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Brückentragwerk Im Kriegsfalle bilden die Brücken nveifellos militärisch
wichtige Gegenstände, die in erhöhtem Maße Luftangriffen «ausgesetzt sind. Der Endzweck
solcher Luftangriffe ist der, die Brücke vollständig zum Einsturz zu bringen, damit
der Verkehr an dieser Stelle auf lange Zeit hinaus vollkommen unterbunden ist. Dieser
Endzweck wird nun nicht dadurch erreicht, daß die eine oder andere Bombe ein Loch
in die Fahrbahn schlägt (solche Löcher können verhältnismäßig leicht und schnell
wieder ausgebessert werden), sondern dadurch, daß ein Haupttragglied (der Brückenkonstruktion
zerstört wird, so daß die Brücke im ganzen zusammenbricht. Nun wird es natürlich
nicht so. sein, daß der feindliche Flieger unmittelbar beire Abwerfen seiner Bomben
auf ein Haupttragglied zielt, sondern. er wird vielmehr einfach die ganze Brücke
als Ziel nehmen. Immerhin besteht aber -selbst dann nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit,
zumal bei Massenflugzeugangriffen, eine erhebliche Gefahr, daß ein Hauptkonstru@ktionsteil
der Brücke getroffen wird.
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Die Erfindung bezieht sich nun auf Brükkentragwerke, die eine besondere
Sicherung gegen vollständige Zerstörung der Brücke durch Luftangriffe darstellen.
Sie hat sich die Aufgabe gestellt, die Haupttragteile und Poxtale einer Brücke so
auszubilden, daß einerseits die Zielbreite für die von oben kommenden Bomben für
diese Teile wesentlich verringert wird und daß andererseits, selbst wenn ein solcher
Teil getroffen wird, die Brücke nicht zusammenbricht, sondern mindestens noch die
gesamte ständige Last und einen Teil .der Verkehrslast tragen kann, so daß- eine
Unterbindung des Verkehrs nicht eintritt.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Haupttragteile
in zwei oder mehr voneinander unabhängige Einzelteile zerlegt werden, die in hinreichenden
Ahständen so übereinanderliegen, daß die oberem den Schutz für die unteren bilden,
indem jeder obere Einzeltragteil ungefähr die gleiche Breite .hat wie der jeweils
darunterliegende. Im unbeschädigten Zustände der Brücke werden diese Einzelbeile
gleichmäßig beansprucht, so daß durch die Unterteilung der Haupttragt-eile in mehrere
Einzelteile kein nennenswerter Mehrverbrauch an Werkstoff und auch keine wesentliche
Erhöhung der Anlagekosten entstehen. Wird nun bei einem Luftangriff ein Teil eines
Haupttraggliedes, z. B. der obere
Teil, durch eine Bombe zerstört,
so kann deswegen die Brücke nicht zusammenstürzen, da die darunterliegenden Teile
dann noch vollkommen in der Lage sind, die Brücke und zumindest noch einen Teil
der Verlzehrslast. zu tragen. Sie erhalten beim Ausfallen eines' Teiles einfach
eine etwas größere Beanspruchung, die sie ohne weiteres aushalten, da ja beim Brückenbau
bekanntlich jeder Bauteil von vornherein mit einer etwa 2, 5fachen Sicherheit gegen
Bruch gewählt wird.
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Bei einer Unterteilung der Haupttragteile in zwei Einzelteile würde
z. B. bei Zerstörung des einen Teiles der übrigbleibende Teil sogar noch die gesamte
Höchstverkehrslast mit einer t,25fachen Sicherheit gegen Bruch tragen können. Steht
die Brücke in diesem teilweise zerstörten Zustande noch längere Zeit, z. B. während
der Dauer der Ausbesserung, so kann durch eine gewisse Beschränkung des Verkehrs,
indem z. B. die Fahrzeuge nur in einem gewissen Abstande die Brücke befahren dürfen,
sogar noch die normale Sicherheit aufrechterhalten werden.
