
°% Zr ................. - 0,025 - 0,02 |
Sward-Härte ........... 10 16 15 18 |
Die obigen Tabellen zeigen deutlich, daß bleihaltige Trocknergemische, in denen
ein Teil des Kobalts und bzw. oder Mangans durch Zirkon ersetzt worden ist, eine
bessere Sward-Härte bewirken als Gemische, die neben dem Blei nur Kobalt oder Mangan
enthalten. Beispiel 3 Ein langsam trocknender weißer Emaillelack, der aus etwa 2o%
trocknendem Öl (Standöl und mit Pentaerythrit verestertes ölmodifiziertes Alkydharz),
etwa 25% »Tical«-Pigment (bestehend aus etwa 30 °/o Titandioxyd und 70'/o Calciumkarbonat)
und etwa 55°/o mineralischer Kohlenwasserstoffe bestand, wurde für die folgende
Versuchsserie benutzt
Emaillelack, g ...... .. . . . . . . . . . . 99 99 99
- 99 99 99 99 99 |
°/o Pb ......................... 0,4 0,4 0,4 - - - - - |
% Co : . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. 0,045 0,045 0,03 0,025 0,045 0,045 0,045 0,045 |
% Ca . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . o,oi
- - -r - - - - |
% Zr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . - o,oi
0,015- 0,02 0,1 0,15 0,2 0,4 |
STD in Stunden ................ 7 7 7 7 7 7 7 7 |
KTD in Stunden . . . . . . . . . . . . . . . . io 10 10 io
10 9,5 915 9,5 |
Sward-Härte nach 144 Stunden 14 20 20 20 18 20. 22 22 |
Ein völlig überraschender weiterer Vorteil des Zusatzes von Zirkontrocknern ist
ihr günstiger Einfluß auf das Lagern von trocknenden Ölen und Öllacken. Derartige,
die üblichen Trockenstoffe enthaltende Öle und Lacke erleiden besonders bei Gegenwart
bestimmter Pigmente während des Lagerns einen erheblichen Verlust an Trockenvermögen,
anscheinend bedingt durch die allmähliche Absorption des Trockenstoffes durch das
Pigment. Versuche, diese Trockenstoffabsorption zu verhindern oder zu verringern,
haben bisher wenig Erfolg gehabt. Die Absorption hängt weitgehend von der Natur
der Pigmente ab, von denen sich Ruß, Eisenoxyd, Titandioxyd, Eisenblau u. ä. durch
ihr besonders hohes Absorptionsvermögen auszeichnen. Die Absorption ist manchmal
so groß, daß die betreffenden Farben oder Lacke ihr Trocknungsvermögen im Laufe
der Zeit völlig verlieren.
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Es wurde gefunden, daß durch teilweisen Ersatz der primären Trockner
Kobalt und Mangan durch Zirkon oder allgemein durch Verwendung von Trocknerkombinationen,
die Zirkon enthalten, der
Verlust an Trockenvermögen beim Altern
nicht nur verhindert wird, sondern daß in manchen Fällen die Trocknungszeiten sogar
etwas verkürzt werden können.
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Beispiel 4 In der Lackfarbe des Beispiels i wurde die Klebtrocknungsdauer
sofort nach Ansatz und nach i5monatiger Lagerung bestimmt. Die Ergebnisse sind in
folgender Tabelle gezeigt:
Klebtrocknungs- |
Versudi dauer |
Nr. °/o Pb o/o Co °/o Mn o/o Zr nach |
nach 15M0- |
Ansatz I naten |
1 o,5 0,05 - - 42o 540 |
2 0,5 0,02 - 0,03 420 420 |
3 0,5 0,03 0,02 - 420 ( 45o |
4 0,5 0,02 0,o1 o,02 420 39o |
Die Zirkonverbindungen üben ihren günstigen Einfluß nicht nur in lufttrocknenden,
sondern auch in ofentrocknenden Anstrichmitteln aus. Derartige Anstrichmittel haben
eine filmbildende Grundlage, die im allgemeinen zu einer der folgenden Klassen gehört:
i. Alkydharze wechselnden Ölgehaltes, Maleinatharze, Harzsäureester, die mit mehrbasischen
Alkoholen wie Glyzerin, Pentaerythrit; Glykolen usw. hergestellt und durch ungesättigte
Öle, wie Leinöl, Sojaöl, Rieinenöl, oder synthetische trocknende Öle modifiziert
sind, 2. mit Penol und Öl modifizierte Alkydharze, 3. Harnstofformaldehydharze,
Melaminformaldehydharze in Verbindung mit ölmodifizierten Alkydharzen, 4. Epoxydharze
und deren Ester mit ungesättigten Fettsäuren, 5. styrolisierte Alkydharze, 6. Gemische
der vorhergehenden mit Standölen. Einige dieser Überzüge, besonders die auf der
Grundlage phenolmodifizierter 0l-Alkydharze hergestellten, haben die Neigung, sich
unter dem Einfluß der üblichen Metalltrockner während der Ofentrocknung stark zu
verfärben.
