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Vorrichtung zur Aufzeichnung der in einem mit Flüssigkeit zu füllenden
Hohlorgan, z.B. Harnblase des Menschen, auftretenden Drücke
Die Blasendruelsmessung
beim Menschen ist für klinische Zwecke seit. langem bekannt. Zum Verständnis der
Funktion eines solchen fiüssigkeitsgefüllten Hohlorgans, als welches auch die Gallenblase
oder auch die Aorta anzusehen ist, ist es jedoch wesentlich, die auftretenden Innendrücke
in ihrem stetigen Verlauf, und zwar in Abhängigkeit vom Füllungsvolumen, lçennenzulernem.
Da bei der Harnblase die Wandspannung im wesentlichen durch glatte Muskelfasern
aufrechterhalten wird, wobei zwischen Wandspannung und Blaseninnendruck eine verhältnismäßig
einfache physikalische Beziehung besteht, läßt sich durch gleichzeitige Druck- und
Volummessung die Beziehung zwischen Kraft und Länge der Wandmuskelfasern erkennen.
Auch für die klinisch wichtigen Abweichungen vom normalen Verhalten der Harnblase
bei Füllung und Entleerung sowie für deren Verhalten gegenüber pharmakologisch wirksamen
Substanzen wäre die Kenntnis der Abhängigkeit des Innendrucks vom Füllungsvolumen
wichtig.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, den Innendruck von Hohlorganen
beim Menschen, z. B. der Harnblase, während der künstlichen Füllung dieses Organs
fortlaufend als Funktion des Füllungsvolumens aufzuschreiben; dies ist dadurch erreicht,
dall die eine Einstellbewegung, z. B. Abszissenbewegung, eines rechtwinkligen Koordinatenschreibers
von dem Förderweg oder dem Fördervolumen einer zum Füllen des Organs dienenden Pumpe
und die andere Bewegung, z. B. Ordinatenbewegung, vom Ausschlag eines von der Füllungsflüssigkeit
beauf-
schlagten Manometers abgeleitet ist. Das Manometer kann unmittelbar
an der Pumpe, z. B. an einen Pumpenzylinder, oder auch an der zum Katheter führenden
Leitung angeschlossen sein, wobei der Ausschlag des Manometers direkt mechanisch
oder unter Zwischenschaltung bekannter Fernübertragungseinrichtungen auf die Aufzeichenvorrichtung
übertragen wird. Ebenso kann bei Verwendung einer Kolbenpumpe zur Einführung der
Flüssigkeit: in das Hohlorgan die Kolbenbewegung unmittelbar als Maß für das Füllungsvolumen
angesehen und auf die Registriervorrichtung übertragen werden, oder es kann ein
in der zum Katheter führenden Leistung liegender Servokolben das einr und ausgeführte
Flüssigkeitsvolumen messen und unmittelbar oder über ein zwischengeschaltetes, z.
B. elektrisches, Fernübertragungssystem eine entsprechende Einstellung des Koordinatenschreibers
bewirken.
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Weitere Einzelheiten der Erfindung seien im Zusammenhang mit dem
in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiel erläutert.
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Fig. I ist eine schematische Darstellung des Ausführungsbeispiels
im Längsschnitt, während Fig. 2 eine Draufsicht auf die Registriervorrichtung wiedergibt.
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In einem Zylinder I aus Stahl oder Glas ist ein Kolben 2 verschiebbar,
der von links her in den zunächst offenen Zylindermantel einschiebbar ist und durch
das Röhrchen 3, auf welches ein Schlauch aufschiebbar ist, Flüssigkeit ansaugen
bzw. ausdrücken kann. Der an dem Kolben 2 sitzende Stumpf kann mittels einer nach
Art eines Bajonettverschlusses ausgebildeten Kupplung 4 mit: der Kolbenlstange 5
verbunden werden, in welche ein Schraubengewinde eingeschnitten ist. Die Kolbenstange
ist in einer Mutter 6 verschraubbar, welche sich in einer auf der Grundplatte 7
befestigten Traverse 8 seitlich unverrückbar führt und mit einer Außenverzahnung
6' versehen ist, die mit einem auf der Achse eines kleinen Elektromotors g befestigten
Ritzel 10 kämmt.
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Bei einer praktischen Ausführung wird zwischen Motor g und Ritzel
10 noch ein Untersetzungsgetriebe, z. B. Schneckengetriebe, eingeschaltet werden
müssen, denn der Motor g soll den Kolben 2 nur mit sehr geringer Geschwindigkeit
verschieben, wie später noch erläutert wird. Die Geschwindigkeit des Kolbenvorschubs
ist außerdem durch einen in den Stromkreis des Motors g eingeschalteten Vorschaltwiderstand
regelbar.
