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Auf die zur Verwendung kommende Feuerwaffe abgestimmtes Zielfernrohr,
dessen Abkommen zwei übereinanderliegende Marken enthält Für das Schießen mit der
Büchse sind von jeher verschiedene Zielverfahren in Gebrauch. Die beiden wichtigsten
sind das Fleckhalten und das Kurzanfassen. Beim Fleckhalten sollen Zielpunkt und
Treffpunkt möglichst genau zusammenfallen. Beim Kurzanfassen (auf Hochwild meist
Haarefassen) liegt der Treffpunkt um ein bestimmtes Maß höher als der Zielpunkt,
wobei dieses Maß für Jagdzwecke praktisch annähernd gleich der halben Tiefe des
Wildrumpfes ist und bei Rotwild im Durchschnitt etwa 25 cm beträgt.
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Bei Einrichtung für Fleckschuß besteht nur innerhalb verhältnismäßig
kurzer Entfernungen (E, Fig. i) eine ausreichende Übereinstimmung zwischen der Ziellinie
L und der gekrümmten Geschoßbahn G. Jenseits dieser Entfernung weicht die Geschoßbahn
immer siärker von der Ziellinie L ab. Richtcf man sich mit Fleckschuß auf eine weitere
Entfernung ein, so legt man sich auf eine bestimmte Entfernung (L'1, Fig. z) fest
und ist hilflos sowohl für alle weiter entfernten als auch für alle näheren Ziele,
da sowohl innerhalb der Entfernung, für welche man sich auf Fleckschuß eingerichtet
hat, als auch außerhalb dieser Entfernung die Abweichung der gekrümmten Geschoßbahn
von der Ziellinie zu groß wird. Bei Kurzanfassen bzw. bei Hochschuß erhält man bei
mittleren bis großen Entfernungen (von B bis C, Fig. 3) gute Ergebnisse, weil in
diesem Bereich die Geschoßbahn sich der Hilfsziellinie L1, L2 genügend genau nähert.
Ein so eingeschossenes Gewehr läßt sich .aber auf kürzere Entfernungen (von A bis
B, Fig. 3), besonders auch auf kleine Ziele, überhaupt nicht benutzen. Darauf ist
anscheinend die geringe Beliebtheit dieses Zielverfahrens zurückzuführen.
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Es ist bekannt, bei Jagdbüchsen Zielfernrohre zu verwenden, deren
Abkommen zwei übereinanderliegende, als Haltepunkte verwendbare Marken enthält.
Die Zielfernrohre werden dabei so eingerichtet, daß die obere, von der Zielkreuzmitte
oder Zielstachelspitze gebildete Marke für kleine und mittlere Entfernungen, z.
B. bis ioo m Zielentfernung, als Haltepunkt für Fleckschuß verwendbar ist. Die zweite
Marke wird in solchem Abstand unter der Zielkreuzmitte oder Zielstachelspitze angeordnet,
daß sie in dem anschließenden Schußbereich für eine bestimmte größere Entfernung,
z. B. für eine Entfernung von Zoo m, einen sicheren Haltepunkt für Fleckschuß darstellt.
Diese Anordnung ermöglicht aber nur dann einen waidgerechten Schuß, wenn die wahre
Zielentfernung annähernd @ einer
derjenigen Entfernungen entspricht,
für welche die beiden Abkommpunkte eingerichtet sind. Da bei einer Entfernung von
Zoo m der Winkel, den die gekrümmte Geschoßbahn mit der Ziellinie bildet, verhältnismäßig
groß ist, ist der Bereich, in dem unter Benutzung der unteren Marke als Haltepunkt
für Fleckschuß ein waidgei'lecliter Schuß möglich ist, außerordentlich klein. Der
Jäger also, der von gefühlsmäßigem Schätzen der Lage des Abkommpunktes befreit sein
will und zugleich hohe Ansprüche an die Genauigkeit seines Zielens legt, kann die
untere Zielmarke streng genommen nur dann als Haltepunkt verwenden, wenn nicht nur
das Ziel gerade in der für diese Marke richtigen Entfernung steht, sondern diese
Tatsache dem Jäger auch mit Sicherheit bekannt ist. Zwischen den Punkten der Geschoßbahn,
für welche die-beiden Abkommpunkte geschaffen, oder zwischen den Strecken, für die
sie praktisch brauchbar sind, befindet sich eine Strecke, auf der weder die obere
noch die untere Marke einen genauen Abkommpunkt liefert.
