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Verfahren zum Reinigen von Ammoniak, Schwefelwasserstoff u. dgl. enthaltenden
Gasen, insbesondere Koksofengasen Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein
Naßreini.gungsverfahren beispielsweise für Koksofengas und insbesondere auf ein
solches Verfahren, bei dem das zu reinigende Gas mit einer alkalischen 1_ösung gewasclieci
wird, die, nachdem sieAmmoniak, Sch-,vefelwasserstoff, Cyanwasserstoff u. dgl. aus
(lern Gas ausgewaschen hat, unter Zufuhr von Wärme und bei vermindertem Druck regeneriert
und dem @N'aschl>rozeß wieder zugeführt wird.
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Für .die Aufrechterhaltung des Unterdruckes in der Re generierstufe
eines solchen Gasreinigungsverfahrens ist eine Vakuumpumpe erforderlich, die die
in der Regenerierstufe abgetriebenen Gase, wie Ammoniak. Schwefelwasserstoff, Cyanwasserstoff
u. dgl., ansaugt, komprimiert und dann zur Weiterverwendung wieder freigibt. Bei
der Kompression von Ammoniak, bei der bekanntlich Wärme entsteht, bilden sich unter
dem Einfluß dieser Wärme aus dem Ammoniak Polymerisationsprodukte, die gummi- oder
harzartigen Charakter haben und den ordnungsgemäßen Betrieb der Vakuumpumpe erheblich
stören können. Ferner wirken auch Napht'halinanteile in den abgetriebenen Gasen
insofern störend, als sie sich in der Vakuumpumpe und den angeschlossenen Leitungen
kondensieren und Verstopfungen hervorrufen können.
Bei dem an sich
bekannten Verfahren der Naßreinigung mittels einerWäsche mitAlkalicarbonatlösung
und anschließender Regenerierung dieser Lösung unter Unterdruck wurde bisher :so
vorgegangen, daß die Väkuumpumpe das :gesamte aus der Regenerierstufe abgetriebene
Gasgemisch verarbeiten mußte, so @daß die Pumpe, .deren Betrieb vergleichsweise
kostspielig ist, ziemlich große Abmessungen erhält.
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Die Erfindung besteht nun darin, das Volumen des von der Vakuumpumpe
zu verarbeitenden Gasgemisches durch verschiedene Maßnahmen zu verringern und gleichzeitig
aus dem Gasgemisch die Bestandteile zu entfernen, die den Betrieb der Vakuumpumpe
stören können.
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Gemäß der Erfindung wird das aus der beladenen alkalicarbonathaltigen
Waschlösung bei der Regenerierung abgetriebene, Ammoniak, Schwefelwasserstoff u.
dgl. enthaltende Gasgemisch einem Gleichstromwascher (Sekundärwascher) zugeführt,
in welchem mittels Vorlagenkühlwasser, das vorher in der Regenerierstufe als Wärmequelle
für die Erwärmung der verbrauchten Waschlösung gedient hat und dabei sowie durch
zusätzliche Kühlung abgekühlt wurde, der größte Teil des Ammoniaks aus dem Gasgemisch
entfernt wird, wonach die Restgase der den Unterdruck in der Regenerierstufe erzeugenden
Vakuumpumpe und das mit Ammoniak angereicherte Vorlagenkühlwaser einem Ammoniakabtreiber
zugeführt werden.
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Einzelheiten der Erfindung sind in der folgenden Beschreibung, .die
sich auf ein in der Abbildung schematisch :dargestelltes Ausführungsbeispiel beziehen,
näher erläutert, Die :aus dem bei io angedeuteten Koksofen entweichenden Gase gelangen
durch das Steigrohr i i in .die Vorlage 12, welche mit Brausen 1.4 versehen ist,
durch die zwecks Kühlung der (rase Ammoniakwasser oder sonst ein Kühlwasser in die
Vorlage eingespritzt wird. Das die Vorlage verlassende Gas hat eine Temperatur von
etwa 75° C.
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Die aus dem Gas kondensierten, flüssigen Anteile Teer und Wasser sammeln
sich zusammen mit der Kühlflüssigkeit am Boden der Vorlage an und gelangen durch
ein Abfallrohr 15 in den Dekantierbehälter 16. Ein beträchtlicher Anteil des im
Koksofengas enthaltenen Ammoniaks, etwa 2o°/o, werden von der Kühlflüssigkeit absorbiert
und gelangen mit dieser in den De'kantierbehälter 16.
