-
Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung kotonisierter Bastwolle.
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Herstellung
kotonisierter Bastwolle, durch welches bezweckt und erreicht wird, kotonisierte
Bastwolle allein, oder mit Baumwolle gemischt mit den gebräuchlichen Spinnmaschinen
der Baumwollspinnerei bis zu den feinsten Garnnummern (bis zu 2o engl.) zu verspinnen,
um daraus Gewebe herzustellen, welche sich den reinen gegenüber durch den ansprechenden
Charakter des Hall)-leinen auszeichnen.
-
Jahrelange Versuche haben ergeben, daß bei der Herstellung kotonisierter
Bastwolle es durch die chemische Aufschließung des Fasergutes allein nicht gelingt,
eine solche Zerlegung in Einzelzellen herbeizuführen, die später die Verspinnung
auf den gebräuchlichen Spinnmaschinen auch für Feingarnnummern gestattet. Vielmehr
haften die Zellen auch bei ziemlich kräftigem Aufschließen noch verhältnismäßig
fest aneinander und lassen sich durch die bisher bekannten Aufschließungsverfahren
schwer voneinander lösen. Der Erfindung liegt nun die Erkenntnis zugrunde, daß das
gewünschte Ergebnis nur durch eine geeignete mechanische Bearbeitung der durch Aufschließung
kotonisierten Faser möglich ist. durch welche die einzelnen Zellen ohne die Gefahr
ihrer Zertrümmerung genügend izn Verbande gelöst werden können.
-
Gemäß der Erfindung wird das aufgeschlossene Faservlies einem mechanischen
Streckvorgang unterworfen, bei welchem die
Streckweite gleich @Icr
durchschnittlichen natürlichen Länge der Elementarzellen ist. Als Vorrichtung zur
Ausführung dieses Verfahrens kann entweder eine solche dienen, bei welcher das Verziehen
durch ein Streckwerk mit zwei oder mehreren Walzenpaaren reit untereinander in Zahneingriff
stehenden ge.. riffelten Walzen vorgenommen wird, wobei entsprechend der Z"orschrift
des Verfahrens die Entfernung der Iilemnistellen der Riffelwalzen der Zellenlänge
des Faservlieses entspricht, oder eine solche Vorrichtung, bei der eine schaltweise
bewegte, mit beweglichen Leisten ausgerüstete Walze vorgesehen ist, auf welcher
das Faservlies im Ruhezustande an zwei um die Zellenlänge voneinander entfernten
Stellen festgehalten wird, während es zwischen den Klemmpunkten durch ein Druckscheit
durchgebeult wird.
-
Streckvorgänge sind sowohl in der Baumv@ollspinnerei wie in der Flachsspinnerei
behannt, in der ersteren zum Verstrecken der Kartenbänder, wodurch einerseits ein
Parallellegen der Baumwolleinzelzellen bewirkt v-ird, andererseits durch wiederholtes
Verstrecken und Dublieren, ein Egalisieren der hardenbänder, (.I. h. ein Ausgleich
der ver-:,chieden (licken Stellen, um im Spinnprozeß reinere und gleichmäßigere
Fäden zu erhalten. In gleicher Weise ist auch in der Baum-<<: ollspinnerei
ein Verstrecken des Vorgarnes in) Spinnprozeß gebräuchlich, um ein feineres Garn
zu erzielen. In der Flachsspinnerei wird die Verstreckung als \'orgarnverstreckung
seit langem angewendet. Hierbei hat (las Strecken die Aufgabe, weniger ein Parallellegen
und Gleichrichtern der Fasern zti erzielen als vielmehr durch gegenseitiges Verziehen
der Einzelzellen (las Ausspinnen des Vorgarnes zu einem feineren Fertiggarn zu erningliclien.
