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Verfahren und Vorrichtung zum Spinnen eines eindrähtigen Garnes aus
zwei getrennten Vorgespinsten Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
eines eindrähtigen Garnes aus zwei getrennten Vorgespinsten, von denen das eine
aus langen Tierfasern, das andere aus kurzen Pflanzenfasern besteht. Gemäß der Erfindung
wird das langfaserige Vorgarn dem Einzugs:walzenpaar eines Drei- oder Mehrwalzenstreckwcrkes
zugeführt, während das kurzfaserige Gut als dickeres Vorgarn in das gleiche Streckwerk
bei einem Mittelwalzenpaar eingeführt wird, dessen Oberwalze so. belastet ist, daß
das dickere Vorgarn geklemmt wird, das dünne, langfaserige aber gleiten kann, und
beide Vorgarne werden unabhängig voneinander durch das Lieferwalzenpaar verzogen
und anschließend daran zusammengedreht. Bei dem zur Ausführung dieses Verfahrens
dienenden Drei-oder Mehrwalzenstreckwerk ist das für das dickere, kurzfaserige Vorgarn
eine Klemmstelle und für las dünnere, langfaserige Vorgarn eine Gleitstelle bildende
lflittelwalzenpaar in einem der Faserlänge des zu verspinnenden kurzfaserigen Vorgarnes
entsprechenden Abstand vorn Lieferwalzenpaar entfernt. Es ist nicht mehr neu, ein
eindrähtiges Garn aus zwei getrennten Vorgespinsten, von denen das eine aus verhältnismäßig
langen Tierfasern und das andere aus verhältnismäßig kurzen Pflanzenfasern besteht,
dadurch herzustellen, daß beide Vorgarne gemeinsam in einem Streckwerk verzogen
und anschließend gedreht werden. Auch ist es schon bekannt, zur Herstellung eines
eindrähtigen Mischgarnes ein Baumwollvorgarn innerhalb eines Streckwerkes mit einem
Isammgarnvorgarn zu vereinigen. Demgegenüber handelt es sich bei dem vorliegenden
Verfahren um eine Lösung der Aufgabe, in einem einzigen Streckwerk beide verschiedenen
Vorgarne entsprechend der Länge-iiiid Eigenart ihrer Fasern unabhängig vGncinander
zu verziehen.
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Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung dargestellt,
und zwar zeigen Fig. r die schematische Ansicht einer Spindelstrecke, auf welcher
das neue Verfahren ausgeführt wird, Fig. 2 die Ansicht einer Spinnmaschine, auf
welcher das neue Verfahren ausgeführt wird,
Fig.3 die Art und Weise,
in welcher die beiden Vorgespinste einzeln verzogen und dann in ein cindrähtiges
Garn verzwirnt werden lind Fig. .4 einen Schnitt nach der Linie .1-4 der Fig. i
mit den Walzen im Aufriß.
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In Fig. i, welche das neue Verfahren, an einer Spindelstrecke ausgeführt,
veranschaulicht, bezeichnet r das. Gestell, das mit oberen und unteren Vorder- bzw.
Lieferwalzen 2 und 3 und mit oberen und unteren Hinterwalzen bzw. Einzugswalzen
a und 5 ausgestattet ist. Das Streckwerk dieser an sich bekannten hamtnarnmaschine
hat Mittelwalzen 6 und ;, die' zwischen den Vorderwalzen und Hinterwalzen liegen,
und hat ferner Oberwalzen 8 und 9, welche mit den Mittelwalzen 6 tuld 7 zusammenarbeiten.
Das Vorgespinst i o aus langen Tierfasern ist gezeigt, wenn es von der Spule i i,
die auf dem Gestell gelagert ist, abgezogen wird. Das Vorgespinst l,iuft durch die
Führung 12 tuld um eine Walze 13, von da zwischen den Hinterwalzen 4 und 5 und vorwärts
zu den Vorderwalzen 2 und 3, nachdem es zwischen die mittleren Unter- und Oberwalzen
7, 9 und 6, 8 durchgelaufen ist. Die untere Hinterwalze 5, die unteren Mittelwalzen
6 und 7 und die untere- Vorderwalze 3 werden angetrieben wie bei Maschinen dieser
Gattung üblich,-und die Vorderwalze wird schneller angetrieben. als die Hinterwalzen,
so daß sie den üblichen "Lug auf das Vorgespinst io zwischen den Vorder- und den
Hinterwalzen ausüben. Selbstverständlich sind die Vorderwalzen 2 und 3 und die Hinterwalzen
4 und 5 im richtigen Abstande voneinander angeordnet, um das Vorgespinst aus langen,
tierischen Fasern richtig zu strecken.