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Diese Verfärbung ist besonders störend bei der Einbrennlackierung
von großen Gebrauchsgegenständen, z. B. von hellgetönten Automobilkarosserien. Bisher
war es praktisch unmöglich, einen ganzen Wagenkasten in einem einzigen Arbeitsgang
in einer gleichmäßigen Tönung zu lackieren, weil die näher an der Heizquelle gelegenen
Teile, z. B die Kotflügel, eine tiefere Färbung annahmen als die weiter entfernten
Teile, wenn hellgetönte Überzüge aufgebracht werden sollten. Die Einverleibung eines
Zirkontrockners in den Lack hat die überraschende Wirkung, daß völlig einheitlich
getönte Überzüge erzielt werden. Ein weiterer unvorhergesehener Vorteil eines Zirkongehalts
in Einbrennlacken ist die erhöhte Härte der damit erhaltenen Überzüge. Während Zirkonsikkativ
allein ohne Einfluß auf die Härte von Ofenlacken ist, ist seine Wirkung bemerkenswert,
wenn es zusammen mit Kobalt, Mangan oder Verbindungen der Seltenen Erden angewandt
wird. Die Wirkung des Zirkontrockenstoffzusatzes verringert auch die Brüchigkeit
und erhöht die Abriebfestigkeit und Wetterbeständigkeit der Überzüge.
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Ähnliche Vorteile werden bei der Verwendung von organischen Zirkonsalzen
in Druckfarben erzielt, die durch kurzes Erhitzen getrocknet werden. Solche Druckfarben
bestehen im allgemeinen aus Gemischen von Standölen mit Harzen (z. B. Maleinat-
oder Phenolharzen) und Pigmenten und verlangen verhältnismäßig hohe Zugaben an Trokkenmitteln,
meistens Kolbaltsikkativen, um ein schnelles Trocknen zu bewirken. Auch hier kann
ein Teil des Kobalts durch Zirkon ersetzt werden, wodurch die erhaltenen Drucke
eine bessere Abriebfestigkeit und gleichmäßigere Färbung zeigen als Drucke, die
mit nur Kobalt enthaltenden Druckfarben hergestellt sind.
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Es ist bereits bekannt, Zirkonoxydhydrate als Verdünnungsmittel in
Druckfarben zu verwenden. In dieser Form übt das Zirkon aber keinerlei trocknende
Wirkung aus und ist nicht geeignet, die Kobalt- und Mangansikkative teilweise zu
ersetzen und deren Wirkung zu verbessern. Beispiel 5 Eine weiße Lackemaille wurde
aus 757 Teilen ölmodifiziertem Alkydharz, 4o9 Teilen Titandioxyd und 3o2 Teilen
Lackbenzin hergestellt. Das Alkydharz besteht aus einem mit 4ao/o Sojaöl modifiziertem
Phthalalkydharz mit 3:2'/o Phthalsäureanhydrid. Die Emaille wurde mit einstellbarer
Klinge in 76 [ Dicke auf Glasplatten aufgetragen, io Minuten an der Luft und dann
i Stunde bei i2oo C im Ofen getrocknet. Die Trockner wurden in Form der Naphthenate,
Zirkonium als das Zirkonylsalz der 2-Äthylhexansäure in einer 6o/oigen Lösung in
Lackbenzin zugesetzt. Die Sward-Härte wurde mit dem Swardschen Schwunghebel gegen
Scheibenglas der Härte ioo bestimmt. Die Weiße wurde in einem Hunterschen Reflektometer
gemessen, und die Messungen wurden mit gelbem, blauem und grünem Filter vorgenommen.
