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Die
vorliegende Erfindung betrifft das Fachgebiet der Nukleosidanaloga,
wie antivirale Wirkstoffe, welche auch Inhibitoren der retroviralen
reversen Transkriptase und der DNA-Polymerase des Hepatitis B-Virus (HBV)
mit einschließen.
Die Erfindung stellt neuartige Verbindungen mit günstigen
pharmazeutischen Eigenschaften, Verfahren ihrer Zubereitung, pharmazeutische
Zusammensetzungen, die diese Verbindungen enthalten, sowie Verfahren
ihrer Anwendung für
die Inhibition viraler und neoplastischer Erkrankungen, HBV und HIV
eingeschlossen, zur Verfügung.
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Die
internationale Patentanmeldung WO 88/00050 beschreibt die antiretrovirale
und anti-HBV-Aktivität einer
Reihe von 3'-fluorierten
Nukleosiden, die Verbindungen 2',3'-Didesoxy, 3'-Fluorguanosin (FLG) and 3'-Fluorthymidin (FLT)
eingeschlossen. Die letztere Verbindung wurde als ein Wirkstoff
gegen HIV einer klinischen Evaluierung unterzogen, und obwohl ihre
antivirale Aktivität
und Pharmakokinetik gut war, wies sie eine unerwartete Toxizität auf (Flexner
et al., J Inf Dis 170(6) 1394–403
(1994)). Die erstgenannte Verbindung FLG ist in vitro sehr aktiv.
Dennoch haben die vorliegenden Erfinder festgestellt, dass ihre
Bioverfügbarkeit
so dürftig
ist – etwa
4% – dass
ihr in vivo-Nutzen daher bislang im Tiermodell auf eine intraperitoneale
oder subkutane Verabreichung beschränkt war.
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Das
US-Patent 4,963,662 legt generisch eine Reihe von 3'-fluorierten Nukleosiden
sowie ihren entsprechenden Triphosphaten offen und beschreibt die
Zubereitung des 5'-O-palmitoyl-Derivats
von FLT, ohne von einer Verbesserung der Bioverfügbarkeit zu berichten. Die
internationale Patentanmeldung WO 93/13778 beschreibt FLG-Derivate,
die an der Position 6 der Base, insbesondere mit einer n-Propoxy-,
Cyclobutoxy-, Cyclopropanylamino-, Piperidino- oder Pyrrolidino-Gruppe,
modifiziert sind. Die internationale Patentanmeldung WO 93/14103
beschreibt FLG-Derivate, bei denen das Sauerstoffatom an der Position
6 des Guanins durch eine Amino- oder Ether-Gruppe, ein Halogen oder
eine Sulfonat-Gruppe ersetzt ist.
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Unsere
Patentanmeldungen PCT/SE 98/01467 und TH 45550 (veröffentlicht
als WO 99/09031 bzw. TH 39363) beschreiben Vorläuferwirkstoffe von FLG, welche
eine Linkerstruktur und eine oder zwei aliphatische Aminosäuren umfassen.
Wir haben jetzt innerhalb der in diesen Patentanmeldungen offenbarten
breiten Benennung von Wirkstoffen einen besonders zweckmäßigen Vorläuferwirkstoff
entdeckt, der sich durch eine überragende
Bioverfügbarkeit
auszeichnet und dessen metabolischer Abbau gleichzeitig zu naturidentischen Produkten
führt.
Anders gesagt, sind die metabolischen Abbauprodukte mit Verbindungen
identisch, die vom Körper
selbst hergestellt werden und für
die der Körper
eine wirkungsvolle regulatorische und Beseitigungsmaschinerie besitzt.
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Gemäß der Erfindung
werden Verbindungen der Formel I bereitgestellt:
wobei die beiden Reste R
unabhängig
voneinander H oder -CH
3 sind;
und pharmazeutisch
verträgliche
Salze dieser Verbindungen.
