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Verfahren und Vorrichtung zur Erzeugung veredelter Sojaprodukte Den
Gegenstand der Erfindung bildet ein Verfahren zur Verarbeitung von Soja, mit dessen
Hilfe neuartige Sojaprodukte und Nährmittel erhalten werden, die den. gesamten Nähr-
und. Wiirklcomplex der natürlichen Sojabohnen unbeschädigt enthalten und dan@eb°n.
im Geschmack einwandfrei sind.
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Die Sojabohne ist in ihrer natürlichen Zustandsform nicht genießbar,
da sie, wie alle Legum'ihosen, einen ausgeprägt bitteren Geschmack hat.
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Die in, der Heimat der Sojabohne entwickelten Verfahren zur Genießbarmachung
führen zu Produkten, die dem europäischen Geschmack nicht ohne wctvterets zusagen.
In Europa hat man demgegenäber verschiedene Wegei zur Entbitterung der- Sojahoh.ne
eingeschlagen;, die wohl die gewünschte Wirkung hatten, aber den natürlichen Nährwert
der Sojabohne schädligten.
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So hat man z. B.. die Entbitterung mit Hilfe der mit der Entölung
verbundenen Extraktion durchgeführt und aus dementölten Sojaschrot neue Nährm,ibt:e,l
hergestellt, die j edoch Rückständer der Extraktionsflüssigkeit enthielten und infolgedessen:
vom hygienischen Standpunkt aus nicht einwandfrei sind. Auch ist das mit der Extraktion
verbundene Herauslösen des gesamtem Fett- und Lipoidkomplexes unter physiologischen
Gesichtspunkten nicht zu billigen.
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Man, hat ferner versucht, die vollfette Soja mit Hilfe eines iDämpfungsverfahrens
sowie auch durch Rästung und: Trockendestillation zu entbittern.
Diese
Bseh.and'l'u:ngs-#v eisen arbeiten indes sämtlich mit hoher Temperatur. Die Dämpfverfahren
sind besonders nachteilig; die die Wirkstoffe durch gespannten Dampf stärker geschädigt
werden als durch trockene Erhitzung.
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Xan hat auch bereits vorgeschlagen, die Sojabohnen naß zu vermahlen,
nachdem die Bitterstoffe im Wege :einer Extraktionsbehandlung unter allmählicher
Erhitzung des Frischwassers auf 9o°' C und längerer Beibehand'lung dieser Temperatur
entfernt wurden; indes gehen bei dieser Behandlung auch wertvolle Bestandteile deir
Bohnen verloren.
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Zusammenfassend isst festzustellen, daß durch -die bisherigen Verfahren
kein Erzeugnis aus Soja erzielt wird, das in physiologischer Hinsicht allen Ansprüchen
genügt und': bei dien die hochwertigen Bestandteile in keiner Weisse durch die Entbitterungsbehandlun,g
geschädigt werden.
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Erfindungsgemäß werden in neuartiger Weise alle löslichen Nährbestandteile
der natürlichen .Sojabohne in Form einer Sojavollmilch von vorzüglichem Geschmack,
die keinerlei Bitterstoffe enthält, gewonnen und können, von dieser ausgehend, zu
stabilen; den vollen Nährwert enthaltenden Zwisschenprodukten und Nährmitteln weiterverarbeitet
worden..
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Zu diesem Zweck verfährt man so, daß die geschälte oder ungeschälte
Sojabohne längere Zeit, praktisch bis et-,va zu 24 Stundeneingeweicht und anschließend
mit einer erheblichen Was-sermenge stufenweise versetzt wird. Die zugesetree Wassermenge
kann :ein Mehrfaches der eingesetzten Bohnenmenge, z. B. das Drei- bis Sibbemfache
derselben, betragen:.
