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Verfahren zur Herstellung eines mit Wasser verdünnbaren, flüssigen
Spritzmittels zur Bekämpfung von Schädlingen an lebenden Bäumen und Pflanzen Zur
Schädlingsbekämpfung an lebenden Bäumen und Pflanzen ist es allgemein bekannt, flüssige
spritzhare Mittel zu verwen-,den. Selbstverständlich sind die in Frage kommenden
Mittel jeweils nach der Natur -der zu bekämpfenden Schädlinge (verschiedene Insekten
oder pflanzliche Schädlinge) verschieden. Es ist nun bekannt, daß die Entwicklungszeit
der Schädlinge, innerhalb der sie am erfolgreichsten bekämpft werden können, verhältnismäßig
kurz ist. Ein für die Einwirkung besonders günstiger Zeitraum liegt für eine Reihe
wichtiger Schädlinge unmittelbar vor dem Knospenaustrieb und beträgt in der Regel
etwa a Wochen, in denen nur die Tage in Frage kommen, an denen ein Arbeiten nicht
durch atmosphärische Einwirkungen, wie Regen, unmöglich gemacht wird.
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Diese kurze Zeitspanne muß ausgenutzt werden, um eine Reihe von schädlichen
Insekten zu bekämpfen; außerdem muß die erste Spritzung gegen Fusikladium in diesen
Tagen durchgeführt werden. Die Verschiedenartigkeit .der zahlreichen Pflanzenschutzmittel
bedingte bisher ein Arbeiten in getrennten Gängen, zwischen .denen eine gewisse
Zeitspanne liegen mußte, damit die Wirkung des ersten Mittels nicht in dem darauffolgenden
Arbeitsgang von dem zweiten Spritzmittel beeinträchtigt wird. Es würde nun einen
außerordentlichen technischen Fortschritt bedeuten, wenn es gelänge, ein wirksames
Mittel zu finden, das sämtliche Bestandteile enthält, die eine Vernichtung beider
Schädlingsarten in einem einzigen Spritzgang herbeiführen würde. Hierbei müßte die
Auswahl der Bestandteile so getroffen sein, daß sie sich sowohl beim Ansetzen der
Mittel als auch auf :den Schädlingsträgern nicht gegenseitig beeinträchtigen.
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Zur Bekämpfung der tierischen Schädlinge während der vegetationslösen
Zeit wird allgemein Obstbaumcarbolineum verwendet. über dessen Zusammensetzung sowie
über die Anforderungen, denen dieses Mittel genügen muß, sind Normen festgelegt.
Als Vorblütenspritzmittel für .die Bekämpfung des Fusikladiums kommt besonders Kupferkalkbrühe
in Frage.
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Versuche, genormtes Obstbaumcarbolineum mit Kupferkalkbrühe zu vermischen
und das Gemisch zu einem einzigen Spritzgang zu verwenden, sind erfolglos. Das ist
wohl darauf zurückzuführen, daß Obstbaumcarbolineum aus einer sehr empfindlichen
Emulsion besteht, die durch die Kupferkalkbrühe zurEntmischung gebracht wird.
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Es sind nun bereits seit längerer Zeit kupferhaltige Obstbaumcarbolineum
im Handel. Zu ihrer Herstellung werden organische Kupferverbindungen
zunächst
in 01 gelöst und dann mit dem Obstbaumcarbolineu.m vermischt. Diese Mittel
enthalten jedoch nur verhältnismäßig geringe Mengen von Kupfer, so daß eine genügende
Wirksamkeit gegen pilzliche Schädlinge, wie sie mit Kupferkalkbrühe erreicht wird,
mit diesem Mittel nicht erzielt werden kann. Die Zugabe von mehr Kupfer in gelöster
Form ist nicht möglich, weil die Emulsion des Obstbaumcarbolineums hierdurch ebenso
wie durch Beimischung von Kupferkalkbrühe zerstört wird.
