-
Anordnung zur Beseitigung falscher Zahnstellungen und zum Umformen
der Kieferknochen
Bisher bekannte Anordnungen zur Regelung und Richtungsbesserung
von Zahnstellungen, soweit sie sich federnder Drähte als Kraftquelle bedienen, waren
an Metallbändern befestigt, die auf zwei Seitenzähnen, den ersten Molaren, fest
zementiert wurden. Das hierdurch bedingte dauernde Tragen der anordnung im Munde
bildete öfters die zur sache kariöser Zahnerkrankungen. Auch andere Nachteile, namentlich
die immerhin recht auffällige Sichtbarkeit der Bänder und eine Behinderung der Kautätigkeit,
I)edurften der Beseitigung.
-
Die weiterhin bereits vorgeschlagenen Plattenbehelfe aus Kautschuk
konnten zwar die besonders stark störende Dauerbefestigung der vorgenannten Regler
beseitigen. Diesem Vorteil steht aber zu nächst eine in nur zeitraubenden und verwickelten
Arbeitshandlungen durch eigens darauf geschulte technische Kräfte und innerhalb
von Speziallaboratorien vor sich gehende Herstellungsweise im Wege.
-
Außerdem sind aber Plattenbehelfe gestaltlich plumpe, den Mundraum
viel zu sehr ausfüllende Anordnungen, welche besonders die so sehr wichtige Funktion
der Zunge stark behindern. In den meistens vorliegenden Fällen komrnt es vor, daß
die Platten durch den Gegenl>iß des Unterkiefers ständig nach oben gegen den
Gaumen angedriickt werden, wodurch sie auch dessen normales Abwärtswachsen stören
und somit direkt gesundheitsschädlich wirken.
-
Infolge ihrer langsamen Wirkung müssen Platten-
hehelfe
auch jahrelang im Munde getragen werden, und zwar zu einer Zeit, während welcher
die Gesichtspartien des Schädels das stärkste Wachstum durchmachen. Der nach oben
gerichtete Druck der Platten verursacht also Entwicklungshemmungen, die nicht nur
den Gaumen, sondern auch das darüberliegende Nasenskelett und die diesem vorgelagerte
Schädelbasis mit der wichtigsten Wachstumsdrüse, der Hypophyse, betreffen.
-
Der Gegenstand der Erfindung bedient sich nun zwar ebenfalls eines
federnden Metalldrahtes als Kraftquelle zur Ausübung kieferorthopädischer Wirkungen
im Sinne der eingangs erwähnten Ziele, er vermeidet aber die hervorgehobenen Nachteile
und erzielt zusätzliche Vorzüge wichtiger Art.
-
Das Wesen der neuen Anordnung besteht im großen und ganzen darin,
daß behufs unauffälliger, jedoch ein zeitweiliges und leichtes Herausnehmen durch
seinen Träger gestattender Befestigung von einer nächst und einwärtig des Zahnbogens
in Zahnhalshöhe verlegten Bügelstrecke, möglichst in der Gegend des zweiten Prämolaren
jederseits der Kieferscheitellinie, eine diesen Zahn von vier Seiten umfassende
höhen- bzw. tiefenwärts bis zu dessen Kaufläche reichende Drahtklammer abzweigt,
wobei die klammertragenden beiden Bügel schenkel durch ihre Kraftäußerungen auf
alle Zähne oder auf nur Teilstrecken des Zahnbogens diejenigen Wirkungen bezüglich
Zahnstellungen und Kieferformung ausüben, denen sie im besonderen Falle entsprechen
sollen.
-
Weitere zweckentsprechende Eigenheiten des Erfindungsgegenstandes
ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung und den Abbildungen gemäß der Zeichnung.
In der letzten stellt dar: Fig. 1 in vergrößertem Maßstab eine schaubildliche Ansicht
auf die insbesondere für den Unterkiefer empfehlenswerte Ausführungsform, Fig. 2
einen schematisch gehaltenen Grundriß der Kaufläche von zwölf durch den Regler beeinflußten
Zähnen des Oberkieferzahnbogens, Fig. 3 wiederum schematisch, aber in entspanntem
Zustand, den Grundriß des Innenteils der W-förmigen Anordnung ohne Befestigungsklammern,
Fig. 4 im Grundriß eine Abwandlung der Ausführung nach Fig. 2 und 3, Fig. 5 schaubildlich
die Ansicht einer der Klammern, mittels der die Befestigung des Reglers geschieht,
und Fig. 6 bruchstückweise die Seitenansicht einer Ausführungseinzelheit.