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Weiterhin
stellt die Erfindung pharmazeutische Zusammensetzungen zur Verfügung, welche
die Verbindungen und Salze der Formel I sowie pharmazeutisch verträgliche Träger oder
Verdünnungsmittel
dafür umfassen.
Die Zusammensetzungen der vorliegenden Erfindung sind für Verfahren
zur Inhibition von HBV und Retroviren wie HIV, beispielsweise durch
die Verabreichung einer wirksamen Menge der Verbindung oder des Salzes
an ein von einem Retrovirus oder HBV betroffenes Individuum, von
Nutzen. Die Erfindung erstreckt sich auch auf den therapeutischen
Gebrauch der Verbindungen oder Salze der Formel I, beispielsweise
auf die Zubereitung eines Medikaments zur Behandlung retroviraler
oder HBV-Infektionen.
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Für die Behandlung
von Krankheitszuständen,
die durch Retroviren wie HIV oder HBV verursacht werden, werden
die Verbindungen oder Salze der Formel I vorzugsweise in einer Menge
von 50 bis 1500 mg ein, zwei oder drei Mal am Tag, insbesondere
100 bis 700 mg zwei oder drei Mal am Tag, verabreicht. Es ist wünschenswert,
Serumkonzentrationen des aktiven Stoffwechselprodukts von 0,01 bis
100 μg/ml,
insbesondere von 0,1 bis 5 μg/ml,
zu erreichen.
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Demnach
schließen
bevorzugte Verbindungen der Formel I ein:
5'-O-[(S,R)2,3-Bis-(L-valyloxy)-propionyl]-2',3'-didesoxy-3'-fluorguanosin;
5'-O-[(S,R)2,3-Bis-(L-isoleucyloxy)-propionyl]-2',3'-didesoxy-3'-fluorguanosin;
und
am meisten bevorzugt:
5'-O-[(R)2,3-Bis-(L-valyloxy)-propionyl]-2',3'-didesoxy-3'-fluorguanosin,
5'-O-[(R)2,3-Bis-(L-isoleucyloxy)-propionyl]-2',3'-didesoxy-3'-fluorguanosin;
sowie
ihre pharmazeutisch verträglichen
Salze.
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Die
Verbindungen der vorliegenden Erfindung können Salze ausbilden, was einen
weiteren Aspekt der Erfindung ausmacht. Geeignete pharmazeutisch
verträgliche
Salze der Verbindungen der Formel I beinhalten Salze von organischen
Säuren,
insbesondere Carbonsäuren,
welche die folgenden Salze beinhalten aber nicht darauf beschränkt sind:
Acetat,
Trifluoracetat, Lactat, Gluconat, Citrat, Tartrat, Maleat, Malat,
Pantothenat, Isethionat, Adipat, Alginat, Aspartat, Benzoat, Butyrat,
Digluconat, Cyclopentanat, Glucoheptanat, Glycerophosphat, Oxalat,
Heptanoat, Hexanoat, Fumarat, Nicotinat, Palmoat, Pectinat, 3-Phenylpropionat,
Picrat, Pivalat, Proprionat, Tartrat, Lactobionat, Pivolat, Camphorat,
Undecanoat und Succinat;
sowie von organischen Sulfonsäuren wie
Methansulfonat, Ethansulfonat, 2-Hydroxyethansulfonat, Camphersulfonat,
2-Naphthalinsulfonat, Benzolsulfonat, p-Chlorbenzolsulfonat and
p-Toluolsulfonat;
und von anorganischen Säuren wie Hydrochlorid, Hydrobromid,
Hydroiodid, Sulfat, Bisulfat, Hemisulfat, Thiocyanat, Persulfat,
Phosphor- und Sulfonsäuren.
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Die
Verbindungen der Formel I können
in einigen Fällen
als das Hydrat isoliert werden.