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Es ist weiterhin schon vorgeschlagen worden, ein festes, in Formen
gepreßtes Mittel zur Bekämpfung von Pflanzenschädlingen herzUstellen, das aus einer
Mischung der geeigneten wirksamen Stoffe, z. B. Arsenik, Kupfervitriol, Carbolineum
oder Petroleum, mit Kaolin besteht und dem zur Verhinderung des Austrocknens, Bröckelns
und zur Erzielung leichter Auflösbarkeit Seife zugesetzt ist. Ein solches Mittel
enthält selbst bei etwaigem Gehalt an Carbolineum zu wenig wirksameTeeröle, als
daß es die Wirkung der sogenannten Baumspritzmittel erreichen könnte.
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Schließlich ist auch schon vorgeschlagen worden, eine Mischung von
Kohlenteerölen, die mit gewissen Mitteln emulgiert worden sind (Baumspritzinittel),
mit Kupferkalkbrühe zu verspritzen. Derartige Mischungen geben an sich eine gute
Wirkung; sie haben jedoch den großen Nachteil, daß einmal die Bereitung der Kupferkalkbrühe
an sich bekanntlich recht umständlich ist und daß ferner die Mischbrühe selbst .möglichst
bald nach ihrer Herstellung angewandt werden muß. Eine längere Lagerung der Mischung
ist nicht möglich, weil die Kupferkalkbrühe nur eine sehr beschränkte Zeit haltbar
ist. Bei längerem Stehen wird die Kupferkalkbrühe zu grobflockig und büßt an ihrer
Wirksamkeit außerordentlich ein. Nur bei einer fast kolloidalen, gleichmäßigen Beschaffenheit
der Brühe, in der die Kupfer- und Kalkverbindungen nur kleinste Korngröße besitzen,
wird eine gute Wirksamkeit der Brühe gewährleistet. Anderenfalls ist die Brühe umwirksam
und verursacht sogar Verbrennungen an den Pflanzen.
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Überraschenderweise wurde gefunden, daß man diese Nachteile vermeiden
und trotzdem zumindest -den gleich guten Erfolg in bezug auf die Schädlingsbekämpfung
erzielen kann, wenn man unlösliche bzw. schwer lösliche neutrale Kupferverbindungen,
wie Kupfercarbonat oder Kupferhy droxyd, mit einem wasserunlöslichen neutralen Füllstoff,
z. B. Kieselkreide, innig vermischt und dieses (#einisch .in geeigneten Vorrichtungen,
z. B. einer Farbenreibmühle, mit emulgierten Teerölen von der Art des Obstbaumcarbolineums
zu einer gleichmäßigen flüssigen Masse verrührt. Trotz der Zusätze an schwer löslichen
bzw. unlöslichen Stoffen kann diese Masse nach Verdünnen mit Wasser leicht verspritzt
werden. Zweckmäßig wird bei der Herstellung der Trägerstoff gegenüber der Kupferverbindung
im Überschuß angewandt.
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Beispielsweise kann ein Bekämpfungsmittel mit guter Wirksamkeit unter
Verwendung von etwa 5o'/" Obstbaumcarbolineum, 3o bis 4o°/" Kieselkreide und zo
his 2o°/, Kupferhydroxyd oder einer anderen schwer oder unlöslichen Kupferverbindung
hergestellt werden. Gute Ergebnisse wurden auch mit Mitteln erzielt, die z. B. hergestellt
wurden aus
8o Teilen Obstbauincarbolineum, |
ro - Kupfercarbonat, |
1o - Trägerstoff; |
5o - Obstbaumcarbolineum, |
5 - Kupfercarbonat, |
45 - Trägerstoff; |
70 - Obstbaumcarbolineum, |
20 - Kupferhydroxyd, |
1o - Trägerstoff. |
Neben diesen Kupferverbindungen oder an Stelle der Kupferverbindungen können auch
andere wasserunlösliche bzw. schwer lösliche neutrale Stoffe verwendet werden, so
