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Verfahren zur Herstellung von maßhaltigen, unsymmetrischen Gerätebauteilen
aus Kunstharzpreßmassen Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung
von innerhalb engster Toleranzen maßhaltigen, unsymmetrischen Gerätebauteilen für
feinmechanischen, optischen, elektrotechnischen Geräteban oder für anderweitige
Zwecke aus verpreßbaren, härtbaren, schlag- und hiegefesten Kunstharzpreßstoffen.
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In dem sich ständig vergrößernden Verwenldungs gebiet für Kunstharze
und Preßmassen aller Art werden neuerdings auch Anforderungen an die Preßlinge gestellt,
die sich über die offensichtlichen Vorteile der Billigkeit, der schnellen Herstellungsweise
und der guten Isoliereigenschaften hinaus auch auf die genaue Maßhaltigkeit richten,
damit die einfach und billig herzustellenden Preßteile auch auf solchen Gebieten
und für solche Zwecke Anwendung finden können, bei denen die allgemeinen N\Jerkstoffeigenschaften
ausreichend erscheinen. Die Schwierigkeit bei der Benutzung von Preßlingen aus Kunstharzpreßmassen
lag bekannterweise bisher darin, daß sich Preßlinge von komplizierter und unsymmetrischer
Form gar nicht oder nur durch Zufall mit solcher Genauigkeit und Maßhaltigkeit herstellen
ließen, daß sie ohne weitere Bearbeitung als fertige Teile Verwendung finden konnten.
Die Hauptschwierigkeit lag erfahrungsgemäß darin, daß sich die Preßlinge vorzugsweise
an Kanten oder Rändern verwarfen, so daß ihre Verwendungsfähigkeit für den beabsichtigten
Zweck in Frage gestellt war.
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Hier knüpft die Erfindung an und schlägt ein Verfahren zur Herstellung
von maßhaltigen, unsymmetrischen Gerätebauteilen aus Kunstharzpreßmassen vor bei
dem engste Toleranzen ein-
gehalten werden können, so daß danach
hergestellte Teile auch Zwecken mit hohen Anforderungen gerecht werden. Nach dem
Grundgedanken der Erfindung erhält der zu pressende Teil eine solche Form bzw. erfährt
Verstärkungen oder Formänderungen an hierzu vorgesehenen Stellen unabhängig von
den technischen Forderungen an das fertige Produkt, so daß ein zeitlich gesteuerter
Aushärtungsprozeß mit in allen Dimensionen gleicher Aushärtegeschwindigkeit unabhängig
vom Ouerschnitt erreicht wird. Mit anderen Worten sind an solchen Stellen des Preßlings
Formänderungen, vorzugsweise überdimens ionierungen erforderlich, an denen abweichend
vom größten Teil des Preßlings eine Berührung mit mehr als zwei beheizten Teilen
oder Flächen der Preßform auftritt.
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Als Begründung für diese Überlegung sei ein kleines Beispiel genannt:
Es soll beispielshalber eine Platte mit in allen Teilen gleicher Dicke aus Kunstharzpreßmassen
hergestellt werden. Nach Schließen der Form und der Verflüssigung des Preßgutes
beginnt der Kondensationsprozeß von außen nach innen, d. h. von den Grenzflächen
zwischen Form und Preßgut her in Abhängigkeit von Wärme und Druck. Der Druck verbleibt
nach der Verflüssigung innerhalb kleiner Toleranzen gleich,so daß nunmehr durch
Einwirkung der Temperatur von der beheizten Seite der Aushärteprozeß beginnt. Die
Preßbedingungen sind innerhalb der Fläche gleichbleibend, ändern sich jedoch an
den Außenkanten. Neben der Wärmebeeinflussung von der oberen und unteren Fläche
her tritt auch noch eine Wärmedurchdringung von der Seitenkante aus hinzu. An diesen
Stellen erfolgt die Aushärtung nicht mehr linear von zwei Seiten her, sondern es
überlagert sich eine dritte Komponente, so daß sich zwangsläufig in den Randgebieten
dieser Platte stark abgeänderte Preßbedingungen dahingehend ergeben, daß die Aushärtung
in den Randgebieten früher beendet sein wird als in den übrigen Teilen der zu pressenden
Platte. Als Folgeerscheinung ergibt sich das genügend bekannte Verwerfen der Kanten,
und es tritt ein solcher Zustand ein, als ob eine Folie oder ein Blech in einen
zu kleinen starren Außenrahmen eingespannt wird.