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In Übereinstimmung
mit dem üblichen
Gebrauch retroviraler und HBV-Inhibitoren ist es vorteilhaft, ein bis
drei oder mehr zusätzliche
antivirale Wirkstoffe zu verabreichen wie AZT (Zidovudin), ddI (Didadenosin), ddC
(Zalcitabin), d4T (Stavudin), 3TC (Lamivudin), H2G (Omaciclovir),
Abacavir, ABT 606 (Valomaciclovir), Foscarnet, Ritonavir, Indinavir,
Saquinavir, Nevirapin, Delaviridin, Efavirenz, Vertex VX 478 (Amprenavir)
oder Agouron AG1343 (Nelfinavir) im Fall von HN oder Lamivudin,
Interferon, Famciclovir, Adefovir, Lobucovir, BMS 200475 (Entecavir),
L-FMAU (Clevudin), FTC (Emtricitabin), DAPD (Amdoxovir) im Fall
von HBV. Solche zusätzlichen
antiviralen Wirkstoffe werden normalerweise in Dosierungen verabreicht,
die jeweils voneinander abhängen,
was ihren jeweiligen therapeutischen Wert widerspiegelt. Häufig werden
molare Verhältnisse
von 100 : 1 bis 1 : 100, insbesondere 25 : 1 bis 1 : 25, relativ
zur Verbindung oder zum Salz der Formel I günstig sein. Die Verabreichung
zusätzlicher
antiviraler Wirkstoffe ist im Allgemeinen bei denjenigen antiviralen
Nukleosiden weniger üblich,
die für
die Behandlung von Herpesinfektionen gedacht sind.
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Obwohl
bei dem aktiven Wirkstoff seine alleinige Verabreichung möglich ist,
ist es vorzuziehen, ihn als Teil einer pharmazeutischen Formulierung
anzubieten. Eine solche Formulierung wird den oben definierten aktiven
Wirkstoff zusammen mit einem oder mehreren verträglichen Trägern/Exzipient sowie wahlweise
andere therapeutische Wirksubstanzen umfassen. Der/die Träger muss/müssen in
dem Sinn verträglich
sein, dass er/sie mit den anderen Ingredienzen der Formulierung
kompatibel und für
den Empfänger
unschädlich
ist/sind.
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Die
Formulierungen beinhalten jene, die für eine rektale, nasale, topicale
(einschließlich
der buccalen und sublingualen), vaginale oder parenterale (einschließlich der
subkutanen, intramuskulären,
intravenösen und
intradermalen) Verabreichung geeignet sind. Vorzugsweise jedoch
besteht die Formulierung in einer oral verabreichten Formulierung.
Die Formulierung kann in geeigneter Weise in Form einer Einheitsdosierung,
beispielsweise als Tabletten und langzeitwirkende Kapseln, angeboten
und mit beliebigen Verfahren, die in der pharmazeutischen Technik
wohlbekannt sind, zubereitet werden.
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Solche
Methoden beinhalten den Schritt, den oben definierten aktiven Wirkstoff
mit dem Träger
in Verbindung zu bringen. Im Allgemeinen werden die Formulierungen
zubereitet, indem der aktive Wirkstoff gleichmäßig und eng mit flüssigen oder
fein zerteilten festen Trägern
oder beiden in Verbindung gebracht und das Produkt anschließend gegebenenfalls
geformt wird. Die Erfindung erstreckt sich auf Verfahren, pharmazeutische
Zusammensetzungen zuzubereiten, und die den Schritt umfassen, eine
Verbindung der Formel I oder ihr pharmazeutisch verträgliches
Salz mit einem pharmazeutisch verträglichen Träger oder Vehikel zu vereinigen oder
mit diesen in Verbindung zu bringen. Falls die Fertigung der pharmazeutischen
Formulierung eine enge Mischung der pharmazeutischen Exzipienten
und der aktiven Ingredienz in Salzform umfasst, wird es häufig bevorzugt,
Arzneimittelträger
zu verwenden, die von nicht-basischer Natur, d. h. entweder sauer
oder neutral sind.