z. B. Schwefel-, Blei-, Eisen- oder Arsenverbindungen, Pyrethrum- oder Derrispräparate,
und zwar allein oder im Gemisch untereinander. Ein solches Mittel kann beispielsweise
zusammengesetzt sein aus
7o Teilen Obstbaumcarbolineuni, |
15 - Bleiarseniat und |
15 - Trägerstoff. |
Auf diese Weise erhält man ein Erzeugnis, das nur mit Wasser verdünnt zu werden
braucht, um auf den Bäumen die gleiche Wirkung zu erzielen, die man mit einer :Mischung
von Obstbaumcarbolineum und Kupferkalkbrühe erreicht. Der große Vorteil dieser Mischung
besteht darin, daß sowohl die Mittel als solche als auch in gebrauchsfertiger Verdünnung
im Gegensatz zur Kupferkalkbrühe und zu der Mischbrühe aus Obstbaumcarbolineum und
Kupferkalkbrühe unbeschränkt haltbar sind. Auch nach längerem Stehen bleibt die
Emulsion bzw. die Einufgierbarkeit erhalten; falls sich die schwereren Stoffe abgesetzt
haben sollten, genügt ein kräftiges Schütteln, um die abgesetzten Teile wieder zu
suspendieren. Das erfindungsgemäße Gemisch hat mindestens im gleichen Maße wie die
Mischbrühe aus Obstbaumcarbolineum und Kupferkalkbrühe den Vorzug, daß die wirksamen
kupferhaltigen Mittel ivä hrend der ganzen Vegetationszeit an den Bäumen haften
und
wirksam bleiben. Außerdem erreicht man, daß die gespritzten Bäume während und lange
Zeit nach dem Spritzen gut erkennbar sind.
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Trotzdem die Trägerstoffe bei den erfindungsgemäß hergestellten Mitteln
in erheblichen Mengen anwesend sind, also gewissermaßen als Verdünnungsmittel angesehen
werden müssen, wird überraschenderweise die insekticide Wirkung der Mittel nicht
herabgesetzt, sondern lediglich deren schädigende Wirkung auf die Pflanzen. Dies
geht aus den folgenden Ergebnissen von Vergleichsversuchen hervor, bei denen in
allen Fällen eine 6 °/oi,ge Lösung von Obstbaumcarbolineum (O. B. C.) verwendet
wurde.
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Es fanden sich auf einem Blütenbüschel:
. Apfel- Prozent- |
Apfelblatt- Frost- bluten- Satz |
Läuse ver- |
sauger spanner stecher brannter |
oha o% o% o%- Knospen |
i. o ................................. 18,48 0 o,o8 0,24 0 |
2. 6°/o Obstbaumcarbolineum . . . . . . . . . . . . 0 0 0,02
0,02 84,2 |
3. 6 °@'o Erzeugn. lt. Anm. 10 Cu, 40 Schlämm- |
kreide, 5o Obstbaumcarbolineum... 0,04 0 0,02 0,12 63,2 |
4. 6°/o Erzeugn. lt. Anm. 10 Cu, 40 Kiesel- |
kreide, 50 Obstbaumcarbolineum ... o,o6 0 0,02
0 52,8 |
5. 6 0;'O Erzeugn. lt. Anm. 5 Cu, 45 Kiesel- |
kreide, 5o Obstbaumcarbolineum ... 0 0 0,02 0,02 65,1 |
Das angewandte Obstbaumcarbolineum kann mit guter Wirkung auch ganz oder teilweise
durch ernulgierte Kohlenteeröle oder Mineralöle vom Charakter des Obstbaumcarboline,ums
ersetzt `werden. Das hergestellte Mittel eignet sich, wie bereits erwähnt, als ausgezeichnetes
Vorblütenspritzmittel. Soll eine Sommerspritzung vorgenommen werden, so kann hierzu
ein Mittel ähnlicher Zusamtnensetzung verwendet werden; bei diesem muß jedoch der
Anteil anMineral- oderTeeröl wesentlich geringer gehalten werden; beispielsweise
in obigem Ausführungsbeispiel auf etwa 5
% Obstbautncarbolineum. In diesem
Fall kann ,das Obstbaumcarbolineum auch durch irgendein anderes L51 ersetzt werden.