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Verfahren zur Bekämpfung von Pflanzenschädlingen mittels Spritzbrühen
Bekanntlich ist die Verwendung kolloidaler Suspensionen für die Pflanzenpflege sowie
für sonstige Wartearbeiten in der Landwirtschaft und beim Züchten von Tieren äußerst
wirksam und hierbei wirtschaftlich, indessen unter doppelter Bedingung, daß erstens
die Flüssigkeiten sich in jenem Auflösungszustand befinden, den sie bei ihrer Anwendung
haben sollen und der ihnen die größte Kornfeinheit sichert, und daß zweitens sie
frisch zubereitet seien, da Flockenbildung und Niederschlag durch die Agglomerierung
von Körnchen (wodurch folglich ihre wirksame Oberfläche verkleinert wird) in Abhängigkeit
von der Zeit, in der sie sich bilden, vor sich gehen.
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Die Erfindung besteht in einem Verfahren zur Bekämpfung von Pflanzenschädlingen
mittels Spritzbrühen, die die wirksamen Stoffe in wasserunlöslicher Form enthalten.
Dieses Verfahren kennzeichnet sich dadurch, daß zwei oder mehrere sich gegenseitig
unter Bildung der wirksamen wasserunlöslichen Stoffe umsetzende Lösungen kurz vor
oder nach dem Verlassen der Spritzdüse gemischt werden.
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Der neue Erfindungsgedanke ist also darin gelegen, daß die Vermischung
und die wechselseitige Reaktion von zwei chemischen Produkten in wässerigen Lösungen,
die eine kolloidale Suspension erzeugen sollen, während der Überleitung dieser Flüssigkeiten
aus ihren Behältern zur Spritzdüsenmündung knapp vor dieser oder unmittelbar nach
deren Verlassen bewirkt werden.
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Diesem Verfahren entsprechend erfolgen also die Belieferung dieser
beiden Flüssigkeiten, ihre Reaktion, die Zerstäubung und der Niederschlag auf die
Pflanzen im Augenblick der Zerstäubung selbst, also unter solchen
Vermischungs-
und Durchrührungsbedingungen, daß jede Flockenbildung vor dem Niederschlagen verhütet
wird.
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Es ist bereits bekannt, Schädlinge durch Vernebeln der Bekämpfungsmittel
zu bekämpfen. wobei zunächst Trägerstoffe auf chemischem Wege zur wechselseitigen
Reaktion gebracht werden, worauf sie auf mechanischem Wege mit flüssigen Bekämpfungsmitteln
beladen «-erden. Es ist auch bekannt. Gas erzeugende und Gas entwickelnde wasserlösliche
Stoffe aufeinander wirken zu lassen, denen Bekämpfungsmittel, wie Nikotin z. B.,
zugesetzt werden. Es handelt sich hierbei um salbenartige Stoffe, die durch Durchrührung
und Vermischung Schäume bilden. Schaum oder Gas bildende Präparate sind auch in
anderer Form bekannt, so solche, die bei gewöhnlicher Temperatur fest bleiben und
bei erhöhter Temperatur chemisch aufeinander wirken und hierbei Schäume erzeugen.
Solche Präparate können zur Schädlingsbekämpfung Zusätze von Nikotin o. dgl. erhalten.
Es handelt sich hierbei um keine Vermischung, da die Bestandteile fest sind.
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Es ist ferner bekannt, zwei Flüssigkeiten kurz vor Verlassen der Ausspritzdüse
fein miteinander zu vermischen, dadurch, daß sie in zyklonartigen Kammern rasche
Drehungen vollführen. Es erfolgt also hier eine gründliche Vermischung vor Ausspritzung,
so daß eine etwaige Reaktion noch vor der Ausspritzung vor sich ging.