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Formulierungen
für die
orale Verabreichung gemäß der vorliegenden
Erfindung können
in separaten Einheiten wie Kapseln, Gelatinekapseln oder Tabletten
angeboten werden, von denen jede eine vorbestimmte Menge des aktiven
Wirkstoffs enthält;
als ein Pulver oder als Granula; als eine Lösung oder Suspension des aktiven
Wirkstoffs in wässriger
oder nicht-wässriger
Flüssigkeit;
oder als eine flüssige Öl-in-Wasser-Emulsion oder
eine flüssige
Wasser-in-Öl-Emulsion und als
ein Bolus.
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Im
Hinblick auf Zusammensetzungen für
die orale Verabreichung (beispielsweise Tabletten oder Kapseln)
umfasst der Ausdruck „geeigneter
Träger" Vehikel wie übliche Exzipienten,
beispielsweise Bindemittel, zum Beispiel Sirup, Gummi arabicum,
Gelatine, Sorbitol, Gummi-Tragant,
Polyvinylpyrrolidon (Povidone), Methylcellulose, Ethylcellulose,
Natriumcarboxymethylcellulose, Hydroxypropylmethylcellulose, Sucrose
und Stärke;
Füllstoffe
und Träger,
zum Beispiel Maisstärke,
Gelatine, Lactose, Sucrose, mikrokristalline Cellulose, Kaolin, Mannitol,
Dicalciumphosphat, Natriumchlorid und Alginsäure;
und Gleitmitel wie
Magnesiumstearat, Natriumstearat und andere metallische Stearate,
Glycerinstearat, Stearinsäure,
Silikonfluid, Talkumwachse, Öle
und kolloidale Silica. Geschmacksstoffe wie Pfefferminze, das Öl des amerikanischen
Immergrüns
und Kirschgeschmack können
ebenfalls verwendet werden. Es kann wünschenswert sein, einen Farbstoff
zuzusetzen, um die Dosierungsform leicht erkennbar zu machen. Tabletten
können auch
mittels Verfahren beschichtet werden, die dem Durchschnittsfachmann
gut bekannt sind.
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Eine
Tablette kann durch Verfahren der Tablettierung oder Formpressung,
optional mit einer oder mehreren hinzugefügten Ingredienz(en), hergestellt
werden. Komprimierte Tabletten können
in einer geeigneten Maschine zubereitet werden, indem der aktive
Wirkstoff in frei beweglicher Form wie Pulver oder Granula, wahlweise
vermischt mit einem Binde-, Gleit-, Konservierungs-, oberflächenaktiven
oder Dispersionsmittel, verdichtet wird. Formgepresste Tabletten
können
in einer geeigneten Maschine zubereitet werden, indem die mit einem
inerten flüssigen
Verdünnungsmittel
befeuchtete pulverisierte Verbindung formgepresst wird. Die Tabletten
können
wahlweise beschichtet oder mit einer Kerbe versehen und auf eine
Weise formuliert werden, die eine langsame oder kontrollierte Freisetzung
des aktiven Wirkstoffs gewährleistet.
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Andere
Formulierungen, die für
die orale Verabreichung geeignet sind, schließen Lutschtabletten ein, die
den aktiven Wirkstoff in einem mit Geschmack versehenen Trägermaterial, üblicherweise
Sucrose und Gummi arabicum oder Gummi-Tragant, umfassen; sowie Pastillen,
die den aktiven Wirkstoff in einem inerten Trägermaterial wie Gelatine und
Glycerin, oder Sucrose und Gummi arabicum umfassen; und Mundwasser, die
den aktiven Wirkstoff in einem geeigneten flüssigen Träger umfassen.
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Ein
weiterer Aspekt der Erfindung stellt ein Verfahren für die Zubereitung
einer Verbindung der Formel I zur Verfügung,
das die Acetylierung
des Nucleosids FLG:
mit einer aktivierten Säure der
Formel:
umfasst,
in der PGR
der mit einer herkömmlichen
Schutzgruppe wie Fmoc, BOC oder CBz N-geschützte Rest R (wie oben beschrieben)
ist.
