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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren, mit dem eine Vielzahl
viskoser Beschichtungsmassen im Vorhangbeschichtungsverfahren als
eine zusammengesetzte Schicht mit hoher Geschwindigkeit auf einer kontinuierlich
bewegten Empfangsfläche
aufbringbar ist, wie in der Herstellung fotografischer Filme, fotografischer
Papiere, magnetischer Aufzeichnungsbänder, Klebebänder usw.
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Das
Vorhangbeschichtungsverfahren zur gleichzeitigen Beschichtung mehrerer
Schichten ist in der Technik bekannt und wird in US-A-3,508,947
und US-A-3,632,374 beschrieben, worin insbesondere die Vorteile
des Verfahrens zum Aufbringen fotografischer Zusammensetzungen auf
Papier- und Kunststoffbahnen beschrieben werden. In den genannten
Quellen wird das Vorhangbeschichten aus wässrigen Gelatinelösungen und
fotografischen Zusammensetzungen mit Viskositäten von bis zu und mehr als
100 mPas auf fotografischen Trägern
beschrieben. Wässrige
Gelatine ist das übliche
Bindemittel für
fotografische Zusammensetzungen. Ein großer Unterschied zwischen dem
Vorhangbeschichten und dem Gleitbeschichten besteht nach US-A-2,761,791
darin, dass Massen mit hoher Viskosität im Vorhangbeschichtungsverfahren
aufbringbar sind, während
das Gleitbeschichtungsverfahren hierzu ungeeignet ist; das Vorhangbeschichtungsverfahren
bietet daher eine bessere Gleichmäßigkeit und einen reduzierten
Trocknungsaufwand für
eine höhere
Produktivität mit
vorhandenen Trocknern. Zudem steigt die Fähigkeit, Massen hoher Viskosität aufzubringen,
weil die Beschichtungsmasse aufgrund der Schwerebeschleunigung im
frei fallenden Vorhang mit hoher Geschwindigkeit auf die Empfangsfläche trifft.
Man schreibt dieser Auftreffströmung
eine hydrodynamische Unterstützung
für die
Benetzung der Empfangsfläche
zu.
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Für den Fertigungsprozess
ist es wünschenswert,
mit der höchst
möglichen
Geschwindigkeit aufzutragen, um eine maximale Produktivität aus der
Kapitalinvestition zu erzielen. Fachleuten im Bereich der Vorhangbeschichtung
sind die Haupteinschränkungen
des Vorhangbeschichtens bekannt (siehe Liquid Film Coating, Herausgeber
S. F. Kistler und P. M.
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Schweizer,
veröffentlicht
bei Chapman Hall, 1997). Lufteinschlüsse zwischen der Beschichtungsmasse
und der Empfangsfläche
führen
zu Blasen oder Ungleichmäßigkeiten
in der Beschichtung oder zu beiden Artefakten. Unter Puddeln versteht
man die Bildung einer Wulst aus Beschichtungsmasse am Auftreffpunkt des
Vorhangs an der Seite der sich nähernden
Empfangsfläche.
Diese Puddel oder Wülste
können
schwanken und erzeugen eine ungleichmäßige Beschichtung. Strömungsumläufe in der
Wulst können
Partikel oder Blasen einfangen und erzeugen eine streifenartige
Beschichtung. Ob Partikel eingeschlossen werden oder nicht, das
Vorhandensein einer Wulst fördert
Lufteinschlüsse
bei relativ niedrigen Geschwindigkeiten, wie im Artikel "Hydrodynamics of
Dynamic Wetting (Hydrodynamik der dynamischen Benetzung)" von T. D. Blake,
A. Clarke und K. J. Ruschak, AIChE Journal, Band. 40, 1994, Seite
229, beschrieben. Wie in dem Artikel von Clarke in The Mechanics
of Thin Film Coatings (Die Mechanik der Dünnfilmbeschichtungen), Herausgeber
P. H. Gaskell et al, World Scientific, 1995, beschrieben, fördert eine
Erhöhung
der Vorhanghöhe,
eine Erhöhung
der Vorhangsdurchflussrate und eine Reduzierung der Viskosität, entweder
einzeln oder in Kombination, das Puddeln. Das gleichzeitige Auftragen
mehrerer Schichten, das auch eine Möglichkeit zur Steigerung der
Produktivität ist,
fördert
das Puddeln durch Erhöhung
der Gesamtdurchflussrate.
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Um
Lufteinschlüsse
bei höheren
Geschwindigkeiten zu vermeiden, wurden verschiedene Verfahren ersonnen.
