DE75691C

DE75691C - Menstruations- und Hämorrhoidalbinde

Info

Publication number: DE75691C
Application number: DENDAT75691D
Authority: DE
Original assignee: Dr. GEROLD & ClE in München
Anticipated expiration: 1913-06-06

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

PATENTSCHRIFT

KLASSE 30: Gesundheitspflege.

Dr. GEROLD & CIE in MÜNCHEN. Menstruations- und Hämorrhoidalbinde.

Patentirt im Deutschen Reiche vom 6. Juni 1893 ab.

Gegenstand vorliegender Erfindung ist eine Menstruationsbinde, welche infolge ihrer eigenthümlichen Construction in entsprechend kleinerer Ausführung mit gleichem Vortheil auch als Hämorrhoidalbinde angeordnet ' werden kann.

Dieselbe besteht, wie aus der Zeichnung (Querschnitt) ersichtlich, aus einer entsprechend langen und tiefen Doppeltasche α α aus sehr weichem, undurchlässigem Stoff (Wachstaffet, Patentgummi oder dergleichen), welche an der Verbindungsstelle b beider Taschen einen sattelförmigen Rücken bildet, über welchem sich der ganzen Länge nach eine gemeinsame Oeffnung für dieselben befindet. Beide Taschen sind nur am Rücken b und sonst an keiner Stelle mit einander verbunden, so dafs jede derselben sich unabhängig von der anderen bewegen kann. Diese Doppeitasche ist mit einem durchgehenden Tragband c versehen, welches an der Unterseite von b befestigt wird, wodurch es den Anschein erhält, als ob die Taschen α gleichmäfsig über dieses Band gehängt wären. Letztere werden mit einer etwa einen Centimeter dicken Schicht Watte oder dergleichen d gefüllt, welche, von einer Tasche zur anderen gehend, in dieser Stärke auch den Sattel b überzieht, so dafs dieser der ganzen Länge nach mit. Watte gepolstert erscheint.

Bei Benutzung als Monatsbinde wie auch als Hämorrhoidalbinde wird die Doppeltasche mittelst geeigneter Trägbänder oder dergleichen mit dem Sattel b gegen das betreffende Blutungsorgari an den Körper gebunden, wobei die auf demselben liegende Watte sich an das Blutungsorgan dicht anlegt bezw. anpafst. Die Taschen α α legen sich dabei, da sie sehr weich und schmiegsam sind, ohne ein unangenehmes Gefühl oder Reibung zu erzeugen, flach an die Schenkel und Gesäfsbacken an. Hierbei werden die Ränder a¹ der Taschenöffnung, da sie etwas tiefer als der Sattel b liegen, durch den Gesäfsspalt etc. gegen denselben gedrückt und dadurch die Taschen geschlossen gehalten, und zwar in der Weise, dafs das ausscheidende Secret in keiner Körperlage aus den Taschen laufen, aber gleichwohl ungehindert über den Wattesattel in dieselben fliefsen bezw. sickern kann.

Die Hauptvortheile gegenüber allen anderen derartigen Binden sind:

Erzielung der denkbar gröfsten Sauberkeit, da das Saugmaterial (Watte) beliebig oft und sehr leicht gewechselt werden kann. Man braucht eben nur etwas Watte bei sich zu führen, die bei Spaziergängen, auf Reisen etc. jederzeit neu eingelegt werden kann.

Bei starken und oftmaligen leichten Hämorrhoidalblutungen kann die Watte mit Liquor ferri sesquichlorati getränkt verwendet werden, dem unschädlichen, vorzüglichen, blutstillenden Saugmittel.

Die Vortheile gerade hierbei sind für Gesundheit und Wohlbefinden in die Augeri springend.

Die Binde wird nie unbequem, kann selbst bei starken Personen nicht drücken, wie dies z. B. runde Aufsaugkissen thun, zumal wenn sie getränkt sind. Sie schmiegt sich allen Bewegungen und Stellungen des Körpers leicht und dicht an, wodurch ein Ausrinnen der Flüssigkeit bei allen Körperlagen verhindert ist.

Sie wird, wie erprobt, selbst beim Turnen und Reiten nicht unbequem.

Die Binde kann mit einem Handgriff entfernt werden, was beim Stuhlgang von Vortheil sein dürfte. Sie besitzt infolge der Doppel-' tasche, ohne einen dicken Pack zu bilden, bedeutend gröfsere Aufnahmefähigkeit als andere diesem Zweck dienende Einrichtungen.

Aufser den bereits angegebenen Zwecken eignet sich diese Binde noch bei folgenden Krankheitszuständen des Unterleibes als vorzügliches Verbandmittel, und zwar infolge ihrer eigenthümlichen Zusammensetzung, welche eine Berührung und Reibung wunder oder geschwollener Gesäfstheile etc. verhindert:

1. bei mehr oder weniger ausgeprägter Incontinenz des Anus, z. B. bei Geschwulsten und nach Operationen;

2. bei Mastdarmfisteln;

3. bei chronischen, katarrhalischen Entzündungen des Mastdarmes;

4. bei Anus praeternaturalis;

5. bei den meisten Frauenkrankheiten, z. B. weifsem Flufs, Fisteln zwischen Blase, Gebärmutter und Scheide, bei Vulvitis, Colpitis, Metritis u. s. w.

Es leuchtet ein, dafs diese Binde infolge ihrer flachen Form bei allen diesen Leiden bedeutend bequemer und angenehmer zu tragen ist, als die meistens gebräuchlichen Monatsbinden u. dergl.

Claims

Patent-Anspruch:

Eine Menstruations- und Hämorrhoidalbinde, dadurch gekennzeichnet, dafs sie aus zwei Taschen α α 'zusammengesetzt ist, an deren Verbindungsstelle ein sattelförmiger Rücken b angeordnet ist.

Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.