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Die Reaktionsbildung an der Zerstäübungsstelle selbst gemäß vorliegender
Erfindung bietet sowohl hinsichtlich der antiparasitären Wirkung als auch in chemischer
und rein wirtschaftlicher Hinsicht zahlreiche Vorteile Würde die Vermischung nur
eine Viertelstunde oder selbst mir eine Minute vor der Verwendung erfolgen, so wäre
das Ergebnis von dem durch das neue Verfahren erzielten ganz verschieden.
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Es muß nämlich daran erinnert werden, daß, wenn zwei Lösungen miteinander
vermischt werden, deren eine z. B. i g Kupfersulfat pro i 1 Wasser und die andere
Natriumcarbonat in gleichwertiger Menge enthält, sich basisches Kupfercarbonat bildet,
das zunächst den molekularen Zustand hat, worauf sich aber nach und nach Körnchen
bilden, die zunächst nur mit der Lupe, sodann aber selbst mit freiem Auge wahrgenommen
werden können; schließlich «-erden noch schwerere Körnchen niedergeschlagen, die
sich miteinander vereinigen und so sehr dichte Niederschläge bilden.
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Diese ganze Umwandlungsperiode dauert bei den in der Beschreibung
beispielsweise angeführten Lösungen 15 bis 30 Minuten; diese Lösungen
sind, wie bei dein vorerwähnten Beispiel, sehr dünn; sind aber die Lösungen, wie
dies bei den gewöhnlich verwendeten der Fall ist, konzentrierter (iobis2ogproLiter),
so ist diese Umwandlungsperiode noch kürzer. Bei Verwendung der üblichen Dosierungen
erfolgt die Niederschlagsbildung unmittelbar nach der Vermischung; das Niederschlagen
geht unverweilt vor sich, und zwar utn so rascher, je kräftiger die Flüssigkeit
durchgerührt wird.
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Bei dem Verfahren nach der Erfindung erfolgt die Zerstäubung im Augenblick
selbst, in dem die Vermischung vor sich geht, so daß das zerstäubte Mittel, noch
bevor es sich wahrnehmbar gefärbt hat, zu den Pflanzen gelangt. Diese Färbung erfolgt
erst nach dein Niederschlagen auf die Pflanzen. Untersucht man diesen Niederschlag,
so ersieht man, daß er von dem durch die bisher üblichen Verfahren unter günstigsten
Bedingungen erzielten ganz verschieden ist. Es ergibt sich nämlich folgendes: i.
Dieser Niederschlag auf die Pflanzen hat eine hellblaue Färbung, wobei seine Körnchen
mit freiem Auge nicht wahrnehmbar sind. Kupferhydrataufhäufungen sind nicht wahrnehmbar,
sondern nur eine ganz gleichförmige Verteilung auf der ganzen bestäubten Oberfläche,
wobei die Körnchen der zerstäubten 1-lasse in allePflanzenzwischenräume dringen.
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2. Die Kornfeinheit des Niederschlags hat zur Folge, daß die Berührung
desselben mit der Pflanze auf der größtmöglichen Fläche erfolgt, wodurch seine Wirksamkeit
gegen die Schädlinge in gleichem Verhältnis sich erhöht.
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3. Aus diesem Grund ist das erzielte Ergebnis, wie zahlreiche Versuche
erwiesen lial)e:i, bei Verwendung von Lösungen von """" Kupfersulfat besser und
sicherer als bei Verwendung von io bis 2omal stärkeren Lösungen unter Benutzung
der bisher üblichen Verfahren.
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d. Die augenblickliche Entwicklung des Kupferotydniederschlags auf
den Blättern. auf denen sich die Flüssigkeit in einer dünnen Lage befindet, ist
ganz verschieden von jener. die er in der Flüssigkeitsmasse erleidet. Jeder Punkt
des Niederschlages kann nur aus der ihn umgebenden Flüssigkeit Stoffe für :ein Ausbreiten
entziehen; diese Flüssigkeit ist aber zu dünn, um ihm diese Stoffe in ausreichender
Menge zur Bildung großer Körner oder zur Flockenbildung zu liefern.
