DE71775C - Controlbuch - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTA

PATENTSCHRIFT

KLASSE 11: Buchbinderei.

SIGM. RUCKERT in WORMS α. Rhein. Controlbuch.

Patentirt im Deutschen Reiche vom 16. December 1892 ab.

In Brauereien, Weinhandlungen, Spirituosen- und Oelfabriken etc. bestand bis jetzt in der Controle der meist zu Tausenden zählenden Fässer eine schwere und nur durch besondere Arbeitskräfte zu ermöglichende Arbeit, und zwar aus dem Grunde, weil alle bisher bekannten Mittel dazu sehr theuer und zeitraubend und trotzdem sehr unzureichend, unpraktisch und unzuverlässig waren. Ebenso ist es in allen anderen Geschäften, welche Gegenstände nur leihweise überlassen. .

Eine unbedingt sichere Controle der Fässer etc. ist aber um so wichtiger, als diese meist einen bedeutenden Werth (oft, z. B. bei Bier, mehr wie der Inhalt) repräsentiren und durch eine ungenügende Controle der Betrieb, aufser vielen anderen Unannehmlichkeiten, sehr bedeutende Verluste erleiden kann. Die bisher bekannten Controlmethoden bestanden zumeist darin, dafs man z. B. auf einer Doppelseite eines Buches für jede Fafsnummer eine besondere Colonne einrichtete, derart, dafs ungefähr zehn Nummern auf die Doppelseite kamen. Diese Methode hatte den grofsen Nachtheil, dafs die Colonnen sich, da die Fässer sehr verschieden aus- und eingingen, sehr ungleichmäfsig füllten, weshalb man immer wieder besonderer Nachtragblätter bedurfte, welche sehr bald, namentlich bei grofsem Betriebe, zu grofsen Verwirrungen Anlafs gaben. Aufserdem war der Verbleib eines Fasses auch nie mit Gewifsheit anzugeben, da man annahm, dafs der letzte verzeichnete Name sich noch im Besitz desselben befände, während es schon längst auf der Aiche oder zur Reparatur gesendet oder womöglich verloren war. Eine andere Art der Controle besteht darin, dafs man jeder Fafsnummer ein Conto mit Ein- und Ausgang gab. Diese Controle war wohl etwas zuverlässiger, allein dieselbe bedurfte, namentlich in gröfseren Betrieben, einen ganz unverhältnifsmäfsigen Aufwand an Material und Arbeitskraft.

Den Gegenstand vorliegender Erfindung bildet nun ein ganz eigenartig construirtes Buch, mit welchem die Fafscontrole nicht nur äufserst leicht und bequem, sondern auch unbedingt sicher mit dem geringstmöglichen Aufwand an Zeit, Material und Arbeitskraft bewirkt werden kann. Dasselbe wie bei Fässern, trifft bei anderen Gegenständen zu.

Die beiliegende Zeichnung stellt das neue Controlbuch dar, und zwar veranschaulicht Fig. ι die Tafeln zum Registriren der aus- und eingehenden Fässer, Fig. 2 die Tafel für die Registrirung der auf der Aiche befindlichen Fässer und Fig. 3 die sogen. Auszugstafel.

Das neue Controlbuch besteht aus einer Anzahl (hier 33) starker Cartons, welche noch einerseits zur Erzielung möglichster Steifigkeit, andererseits zum Schutz der Schrift, sowie als Stütze für einen Carton oder ein Brettchen oder dergleichen, welches man auflegt, um die Schrift nicht beim Schreiben mit der Hand zu verwischen, mit Cartonrahmen beklebt sind, derart, dafs sich zwei Schreibflächen niemals berühren können. Die Schreibflächen sind nun nicht gewöhnliches weifses Schreibpapier, sondern dieselben bestehen aus einem Material, auf welchem man die Schrift wieder auslöschen kann (Schieferpapier, Celluloid etc.). Diese eigenartige Einrichtung besitzt gerade für den

