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Mischung zur Herstellung von magnesitgebundenen Estrichen (Unterböden)
von Fußböden Die Erfindung betrifft eine Mischung zur Herstellung von magnesitgebundenen
Estrichen. (Unterböden) von Fußböden, insbesondere mehrlagigen, bei welcher das
Neue darin besteht, daß sie außer Mägnesit und Chlormagnesiumlauge durch Zerreißen
der Gewebeeinlagen von gewebehaltigen Altgummiprodukten (insbesondere Fahrzeugreifen)
erhaltene faser- und fadenförmige sowie körnige Stoffe, welche noch mit körnigen
Gummiteilchen durchsetzt sind, als wesentlichen Bestandteil aufweist. Die Estriche
werden fugenlos oder in Plattenform od. dgl. hergestellt.
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Bisher wurden magnesitgebundene Estriche, wie sie die Erfindung betrifft,
in der Hauptsache als Steinholzestriche ausgeführt, d. h. aus einer Mischung von
Magnesit und Chlormagnesiumlauge sowie Füllstoffen, wie Sägespänen, Sägemehl, Bims,
zum Teil mit geringem Korkzusatz, usw. Diese Mischungen haben wegen der geringen
Rißbeständigkeit und. geringen Schalldämpfung keine befriedigenden Ergebnisse gebracht,
und zwar aus folgenden Gründen: Naturfrisches Sägemehl ist trotz der durch Verwendung
von C'hlormagnesiumlauge bis zu einem gewissen Grade vorgenommenen Verkieselung
sehr wenig raumbeständig und schrumpft insbesondere durch Alterungen ein, wodurch
bei der Vielzahl der Sägemehlkörper im fugenlosen Estrich Spannungen entstehen,
die am Ende zu den bekannten Rißbildungen sowie zum Steigen und Loslösen des Estriches
vom Untergrund führen.
Ferner ist Sägemehl nur ein ausgesprochen
kurzer, d. h. körniger Füllstoff, so daß die erzielten Festigkeiten, z. B. Biegezugfestigkeit
üsw., ausschließlich durch das Bindemittel herbeigeführt werden, was wiederum ein
starkes Mischungsverhältnis Bindemittel zu Füllstoff bedingt, um diese Werte überhaupt
zu .erreichen.
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Die Biegezugfestigkeit, die bei diesen Estrichen erreichbar ist, ist
gering und verhindert nicht das Entstehen von Rissen, insbesondere da diese Unterböden
(Unterschichten), die mit Sägemehl gefüllt sind, keine eigene tragfähige Konstruktion
darstellen und daher mit dem Betonunterboden gut verbunden sein müssen, um 'hierdurch
überhaupt haltbar zu sein. Diese notwendige innige Verbindung des Estriches mit
dem Unterboden bringt es daher mit sich, daß jede Veränderung des Untergrundes (z.
B. Risse in Decken oder Unterbeton, z. B. durch Setzungen des Baues) sich auch unmittelbar
im Estrich schadensbildend, auswirkt. Des weiteren. ist die durch Verwendung von
Sägemehl als Füllstoff erreichbare Isolierwirkung gegen Schall- und Temperaturübertragungen
nur gering, was gerade bei der in der heutigen Bautechnik fast ausschließlich zur
Ausführung kommenden Massivbauweise sehr nachteilig ist.