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Man hat bereits Brücken mit mehreren nebeneinanderlie.genden Hauptträgern
gebaut, die durch starke Querverbände miteinander verbunden sind, so daß bei Zerstörung
eines Hauptträgers die Last dieses Trägers von den danebenliegenden Trägern übernommen
werden kann.
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Auch ist bereits vorgeschlagen worden, bei Flugzeughallen den Torträger
in mehrere im Abstand nebeneinanderliegende Träger aufzulösen, so daß, wenn ein
Träger von einer Bombe getroffen wird, die anderen Träger die Last des zerstörten
Trägers mit üb,ern:ehm°n.
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Bei diesen Bauwerken wird jedoch die Zielbreite der in mehrere n:ebeneinanderliegende
Einzelteile zerlegten Träger größer als bei einem nicht zerlegten Träger, da die
Einzelträger natürlich nicht so weit auseinandergelegt werden können, daß sie aus
dem Streubereich der Bomben herauskommen, d. h. di° Möglichkeit, einen Träger von
mehreren nebeneinanderliegenden Einzelträgern zu treffen, ist größer als bei einem
nicht zerlegten Träger.
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Demgegenüber wird bei einer Zerlegung der Haupttragteile gemäß der
Erfindung in mehrere übereinanderli2gende Einzelteile die Zielbreite und damit die
Treffmöglichkeit wesentlich verringert. An dem nachstehenden Beispiel sei dies erläutert:
Als Beispiel wird eine übliche Brückenbauweise mit einem quadratischen Gurt von
11,42 Seitenlänge bzw. einer Quersehnittsfläche von 2 angenommen (die Maßeinheit
spielt keine Rolle). Gemäß der Erfindung wird nun vorgeschlagen, diesen Gurt in
zwei Gurte von gleicher Tragfähigkeit und in einem Abstand von etwa 5 m voneinander
angeordnet aufzuteilen. Es werden also zwei übereinanderliegende quadratische Gurte
von je i,o Seitenlänge mit einer Gesamtquerschnittsfläch-e von 2 erhalten, also
die gleiche Querschnittsfläche wie bei der alten Bauweise. Nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung
ist also die Treffmöglichkeit bei der alten Bauweise r,.12-mal so groß wie bei der
Bauweise nach der Erfindung, es müssen also im letzteren Falle mindestens i,,l2mal
so viel Bomben geworfen werden, um überhaupt zu treffen. Weiterhin hat die Bauart
gemäß der Erfindung noch den Vorteil, daß sie auch nach der Zerstörung eines Einzelteiles
zentris..ch belastet bleibt, während bei der Zerstörung eines Stückes von mehreren
nebeneinanderliegenden Teilen die Belastung auf die verbleibenden Stücke exzentrisch
und damit viel ungünstiger wird.
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Die Möglichkeit der vollständigen Zerstörung der Brücke bleibt selbstverständlich
bestehen, jedoch würde die vollständige Zerstörung einer Brücke gemäß der Erfindung
den Gegner die doppelte bzw. mehrfache 'Menge an Material und Zeit kosten als die
Zerstörung der bisher bekannten Brücken.
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Bereits bestehende Brücken können durch Überbauen der Haupttragteile
gemäß der Erfindung verstärkt und hierdurch ebenfalls einen erhöhten Schutz gegen
Luftangriffe erhalten.
