DE78692C - Verfahren zur Herstellung künstlicher Fournire - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT. \%

Nach dem neuen Verfahren werden die Fourniere, ähnlich wie die echten Holzfourniere, von einem aus einer geeigneten Masse gebildeten Stamm oder Block geschnitten, und der Erzeugung einer Holzmaserung, welche der natürlichen möglichst nahe kommt, liegt der Gedanke zu Grunde, den Stamm, von welchem die Fourniere geschnitten werden, durch Aufeinandertragen der Masse um einen Innenkern in solchen concentrischen Lagen herzustellen, welche den Jahresringen des Naturholzes entsprechen. Es geht also aus der Arbeit ein Stamm in ähnlicher Weise hervor, wie er in der Natur durch das Wachsthum des Baumes entsteht. Folgen die Lagen, je nach der beabsichtigten Holzart, in geeigneter Abwechslung der Färbung auf einander und wird der erzeugte Stamm der Länge nach zu den künstlichen Fournieren geschnitten, so zeigen diese auf der Schnittfläche in den von den durchschnittenen Lagen gebildeten Linien eine Zeichnung, welche der Holzmaserung vollständig gleich ist.

Eine für die Ausführung des Verfahrens ausfindig gemachte, geeignete Masse wird wie folgt hergestellt:

Drei Theile Leim, in Wasser gekocht, und ein Theil Glycerin werden heifs zusammengemischt, und in die Mischung wird so viel Kieseiguhr (Infusorienerde) eingerührt, dafs ein dickflüssiger Brei von solcher Consistenz entsteht, dafs die Masse, nachdem sie durch Zusatz passender Farbstoffe gefärbt worden ist, mittelst eines Borstenpinsels aufgestrichen werden kann.

Der vorbezeichneten Mischung kann zweckmäfsig auch noch ein Zusatz von Leinöl gegeben werden, wodurch die Masse geschmeidiger wird, sich besser schneiden läfst und die Fourniere Verwendung finden können, ohne nach der Anbringung besonders geölt zu. werden.

Als Kern wird zweckmäfsig ein dünner, knorriger-Holzstock gewählt und über ihn in etwa drei Anstrichen eine Lage der vorbeschriebenen Masse aufgetragen; die erhaltene Schicht wird dann getrocknet und darauf wieder eine Lage der in etwas anderer Tönung gehaltenen Masse aufgetragen, wieder getrocknet und so fort, indem man abwechselnd hellere und dunklere Schichten concentrisch über einander legt, bis ein dicker, einem entrindeten Baumstück gleichender Stamm entstanden ist. Durch gewisse Kunstgriffe wird neben entsprechender Färbung der Masse die Nachahmung der verschiedenen Holzarten unterstützt; so erhält man eine der natürlichen täuschend ähnliche Eichenholzmaserung, wenn man jede Lage nach dem Auftragen mittelst eines aus starken Borsten bestehenden Kammes der Länge nach mit Eifurchungen versieht, in welche dann nach dem Trocknen die nächstfolgend aufgestrichene Lage eintritt und, die Furchen ausfüllend, in der geritzten Schicht kleine Stellen von anderer Färbung erzeugt.

. Von dem so aus der Masse entstandenen Stamm lassen sich durch Hobel oder Messer Platten oder Fournierblä'tter von beliebiger Dicke abschneiden, welche sich, etwas nachgetrocknet, auf den zu fournierenden Gegen-

ständen miftelst Leimes oder anderer geeigneter Bindemittel dauerhaft befestigen lassen. Ist die Fournierung nach etwa eintägigem Trocknen genügend fest, so kann sie wie das natürliche Fournier weiter behandelt, geölt, geschliffen und hierauf gebohnt, polirt oder lackirt werden. Die Masse gestattet es, die Fournierblätter so dünn wie Papier zu schneiden, so dafs profilirte Leisten mit Leichtigkeit fourniert werden können; andererseits können auch beliebig starke, für Parquetfufsböden geeignete Platten von den aus der Masse gebildeten Stämmen oder Blöcken abgeschnitten werden; . solche Platten eignen sich wegen der grofsen Geschmeidigkeit und Biegsamkeit der Masse ohne Weiteres zum Belegen von alten, unebenen Fufsböden, denn etwa entstehende Unebenheiten lassen sich, mit einem Hobel leicht abhobeln.

Die unter Benutzung der vorbeschriebenen Fourniere gefertigten Arbeiten stellen sich im Preise kaum theurer als ein guter Holz- oder Marmoranstrich, sind aber viel naturgetreuer und ganz bedeutend haltbarer und lassen sich leicht wieder auffrischen. Etwa beschädigte Stellen können ausgebessert werden, ohne dafs etwas von der Reparatur zu sehen ist. Die fertigen Fournierblätter sind auch, da sie mit einem Schablonenschneidemesser oder einer entsprechenden Stanzvorrichtung leicht geschnitten werden können, zur Herstellung eingelegter Arbeiten, welche Ornamente, Figuren oder dergleichen darstellen, vorzüglich geeignet. Diese Arbeiten sind von den aus natürlichem Holz gefertigten fast nicht zu unterscheiden. Aus entsprechend dicker geschnittenen Fournieren können auch reliefartig vorstehende Ornamente geprefst werden.

Claims (1)

1. Patent-Anspruch:

   Verfahren zur Herstellung künstlicher Fourniere durch Abschneiden von einem aus einer geeigneten Masse zusammengesetzten Block, dadurch gekennzeichnet, dafs verschieden und entsprechend den Jahresringen des Naturholzes gefärbte Lagen der Masse concentrisch um einen Innenkern nach einander aufgetragen werden.