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Auch hat man als Füllstoffe bei magnesitgebundenen Estrichen schon
Faserstoffe, wie Baumwolle und Wolle; vorgeschlagen. Solche Estriche haben sich
ebenfalls nicht bewährt. Diese Faserstoffe sind für die Herstellung von magnesitgebundenen
Estrichen nicht verwendbar, und zwar wegen der starken Saugwirkung der normalen
Woll- oder Baumwollfasern, wie sie z. B. in Spinnereien anfallen. Wenn gerade diese
Saugwirkung schon beim bisher üblichen magnesitgebundenen Sägespänestrich ein sehr
starker und gefährlicher Störfaktor sein kann - insbesondere bei Verwendung trockener
Sägespäne -, dann ist verständlich, daß durch Anwendung von gewöhnlichen Textilfasern
der chemische Prozeß der Steinholzbildung noch stärker gestört würde. Bei der vorhandenen
übergroßen Saugfähigkeit solcher Fasern würde ein so großer überschuß von Magnesiumchlorid
(Mg Cl.) auftreten, der den Estrich nicht nur stark hygroskopisch macht, sondern
auch zu Verfärbungen und Ausblühungen führen würde. Weiter ist es eine bekannte
Tatsache, daß die Verwendung aller dieser Faserarten auch verlegetec'hnssch starke
Schwierigkeiten bereitet und überhaupt nicht durchführbar ist, weil diese Fasern
bei Annässung Klumpen bilden, die sich nicht ordnungsgemäß verlegen lassen und untereinander
keine Verbindungen eingehen, so@ daß die, Herstellung einer ebenen fugenlosen Schicht
- die eine unbedingte Voraussetzung darstellt - nicht möglich ist. Ein weiter zu
beachtender Punkt ist der, daß solche anfallenden Wollfasern und Baumwollfasern
allein schon deshalb keine Festigkeit und Verankerung bringen, weil sie meist nur
sehr fein, kurz und schwach sind.
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Demgegenüber wird nach der Erfindung für magnesitgebundene Estriche
ein besonderes Faden-und Fasermaterial verwendet, nämlich die durch Zerreißen, Zerschneiden
usw. der Gewebeeinlagen von Altgummiprodukten (insbesondere Fahrzeugreifen) erhaltenen
faser- und fadenförmigen sowie körnigen Stoffe, welche noch mit körnigen Gummiteilchen
durchsetzt sind. Die Cordfäden und -fasern sind von einer sehr hohen Festigkeit.
Sie werden dazu in der geeigneten Länge gebrochen und in einem geeigneten Gemisch
von kurzen, feinen, sowie langen, gröberen Fäden und Fasern zusammengestellt.
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Neben der Festigkeit, Art und Güte dieser Cordfäden spielt aber eine
aridere Eigenschaft der Cordfä.dien für die Herstellung der Estriche eine entscheidende
Rolle. Gegenüber der starken Saugfähigkeit aller sonstigen Textilfasern besitzt
die Cordfaser eine solch starke Saugfähigkeit nicht. Dieses ergibt sich aus der
Behandlung der Cordfäden als Gewebeeinlagen in Fahrzeugreifen. Die Fäden der Gewebeeinlagen
(Karkassen) z. B. in Fahrzeugreifen, aber auch in sonstigen Gummiprodukten, z. B.
Druckluftschläuchen usw., -werden bei der Herstellung dieser Gegenstände mit hochwertigem
Latex miteinander unter Pressung verklebt, wobei der Latex in die Poren der Fäden
und Fasern eindringt. Die Gewebeeinlage bildet alsdann eine fest aufeinandergepreßte
und verklebte Schicht von Cordfäden, wobei der als Klebemittel verwendete Latex
gleichzeitig als Konservierungsmittel wirkt.
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Die Durchtränkung der Cordfäden mit Gummi, welche aus der Verklebung
der Karkassen herrührt, ermöglicht es allein, diese speziellen Cordfäden für den
Zweck der Erfindung zu verwenden. Die Konservierung, Isolierung und Durchtränkung
der Fäden und Fasern mit Gummi verhütet, daß die Faser zu stark saugt. Die benötigte
Aufnahme von Wasser oder Lauge wird gesteuert und eingestellt durch entsprechendes
Zerreißen und Aufbrechen der Gewebeeinlagen der Altgummiprodukte.
