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Unschädlichmachen zeitweilig erfolgender Schwitzwasserbildung auf
Rohrleitungen, Behältern, Mauerwerk oder Beton In industriellen Anlagen, in Bergwerken,
auf Seeschiffen, in Schlachthäusern, Brauereien, überhaupt in Räumen, die feuchtwarm
und schwer belüftbar sind, hat man in erheblichem Maße mit der Schwitzwasserbildung
zu kämpfen, die insbesondere auf Wasserleitungsrohren, Behälterwandungen, an Dekken
und auf Mauerwerk auftritt und infolge des Abtropfens oder Ablaufens äußerst lästig
ist. Man kann zwar die Schwitzwasserbildung durch eine entsprechend starke Isolierung
der kühleren Flächen unterbinden, jedoch sind dabei je nach Luftfeuchtigkeit und
Temperaturdifferenz und je nach Art der Ausführung der Isolation IsoheT3chichten.
von 2o 'bis 6o mm Dicke und mehr erforderlich, um das Temperaturgefälle zwischen
der feuchtwarmen Raumluft und der kühlen Wandung, etwa einer Wasser führenden Rohrleitung,
unwirksam zu machen. Derartige Isolierungen werden ,auf die verschiedenste Weisse
ausgeführt und in der Regel noch außen mit einem Ölfarben- oder Lackanstrich zum
Trockenhalten der isolierrnasse und mit Rücksicht auf das bessere Aussehen überzogen.
Eine solche Schwtzwasserschutzisolierung macht bedeutende Kosten und beansprucht
auch erheblichen Raum, z. B. ist vorgeschlagen worden, die Schwitzwasserbildung
an kalten Wänden durch Isolierüberzüge aus Korkmehl-Lack-Mischungen oder durch abwechselnde
Überzüge aus Lack und Kork zu verhüten. Derartige lediglich auf Isolierwirkung beruhende
Schutzüberzüge haben sich aber in der Praxis kaum oder nur da verwirklichen lassen,
wo es sich um eine ganz geringe Bildung von Schwitzwasser handelte. Auf Rohren und
Behältern, die dauernd kaltes Wasser führen, und in Räumen mit reichlicher Wasserdampfbildung
genügen sie nicht, um dem lästigen Abtropfen zu begegnen.
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Es wurde nun gefunden, daß es durchaus nicht immer nötig ist, zur
Verhütung des Abtropfens die Schwitzwasserbildung völlig zu unterbinden, daß es
vielmehr meistens genügt,
wenn man durch eine ganz ungenügend isolierende.
aber äußerst saugfähige, etwa z bis g inin dünne und somit wenig Raum erfordernde
Uinmantelungsschicht das Sicht-.' barwerden und Abtropfen von Schwitzwase;-
Nachteile verhütet. Voraussetzung hierfür IR jedoch, daß sich nicht ununterbrochen
Schwitzwasser bildet, sondern daß zwischendurch wenigstens stundenweise eine Erholungs-,
d. h. Austrocknungsmöglichkeit für die feucht gewordene poröse Schutzschicht besteht.
In Betrieben ohne durchgehende Arbeitszeit ist dies die Regel. Aber auch bei durchlaufender
Arbeitszeit schwankt die Luftfeuchtigkeit meist genügend, um die Anwendung des neuen
Verfahren; zii gestatten.
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Die beschriebenen porösen und dabei von Schutzanstrichen freien Sparummantelungen
haben naturgemäß außerordentlich schweren Beanspruchungen standzuhalten, sind sie
doch bald trocken. bald saß, somit bald weicher und bald härter und fortgesetzt
der Gefahr von Schwundrissen beim Wiedertrocknen oder von Verderb durch Fäulnis,
Schimmelbildung o. dgl. ausgesetzt. Es war somit durchaus nicht zu erwarten, daß
der neu beschrittene Weg auf die Dauer zum Erfolg führen würde. Überraschenderweise
gelingt es, der angeführten Schwierigkeiten Herr zu werden, indem die Schutzmasse
gemäß vorliegender Erfindung aus einem gut verkittenden, aber die übrigen Bestandteile
nicht hydrophob machenden Bindemittel aufgebaut wird. Zu diesem Dindemittel kommen
Füllmittel mit hohem Wasseraufsaugevermögen, Faserstoffe. die das Aufbringen nicht
nennenswert erschweren und in nassem Zustand nicht zu sehr erweichen oder sich zersetzen,
und die bei fortdauernder Zug- und Druckbeanspruchung nicht schließlich brechen,
und schließlich beim Vorhandensein organischer Stoffe noch fäulniswidrige Mittel,
zweckmäßig nicht flüchtige und geruchlose.