Einige dieser Verfahren nutzen die Studien zur dynamischen Benetzung,
wonach ein Absenken der Viskosität
die Lufteinschlussgeschwindigkeiten erhöht. Im Vorhangbeschichten fördert das
Absenken der Viskosität
aber auch das Puddeln, so dass es schwierig ist, das Ergebnis unter
dem Strich vorauszubestimmen. Wenn die Viskosität durch Zusatz von Lösemittel
abgesenkt wird, wobei es sich normalerweise bei fotografischen Beschichtungsmassen
um Wasser handelt, reduziert sich die maximale Beschichtungsgeschwindigkeit für eine gegebene
Trocknungskapazität.
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Viele
verwendete Beschichtungsmassen sind keine Newtonschen Flüssigkeiten.
Eine Newtonsche Flüssigkeit
hat einen einzigen Viskositätswert.
Flüssigkeiten,
die Polymere mit hoher Molmasse oder hohe Konzentrationen von emulgierten
Flüssigkeiten
oder dispergierten Feststoffen enthalten, haben typischerweise eine
Viskosität,
die mit steigender Scherrate abnimmt, also der Verformungsrate in
der Strömung.
Derartige Flüssigkeiten
werden als scherverdünnend
oder pseudoplastisch bezeichnet. Bei diesen Flüssigkeiten ist die Viskosität typischer weise
bei niedrigen Scherraten konstant. Über einer bestimmten Scherrate
fällt die
Viskosität
mit steigender Scherrate ab. Die Erhöhung der Scherrate führt jedoch
zu einer Abflachung der Viskosität auf
einen Wert, der weit unter dem bei niedrigen Scherraten liegen kann.
Eine Standarddarstellung dieses Verhaltens findet sich in dem Modell
von Carreau (siehe beispielsweise "Dynamics of Polymeric Liquids (Dynamiken
polymerer Flüssigkeiten)", R. B. Bird, R.
C. Armstrong, O. Hassager, Band 1, zweite Auflage 1987),
Gleichung
1 wobei n für
die Viskosität
(mPas) bei einer steten Scherrate γ(s
–1)
steht, η
0 steht für
die konstante Viskosität (mPas)
bei niedrigeren Scherraten, n
∞ steht für die konstante
Viskosität
(mPas) bei hohen Scherraten, λ steht für eine Zeitkonstante
(s) und n steht für
den dimensionslosen Energiegesetzindex. Werte für λ und n werden durch Einfügen der
Viskositätsmesswerte
der Flüssigkeit
in Gleichung 1 ermittelt. Für
eine Newtonsche Flüssigkeit
ist n gleich 1, für
scherverdünnende
Flüssigkeiten
ist n kleiner als 1; je kleiner n ist, um so schneller fällt die
Viskosität
mit steigender Scherrate ab.
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Zur
Erzielung hoher Beschichtungsgeschwindigkeiten beschreiben Blake
et al. in US-A-5,391,401
ein optimales Rheologieprofil, womit eine optimale Beziehung zwischen
Viskosität
und Scherrate gemeint ist. Das optimale Rheologieprofil für bestimmte
Beschichtungen sieht eine niedrige Viskosität bei den Scherraten vor, die
nahe der dynamischen Benetzungslinie zu erwarten sind, bei der die
Beschichtungsmasse die Empfangsfläche benetzt, und eine hohe
Viskosität
bei deutlich niedrigeren Scherraten, die in anderen Teilen des Stroms zu
erwarten sind. Eine niedrige Viskosität an der Benetzungslinie fördert hohe
Geschwindigkeiten ohne Lufteinschluss, während die höhere Viskosität die Neigung
zum Puddeln reduziert und die Erzeugung und das Trocknen gleichmäßiger Schichten
fördert.
Stark scherverdünnende
Beschichtungsmassen verlangen allerdings Beschichtungsdüsen, die
speziell für
eine gleichmäßige Verteilung über die
Breite der Beschichtung konstruiert sind, während für gering scherverdünnende Beschichtungsmassen
Vielzweckdüsen
verwendbar sind. Gelatine, das vorrangige Bindemittel für fotografische
Produkte, ist leicht scherverdünnend,
so dass stark scherverdünnende
Beschichtungsmassen von dem Vorhandensein anderer Komponenten abhängen, wie
polymeren Verdickungsmitteln oder konzentrierten Kolloiden. Die
Menge der von der Formulierung benötigten Gelatine kann das Ausmaß der Scherverdünnung zudem
einschränken.
Es kann daher schwierig sein, ein bestimmtes Rheologieprofil zu
erzielen, während
die produktspezifischen Eigenschaften einer Beschichtungsmasse erhalten
bleiben.