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Die eingeweichten Bohnen. werden; hierauf einem Naßmahilverfahren,
gegebenenfalls unter mäßiger, die wertvollen Bestandteile nicht schädigender Erwärmung,
unterworfen. Dabei wird erfindungsgemäß stufenweisse unter kontinuierlichem oder
stufenweisem Abzug des löslichen Anteils und Ersatz desselben durch erneute Flüssigkeitszugabe
gearbeitet, so, daß während der Naßvermahlung ständig eine neue! Aufnahmemöglichkeit
für die löslichen Stoffe geschaffen wird. Zweckmäßig schalstet man dabei meihrere
Naßmahlgänge, z. B. drei oder mehr Horizontaloberläufer oder auch andere für diesen
Zweck geeignete Zerkleinerungsmaschinen, hintereinander, wobei die Steih;schärfe
sowie! das Steinmaterial zunehmend feiner zu wählen sind. Durch die Naßvermahlung
nach vorheriger Einweichüng wird erreicht, daß der Kern und bei; fortschreitender
Vermahlung auch die einzelnem Teilchen ein Vielfaches ihrer Größe, im trockenen
Zustand erhalten. Auch bieten sie! dem Stein, abgesehen von der durch die, Volumenzunahme
bedingten Vergrößerung der Oberfläche, infolge der Abschwemmung des Mahlstaubes
immer frische Angriffsflächen:, so daß eine viel feinere Zerkleinerung seich ergibt
als: in trockenem Zustand. Bei hoher Feinheit des Steinmaterials wird in der letzten
Behandlungsstufe- eine salbenartige Verreibung erzielt, so daß das entstehende!
Erzeugnis die Konsistenz einer Sahne besitzt. Als verwendbar für die ang., strel),tie
Art der Zerkleinerung haben sich auch z. B. mehrfach hinte@reinand ergeschaltete,
Walzengänge gezengt. Weiterhin lassen sich gute Wirkun :gen mit mehreren hintereinanidergeischalteten
Kugelmahlgängen, mit Schwingmi'thlen wie auch mit Kolloidmühlen. verschiedener Bauart
erzielen.
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Die stich während der Naßmahlung immer wieder versteifende Sahne wird
mit dem Restwasseir durch feinste Siebe gespült, um die etwa anhaftenden Schalenteile
und unlöslichen Eiweißstoffe zu entife@rnen. Der Rückstand ergibt, wenn er in geeigneter
Weise, z. B. auf Walzentrocknern, in dünner Schicht getrocknet wird, für stich eine
wertvolle N ährmittelgrundlage. Die abgestiebte Milch kann, um sie haltbar zu machen,
wie Kuhmilch eingedickt und mit Hilfe einer iGroßoberfläehentrocknurng, z. B. durch
Zerstäuibungstrocknung oder Feinschichtwalzentrockner, mit odier ohne Vakuum zu
feaün:-stem Pulver verarbeitest werden. Mist Hilfe einer Vakttumzerstäubungstrocknung
kann man z. B. ein in hohem Grade lösliches Milchpulver erhalten, das eine Löslichkeit
von über 98 % besitzt. Anstatt in Pulverform kann das, Endprodukt z. B. auch auf
Feiinschichtwalzentrocknern in Form von. Sojavollmilchflocken gewonnen -,verdem,
die in ähnlich hohem Grade löslilch sind.-Anstatt die gewonnene Milch abzusieben,
kann dieselbe in der Großproduktibn auch z. B. vermittels Großraumzentrifugen oder
anderer Spezialseparatosen gereinigt werden.
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Überraschenderweise zeigten die in vorstehend beschriebener Weise
gewonnenen Produkte, also sowohl die abgeschiedene Sojavollmilch als ihre Trocknungsprodukte
als auch der auf den Sieben oder in der Zentrifuge, verbleibende Rückstand, keinerlei
bitteren Geschmack mehr. Sie s:iind also ohne weiteres zum menschlichen Genuß wi!e
zur Verarbeitung von. Nährmitteln verschiedenster Form geeignet. Worauf dies ohne
Anwendung gesteigerter Temperatur erreichte Ergebnis beruht, ist noch nicht völlig
aufgeklärt.