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5. Beträchtliche gewerbliche Vorteile ergeben sich aus dem Umstand,
daß die verwendeten Lösungen sehr dünn sind und in einigen Sekunden zur wechselseitigen
Berührung gebracht und auf die Pflanzen zerst:iul>t werden. Das Verfahren ist in
allen Fallen anwendbar, in denen durch Mischung von
zwei oder mehreren
Flüssigkeiten und durch chemische Reaktion eine oder mehrere unlösliche Verbindungen
erhalten werden.
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6. Die hauptsächlichsten gewerblichen Vorteile des neuen Verfahrens
sind folgende: a) Die Verwendung der Brühen erfolgt unter günstigeren Bedingungen,
was die Wirksamkeit betrifft, unbeschadet der Zeit, in der die Zerstäubung erfolgt,
weil die Brühe stets in einigen vorhergegangenen Sekunden zubereitet wurde.
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b) Die Behandlung ist gleichförmig von Beginn an bis ans Ende, ungeachtet
des Volumens der Behälter.
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c) Der Niederschlag haftet auf den Pflanzen ohne Verwendung von Anhaftestoffen,
die den Nachteil haben,. daß sie die unmittelbare Berührung des Produkts mit dem
kranken Pflanzenteil und mit der Atmosphäre verhindern.
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d) Es wird eine Ersparnis von neun Zehnteln der bisher verwendeten
Stoffmengen gesichert, und zugleich wird an der Zeit gespart, die bisher auf die
vorherige Zubereitung der Brühe aufgewendet werden mußte.
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e) Die Verringerung der Menge der erforderlichen chemischen Produkte
hat eine große Wichtigkeit, sobald es sich um schädliche Körper, beispielsweise
Bleiarseniat, für Schutz von Früchten handelt. Es werden nämlich jetzt Vorschriften
erlassen, welche die Vergiftungsgefahren, die den Verbrauchern drohen, dadurch beheben,
daß der Maximalsatz solcher Giftstoffe behördlich festgelegt wird; sölchen neuen
behördlichen Vorschriften trägt das neue Verfahren leicht Rechnung, da es nur ein
Zehntel der bisher üblichen Mengen erfordert.
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Zur Ausführung des neuen Verfahrens, dessen Wesen in der Verwendung
von zwei Flüssigkeiten besteht, die unmittelbar vor der Zerstäubung aufeinander
reagieren, können verschiedene Einrichtungen vorgesehen werden. Zwei solcher Einrichtungen
sind beispielshalber in den beiliegenden Zeichnungen schematisch dargestellt. Es
zeigen Fig. i eine Einrichtung zur Vermischung der beiden Lösungen im Spritzdüsenkörper
selbst und Fig.2 eine Einrichtung zur Vermischung der Strahlen zweier Spritzdüsen.
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Gemäß Fig. i stellen A und B Behälter für je eine Lösung,
E und F Organe, um sie in diesen Behältern unter Druck zu setzen, und
C, D Leitungen dar, die zu einer gemeinsamen Spritzdüse H führen.
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Die Vermischung der beiden Lösungen erfolgt also hier in der Spritzdüse
selbst. Gemäß Fig. 2 führt jede der Leitungen C und D zu je einer besonderen
Spritzdüse H
bzw. H'.
Die Strahlen kreuzen sich also so, daß die Flächen,
auf die die Tröpfchen auftreffen, die Mischung der beiden ausgestrahlten und zerstäubten
Lösungen empfangen.
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Die zur Herstellung einer kolloidalen Lösung im Augenblick der Verwendung
benutzten Lösungen richten sich nach der Art der Aufgabe, für die sie bestimmt sind.
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Beispielshalber werden im nachstehenden im Weinbau und für viele Pflanzen
und Bäume verwendete kupferhaltige Lösungen bzw. Brühen angeführt.