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Zur Beseitigung dieses Umstandes wird nach der Erfindung eine Verstärkung
des Preßlings an den Außenkanten dahingehend vorgeschlagen, daß durch die Überdimensionierung
der Randteile, Grenzflächen usw. ein nach allen Dimensionen hin sich gleichmäßig
fortsetzender Aushärteprozeß erreicht wird, so daß auch an den Randteilen, Grenzflächen
usw. die Aushärtung zum gleichen Zeitpunkt beendet ist wie in dem übrigen Teil des
Preßlings. Diese Überdimensionierung ist gleichermaßen auch für andere Teile des
Preßlings, die aus dem durchschnittlichen Querschnitt hervorspringen, anwendbar,
da dort gegenüber der flächigen Ausbildung eines Preßlings mit Wärme= beeinflussung
von zwei Seiten her eine Wärmeeinwirkung von fünf oder sechs Seiten her auftritt,
d. h. es werden an den vom durchschnittlichen Querschnitt abweichenden Stellen des
Preßlings alle zusätzlich eingehenden Faktoren durch Überdimensionierung berücksichtigt.
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Der Erfindungsgedanke kann naturgemäß den verschiedenartigsten Zwecken
und bei versohiedenartigster Ausgestaltung des herzustellenden Preßlings zugrunde
gelegt werden. Wenn beispielsweise technische Erfordernisse die Einhaltung des vorgenannten
Grundgedankens nicht erlauben, so kann behelfsweise einer nicht zu vermeidenden
inneren Spannung dadurch begegnet werden, daß man diese durch eine genau ermittelte
Gegenspannung neutralisiert. Sind bei komplizierten Preßlingen beispielsweise Einsätze
in der Form erforderlich, die selbst nicht beheizt sind, aber gute Wärmeleiter (Metall)
darstellen und der Wärmedurchdringung über das verflüssigte Preßgut hinweg unterliegen,
so sind erfindungsgemäß entsprechende Erwägungen anzustellen und zu beachten.
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Die Anwendungen des Verfahrens nach der Er findung sind günstigerweise
bei Kunstharzpreßmassen und organischen Stoffen als Preßgut möglich, die bei einer
normalen Preßtemperatur zwischen I30 und 1600 verarbeitet werden.
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Auch für große technische Teile und Aggregate ist der Erfindungsgedanke
bei Einhaltung von den dort erforderlichen Toleranzen anwendbar, wenn man von Preßmassen
ausgeht, die sich verflüssigen lassen oder in der Verflüssigung mitschwimmen, wie
beispielsweise Kunstharzpreßholz, dessen Holzstruktur in Form von Furnieren erhalten
bleiben soll.
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PATNTANSPROCHE: I. Verfahren zur Herstellung von innerhalb engster
Toleranzen maßhaltigen, unsymmetrischen Gerätebauteilen für feinmechanischen, optischen,
elektrotechnischen Gerätebau oder für anderweitige Zwecke aus verpreßbaren, härtbaren
schlag- und biegefesten Kunstharzpreßstoffen, dadurch gekennzeichnet, daß durch
Überdimensionierung der Randteile, Grenzflächen oder sonstiger aus dem übrigen durchschnittlichen
Querschnitt herausspringender Teile eines unsymmetrischen Preßlings, die mit mehr
als zwei Flächen mit den beheizten Teilen der Preßform in Berührung stehen, ein
zeitlich gesteuerter Aushärtungsprozeß mit in allen Dimensionen gleicher Aushärtegeschwindigkeit,
unabhängig vom Querschnitt, erreicht wird.