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Gegebenenfalls können die Sojabahnen noch einer zusätzlichen EntbÜterungsbehandlung
vor, während oder nach dem Naßvermahlungsprozeß in der Weisse unterworfen werden,
daß man erwärmte Gase, z. B. Luft, auf das eine z. B. turmartig oder trommelartig
ausgebildete Entbitteruugsstirecke kontinuierlich oder diskontinuierlich d'urchwandernde
Gut einwirken läßt. Die Entbiltterungs.-strecke kann z. B. in Form einfies mit R'ieselflächen
ausgestatteten Turms ausgebildet sein, in: welchem die =zerkleinerten oder vorzerkleinerten
iS'ojabohnen eintreten, um allmählich über die Rieselflachen nach dem unteren Ende
dies Turms zum Ausslaß sich zu bewegen, während die Biehandlungsgase, z. B. erwärmtes
Luft, am unterem Endre des Turms eintreten und denselben in dar Richtung von. unten
mach oben, also: im Gegenstrom zu dem Behandlungsgut, durchziehen. Es kann die,
Enttbitterungsstrecke auch in. Form einer motomisch in Bewegung gesetzten Apparatur,
z. B. einer Drehtrom- . mel mit Rieseleinbauten; ausgebildet sein, durch
welche
die- zu behandelnden. Sojabohnen hindurchwandern, während die erwärmten Gase im
Gegen, Strom, im Gleichstrom oder im Kreuzstrom zu ihnen geführt werden.
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Die Sojavollmilch, die auch in ihrer Zusammensetzung weitgehend der
Kuhmilch entspricht, läßt sich nicht nur trocknen, sondern auch in anderer Weise
weiterverarbeiten. Durch Separation gelingt es, aus ihr einen Rahm abzus cheiiden,
der einen Fettgehalt von bis zu 6o% besitzt. Der größte Teeid dieses Fetts läßt!
sich in Form von Sojaöl gewinn:ein. Die Bedeutung dieser neuartigen Gewinnung des
Sojaöls liegt darin, daß es nach diesem Verfahren durch Anwendung verhältnismäßig
geringer mechanischer Angriffe ohne Anwendung von Druck oder Extraktionsmitteln,
mit denen immer eine starke Erwärmung verbunden ist, gewonnien wird. Der Rahm und:
das auf die beschriebene Weisse gewonnene Sojaö,1 sind deishalb auch ideale Ausgangsstoffe
für die Margarinefabrikation, da hier der Fett- und Lipaidkomp-lex vollständig erhalten
geblieben ist und keine Behandlung mit KohIenwasserstoffen oder Hitze ,stattgefunden
hat.
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Der Magermilchanteil kann bis, zu einem genviissen Grade eingedampft
und alsdann, wie auch die Sojavollmilch, auf geeigneten Großoberflächentrocknern
zu Milchpulver oder Flocken verarbeitet werden.
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Ein gewisser Mangel der Sojaprodukte in, ernährungstechnilsch-biologiischer
Hinsicht isti darin zu erblicken, daß der verhältnismäßig hohes Gehalt an. hochwertigen
Eiweiß- und Fettstoffen nicht durch einen entsprechenden hochwertigen Geha'lt an
Kohlehydraten ergänzt wird. Diesem Mangel kann man dadurch abhelfen, da,ß man den
beschriebenen Sojaprodukten fehlende oder in nicht genügender Menge vorhandene oder
für bestimmte Zwecke in ihrer Menge zu steigernde Stoffe, wie Vitamine, Spurenelemente,
vor allem aber Kohlehydrate, zusetzt und sie mit den erwähnten , Sojaprodukten in
solcher Form vereinigt, daß sich vollständig homogene, leicht. lösliche und'verdauliche
Nährwertkörper bilden.. An Kohlehydraten. eignen seich insbesondere lösliche Dextrine,
Maltose und Glukose für diesen Zweck. Diese Stoffe, die z. B. durch Keiminnig und
Vermälzung von Getreide oder auch auf dem Wege neuer Vermälzungsverfahren gewonnen
werden, können z_. B. in. Form von Extrakten der Sojamil1ch beigemischt und bei.
der erwähnten Großoberflächentrocknung z. B. auf einem Feinschichtwvalzentrockner
oder in einem Sprühtrockner mit ihr derart innig verschmolzen werden, daß weder
eine mechanische Trennung noch eine optische Unteirscheidung der Bestandteile mehr
stattfinden kann. Die Verschmelzungsprodukte können dann zum Schluß wieder ein Flockenform
oder auch als Pulver fast restlos löslich erhalten werden.
