-
Schalldämpfende und isolierende Baustoffmasse und Verfahren zur Herstellung
derselben Die Erfindung bezieht sich auf eine schalldämpfende und isolierende Baustoffverbindung
sowie auf das Verfahren zu deren Herstellung, die sich gegenüber den bekannten schallabsorbierenden
Wandbezügen durch ihre feuerhemmende Wirkung und ihre Anpassungsfähigkeit an gegebene
akustische Raumverhältnisse vorteilhaft unterscheidet.
-
Die bekannten, zur Anwendung kommenden Textilgewebe haben sich durch
ihre geringen Schallschlukkungswerte und deren mangelnde Regulierbarkeit sowie durch
ihre begrenzten Anbringungsmöglichkeiten, z. B. an unregelmäßigen Bauformen, wie
Hohlkehlen usw., als nachteilig erwiesen, wenn man von den ungünstigen Nebenwirkungen
der Fugen und Nähte ganz absehen will. Ein weiterer Nachteil der bekannten schallabsorbierenden
Stoffe, bei denen Fasern organischer Art, wie Holz-, Pflanzen- oder Haarfasern,
verarbeitet werden, wird in ihrer leichten Brennbarkeit erblickt. Die weiterhin
als bekannt zu geltenden Versuche, an Stelle von Textilfasern solche mineralischer
Art in Form von Platten und Ziegeln zu verarbeiten; haben sich insofern als nachteilig
erwiesen, als die Platten im erstarrten Zustande durchweg zu wenig Porosität aufweisen
und an Ort und Stelle nicht den jeweils verlangten und notwendigen Dämpfungswerten
angepaßt werden können, wie es z. B. der erfindungsgemäße Baustoff ermöglicht, der
im Zuge seiner Herstellung und Vermischung an Ort und Stelle den jeweils verlangten
Verhältnissen in bezug auf Schallabsorbtion angepaßt werden kann. Weiterhin bringt
die Erfindung auch die den mineralischen Fasern und insbesondere die der Glaswolle
innewohnenden Eigenschaften voll zur Wirkung. Es wird ein außerordentlich hoher
Schallschluckwert erzielt, der durch die den erfindungsgemäßen Baustoff auszeichnende
starke Porenbildung erreicht wird. Durch die besondere und nachstehend beschriebene
Ausbildung der Glasgespinstwandbekleidung
wird auch eine erhöhte
Abweisung von Schwitzwasser oder sonstigen Feuchtigkeitsbildungen erreicht, die
insbesondere in Theatern, Hallenschwimmbädern usw. auftreten.
-
Durch die bezweckte und erzielte Aufhebung der Nachhallerscheinungen
infolge der Strukturart des Glasgespinstes gemäß vorliegender Erfindung sind vielseitige
Anwendungsmöglichkeiten in Lichtspieltheatern, Sprechtheatern, Sitzungssälen, großen
Wandelgängen und Hallen gegeben, kurz in allen Räumen, in denen das gesprochene
Wort, der Ton oder die mechanische Musik durch solche Nachhallerscheinnngen ungünstig
beeinträchtigt werden.
-
Daß natürlich der Baustoff .auch ausgezeichnete isolierende Eigenschaften
gegen Kälte, Wärme und Feuchtigkeit aufweist, ist als bekannt vorauszusetzen, er
kann deshalb auch für solche Zwecke Anwendung finden. Bisher hat man z. B. in solchen
Fällen einfach Glaswolle in die vorgesehenen Isolationsräume eingebracht. Diese
Verarbeitungsmethode ist aber von Nachteil, da der aus Glaswolle bestehende Füllstoff
bei Erschütterungen zusammensackt und somit große Teile der 'zu isolierenden Wände
o. dgl. freilegt. Diese erfindungsgemäße Masse hingegen verbindet sich mit den zu
isolierenden Flächen und stellt im erstarrten Zustande eine gebundene, selbsttragende
Masse dar.