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Ein
Verfahren zur Geschwindigkeitserhöhung wird von Blake und Ruschak
in
EP 0563308 beschrieben,
worin Lufteinschlüsse
auf höhere
Geschwindigkeiten verschoben werden, während das Puddeln unterdrückt wird.
Bei diesem Verfahren verläuft
die Bewegungsrichtung der Empfangsfläche winklig in Bezug zur Vorhangsebene,
so dass der Vorhang einen spitzen Winkel mit der sich nähernden
Empfangsfläche
bildet, wobei hohe Vorgänge
zur hydrodynamischen Unterstützung
der dynamischen Benetzung dienen. Die geometrische Veränderung
reduziert die Neigung zum Puddeln und ermöglicht damit die Nutzung der
Vorteile sowohl einer hohen Auftreffgeschwindigkeit als auch einer
scherverdünnenden
Beschichtungsmasse zur Steigerung der Beschichtungsgeschwindigkeit.
Die Geschwindigkeitssteigerung gemäß diesem Verfahren ist allerdings durch
die erzielbare Untergrenze der Viskosität der Beschichtungsmasse bei
höheren
Scherraten begrenzt.
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Bei
anderen Verfahren liegen Kräfte
an, etwa durch ein elektrostatisches oder magnetisches Feld, um den
Lufteinschluss auf höhere
Beschichtungsgeschwindigkeiten zu verlagern. Hartman beschreibt
in WO 89/05477 die Erzeugung eines elektrostatischen Feldes am Auftreffpunkt
zur Erhöhung
der Geschwindigkeiten in der Vorhangbeschichtung. Dieses Verfahren
ist jedoch durch das Auftreten von Puddeln beschränkt, wenn es
in Verbindung mit einer hohen Durchflussrate oder einer niedrigen
Viskosität
verwendet wird.
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Ein
weiteres Verfahren zur Minderung der Probleme mit Puddeln und Lufteinschlüssen beschreiben Suga
et al. in US-A-5,393,571. Bei diesem Verfahren werden Beschichtungsmassen
mit hoher Viskosität
bei niedrigen Scherraten von ca. 10 s–1 auf
eine Empfangsfläche
von erheblicher Rauheit im Vorhangbeschichtungsverfahren aufgetragen.
Das Verfahren arbeitet mit Durchflussraten von ca. 4 cm3/s
je cm beschichteter Breite bei einer Nennrauheit der Empfangsfläche von über 0,3 μm, einer
Viskosität
bei niedriger Scherrate einer Beschichtungsmasse von über 90 mPas,
einer mittleren Viskosität
für alle
Schichten, die 80 mPas überschreitet,
und Beschichtungsgeschwindigkeiten von über 325 m/min. Es gibt mehrere
Standardverfahren Ra, Rz,
Rmax usw. (siehe DIN4768, ISO4287, BS1134)
zur Angabe der Oberflächenrauheit,
bezogen auf unterschiedliche Merkmale. Beispielsweise stehen Ra = 0.3 μm
und Rz = 0.3 μm für deutlich verschiedene Oberflächen. Ra und Rz können numerische
Werte ergeben, die für
dieselbe Oberfläche
um eine Größenordnung
voneinander abweichen. Die nach dem Verfahren von Suga et al. in
US-A-5,393,571 angegebenen Rauheitswerte sind daher Nennwerte und
bezeichnen keine eindeutig anwendbaren Oberflächen. Viele Substrate für fotografische
Produkte und wahrscheinlich alle Papiersubstrate erfüllen scheinbar
diese Anforderungen an die Nennrauheit. Suga et al. beschreiben
in US-A-5,393,571 eine Erhöhung
der Viskositäten
von Beschichtungsmassen mithilfe eines Verdickungsmittels, das mit
dem Bindemittel in der Masse reagiert, d. h. mit Gelatine, um die
Viskosität
bei niedriger Scherrate zu erhöhen,
ohne die Viskosität
bei hoher Scherrate wesentlich zu erhöhen, wobei zu folgern ist,
dass eine hohe Viskosität
bei hohen Scherraten nachteilig ist. Verdickungsmittel, die fotografischen
Beschichtungsmassen zugesetzt werden, können Reaktionen mit anderen
Komponenten bewirken, die das Produkt nachteilig beeinflussen. Nichtlöslichkeit
ist ein Beispiel für
eine nachteilige chemische Wechselwirkung, und verminderte Härte und
sensitometrische Empfindlichkeit sind Beispiele für nachteilige
leistungsbezogene Wechselwirkungen.