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Anstatt löshcher Kohlehydrate oder neben diesen können auch Getreideerzeugnisse,
z. B. von Hafer, Weizen, Gerste oder Mais, mit der Sojavollmilch oder Magermilch
zusammen untrer ständigem Rühren oder auf einem Kollergang untler innigster Vermischung
angeteigt und dann z. B. auf einem Walzentrockner geflockt werden. Auch in diesem
Fall wird durch das gemeihs.ame Flocken eine intensive Vermischung der Bestandteile
erzielt, die be,i;einer Mischung der Fertigprodukte nicht gewährleistet wäre.
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Die auf diese Art erzielten Verschmelzungsprodukte oder kombinierten
Nährmittel stellen hinsichtlich ihres Nährwertes universelle Erzeugnisse dar, die
für sich eine vollwertige Nahrung bilden. Die Produkte sind auf Grund: ihrer Zusammensetzung
und ihrer leichten Verdaulichkeit auch für einen geschwächten Organismus. zuträglich.
Ihre Variabilität und Aufnahm.efähilgkeit für therapeutisch wirkungsvolle zusätzliche
Bestandteile macht sie in idealer Weise als Basis für pharmazeutischeErzeugnisse
und medizinische Nährpräparate geeignet.
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Mit Hilfe des. oben beschriebenen Naßmahlverfahrens läßb sich ohne
weiteres auch Sojaextraktionisschrot zu Magermilch verarbeiten. Auch in diesem Fall
werden das in dem Schrot enthaltene lösiliche'Ei.weiß und die Kohlehydrate herausgezogen
und veredelt.
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Im der Zeichnung ist eine zur Ausführung des beschriebenen. Verfahrens
dienende Vorrichtung beispielsweise und schematisch dargestellt. Das. zu behandelnde
Material, insbesondere geschälte oder ungeschälte Sojabohnen, wird zunächst durch
den Zuführungstrichter i zum Einweichen in den mit Wasser gefüllten Behälter 2 gebracht.,
aus dem es durch die Schnecke 3 in die mehnstufige Naßmühle d., 5 transportiert
wird. Von hier aus gelangt das Mahlgut auf die S.ilCebstufen 6, 7, wo eis in Sojavollmilch
und feste Rückstände getrennt wird. Die Rückstände werden z. B. durch ein Förderband
8 zu weiterer Verwendung abtransportiert, während die abgeschiedene Sojamilch ixbeir
den Baden 9 in die Zentrifuge! io abfließt, von der aus der abgeschiedene Rahm in,
den Sammelbehäler i i gelangt, während die Magermilch durch die !Leitung 12 abgezogen:
wird. Die Magermilch wird ih dein Mischer 13 veirmi@ttels. eines, mehrstufigen kräftigen
Rührwerkes 14 mit ihren Nährwert ergänzenden Kompensationsstoffen, insbesondere
den aus denn Behälter 15 zufließenden Kohlehydraten, innig vermischt. Die in Pas-tenform
oder Breiform befindliehe Mischung wird: hierauf mittels, der Schnecke. 16 durch
die Trommel- 17 befördert und in dieser mittels Dampf behandelt, der durch die Leitung
18 zugeführt wird, während die Brüden durch die Leitung i9 entweichen. Das gedämpfte
Gut fließt auf die da.mpfbehei!zte Walze 20 in dünner Schicht auf, wird bei der
Umdrehung der Walze getrocknet und in Flocken, oder Pulverform durch das Messer
21 abgenommen. Das getrocknete Fertiggut wird durch das Transportband 22 abgeführt.
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Die beschriebene Einrichtung kann; ebenfalls mannigfach im Rahmen
ihrer wesentlichen Verfahrensmaßnahmen geändert und ausgestattet werden.