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Das
für die
Acetylierung verwendete aktivierte Derivat kann zum Beispiel das
Säurehalogenid,
das Säureanhydrid,
den aktivierten Säureester
oder die Säure
in Gegenwart eines Kupplungsreagenzes, zum Beispiel Dicyclohexylcarbodiimid,
umfassen. Charakteristische aktivierte Säurederivate beinhalten (i)
das Säurechlorid,
(ii) Anhydride, die von Alkoxycarbonylhalogeniden wie Isobutyloxycabonylchlorid,
stammen, (iii) N-Hydroxysuccinamid-abgeleitete Ester, (iv) N-Hydroxyphthalimid-abgeleitete
Ester, (v) N-Hydroxy-5-norbornen-2,3-dicarboxamid-abgeleitete Ester
und (vi) 2,4,5-Trichlorphenol-abgeleitete
Ester. Weitere aktivierte Säuren
beinhalten diejenigen, in denen (i) X in der Formel RX eine OR'-Einheit darstellt,
in denen (ii) der Rest R den Rest R, wie hierin definiert, darstellt
und R' zum Beispiel
COCH3, COCH2CH3 oder COCF3 oder
in denen (iii) X Benzotriazol ist.
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Die
aktivierte Säure
kann in situ vor-formiert oder generiert werden, indem Reagenzien
wie Dicyclohexylcarbodiimid (DCC) oder O-(1H-Benzotriazol-1-yl)
N,N,N',N'-tetramethyluronium
tetrafluorborat (TBTU) verwendet werden. Wenn ein Säurehalogenid
wie Säurechlorid
benutzt wird, kann dem Reaktionsgemisch ein tertiäres Amin
wie Triethylamin, N,N'-Dimethylanilin,
Pyridin oder Dimethylaminopyridin als Katalysator zugesetzt werden,
um die freigesetzte Halogenwasserstoffsäure zu binden.
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Die
Reaktionen werden vorzugsweise in einem unreaktiven Lösungsmittel
wie N,N-Dimethylformamid, Tetrahydrofuran,
Dioxan, Acetonitril oder einem halogenierten Kohlenwasserstoff wie
Dichlormethan ausgeführt.
Falls gewünscht,
kann jeder der oben erwähnten
tertiären
Aminkatalysatoren als Lösungsmittel
verwendet werden, wobei darauf geachtet werden muss, dass sie in
einem geeigneten Überschuss
vorliegen. Üblicherweise
kann die Reaktionstemperatur zwischen 0°C und 60°C schwanken, wird aber vorzugsweise
zwischen 5°C
und 50°C
gehalten. Die Reaktion wird nach einem Zeitraum von 1 bis 60 Stunden
im Wesentlichen zu Ende sein. Das Fortschreiten der Reaktion kann
mit einer Dünnschichtchromatographie
(TLC) und einem geeigneten Lösungsmittelsystem
verfolgt werden. Im Allgemeinen wird das Reaktionsprodukt, nachdem
das Ende der Reaktion mittels TLC ermittelt wurde, mit einem organischen
Lösungsmittel
extrahiert und mittels Chromatographie und/oder Rekristallisation
aus einem geeigneten Lösungsmittelsystem
aufgereinigt.
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Nebenprodukte,
bei denen eine Acetylierung der Nukleosidbase stattgefunden hat,
können
mittels Chromatographie abgetrennt werden. Eine solche fehlerhafte
Acetylierung kann jedoch durch kontrollierte Reaktionsbedingungen
minimiert werden. Diese kontrollierten Reaktionsbedingungen können zum
Beispiel durch Beeinflussung der Konzentrationen der Reagenzien
oder der Zugaberate, insbesondere die der acetylierenden Reagenzien,
oder durch Verringerung der Temperatur oder durch die Wahl des Lösungsmittels
erreicht werden. Die Reaktion kann mittels TLC verfolgt werden,
um die kontrollierten Bedingungen zu überwachen. Es kann günstig sein,
die 6-Oxo-Gruppe der Base und insbesondere die 2-Amino-Gruppe mit
gebräuchlichen Schutzgruppen
zu schützen,
um eine fehlerhafte Acetylierung zu verhindern.
