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Spritzampulle
Zahlreiche Versuche sind bereits gemacht worden. die
bekannten Schwierigkeiten zu überwindeii, die die keimfreie parenterale Einverleibung
von Arzneistoffen mit Hilfe von Spritzen bietet. Praktische Bedeutung erlangten
in der Hauptsache zwei Verfahren. Das eine ersetzt die übliche zugeschmolzene Ampulle
durch einen beiderseits mit Gummistopfen od. dgl. verschlossenen zylindrischen Behälter
aus Glas (Patentschriften 464 770, 638 496, 664 ooI), der ein Umfüllen unnötig macht,
indem er zugleich nach Einlegen in ein besonderes Gestell als Spritzenzylinder dient.
Hier müssen aber Teile des Spritzengestells, die Kanüle und der zu durchstechende
Stopfen gesondert sterilisiert werden. Nach dem anderen Verfahren fällt das Sterilisieren
für den Arzt fort. Eine durch ein Glasröhrchen geschützte Kanüle wird dabei gleich
mitgeliefert, unld die Austreibung der Flüssigkeit aus dem Behälter erfolgt durch
ein im Innern der Ampulle bereits vorhandenes Preßgas oder erst vor der Injektion
durch chemische Umsetzungen zu erzeugenden Überdruck.
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Ein in vielen Abwandlungen bekanntes Ventil sperrt dabei die Injektionsflüssigkeit
von Ider Kanüle beim Lagern ab und muß bei der Injektion durch mitunter unbequeme
Handgriffe geöffnet werden (Patentschriften 456 867, 568 854, 645 764, 733 993).
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Dies Verfahren löst zwar Idie Frage der Keimfreiheit einwandfrei,
hat aber den Nachteil, daß die Ampulle bei der Injektion immer senkrecht gehalten
werden muß, damit das Preßgas in der Lage ist, die Flüssigkeit auszutreiben, was
z. B. in der Mundhöhle nicht immer möglich ist; sie birgt auch noch
die
Gefair in sich, daß bei Ungeschicklichkeit oder Unachtsamkeit zum Schluß Gas niitinjiziert
wird.
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Es hat auch nicht an Versuchen gefehlt, Ampullen mit festmontierter
Kanüle zugleich als Spritze mit bewegbarem Kolben auszusbilden, z. B. gemäß Patentschrift
639855, Idoch führte das bisher zu in ihrer Herstellung oder Handhabung derart umständlic'hen
Gebilden, Idaß sie praktisch schon der Herstellungskosten wegen unbrauchbar sind,
ganz abgesehen von sonstigen schwerwiegenden Mängeln.
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So ist es bei der obenerwähnten Vorrichtung nach Patentschrift 639855
praktisch nicht möglich, die Injektionsflüssigkeit keimfrei einzufüllen, ein nachträgliches
Sterilisieren ist aber der Paraffindichtungen wegen ausge!sch,lossen. Es kommt bei
der Lösung der Frage der keimfreien Injektion nicht allein auf die Verwendung an;
die Herstellung der Ampullen muß ebenfalls die Möglichkeit bieten, absolute Sterilität
des Inhaltes und der mit ihm bei der Injektion in Berührung kommenden Teile zu gewilhrleisten.
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Eine i'hrem Grundgedanken nach brauchbare Lösung des Injektionsproblems
bringt die Patentschrift 552 685. Es handelt sich um eine Zyliaderampulle mit als
Ausspritzkolben einschiebbarem Verschlußstöpsel am einen und angeschmolzener Injektionsnadel
am anderen Ende, bei der die notwendige Trennung von Nadel und Ampullenraum durch
einen am Nadelende innen angeschmolzenen, in den Ampullenraum hineinragen'den hauben-
oder warzenförmigen Ansatz mit einem feinen Eingangskanal erreicht wird. Die vom
Ansatz innen umschlossene Luft bildet eine Schranke zwischen der Kanüle und dem
Inhalt der eigentlichen Ampulle. Der enge Kanal gestattet keinen Durchtritt von
Flüssigkeit beim Lagern und Transport der Ampullen, bietet aber kein Hindernis beim
normalen Injizieren.
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In dieser Form ist jedoch die Ampulle technisch nic'ht leicht herstellbar,
und überdies läßt der nach innen ragende Fortsatz kein vollständiges Ausspritzen
der Ampulle zu, das nuribis zur Spitze des Ansatzes möglich wäre, wodurch jedesmal
beträchtliebe Mengen des oft kostbaren Medikamentes verlorengehen würden.
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Die vorliegende Erfindung behebt diese Schwierigkeiten durch ein
Verlegen des trennenden Luftraumes und des feinen Eingangskanals in einen Ampullenhals,
derzwischen der Einschmelzstelle der Kanüle und dem eigentlichen Ampullenteil eingeschoben
wird, wodurch eine technisch leicht, sogar maschinell herstellbare Form geschaffen
wird. Im Verein damit einer Ider Wölbung des Naldelendes der Zylinderampulle angepaßten
Form der der Flüssigkeit zugekehrten Seite des Kolbenstopfens kann hier die gesamte
Flüssigkeit ausgespritzt werden.