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Gleichzeitig mit dem Kolben 2 wird ein das Registrierpapier tragender
Tisch I I in Richtung der Zylinderlängsachse verschoben. Dieser wird von einem an
der Kolbenstange angeschraubten Halter I2 getragen. Der Registriertisch 11 läuft
in schwalbenschwanzförmig ausgeschnittenen Führungen 13 der Traversen 8 und 14 und
hindert somit über den Halter 12 auch die Kolbenstange 5 an einer Drehung um die
Zylinderachse.
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Linksseiflg ist der Zylinder I durch eine federnde Membran 15 dicht
abgeschlossen. Diese besteht aus in konzentrischen Ringen gewelltem Federblech,
ähnlich wie dieses bei den bekannten Kapseln der Aneroidbarometer verwendet wird.
Die Ausschläge solcher Membranen sind den darauf lastenden Drücken innerhalb des
in Betracht kommenden Meßbereichs genügend genau linear verhältlich; sie werden
über einen in der Mitte angeordneten Stift I5' auf den Hebel I6' übertragen, der
auf der Drehachse I6 des Zeigers I7 befestigt ist, der seinerseits über dem Registriertisch
spielt und mit seiner Spitze die Volurnen-Druck-Kurve auf dem auf dem Tisch einzuspannenden
Registrierpapier aufzeichnet.
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Zur Inbetriebnahme der Vorrichtung wird über das Rohr 3, auf welches
später der Katheter aufgesetzt wird, zuerst ein Schlauch aufgesteckt. Dieser geht
in ein Flüssigkeitsreservoir, welches mit seiner Oberfläche tiefer als der unterste
Rand des Zylinders I liegt. Bei Einschaltung des Motors g wird der zu Beginn in
seiner linken Endstellung stehende Kolben 2 langsam nach rechts gezogen, bis er
einen nicht dargestellten Endlagenschalter betätigt, wodurch der Motor selbsttätig
abgeschaltet wird. Um etwa in der eingesogenen Flüssigkeit befindliche Luftblasen
zu entfernen, wird danach eine Lüftungsschraube I8 entfernt und der Motor g im entgegengesetzten
Umlaufsinn kurzzeitig eingeschaltet, so daß' er den Kolben etwas vorschiebt und
dabei die Luftblasen aus dem Zylinder entweichen. Danach wird die Schraube 18 wieder
eingesetzt und der Motor wieder im ursprünglichen Sinn eingeschaltet, bis beim Erreichen
der rechten Endlage des Kolbens 2 der Zylinder völlig mit Flüssigkeit gefüllt ist.
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Nunmehr kann man den durch die Urethra in die Harnblase eingeführten
Katheter an Stelle des Schlauches auf das Röhrchen 3 aufstecken und mit der Füllung
der Harnblase beginnen. Nach dem Einführen des Katheters in das Innere der Harnblase
hat sich diese bis zu einem Minimum an Inhalt entleert. Der durch den ausströmenden
Harn luftfrei mit Flüssigkeit gefüllte Katheter wird auf das gleichfalls vom Zylinder
her bereits mit Flüssigkeit gefüllte Röhrchen 3 aufgesteckt. Danach wird der Motor
eingeschaltet, dessen Geschwindigkeit beispielsweise so eingestellt ist, daßl pro
Minute eine Verschiebung von 50 cm3 Flüssigkeit in die Harnblase hinein erfolgt,
was bedeuten möge, daß I cm Abszissenlänge auf der Registrierfläche 50 cm3 Volumen
und gleichzeitig I Minute Zeit entspricht.
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Auf diese Weise ergibt sich nicht nur der Vorteil eines bestimmt definierten
mechanischen Dehnungsreizes, sondern man kann außerdem den erzielten Druck sowohl
als Funktion der Harnblasenfüllung als auch als Funktion der Zeit aus der Kurve
ablesen.
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Für den Gebrauch der Vorrichtung am Menschen ist es erforderlich,
daß alle mit der Füllflüssigkeit in Berührung kommenden Teile der Vorrichtung ebenso
wie die Flüssigkeit selbst sterilisiert werden. Zur Sterilisierung des Zylinders
kann dieser nach links hin herausgezogen und dann in Dampf oder sonst gebräuchlicher
Weise sterilisiert werden. Am vorderen Ende der Grundplatte 7 befindet sich eine
Klemmvorrichtung I9, welche durch Drehen einer exzentrischen Scheibe 19' den vorderen
Zylinderflansch 20 festklemmt'. Wird diese Klemmvorrichtung gelöst, dann läßt sich
der Zylinder zum Zweck der Sterilisierung herausziehen. Auch der Kolben 2
kann
durch Lösen der Bajonettkupplung 4 von der Kolbenstange 5 abgenommen, sterilisiert
und nachher wieder aufgesetzt werden. Es sind also vor dem Gebrauch am Menschen
alle Teile, die mit der sterilen Flüssigkeit in Berührung kommen, leicht abnehmbar.
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Der Gegenstand der Erfindung ist naturgemäß im Bedarfsfalle auch
in der Veterinärmedizin bei allen Warmblütern verwendbar, weshalb der beanspruchte
Schutz sich auch hierauf erstrecken soll.