-
Augenprothese
Die Erfindung betrifft eine Augenprothese sowie das Verfahren
zu ihrer Herstellung.
-
Bisher bestehen künstliche Augen in der Regel aus keramischem Werkstoff,
vornehmlich aus Glas.
-
Einer ihrer Nachteile liegt in ihrem Gewicht. Ein besonderer Mangel
ist ihre Zerbrechlichkeit. Bei Bruch eines künstlichen Auges können in der Augenhöhle
folgenschwere Verletzungen entstehen.
-
Zweck der Erfindung ist deshalb die Schaffung einer Augenprothese,
welche leicht und unzerbrechlich ist. Außerdem zielt die Erfindung auf ein künstliches
Auge, welches durch naturgetreueForm und Färbung, durch Verträglichkeit gegenüber
dem menschlichen Gewebe und dadurch ausgezeichnet ist, daß es gegenüber den üblichen
oder krankhaften Absonderungen der Augenhöhle indifferent ist.
-
Erfnduugsgemäß entspricht diesen Bedingungen eine Augenprothese,
bei welcher eine Kalotte und ein kugelig gewölbter Tragkörper, welche beide aus
durchsichtigem Kunststoff, z. B. einem Harnstoffkondensationsprodukt oder einem
Acrylsäureester-Polymerisationsprodukt bestehen, unter Zwischenfügung einer Nachbildung
von Iris und Pupille miteinander verbunden sind. Zweckvoll ist dabei die Kalotte
in eine Vertiefung des Tragkörpers teilweise eingesetzt. Dieser ist vorzugsweise
aus zwei Schichten gebildet, wobei zwischen diesen Schichten oder auf ihrer Innenseite
Nachbildungen der Blutgefäße (Farbstriche, rote Fäserchen 0. dgl.) und sonstiger
Bindehautmerkmale (Farbtönung) vorgesehen sind. Die zweite und/oder die erste Schicht
des Tragkörpers kann aus gefärbtem Kunststoff bestehen.
-
Bei der Herstellung der Prothese wird gemäß der Erfindung derart
vorgegangen, daß die fertig vorgeformte, auf der Rückseite eine die Iris nachahmende
Scheibe mit dunkler Mitte (Pupille) tra-
gende Kalotte in eine Hohlform
eingelegt und in dieser der Tragkörper angeformt wird. Dieser kann zweischichtig
hergestellt werden, indem zuerst auf die Wandung der Hohlform eine dünne, durchsichtige
oder durchscheinende oder durchscheinende und gefärbte Kunststoffschicht aufgetragen
wird, daraufhin die Blutgefäße auf dieser Schicht nachgebildet werden und schließlich
der Formhohlraum mit bindehaut-lederhaut-farbigem Kunststoff ausgefüllt wird. Die
Verbindung der Prothesenteile geschieht durch Polymerisation, indem die geschlossene
Hohlform erhitzt, z. B. in ein heißes Flüssigkeitsbad gehängt wird. Es kann gleichzeitig
ein gewisser Druck ausgeübt werden.
-
Ein gemäß der Erfindung ausgebildetes künstliches Auge hat ein naturgetreues
Aussehen. Es kann nach Form und Farbe dem gesunden Auge des Kranken angepaßt werden.