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Das Vorgespinst aus kurzen Pflanzenfasern ist mit 1a_ bezeichnet und
dargestellt, wie es von- einer Spule 15 läuft, die von einem Aufsteckrahmen 16 getragen
wird, der auf dem Gestell gelagert ist. Das Vorgespinst 14 aus kurzen Pflanzenfasern
wird so geführt, daß es keinem nennenswerten Zug ausgesetzt wird, bis es das Mittelwalzenpaar
6, 8 verläßt; das Verziehen des Vorgespinstes 14 findet zwischen dem Mittelwalzen.paar
6, 8 und dem Vorderwalzenpaar 3, 2 :statt. Eine Art, dieses auszuführen, ist, das
Vorgespinst unmittelbar zur Mittelwalze 7 zu leiten, ohne es zwischen die Hinterwalzen
4 und 5 laufen zu lassen, so daß das Vorgespinst 14 neben den Hinterwalzen 4. und
5 vorbeigeht und nur von den Mittelwalzen sowie den Vorderwalzen bearbeitet wird.
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Die Mittelwalzen sind so gebaut und so angetrieben, daß sie, soweit
das Vorgespinst 1:1 in Betracht kommt, als Hinterwalzen des Streckwerkes für das
Vorgespinst 1 4. wirken. Zu diesem Zweck ist die untere Mittelwalze 7 eine verhältnismäßig
glatte Metallwalze und die untere Mittelwalze 6 eine .Metallwalze mit einer feinen
genuteten Oberfläche. 'Die oberen Mittelwalzen 8 und 9 sind Metallwalzen, die mit
Kork oder Gummi bedeckt sind, um auf das Vorgespinst 1 4 einen zweckmäßigen Grifft
auszuüben. Überdies sind die Oberwalzen 8 und 9 so gebaut, daß sie ein Gewicht haben,
welches das Vorgespinst 1.1 verhindert, zwischen ihnen zu gleiten. Weiterhin sind
diese `Talzen so gebaut, daß sie denselben Griff auf das Vorgespinst 1.1 aus Pflanzenfaser
ausüben:, als es für die Hinterwalzen eines Streckwerkes nötig ist.
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Die unteren Mittelwalzen 6 und 7 werden angetrieben, und zwar vorzugsweise
mit derselben Umfangsgeschwindigkeit wie die Hinterwalze 5, obwohl die lIittehvalze
6 einectwas größere Umfangsgeschwindigkeit haben kann als die Mittelwalze 7. Die
Umfangsgeschwindigkeit der Mittelwalzen 6 und 7 jedoch ist geringer als diejenige
der Vorderwalzen 2 und 3, und die Mittelwalzen werden so gelagert, daß sie den richtigen
Abstand von den Vorderwalzen haben, entsprechend der Länge der Fasern, aus welchen
das. Vorgespinst 14 zusammengesetzt ist. Wenn das Vorgespinst 14 von den Mittelwalzen
6 und zu den Vorderwalzen übergeht, erhält es die richtige Streckung entsprechend
seiner Faserlänge. Wenn die Mittelwalze 6 etwas schneller gedreht wird als die Mittelwalze
7, dann entsteht ein geringer Verzug zwischen den beiden Walzen 6 und 7, aber der
Hauptverzug des Vorgespinstes 1.1 tritt zwischen der Mittelwalze 6 und den Vorderwalzen
2 und 3 ein. Da die beiden Vorgespinste. i o und 14 zWischen denselben unteren und
oberen Mittelwalzen hindurchlaufen, ist eine Anordnung notwendig, durch welche die
unteren Mittelwalzen 6 und 7 tuld die oberen Mittelwalzen 8 und 9 mit den Vorderwalzen
2 und 3 zusammenarbeiten, um den richtigen Zug in dem Vorgespinst 14 aus Pflanzenfaser
herzustellen, ohne die Zugwirkung der Vorderwalzen und Hinterwalzen auf das Vorgespinst
io aus langen Tierfasern zu stören. Mit anderen Worten, die Mittelwalzenpaare müssen
den richtigen Griff auf das Vorgespinst 1.1 bewirken, so daß das Vorgespinst 14
nicht zwischen diesen Walzen gleitet, ohne das Vorgespinst i o bis zu solchem Maße
zu packen, daß es mit dem richtigen Zug eingreift. Dieses .wird durch Anwendung
eines Vorgespinstes 14 erreicht, welches etwas dicker ist als der Teil des Vorgespinstes
i o, der zwisehen den unteren und oberen :Mittelwalzen hindurchläuft, so daß, wenn
die Vorgespinste an der Walze 7 zus?#.mmenkommen, das Gewicht der oberen Mittelwalzen
durch das dikkere Vorgespinst 1.1 aufgenommen wird und
es richtig
erfaßt, nährend das dünnere Vorre!4ninst lo aus T-rfasern frei zwiscl#rn den unteren.
und oberen Mittehvalzen gleitcnkann, ohne so weit erfaßt zu werden, daß es den richtigen
Zug auf das Vorgespinst io stört. Dieses ist schematisch in Fig. 4 dargestellt.