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Angesichts
steigender Anforderungen nach Produktivität besteht Bedarf nach einem
Hochgeschwindigkeits-Vorhangbeschichtungsverfahren, das die Einschränkungen
von Puddeln und Lufteinschlüssen
vermeidet. Aufgrund der Praxisprobleme bei der Erzielung einer hohen
Viskosität
sollte ein derartiges Verfahren einen breiten Viskositätsspielraum
aufweisen. Der Viskositätsspielraum
sollte sich vorzugsweise auf eine hohe Viskosität erstrecken, die durch Reduzierung
flüchtiger
Komponenten, wie Wasser, erzielbar ist, um die Trocknungslast zu
reduzieren und so höhere
Beschichtungsgeschwindigkeiten auf der gleichen Produktionsausrüstung zu
ermöglichen.
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Der
vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Vorhangbeschichtungsverfahren
bereitzustellen, das in der Lage ist, Beschichtungsgeschwindigkeiten
zu erzielen, die wesentlich höher
sind als nach dem Stand der Technik möglich. Eine weitere Aufgabe
der Erfindung besteht darin, ein Hochgeschwindigkeitsverfahren bereitzustellen,
das einen großen
Viskositätsspielraum
besitzt, einschließlich
einer hohen Viskosität, die
durch Reduzierung der Mengen flüchtiger
Komponenten in der Beschichtungsmasse erzielbar ist.
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Die
vorliegende Erfindung umfasst das Bilden einer zusammengesetzten
Schicht aus einer oder mehreren Schichten aus Beschichtungsmassen,
Bereitstellen der die der Empfangsfläche benachbarte Schicht bildenden
Beschichtungsmasse mit einer bei einer Scherrate von 10.000 s–1 gemessenen
Viskosität
von 90 mPas bis 220 mPas, Erzeugen eines frei fallenden Vorhangs
aus der zusammengesetzten Schicht, und Aufbringen des Vorhangs auf
einer kontinuierlich bewegten Empfangsfläche mit erheblicher Rauheit,
wie beispielsweise Papierträgern.
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Die
Erfindung wird im folgenden anhand in der Zeichnung dargestellter
Ausführungsbeispiele
näher erläutert.
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Es zeigen
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1 ein Diagramm einer typischen
Vorhangbeschichtungsvorrichtung.
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2a, b, c und d Beschichtungskarten, die
die Wirkung der Viskosität
der Beschichtungsmassen und der Rauheit der Empfangsfläche zeigen.
Die Empfangsfläche
in (a) und (b) ist gelatinebeschichtetes Polyethylenterephthalat
und in (c) und (d) fotografisches, harzbeschichtetes Papier. (a)
Rz = 0,7 μm, η0 = 22 mPas, (b) Rz =
0,7 μm, η0 = 170 mPas, (c) Rz =
4,4 μm, η0 = 22 mPas, (d) Rz =
4,4 μm, η0 = 170 mPas. Vorhanghöhe = 7 cm, Applikationswinkel
= +45°,
wässrige
Gelatinelösungen.
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3a und b Kurven
zur Darstellung der Wirkung der Viskosität bei hoher Scherrate. Vorhanghöhe = 2 cm,
Applikationswinkel = 0°,
fotografische, harzbeschichtete Papieroberfläche mit Rz =
4,4 μm,
Viskosität
bei niedriger Scherrate von 140 mPas für beide Lösungen. (a) 3% wässrige Gelatine
plus 0,31% w/w NaPSS, n = 0,66, (b) 18% wässrige Gelatine, n = 0,94.
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4a ein Oberflächenbild
zur Darstellung der Geschwindigkeit für den Lufteinschluss als Funktion der
Viskosität
und Rauheit R2 für einen Bereich fotografischer,
harzbeschichteter Papieroberflächen.
Vorhanghöhe
= 3 cm, Applikationswinkel = 0°,
Durchflussrate = 4,2 cm2/s, wässrige Glycerollösungen. 4b, c und d sind Teile des Oberflächenbildes von 4a.
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5 eine Kurve, auf der die
Viskosität
zur Scherrate für
drei Beschichtungsmassen abgetragen ist.
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Zum
besseren Verständnis
der vorliegenden Erfindung zusammen mit anderen und weiteren Aufgaben,
Vorteilen und Fähigkeiten
wird Bezug genommen auf die folgende detaillierte Beschreibung und
die anhängenden
Ansprüche
in Verbindung mit den vorausgehenden Zeichnungen und der Beschreibung
einiger Aspekte der Erfindung.
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1 zeigt eine schematische
Zeichnung eines typischen mehrschichtigen Vorhangbeschichtungsverfahrens.
Eine Beschichtungsdüse 1 gibt
eine oder mehrere Beschichtungsmassen auf eine geneigte Gleitfläche 2 aus,
so dass die Beschichtungsmassen eine zusammengesetzte Schicht ohne
Mischen bilden. Die zusammengesetzte Schicht bildet einen frei fallenden,
im Wesentlichen senkrechten Vorhang 3, der auf eine kontinuierlich
bewegte Fläche 4 auftrifft.