Von den Ablesungen wurde die Weiße aus der Formel
berechnet, worin
und
A die gelbe,
B die blaue und C die grüne Ablesung bedeutet.
Sward-Härte |
Metall nach nach Weiße |
Ab- |
48 Stun- |
°/o kühlung den |
Nichts ................ 2 4 0,9225 |
0,03 Co ................ 6 14 0,8230 |
0,03 Mn ............... 6 io 0,7960 |
0,i5 Co -I- o,o.i5 Zr ..... 6 16 o,8670 |
o,oi Mn -I- 0,o2 Zr ..... 8 - 12 o,8670 |
Ideale Weiße würde dem Wert i,oooo entsprechen.
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Beispiel 6 Eine weiße Lackernaille- aus Harnstoff-Formaldehydharz
und ölmodifiziertem Alkydharz wurde in folgender Weise zusammengestellt: 4o9 Teile
Titanweißpigment, 445 Teile nichtgilbendes ölmodifiziertes Phthalatharz mit 42 0/a
Phthalsäureanhydridgehalt, 286 Teile Harnstoff-Formaldehydharz mit 50% Harz in einem
Butanol-Xylol-Gemisch, 3oo Teile Xylol. Die Filme wurden. in derselben Weise wie
im Beispiel 4 hergestellt. D-ie Ergebnisse waren:
Sward-Härte |
Metall - nach nach Gelb- |
Küh- 48 Stun- Färbung |
°/o lung |
den |
Nichts . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 30 2,11 |
o,oi Co ................. 34 40 6,07 |
o,oi Mn ................. 38 42 7,02 |
o,oi Seltene Erden (SE) 28 32 3,22 |
O,oi Zr ....... ......... 28 32 3,32 |
o,oo5 Co -f- o,oo5 Zr ..... 34 38 442 |
o;oo5 Mn -f- o, i % Zr .... 30 46 4,41 |
ö,oo5 SE -f- 0,0o5 % Zr ... 30 34 3,3 z |
Die Gilbung wurde wieder mit dem Hunter-Reflektometer unter Benutzung von gelben,
blauen und grünen Filtern und aus den Messungen nach der Formel '
berechnet, wobei
A, B und C die oben angegebene Bedeutung haben. Je geringer
der Wert'fürdie Gelbfärbung ist, um so höher ist die Weiße des Farbtones. Beispiel
Es wurde eine weiße Lackemaille aus phenolmodifiziertem Phthalatharz mittleren Ölgehaltes
benutzt, welche wie folgt zusammengestellt wurde: 278 Teile Titanweißpigment, 6o5
Teile phenolmodifiziertes Harz mit 52 0/a Ölgehalt, 2o7 Teile Lackbenzin. Aufstriche
wurden auf Glasplatten wie im Beispiel i hergestellt und untersucht.
Sward-Härte |
Metall nach Weiße |
0/0 Kühlung148d@ nn- |
Nichts ................. 6 10 0,792 |
0,03 Co ................ 28 36 o,5oo |
0,03 Mn .. ...... .. . . . .. i8 32 o,466 |
0,03 Zr ................ 6 14 0,732 |
o,oi5 Co+o,oi5 Zr ..... 24 30 o,6oi |
o,oi Mn+o,o2 Zr ...... 28 38 o,661 |
Beispiel 8 Es wurde eine weiße Lackfarbe aus mit entwässertem gizinusöl modifiziertem
Epoxydharz verwendet, welche die folgende Zusammensetzung hatte: 4o9 Teile Titanweißpigment,
