-
Verfahren zur Kenntlichmachung von wenig oder gar nicht wahrnehmbaren
Giftstoffen durch Warn- oder Reizstoffe Die Erfindung bezieht sich auf die Kenntlichinachung
giftiger Gase. bder Dämpfe, welche, wie z. B. Blausäure, Äthylenoxyd u. dgl.. nur
in geringem Maße oder gar nicht wahrzunehmen sind, insbesondere zu Zwekken der Schädlingsbekämpfung.
-
Man hat bereits vorgeschlagen, gleichzeitig mit den giftigen Gasen
oder Dämpfen zwecks Verminderung der bei ihrer Handhabung oder Anwendun
g, z. B. zum Zwecke der Schädlingsbekämpfung, auftretenden
Gefahren.Warn-und Reizstoffe -zur Anwendung zu bringen. Langjährige Erfahrungen
haben indessen ergeben, daß auch bei Anwendung von Gemischen des Giftgases mit einem
Reizstoff noch erhebliche GefährenqueHen vorhanden sind. In manchen Fällen ist z.
B. die Begasung mit dem Giftgas bereits voll im Gang, während der Warn- und Reizstoff
noch nicht oder nicht genügend in Erscheinung getreten ist, was zur Folge haben
kann, daß Merischen oder Tiere den begasten Raum ungewarnt betreten. In anderen
Fällen hat sich gezeigt, daß der Warn- und Reizstoff wohl während der Vergäsung
des Giftstoffes ge-. nügend währnehmbar war, daß aber bei Beendigung der Begasung,
z. B. beim Lüften oder auch nach dem Lüften, noch gefähr,-liche Mengen von Giftgas
vorhanden waren, während der Reizstoff bereits verschwunden war. Dieser Fall kann
insbesondere dann eintreten, wenn es sich um winkelige oder mit Möbeln oder sonstigen
Gegenständen verstellte Räume handelt oder wenn in den begasten Räumen Gegenstände
vorhandensind, welche größere Mengen von Giftgas auch noch längere Zeit zurückhalten
können., wie z. B. Polstermöbel u. dgl.
-
Man hat lange, aber erfolglos versucht, einen Reizstoff aufzufinden,
welcher hinsichtlich seiner chemischen und physikalischen Eigenschaften mit Blausäure
so weitgehend übereinstimmt, daß eine Trennung beider nicht stattfindet. Mar? hat
auch bereits versucht, sich durch Zusatz mehrerer Reizstoffe und durch Verwendung
derselben im Cberschuß zu helfen. Als Beispiel hierfür sei die gemeinschaftliche
Anwendung von Bromessigsäuremethylester und Chlorpikrin, also von zwei. relativ
schwer diffundierenden Stoffen genannt. Nach vorliegender Erfindung werden wenig
oder'gar nicht wahrnehmbaren Giftgasen mindestens zwei Warn- bzw. Reizstoffe zugesetzt,
von denen der eine (Vorwarner) so flüchtig sein muß, daß er seine Wirkung mit Sicherheit
bereits bei Beginn der Vergasung ausübt, während der andere (Nachwarner) die Eigenschaft
'haben muß, so lange in dem begasten Raum zu verbleiben, bis auch die letzten schädlichen
Mengen des Giftgases mitSicherheit verschwunden sind. Als Vorwarner 'im Sinne der
Erfindung kommen. leicht flüchtige, schnell diffundierende Reiz- oder Warnstoffe
in Betracht, welche sich rascher als das eigentliche Giftgas verbreiten und auch
leichter
durclf Poren, Ritzen -Ader sonstige öffnungen der den
begasteitRaum umschließenden Wandungen dririgen. Alg gut geeignete Vorwarner haben
si#Ii. z. B. Chlorcyan, Bromcyan u.dgl. welche an sich bekannte Reizstoffe darstellen,
erwiesen.
-
Als Nachwarner kommen schwerer diffundierende Stoffe, welche sich
langsamer als die ,eigentlichen Giftgase verflüchtigen, in Betracht. Als Nachwarner
können z. B. Reizstoffe, wie Bromacetophenon, Chlorpikrin, Brornessigsäureester
u. dj-,I., 'Zerwendung finden.
-
Während nach dem -bekannten Verfahren der Erfolg dadurch erstrebt
wurde, daß mehrere Reizstoffe, gegebenenfalls solche, welche verschiedene Reaktionsfähigkeit
mit dem Material der Wandungen besitzen, und zwar im überschuß angewendet werden,
beruht vorliegende Erfindung auf dem Gedanken, durch gemeinschaftliche Anwendung
von leicht diffundierenden Reizstoffen (Vrrwarnern) und von schwer diffundierenden
Reizstoffen. (Nachwarnern) die erstrebte Wirkung sicherzustellen.
-
In Ausübung der Erfindung wird z. B. Blausäure einerseits mit z. B.
Chlorcyan und anderseits mit z. B. Bromacetephenon in den zur Erzielung einer sicheren
Reizwirkung erforderlichen Mengen versetzt; im allgemeinen haben sich geringe Mengen,
z. B. i bis 3 Oilo eines jeden Reizstoffes, als ausreichend erwiesen, um
die im Sinne der Erfindung gewünschte zuverlässige Wirkung mit Sicherheit eintreten
zu lassen. In gegebenen Fällen kann man auch mehr als zwei Reizstoffe, von denen
aber mindestens einer Vorwarner und mindestens einer Nachwarner sein muß, anwenden.
-
Der flüchtige, wenig oder nicht wahrnehmbare Giftstoff, wie z. B.
Blausäure, kann z. B. in Fo#rn einer Mischung mit den als Vor- und Nachwarnern dienenden
Reizstoffen zur Anwendung gebracht. werden, sei -,es in Form einer an der Anwendungsstelle
zu vergasenden Flüssigkeit, sei es z. B. in Verteilung auf porösen oder durch feine
Verteilung aufsaugend wirkenden Trägerstoffen, wie z. B. Infusorienerde, Diatomit,
Koks u. dgl. Durch letztgenannte Maßnahme wird die leichte Ab-
gabe der flüchtigen
Stoffe an der Verwendungsstelle wesentlich erleichtert.
-
Man kann schließlich auch solche Stoffe im Sinne der Erfindimg anwenden,
welche den flüchtigen -Giftstoff gebunden enthalten und ihn erst durch Umsetzui#g,
z. B. mit der Feuchtigkeit der Luft, an- der Verw-endungs.-stelle entwickeln. Solche
Stoffe sind z. B. Calciumcyanid u. dgl. Im Sinne der Erfindung sind derartige Stoffe
in Vereinigung mit Vor- und Nachwarnern zur Anwendung zu bringen. Hierbei kann auch
der eine oder andere «%Va:rn- und Reizstoff oder auch beide gleichzeitig mit dem
eigentlichen Giftstoff durch Anwendung entsprechender Bildungsgemische in passenden
Mengenverhältnissen entwickelt werden.