DE745338C - Schmiermittel fuer Uhren und aehnliche feinmechanische Geraete - Google Patents

Description

• Schmiermittel für Uhren und ähnliche feinmechanische Geräte In bestimmten feinmechanischen Vorrichtungen und Geräten, wie Uhren, Elektrizitätszählern, geodätischen und nautischen Meßgeräten und Registriervorrichtungen, muß sich an den Lagern .der hochglanzpolierten Stahlzapfen aus Stein oder Metall ein einziger winziger Öltropfen viele Jahre lang unverändert schmierwirksam erhalten, ohne zu verharzen und ohne sich zu verflüchtigen, weil eine Reinigung der Lagerstellen von altem, verharztem Öl und eine Neuölung ohne ein völliges Auseinandernehmen des- ganzen Werkes unmöglich ist.
• Voni Gesichtspunkt der chemischen Haltbarkeit betrachtet, würden an sich für solche Lager völlig durchraffinierte, d.. h. bis zur restlosen Entfernung aller ungesättigten Kohlenwasserstoffe mit Schwefelsäure, Bleicherde usw. behandelte Mineralöle, sogenanntes P araffinurri liquidum, geradezu ideale Schmiermittel sein, da sie die beste Gewähr für ausreicher-,de Alterungsbeständigkeit bieten.
• Nun hat aber .die Praxis gezeigt, daß diese völlig durchraffinierten Weißöle sich genau wie alle übrigen Kohlenwasserstofföle unter dem Einfluß der von den Gleitflächen ausgehenden Anziehungskräfte mehr und mehr über die ganze Umgebung des Lagers ausbreiten, während das Lager -selbst schon nach kurzer Zeit kein Öl mehr enthält und die Zapfen trocken laufen. Diese in der Uhrentechnik sehr unerwünschte Eigenschaft solcher Öle wird gewöhnlich als »Kriechen« bezeichnet.
• Gerade in der Anforderung, daß sie gut in Tropfen beisammen bleiben müssen, ohne zii verlaufen, besteht der grundsätzliche Unterschied zwischen den für diese Zwecke Verwendung findenden Ölen, den sogenannten Uhrenölen, und allen übrigen Maschinen- und Lagerölen, bei denen. im Gegenteil eine gute und schnelle Verteilung des Öles auf der Unterlage bekanntlich sehr erwünscht ist.
• Zum Schmieren der Zapfenlager in Uhren und anderen feinmechanischen Räderwerken verwendete man daher in der Regel bis heute fette Öle, insbesondere Rinderklauenöl, Haminelfußöl und Delphinkinnbackenöl, oder bevorzugte Mischungen aus diesen fetten Ölen mit -eöllig durchraffinierten mineralischen `Veißölen. Denn die fetten Öle des Tier- und Pflanzenreichs enthalten im Gegensatz zu den durchraffinierten Mineralölen aktive Molekülgruppen, die sich fest auf den Gleitflächen verankern und dadurch nicht nur die Schmierwirkung erhöhen, sondern vor allem auch einen wirksamen Schutz gegen das Kriechen bilden. Während aber, -wie aus dem Schrifttun bekannt ist, das Höchstmaß der Schmierkraftsteigerung bereits bei einem Zusatz von 5 bis io 1/o fetten Öles erreicht ist, läßt sich erfahrungsgemäß das Kriechen der Öle erst bei einem Gehalt von 40, 50 und mehr Prozent Fettöl in der Mischung nachhaltig verhindern. Durch eine so hohe Zugabe von fettem Öl wird aber auf der anderen Seite die chemische Haltbarkeit solcher Gemische erheblich beeinträchtigt. Denn die in den fetten Ölen enthaltenen Verbindungen ungesättigter Fettsäuren führen infolge der im Laufe der Zeit eintretenden Oxydations- und Polymerisationsvorgänge zu einem wesentlich rascheren Verharzen des Öles.