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Als Bindemittel der erwähnten Art können z. B. nicht faulende. wasserlösliche
Cellulosederivate oder wasserlösliche Harnstofformaldeliydlondensatioiisstoffe dienen,
als Faserstoffe Glastvolle, Schlackenwolle, Asbest, Holzwolle. Zellstoff, Hanf,
Linters, Haare, Lederfalzspäne und Federn, und als aufsaugende Füllstoffe vornehmlich
Holzmehl, aber auch Torfmehl oder Korkmehl. Man kann einen Teil dieser organischen
Füllstoffe durch anorganische porös oder geschmeidig machende Bestandteile, wie
Kaolin, Kieselgur, Kieselweiß oder Quarzmehl, Schlemmkreide, Tonerdehydrat u. a.,
ersetzen. Außerdem kann es zweckmäßig sein, durch Zusatz geeigneter heller Pigmente
die Farbe der Oberfläche in feuchtem wie in trockenem Zustand möglichst gleichmäßig
zu machen, ,;o insbesondere durch Zumischung von Titandioxyd, Lithopone, Aluminiumbronze,
@'1ieiin Vorhandensein eiweißhaltiger Yaser-'- Stoffe empfiehlt sich zur Erhöhung
der Naßreißfestigkeit eine Gerbung vor dein Aufbringen der Masse oder auch nachher,
etwa finit Formaldehyd. Formaldehyd entwickelnden Stoffen, Chromsalzen, ß-Naphtliol
u. dgl. Diese genannten Gerbstoffe könen bei Verwendung von wasserlöslichen Cellulosederivaten
als Bindemittel auch dazu beisitzt werden, diene wasserunlöslich zu machen. Falls
man diese Rohrüberzugsmassen unter Einsparung eines vorherigen Unteranstrichs .unmittelbar
auf ungeschütztes Eisen bringen will, ist ferner ein Zusatz von Ammonpliosphaten.
insbesondere Dian imonphosphat, als zuverlässiges Korrosionsschutzmittel erkannt
worden. Ammonpliosphat wirkt beim Vorhandensein von Phenolaldehydharzen als Bindemittel
gleichzeitig härtend auf diese ein. Iin Zusammenhang mit Diaminonphospliat empfiehlt
sich die Benutzung von ß-N'aplitholnatrium zur gleichzeitigen Dauerdesinfektion
und Gerbung, weil dabei aus der sich zunächst bildenden Lösung des ß-\aphtholnatriums
durch die schwach saure Wirkung des Diammonphosphates das freie gerbend und fäulniswidrig
wirkende ß-Naphthol in einer außerordentlich fein verteilten und leinentsprechend
besonders wirksamen Form ausgefällt wird. Die Verwendung von Diaminonphosphat ist
auch dann vorteilhaft, wenn die in trockenem Zustand durch reichlichen Cellulosegehalt
gegebene Drennbarkeit der Wandverkleidung oder Schalung ausgeschaltet werden soll.
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Da der sperrige. der Schwundrißbildung entgegenwirkende Anteil an
Faserstoffen die Erzielung einer völlig glatten Außenfläche nicht zuläßt. kann es
in besonderen Fällen vorteilhaft sein, einen faserfreien Glattstrich von besonders:
feinem Korn auf die gröber beschaffene eigentliche Schutzmasse dünn aufzubringen
oder eine handelsübliche, feuchtigkeitsjerträglicheKalkfarbe oder Kalkmilch aufzustreichen.
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In Fällen, in denen eine mechanische gelegentliche Berührung der Schutzschicht
ini feuchten und somit wesentlich weniger festen Zustande unvermeidbar ist, kann
man auch mit Vorteil Bindemittel anwenden, die irreversibler Natur sind, also nach
dein Aufbringen der feuchten Masse und nach einmaligem Trockenwerden die Fähigkeit
zum Quellen bei erneuter Durchfeuchtung der Schutz- i Schicht durch Schwitzwasser
verlieren, wie z. B. wasserlösliche Vorstufen der iin Endzustand
unlöslichen
Kondensate von Harnstoff und Formaldehyd.
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' Besonders günstig zur Erhöhung der Saugfähigkeit und zur besseren
und rascheren seitlichen Verteilung örtlich aufgenommener Feuchtigkeit, somit zum
besseren Ausgleich der Oberflächenfarbe, namentlich aber zur Beschleunigung des
Wiederaustrocknens sind Zusätze von Netzmitteln. Zur Erhöhung der Saugfähigkeit
sind auch Hohlräume schaffende Zusätze günstig, wie z. B. Magnesium oder Aluminium
oder deren Legierungen in Pulverform, vorzugsweise zusammen mit geeigneten Elektrolyten,
die in der feuchten Masse Wasserstoff entwickeln.
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Die erfindungsgemäß anzuwendendenMassen brauchen nicht eine unmittelbar
gebrauchsfähige. also mit Wasser fertig zubereitete Pastenform zu besitzen, sondern
können aus Trockensubstanz- und Wasser oder wäßriger Lösung an der Daüstelle angemacht
und nach einer gewissen, meist kurzen Reifezeit, die zur völligen Auflösung des
Bindemittels dient, auf die Unterlagen mit der Hand oder mit Kelle, Spachtel, Schaber,
Pinsel u. dgl. oder finit Spritzgeräten aufgebracht werden. lsin Überzug mit einem
Wasser- und luftundurchlässigen F ilin, insbesondere einer Ölfarbhaut, muß. als
die Wirkung a störend, unterbleiben Dagegen kann es von Vorteil sein, zwischen Unterlage
und Schutzschicht einen Wasser- und luftundurchlässigen Film anzubringen, z. B.
einen Asphaltfilm, zweckmäßig abgesandelt, auf Beton oder Mauerwerk. oder einen
Mennige- oder Asphaltlackanstrich auf metallische Rohrleitungen und Behälterwande,
sofern ein zusatziiener n.orrosionsschutz wünschenswert ist.
