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Verfahren zum Schutz pflanzlicher oder tierischer Erzeugnisse gegen
Lagerkrankheiten Um pflanzliche oder tierische Erzeugnisse, wie Eßwaren, Genußmittel,
Früchte o. dgl., beim Lagern in größeren Räumen für längere Zeit beständig zu halten,
ist es bereits bekannt, die die Erzeugnisse umgebende Luft einer geregelten, -schwachen
Alkalisierung in solchem Maße zu unterwerfen, daß sie sich auf einen Wert von etwa
PH 7,5 einstellt. Diese Alkalisierung soll im Regelfall durch Einleitung
abgemessener, der Raumgröße und der Raumlüftung angepaßter Mengen von alkalischen
Gasen in die Luft erzielt werden, z. B. durch Verbrennung poröser Körper, die mit
alkalischen Stoffen imprägniert sind und das Gas nach Maßgabe ihrer Verbrennung
freigeben, durch gerebelte Begasung des Raumes aus einer Druckflasche o. dgl. oder
durch Aufstellen von Schalen mit Ammoniaklösungen' oder Preßkörpern aus Ammoniumkarbonat.
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Derartige Maßnahmen gestatten zwar-eine Gvirtschaftliche Ausführung
der All calisierung im ,großen, sie eignen sich jedoch nicht für Kleinverbraucher
und solche Fälle, in denen die Menge .der zu schützenden Erzeugnisse nur gering
ist oder eine Begasung,der Raumluft mit Druckbehältern o.,dgl. aus sonstigen Gründen
nicht in Betracht kommt, z. B. bei abgeschlossenen kleinen Packungen, im Haushalt,
beim Transport kleiner Mengen, in Ladenräumen usw.
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Hier schafft die Erfindung Abhilfe. Ihr liegt der Gedanke zugrunde,
mit Hilfe der Verpackung der Erzeugnisse die für den Schutz gegen Lagerkrankheiten
erforderliche schwache Alkalisierung .des die Erzeugnisse umgebenden Luftraumes
zu bewirken. Es ist an sich bekannt, Verpackungsstoffe mit gasabgebenden Mitteln
zu behandeln. Auf diese Weise werden z. B. Mottenschutzsäcke, Mottenschutzpapiere
o. 1,g1. hergestellt. Man hat auch schon vorgeschlagen, von Schäd:ingen befallene
Gegenstände durch Behandlung mit Ammoniak zu desinfizieren. Die Gegenstände werden
dabei kurzfristig .in abgeschlossene Behälter gebracht und mit Ammoniak begast.
Im Unterschiede hierzu bezieht sich die vorliegende Erfindung auf ein Verfahren
zur Herstellung von Verpackungsstoffen für tierische oder pflanzliche Erzeugnisse
zum Schutz gegen Lagerkrankheiten, und das Neue besteht darin, -daß der Verpackungsstoff
mit Ammoniak abgebenden Verbindungen, wieAmmoniumverbindungen schwacher Säuren,
die vorzugsweise in einer auf etwa 70° G erwärmten,
gesättigten
Lösung zur Anwendung kommen, behandelt wird. Mit Hilfe derartiger Verpackungsstoffe
läßt sich auf kleinstem Raum :eine lang anhaltende, schwache Allei= sierung der
die Erzeugnisse umbebenden L,üf=, sicherstellen. Eine mäßi.geundbeso@nders-da:uer-.
hafte Abgabe von Ammoniak läßt sich z. B:' erreichen, wenn für die Behandlung der
Verpackungsstoffe Ammoniumverbindunken von Weinsteinsäure, Salizylsäure, Benzoesäure,
Milchsäure, Ameisensäure, Borsäure oder Kohlensäure verwendet werden.
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Es ist beobachtet worden, d.aß die Lagerkrankheiten besonders bei
pflanzlichen Erzeugnissen häufig erst unter Einwirkung der Kohlensäure entstehen,
die von den pflanzlichen Produkten bei ihrer Zellatmung freigegeben wird. Es ist
daher in manchen Fällen angängig, die Alkalisierung der Ratimluft erst dann eintreten
zu lassen, wenn ein überschuß an Kohlensäure in der die zu schützenden Erzeugnisse
umgebenden Luft vorhanden ist. Für solche Fälle empfiehlt es sich, den Verpackungstoff
mit einer Imprägnierung zu versehen, die erst unter Einwirkung von Kohlensäure ein
alkalisches Gas frei werden läßt, wobei als Imprägnierung vorzugsweiseeine komplexe
Verbindung eines Metalls mit Ammoniak und einem Säureradikal benutzt wird, z.B.Tretaminkupf
erkarbonat (Cu (N H,), CO,)
oderKalziumammoniumkarbonat (Ca (NHs)@ C03).