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Die Erfindung besteht in einer bestimmten technischen Lehre, wie Gewehr
und Zielfernrohr aufeinander abzustimmen sind und wie der Abstand der beiden Zielmarken
des Absehens zu bemessen ist, um ohne eine Verstellung am Gewehr, also nur durch
verschiedenen Gebrauch der beiden Zielmarken, im gesamten Schußbereich bis zur waidmännisch
noch zulässigen Entfernung ein sicheres Abkommen zu gewährleisten. Diese technische
Lehre besteht darin; daß der Abstand der beiden Zielmarken gleich der Rumpftiefe
der wichtigsten Wildart (Hochwild) gewählt wird, wie diese Rumpftiefe im optischen
Bild erscheint, wenn das Wild in der für einen waidmännischen Schuß eben noch zulässigen
äußersten Entfernung steht. Dabei wird die Anordnung so getroffen, daß für die erste
reichliche Hälfte des Gesamtschußbereichs die obere Zielmarke zum Fleckhalten benutzbar
ist, während für alle weiteren Strecken die untere Zielmarke zum Zielanfassen benutzbar
ist.
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Es sind zwar Zielfernrohre bekannt, bei denen der Abstand zwischen
den zwei übereinanderliegenden Zielmarken gleich einer Strecke von 2-. cm auf eine
Entfernung von i So m bzw. von 2o cm bei id.o m Zielentfernung ist. Es handelt sich
aber bei der Erfindung nicht allein darum, dem Abstand der beiden übereinanderliegenden
Zielmarken eines an sich bekannten Absehens ein bestimmtes Maß zu geben (z. B. 5
cm = halber Rumpftiefe eines Rothirsches auf i.4o in), sondern ebenso entscheidend
darum, dieses Zielfernrohr mit der richtigen Waffe zu vereinigen, nämlich einer
solchen, deren Flugbahn es ermöglicht, die obere Zielmarke für die erste Hälfte
der Geschoßflugbahn zum Fleckhalten und die untere Zielmarke für den anschließenden
Bereich zum Zielanfassen zu benutzen.
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Eine derartige sorgsame Bemessung des Abstandes der beiden Ziehharken,
daß der Abstand sowohl mit der Krümmung der Geschoßflugbahn des zugehörigen Gewehres
als auch mit der Tiefe des Wildrumpfes in bestimmter Beziehung steht, ist in Verbindung
mit dem vorbekannten Zielfernrohr weder beabsichtigt noch bekanntgeworden.
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Die Zeichnung veranschaulicht ein ausgeprobt gutes Fernrohrabkommen,
insbesondere zur Anwendung auf bewegliche Ziele und für Schüsse bei schlechtem Licht,
und erläutert die Verwendung dieses Abkommens.
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Fig. i zeigt schematisch den Verlauf von Ziellinie und Geschoßbahn
bei Einrichtung für Fleckschuß.
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Fig. -: zeigt den Verlauf der Ziellinie und der Geschoßbalin bei Einrichtung
auf Fleel;-schuß für weitere Entfernung.
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Fig.3 zeigt die Verhältnisse bei Hochschuß.
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Fig. q. stellt eine Ausführungsform des Zielfernrohrabkommens gemäß
der Erfindung dar. Fig. j bis 8 veranschaulichen die Anwendung des Zielfernrohrabkommens
gemäll der Erfindung.
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Fig. g erläutert an Hand der Geschoßbalin und Ziellinien die Wirkungsweise
des neuen Ziel fernrohrabkommens.
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Das in Fig. q. zwecks Erläuterung der Erfindung dargestellte Ausführungsbeispiel
ist eine Vereinigung des an sich bekannten feinfädigen Zielkreuzes mit dem ebenfalls
aii sich bekannten Balkenabkommen. Der obere Rand bzw. Scheitelpunkt des aufrechten
Balkens io bildet den unteren Haltepunkt, während der obere Haltepunkt gebildet
wird von dem Schnittpunkt einer dünnen Linie, «-elche die oberen Ränder der waagerechten
Balken i i miteinander verbindet, mit dein senkrechten Zielfaden. Die Balken i i
können dieselbe oder eine andere Breite haben wie der Balken io.
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Der Höhenunterschied zwischen dem oberen Rand des Balkens io und der
waagerechten dünnen Linie i: ist also die gegenseitige Abweichung der beiden Ziellinien.
Dieses -Maß ist verschieden je nach der Rasanz der zur Verwendung kommenden Waffe
und Munition. Je größer die Geschoßgeschwindigkeit und je gestreckter demnach die
Flugbahn ist, desto kleiner muß der zwischen den beiden Visierlinien gefaßte Winkel
sein.
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Als Normalfall kann die Leistung einer Mauserbüchse Kaliber ; bis
8 mm bei Verwendung einer der Original-S---L%lunition ähnlichen Ladung gelten. Hier
hat es sich als
zweckmäßig erwiesen, den Höhenunterschied zwischen
den beiden Ziellinien (oberer Rand des Balkens '1o und Linie 12) so groß zu wählen,
daß sie auf 140m Entfernung eine senkrechte Strecke von 25 cm zwischen sich fassen.