Eine flexible Empfangsfläche
kann an dem Auftreffpunkt durch eine rückseitige Fläche 5 gestützt werden,
bei der es sich um eine Walze handeln kann. Relevante Parameter
umfassen die gesamte Durchflussrate pro Breiteneinheit des Vorhangs
Q, die Geschwindigkeit der Empfangsfläche S, die Vorhanghöhe 6 (h)
und den Applikationswinkel 7 (θ). Der Applikationswinkel ist
die Neigung der Empfangsfläche
zur Waagerechten am Auftreffpunkt, wobei positive Applikationswinkel
eine Empfangsfläche mit
einer nach unten weisenden Geschwindigkeitskomponente bezeichnen.
Für eine
rückseitige
Fläche,
bei der es sich um eine Walze handelt, ist der Applikationswinkel
die Winkelstelle des Auftreffpunktes, gemessen von der Walzenoberseite
in Drehrichtung. Für
eine bestimmte Vorhanghöhe,
wie beispielsweise 10 bis 30 cm, und einen bestimmten Applikationswinkel,
wie beispielsweise 0° bis
60°, lässt sich
ein Diagramm experimentell ermitteln, indem man den Bereich der
Strömungsraten
und Beschichtungsgeschwindigkeiten definiert, bei dem ein Vorhangbeschichten
einer im Wesentlichen gleichmäßigen zusammengesetzten
Schicht durchführbar
ist. Ein derartiges Diagramm wird als Beschichtungskarte bezeichnet.
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2 zeigt vier Beschichtungskarten
mit schattierten Bereichen, die eine im Wesentlichen gleichmäßige Beschichtung
darstellen. Karte (a) und (c) gelten für eine Empfangsfläche mit
einer Oberflächenrauheit R
z(DIN) = 0,7 μm, Karte (b) und (d) gelten
für eine
Empfangsfläche
mit einer Oberflächenrauheit
R
z(DIN) = 4,4 μm. In jedem Fall ist die Beschichtungsmasse
eine wässrige
Gelatinelösung,
also das übliche
Bindemittel für fotografische
Produkte, und ist somit etwas scherverdünnend. Karte (a) und (b) gelten
für eine
wässrige
Gelatinelösung
mit einer Viskosität
bei niedriger Scherrate von 22 mPas, während Karte (c) und (d) für eine wässrige Gelatinelösung mit
einer Viskosität
bei niedriger Scherrate von 170 mPas gelten. Auf dem glatteren Substrat
führt eine
Erhöhung
der Viskosität
zu geringeren Beschichtungsgeschwindigkeiten (vergleiche Fenster
(a) und (b)) gemäß der Beschreibung
nach dem Stand der Technik in
EP
0563308 ; umgekehrt führt
auf einem raueren Substrat die Erhöhung der Viskosität zu höheren Beschichtungsgeschwindigkeiten
(vergleiche Fenster (c) und (d)). Für die Flüssigkeit mit niedrigerer Viskosität führt eine
höhere
Rauheit zu niedrigeren Beschichtungsgeschwindigkeiten (vergleiche
Fenster (a) und (c)), während
für die
Flüssigkeit
mit höherer
Viskosität
das Gegenteil der Fall ist; ein Erhöhen der Rauheit führt zu höheren Beschichtungsgeschwindigkeiten
(vergleiche Karten (b) und (d)). Die vorliegende Erfindung betrifft
den in der Karte (d) aus
2 aufgezeigten
Vorteil, der sich auf eine Fläche
von erheblicher Rauheit und eine Beschichtungsmasse mit hoher Viskosität bezieht.
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3 zeigt zwei Beschichtungskarten.
Jede Karte stellt einen Bereich einer im Wesentlichen gleichmäßigen Beschichtung
für eine
Beschichtungsflüssigkeit
mit einer Viskosität
bei niedriger Scherrate von 140 mPas auf einer Empfangsfläche mit
einer Rauheit von Rz(DIN) = 4,4 μm dar. Karte
(a) gilt für
eine 3 Gew.-% wässrige
Gelatinelösung,
die einen oder mehrere mögliche
viskosifizierende oder Verdickungsmittel enthält, 0,31 Gew.-% Natriumpolystyrolsulfonat
(NaPSS – Versa
TL502). Karte (b) gilt für
eine 18 Gew.-% wässrige
Gelatine. Die Viskositäten
dieser beiden Beschichtungsmassen wurden über einen Bereich von Scherraten
mit einem Rheometer des Typs Bohlin CS (Bohlin Industries) gemessen,
und die Messwerte wurden in Gleichung 1 eingesetzt. Der erzielte
Wert des Leistungsgesetzindex n ist n = 0,66 für die NaPSS enthaltende, erheblich scherverdünnende Lösung, während n
= 0,94 für
die gering scherverdünnende
Lösung
aus reiner Gelatine erzielt wird. Ein deutlich größerer Beschichtungsspielraum
wird für
eine 18 Gew.-% wässrige
Gelatine erzielt, die bei einer höheren Scherrate eine höhere Viskosität aufweist.