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Durch die Gummitränkung der Faser besitzen ferner die Cordfäden eine
starke Eigenelastizität, welche für die herzustellenden Estriche von wesentlic'her
Bedeutung ist. Wenn z. B. dieses mit Gummiteilchen durchsetzte Faden- und Fasergemisch
im nassen, ungebundenen Zustand auf die Decke aufgebracht, ausgebreitet und dann
abgestampft wird, so geht nach dem Stampfen infolge der Eigenelastizität des Cordmaterials
der gesamte gestampfte Estrich wieder etwas hoch und lockert sich. Hierdurch werden
in dem Estrich die Hohlräume gebildet, die in bezug auf Wärmedämmung von wesentlichem
Vorteil und guter Wirkung sind. Weiterhin ist aber auch die Bildung dieser Hohlräume
entscheidend für die verbleibende Ausweichelastizität der Cordfäden, und dies ist
wichtig für die trittschalldämmende Wirkung des Estrichs. Besonders durch die Beschaffenheit
und Stärke und die Vielzahl der Cordfäden kleinerer und größerer Länge sowie auch
deren unterschiedlichen Stärke erhält der Estrich eine völlig verankerte geflochtene
und damit armierte Struktur. Dadurch wird eine Festigkeit erzielt, wie sie bei anderen
Estrichen bisher nicht erreicht werden konnte. Selbst bei gewaltsamer
Zerstörung
zeigt es sich, daß dann noch der Estrich durch die Fäden und. Fasern zusammenhängt.
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Durch die armierte Struktur ist der Estrich ein selbsttragender Közper,
und eine Verankerung mit dem Untergrund ist nicht erforderlich, so daß eine völlige
Isolierung gegen den Untergrund möglich ist.
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Zum Stand der Technik sei noch darauf hingewiesen, daß man auch schon
gummiartige Fußböden oder Fliesen vorgeschlagen hat. So besteht eine Mischung solcher
Fliesen aus Kautschuk und Steinbrocken, welchen noch Sand beigemischt sein kann,
wobei als Kautschukbestandteil auch Abfälle, wie zerkleinerte Gummischläuche, Fahrzeugreifen
und Fahrzeugmäntel, vorgeschlagen werden. Diese und auch andere bekannte Mischungen
zur Herstellung von gummiartigen Fußböden werden unter Erwärmung innig gemischt
und in Formen in Platten geformt und unter Druck vulkanisiert.
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Im Gegensatz dazu ist bei der Erfindung der Gummianteil in der Mischung
gering, er besteht nur aus den den gerissenen Cordeinlagen noch anhaftenden Gummiteilchen.
Der Faden- und Faseranteil herrscht in der erfindungsgemäßen Mischung vor. Während
bei diesen bekannten gummiartige Fußböden das Gummimaterial gleichzeitig Bindemittel
ist, bildet bei dem erfindungsgemäßen Estrich der Magnesit das Bindemittel. Die
vorgenannten Mischungen zur Herstellung von gummiartigen Fußböden sind auch für
ein direktes fugenloses Verlegen schon deshalb nicht geeignet, da dort mit Wärme
gearbeitet werden muß, was für ein direktes fugenloses Verlegen nicht durchführbar
ist.
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Die Erfindung bringt auch eine wesentliche Einsparung an Magnesit
gegenüber den bekannten Verfahren ohne den erfindungsgemäßen Zusatz von zerfaserten
Altgummigewebeeinlagen.
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Ein weiterer wesentlicher Vorteil der Erfindung besteht darin, daß
das beim Regenerieren von Altgummiprodukten in großer Menge anfallende Cordmaterial
einer nutzbringenden Verwertung zugeführt wird, während es vor der Anwendung in
der Auswertung der Erfindung als unbrauchbar vernic'het wurde.
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Bei der Ausführung der Erfindung wird das Cordfaden- und -fasermaterial
mit Magnesit und Chlormagnesiumlauge in geeigneten Mengenverhältnissen gut vermischt
und dann in feuchtem Zustand durch Ausbreiten, Verstreichen und Stampfen auf den
Untergrund, z. B. einer Betondecke oder auch auf einer Isolierung verlegt.
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Der Estrich hat vorzugsweise eine Stärke von 15 bis 35 mm und mehr.
Auf den Estrich wird alsdann eine geeignete Fein- bzw. Gehschicht in einer Stärke
von 5 bis 7 mm oder eine Deckschicht von etwa 4 bis 5 mm mit einem Belag aus Linoleum,
PVC-Folien, Gummibahnen, Kunststoff oder Parkett aufgebracht.
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Dem erfindungsgemäßen Gemisch können in gewissem Umfang auch noch
andere in, der Steinholzherstellung gebräuchliche Füllstoffe zugesetzt werden.