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Verfahren zur Herstellung von Erzeugnissen gesteigerter oligodynamischer
Wirksamkeit Es ist bekannt, ioligodynamisch wirksame Metalle mit einem Grundstoff
(Träger) zu verbinden; so 'hat man z. B. schton Bolus nach verscledenen Verfahren
mit Kupfer-oder Silber imprägniert oder Quarzsand mit Silber überzogen und diese
Erzeugnisse dann als Kontaktkörper zum Sterilisieren von Flüssigkeiten verwendet.
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Die keimtötende Wirkung, die von metallisierten Körpern ausgeht, entfaltet
sich nicht augenblicklich, sondern nimmt unter Umständen beträchtliche Zeit in Anspruch.
Beispielsweise braucht ein mit 5% Silber beladener Bolus mindestens 2 Stunden, um
Wasser, das io ooo Colikeime/ecm hat, zu sterilisieren. Diese Langsamkeit der Sterilisierwirkung
macht sich nicht nur bei der Sterilisierung von Flüssigkeiten unangenehm bemerkbar,
sondern verringert auch den Wert derartiger Präparate für die medizinische Praxis.
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Es ist nun gefunden worden, daß die Wirksamkeit metallisierter Stoffe
,außerordentlich verbessert werden kann, wenn man, undhierin besteht die Erfindung,
die Metalle durch Oxydationsmittel anätzt und sie in diesem angeätzten Zustand zur
Sterilisation verwendet.
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Es war bekannt, daß ioligodynamisch unwirksam gewordenes Silber sich
beim Liegen an der Luft, d. h. beim Oxydieren, regeneriert. Man hat ferner schon
die Träger von oligodynamisch wirksamem Metall vor dem Aufbringen des letzteren
aufgerauht. Schließlich ist die gemeinsame Anwendung von oligodynamisch wirksamem
Metall und anderen Entkeimungsmitteln, z. B. Chlor, während des Sterilisationsprozesses
bekanntgewesen. Keiner dieser Maßnahmen konnte ,aber entnommen werden, daß eine
Vorbehandlung des wirksamen Metalls in Form einer Anätzung durch Oxydation zu einer
Beschleunigung und damit Verbesserung der oligodynamischen Sterilisation führen
würde.
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Für die Durchführung des Erfindungsgedankens ergeben sich verschiedene
Wege. Man kann z. B. den metallisierten Grundstoff mit einer Wasserstoffsuperoxydlösung
tränken und nach bestimmter Einwirkungszeit von dieser wieder durch Abfiltrieren
und Nachwaschen befreien und trocknen. Man kann das Material aber auch mit der Wasserstoffsuperoxydlösung
zusammen zur Trockne eindampfen. Anstatt sauerstoffabgebender Mittel kann man auch
chlorabspaltende Mittel, z. B. Natriurrihypochloritlösung, in ähnlicher Weise verwenden.
Man kann auch das trockne Material mit trocknere oder feuchtem Chlorgas behandeln
und danach durch Behiftung vom Chlor wieder befreien. Man kann ferner den metallisierten
Grundstoff in trocknem Zustand mit einem ebenfalls trocknen Mittel vermengen, das
bei Hinzutritt von Feuchtigkeit imstande ist, die Metalloberflache
anzuätzen.
Die Anätzung des Materials braucht nicht auf chemischem Wege zu geschehen, sie kann
auch ;auf elektrischem Wege durchgeführt werden. Man bringt zu diesen: Zweck das
Material vor seiner Verwendulg! als Kontaktstoff in :an sich bekannter Weise mit
einer den elektrischen Strom leitenden Flüssigkeit zusammen und schaltet es als
Anode in den Stromkreis. Durch die Wirkung des elektrischen Stromes, der sehr schwach
gehalten werden kann, gehen geringe Mengen Metall in Lösung, so daß die Oberfläche
mikroskopisch aufgerauht wird. Andererseits bilden sich je nach der Art des Elektrolyten
auf der Oberfläche des Metalls Spuren von Metallsalz, z. B. Metalloxyd oder Metallchlorid.
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Das geschilderte Verfahren kann sich auf beliebige metallisierte Grundstoffe
erstrecken. In der Technik der Wasserentkeimung wird es sich vorzugsweise um stückige,
geformte ,oder ungeformte Massenkörper, wie Sand, Kugeln, Ringe u. dgl., auf anderen
Verwendungsgebieten, z. B. in der pharmazeutischen Praxis, um feinkörnige Massen
und feine Pulver handeln. Auch die Methode, nach welcher diese Grundstoffe metallisiert
sind, ist beliebig. Man kann z. B. auf keramische Stoffe Silber aufbringen, indem
man sie mit einer Silbersalzlösung benetzt und dann mit Alkali und Formaldehyd behandelt
und dann trocknet, wodurch .ein Silbergel entsteht. Man kann den Grundstoff aber
auch mit einer Silbersalzlösung tränken und dann trocknen und glühen, wodurch ein
sehr feinschichtiger, mit der Unterlage fest verwachsener Silberbelag gewonnen wird.