Die Beschichtungsgeschwindigkeit ist bei allen Durchflussraten größer, wobei
der größte Zuwachs
bei hohen Durchflussraten zu verzeichnen ist. Dieses Ergebnis ist
nach US-A-5,391,401 nicht zu erwarten, worin ein Rheologieprofil
mit einer relativ niedrigen Viskosität bei hoher Scherrate beschrieben
wird, und nach US-A-5,393,571,
worin eine höhere
Viskosität
bei niedriger Scherrate beschrieben wird, die durch ein Verdickungsmittel
erzielbar ist, das die Viskosität
bei hoher Scherrate nicht wesentlich erhöht.
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4 zeigt ein Diagramm (a),
in dem die Lufteinschlussgeschwindigkeit als Funktion der Viskosität und der
Rauheit der Empfangsfläche
Rz(DIN) abgetragen ist. Die Kurvendiagramme
(b–d)
zeigen Kurven, die von dem Flächendiagramm
abgeleitet sind. Die Vorhangdurchflussrate beträgt 4,2 cm2/s,
die Vorhanghöhe
3 cm, der Applikationswinkel 0° und
die Beschichtungsflüssigkeiten
sind verschiedene Konzentrationen von wässrigem Glycerol, einer Beschichtungsmasse,
die eine Newtonsche Flüssigkeit
(n = 1) ist, so dass die Viskosität unabhängig von der Scherrate ist.
Für eine
bestimmte Oberflächenrauheit
(b) nimmt bei steigender Viskosität die Lufteinschlussgeschwindigkeit
zunächst
gemäß den Beschreibungen
in US-A-5,391,401
ab, aber bei Erreichen einer kritischen Viskosität und unter der Voraussetzung,
dass die Oberflächenrauheit
Rz groß genug
ist, erhöht
sich die Lufteinschlussgeschwindigkeit deutlich. Wenn die Viskosität weiter
erhöht
wird, nimmt die Lufteinschlussgeschwindigkeit wieder ab. Demnach
gibt es eine die Viskosität
maximierende Beschichtungsgeschwindigkeit für eine bestimmte Bahnrauheit.
Dieser Abfall der Lufteinschlussgeschwindigkeit bei Erhöhung der
Viskosität
wird in US-A-5,393,571 nicht beschrieben; statt dessen wird lediglich
darauf hingewiesen, dass die mittlere Viskosität 80 mPas überschreitet. Alternativ hierzu
zeigt die Kurve (c) aus 4,
dass die Lufteinschlussgeschwindigkeit ein Maximum durchquert, wenn
die Oberflächenrauheit
ansteigt, was ein weiterer Effekt ist, der nach dem Stand der Technik
nicht beschrieben wird. Beispielsweise gibt US-A-5,393,571 lediglich
an, dass die Oberflächenrauheit
0,3 μm überschreitet.
Kurve (d) zeigt, dass die Geschwindigkeit mit steigender Rauheit
für eine
Viskosität
unter dem kritischen Wert abnimmt. In 4 erzielt
die Lufteinschlussgeschwindigkeit ihren Maximalwert bei einer Rauheit
Rz von ca. 8 μm und einer Viskosität von ca.
140 mPas. Die in US-A-5,393,571 genannte Nennrauheit beträgt R > 0,3 μm, aber bis
Rz (DIN) den Wert von 2,0 μm überschreitet,
kommt es zu keiner Erhöhung
der Geschwindigkeit. Diese Ergebnisse für wässriges Glycerol, für das die
Viskosität
im Vorhangbeschichtungsverfahren außer Frage steht, und die Ergebnisse
aus 3 stellen eindeutig
und unerwartet klar, dass eine hohe Viskosität bei einer hohen Scherrate
auf einer Empfangsfläche
von deutlicher Rauheit vorteilhaft ist.