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Um die zu schützenden Erzeugnisse nicht nur gegen Verderb durch Bakterien
und Pilze, sondern auch gegen Insektenbefall zu schützen, kann der Verpackungsstoff
nach der Erfindung neben ,seiner die Freigabe alkalischer Gase vermittelnden Imprägnierung
noch in an sich bekannter Weise mit einer zusätzlichen Imprägnierung z. B. durch
Milchsäure, Ameisensäure o. :dgl. versehen sein, die von Fliegen und Insekten gemieden
werden. Man kann dabei beispielsweise den Verpackungsstoff auf seiner Innenseite
mit der Imprägnierung zur Freigabe alkalischer Gase und auf seiner Außenseite mit
der Imprägnierung zum Schutz gegen Insekten versehen. Statt dessen kann auch eine
.einzige Imprägnierung zur Anwendung gelangen, die beide Zwecke gleichzeitig erfüllt
und bei der Freigabe alkalischer Gase zugleich auch den für Fliegen und Insekten
unverträglichen Stoff entstehen läßt. Als Imprägniermittel kommen dann milchsaure
oder ameisensaure Ammoniumsalze in Betracht.
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Handelt es sich um Erzeugnisse, die einen otarken Feuchtigkeitsgehalt
besitzen und bei ihrer Lagerung viel Wasserdampf abgeben, -so wird der für die Alkalisierung
der Luft imprägnierte Verpackungsstoff zweckmäßig wasserfest hergestellt oder mit
einem wasserabweisenden Belag versehen, um eine vorzeitige Zersetzung der Imprägnierung
unter--.-Einwirkung der Feuchtigkeit zu unterbinden. # In diesem wie in anderen
Fällen kann e: sich empfehlen, den Verpackungsstoff mit dicht 'aiebeneinanderliegenden,
den Stoff durchdringenden Löchern siebartig zu perforieren. um die Lüftung der Erzeugnisse
nicht zu beeinträchtigen und den für die Konservierung schädlichen Soffen, wie Kohlensäure,
@#@'asserdampf usw., Abzug zu gewähren. Durch ' geeignete Perforierung läßt sich
auch die wirksame Oberfläche für die Abgabe der alkalischen Gase im Bedarfsfall
beträchtlich erhöhen.
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Es gibt bereits die Farbe verändernde Anzeigemittel, die schon bei
geringen Alkalitätsveränderungen reagieren. Für die Begasung von Lagerräumen hat
man schon vorgeschlagen, mit Hilfe solcherAnzeigemittel dieAlkalität der Luft des
Lagerraumes zu iiberwachen. Im Zusammenhang mit der vörliegenden Erfindung ist es
vorteilhaft, solche auf unterschiedliche Alkalitätsgrade ansprechende, die Farbe
verändernde Anzeigemittel in Verbindung mit dem die Imprägnierung zur Abgabe alkalischer
Gase aufweisenden Verpackungsstoff zu verwenden. Das kann beispielsweise so geschehen,
daß der imprä exilierte Verpackungsstoff selbst als farbveränderlicher Indikator
derart ausgeführt wir(i, daß er bei noch wirksamer Imprägnierung eine andereFarbe
aufweist als nach beendeter Gasabgabe. - Statt dessen kann man einen oder mehrere
farbveränderliche Indikatoren auch am Verpackungsstoff anbringen oder mit dem Verpackungsstoff
derart zusammens s tellen, daß dem imprägnierten Verpackungsstoff ein farbveränderlicher
Indikator als Be- j obachtungsmittel lose beigefügt wird.
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Im nachfolgenden werden Beispiele für die Ausführung und Anwendung
des Verfahrens nach der Erfindung und der dafür benutzten :Mittel beschrieben.
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Ein zur Verpackung der zu schützenden pflanzlichen oder tierischen
Erzeugnisse geeigneter Trägerstoff, z. B. Papier, wird zunächst derart imprägniert,
daß er für fingere Zeit ein alkalisches Gas in geringen Mengen an die Luft abgibt.
Für die Iinprägnierunr eignen sich besonders Aminoniumsalze von Weinsteinsäure.
Salizvlsäure, Benzoesäure. Milchsäure, Ameisensäure, Borsäure und Kohlensäure. Aus
einem oder mehreren dieser Salze wird eine gesättigte Lösung leergestellt. Es hat
sich herausgestellt, daß die Wirksamkeit der Imprägnierung besonders lange anhält,
wenn die Imprägnierung bei einer Lösungstemperatur von etwa 70' C stattfindet.