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Das Gas selbstgelangt durch die Ansaugleitung 17 in den Vorkühler
18, der nach der indirekten Methode arbeitet und bei dem .das Gas an wassergekühlten
Rohren entlang streicht. Der hierbei abgeschiedene Teer und sonstige Flüssigkeiten
sammeln sich am Boden an und gelangen durch die Leitung i9 ebenfalls in den Dekantierbehälter
16. Im Vorkühler wird das Gas auf eine Temperatur von etwa 35° abgekühlt.
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Das kalte Gas wird aus dem Vorkühler 18 mittels Exhaustor 2o abgezogen
und gelangt in den Teerscheider 21, aus dem der Teer und die sonst noch alrgesc'hiedenen
Flüssigkeiten ebenfalls in den Dekantierbehälter 16 gefördert werden. In dem Dekantierbehälter
16 trennen sich Teer und Ammoniakwasser in Schichten übereinander, Wobei das Ammoniakwasser
die oberste Schicht bildet. Das Ammoniakwasser gelangt in den Sammelbehälter 23
und von dort mittels Pumpe 25 auf einem noch zu beschreibenden Weg zu den Brausen
14 in der Vorlage der Koksofenbatterie.
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Das aus dem Teerscheider 21 entweichende kalte Gas wird dem oberen
Teil eines Waschers 26 zugeführt und kommt dort mit einer wäßrigen, alkalischen
Lösung, z. ß. Natriumcarbonatlösung, in Berührung, welche vom Boden des Regenerierturms
3o abgezogen wird und über die Leitung 31 und den in der üblichen Weise mit Wasser
gekühlten Kühler 32 in den Wäscher 26 gelangt. Der obere Teil des Waschers 26 ist
vorzugsweise mit Füllkörpern versehen, und es entsteht ein Gegenstrom zwischen der
abwärts fließenden Waschlösung und dem aufwärts steigenden kalten Gas. Die Abmessungen
des Waschers 26, die Umlaufgeschwindigkeit der primären M' aschlösung und ihre Konzentration
sind so gewählt, daß durch die Waschlösung praktisch aller Schwefelwasserstoff und
Cyanwasserstoff und alles Ammoniak aus dem Gas entfernt werden. Die sauren Bestandteile
des Gases gehen mit der Waschlösung eine chemische Verbindung ein und erniedrigen
so die Basizität der Waschlösung. Dadurch kann sich das Ammoniak in der Waschlösung
lösen, und es reagiert dann mit den sauren Bestandteilen des Gases. Zusätzlich wird
das Gas von der Waschlösung gekühlt, und unter bestimmten Bedingungen verläßt das
Gas den Wa@scher mit einer Temperatur von etwa 25°. Das Gas, nunmehr vollständig
von den obenerwähnten Bestandteilen befreit, verläßt den Wascher 26 bei 27 und kann
dann der Nebenproduktenanlage zur Weiterverarbeitung zugeführt werden.
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Der Boden des oberen Teiles des Wasc'hers 26 ist konisch geformt und
weist in der Mitte ein bis in die Nähe des Wascherbodens reichendes Abflußrohr 29
auf. Um das Rohr 29 liegt eine Reihe von Prallflächen 33, die sich abwechselnd von
der einen Seite des Waschers bis in die Nähe der :gegenüberliegenden Seite erstrecken.
Die Prallflächen sind gegeneinander etwas versetzt, so daß die aus dem Ablaufrohr
29 fließende Waschlösung in einem schraubenförmig gewundenen Strom fließen muß,
um an den oberen Flüssigkeitsspiegel zu gelangen.
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Der sich in dem Dekantierbe'hälter 16 bildende flüssige Teer wird
über die Rohrleitung 3.4 mittels Pumpe 35 abgepumpt und in den oberen Teil des unteren
Abschnittes des Waschers 26 geleitet, während der sich am Boden des Naschers 26
ansammelnde Teer mittels Pumpe 36 durch die Leitung 37 wieder dem Dekantierbehälter
16 zugeführt wird. Im unteren Teil des Waschers 26 findet also ein ständiger Abwärtsstrom
von Teer statt.
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Die primäre `'Waschlösung, die sich am Boden des oberen Teiles des
Waschers 26 ansammelt, hat ein geringeres spezifisches Gewicht als Teer, so daß
sie nach Durchfließen des Abflußrohres 29 aufwärts strömt und eine Schicht auf dem
Teer bildet.
