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Verfahren zur Einmessung von unerwünschten Kopplungen zwischen zwei
Leitungen Bei auf längeren Strecken parallel geführten Fernsprechleitungen tritt
häufig sog. Übersprechen auf. Infolge von meist ka.pazit@iven, oder induktiven Kopplungen
zwischen einzelnen: Leitungen gelangt Energie aus der einen in die andere Leitung
und führt dort zu unangenehmen Störerscheinungen. Diese Störungen können, soweit
es sich um sog. Nahnebensprechen handelt, -durch sorgfältige Anpassung der Leitungen
an die angeschalteten" Geräte unschädlich gemacht werden.
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Mit dem Übergang zu höheren Trägerfrequenizen, insbesondere solchen
über 6o kHz, werden indessen die Schwierigkeiten, die der ausreichenden Beseitigung
der Störungen entgegenstehen, immer größer. Dies ist namentlich dann der Fall, wenn
ältere, ursprünglich bespulteLeitungen fürTrägerfrequenzbetrieb benutzt werden sollen
und zu dieseln zweck die Bespulung beseitigt wird. Um die Anforderungen an die Anpassung
in solchen Fällen nicht über dass wirtschaftlich mögliche Maß hinaustreiben zu müssen,
ist es erforderlich, die Kopplungen der Leitungen durch besondere zusätzliche Schaltmittel
auszugleichen.
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Es wäre nun erwünscht, ein: Meßverfahren ziz besitzen, daß solche
Kopplungen der Art und Größe einzumessen gestattet, vor allem aber das Auffinden
der Kopplungsstellen in der Leitung ermöglicht oder erleichtert. Erfindungsgemäß
wird zu diesem Zweck das an sich bekannte Impulslaufzeitverfahren in der Weise verwendet,
daß auf eine am Ende mit ihrem Wellenwiderstand abgeschlossene Leitung eine Impulsspannung
gegeben wird und die auf der anderen Leitung zurückkommenden Impulse nach Laufzeit,
Form und/oder Größe gemessen
werden. Wie bei den bekannten Impulsmeßverfahreu
werden auch hier,die Impulse z,-,veckmäßig in periodischer Folge gegeben.
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Es ist bekannt, zur Bestimmung von Echostehlen in Leitungen Impulsspannungen
auf diese Leitungen zu geben und die zurückkommenden Echoimpulse zu messen. Bei
diesem bekannten Verfahren wird also jeweils auf einer und derselben Leitung gesendet
und empfangen. Im Gegensatz dazu wird beim erfindungsgemäßen Verfahren nicht eine
einzelne Leitung, sondern die Kopplung zwischen zwei Leitungen gemessen, d. h. also,
der Empfänger arbeitet an einer anderen Leitung als der Sender.
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Die praktische Durchführung des Verfahrens erfolgt in der Weise, @daß
durch einen Sender eine Impulsspannung auf eine Leitung gegeben wird und gleichzeitig
von diesem Sender die Zeitablenkung des Elektronenstrahls in einer Braun, schese
Röhre ausgelöst wird. Die von der anderen Leitung kommenden Impulse werden wiederum
einem Verstärker und von diesem den Ablenkplatten der Braunschen Röhre zugeführt.
In weiterer Ausgestaltung,der Erfindung ordnet man am Eingang in die Leitung eine
künstliche kleine Kopplung, z. B. mit Hilfe eines Kondensators, an, um den Anfangspunkt
auf dem Braunschen Rohr zu markieren.
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Aus Form und Größe der zurückkommenden Impulse lassen sich weitgehende
Schlüsse auf Art und Größe der auftretenden Kopplungen ziehen. Einen Impuls kann
man bekanntlich als Überlagerung einer großen. Anzahl von Frequenzen auffassen.