-
Das in den vorerwähnten Figuren dargestellte .Ausführungsbeispiel
bedient sich als Werkstoff eines federharten, rostfreien Stahldrahtes von etwa 0,7
mm Stärke, der im Grundriß gesehen etwa die Gestalt eines großen W hat. Dieser völlig
innerhalb des Zahnbogens, gebildet aus den vier Schneidezähnen S und S I, den Eckzähnen
E, den ersten Prämolaren P 1, den zweiten PrämolarenP2 und den zwei ersten Molaren
M 1, liegende, also von außen nicht sichtbare Teil wird in die Höhe der Zahnhalslinie
verlegt. Seine bügel- oder bogenförmige Strecke, gebildet aus dem Steg 1b und den
beiden anschließenden Schenkeln 10, geht rückwärtig in der Gegend des ersten Molaren
M I unter Bildung einer Schlaufe Ic in die beiden nach vorn verlaufenden, wangenwärts
liegenden, federnd ausspreizbaren Schenkel 1 über. Diese legen sich eng gegen die
Zahnhälse der Seitenzähne an, und zwar von den Eckzähnen E bis zu den ersten Molaren
M I.
-
In der Gegend des zweiten Prämolaren P 2 zweigt von den Schenkeln
I je eine Art Käfig ab. Er dient ausschließlich zur Befestigung des ganzen Reglers
und wird dadurch gebildet, daß in die Schenkel 1 eine U-förmige Kröpfungsstelle
hineingelegt wird, derart, daß rechtwinklig und senkrecht zu der die Schenkelpaare
I verbindenden waagerechten Ebene je eine Drahtstrecke 2c (Fig. 5) abzweigt.
-
Die Länge der Drahtstrecken 2c entspricht, abzüglich einem Geringen,
dem Höhenmaß eines Prämolaren, gerechnet von der Kaufläche ab bis zum Zahnhals.
An ihrem Ende geht die Drahtstrecke 2s, um go Winkelgrade abbiegend, in eine Waagerechte
2 über, die parallel zu der die Schenkel I, 10 -verbindenden Ebene verläuft. Schließlich
biegt jede Drahtstrecke 2 im rechten Winkel in eine Senkrechte 2a ab. Beide Strecken
2a bewahren durch das gemeinsame Stegstück 2t ihren Zusammenhang. Der Abstand 3
zwischen den Drahtstrecken 2C wird durch irgendeinen geeigneten Abstandhalter gesichert.
Im Beispiel der Fig. I wird der Abstandhalter aus einem Blechstreifen 2d aus rostfreiem
Stahl hergestellt gedacht, dessen Enden laschenartig um die Drahtstrecken 2C herumgreifen.
-
In Zahnhalshöhe durchsetzen die Drahtstrecken 2 die Lücke zwischen
dem ersten und zweiten Prämolaren bzw. zwischen dem letzteren und dem ersten Molaren.
Die Stege 2b und Abstandhalter 2d können etwas ausgebaucht werden, um bessere Anpassung
an die Form der Zähne P 2 zu erzielen. Die Breiten der Strecken 2 und die Entfernungen
zwischen je zwei benachbarten Strecken 2a und 2C werden der durchschnittlichen Maßgebung
eines Prämolaren nach beiden Richtungen hin angepaßt.
-
Bei fabrikmäßiger Herstellung werden sämtliche Teile nach Form und
Länge genormt. Sie können in der Praxis entweder direkt im Munde des Patienten oder
auf dem stets vorhandenen Gebißmodell mit Hilfe von Zangen leicht und schnell mittels
Umbiegens die erforderliche individuelle Anpassung erfahren.
-
Während die in Fig. 2, 3 und 5 dargestellten Ausführungsformen besonders
für Oberkiefer geeignet sind, eignet sich das in Fig. I veranschaulichte Beispiel
speziell für Unterkiefer. Bei den für den Oberkiefer bestimmten Reglern genügt eine
einfache Schlaufe IC zwischen den in der gleichen Ebene befindlichen Schenkeln 1
und IB bzw. dem Steg 1b Für den Unterkiefer empfiehlt es sich dagegen, zwischen
der Krümmungsstelle Ie und den Übergängen in die Schenkel 10 eine aus den vertikal
abwärts führenden und durch das Brückenstück 1e verbundenen Schenkel lt gebildete
Schlaufe einzuschalten. Diese ermöglicht durch Verengen oder Erweitern eine Verlegung
des Bügels Ia, Ib nach
hinten oder vorn je nach den Erfordernissen
des vorliegenden Falles.
-
Im Oberkiefer sind die dimensionalen Unterschiede nicht so groß,
so daß die kleine Horizontalschlaufe ic genügend Umformungsmöglichkeiten bietet.
Außerdem braucht ein zu kurzer Innenbügel Ia, ob, welcher etwa von den vorderen
Zähnen zu weit abstehen würde, nur etwas schräg aufwärts gegen den Gaumen hin angebogen
zu werden.