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Die
Ergebnisse bei hoher Viskosität
für nicht
scherverdünnendes,
wässriges
Glycerol und leicht scherverdünnende
wässrige
Gelatine implizieren, dass Beschichtungsmassen vorteilhaft nach
ihrer Viskosität
bei hohen Scherraten und der Rauheit Rz der
Empfangsfläche
unterschieden werden. Eine Scherrate zur Messung der Viskosität bei hoher
Scherrate lässt
sich bestimmen, indem man Beschichtungsmassen mit gleicher Viskosität bei niedriger
Scherrate, aber unterschiedlicher Viskosität bei hoher Scherrate berücksichtigt,
wie in 5 gezeigt. Für eine Vorhanghöhe von 3
cm, einem Applikationswinkel von 0° und eine Bahnrauheit Rz (DIN) von 4,4 μm weisen die den Kurven (a)
und (b) in 5 entsprechenden
Zusammensetzungen keine große
Zunahme der Lufteinschlussgeschwindigkeit auf, während dies für die der
Kurve (c) entsprechende Zusammensetzung der Fall ist. Da die Daten
in 4 für eine Newtonsche
Flüssigkeit
gelten, ist die Viskosität,
bei der der Übergang
erfolgt, bekannt; unter den angegebenen Bedingungen ist dies ca.
100 mPas. Aus 5 lässt sich
für jede
Zusammensetzung die Scherrate ermitteln, bei der die Viskosität unter
diesen Wert und entsprechende Scherrate abfällt. Auf diese Weise werden
10.000 s–1 als
die Scherrate bestimmt, bei der die Viskosität bei hoher Scherrate zum Zwecke
der Erfindung gemessen wird.
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Um
die Lufteinschlussgeschwindigkeit für die Beschichtungsparameter
für
4 zu maximieren, sollte die
Beschichtungsflüssigkeit,
die die benachbart zur Bahnoberfläche angeordnete Schicht bildet,
entweder eine Viskosität,
gemessen bei einer Scherrate von 10.000 s
–1,
von ca. 90 mPas bis ca. 220 mPas aufweisen für Flächen mit einer Rauheit R
z(DIN) von ca. 2,2 μm bis ca. 7,5 μm, oder eine
Viskosität,
gemessen bei einer Scherrate von 10.000 s
–1,
von ca. 70 mPas bis ca. 270 mPas für Flächen mit einer Rauheit R
z(DIN) von ca. 7,5 μm bis ca. 12,5 μm. Im Allgemeinen
ist es sinnvoll, einen den Parameter ϕ
0 spezifizierenden
Wert anzugeben, der die signifikanten Variablen der Vorhangbeschichtung
verknüpft
und die erfindungsgemäßen Bedingungen einschließt. ϕ
E ist durch folgende Gleichung definiert:
Gleichung
2 wobei σ die
Flüssigkeitsoberflächenspannung
(N/m) ist, gemessen so nah wie möglich
am Auftreffpunkt (US-A-5,824,887), R
z die
Oberflächenrauheit
(m) (z. B. wie mit dem WYKO NT2000 von der WYKO Corporation gemessen), η die Viskosität (Pa s),
gemessen bei einer Scherrate von 10.000 s
–1 (z.
B. wie mit einem Rheometer des Typs Bohlin CS gemessen), U ist die
Geschwindigkeit des Vorhangs (m/s) (
), wobei g die Beschleunigung
aufgrund der Schwerkraft (m/s
2) und h die
Höhe (m)
des Vorhangs ist, oder Applikationswinkel, ρ die Flüssigkeitsdichte (kg/m
3) und Q die Durchflussrate pro Einheitsbreite
des Vorhangs (m
3/s pro m Breite). Für die vorliegende
Erfindung ist der Wert von ϕ
0 größer als
1 und vorzugsweise größer als
1,5. Der den Parameter ϕ
0 spezifizierende
Wert ist für
Vorhanghöhen
von größer als
7 cm wirksam. Für Vorhanghöhen von
kleiner als 7 cm ist der den Parameter ϕ
0 spezifizierende
Wert ein guter Indikator, aber weniger aussagekräftig. In allen Fällen ist
es vorteilhaft, einen so hohen Wert von ϕ
0 wie
möglich
zu erzielen, während
R
z und η innerhalb
der zuvor genannten Bereiche bleiben.
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In
der vorliegenden Erfindung sind verschiedene Empfangsflächen verwendbar
und umfassen beispielsweise, aber nicht abschließend, Papier, Kunststofffolien,
harzbeschichtetes Papier und synthetisches Papier. Kunststoffsubstrate
können
aus Polyolefinen bestehen, wie Polyethylen und Polypropylen, Vinylpolymere,
wie Polyvinylacetat, Polyvinylchlorid und Polystyrol, Polyamiden,
wie 6,6-Nylon und 6-Nylon, Polyestern, wie Polyethylenterephthalat
und Polyethylen-2,6-Naphthalat,
Polycarbonate und Celluloseacetate, wie Cellulosemonoacetat, Cellulosediacetat
und Cellulostriacetat. Zur Herstellung harzbeschichteten Papiers
verwendbare Harze sind beispielsweise, aber nicht abschließend, Polyolefine,
wie Polyethylen. Die Substrate können zudem
Substratschichten aufweisen, die Surfactants enthalten. Die Substrate
können
zudem zusammengesetzte Schichten sein, die eine Vielzahl von Schichten
umfassen. Die Empfangsflächen
können
geprägt
sein.