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Das
2,3-Bis N-geschützte
Aminoacylglycerinsäure-Zwischenprodukt
wird zubereitet, indem die Carboxy-Gruppe der Glycerinsäure mit
einer gebräuchlichen
Schutzgruppe wie Methoxybenzyl geschützt und sie mit der geeigneten
N-geschützten
Aminosäure
verestert wird, woraufhin eine selektive Entfernung der als Schutzgruppe
fungierenden Methoxybenzyl-Gruppe erfolgt.
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Das
Aminosäurederivat
von R2 und, wenn anwesend, R1 kann
alternativ mit der Linkergruppe mittels der 2-Oxa-4-azacycloalkan-1,3-dion-Methode,
die in der internationalen Patentanmeldung WO 94/29311 beschrieben
ist, verestert werden.
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BEISPIEL
1
2,3-Bis-(N-CBz-L-valyloxy)-propionsäure (MSS-137)
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a) 1,1-Dimethylethyl-2,3-(bis
N-CBZ-L-valyloxy)-propionat
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Zu
einer Lösung
von 1,1-Dimethylethyl-2,3-dihydroxypropionat (2,43 g, 15 mmol),
N-CBZ-L-Valin (7,54 g,
30 mmol) und DMAP (0,37 g, 3 mmol) in 150 ml Dichlormethan wurde
DCC (7,2 g, 35 mmol) hinzugefügt und
das Gemisch zwei Tage lang bei Raumtemperatur gerührt. Das
Gemisch wurde bis etwa 5°C
heruntergekühlt
und das Urethan herausgefiltert. Das Filtrat wurde eingedampft,
Ethylacetat hinzugefügt
und die organische Phase zwei Mal mit 5% Essigsäure, 5% Natriumhydrogencarbonat
und Wasser gewaschen. Die organische Phase wurde mit Natriumsulfat
getrocknet, filtriert und unter reduziertem Druck eingedampft. Das
Produkt wurde mittels Silicagel-Säulenchromatographie isoliert.
Ausbeute: 8,2 g = 86%
1H-NMR (DMSO
d-6) 0,87 (m, 12H) 1,40 (d, 9H) 2,12 (m, 1H) 4,02–4,40 (m,
2H) 5,04 (d, 4H) 5,20 (m, 1H) 7,36 (m, 10H) 7,72 (d, 2H)
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b) 2,3-Bis-(N-CBZ-L-valyloxy)-propionsäure
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Zu
einer Lösung
von 1,1-Dimethylethyl-2,3-bis-(N-CBZ-L-valyloxy)-propionat (7,2
g, 11,4 mmol) in Dichlormethan (25 ml) wurde Trifluoressigsäure (25
ml) hinzugefügt
und die Lösung
fünf Stunden
lang bei Raumtemperatur gerührt.
Die Lösung
wurde unter reduziertem Druck eingedampft und zusammen mit Toluol
zwei Mal eingedampft. Das Produkt wurde mittels Silicagel-Säulenchromatographie
isoliert. Ausbeute: 5,9 g = 90%
1H-NMR
(DMSO-d6) 0,92 (m, 12H) 2,08 (m, 2H) 3,92–4,17 (m, 2H) 4,30–4,67 (m,
2H) 5,04 (s, 4H) 5,28 (m, 1H) 7,32 (m, 10H) 7,70 (m, 2H)
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BEISPIEL 2
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2'3'-Didesoxy-3'-fluor-5'-O-[2,3-bis-(L-valyloxy)-propanoyl]-guanosin
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a) 2',3'-Didesoxy-3'-fluor-5'-O-[2,3-bis-(N-CBZ-L-valyloxy)-propanoyl]-guanosin
(MSS-138)
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Ein
Gemisch aus 2',3'-Didesoxy-3'-fluorguanosin (2,15
g, 8 mmol), 2,3-Bis-(N-CBZ-L-valyloxy)-propansäure (6,2
g, 10,8 mmol), DMAP (244 mg, 2 mmol) und HOBT (1,46 g, 10,8 mmol)
wurde zwei Mal zusammen mit DMF eingedampft und auf etwa 120 ml
reduziert. DCC (2,48 g, 12 mmol) wurde hinzugefügt und das Gemisch zwei Tage
lang bei Raumtemperatur gerührt.