Bei dieser Temperatur dringt (las Lösungsmittel besonders schnell in die
Poren
des Trägerstoffes ein. Das- ist vor allem von Vorteil für.,Trägerstoffe, wie dünnes
Papier - o. dgl., die man: - ohne Gefahr eines Zerreißens nicht längere Zeit mit
Ffüssigkei`t bekandeln kann. Das ".Papier wird. kurz in eine derartige warme Lösung
untergetaucht und dann in -kalter Luft, gegebenenfalls in einem künstlich erzeugten
Luftstrom, möglichst schnell getrocknet. Die Anwendung von Wärme beim Trocknen ist
nachteilig, weil unter dem Einfluß der Wärme eine beschleunigte Zersetzung der-in
der Imprägnierung enthaltenen Lösungsstoffe also eine vorzeitige Abgabe der alkalischen
Gase stattfindet, durch die die Wirkdauer des imprägnierten Stoffes `beeinträchtigt
wird: Soll das Imprägnierpapier zugleich Fliegen und Insekten von den Erzeugnissen
fern halten, so kann es auf einer Seite oder auf einem Teil seiner Fläche noch mit
Milchsäure oder Ameisensäure in geeigneter Lösung behandelt werden.
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Das Papier wird nach dem Trocknen z. B. in abgemessene, der jeweiligen
Fruchtgröße angepaßte Stücke zerschnitte, wobei man' die Flächengröße in Anpassung-
an die Art der Verpackung derart wählt, daß die Alkalisierung in dem gewünschten
Mäße sichergestellt ist. Je größer die Fläche des imprägnierten Stoffes ist, um
so stärker ist die Gasabgabe in der Zeiteinheit. Gegebenenfalls kann man durch Knittern,
Knüllen und'Falten des Papiers die Oberfläche so gestalten, daß auch bei beschränktem
Platz für hinreichend lange Zeit eine gleichmäßige Abgabe von alkalischem Gas gesichert
ist.
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Das in dieser Weise. imprägnierte Papier kann als Einwickelpapier
für die zu schützenden Erzeugnisse--Verwendung finden. Man kann .es auch zum -Ausschlagen
von Kisten, Körben, Schachteln. o. dgl. benutzen. Schließlich kann es auch ausreichen,
wenn man der Verpackung ein entsprechend groß bemessenes Stück eines derart imprägnierten
Papiers lose beilegt.
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Um :die Wirksamkeit der Gasabgabe prüfen zu können, empfiehlt es sich,
z. B. am Rande des wirksamen Papiers bei seiner Imprägnierung einen Streifen von
geeigneter Breite frei zu lassen, den man nach Trocknung der gasabgebenden Imprägnierung
mit geeigneten Indikatorlösungen .bestreicht oder in sonstiger Weise damit behandelt.
Es können dafür z. B. folgende- Indikatorlösungen benutzt werden: -a) Eine 0,041110
Lösung von Bromkresolpurpur in Isopropylalkohol.
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b) Eine o,oz °/ö Lösung von Phenolrot in Isopropylalkohol.
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c) Eine 0,040/0 Lösung von Bromtymolblau in Isopropylalkohol. _ Diese
Lösungen werden auf unterschiedliche Stellen des Randstreifens aufgebracht, der
an dem Imprägnierpapier frei gelassen worden ist. Nach dem Trocknender mit den Indikatorlösungen
versehenen Stellen zeigen die Indikatorflächen zunächst im wesentlichen die gleiche
gelblichbraune Färbung. Sobald sich jedoch- im geschlossenen Raum eine ausreichende-Alkalisierung
der Umluft-im Bereiche der mit den Indikatorlösungen bestrichenen Flächen einstellt,
tritt eine Verfärbung der Anzeigeflächen ein. Zunächst wird bei geringer Alkalisierung
die mit der Lösung a bestrichene Stelle tiefblauviolett. Erreicht die Luft eine
Alkalisierung von etwa PH 7,5, so wird -die mit der- Lösung b. behandelte
-Stelle rosa. Wird die Alkalisierung noch wesentlich stärker, so bekommt die mit
der Lösung c behandelte Stelle eine mandelgrüne Färbung. Da -sowohl eine zu schwache
als auch eine zu starke Alkalisierung für die zu schützenden Erzeugnisse abträglich
sind, empfiehlt es sich, in dieser Weise mit mehreren Indikatoren gleichzeitig zu
arbeiten, um die Einhaltung des gewünschten Bestwertes jederzeit nachprüfen zu können.