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Die
zur praktischen Verwertung der Erfindung verwendbare Empfangsfläche hat
eine Flächenrauheit Rz (wie nach DIN 4768 definiert) von ca. 2 μm bis ca.
20 μm. Beispiele
derartiger Empfangsflächen
sind fotografische Papiere mit glänzender Oberfläche, matter
Oberfläche,
seidenglänzender
Oberfläche
usw. Diese Substrate werden normalerweise aus Rohpapierware hergestellt,
auf die eine Polyethylenschicht laminiert wird, die mit einer Prägewalze
verdichtet wird, um ein gewünschtes
Aussehen auf fotografischen Prints zu erhalten. Alternativ hierzu
sind Empfangsflächen
mit der angegebenen Rauheit erzielbar, indem feste Partikel oder ähnliches
in den Substratschichten oder anderen zuvor beschichteten und getrockneten
Schichten eines fotografischen Substrats dispergiert und aufgetragen
werden, oder durch Prägen
oder feines Abschleifen der genannten Kunststofffilmsubstrate oder
durch ein anderes Verfahren, das eine Oberflächentopologie mit der spezifizierten
gemessenen Rauheit erzeugt.
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Die
erfindungsgemäße Beschichtungsmasse
kann einen großen
Bereich von Komponenten aufweisen, je nach konkreter Verwendung
des Endprodukts. Beispiele verwendbarer Beschichtungsmassen umfassen
Zusammensetzungen für
die Herstellung fotografischer Produkte, die lichtempfindliche Schichten,
Substratschichten, Schutzschichten, Trennschichten usw. enthalten;
Zusammensetzungen für
die Fertigung magnetischer Aufzeichnungsmedien; Zusammensetzungen
für Klebeschichten,
Farbschichten, leitende oder halbleitende Schichten, Korrosionsschutzschichten
usw.
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Für das erfindungsgemäße Verfahren
werden die Beschichtungsparameter vorteilhafterweise derart gewählt, dass
die Position der Benetzungslinie in Nähe des Vorhangauftreffpunktes
angeordnet ist, wie in Ruschak et al., AIChE Journal 40 2 (1994)
229 beschrieben. Zu diesem Zweck wird der Applikationswinkel so gewählt, dass
er der gewünschten
Vorhanghöhe
und Durchflussrate entspricht. Die Vorhanghöhe erhöht sich mit zunehmender Viskosität. Vorhanghöhen zwischen
10 cm und 35 cm sowie Applikationswinkel zwischen 0° und 60° werden bevorzugt.
Das folgende Beispiel dient zur weiteren Veranschaulichung der Erfindung.
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Beispiel 1
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Eine
geringfügig
scherverdünnende
Beschichtungsmasse aus einer wässrigen
Gelatine mit 0,1 Gew.-% Surfactant mit einer Viskosität von 120
mPas bei niedriger Scherrate wurde bei einer Vorhanghöhe von 25,4
cm, einem Applikationswinkel von +45°, einer Durchflussrate von 5
cm3/s pro cm Breite und einer Geschwindigkeit
von 800 cm/s aufgetragen, um Trockenproben für Testzwecke herzustellen.
Es wurden mit folgenden Flächen
drei Proben hergestellt:
- (i) Eine gelatinebeschichtete
Polyethylenterephthalatfläche
der Rauheit Rz(DIN) = 0,7 μm ergab eine
ungleichmäßige Beschichtung
mit Luftblasen. ϕE = 0,3.
- (ii) Eine mit fotografischem Harz beschichtete Papierfläche der
Rauheit Rz(DIN) = 4,4 μm ergab eine gleichmäßige Beschichtung
ohne Luftblasen. ϕE = 2,4.
- (iii) Eine mit fotografischem Harz beschichtete Papierfläche der
Rauheit Rz(DIN) = 9,7 μm ergab eine gleichmäßige Beschichtung
ohne Luftblasen. ϕE = 5,3.
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Wenn ϕ0 größer als
1 ist, wurden im Wesentlichen gleichmäßige Beschichtungen erzielt,
während
bei einem Wert von ϕ0 kleiner als
1, inakzeptable, ungleichmäßige Beschichtungen
erzielt wurden.