Er verhält sich daher auf der Leitung so, als ob diese Frequenzen alle gleichzeitig
übertragen wurden. Da nun die Übertragungsgüte der Leitung im allgemeinen nicht
für alle Frequenzen die gleiche ist, so verformt sich der Impuls beim Durchlaufen
der Leitung. Gibt man z. B. einen Rechteckimpuls, so verschleifen sich vor allem
die Ecken :des Impulses, und man erhält schließlich einen Impuls von der Form einer
angenäherten cos2-Kurve. Bei Ohmschen Kopplungen zwischen zwei Leitungen ginge ein
solcher Impuls unverändert von der einen auf die andere Leitung über. Im allgemeinen
handelt es sich jedoch, wie bereits eingangs erwähnt, nicht um Ohm@sche, sondern
um induktive oder kapazitive Kopplungen. In diesem Fall wird aus der cos2-Form des
Sendeimpulses . bei Übergang auf die andere Leitung ein Impuls von,der Form einer
vollem, Sinusschwingung, wobei die Anstiegsflanke des Sendeimpulses die eine 1-Ialbwelle,
die abfallende Flanke des Sendeimpulses die andere Halbwelle des sinusförmigen Impulses
in der zweiten Leitung ergibt.
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Um einen besseren Vergleich der beiden Impulsformen und Impulsgrößen
zu ermöglichen, ordnet inan daher zweckmäßig weiiterhin eine Integrationsschaltung
an, die eine Rückumwandlung des Sinusimpulses in einen cos2-Impuls vornimmt. Eine
solche Schaltung ;kann sowohl im Empfänger wie im Sender angeordnet werden.
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Weitere Verformungen der Impulse treten infolge der verschiedenen
Stärke und der Verteilung der einzelnen Kopplungen längs des Leitungsverlaufs auf.
So wird z. B. beim Vorliegen einer größeren Anzahl schwacher Kopplungen der zurückkommende
Impuls gegenüber dem Sendeimpuls in wesentlich größerem Maße verbreitert erscheinen,
als beim Vorliegen einer einzelnen konzentrierten, starken Kopplung. Weiter auseinanderliegenide
Kopplungsstellen ergeben auf dem Bildschirm der Braunschen Röhre getrennte Echozeichen,
so daß diese Stellen jede für sich eingemessen und aufgefunden werden können. Kennt
man die Dämpfung der Einzelleitung, so kann man ferner auch schon aus der Größe
der zurückkommenden Impulse die Größe der Kopplung ungefähr bestimmen.
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Zur Behebung,der durch die Kopplungen hervorgerufenen: Nebensprechstörun,gen
kann man, nun weiterhin am besten so vorgehen, daß man in die Nähe einer mittels
,des erfindungsgemäßen Verfahrens festgestellten Kopplungsstelle ein veränderbares
Ausgleichsglied, z. B. einen Drehkondensator, einbaut und dann unter fortwährender
Beobachtung :des Bildes auf der Braunsch.en Röhre den günstigsten Wert für die Größe
des endgültig einzubauenden festen Ausgleichsgliedes ermittelt.
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Bis zu welcher Leitungslänge das erfindungsgemäße Verfahren anwendbar
ist, hängt von der Dämpfung der- untersuchten Leitung ab. Man wird im allgemeinen
nicht über einige Kilometer Meßstrecke hinausgehen, um noch mit wirtschaftlichem
Aufwand verstärkbare Zeichen zu erhalten. Für die Beseitigung des Nahnebensprechens
reicht dies im allgemeinen auch aus. Für die Einmessung von weiter entfernt liegenden
Kopplungsstellen, die unter Umständen für diie Bekämpfung von Fernnebensprechen
von. Interesse sein könnten, wird man :die Leitung auftrennen und von der Trennstelle
aus erneut in die Leitung hinein messen müssen. Auf .diese Weise ist es möglich,
ziemlich genaue Angaben für :die Stelle der auftretenden Kopplungen zu erhalten.
Je nach der Tiefe, mit der @in die Leitung gemessen -%vird, muß die Impulsfolgefrequenz
gewählt werden. Sie ist mit wachsender Meßlänge um so 'kleiner zu machen, damit
die von einem Impuls herrührenden, über verschieden weit entfernte Kopplungsstellen
zurückkehrenden Impulse bereits alle wieder an der Meßstelle eingetroffen sind,
ehe der nächste Impuls gesendet wird.
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Das Verfahren gemäß der Erfindung ist auch zur Prüfung von Kabeln
bei der Fabrikation geeignet, indem man die einzelne Kabellänge nach ihrer Fertigstellung
auf innere Kopplungen untersucht, um nötigenfalls schon hier Maßnahmen zum Ausgleich
dieser Kopplungen treffen zu können.