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Verfahren zur Herstellung von Bleicyanamid Es ist bekannt, Bleicyanamid
aus Lösungen, beispielsweise aus einer Bleinitratlösung, mit Calciumcvanamidlösung
auszufällen. Weiter ist bekannt, für die Herstellung von Bleicyanamidpasten oder
Aufschlämmungen von Bleioxyd, Bleicarbonat bzw. basischem Carbonat zu verwenden,
und diese Aufschlämmungen mit sauren Calcium- bzw. Natriumcyanamidlösungen umzusetzen.
Bei allen diesen bekannten Verfahren sind zur Erzielung von hochprozentigem 131eicvanamid
ein Überschuß von 30 Cyanamidstickstoft und bei Verwendung von pastenförmigen Stoffen
längere Reaktionszeiten von 2 bis zu 6 Stunden notwendig, um diese Stoffe restlos
in das ebenfalls unlösliche Bleicyanamid überzuführen.
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Es wurde nun gefunden, daß alle diese Nachteile überraschenderweise
beiVerwendung vondem ebenfalls sehr unlöslichen Bleisulfat sich restlos vermeiden
lassen und darüber hinaus ein Produkt.entsteht, das bessere anstrichtechnische Eigenschaften
besitzt. I)ie Reaktionszeit zwischen Bleisulfataufschlämmungen und einer Calcium-
bzw. Natriumcyanamidlösung ist außerordentlich kurz; das Bleicyanamid entsteht praktisch
augenblicklich, Ein Überschuß an Cyanamidstickstoff ist nicht notwendig, und man
erhält trotz der geringen Reaktionszeit und trotzAnwendung von nur äquivalenten
Mengen Cyanamidstickstoff ein überraschend reines Produkt, das nur unter o,o2 %
CI und SOs enthält. Ein weiterer wesentlicher Vorteil liegt darin, daß das Produkt
außerordentlich fein anfällt und vor allen-Dingen recht gleichmäßig, was für die
Verwendung des Bleicyanamids als Anstrichfarbe von erheblicher Bedeutung ist. Von
besonderem Vorteil ist weiter, daß trotz der- Feinheit des entstehenden Produktes
beim Trocknen keine Verklumpung eintritt, so daß ein Nachmahlungsvorgang überflüssig
wird. Das Produkt zerfällt nach dem Trocknen sehr leicht und kann sofort mit dem
Bindemittel zur Anstrichfarbe verarbeitet werden.
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Es wurde weiter gefunden, daß bei Verwendung
von Bleisulfataufschlämmung
sich überraschenderweise der Ölbedarf der aus Bleicyanamid herzustellenden Anstrichfarbe
je nach Art der Zugabebedingungen in weiten Grenzen beeinflussen läßt. Bei langsamer
Zugabe des Bleisulfats zur vorgelegten Natriumcyanamidlösung treten Produkte mit
hohem Ölbedarf, bis zu 450/0 Öl, auf, umgekehrt bei schneller Fällung praktisch
augenblicklich Produkte mit einem Ölbedarf von 25 bis 30%. Diese Variationsmöglichkeit
im Ölbedarf ist erwünscht und daher ein besonderer Vorteil des vorliegenden Verfahrens.
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Es ist weiter von Vorteil, daß man bei Verwendung des Bleisulfats
auch bei gewöhnlicher Temperatur fällen kann, ohne die Reaktionsgeschwindigkeit
oder die Art des Produktes zu vermindern bzw. zu verschlechtern. Durch die niedrige
Temperatur werden Stickstoffverluste praktisch vollkommen vermieden. Bei höherer
Temperatur treten Stickstoffverluste durch Hydrolyse auf.
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Außerdem wurde gefunden, daß man auch mit unterschüssigen Natriumcyanamidlösungen
bei Verwendung von Bleisulfat arbeiten und dabei basische Produkte mit o bis 50%
an basischem Anteil erzeugen kann, ohne daß das entstehende Produkt mehr als 0,2%
SO, enthält. Die auf diese Weise gewonnenen Produkte finden Anwendung als Deckfarbe,
und auch sie können nach dem bisher bekannten Verfahren nicht erzeugt werden.