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Eine Anzahl Beispiele möge das Verfahren erläutern i. Kupferbolus,
gewonnen durch Erwärmung von B.olus mit einer ammoniakalischen Kupfersulfatlösung
und Hydrazinhydrat und nachfolgendes Trocknen, wird mit einer 3 %igen Wasserstoffsuperoxydlösung
einige Zeit stehengelassen, dann abfiltriert, durchgewaschen und getrocknet.
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2. Silberbolus, der durch- Tränken von Bolus mit Silbernitratlösung,
Trocknen und Glühen bei 700' gewonnen worden ist, wird mit einer 5o;`oigen
Wasserstoffsuperoxydlösung zusammen zur Trockne eingedampft.
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3. Versilbertes Silicagel, das durch Behandlung von Silicagel mit
Silbernitratlösung, Formaldehyd und Alkali und darauffolgendes Trocknen mit einer
kolloidalen Silberhaut überzogen ist, wird in trockenem Zustand mit einem festen,
stabilisierten Superoxyd, z. B. mit der Wasserstoffsuperoxydharnstoffverbindung,
vermischt.
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¢. Ein versilbertes Silicagel wird in trockenem Zustande mit Chlorgas
behandelt, worauf das Chlor durch Luft wieder verdrängt wird.
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5. Formkörper, die nach einem beliebigen #,A'erfa:hren mit Silber
überzogen sind, werden :' -mit einer dünnen Lösung von Natriumhypo-"° o'htorit behandelt,
darauf durch Dekantieren der Filtrieren und Nachwaschen von ihr getrennt und getrocknet.
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6. Der anzuätzende versilberte Körper oder die anzuätzende versilberte
- Masse wird in eine i o;öige Kochsalzlösung eingetaucht und als Anode in den Stromkreis
eingeschaltet. Die Kathode kann z. B. ,aus Eisen oder aus Kohle bestehen. Die Elektrolyse
wird bei einer Stromstärke von etwa i Ampere, qm durchgeführt. Nach kurzer Durchführung
dieser Elektrolyse wird der versilberte Körper bzw. die versilberte Masse aus dem
Bad herausgenommen und abgespült. Die bakterizide Wirkung ist nach dieser Vorbehandlung
bedeutend höher als vorher.
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Diese Beispiele lassen sich beliebig vermehren. Alle so gewonnenen
Erzeugnisse haben die Eigenschaft gemeinsam, daß die von ihnen ausgehende Sterilisierwirkung
beträchtlich schneller eintritt, als es bei Mitteln von gleichem Metallwert, die
aber nicht der erfindungsgemäßen Behandlung unterworfen waren, der Fall ist.
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Die nach dem Verfahren gewonnenen Eri. zeugnisse sind auf .allen Gebieten
der Sterilisiertechnik mit Nutzen anwendbar. Man kann so behandelte Formkörper oder
auch ungeformte Massen, wie versilberten Sand, in der Technik der Wassersterilisierung
oder der Sterilisierung von Fruchtsäften, Milch u. dgl. verwenden. Man kann Gefäße,
chirurgische Geräte und Gegenstände des täglichen Bedarfs, von denen eine Ansteckung
durch Bakterien ausgehen kann, mit Metallüberzügen versehen, die nach dem Verfahren
aktiviert worden sind. Ein besonders weites Anwendungsgebiet eröffnet sich dem Verfahren
in der Herstellung von pharmazeutischen und kosmetischen Erzeugnissen. Bolus, der
einen nach dem Verfahren aktivierten Silberüberzug besitzt, kann bei den verschiedensten
infektiösen Erkrankungen zur inneren Desinfektion verabreicht werden. Eine Aufschlämmung
von solchem B:olus kann zum Spülen von Körperhöhlen, zum Gurgeln bei Erkältungen
usw. benutzt werden, -eine Salbe, die durch Verkneten einer Fettgrundlage mit so
behandeltem fein verteilten Silber ohne oder mit Träger, z. B. Bolus, und gegebenenfalls
anderen Bestandteilen hergestellt worden ist, hat sich als besonders wirksam gegen
Akne erwiesen. Desgleichen kann man mit Hilfe so behandelten fein verteilten Silbers
wirksame Zahnpasten u. dgl. herstellen. Man kann auch sterile Injektionslösungen
dadurch gewinnen,
daß man die betreffende Lösung durch Berührung
mit nach dem Verfahren hergestellten metallisierten Pulvern oder Körpern keimfrei
macht.