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Fig. I veranschaulicht solch eine Ampulle. I ist der eigentliche
Ampullenraum, 2 der nach innen gewölbte Stopfen, 3 die eingeschmolzene Kanüle, 4
eine Kapillare (der enge Kanal), 5 ein nur wenige Kubikmillimeter großer Hohlraum,
6 das Schutzröhrchen.
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Die Kanüle muß nicht unbedingt eingeschmolzen werden. Man kann sie
zusammen mit dem Schutzröhrchen auch mit Hilfe eines Stopfens unverrückbar montieren
(Wulst 3a). In diesem Falle bildet man den Ampullenhals als Tulpe aus, die mit dem
Ampullenraum durch eine Kapillare in Verbindung steht und so lang ist, daß zwischen
der Eintrittstelle der Kanüle und der Kapillare ein Hohlraum von wenigen Kubikmillimetern
übrigbleibt. Ein solches Vorgehen ist nötig, wenn man die trennende Kapillare als
Rückschlagventi 1 ausbilden will, was in Fällen nötig sein wird, wo es sich um das
Injizieren großer Mengen handelt, wobei eine enge liapillare ein Hindernis wäre.
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Fig. 2 zeigt eine solche Tulpe mit einem Rückschlagventil. 4 ist
hier eine weite Kapillare, 5 der Luftraum und 7 ein Rotationskörper. Da sich Glas
für 7 nicht eignet, es müßte eingeschliffen werden, ist man auf die Verwendung eines
elastischen Materials, etwa Gummi, angewiesen. Da der Rotationskörper vor dem Befestigen
der Kanüle in den Raum 5 eingeführt werden muß, ist es erforderlich, daß dieKanüle
in diesem Falle nichteingeschmolzen, sondern mit Hilfe eines Stopfens unverrückbar
montiert wird (vgl. 8). Es ist leicht, im Raume über dem Rotationskörper einen Üherdrud
zu erzeugen, der diesen gegen fdie Kapillaren preßt; man braucht z. B. nur die Ampullen
mit nach unten gerichteter Kanüle in einem Druckgefäß unter Druck zu setzen und
umzukippen. Wenn man nun entspannt, bleibt der Druck im Raum 5 und darüber bestehen.
Beim Entfernen des Schutzröhrchens bei der Injektion schwindet der Druck, und der
Weg für die Injektionslösung wird frei. Durch z. B. ein Abschrägen des Kanülendes
im Raum 5 wird verhindert, daß die Ventilkugel 7 die Kanüle beim Injizieren blockiert.
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Eine der wichtigsten Forderungen, die an eine Spritzampulle zum einmaligen
Gebrauch gestellt werden müssen, ist ihre NVirtsdiaftlichkeit. Ihre Herstellung
muß womöglich maschinell und unter Verwendung wirtschaftlich leicht z,ugänglichen
Materials erfolgen. Das trifft auch für die Kanüle zu. Da aber Kanülen aus gexvöhnlichem
Stahl in der feuchten Atmosphäre innerhalb der Ampulle bei Vorhandensein von Sauel-stoff
rosten würden, muß dieser durch ein sauerstofffreies Gas ersetzt werden.
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Schutzgas zum Schutze des Ampulleninhaltes zu verwenden, ist bekannt;
hier hat aber diese Maßnahme mit dem Ampulleninhalt nichts zu tun.
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Im Falle der Ampulle mit dem Rückschlagventil genügt es, wenn man
den Überdruck mit trockener Luft erzeugt, denn hier ist der Kanülenraum gegen die
Flüssigkeit hermetisch abgeschlossen.
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Da man die erfindungsgemäßen Ampullen nach vorheriger Sterilisation
unter sterilen Kautelen nach mehreren Verfahren füllen oder sie, eingespannt in
besondere, ein Herausrutschen der Kolbenstopfen verhindernden Gestelle, nachträglich
sterilisieren kann, ist damit dem Arzt eine ideale Möglichkeit gegelben, absolut
steril zu injizieren, ohne selbst etwas anderes als die Haut der Einstichstelle
sterilisieren zu müssen. Er hraucht nur die Ampulle in ein geeignetes Gestell zum
Austreiben des Stopfens, nötigenfalls genügt ein Stäbchen, eiinzulegen und das Schutzröhrchen
zu entfernen, um jede beliebige
Injektion in gewohnter N^Teise in
jeder Richtung ohne jedes Umfüllen oder sonstige vorbereitende hlaßnahmen vornehmen
zu können.
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PATENTANSPRCCHE: 1. Spritzampulle mit fest montierter Kanüle, mit
als Kolben dienenden Verschlußstopfen und als Ventil dienendem engen Kanal zwischen
dem Ampullenraum und einem Gasraum, in den die Kanüle mündet, dadurch gekennzeichnet,
daß dieses Ventil im Ampullenhals angeordnet ist und der als Kolben dienende Verschlußstopfen
auf der dem Ampulleninhalt zugekehrten Seite der Wölbung der Ampulle am Nadelende
angepaßt ist.