Man erhält dann, wie Fig. g, zeigt, eine außerordentlich weitreichende Ann@herung
der Ziellinie Z, Z1, Z2 an die Geschoßbahn G. Die gegenseitige Abweichung beträgt,
abgesehen von der Streuung, bei allen Entfernungen -von 35 bis 27o m an keinem Punkte
mehr als i bis 2 cm. Um das zu erreichen, muß man nur bei diesem Beispiel auf allen
Entfernungen von 35 bis 140 in (Strecke A,7-B,) =mit der oberen Visierlinie 12 auf
den Fleck halten, den man treffen will, bei allen größeren Entfernungen (Bi-Cl),
also von iqo bis 27'o m, mit der unteren Visierlinie, also mit dem Scheitelpunkt
des Balkens 1o kurzanfassen, so daß man 25 cm unter den Punkt hält, den man treffen
will. Wie dies bewerkstelligt wird, ohne daß man der Mühe des Entfernungsschätzens
und seinen Fehlern sich aussetzt, wird aus folgendem -Beispiel ersichtlich.
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Zielen wir auf ein erwachsenes Stück Rotwild und reicht beim Anvisieren
des Zieles der Ballten 1o in den Rumpf des angezielten Stückes Wild hinein, wie
Fig. 5 zeigt, so bedeutet dies, daß die Entfernung zum Ziel kleiner ist ,als die
Strecke A,-B1 (Fig. 9), also ;geringer ist als 140m. In diesem Falle wird die Zielkreuzmitte
auf Fleck gehalten.
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Reicht der Scheitel des Balkens 1o beim Anvisieren des Zieles eben
an den Brustkern des Stückes Rotwild heran, wie. Fig. 6 zeigt, so steht das Wild
auf der Grenze zwischen Fleckhalten und Kurzanfassen, d. h. etwa im Punkt B1 der
Fig. 9. Hier bringen beide Zielverfahren das genau gleiche Ergebnis. In diesem Falle
kann daher noch mit dem dünnen Zielkreuz Fleck gehalten werden.
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Ergibt sich aber beim Anvisieren des Zieles das Bild gemäß Fig. 7,
so ist dies ein Beweis dafür, daß das Ziel im Bereich zwischen Bi und C1 steht.
Würde man in diesen Falle mit dem dünnen Zielkreuz Fleck halten, so würde sich zwischen
dem Brustbein des Zieles und dem Scheitel des Balkens i o eine Lücke bilden. 11(tan
geht nun @ um so viel höher mit dem Zielkreuz, daß diese Lücke verschwindet und
der Balken 1o den Brustkern eben von unten berührt.
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in* j e größerer Entfernung das Ziel steht, um so höher muß man mit
dem Zielkreuz hineingehen, damit der Scheitel des Balkens 1o stets eben am Brustkern
bleibt.
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Den Grenzfall zeigt Fig.B. Soweit hat man völlig sicheres Zielen.
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Wenn aber beim Anvisieren des Zieles das Zielkreuz oberhalb der Rückenlinie
in der Luft steht, obwohl der Scheitelpunkt des Balkens 1o den Brustkern des Zieles
-von unten her berührt, so beweist dies, daß das Ziel zu weit steht, um allein durch
Kurzanfassen mit der unteren Ziellinie den Schuß noch dahin zu bringen, wohin er
gehört. Daher wird nicht mehr geschossen. Die weniger einfache Zielvorschrift, die
hier einsetzen müßte, soll nicht gegeben werden, weil sie in den Rahmen des waidmännischen
Gebrauches der Waffe nicht mehr gehört.
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Hierbei ist vorausgesetzt, daß die Rumpftiefe eines erwachsenen Stückes
Rotwild ungefähr 5o cm oder etwas mehr beträgt, mindestens aber, daß ein Schuß gut
wirken wird, der im richtigen Strich und dabei rund 25 cm über der Rumpfunterkante
einschlägt. Handelt es sich um ein schwächeres Wild, dessen Rumpftiefe wesentlich
geringer ist als 5o cm, so darf man mit dem Scheitel des Balkens 1o nicht völlig
an die Rumpfunterkante herangehen. Man kann naturgemäß das Abkommen auch für schwächeres
Wild, insbesondere für Rehwild, einrichten, indem man den Höhenunterschied der beiden
Visierlinien (Scheitelpunkt des Balkens io und waagerechte dünne Linie 1a) so wählt,
daß bei der oben angenommenen Waffe beide Linien auf eine Entfernung von 140 m eine
senkrechte Strecke von nur 15 cm zwischen sich fassen. Dies würde die Reichweite
auf 23o m verkürzen.
