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Verfahren zur Herstellung von Schuhkappensteifstoffen Die Erfindung
betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Schuhsteifkappenstoffen, das darin besteht,
daß feinstzerkleinerte Nitrocellulose oder andere entsprechend feinstzerteilte Celluloseester
oder -äther in feinverteilter Form zusammen mit einer Kunstharzdispersion, die 'keine
Lösungsmittel für den Celluloseester oder -äther enthält, gegebenenfalls bei weiterer
Anwesenheit von Pigmenten, Füllstoffen, Stabilisierungs- und Netzmitteln angeteigt
wird, worauf mit diesem Gemisch Gewebe, Vlies oder Filz, oder ein anderer geeigneter
Trägerstoff imprägniert, bestrichen oder nach einem anderen mechanischen Verfahren
behandelt und schließlich durch Trocknen vom Dispergiermittel befreit wird.
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Es ist bekannt, Schuhsteifkappenstoffe durch Bestreichen oder Tränken
von Geweben, Vliesen, Filzen oder anderen geeigneten Trägerstoffen mit Celluloseester-
oder -ätherlösungen und Trocknen derselben herzustellen.
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Die Steifstoffe werden in der Technik in der Weise verarbeitet, daß
man die Schuhsteifkappen in der gewünschten Größe und Form ausstanzt, schärft und
durch Behandlung mit einem Lösungsmittel für die Celluloseester oder -äther erweicht
und so klebend macht, daß sich die Kappe beim Einlegen zwischen Futter und Oberleder
mit denselben gut verbindet und beim Zwicken über den Leisten dessen Form annimmt.
Nach Verdunsten des Lösungsmittels behält die Schuhsteifkappe ihre Form endgültig
bei und erlangt so die erforderliche Steifheit. Um das versteifend wirkende Cellulosederivat
in eine bei der Einarbeitung leicht lösliche Form zu bringen, wurde bereits vorgeschlagen,
dasselbe in Pulverform auf den mit einer Klebschicht versehenen Trägerstoff aufzupressen
oder den beispielsweise
mit Cellulosenitrat bestrichenen oder getränkten
Trägerstoff so nachzubehandeln, daß das Cellulosenitrat ganz oder teilweise in nicht
zusammenhängender, beispielsweise pulverartiger Form auf dem Trägerstoff liegt,
was etwa durch Ausfällen der auf dem .,Gewebe befindlichen, noch feuchten Cellulosenitratlösung
mit einem Nichtlöser leicht erreicht werden kann.
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Das Bestreichen oder Tränken von Gewebe usw. mit Lösungen von Celluloseestern
oder -äthern hat den Nachteil, daß erhebliche Mengen von teuren, gesundheitsschädlichen
und feuergefährlichen'. angewandt werden müssen. Denselben Nachteil besitzt das
vorerwähnte Verfahren, bei dem Cellulosenitrat dadurch in eine feinverteilte, leichtlösliche
Form gebracht wird, daß man den noch feuchten Aufstrich mit einem Nichtlöser für
Cellulosenitrat nachbehandelt. Das gleichfalls erwähnte Verfahren, das Cellulosenitrat
in Pulverform auf den noch feuchten, mit einem Klebemittel versehenen Trägerstoff
aufzubringen, bringt bei der hauptsächlich in Frage kommenden Nitrocellulose den
schwerwiegenden Nachteil mit sich, daß man mit dem äußerst explosionsgefährlichen,
trocknen Nitrocellulosepulver arbeiten muß.
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Es ist auch bereits vorgeschlagen worden, feinverteilte Nitrocellulose
in. Pulverform mit Weichhaltungsmitteln, wie z. B. Rizinusöl, Pigmenten und gegebenenfalls
mit Wasser in eine Paste überzuführen, auf Gewebe aufzustreichen und durch Nachbehandlung
mit Lösungsmitteln in Dampf-oder flüssiger Form in einen zusammenhängenden Film
überzuführen, der mit dem Gewebe fest verankert ist.