Die kalte Waschlösung, die im Wascher 26 oben aufgegeben
wird, kondensiert auch das Naphthalin aus dein Gas heraus, und dieses Naphthalin
gerät mit der Waschlösung durch das Abflußrohr 29 in den Teer. Teer ist ein Lösungsmittel
für Naphthalin, und da die das Naphthalin mitführende Waschlösung infolge des gewundenen
Stromweges im unteren Teil des Naschers 26 lange Zeit mit dem Teer in Berührung
kommt, wird das Naphthalin fast vollständig im Teer gelöst. Mit dem Teer gelangt
das Naphthalin in den Dekantierbehälter 16 und kann dann aus dem Teer mittels eines
der üblichen Destillierverfahren entfernt werden.
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Die Pumpen 35 und 36 und die daran angeschlossenen Leitungen werden
so bemessen und eingeregelt, daß der Teerspiegel im Wascher 26 im wesentlichen dieselbe
Höhe beibehält.
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Die angereicherte Waschlösung wird durch Leitung 38 und Pumpe 39 abgezogen
und der Berieselungseinrichtung 4o eines Regenerierturms 30 zugeführt. Die
Leitung 38 ist in einem Punkt oberhalb des Teerspiegels an den Wascher 26 angeschlossen,
so daß nur Waschlösung abgezogen wird.
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Der Regenerierturm 30 ist mit einem Füllstoff versehen, und
die Brausen für die primäre Waschlösung sind in dem mittleren Bereich des Turmes
angebracht.
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Die angereicherte primäre Waschlösung wird mittels eines Verdampfers
41 erhitzt, der am Fuße des Regenerierturms sitzt und Heizschlangen aufweist, durch
die verhältnismäßig heiße Vorlagenkühlflüssigkeit mittels Pumpe 25 in Umlauf gehalten
wird. Der Druck im Regenerierturm 30 liegt wesentlich unter Normalluftdruck, so
daß die im Turm vorhandene Flüssigkeit bei einer relativ niedrigen Temperatur siedet
und verdampft. Auf diese Weise kann die Abfallwärme aus der umlaufenden Vorlagenkühlfliissigkeit
für die Verdampfung verwendet werden. Natürlich können auch andere Wärmeduellen
für die Aufheizung der Waschflüssigkeit verwendet werden, z. B. unmittelbar von
der Vorlage 12 kommendes heißes Koksofengas.
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Die Vorlagenkühlflüssigkeit überträgt auf jeden Fall Abfallwärme vom
Koksofengas auf die im Regenerierturm befindliche Waschlösung.
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Infolge der Erwärmung der primären Waschlösung und der im Gegenstrom
zur Waschlösung durch die Füllung aufwärts steigenden Waschlösungsdämpfe werden
der in der Waschlösung enthaltene Schwefelwasserstoff, Cyanwasserstoff und das Ammoniak
weitgehend abgetrieben und gelangen zusammen mit dem aus der Waschlösung stammenden
Wasserdampf in den oberen Teil des Regenerierturms 3o. Die regenerierte primäre
Waschlösung sammelt sich am Boden des Regenerierturms 3o an und wird durch die Pumpe
28 und den Kühler 32 wieder dem Wascher 26 zugeführt. In der Leitung 31 und der
Pumpe 28 sind Regler eingebaut, die den Spiegel der regenerierten Waschlösung am
Boden des Turms 30 auf der richtigen Höhe halten.
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Die aus der angereicherten Waschlösung abgetriebenen Gase verlassen
den Regenerierturm 30 durch die Leitung 42, durchströmen einen Kühler oder Dephlegmator
43, in dem der größte Teil des Wasserdampfes kondensiert wird. Das Kondensat im
Dephlegmator q.3 wird durch eine Pumpe 44 und die Rohrleitung 45 wieder einer Berieselungseinrichtung
46 am Kopf des Regenerierturms 30 zugeführt.
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Das aus dem Verdampfer 41 abfließende Vorlagenkühlwasser läuft in
den Entspannungsbehälter 5o, dessen oberer Teil mit dem Regenerierturm 30 verbunden
ist und deshalb, ebenso wie der letztere, einen gewissen Unterdruck aufweist. Infolge
dieses Unterdruckes tritt eine lebhafte Wasserverdampfung aus der Oberfläche der
verhältnismäßig heißen Flüssigkeit im Entspannungsbehälter 5o ein. Außerdem entweichen
verschiedene andere Dämpfe, z. B. Ammoniak und Schwefelwasserstoff, aus der Flüssigkeit.
