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Verfahren zum Verspinnen von in Bandform kotonisierten Bastfasern
Es sind bereits Kotonisierungsverfahren bekanntgeworden, bei denen die Bastfasern
nicht in Flocke, sondern in Form eines Rohbandes der chemischen Aufschließung unterworfen
werden, um dann unmittelbar, sei es auf Flachs- oder Baumwollspinnereimaschinen,
weiterverarbeitet zu werden. Ein derartiges Verfahren ist aber praktisch insofern
, schwer durchzuführen, als das kotonisierte Band, selbst bei weitgehendster Entleimung,
bei der Trocknung stark zusammenbackt und daher ein gleichmäßiges Verziehen des
Bandes auf den Streckwerken nichterreicht werden kann.
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Um nun das Zusammenbacken des Faserbandes aufzuheben; wird bei dem
Verfahren zum Verspinnen von in Bandform kotonisierten Bastfasern nach der Erfindung
das kotonisierte Faserband nach dem Trocknen durch eine nach Art einer Baumwollstrecke
ausgebildete, jedoch eine größere Zahi von Walzenpaaren ,aufweisende Verzugseinrichtung
geführt, deren - Streckwalzenpaare jeweils einen geringen Verzug (höchstens r,o6fach)
ausüben und derart stark belastet sind, daß die Elementarfasern allmählich voneinander
gelöst werden.
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Es ist zwar schon bekannt, bei der Herstellung von kotonisierten Bastfasern
ein aufgeschlossenes feuchtes Faservlies durch eine Streckvorrichtung, beispielsweise
mehrere Streckwalzenpaare, deren Streckweite gleich der durchschnittlichen natürlichen
Länge der Elementarfasern ist, zu führen, um eine Lockerung bzw. Freilegung der
Elementarfasern in ihrem Verbande zu erzielen. Da aber im Fasergut nach dem Aufschließen
immer noch Leimrückstände enthalten sind, so verkleben die vorher voneinander gelockerten
bzw. freigelegten Elementarfasern beim Trocknen wieder bis zu einem gewissen Grade
miteinander. Zum Zwecke des Verspinnens in der Baumwollstreckwerkspinnerei zu feineren
Garnnummern muß daher das Fasergut nach dem Trocknen noch mittels einer Schlagmaschine
o. dgl. geöffnet werden, wobei jedoch Beschädigungen der Fasern: infolge der Verklebungen
nicht zu vermeiden sind.
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Wie das nach dem Verfahren gemäß der Erfindung behandelte Band hergestellt
worden ist, ist für das Wesen der Erfindung belanglos. Reine Bänder werden zweckmäßig
aus gut gespitztem Schwingflachs, also unter Umgehung des Hechelns, auf einer Anlegmaschine
hergestellt; unreines Werg dagegen wird auf der Karde oder auf eine sonst geeignete
Weise zu Band geformt.
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Auch die chemische Entlehnung kann in beliebiger bekannter Weise vor
sich gehen, ohne daß das Wesen der Erfindung dadurch berührt würde.
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Die Verzugseinrichtung ist genau nach Art einer Baumwollstrecke mit
geriffelten Unteruni elastischen Oberwalzen versehen; nur muß sie bedeutend mehr
Walzenpaare. besitzen, um eine vollkommene Auflösung in Elementarfasern zu erreich2n.
Entsprechend
de:- Tatsache, daß die Einzelfasern im getrockneten
Bande noch ziemlich stark miteinander verklebt sind, muß der Streckvorgang wesentlich
anders als beim losen Baumwollhand gestaltet werden. Sein Zweck ist, das Band in
Einzelfasern von möglichst gleicher Länge und Dicke zu zerziehen. Das wird in der
Weise erreicht, daß bei wesentlich höherer Belastung der Oberwalzen als hei Baumwollstrecken
der Verzug zwischen den einzelnen Walzenpaaren nur sehr gering gewählt wird. Damit
das Band nicht schnittig wird, darf der Verzug von Walzenpaar zu Walzenpaar das
i,o6faclie nicht übersteigen. Auch ist es zweckmäßig, wenn auch nicht unbedingt
notwendig, daii die Walzenabstände in der Förderrichtung, des Bandes stetig kleiner
-werden. Auf alle Fälle aber ist es unerläßlich, daß der Abstand der beiden vorderen
Walzenpaare gleich derjenigen größten Länge gewählt werde, welche man den Einzelfasern
verleihen will. Es ist daher die größte Faserlänge im gelockerten Bande normierbar.
Sie ist zweckmäßig zwischen 30 und 40 mm zu wählen.
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Damit beim Verziehen des Bandes unzulässige Brüche von Faserkomplexen
vermieden «-erden, muß die Entleimung des Bastfaserbandes so weit getrieben werden,
daß der Kochverlust mindestens 30() '0 vom Rohgericht des Bandes beträgt.
Durch je eine Lieferungsabteilung der Verzugseinrichtung werden zwei oder mehr Bänder
geführt, die nach der Lockerung mittels eines Trichters zu einem runden Bande zusammengezogen
werden, das in eine Kanne =abgelegt wird. Reine, d. h. schäbenfreie Bänder werden
dann unmittelbar auf einer Baumwollstrecke weiterverarbeitet. Mit Schäben durchsetzte
Bänder müssen dagegen nach der Lockerung in irgendeiner geeigneten Weise zerfasert
werden, damit die Schüben entfernt werden können, worauf aus dem losen Fasergut,
gegebenenfalls mit Baumwolle gemischt, in üblicher Weise, beispielsweise mittels
einer Baumwollkrempel, weder ein Faserband gebildet wird.