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Natürlich ist es nicht notwendig, solch Indikatoren unmittelbar auf
den mit den gasabgebenden Stoffen imprägnierten Verpackungsmitteln anzubringen.
Sie können auch getrgnnt hergestellt und der Verpackung beigelegt oder beigeklebt
werden.
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Handelt es sich um Erzeugnisse, bei denen eine starke Abgabe von Kohlensäure
eintritt, so kann die frei werdende Kohlensäure zur Auslösung oder Verstärkung der
Abgabe alkalischer Gase benutzt werden. In diesem Fall werden für die Imprägnierung
der Verpackungsstoffe zweckmäßig Ammoniumv erbindun:gen von Metallen mit einem Säureradikal
benutzt, beispielsweise Tetraminkupferkarbonat (Cu (N H3)4 CO,) oder Kalziumammoniumkarbonat
(Ca (NH3)4 C.03). Diese Verbindungen lassen in Gegenwart von Kohlensäure Atmnoniak
frei werden, wobei andere komplexe Verbindungen entstehen, in denen eine oder mehrere
N H3 Gruppen durch eine oder mehrere" C OGruppen ersetzt werden, Ein mit solchen
Lösungen imprägnierter Werkstoff, wie Papier o." dgl., läßt sich bei Abwesenheit
von Kohlensäure sehr lange Zeit ohne Beeinträchtigung seiner Wirksamkeit für die
Abgabe alkalischer Gase aufbewahren und ist so empfindlich für das Vorhandensein
von Kohlensäure, daß man einen merkbaren Geruch von Ammoniak feststellen kann, wenn
man z. B. aus einer Entfernung von .etwa o,5 m gegen .ein solches Papier ausatmet.
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Um das .imprägnierte Papier einer nachteiligen
Beeinflussung
durch Wasserdämpfe oder Feuchtigkeit zu entziehen, kann es auf der Außenseite mit
wasserabweisendem Lack, Celluloselack, Celluloseacetatfilm o. dgl. behandelt bzw.
bedeckt_werden. Um trotz dieser Behandlung eine ausreichende Abgabe alkalischer
Gase sicherzustellen, kann das imprägnierte Papier nach dieser Behandlung in ,geeigneter
Weise perforiert werden, so daß die alkalischen Gase aus den perforierten Stellen
austreten können.
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Im übrigen empfiehlt sich die Perforierung auch dann, wenn die Verpackungsstoffe
keinen wasserabweisenden Überzug haben, da durch geeignete Perforierung die Lüftung
der Erzeugnisse sichergestellt und außerdem eine erhebliche Vergrößerung der für
die Gasabgabe verfügbaren Oberfläche der Verpackungsstoffe erzielt werden kann.
Ist beispielsweise der Lochdurchmesser bei der Perforierung ebenso groß wie die
Stärke des imprägnierten Papieres oder Kartons, so kann die Oberfläche durch die
Perforierung bei sehr dichter Anordnung der Löcher bis zu etwa 5o % der Gesamtgröße
der beiden Außenflächen vergrößert werden.
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Je nach der Art der zu schützenden pflanzlichen oder tierischen Erzeugnisse
können Papiere oder sonstige Verpackungsmittel in stärkerer oder dünnerer Ausführung,
größerer oder kleinerer Fläche, perforiert oder unperforiert, mit stärkerer oder
schwächererImprägnierung derart zur Anwendung kommen, das sich an den zu schützenden
Erzeugnissen eine mäßige Alkalisierun:g der Luft in dem g.ewünschten Grade einstellt.
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Die Erfindung ist nicht auf bestimmte Verpackungsarten beschränkt.
Soweit eine Alkalisierung der Erzeugnisse durch ihre Verpackung erfolgt, sollen
unter dem Begriffe der Verpackung Verpackungsbehälter irgendwelcher Art oder ihre
Einlagen oder beide gemeinsam verstanden werden. Die Erfindung bezieht sich somit
auf Kisten, Kasten, Schachteln, Körbe, Säcke, Tüten o. dgl. aus Holz, Papier, Textilstoffen,
Metallen usw.. deren Werkstoffe imprägniert oder auf der Innenseite tnit einer die
Gasabgabe bewirkenden Auflage oder Einlage versehen sind. Sie bezieht sich weiterhin
auf Einlagen für derartige Behälter, z. B. Holzwolle, Stroh, Sägemehl, Papier o.
dgl., die mit alkalischen Stoffen z. B. imprägniert, getränkt oder vermengt sind.
Schließlich können auch die Verpackungsbehälter und derartige Einlagen zugleich
in geeigneter Weise zur Abgabe alkalischer Gase eingerichtet sein.