Diese Dämpfe gelangen durch die Leitung 51 in den Regenerierturm und vereinigen
sich dort mit den anderen Dämpfen.
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Wie schon erwähnt, kühlt der Dephlegmator 43 die aus dem Regenerierturm
3o entweichenden Gase und kondensiert den größten Teil des Wasserdampfes, der in
Form von Wasser der Regeneriersäule wieder zugeführt wird. Etwas Wasserdampf entweicht
jedoch mit den Gasen und dies wurde, falls dieses Wasser nicht laufend ersetzt wird,
zu einem Verbrauch der Waschlösungsmenge führen.
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Deshalb ist der Entspannungsbehälter 50 so eingerichtet, daß
aus ihm gerade so viel Wasserdampf dem Regenerierturm 3o zugeführt wird, wie die
bei 52 entweichenden Gase mitführen, so daß also die Gesamtmenge Waschlösung im
Regenerierturm 30 gleichbleibt.
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Das von den aus dem Dephlegmator 43 austretenden Gasen mitgeführte
Wasser gelangt in eine Ammoniakdestillation. Da dieses Wasser aus der Vorlagenkühlflüssigkeit
stammt, braucht der Ammoniakdestillationseinrichtung entsprechend weniger Ersatzkühlflüssigkeit
zugeführt zu werden, als es der Fall sein müßte, wenn das Wasser irgendeiner Quelle
entnommen würde. Die Gesamtflüssigkeitsmenge in derAmmoniakdestillationseinr chtung
kann so im wesentlichen unverändert gehalten werden.
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Die bei der Abkühlung,der Gase im Dephlegmator 43 entstehende Volumenverringerung
unterstützt zwar die Aufrechterhaltung des Unterdruckes im Regenerierturm. Gleichzeitig
wird durch die Abkühlung aber auch die Menge der im Kondensat absorbierten Gase
erhöht, die damit wieder in den Regenerierturm zurückgelangen. Um -das zu verhindern,
ist der Dephlegmator so eingerichtet, daß die Temperatur der den Dephlegmator verlassenden
Gase etwa 45° beträgt, ein Wert, bei dem die Volumverringerung noch wesentlich ist,
ohne daß die Erhöhung der Konzentration der Gase im Kondensat diesen Vorteil wieder
aufhebt.
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Aus dem Entspannungsbehälter 5o wird die Flüssigkeit mittels Pumpe
57 durch die Leitung 58 wieder der Berieselungseinrichtung 14 der Vorlage 12 zugeführt.
Von der Leitung 58 zweigt eine Leitung zu dem Umlaufsystem eines Sekundärwaschers
6o,
der mit Vorrichtungen versehen ist, um zusätzliches Kühlwasser in den Kreislauf
einzuführen. Die Pumpe 57 und die angeschlossenen Leitungen sind so geregelt, daß
im Behälter 5o ein konstanter Flüssigkeitsspiegel aufrechterhalten wird.
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Obwohl .der größte Teil .des Naphthalins aus der Waschlösung entfernt
ist, gelangt ein Rest mit der Waschlösung in den Regenerierturm und entweicht aus
diesem mit den Gasen. Bliebe es im Gas, so würde es sich in den Rohrleitungen absetzen
und Störungen hervorrufen. Deshalb müssen alle Spuren von Naphthalin aus -dem Gas
entfernt werden.
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Zu diesem Zweck wird die Leitung 52 an einen Naphthalinwascher 54
angeschlossen, in den Waschöl mittels .der Berieselungseinrichtung 59 eingeführt
wird. Als Waschöl kann für diesen Zweck das in der Benzolgewinnung übliche Waschöl
verwendet werden. Das sich am Boden des Waschers 54 ansammelnde C51 kann einer Benzoldestillationsanlage
zugeführt werden. Mit Hilfe dieser Wascheinrichtung wird das Naphthalin restlos
aus dem Gas entfernt und kann später aus dem Waschöl bei der Benzoldestillation
wiedergewonnen werden.
