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Wischerantrieb für Stahlstich- und ähnliche Druckmaschinen Das Kennzeichen
für den Stahlstich- und Kupferstichdruck, zusammenfassend auch Liniendruck genannt,
ist im Abdruck die ununterbrochen fortlaufende Linie von veränderlicher Stärke.
Dia mit dieser Stärke der Tonwert der Farbe wächst und fällt, birgt diese Druckart
die größte Möglichkeit für die Ausnutzung der Farbskala. Als Druckstock wird bei
diesem Druckverfahren die geschliffene Stahl- oder Kupferplatte oder eine galvanoplastische
Abformung derselben benutzt. Der Druckstock trägt die Zeichnung bzw. das Schriftbild
als eine Vertiefung von entsprechender Breite und Tiefe. Diese Vertiefungen werden
mit Farbe ausgefüllt, die dann unter hohem Druck vom Papier aufgenommen und als
erhabener, fühlbarer Wulst herausgehoben wird. Die nicht druckenden Teile des Druckstockes
müssen von jeder Farbe rein, also blank poliert sein. Ist dies nicht der Fall, so
tritt Tonen oder ein Verschmutzen der Drucke ein.
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Die Beseitigung der überschüssigen Farbe und das Polieren der Oberfläche
des Druckstockes ist mittels einer Rakel, wie dies beim sog. Tiefdruck geschieht,
nicht möglich, da die die Rakel stützenden Rasterstege ganz fehlen und die Rakel
in die ungeschützten, nicht überbrückten Vertiefungen einfallen würde. Das Beseitigen
der überschüssigen Farbe und das Blankpolieren der Druckstockoberfläche erfolgt
heute noch wie zu Beginn des Kupferstickdruckes mit dem Wischer. Der Wischer war
ursprünglich nichts anderes als ein Lappen, der von der Hand in zusammengeknäueltem
Zustande kreisend über die Platte geführt wurde. Bei den selbsttätig arbeitenden
Liniendruckmaschinen besteht die Wischvorrichtung aus einem starren Wischerk örper,
auf dem elastische Mittel, wie Gummischwamm, Gummituch, Wachstuchfilz u. dgl., aufgebracht
sind. Über diesen Wischer wird ein endloses Wischtuch schrittweise geführt. Die
Wischer werden entweder kreisend oder senkrecht zur Druckstockbewegung hin und her
gehend bewegt.
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Zur Farbabnahme und zum Polieren der Oberfläche des Druckstockes sind
immer mehr
er e Wischer nötig; gewöhnlich werden vier bis sechs
Wischer verwendet. Die ersten Wischer laufen als Trockenwischer, sie nehmen die
Farbe ab. Die in der Laufrichtung zuletzt mit dem Druckstock zusammenkonimenden
Wischer sind Feuchtwischer ; sie sollen die letzten Reste der Farbe auf der Oberfläche
der Druckplatte beseitigen, also diese polieren. Unter Feuchtwischer versteht man
Wischer, deren Wischtücher vor Inbetriebnahme oder während des Betriebes der Maschine
gefeuchtet werden.
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Bisher wurden die Wischer im allgemeinen in Abhängigkeit vom Antrieb
der Druckmaschine unter Verwendung entsprechender Getriebe und Übersetzungen bewegt.
Bei dieser Antriebsart ist .aber eine Veränderung der Wischerbevegungen zur Druckstockbewegung
entweder unmöglich oder sehr beschränkt. Nur bei einer Maschinengattung wurden die
Wischer vollkommen unabhängig von der Druckmaschine durch einen gemeinsamen besonderen
Elektromotor angetrieben. Dieser Antrieb, der übrigens eine Menge von Rädern und
Getriebeteilen :erforderte und dadurch .auch einen großen Kraftaufwand benötigte,
ermöglichte zwar, die Wischer durch Regelung der Umdrehungszahl insgesamt mit veränderlicher
Geschwindigkeit laufen zu lassen; es war aber unmöglich, z. B. die Trockenwischer
langsamer und die Feitchtwischer rascher zu bewegen oder gar unter diesen selbst
wieder Unterschiede in der Bewegungszahl zu ermöglichen. Dieser Nachteil wird durch
die Erfindung behoben; außerdem werden die Mittel für den Antrieb der Wischer ganz
wesentlich gegenüber früher vereinfacht. Nach der Erfindung wird nämlich jeder Wischer
einzeln von einem Getriebemotor angetrieben, so daß sowohl gemeinsames Ein- und
Ausschalten, Einzelschaltung als auch Einzelregelung der Umlaufzahl möglich ist.
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Auf der Zeichnung ist ein Ausfährungsbeispiel der Erfindung für eine
Linienr undd.ruckmaschine dargestellt. Es zeigen Abb. i den Wischerantrieb im Aufriß,
Abb.2 den Wischerantrieb im Grundriß und Abb.3 die Anordnung der Wischerantriebe
für eine Runddruckmaschine mit sechs Wischern.
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Die dargestellte Wischvorrichtung besteht aus einem Wischkörper i,
der auf einer Vierkantstange 2 befestigt ist. An der Wischstelle ist er mit einem
Gummischwammkörper 3 gepolstert, über den sich-ein Gummituch und Wachstuchfilz q.
legt, die beide mit einem Spannschienenpaar 5 straff gehalten werden. Gber das Wachstuch
des Wischers hinweg gleitet das Wischtuch 6 (Abb. 3), das von einer Rolle 7 abgewickelt
und über die Förderrollen 8 und 9 zur Rolle i o wieder aufgewickelt wird. Oberhalb
des Formzylinders i i der Rotationsstahlstichdruckmaschine liegt der Farbkasteli,i
2 mit dem Farbstellmesser. Die von der Farbkastenwalze 13 kommende Farbe wird über
die Farbauftragwalze 14 auf die Druckform übertragen. Die Rüttelwalzen 15, 16
werden bei gegenläufigem Antrieb axial hin und her gehend bewegt, um die Farbe in
die Vertiefungen der Druckform einzurütteln. Die Getriebemotoren 17 sind an der
Maschinenseitenwand 18 befestigt. Der Motorstumpf trägt eine Scheibe i g, in der
der Kurbelzapfen 2o verstellbar befestigt ist. Die vom Kurbelzapfen 2o geführte
Lenkstange 2i umfaßt den Hals des Wischerträgers 22. Mittels zm-ci:er Stange'] 23
und 24 wird der Wischerträger 22 in den Maschinenseitenwänden 18 geführt. In den
zwei unter Federdruck stehenden Führungsstößeln 25 ist der Wischer mittels des Vierkanteisens
2 eingespannt, so daß er die Bewegungen des Wischerträgers 22, 23, 24 mitmacht.
Da es sich bei dem geschilderten Ausführungsbeispiel um ehre reine Kurbelbewegung
mit Übersetzung in eine geradlinig hin und her gehende Bewegurig handelt, sind die
Bauteile und Bewegungsvorgänge denkbar einfach. Dies wirkt sich im Kraftbedarf und
in den Bauaufwendungen für die Wischerbewegung äußerst günstig aus. Da jeder Motor
in seiner Umlaufzahl getrennt regelbar ist, kann allen Wünschen des Druckers und
der Eigenart des Wischvorganges Rechnung getragen werden.