-
1n beiden Fällen, sowohl dein der Baum-«-ollspinnerei als auch (lern
der Flachsspinnerei, ist (las Strecken so durchzuführen, daß zwar eine gegenseitige
Verschiebung der Einzelzellen oder auch dei- "Zellenbündel erfolgt, (laß aber keinesfalls
die Verstreckung eine vollständige Trennung der "Zellen bzw. eine Lösung im Verbande,
eire Auseinanderziehen, bewirkt. Es handelt sich eben hier nicht um lockere, unbearbeitetes
Rohfaserrnaterial, sondern um ein Zwischenstadium des Spinnprozesses, sei es am
Kardenband, sei es am Vorgarn. Hierbei würde ein vollständiges Auseinanderziehen
der Zellen ein Abreißen bewirken und damit den kontinuierlichen Spinnprozeß unterbrechen.
-
Ferner ist ein Verfahren zur Verfeinerung auch von Bastfaserspinnstoffen
bekannt, das im wesentlichen auf einem Streckvorgang beruht. Gemäß diesem Verfahren
wird das abgeschälte und von Gummibestandteilen befreite Fasermaterial als Werg
oder Hede in nassere "Zustande zwischen zwei oder mehreres Streckwalzenpaaren verstreckt.
Die Vorrichtung besteht aus zwei oder mehreren Streckwalzenpaaren mit glatten Streckwalzen,
zwischen denen das Fasermaterial auf einem Förderban(1 (Gummituch) hindurchgeht.
Die Streckweite ist hierbei größer als die Länge der Elementarzellen. Durch diese
Bearbeitung soll ein Verwickeln und Zerreißen des Fasermaterials beim Spinnprozeß
vermieden werden. Durch ein solches Verfahren kann naturgemäß die gemäß der Erfindung
beabsichtigte Wirkung nicht erzielt werden, eine solche mechanische Lösung der Einzelzellen
kotonisierter Bastfasern aus ihrem Verband zti erreichen, wie sie durch die chemische
Aufschließung nicht erreicht wurde, d. h. einen bisherigen Mangel bei der Herstellung
kotonisierter Bastwolle zu beseitigen, welcher (las Verspinnen dieses Materials
mit den gebrätichlichen Baumwollspinnmaschinen bis zu den feinsten Garnnummern verhinderte.
-
Die Erfindung wird durch die Zeichnung veranschaulicht, und zwar geben
Abb. r und z im OOuerschnitt und in Vorderansicht eine beispielsweise Ausfiihrungsform
eines Walzenstreckwerkes wieder.
-
Abb. 3 und .4 zeigen die Einwirkung des Streckwerkes auf die Zellen
des Faserbündels. Abb. 5 bis 7 veranschaulichen ein weiteres Ausführungsbeispiel
eines geeigneten Streckwerkes, und zwar sind Abb. 5 und 6 Teilschnitte, die (las
Streckwerk in der Streck-und Ruhelage zeigen, während Abb. 7 ein Teillängsscliti.itt
durch die Einrichtung gemäß Abb. 5 ist.
-
Das Fasergut wird in der üblichen Weise vorbehandelt und irre aufgeschlossenen
feuchten Zustande als zusammenhängendes Vlies einem Streckwerk. zugeführt. Hierbei
haften die einzelnen Zellen j mit ihren Enden etwa in der in Abb. 3 schematisch
«-federgegebenen Weise fest aneinander.