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Dieses Verfahren ist also an die Verwendung von Weichhaltungsmitteln
gebunden, mit deren Hilfe man die pulverförmige Nitrocellulose in eine streichbare
Paste überführt. Bei der Nachbehandlung mit Lösungsmitteln entsteht deshalb ein
weiches Produkt, welches sich in keiner Weise zu einem Steifkappenstoff eignet:
Es wurde nun gefunden, daß man zu einer rationellen und technisch einwandfreien
Herstellung von Steifkappenstoffen in der Weise gelangt, daß man feinverteilten,
mit Wasser angefeuchteten Celluloseester oder -äther mit der Dispersion eines Kunstharzes,
wie z: B. Polyvinylacetat, Polyacrylsäureester oder Mischpolymerisaten derselben
oder anderen Kunstharzdispersionen, vermischt und gegebenenfalls nach Zusatz von
Pigmenten, Füllstoffen, Stabilisierungs- oder Netzmittel auf einen Trägerstoff,
wie z. B. Vlies, Gewebe, Filz od. ähnl., aufstreicht oder spritzt oder den Trägerstoff
damit tränkt, worauf der so behandelte Stoff durch Trocknen vom Dispergiermittel,
beispielsweise Wasser, befreit wird. Die zugesetzte Kunstbarzdispersion bildet hierbei
einen zusammenhängenden Überzug, der innig mit den Trägerstoffen verbunden ist und
zu gleicher Zeit das Celluloseester- oder -ätherpulver fest inkorporiert, so daß
der so hergestellte Steifkappenstoff in jeder Hinsicht mechanisch beanspruchbar
ist, wie dies beim Stanzen, Schärfen u. a. in der iSchuhindustrie gebräuchlichen
Zurichtungsmethoden erforderlich ist. Der dergestalt hergestellte Steifkappenstoff
wird in üblicher Weise vor dem Einarbeiten in den Schuh mit Lösungsmitteln für den
Nitrocelluloseester oder -äther behandelt und dadurch erweicht und klebend gemacht.
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Bei dem Trocknen auf dem Leisten gewinnt er die endgültige Form, Steifheit
und Festigkeit und verbindet sich innig mit Oberleder und Futter.
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Das neue Verfahren besitzt den Vorteil, daß das Gewebe oder die anderen
Trägerstoffe ohne Anwendung irgendwelchen Lösungsmittels für das Cellulosederivat
oder das Kunstharz in einen Steifkappenstoff übergeführt wird, der gleichwohl genügend
mechanische Festigkeit besitzt, um die in der Schuhfabrikation nötigen Vorbehandlungen
zu vertragen.
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Ein erfindungsgemäß hergestellter Steifkappenstoff besitzt den weiteren
Vorteil, daß beim Aufbringen der wasserfeuchten Kombination aus feinverteiltem Celluloseester
oder -äther und Kunstharzdispersionen keinerlei Brandgefahr besteht und sogar bei
der Weiterverarbeitung dadurch ausgeschlossen ist, daß die in ganz geringer Menge
in der Kunstharzdispersion vorhandenen hydrophilen Emulgiermittel jede nachträgliche
elektrostatische Aufladung verhindern, welche zur Entzündung des Lösungsmittels
beim Erweichen und Einkleben .der Schuhkappe Anlaß geben könnte. Beispiel Eine dickflüssige
Lösung von Nitrocellulose (10,20/0 Stickstoff) in geringen Mengen einer Mischung
gleicher Teile Athylacetat und Spiritus wird mit so viel Wasser verrührt, daß eine
feinkörnige Suspension aus gefällter Nitrocellulose entsteht. Die Hauptmengen des
Gemisches aus viel Wasser und wenig Äthylacetat und Spiritus wird durch Absetzen
oder Filtration von der ausgefällten Nitrocellulose abfiltriert und aus dem Filtrat
durch eine einfache Destillation Äthylacetat und Äthylalkohol fast restlos zurückgewonnen.
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Das neben Spuren von Äthylacetat und Äthylalkohol etwa 5o % Wasser
enthaltende Nitrocellulosemehl wird etwa im Verhältnis 1 : 1 mit der unter dem Handelsnamen
Vinnapas H 6o bekannten Polyvinylacetatdispersion vermischt und die Mischung durch
Streichen oder Imprägnieren auf ein geeignetes Gewebe aufgetragen. Nach dem Verdunsten
des Wassers ist der bestrichene oder imprägnierte Stoff fertig zum Ausstanzen und
Schärfen der ,Schuhkappen, die schließlich beispielsweise mit einem Gemisch gleicher
Teile Äthylacetat und Spiritus behandelt werden, um sie formbar und klebend für
die Einarbeitung zwischen Futter und Oberleder zu machen.