818 Teile mit entwässertem Rizinusöl umgesetztes Epoxydharz in 5o0(oiger Lösung,
436 Teile Xylol.
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Die Abstriche wurden in der beschriebenen Weise hergestellt und die
Filme i Stunde auf i20° C erhitzt. Die Ergebnisse waren wie folgt:
Sward-Härte |
Metall nach nach nach Gelb- |
Ab- g124 Stun-@96 Stun- Färbung |
% kühlun den den |
Nichts ............ io 32 46 7,04 |
0,03 Co ........... 4.0 68 68 17,18 |
0,03 Mn . . . . . . . . . . 44 72 72 1855 |
0,o3 Zr . . . . . . .. . .. 12 36 50 8,02 |
0,03 SE . . . . . . . . . .. 34 62 62 9,48 |
0,015 C0+9,0-15 Zr 38 6o 66 13,70 |
o,oi Mn+o,o2 Zr ... 48 66 72 12,69 |
0,0r5 SE+o,oi5 Zr 36 62 64 8,2o |
Die -für die Versuche verwendeten Naphthenate der Seltenen Erden (SE) enthielten
im wesentlichen etwa 50 % Cer, etwa 25 % Länthan und etwa 25 0/0 Praseodyn, Neodyn
und Samarium. Außerdem
waren Spuren der anderen Seltenen Erden und
von Calcium, Yttrium und Thorium vorhanden.
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Beispiel 9 Es wurde eine weiße Emaille mit einer Grundlage von styrolisiertem
Alkyd geringer Öllänge verwendet. Sie wurde wie folgt zusammengesetzt: 163 Teile
Titanweißpigment, 461 Teile in Xylol gelöstes, ölmodifiziertes, styrolisiertes Alkydharz
geringer Öllänge mit 50% nichtflüchtigen Bestandteilen, 7,5 Teile Xylol. Abstriche
einer Dicke von
0,003 Zoll auf Glasplatten wurden io Minuten an der Luft
getrocknet und dann i Stunde auf 12o° C erhitzt. Die Ergebnisse waren:
Metall Sward-Härte |
nach nach |
0/0 24 Stunden I 48 Stunden |
Nichts ................. 11 1,4. |
0,03 CO ................ 21 21 |
0,03 Mn ............... 22 24 |
0,03 Zr ................ 12 13 |
0,015 C0+0,015 Zr ..... 1 5 20 |
0,01 Mn+0,02 Zr ...... 18 23 |
Die Weiße der ofengetrockneten Filme war ähnlich der in den Beispielen 4 und 6.
Alle zirkonhaltigen Filme zeigten eine viel schwächere Gelbfärbung als die Filme,
die Kobalt und,/oder Mangan ohne Zirkonium enthielten.
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Die Bestimmung des zulässigen und günstigen Zirkonzusatzes kann in
einfachster Weise derart erfolgen, daß zunächst an einer Probe des Anstrichmittels
der für den Verwendungszweck optimale Zusatz an üblichem Metalltrockner bestimmt
wird. Wenn der Trocknerbedarf des betreffenden Systems, auf Metall bezogen, mit
T bezeichnet wird, kann der Zirkonersatz nach folgender Gleichung bestimmt werden
(x-ti) Co+y Mn+tl Zr = T, x Co -f- (y-t2) Mn+t2 Zr = T . In diesen Gleichungen bedeutet
x den für Co und y den für Mn gefundenen Optimalwert, die beide mit ioo angesetzt
werden. t1 und t2 bezeichnen die Höhe des Zr-Ersatzes; t1 ist eine Zahl zwischen
o und 6o, t2 zwischen o und 8o; t, -I- t2 zusammen dürfen aber den Wert
nicht überschreiten. Mit anderen Worten kann man nicht 60% Co und 80% Mn gleichzeitig
ersetzen, sondern immer nur eines der Metalle oder x-Anteile beider Metalle unter
der Bedingung, daß t1 -h t2 nicht größer wird als die Hälfte der zulässigen Gesamt-Maximalersatzzahl.
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Die Verhältnisse lassen sich auch durch folgende Gleichung ausdrücken
(a-x) Co+(b-y) Mn -h (x+y) Zr = Zoo, worin a -I- b = ioo,
x -f- y = 5 bis 8o, x nicht größer als 3/s a und y nicht größer
als 4/s b ist.
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Als Hilfstrockner gemäß der Erfindung sind, wie bereits betont, die
Zirkonylsalze der aliphatischen C8 Säuren, vor allem der 2-Äthylhexansäure als besonders
wirksam festgestellt worden. Die typische Zirkonwirkung wird aber, wenn auch in
geringerem Grade, auch von den Zirkonylsalzen anderer in Metalltrocknern üblicher
oder ähnlicher organischer Säuren ausgeübt.