-
Das Streckwerk kann beispielsweise ein Walzenstreckxverk sein, dessen
erstes Walzenpaar a, h im Sinne der eingezeichneten Pfeile umläuft, und zwar mit
etwas geringerer Geschwindigkeit als das zweite Walzenpaar c, d, das im gleichen
Sinne kreist wie das erste. Die Walzen können an der Oberfläche geriffelt, geraubt
oder mit einem geeigneten Überzuge versehen sein. Die Walzen sind in der üblichen
Weise in Lagern e, f gelagert und stehen durch Zahngetriebe g, g miteinander in
Verbindung, so daß jeweils die Walzen eines zusammengehörigen Paares sich gleichmäßig
drehen. Die Walzenpaare wirken an linienförmigen Berührungsstellen auf das Vlies
ein. Die Entfernung der Berührungsstellen
der beiden Paare entspricht
der natürlichen mittleren Zellenlänge der kotonisierten Faser. Infolge der etwas
größeren Geschwindigkeit des vorderen Walzenpaares c, d wird ein sanfter
Zu.- auf die Zellen des Vlieses ausgeübt. Es wird etwa eine Strecke .r-y des Fasernvlieses
entsprechend dein Geschwindigkeitsunterschiede der Walzen auf eine Strecke .r'-t,'
vergrößert. Da nun die Entfernung der Berührungspunkte der Zellenlunge entspricht,
so können nicht die einzelnen Zellen zerrissen «-erden, sondern sie werden in der
aus Abb. .4 ersichtlichen Weise gegeneinander verzogen und aus ihrem Zusammenhang
gelöst. Die Auflösung in Einizellzellen ist dann leicht auszuführen. Statt der dargestellten
zwei Walzenpaare können in Hintereinanderschaltung mehrere Walzen mit entsprechender
Ausgestaltung angeordnet "werden.
-
AnStelle des fortlaufend wirkendenWalzenstreckwerkes können auch andere
Streckvorrichtungen vorteilhaft verwendet «-erden, hei denen die zurückhaltenden
Klemmwalzen a, b durch andere Klemmvorrichtungen, Kleniinleisten u. dgl., nach bekannten
Vorgängen ersetzt sind. Eine Ausgestaltung des Streckwerkes, bei der das Vlies z
durch flache Klemmkörper gestreckt wird, ist beispielsweise durch die Abb. 5 bis
7 veranschaulicht. Hierbei erfolgt die Streckung auf einer Walze w, die beispielsweise
durch eine Klinkvorrichtung schaltweise bewegt wird und die an ihrem Umfang finit
beweglichen Leisten t ausgerüstet ist. Die Walze zer ist mit radialen Führungsstiften
Ir, besetzt, welche in je eine der Leisten t an beiden Enden eingreifen.
Seitlich der Walze -a, sind feststehende Ringe s angeordnet, die mit einem übergreifenden
Rande ir den `'reg der Leisten t nach außen begrenzen. Federn, z. B. Blattfedern
v, in den Ringen s suchen die Leisten t nach außen zu drücken. Der Ring ,s greift
ferner mit einem Führungsring y in die Stirnseite der Leisten t ein.
-
Dieser Führungsring y ist an einer Stelle, am Scheitel der Walze zu,
unterbrochen (vgl Abb.7). An dieser Stelle ist gegenüber der in der höchsten Stelle
befindlichen Leiste t ein Druckscheit r vorgesehen, dem in beliebiger Weise, beispielsweise
mittels einer Exzenterstange o, eine periodische Auf- und Niederbewegung erteilt
wird. Das Druckscheit findet dabei eine senkrechte Führung in der Bahn p. Über dem
Druckscheit ist ein Belastungskörper q mit den Druckrändern yi angebracht.
Die Streckarbeit erfolgt in der Weise, daß die Walze w mit dem Faservlies im unbelasteten
Zustande (Abb.6) jeweils um die Breite einer Leiste t weiter gedreht wird. Unmittelbar
darauf geht das Druckscheit r nieder und mit ihm der Belastungskörper. Dieser hält
an den Stellen 7a finit durch Anspannen einer Feder i regelbarer Spannung die Fasern
fest, während zwischen den beiden Klemmstellen durch das weitergehende Druckscheit,
das auf die nach unten ausweichende Leistet wirkt, eine Durchbeulung der Faserbahn
und damit eine Streckung herbeigeführt wird (Abb.5). Darauf geht das Druckscheit
mit dein Belastungskörper wieder in die Anfangslage zurück, und es erfolgt eine
neue Schaltung. :Naturgemäß ist auch bei diesem Streckwerk durch passende Wahl der
Abmessungen dafür gesorgt, daß der Streckvorgang ein -\-erziehen der einzelnen "Zellen
gegeneinander herbeiführt, wie durch die Abb. 3 und d. erläutert wurde, ohne daß
ein Zerreißen der Zellen in größerem Umfange eintritt.