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Mischungen, die den vorstehend angegebenen Massen ähnlich sind, sind
zwar schon beschrieben worden. Es wurde dabei iedoch nur vorgeschlagen, solche :Massen
zur Dämpfung von Schall zu verwenden. Aus dieser schalldämpfenden Wirkung der Mischungen
konnte aber kein Rückschluß darauf gezogen werden, daß durch ähnlich zusammengesetzte
Anstriche, in bestimmter neuartiger Weise aufgebracht, sichtbare Schwitzwasserbildungen
verhindert werden können.
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Ebensowenig hat die Erfindung damit zu tun. Überzüge und Anstriche
aus Wasserabstoßenden Stoffen. wie tierischem Fett, gekochtem Leinöl, rohem Maschinenöl,
weißem Wachs und Harz. zur Abwehr von Feuchtigkeit aufzubringen. Diese Anstriche
verhüten nicht etwa die Bildung von Schwitzwasser, sondern dienen dazu, das Eindringen
von Wasser in den Untergrund zu verhindern, und sind weder porös noch enthalten
sie irgendwelche Faserstoffe oder feuchtigkeitsaufsaugende Mittel.
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Das gleiche gilt für das Aufbringen ölhaltiger Überzugsmassen auf
Kaltwasserrohre und sonstige Kühlkanäle, auf denen sich Feuchtigkeit kondensiert.
Da diese Überzugsmassen praktisch völlig dicht sind, ist es unmöglich. durch sie
etwa gebildetes Schwitztvasser auf kalten Rohren o. dgl. aufsaugen zu lassen; lediglich
die an sich bekannte Isolierwirkung kann bei genügender Schichtstärke auftreten.
Beispiele
Es wurden
folgende Mischungen angesetzt:
- Beispiel - |
I 2 j 3 4 |
i |
Bestandteile in Gewichtsprozent, Cellulosenatrium, mit Chlor- |
inethyl umgesetzt, gewaschen, getrocknet . . . . . . . . .
. . . . . . . 6 - 4 - |
Cellulosenatrium mit Chlormethyl und chloressigsaurem Na- |
trium umgesetzt, gewaschen, getrocknet . . . . . . . . . .
. . . . . . . - 6 - 4.5 |
Aluminiumhydroxyd .................................. - 3,3
- - |
Benzylnaphthalinsulfonsaures Natrium ................... I
- - o,= |
Hanfabfälle, i bis 3 cm . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . 4 - - I |
Hühnerfedern, gerissen, kielfrei . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . - - 2 I |
Feinste Holzwolle, paraffiniert, r bis 3 cm . . . . . . . .
. . . . . . . . - 5 - I |
Weichholzmehl .................... ................ 30 40 40
40 |
Kaolin .............................................. - 20
15 - |
Kieselweiß ........................................... 53 -
30 43 |
Schlemmkreide ....................................... - 21
- - |
0,2 0,5 0,4 |
ß-Naphthol-Natrium .................................. - |
Aluminiumpulver ..................................... 2 - -
-- |
Magnesiumpulver ..................................... - - - |
Titandioxyd ......................................... 4 4,5
' 4 2 |
Diammonphosphat ............................ .......
- , - 4,5 6 |
Die oben angeführten Trockenmischungen i bis q. werden je nach
Saugfähigkeit und Art des Untergrundes oder der Aufbringungsweise und Stärke zu
mehr oder weniger dich flüssigem Brei mit Wasser ,angemacht und, etwa nach 1/_.stündigem
Steherilassen..-üit ixh:. lichem Gerät aufgebracht. Die dircchnittliche Wassermenge
beträgt auf die oben angegebenen, jeweils ioo Gewichtsteile ergebenden Massen 3oo
Gewichtsteile Wasser. Die Massen Nr_ i und 2 sind vorzugsweise zur Aufbringung auf
ebene Flächen, wie Decken und Wände, gedacht, während die Massen 3 und q. sich besonders
gut zum überziehen von gekrümmten Unterlagen, insbesondere Rohrleitungen eignen,
und zwar auch von solchen aus ungeschütztem Eisen, sogar in Räumen mit erhöhter
Feuersgefahr. Besonders leicht trocknen die mit Netzmittel versetzten M=ischungen
i und q. wieder aus. Das spezifische Gewicht der in üblicher Weise ohne starke Pressung
aufgebrachten Massen beträgt bei Nr. i bis 3 in lufttrocknem Zustand .etwa o,5,
v@ährend die Masse Nr. ¢ infolge der Aufblähwirkung des Magnesiumpulvers noch leichter
ist.