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Aus dem Behälter 54 strömt das Gas durch die Leitung 56 in den oberen
Teil eines Sekundärwaschers 6o, in welchem das Gas mittels einer Sekundärwaschlösung,
welche z. B. aus Ammoniakw-asser oder Vörlagenkühlflüssigkeit bestehen kann und
durch eine Pumpe 61 in Umlauf gehalten wird, nochmals gewaschen wird. Der Wascher
6o ist mit Füllkörpern gefüllt, und in ihm fließen die Waschflüssigkeit und das
zu reinigende Gas in derselben Richtung abwärts. Die Pumpe 61 zieht die Waschflüssigkeit
vom Boden des Waschers 6o ab und drückt sie durch einen Kühler 62, in welchem sie
auf eine Temperatur von etwa 32° abgekühlt wird. Danach fließt die Waschflüssigkeit
durch die Leitung 63 wieder der Berieselungseinrichtung 64 am Kopf des Waschers
6o zu.
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Ein Teil der von .der Pumpe 61 abgezogenen Waschlösung wird durch
die Leitung 65 dem Ammoniakabtreiber 70 zugeführt. Ein dadurch eintretender
Verlust an Flüssigkeit wird durch eine Ersatzflüssigkeit wieder ausgeglichen, welche
über die Leitung 58 zufließt und aus der Hauptmenge für die Berieselungseinrichtung
14 in der Vorlage abgezweigt wird. Auf diese Weise 'hat die der Berieselungseinrichtung
64 des Waschers 6o zugeführte Waschflüssigkeit eine wesentlich geringere Konzentration
an absorbierten Gasen als die sich am Boden des Waschers 6o ansammelnde Waschlösung.
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Die Pumpen 57 und 61 müssen natürlich sehr genau auf einen bestimmten
Druck der von ihnen geförderten Flüssigkeit eingestellt werden. Außerdem müssen
in der Abzweigung von der Leitung 58, die zum Kühler 62 führt, und in den Leitungen,
die von der Pumpe 61 zu dem Kühler 62 und Ammoniakabtreiber 70 führen, Regel-
und Absperrventile 76 vorgesehen sein, die die Menge und die Richtung der geförderten
Flüssigkeit überwachen und aufeinander abstimmen. Diese Regler müssen so angeordnet
sein, daß die Flüssigkeit aus der Leitung 58 zwar zum Kühler 62, aber nicht in die
Leitung 65, die zum Ammoniakabtreiber 7o führt, fließen kann und ferner, daß umgekehrt
keine Flüssigkeit aus der Pumpe 61 in die Leitung 58 gelangen kann.
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Die Waschflüssigkeit (Ammoniakwasser oder Vorlagenkühlwasser), mit
der das Gas im Wascher 6o in Berührung kommt, verringert das Gasvolumen nicht nur
infolge der Abkühlung des Gases und der Kondensation des darin enthaltenen Wasserdampfes,
sondern auch durch Absorbierung gewisser, im Gas noch enthaltener Bestandteile.
Die Ammoniakkonzentration der Waschlösung bei ihrem Eintritt in den Wascher 6o ist
verhältnismäßig klein, so daß fast das gesamte Ammoniak aus dem Gas herausgewaschen
wird. In gleicher Weise ist auch die Konzentration der im Wascher 6o oben aufgegebenen
Waschlösung an Schwefelwasserstoff und Cyanwasserstoff vergleichsweise gering, so
daß auch diese aus dem Gas vollständig entfernt werden. Das Ammoniak bildet mit
der Waschlösung eine alkalische Verbindung, während der Schwefelwasserstoff und
der Cyanwasserstoff eine saure Lösung bilden. Infolgedessen reagiert das Ammoniak
mit dem Schwefelwasserstoff und dem Cyanwasserstoff unter Bildung von Verbindungen,
welche in der Lösung verbleiben und mit dieser aus dem unteren Teil des Waschers
6o abgezogen und dem Ammoniakabtreiber7o mittels der Pumpe 61 zugeführt werden.
Der Abtreiber 7o hat die bekannte Arbeitsweise und umfaßt eine Kolonne für freies
Ammoniak, eine Kolonne für fixes Ammoniak und eine Kalkkolonne. Zum Ammoniakabtreiber
70 gehört auch noch ein Dephlegmator, durch den das aus dem Abtreiber entweichende
Gas passieren muß und in -dem die im Gas enthaltene Feuchtigkeit kondensiert und
dem Abtreiber wieder zugeführt wird.