Trotzdem eignet es sich infolge des vorteilhaften Herstellungsverfahrens auch für
Serienfertigung. Da"die Prothese aus Kalotte und Tragkörper besteht, also zweiteilig
ist, ist der Vorteil erreichbar, daß die Iris und die l'upille bzw. ihre Nachbildungen
dort angebracht werden können, wo beim natürlichen Auge Iris und Pupille hinter
der wäßrigen Augenflüssigkeit sich befinden. Es können überhaupt alle anatomischen
und topographischen Einzelheiten sowohl eines normalen als auch eines veränderten
Auges, soweit dies kosmetisch erforderlich oder zweckvoll erscheint, in naturgetreuer
Weise veranschaulicht werden. Infolge der Einbettung der Kalotte in den Tragkörper
und infolge der Verbindung dieser Teile im Wege des Polymerisierens ist die Nachbildung
von Iris und Pupille gegen Einwirkungen von außen geschützt. Sinngemäß das gleiche
gilt bezüglich der Nachbildung der Bindehaut und der t3lutgefäße. Die Prothese ist
daher unbegrenzt haltbar bei stets unveränderlichem Aussehen. Die Herstellung der
Prothese aus durchsichtigem Werkstoff gewährleistet einerseits, daß das künstliche
Auge, was die wesentlichen Merkmale wie Iris, E'upille, Blutgefäße usw. anlangt,
aussehensmäßig die gleiche Wirkung wie ein natürliches Auge ausübt, und anderseits,
daß es von den Absonderungen der Augenhöhle nicht angegriffen wird. Wegen ihres
leichten Gewichts ist sie bequem zu tragen.
-
Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung sind in der nachstehenden
Beschreibung der Zeichnung erläutert, welche die Erfindung beispielsweise veranschaulicht.
Es zeigt Fig. I die Drauf- und Seitenansicht einer Kalotte, Fig. 2 einen vertikalen
Schnitt durch die Kalotte und die Irisscheibe, Fig. 3 einen vertikalen Schnitt durch
das künstliche Auge, Fig. 4 einen vertikalen Schnitt durch eine Hohlform, Fig. 5
ebenfalls einen solchen Schnitt durch die Hohl form mit Verschlußvorrichtung.
-
Die Kalotte 1 besteht ebenso wie der Tragkörper 2 aus durchsichtigem
Kunststoff, z. B.
-
Kunstharz. Mit besonderem Vorteil ist ein Kondensationsprodukt s-on
Harnstoff oder ein Polymerisationsprodukt von Acrylsäureester verwendbar, das beispielsweise
einen bekannten, durchsichtigen Kunststoff darstellt.
-
Auf der ebenen Rückseite 3 der Kalotte I ist eine dünne Scheibe 4
angebracht, welche eine schwarze, die Pupille darstellende hiittelschicht 5 besitzt,
im übrigen irisfarbig gehalten ist. Diese Scheibe ist zweckvoll ebenfalls aus I(unstharz
hergestellt; vorzugsweise findet gefärbtes Kunstharz Verwendung.
-
Die Scheibe 4, welche zur Nachbildung der Iris und der Pupille dient,
kann aber auch aus Papier bestehen, auf welches eine Xachbildung der Iris und der
Pupille aufgemalt bzw. aufgedruckt ist. Es können auf diese \N eise die üblichen
Iristypen serienmäßig hergestellt und auf Lager gehalten werden, so daß jeweils
die betreffende Iris sofort verfügbar ist.
-
Wie Fig. 3 zeigt, ist die Kalotten mit der Scheibe 4 in eine Ausnehmung
6 des Tragkörpers 2 eingesetzt. Die Kalotte ist somit in ihrer Lage festgelegt.
Außerdem ist die Iris gegen Einflüsse von außen geschützt.
-
Vorzugsweise wird der Tragkörper 2 mehrschichtig ausgebildet. Beim
gezeichneten Ausführungsbeispiel ist auf eine dünne, durchsichtige Außenschicht
7 eine wesentlich stärkere Innenschicht 8 aufgebracht, welche aus gefärbtem Kunststoff
besteht und in der Farbe der Bindehaut gehalten ist. Zwischen den beiden Schichten
7 und 8 oder auf ihren Innenseiten werden die Nachbildungen der Blutgefäße und anderer
Bindehautmerkmale angeordnet. Die Blutgefäße können beispielsweise durch Farbstriche,
durch rote Fäserchen o. dgl. nachgeahmt werden.
-
Die Augenprothese wird mit Hilfe einer Hohlform gemäß Fig. 4 hergestellt.