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Schließlich ist noch ein Vorteil des neuen Verfahrens dadurch gegeben,
daß man die Fällung der neutralen und basischen Bleicyanamide wegen der geringen
Reaktionszeit voll kontinuierlich durchführen kann, was sich bei den bekannten Verfahren
infolge der notwendigen langen Reaktionszeiten zur Erzielung eines reinen Produktes
nicht durchführen läßt. Durch Anwendung des kontinuierlichen Prozesses ergeben sich
gleichmäßigere Produkte.
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Um die Vorteile der Verwendung von Bleisulfat gegenüber einem anderen
schwerlöslichen Bleisalz klar herauszustellen, sei die mit Bleichloridaufschlämmungen
erforderliche Arbeitsweise den folgenden Beispielen der Erfindung gegenübergestellt:
300 kg technischer Kalkstickstoff wurden mit einer Sodalösung, die
230 kg Soda in 5 m3 Wasser enthält, 2 Stunden gerührt. In die durch ein Filter
geklärte und dann auf 5o° erwärmte Natriumcyanamidlösung wurde eine Paste von 35o
kg Bleichlorid, entsprechend 26o kg Blei, in 1,7 m3 Wasser eingerührt. Die
Umsetzung dauerte 6 Stunden. Das Produkt enthält nach dieser Zeit noch etwa 0,20/0C1.
Der angewandte Cyanamidstickstoffüberschuß betrug 30%. Das Produkt wurde abfiltriert,
mehrmals gewaschen und getrocknet. Nach dem Trocknen mußte es mit einer -Feinmahlmühle
nachgemahlen werden. Beispiel i Die Natriumcyanamidlösung wird hergestellt durch
Zusammenrühren von 2o5 kg Kalkstickstoff mit einer Sodalösung, die 118 kg Soda und
22 kg Natriumhydroxyd in 3,5 ni3 Wasser enthält. Die Umsetzungstemperatur
liegt bei 35°, die Rührdauer beträgt 2 Stunden. Die Natriumcyanamidlösung wird kontinuierlich
mit einer Aufschlämmung von 382 kg Bleisulfat, entsprechend 26o kg Blei, in 1,2
m3 Wasser bei einer Temperatur von 5o° in einem Intensivrührgefäß zusammenlaufen
gelassen und kontinuierlich abgezogen. Nach Waschung und Trocknung ist das Produkt
versandfertig. Beispiel e Die Natriumcyanamidlösung wird hergestellt durch Zusammenrühren
von i55 kg Kalkstickstoff mit einer Sodalösung, die i06 kg Soda und 26 kg Natriumhydroxyd
in 3,5m' Wasser enthält. Die Umsetzungstemperatur liegt bei 35°, die Rührdauer beträgt
2 Stunden. Die Natriumcyanamidlösung wird kontinuierlich mit einer Aufschlämmung
von 382 kg Bleisulfat, entsprechend 26o kg Blei, in 1,2 m3 Wasser bei einer Temperatur
von 20°' in einem Intensivrührgefäß zusammengegeben und kontinuierlich abgezogen.
Nach Waschung und Trocknung ist das Produkt versandfertig. Es enthält 25% basische
Bestandteile. Beispiel 3 Zu einer geklärten Natriumcyanamidlösung, die durch Lösen
von 70o kg Kalkstickstoff in 10,3 m3 Wasser und Zugabe von 49o kg Soda bei
35° und bei einer Rührdauer von 2 Stunden und anschließender Filtration erhalten
wird, wird bei 5o° in 41/2 Minuten eine Anschlämmung von i27okg Bleisulfat in 2,2
m3 Wasser zugegeben. Nach kurzer Rührzeit wird gewaschen und getrocknet. Das auf
diese Weise diskontinuierlich hergestellte Produkt benötigt auf Grund der oben angegebenen
Einlaufgeschwindigkeit der Bleisulfatanschlämmung beim Anreiben zu einer streichfertigen
Farbe 33 bis 35 0/0 Öl.