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Bei anderer Rasanz der zur Verwendung kommenden Büchsengeschosse ändert
sich lediglich die erreichbare Schußentfernung und dementsprechend der Höhenunterschied
der beiden Visierlinien. Nimmt man z. B. eine der heute noch sehr gebräuchlichen
Ladungen für den Kugellauf von Büchsflinten oder Drilling Kaliber 9,3 mm: ein Geschoß
Marke Tesco oder ein ähnliches Geschoß und 2,ä bis 2,5 g Blättchenpulver vom Typ
des Rottweiler Nr. 5, so werden die beiden Ziellinien so weit auseinanderlaufen
müssen, daß das Stichmaß von 25, cm senkrecht in einer Entfernung von ungefähr i
1o m zwischen ihnen gefaßt wird. Man hat dann von 35 bis i 1o m ein sehr gutes Zusammenstimmen
der Geschoßbahn mit der durch die Mitte des dünnen Zielkreuzes gehenden Ziellinie
Z, Z1. Die Abweichung zwischen Geschoßbahn und Ziellinie beträgt nirgends mehr als
i cm. Von iio bis 18o m hat man ein annähernd ebenso gutes Zusammenstimmen der Gescheßbahn
mit der durch die untere Visierlinie gegebenen Ziellinie Z, C1 bzw. Z1, Z2.
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Bei einer Hochgeschwindigkeitswaffe, z. B. mit einer Anfangsgeschwindigkeit
von über iooo mis, wird die obere oder Hauptvisierlinie auf die verhältnismäßig
kurze Entfernung von ungefähr 16o m Fleck eingerichtet. Dann weicht von q.o bis
18o m die Geschoß=
bahn von dieser Ziellinie an keiner Stelle mehr
als i cm ab, nämlich ungefähr bei 40 m = i cm kurz, bei 60m = Fleck, bei 8o bis
120 m = i cm hoch, bei i 6o m =Fleck (Hauptkernschuß) und bei i 8o m = i cm kurz.
Für weitere Entfernungen wird die untere Visierlinie benutzt (25 cm Hochschuß).
Danach stimmt der Treffpunkt auf 220 m so gut wie ganz genau, auf 270 In
trifft die Geschoßbahn um i cm zu hoch, auf 300 m fällt Geschoßbahn und Ziellinie
wieder genau zusammen, auf 320 m liegt die Geschoßbahn nur i cm kurz und
auf 350 m liegt sie etwa 3 cm zu kurz. Zielgenauigkeit und Reichweite
werden also auch bei solcher höchstrasanten Geschoßbahn erheblich gesteigert.
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Handelt es sich um eine Anwendung der Hochgeschwindigkeitsbüchse auf
stärkeres Wild, etwa große Antilopen,' so kann das Stichmaß 3o cm betragen. Damit
erreicht man dann Schußweiten, die beispielsweise bei der Hofmann-Büchse volle 400m
erreichen. Solche Zahlen sind für den deutschen Jäger in der Heimat zwecklos, mögen
aber z. B. in der afrikanischen Steppe wohl ihre Berechtigung haben.
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Das neue Zielfernrohrabkomrnen bietet also die Möglichkeit, ohne irgend
etwas am Gewehr oder am Fernrohr verstellen zu müssen, die Geschoßbahn auf fast
doppelt so, große Entfernung wie bisher mit genauem Haltepunkte auszunutzen. Gleichzeitig
wird der Jäger aus der Abhängigkeit von Augenmaß, Schätzung, Beleuchtung und Luftperspektive
größtenteils befreit. Wie die in Fig. 5 bis 8 dargestellten Zielbilder beweisen,
bietet das neue Zielfernrohrabkommen auch noch die Möglichkeit, die Entfernung bis
zum Ziel zu erkennen, wenigstens insoweit, als es sieh darum handelt, ob das Ziel
noch in Reichweite steht, ob also ein genügend sicheres Anzielen überhaupt noch
möglich ist und somit der Schuß verantwortet iverden kann.
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Es ist naturgemäß nicht unbedingt erforderlich, daß die untere Visierlinie
von dem Scheitelpunkt eines Vertikalbalkens gebildet wird. Man kann z. B. das Zielfernrohrabkommen
gemäß der Erfindung auch in der Weise ausführen, daß in einer bestimmten Entfernung
unterhalb des Kreuzungspunktes der waagerechten und senkrechten Linie eines dünnen
Fadenkreuzes eine zweite waagerechte dünne. Linie angeordnet ist: Schließlich kann
man auch eine oder beide Linien durch Punkte, Kreise o. dgl. ersetzen.