-
Das Hauptzie! einer kieferorthopädischen Behandlung ist fast ausnahmslos
eine seitliche Dehnung der Zahnbögen bis zur normalen Breite. Diese Aufgabe wird
mit der beschriebenen 'orrichtung dadurch erfüllt, daß die beiden klammertragenden
Seitenschenkel 1 durch Erweitern des Abstandes zwischen ihnen zum in Fig. I punktiert
dargestellten Auseinanderspreizen gebracht werden. Es findet also im Munde infolge
der Elastizität des Drahtes auf den von den Schenkeln I beeinflußten Strecken ein
langdauernder, zarter, d. h. sich innerhalb biologischer Grenzen haltender Druck
gegen die Seitenzähne statt, dem diese ganz allmählich nachgeben, ohne Schmerzhaftigkeit,
Lockerung oder Kippung zu zeigen. Damit sind die Voraussetzungen für die durch Wachstum
erfolgende Umformung der Kieferknochen gegeben, ohne welche ein Dauererfolg unmöglich
ist. Der Grad der Dehnung ist bei den Eckzähnen am stärksten und nimmt nach hinten
zu ab, da es sich bei den Schenkeln I um einarmige, bei ic drehbare Hebel handelt.
Dies entspricht den Eigenheiten der Gehißanomalien und muß demnach als ein besonderer
Vorzug des erfindungsgemäßen Reglerverfahrens gewertet werden. Die Vorrichtung ist
aber nicht zur Kieferdehnung allein geeignet, sondern gestattet weiter eine Beeinflussung
der Frontzahngruppen S, S I im Sinne ihrer Bewegung nach vorn oder nach innen. Diesem
Zweck dienen die Vorderenden Id der seitlichen Drahtschenkel z.
-
Sie werden zunächst in übertriebener Länge und geradliniger Form hergestellt.
Für gewöhnlich werden sie hinter dem Eckzahn E zu einer Ose umgebogen, wobei ein
Überschuß abzukneifen ist.
-
Zwischen beiden Osen Id wird alsdann ein Gummiring 4 ausgespannt und
kann vom Träger des Reglers nach dem Einsetzen vorderseitig über die vier Schneidezähne
herumgelegt werden. Das genügt, um die vorstehenden Zähne allmählich zurückzudrängen.
Stehen aber die Schneidezähne (vgl.
-
Fig. 4) zu weit nach hinten und müssen demzufolge nach vorn hin bewegt
werden, so werden die Enden der Drahtschenkel I hinter dem Eckzahn E annähernd rechtwinklig
gegen die hfitte k des Zahnbogens gebogen und dort abgekniffen. Durch mäßiges Aufbiegen
nach vorn üben sie nunmehr einen federnden Druck gegen die Schneidezähne aus. Diese
Wirkung läßt sich noch dadurch wirksamer gestalten und vor allem auch auf die seitlichen
Schneidezähne S I erstrecken, daß man die Schenkel I mittlängs teils nach vorn,
teils nach der Seite zurückbiegt, so daß eine V-förmige Feder Iv entsteht (Fig.
4).
-
Der wangenwärts gelegene Abstandhalter 2d der Doppelklammern 2, 2a,
2b, 2c läßt sich mit einem angefalteten ovalen und horizontal liegenden Röhrchen
5 (s. Fig. 6) ausstatten. Rechtes und linkes Köhrchen dienen dabei zur Aufnahme
der in ihnen gefedert gelagerten Endstücke eines Außenbügels IX, der ähnlich dem
Ring 4 um den Zahnbogen herumgeführt und behufs Längenänderung auf jeder Seite mit
einer Schleife is versehen ist. Der Bügel bezweckt eine wirksame Beeinflussung der
Schneidezahnstellung. Neuartig ist besonders die Art seiner Anbringung an den Doppelklammern.
-
Der W-förmige Regler kann vereinfacht werden, wenn unter Fortfall
der Teiler", Ib die klammertragenden Schenkel I rückwärtig bei Ic in einer Öse enden
und in einen einfachen, an den Zahnhälsen herumführenden Innenbogen auslaufen, der
in der Mitte eine kleine Schlaufe behufs Veränderung seiner Länge erhält. Eine andere
Abwandlung, die ebenfalls zum Ziele führt, kann darin bestehen, daß statt der Strecken
Ia, Ib die klammertragenden Schenkel I bei IC durch eine bügelartige Drahtstrecke
überbrückt werden. Derartige Abwandlungen können dort gewählt werden, wo gar keine
oder nur eine geringfügige Dehnung erforderlich ist, aber eine Beeinflussung der
Frontzähne durch den schon erwähnten Gummiring 4 oder den Außenbogen ix erstrebt
wird.
-
Erwähnt sei noch, daß die erfindungsgemäße Anordnung äußerst fest
am Gebiß sitzt, also nachts nicht herausfällt und auch während des Essens ohne Behinderung
der Kauhandlungen getragen werden kann. Der Träger des Reglers kann diesen aber
mit Leichtigkeit durch Angreifen des Fingernagels an den Stegen 2b der I)oppelklammern
2, 2a, 2b herausnehmen und hinterher wieder einsetzen. Die Regler entsprechen den
hygienischen Anforderungen vollkommen und machen stets einen sauberen Eindruck,
weil keine Speisereste an ihnen haftenbleiben. Durch Abkochen können sie ohne weiteres
sterilisiert werden.