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jedes Vorgespinst io und 14 wird so einzeln gezogen. indem es der
Zugwirkung unterworfen wird, welche für seine Faserlänge geeignet ist. Die beiden
Vorgespinste liegen Seite an Seite zusammen. wenn sie zwischen die untere Mittelwalze
7 und die obere Mittelwalze 9 eintreten, und werden von den Vorderwalzen 2 und ä
als Einzeleinheit abgegeben, welche aus den vereinigten einzel gezogenen Vorgespinsten
zusammengesetzt ist. Diese Einzeleinheit 18 wird dem Verzwirnen unterworfen,
durch welches sie zu einem eindrälitigen Garn wird, und dann auf einen Garnträger
i9 aufgewickelt, wie er beim Spinnen üblich ist. Bei der in Fig. i dargestellten
Bauart ist die Vorrichtung, welche die Einzeleinheit i S verzwirnt und welche sie
auf den Garnträger i9 aufwickelt, die übliche umlaufende Flügelspindel 2o, welche
der Garncinzeleinheit 18 zwischen dem Spalt der Vorderwalzell2 und 3 und
der Flügelspindel den üblichen Verzwirnungsgrad erteilt. Hierdurch wird ein eindrähtiges
Garn gebildet, welches aus einer Mischung von langen Tierfaserig und kurzen Pflanzenfasern
besteht, das eindrähtige Garn wird auf die Spule 19 aufgewickelt. Die Art und Weise,
iii welcher die beiden Vorgespinste so einzeln gezogen und dann der Verzwzrnung
unterworfen werden, welche das eindrälitige Garn bildet, ist schematisch in Fig.3
dargestellt. Die punktierte Linie 51 zeigt die Linie, längs welcher die Hinterwalzen
das Vorgespinst io erfassen, die Linie 52 zeigt die Linie, längs welcher die ttggtere
Mittelwalze ; und die obere Mittelwalze 9 das Vorgespinst 1.1 erfassen, die Linie
53 zeigt die Linie. längs welcher die untere Mittelwalze 6 und die obere Mittelwalze
S das Vorgespinst i4 .festklemmen, und die Linie 54. zeigt die Linie, längs welcher
die Vorderwalzen 2 und 3 beide Vorgespinste festklemmen. Die Zugwirkung auf das
Vorgespinst i o tritt zwischen den Linien 5 t und 54 ein, das Vorgespinst läuft
frei zwischen den Mittehvalzen, wie vorher erwähnt, hindurch. Die Zugwirkun# auf
das #-oraesp"ist 1,.1 tritt hauptsächlich zwischen den Linien 53 und 54 ein, obwohl
eine Zugwirkung zwischen den Linien 52 und 53 entstehen kann, welche von der relativen
Drehung der beiden unteren Mittelwalzen abhängt. Die Fig.3 zeigt, wie die beiden
Vorgespinste zwischen den Mittelwalzen Seite an Seite zusammenliegend hindurchgehen,
und nachdem sie einzeln ausgezogen sind, werden sie von den Vorderwalzen als Einzeleinheit
18 abgegeben ; diese wird der notwendigen Verzwirlung zwischen der u-nlaufenden
Flügelspindel und dem Spalt der Vorderwalzen unterworfen, ung das eindrähtige Garn
zu bilden.
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21 bezeichnet einen Schlitten zwischen der vorderen 'Mittelwalze 6
und den Vorderwalzen, welcher das Vorgespinstende unterstützt, wenn es in die Maschine
eingeführt wird, um das Ende den vorderen Walzeng zuzuführen.
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lli Fig. 2 ist schematisch eine Spinnmaschine veranschaulicht, welche
die Merkmale der Erfindung besitzt. Die Spinnmaschine 36 hat ein Kamlngarnstreckwerk,
das aber so verändert ist, daß es zum Teil die Merkmale eines Baumwollstreckwerkes
besitzt, wie es für das Verziehen von zwei getrennten Vorgespinsten notwendig ist.