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In der Zeichnung sind mehrere Ausführungsbeispiele des Erfindungsgedankens
dargestellt, und zwar zeigen: Abb. i die Ansicht einer Hängebrücke, die gemäß der
Erfindung gegen Zerstörung durch Luftangriffe geschützt ist, Abb.2 die Ansicht eines
doppelten Portals für Brücken mit beiderseitig angeordneten Tragseilen, Abb. 3 die
Ansicht eines doppelten Portals für Brücken mit einer mittigen Tragseilanordnung,
Abb. 4. die Ansicht einer Bogenbrücke ge-
mäß, dem Erfindungsgedanken, Abb.5
einen Querschnitt durch die Brücke nach Abb. q., bei dem sowohl die oberen Bogenteile
als auch die unteren Bogenteile gegeneinander durch je ein--n Windverband bzw. Querriegel.
abgestützt sind, Abb.6 :einen Querschnitt durch die Brücke nach Abb. -., bei dem
die unteren Bogenteile durch biegungss.teife Hängestangen und die oberen Bogenteile
durch einen Windverband bzw. einen Querriegel in horizontaler Richtung gehalten
sind, Abb. 7 die Ansicht eines dreifachen Portals, bei dem die Pfosten der Einzelportale
in einer Achse stehen, die senkrecht zur Brückenachse liegt,
Abb.
8 die Ansicht eines dreifachen Portals quer zur Brücke gesehen, bei dem die Pfosten
der Einzelportale in einer Achse stehen, die parallel zur Brückenachse liegt, Abb.
9 die Teilansicht eines dreifachen Portals wie in Abb.8, jedoch in Richtung der
Brückenachse gesehen, Abb. io den Querschnitt durch zwei übereinan.derliiegende
Einzeltragteile, wobei der obere Tragteil dieselbe Breite wie der untere Tragteil
besitzt.
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Der Erfindungsgedanke kann naturgemäß auch bei einfachen Balkenbrücken
(Fachwerkparallelträger u. ä.) Anwendung finden.
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In den Abbildungen bedeuten i die Fahrbahnkonstruktion, z untere Tragseile
der Hängebrücke nach Abb-. i bis. 3 und 7 -bis 9, 3 und 3a obere Tragseile der Hängebrücke
nach Abb. i bis 3 und 7 bis 9, ¢ Hängestangen, die an den unteren Tragseilen angreifen,
5 Hängestangen, die an den oberen Tragseilen angreifen, 6 Portal zur Unterstützung
der unteren Tragseile z, 7 und 7a Portale zur Unterstützung der oberenTragseile
3 und 3a, 8 untere Bogenteile nach Abb. 4 bis 6, 9 obere Bogenteile nach Abb. 4
bis 6, io Hängestangen, die an dem unteren Bogenteil 8 angreifen, i i Hängestangen,
die an dem oberen Bogenteil 9 angreifen, 12 Windverband bzw: Windriegel zur horzentalen
Abstützung .der tuiteren Bogenteile 8, 13 Windverband bz-,v. Windriegel zur horizontalen
Abstützung .der oberen Bogenteile 9, 14 biegungssteife Hängestangen zur horizontalen
Abstützung der unteren Bogenteile 8 gemäß Abb. 6. Die an den oberen Hängeseilen
3 angreifenden Hängestangen 5 können entweder zweiteilig ausgeführt werden und seitlich
an dem unteren Hängeseil z vorbeigehen, oder aber sie können einteilig ausgeführt
sein und lose in einem Schlitz oder Kanal durch die unteren Hängeseile a hindurchgehen.
In gleicher Weise . können die Hängestangen i i bei der Bogenbrücke gemäß den Abb.4
bis 6 ausgebildet werden.
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Am ehesten werden die oberen Einzeltragteile durch Fliegerbomben zerstört
werden. Damit nun nach Zerstörung eines solchen oberen Tragteiles die verbleibende
Tragfähigkeit der Brücke .möglichst groß ist, kann man dem oberen Einzeltragteil
von vornherein eine kleinere Last zuweisen, wobei aber die Breite dieser oberen
Tragteile @ebenfalls gleich oder sogar größer als :die Breite der unteren Einzeltragteile
zu machen ist, damit die Bomben auf jeden Fall an den oberen leichteren Tragbeilen
abgefangen werden und nicht erst an einem unteren schwereren Tragteil zur Explosion
kommen.