vorliegenden Zweck sehr wesentliche Vortheile, indem einerseits das zwecklose Papierverschreiben fortfällt, andererseits der Umstand, dafs man diejenigen Namen, in deren Besitz sich das bezw. die Fässer nicht mehr befinden, einfach auslöscht, jeglichen Irrthum ausschliefst. Die Eintheilung der Schreibtäfelchen, welche auf die Cartons entweder aufgeklebt oder in dieselben, ähnlich wie die Photographien in den Albums etc., eingeschoben werden, ist derart getroffen, dafs sich auf je einer Doppelseite ioo Täfelchen befinden, welche von links nach rechts fortlaufend numerirt sind. Die höchste Zahl der betreffenden Seite ist auf dem rechten Rand der letzteren derart angebracht, dafs die höchsten Zahlen sämmtlicher Seiten sichtbar sind. In vorliegendem Falle geht die Numerirung der Täfelchen bis 3000. Die Täfelchen können nach der Verwendung des Controlbuches entsprechend in eine Reihe kleiner Rubriken eingetheilt werden, welche dann zu speciellen Eintragungen des Inhalts in Liter (L) bezw. zur Bemerkung des Namens, sowie des Aust und Eingangsdatums dienen. Hierbei ist zu bemerken, dafs für die Eintragung des Fafsinhalts die Anwendung der vorbeschriebenen Täfelchen einen ganz besonders grofsen Werth hat. Der Inhalt eines Fasses wird nämlich mit der Zeit durch Einflufs der Temperatur, sowie durch Reparaturen, Anziehen der Bänder etc. immer geringer. Die Fässer müssen deshalb oft geaicht werden. In der Inhaltsrubrik wird deshalb immer der bei der letzten Aichung sich ergebende Inhalt vermerkt, während die früheren Zahlen fortgewischt werden, so dafs ein Irrthum völlig ausgeschlossen ist. Die Anwendung des decadischen Zahlensystems hat aufser den letztgenannten Vortheilen hier noch den ganz speciellen, dafs dasselbe das Aufsuchen einer bestimmten Nummer sehr erleichtert. Sucht man z. B. die Nummer 48, so findet man dieselbe in der achten Reihe von links und der fünften Reihe von oben, die Nummer 76 in der sechsten Reihe von links und der achten Reihe von oben etc.

Um die Fafs- oder sonstige Controle in jeder Beziehung zu erleichtern und zu vervollständigen , d. h. um auch die Fässer zu controliren, die sich nicht im Betriebe oder bei Kunden befinden, sind zwei Tafeln beigefügt, auf deren einer die auf der Aiche befindlichen, auf deren anderer die zur Reparatur gegebenen Fässer vermerkt sind.

Die Auszugstafel endlich hat den Zweck, beim Abgang eines Kunden rasch nachzuweisen, wie viele Fässer derselbe noch haben mufs, oder bei Mangel an Fässern schnell zu finden, wo gröfsere Partien derselben stehen, um sie abholen zu können.

Mit dem oben beschriebenen Buch lassen sich nicht allein Fässer, sondern auch in gröfseren Fabriken z. B. die Arbeiter, in grofsen Hotels die Zimmer etc. und sonstige beliebige Waaren und Gegenstände controliren. Bei der Verwendung des Buches zur Zimmercontrole brauchen dann anstatt 100 Nummern nur 10 auf jeder Seite angeordnet zu werden. Man erhält dann einen ausreichend grofsen Raum, um die Rechnung etc. des Gastes des betreffenden Zimmers aufzunotiren und nach der Bezahlung einfach wieder auszuwischen.

Claims (1)

1. Patent-Anspruch:

   Ein Controlbuch, dessen Blätter mit numerirten Täfelchen aus mit auslöschbarer Schrift beschreibbarem Material (Schieferpapier, Celluloid etc.) derart beklebt sind, oder in welche derartige Täfelchen so eingeschoben, sind, dafs auf je einer Doppelseite eine Anzahl Abtheilungen angebracht und die einzelnen Doppelseiten mit einem Register versehen sind, wobei die Täfelchen von erhabenen Rändern umgeben bezw. die Reihen derselben von solchen durchsetzt sind, damit die Täfelchen bei zugeklapptem Buch zum Schutz der Schrift sich nicht auf einander legen und beim Schreiben Schutzdeckel auf die Ränder gelegt werden können.

   Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.