-
Das Wesen der Erfindung wird darin erblickt, daß ein mittels Kelle,
Brett oder eines sonstigen Gerätes auftragbarer, einen stoffartigen Charakter zeigender
Wandbelag benetzt wird, der aus kleinen, in allen Fällen aber damastartigen, die
Fadenstruktur beibehaltenden Flocken, zerrissenen Glas-, Schlacken- oder ähnlicher
Wolle besteht, welche mit einem trockenen oder feuchten Bindemittel, z. B. mit einem
Zellstoffkleber ähnlich dem Pflanzenleim aus Methylcellulose, sowie mit trockenen
Farbstoffen und einer Lösung von Natriumbicarbonat in einem sinngemäßen Verhältnis
unter Zusatz von Wasser vermischt wird. Es werden etwa 7 kg Glaswolle mit 4oo bis
700 g Bindemittel, ioo_ bis Zoo g einer schaumbildenden Lösung von Natriumbicarbonat
unter Zusatz. von einer entsprechenden Menge Wasser für eine Fläche von etwa 5 qm
derart vermischt, daß auch im aufgetragenen Zustande die faserige Struktur der Mörtelmasse
erhalten bleibt. Die Porosität dieser auftragbaren Mörtelmasse und demzufolge ihre
Dämpfungswerte sind durch eine entsprechende Vermehrung oder Verminderung der Bindemittel
und Farbstoffzusätze regelbar, dergestalt, daß weniger Bindemittel und Farbstoffzusätze,
höhere Porosität und somit höhere Schallabsorbtion, mehr Farbstoffe und Bindemittel,
aber geringere Porositätund somit verminderte Schallschluckungswerte ergeben.
-
Das Verfahren zur Herstellung des Baustoffes gemäß Erfindung ist wie
folgt: Die Glas- oder Schlackenwolle wird in einem oder mehreren Arbeitsgängen unter
Beibehaltung einer Faserlänge von mindestens io bis 5o mm zerrissen. In diesem Zustande
wird die Glaswolle trocken an die Verwendungsstelle gesandt. Durch den Zusatz des
Bindemittels, der Trockenfarbstoffe, des schaumbildenden Mittels (Natriumbicarbonat)
und von Wasser in dem vorstehend angeführten Verhältnis wird ein Mörtelbrei erzeugt,
der gut durchgeknetet wird. Dieser Mörtelbrei wird dann nach bekannten Verfahren
aufgetragen. Während gewöhnlich eine Auftragstärke von 7 mm zugrunde liegt, kann
in Fällen, vor allen Dingen in Räumen mit mechanischer Musikwiedergabe oder in Maschinenhallen,
durch Verstärkung der Mörtelschicht auf io, 2o oder sogar 30 mm ein hoher
Absorbtionsgrad erzielt werden, so daß unliebsame Nachhallgeräusche nicht mehr auftreten.
-
Dadurch, daß gewissermaßen die einzelnen Haare der Glaswollteilchen
durch die Zugabe der oben angeführten Stoffe und den Trockenprozeß mehr oder weniger
versteift und lockerer oder kompakter miteinarider verbunden werden, können die
akustischen Summationswerte durch die variablen Mischungsverhältnisse reguliert
werden, ohne andererseits die schallabsorbierenden Eigenschaften der Glas- bzw.
Schlakkenwolle nachteilig zu beeinträchtigen. Der Belag kann auf jeden Bauträger
aufgetragen werden. Wird derselbe z. B. auf Sperrholz- bzw. Leichtbauplatten aufgetragen,
so wirken z. B. beide Teile als schwingender Gesamtkörper zur Absorbtion außerordentlich
starker Tiefen. Die Erfindung zeigt somit einen neuen Weg, einen schallabsorbierenden
Wand- oder Deckenbelag, dessen jeweils erforderlicher, durch Messungen feststellbarer
Schallschluckungswert beim Mischprozeß des mörtelartigen Breies vorbestimmt werden
kann, mit einfachsten Mitteln herzustellen.
-
Wärmetechnisch gesehen kann der nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellte Mörtelbrei als rein isolierender Baustoff nicht nur in der Bauindustrie,
sondern auch als geeignetes Isolationsmittel im Maschinenbau, zum Abisolieren von
Rohren usw. vielseitige Verwendung finden.