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Die Umlaufgeschwindigkeit der sekundären Waschflüssigkeit im Wascher
6o, ihre Temperatur, das Ausmaß der Abzweigung für den Abtreiber 70 und schließlich
die -Menge an Ersatzlösung für den Wascher 6o müssen so aufeinander abgestimmt werden,
daß wenigstens ein sehr großer Teil des im Gas noch enthaltenenAmmoniaks, Schwefelwasserstoffs
und Cyanwasserstoffs im Wascher ausgewaschen werden. Dadurch wird dann das Volumen
des übrigbleibenden Gases stark verringert.
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Das aus dem Wasser 6o entweichende Restgas strömt durch die Leitung
66 in einen Zentrifugalapparat 67, in welchem das im Gas enthaltene Wasser abgeschieden
wird, das dann durch die Leitung 68 wieder in den Wasch er 6o zurückfließt.
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Das Gas gelangt in den Säurewascher 71, wo das Gas gegen herabrieselnde,
verdünnte Schwefelsäure strömt, um die letzten Spuren von Ammoniak aus dem Gas zu
entfernen. Danach wird das Gas der Vakuumpumpe 72 zugeführt, aus der es durch die
Leitung 73 in die Ausgangsleitung des Sättigers 75 gelangt. Eine Leitung 76 führt
vom Ammoniakabtreiber 70 zu dem Sättiger 75, der nach den bekannten Bau-
und Arbeitsprinzipien arbeitet, der aber gegenüber den üblichen Sättigern deshalb
vergleichsweise
klein `rehalten werden kann, weil nur eine vcrh:iltnismal.iig
geringe Menge Gas vom Siittiger verarbeitet werden muß.
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Wie schon erwähnt, wird das aus dem Wascher 6o kommende Gas mit verdünnter
Schwefelsäure geivaschen, tun auch die letzten Spuren von Ammoniak aus ihm zu entfernen,
ehe es der Vakuumpumpe 7? zugeführt wird. Diese 'Maßnahme ist deshalb von besonderem
Vorteil, weil die bei der Kompression des Gases in der Vakuumpumpe entstehende Wärme
mögliclterweise die Ursache für Reaktionen zwischen Ammoniak und anderen Bestandteilen
des Gases ist, bei der sich gummiartige Komplexverbindungen bilden, welche Betriebsstörungen
an der Vakuumpumpe und den anderen Betriebseinrichtungen hervorrufen können. Die
Auswaschung der letzten Ammoniakreste mit verdünnter Schwefelsaure beseitigt diese
Gefahr. Das Ammoniak reagiert mit der verdünnten Schwefelsäure unter Bildung von
Ammonsulfat und dieses gelangt dann in überschüssiger Schwefelsäure gelöst in den
Sättiger 75, sozusagen a15 ein Teil der Ersatzsäure für den Sättigen Der bereits
erwähnte Ammoniakabtreiber 7o arbeitet in der üblichen Weise, derart, daß durch
die Leitung 8o Wasserdampf zugeführt @vird, während die anfallende Flüssigkeit am
Boden des Abtreibers durch die Leitung gi abgezogen wird. Das in der zugeführten
Waschflüssigkeit enthaltene Ammoniak lind ebenso die sauren Bestandteile, Schwefelwasserstoff
und Cvanwasserstoff,werden infolge der Beheizung abgetrieben. Die in der Waschlösung
enthaltenen Ammoniakverbindungen werden bei Berührung mit dem Kalk zerlegt, so daß
auch aus den Verbindungen freies Ammoniak abgetrieben wird.
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Das :'N#inmoniakgas wird durch die Leitung 76 dem Sättiger 7; zugeführt
und bildet dort mit verdünnter Schwefelsäure Ammonsulfat, welches aus dem Sättiger
auf die übliche Weise entfernt werden kann.
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Der gleichzeitig in den Sättiger eingeführte Schwefelwasserstoff und
der Cyanwasserstoff durchsetzen die verdünnte Schwefelsäure unverändert und werden
durch die Leitung 74 abgezogen.