• Um aus dieser Schwierigkeit heränszukommen, sind bereits verschiedene Wege beschritten worden. Man verwendete z. B. an Stelle der zum Kriechen neigenden Kohlenwasserstofföle chemische Verbindungen mit besonders hoher Oberflächenspannung, insbesondere Phtlialsäureester und Trikresylphosphate, die sehr ausgeprägt im Tropfen beisammenhleiben. Aber auch diese benötigen zur Erzielung einer eigentlichen Schmierwirkung Zusätze fetten Öles, -wenn diese auch schon etwas niedriger sein können als die zur Verhinderung des Kriechens der Mineralöle erforderlichen Mengen. Einen anderen Weg gibt die Patentschrift .157 646 an, nach welcher das Kriechen der Mineralöle dadurch verhindert werden soll, daß man vor dein Aufbringen des Öles die Schmierflächen finit gewissen Stoffen, insbesondere gesättigten Fettsäuren, überzieht, -welche die von den Schmierflächen auf das Schmiermittel ausgeübten Anziehungskräfte beseitigen bzw. verringern.
• Es wurde nun gefunden, daß das Kriechen von Paraffinuni liquidum auf einem für die praktische Schmiertechnik einfacheren `Fege auch dadurch -wirksam verhindert werden kann, daß man ihm ganz geringe Mengen von Metallseifen (etwa i bis 2'/(, oder noch weniger, je nach der gewünschten Viscosität des Schmierstoffes ) beigibt. Es ist dabei gleichgültig, ob diese Menge dem Öl dire4t zugesetzt und heiß verrührt wird oder ob man aus der Seife und dem Paraffinuni liquidum erst ein konsistentes Schmierfett mit höherem Seifengehalt herstellt und dieses durch weiteren Zusatz von Paraffinuni liquiduin so -weit verdünnt, bis der Seifengehalt des Endprodukts nicht mehr als etwa i '/0 beträgt.
• Auf diese `'eise hergestellte Schmierstoffe bleiben, trotzdem sie zu 98 bis über 99'/0# aus reinem Mineralöl bestellen, genau so gut und besser ' im Tropfen beisammen als Mischungen aus Paraffinuni liquidum mit do bis 5o °/o fettem Öl. Die chemische Haltbarkeit der erfindungsgemäß hergestellten Öle ist dadurch ungleich besser als die der bisher üblichen Uhrenöle, auch sind sie diesen in bezug auf Kälte- und Hitzebeständigkeit überlegen. Beispiele i. 1n 20 Teile eines aus Paraffinuni liquidum, Viscosität 3o1 E bei 2o1, hergestellten Aluminiumstearatfettes mit einem Seifengehalt von 5 1/0 rührt man 8o Teile Paraffinuni liquidum, Viscosität q.,51 E bei 2o1, ein. Man erhält ein wasserhelles Öl, das bei diesem Mischungsverhältnis nur i0/0 Seife enthält. Dieses Öl bleibt, 48 Stunden lang bei .5o° im Trockenofen aufbewahrt, erheblich besser im Tropfen beisammen als eine Mischung aus 6o'/0 Paraffinuni liquidum gleicher Viscosität und q.0'10 kältebeständigem Klauenöl. Während außerdem die letztere Mischung einen Stockpunkt von -30' und bei -ao' talgartig fest ist, liegt der Stockpunkt des erfindungsgemäß zu verwendenden Öles bei -3y1, und selbst hei -5o1 ist es ' immer noch geschmeidig.
• 2. In Schaltuhren mit Gangreserve, die (lauernd erhöhten Temperaturen ausgesetzt waren, war eine verwendete Klauenöl-Phosphorsäureester-Mischung mit 25 1/0 Klauen- ' ölgehalt bereits innerhalb weniger #,#'oclien stark verharzt und führte zu völligem Stillstand der Werke. Es wurde ein Schmiermittel hergestellt aus 9o 1/0 Paraffinuni liquiduin, Viscosität 30'E bei 2o1, und i01/0 eines ' Aluminiumstearatfettes mit etwa 21J0 Seifengehalt, also ein- Öl, das insgesamt zu über 99 °% aus gesättigten Kohlenwasserstoffen bestand. Versuchsuhren, die in einem auf +70' beheizten Raum hängen, wobei durch den Synchronmotor noch eine zusätzliche Wärme von weiteren -f- ro° entsteht, laufen mit diesem Öl bereits über g ,Monate genau so exakt wie im Anfang. Das Öl ist an den Lagerstellen. noch überall in ursprünglicher Menge und Flüssigkeit vorhanden.-

Claims (1)

1. PATENTANSPRUCH: Die Verwendung von. Paräffinum liqui-#dum mit einem Zusatz von Metallseifen, insbesondere Aluminiumseifen oder wasserfreien Schmierfetten, wobei die zugeführte Seifenmenge weniger als a °/o betragen soll, als Schmiermittel für Uhren und ähnliche feinmechanische Geräte.