Das Streckwerk besteht aus den Vorderwalzen 37 und 3S, den hinteren Walzen 39 und
4.o, den unteren Mittelwalzen 4.1 und 42 und den oberen Mittelwalzen, :13 und 4q..
Das Streckwerk. hat eine zusätzliche untere Mittelwalze q.5. Die hinteren Walzen
39 und .fo haben einen richtigen Abstaud von den Vorderwalzen 37 und 38, um auf
das Vorgespinst i o die richtige Zugwirkung auszuüben. Das Vorgespinst io hat lange
Tierfasern, und die Mittelwalzen :11 und 42 stehen in richtigem Abstande zu den
Vorderwalzen, um die Zugwirkwlg auf das Vorgespinst 1:f aus kurzen Pflanzenfasern
auszuüben. Das Vorgespinst 14 aus Pflanzenfaser wird unmittelbar von der Spule 15
der Mittelwalze .15 zugeführt, während das Vorgespinst i o aus langen Tierfaserig
zu den Hinterwalzen 39 und ,l0 geführt wird unter Verwendung von Führungen 4.6 und
47 zum FÜII-ren der Vorgespinste. Die Vorgespinste werden so zusammengebracht, nachdem
das Vorgespinst io aus Tierfasern die hinteren Walze1139 und q.o durchlaufen hat,
und die beiden. Vorgespinste laufen zwischen den untrren und oberen Mittehvalzen
Seite an Seite hindurch und werden von den Vorderwalzen 37 rund 38 an demselben
Punkt und als Einzeleinheit iS abgegeben. Diese läuft durch eine Führung q.8 hindurch
und von da zu der Verzwirnungs- und Wickelvorrichtung, welche als Glockenspindel
58 ausgeführt ist, durch welche die Einheit i S der Verzwiraung unterworfen
wird, um ein eindrähtiges Garn zu erhalten, das eine Mischung 'Oll Tier-und
Pflanzenfasern erhält. Wo die zusätzliche Mittelwalze :15 angewendet wird, wird
der Rädersatz zum Antrieb einer der anderen Mittelwalzen mit entsprechenden Verbindungen
versehen, um die Mittehvalze .15 mit der richtigen Geschwindigkeit und in der entsprechenden
Richtung anzutreiben.
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Gemäß der Erfindung werden die beiden Vorgespinste, das eine aus langen
Tierfasern,
das andere aus kurzen Pflanzenfasern, durch denselben
Satz von M-al-ren gezo>en, die so gebaut sind, daß beim 1-fitidurchziclicn durch
diese Walzen jedes Vorgespinst einzeln in der für die Faserlänge bestgeeignetsten
Art verzogen wird. Die beiden einzeln verzogenen Vorgespinste werden von demselben
Paar Vorderwalzen an demselben Punkt abgegeben und dann der Verzwirnung unterworfen,
um ein eindrähtiges Garn zu bilden. welches eine Mischung von langen Tierfasern
und kurzen Pflanzenfasern ist. Die Erfindung ist besonders vorteilhaft bei der Herstellung
eines eindrähtigen Garnes. das aus cüier Mischung von Mohär- und Baumwollfaser besteht.
Dieses Garn hat die Festigkeit der langen llollirfaser und das nicht glatte, für
die kurze Baumwollfaser charakteristische Verhalten.
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Wenn ein Garn gemäß der Erfindung unter einem Mikroskop untersucht
wird, beobachtet man einen verzwiniten -Kernteil 4.9, der zusammengesetzt ist aus
der Mischung von Mohär- und Baumwollfasern, aus welcher mehrere kurze Enden 5o der
Baumwollfaser hervortreten. Diese Baumwollfaser ist nicht glatt und ist mehr oder
weniger anhaftend, und die Baumwollfasern, welche auf der Oberfläche des Garnes
:19 hervortreten, ebenso wie die Mehrzahl von kurzen Enden der Baumwollfaser, welche
aus dem Garn. hervortreten, geben dem vollständigen Garn eine haftende oder festhaftende
Eigenschaft, welche einen Faktor bei der Herstellung eines festen Gewebes bildet.
Ein aus diesem Garn hergestelltes Gewebe hat die elastische, glänzende und nicht
runzlige Eigenschaft eines Mohärgewebes und auch den festen Griff und andere Eigenschaften
eines Baumwollgewebes. Außerdem «erden in einem solchen Gewebe die Schrumpfeigenschaften
durch die langen Tierfasern bestimmt, welche sich sehr natürlich zu der großen und
normalen Länge zusammenziehen und die kurze Pflanzenfaser ihre natürliche Schrumpfung
annehmen lassen.