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Ein Teil der (lern Ammoniakabtreiber 70 zugeführten Flüssigkeit
wird dem Wascher 6o entnominen, jedoch wird dadurch nicht die Gesamtmenge an Waschflüssigkeit,
die im Ammoniakabtreiber verarbeitet werden muß, erhöht, da die aus dem Wascher
6o abgezogene Waschflüssigkeit aus der Vorlagenhühlflüssigkeit ergänzt wird, wodurch
in entsprechender Weise die von dem Ammoniakabtreiher zu verarbeitende :Menge an
Vorlagenkühlflüssigkeit verringert wird. Der Heizdampfbedarf des Ammoniakabtreibers
wird also dadurch nicht wesentlich gesteigert.
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Wie schon oben erwähnt, findet die Regenerierung der primären Waschlösung
in der Regeneriereinrichtung bei Anwendung von Unterdruck statt, so daß für die
Erwärmung der angereicherten Waschlösung zwecks Dampfbildung eine Form der Wärme
verwendet werden kann, die normalerweise nur den Charakter von Abfallwärme hätte.
Der absolute Druck in der Regeneriereinrichtung 3o beträgt etwa ioo mm Hg absolut,
so daß die Waschlösung schon verdampft, wenn sie durch Wärmeaustausch mit der Vorlagenkühlflüssigkeit
im Verdampfer 4i aufgeheizt worden ist, wobei die Temperaturen vergleichsweise niedrig
sind.
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Das Verfahren ist so angelegt, daß der Unterdruck im Regenerierturm
30 mit einer sehr kleinen und billigen Vakuumpumpe aufrechterhalten werden
kann. Der Sekundärwascher 6o liegt im Zuge der Verbindungsleitung, durch die das
Gas vom Regenerierttirm 30 zur Väkuumpumpe 72 strömt, wobei das Gas
in diesem Sekundärwascher 6o mit einer aus kaltem Ammoniakw'asser bestehenden Waschlösung
gewaschen wird. Das Volumen des Gases wird dabei nicht nur durch die erzielte Abkühlung
und die Kondensation des darin enthaltenen Wasserdampfes verkleinert, sondern vor
allem auch durch die Absorption gewisser Gasbestandteile in der Waschlösung und
durch chemische Umsetzung zwischen den Bestandteilen des Gases und dem in der Waschlösung
enthaltenen Ammoniak.
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Dadurch wird der Vakuumpumpe nur verhältnismäßig wenig Gas zugeführt,
jedenfalls sehr viel weniger als die Gasmenge, die bei derRegenerierung im Regenerierturm
30 insgesamt entsteht. Das ist der Grund dafür, daß man für die Aufrechterhaltung
des Unterdruckes von etwa ioo mm Hg nur eine sehr kleine Vakuumpumpe benötigt, ein
Umstand, derdie Wirtschaftlichkeit des Verfahrens wesentlich erhöht.
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Die im Wasser 6o benötigte ammoniakalische Waschlösung stammt aus
der Vorlagenkühlflüssigkeit, und da die letztere gewöhnlich dem Ammoniakabtreiber
zugeführt wird, wird durch die vom Wascher 6o gekommene Lösung die Gesamtmenge der
im Ammoniakabtreiber zu verarbeitenden ammoniakhaltigen Flüssigkeit nicht erhöht,
d. h. der Wärmebedarf des Ammoniakabtreibers bleibt unverändert. Darüber hinaus
wird aus der Vorlagenkühlflüssigkeit die Menge Wasser entnommen und dem Regenerierturm
30 zugeführt, die durch das aus dem Regenerierturm entweichende abgetriebene
Gas normalerweise mitgeführt -wird. Der Vorteil dieser Maßnahme ist, daß die Gesamtmenge
an Waschflüssigkeit nicht vergrößert wird und infolgedessen auch die zusätzliche
Belastung des Ammoniakabtreibers mit einer unter anderen Umständen vergrößerten
Waschflüssigkeitsmenge nicht eintritt. Selbstverständlich kann, ohne -daß damit
das Prinzip der Erfindung verlassen wird, der Wasserverlust im Regenerierturm
30 auch auf eine andere Weise gedeckt werden.
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Obwohl es zu einer bevorzugten Ausführungsforin der Erfindung gehört,
als ammoniakalische Waschlösung im Wascher 6o einen Teil der Vorlagenkühlflüssigkeit
zu nehmen, kann die Waschflüssigkeit für den Wascher 6o auch auf eine andere Weise
bereitgestellt werden, z. B. könnte man das Kondensat des mit dem Ammoniakabtreiber
verbundenen Dephlegmators als Waschlösung für den Wascher 6o verwenden, statt es
direkt in den Abtreiber zurückzuführen.