In den beiden Gehäuseteilen g und IO befindet sich Gips oder eine sonstige geeignete
formbare Masse, derart, daß bei zusammengesetzter Form zwischen den beiden Formteilen
ein Hohlraum sich befindet, der der Größe und der Formgebung nach der zu erzeugenden
Prothese entspricht. Zur Anfertigung der Form kann ein Modell verwendet werden,
bei welchem der Tragkörper 2 aus Waclls oder anderem geeigneten Werkstoff besteht.
-
Wenn nach Erhärtung des Gipses das Wachsmodell entnommen wird, bleibt
die Kalotte mit der Irisscheibe in der in Fig. 4 gezeichneten Stellung.
-
Es wird dann auf die Wandung II der Hohlform eine dünne Schicht 7
aus durchsichtigem Kunststoff aufgetragen. Auf diese Scheibe werden die die Blutgefäße
darstellenden Farbstriche, Fäserchen o. dgl. aufgebracht. Daraufhin wird der Hohlraum
der Form mit gefärbtem Kunststoff ausgefüllt, wozu sich besonders gut ein gefärbtes
Polymerisationsprodukt von Acrylsäureester eignet.
-
Dann wird die Form geschlossen, wobei die Füllung des Formhohlraums
etwas verdichtet wird.
-
Zum Zusammenpressen der Formteile kann nach Fig. 5 ein Rahmen I2 dienen,
welcher die Hohlform aufnimmt und mittels einer Spindel 13 das Andrücken der Verschlußplatte
14 ermöglicht.
-
Die geschlossene Form wird daraufhin erhitzt, z. B. in kochendes
Wasser gebracht. Dabei erfolgt die Verbilldullg der Teile durch Polymerisation des
Kunststoffes, aus dem sie bestehen. Nach Beendigung der Erhitzung und nach Abkühlung
kann die fertige Prothese entnommen werden; soweit sie Grate besitzt, werden diese
durch Schleifen entfernt. Es empfiehlt sich, die Prothese auf Glanz zu polieren.
in der fertigen Prothese liegen die aufgebrachten Farben, Fasern usw. infolge ihrer
Umkleidung aus polymerisiertem Kunststoff geschützt.
-
I)as geschilderte Verfahren ist in jedem Einzelfall rasch.durchführbar.
Es eignet sich auch für Serienfertigung, in welchem Falle zweckvoll Metallformen
Verwendung finden, die geschliffen bzw. poliert sind. Die etwa notwendige Anpassung
serienmaßig hergestellter Prothesen an die Augenhöhle der Kranken kann durch Abschleifen
der Ränder erfolgen. Die verschiedenen Iristypen werden, wie bereits erwähnt, vorrätig
gehalten.
-
ISei der Herstellung der Kalotte kann entweder so vorgegangen werden,
daß auf die fertig vorgeformte Kalotte, und zwar auf der Rückseite, die Scbeil>e
aufgebracht wird, welche die Iris und die Pupille vortäuscht. Es kann aber auch
so verfahren werden, daß die Anfertigung der Kalotte und das Auflringen der Scheibe
in einem Arbeitsgang vollzogen wird, dadurch, daß in die Hohlform, in welcher das
Kunststoffpulver und die monomere Flüssigkeit unter Druck und Hitze verformt, d.
h. zur Kalotte gebildet werden, die Irisscheibe eingelegt wird, wobei diese Scheibe
und die Kalotte miteinander verharzen.
-
Selbstverständlich kann, anstatt gefärbten Kunststoff zu verwenden,
ein glasklares Kunststoffpulver v erarbeitet und dieses den Bedürfnissen entsprechend
selbst gefärbt werden.
-
PATENTANSPROCHE r. Augenprothese, dadurch gekennzeichnet, daß eine
Kalotte (I) und ein kugelig gewölbter Tragkörper (2), welche beide aus durchsichtigem
Kunststoff, z. B. einem Harnstoffkondensationsprodukt oder einem Acrylsäureester-Polymerisationsprodukt
bestehen, unter Zwischenfügung einer Nachbildung von Iris und Pupille (5) miteinander
verbunden sind.