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Für diese Verwendung können zwei nachstehende Lösungen bereitet werden:
I. i. Kupfersulfat 200 g, Wasser in der für 5o 1 nötigen Menge; 2. Natriumcarbonat
225 g, Wasser in der für 5o 1 nötigen Menge; Zusatzstoffe: befeuchtende und anhaftende
Stoffe.
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Durch Vermischung dieser beiden Lösungen ergibt sich in einigen Augenblicken
Kupferoxydhydrat, das in einer großen Wassermenge verteilt ist und sich auf den
zu pflegenden Blättern und Früchten nach Verdunstung des Wassers absetzt.
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Da es üblich ist, nicht nur anfeuchtende, sondern auch anhaftende
Stoffe zu verwenden, so sind diese beiden Zusätze oben angeführt, obgleich in der
Mehrzahl der Fälle die Verwendung von Änhaftestoffen entbehrlich ist, da bei dieser
Verwendungsart kolloidaler Lösungen die Verteilung der winzigen Körnchen so fein
ist, daß das Kupferhydrat eine unlösliche Färbung der Blätter bewirkt und das Haftvermögen
dieser winzigen Körnchen an sich schon sehr groß ist.
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1I. Für das Schwefeln können beispielsweise folgende Lösungen verwendet
werden: i. Natriumsulfid 3:209 und Natriumsulfit 270g, Wasser in einer für 5o1 nötigen
Menge; 2. Chlorwasserstoff qoo g, Wasser in für 5o 1 hinreichender Menge; anfeuchtende
und anhaftende Stoffe. Chlorwasserstoff kann durch Schwefelsäure oder durch andere
Säuren ersetzt werden.
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Auch bei diesem Fall gelten die bei dem vorerwähnten Fall gemachten
Bemerkungen. III. Bleiarseniat wird in gleicher Weise durch die folgenden zwei Lösungen
erhalten: i. Ammoniumarseniat; z. Bleiacetat in entsprechenden molekularen Mengen;
auch hier gelten diegleichen gleichen Bemerkungen wie bei dem ersten Fall.
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Unter gleichen Bedingungen können im Augenblick der Zubereitung wirkende
Lösungen von Eisenoxydhydrat oder von anderen unlöslichen Metalloxyden oder Suspensionen
aller unlöslichen Salze durch Vermischen verdünnter Lösungen im Wasser löslicher
Ausgangsstoffe, wie z. B. von Kupfersulfid
oder Nikotinsulfid usw.,
hergestellt werden: Da jeder zu bekämpfende Schädling besondere Metalle, die die
stärkste Wirkung auf ihn ausüben, erheischt, so ist es von Belang, die Brühe entsprechend
den zu vernichtenden Kryptogamen oder Insekten zu bereiten und je nach dem Fall
Mischungen aus mehreren entsprechenden Produkten herzustellen.
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Obgleich im allgemeinen zwei Lösungen genügen, um komplexe Mischungen
zu erhalten, schließt die Erfindung erforderlichenfalls die Verwendung von mehr
als zwei Behältern nicht aus, deren Flüssigkeiten entweder zugleich oder zunächst
paarweise und sodann alle zusammen vermischt werden, oder in anderer Folge die Gesamtmischung
ergeben. So kann man beispielsweise Mischungen von Schwefel und Kupferoxyd bereiten,
die durch einen einzigen Zerstäubungsvorgang gegen Schädlinge wie das Oidium und
das Mildew ankämpfen. Da die Reaktion rasch vor sich gehen soll, damit sich der
Niederschlag auf den Blättern in kürzester Zeit bildet, so wird diese Zeitdauer
gegebenenfalls durch Hinzufügung von neutralen Salzen zu den Brühen, beispielsweise
von Natriumchlorid oder Calciumchlorid, geregelt, entsprechend dem jeweiligen Fall
und der Reinheit des verwendeten Wassers, um die Flockenbildung und den Niederschlag
im geeigneten Augenblick zu sichern.