Das Gemisch wurde filtriert und die Lösung wurde unter reduziertem
Druck eingedampft. 150 ml Ethylacetat wurden hinzugefügt und die
organische Phase wurde zwei Mal mit 5% Essigsäure, 5% Natriumhydrogencarbonat
und Wasser gewaschen. Die organische Phase wurde mit Natriumsulfat
getrocknet und unter reduziertem Druck eingedampft. Das Produkt
wurde mittels Silicagel-Säulenchromatographie
isoliert. Ausbeute: 2,25 g = 35%
1H-NMR
(DMSO d-6) 0,88 (m, 12H) 2,12 (m, 2H) 2,50–3,00 (m, 2H) 3,88–4,14 (m,
2H) 4,22–4,62
(m, 6H) 5,04 (s, 4H) 5,30–5,61
(m, 2H) 6,16 (m, 1H) 6,50 (s, 2H) 7,32 (m, 10H) 7,70 (m, 2H) 7,92
(s, 1H)
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b) 2',3'-Didesoxy-3'-fluor-5'-O-[2,3-bis-(L-valyloxy)-propanoyl]-guanosin
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Eine
Lösung
von 2',3'-Didesoxy-3'-fluor-5'-O-[2,3-bis-(N-CBZ-L-valyloxy)-propanoyl]-guanosin (0,41 g,
0,5 mmol) in Ethylacetat (40 ml) und Essigsäure (20 ml) wurde mit Palladiumschwarz
(200 mg) bei 30 psi zwei Stunden lang bei Raumtemperatur hydriert.
Der Katalysator wurde filtriert und mit Ethylacetat und Essigsäure gewaschen.
Die Lösung
wurde unter reduziertem Druck eingedampft und das Produkt unter
Ausbildung des Dihydrochloridsalzes im Vakuum getrocknet. Ausbeute:
0,3 g = 95%
1H-NMR (DMSO d-6 and D2O) 0,94 (m, 12H) 2,18 (m, 2H) 2,52–3,00 (m,
2H) 3,88–4,09
(m, 2H) 4,36–4,72
(m, 6H) 5,42–5,72
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BIOLOGISCHES BEISPIEL
1
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Pharmakokinetik
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Die
Bestätigung,
dass oral verabreichte Vorläuferwirkstoffe
der Erfindung FLG in vivo freisetzen, wurde im Rattenmodell erhalten,
das als ein nützliches
Modell anerkannt ist, pharmakokinetische Parameter von Nukleosidanaloga
zu bewerten. Die oralen Zusammensetzungen werden drei gefasteten
Tieren in einer Dosierung von 0,1 mmol/kg in einem pharmazeutischen
Vehikel verabreicht, das Propylenglycol umfasst. Zum Vergleich wird
einer Gruppe von Ratten der Metabolit 2',3'-Didesoxy-3'-fluorguanosin in
einer Dosis von 0,01 mmol/kg i. v. verabreicht. Die Serumkonzentrationen
des Metaboliten werden anschließend
in Seren überwacht,
die in Intervallen von 0,5 bis 6 Stunden nach der Verabreichung
(5 Minuten bis 6 Stunden für
FLG) von einzelnen Tieren entnommen werden.
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Der
Metabolit wird mittels HPLC in einer UV-Detektion bei 254 nm auf
eine Weise analysiert, die analog ist zu Ståhle et al. 1995, J Pharm.
Biomed. Anal. 13, 369–376.
Ein HPLC-System kann entweder auf 0,05 M Ammoniumdihydrogenphosphat-Puffer,
gepuffert auf pH 4,5, mit 1,2% 2-Propanol als Lösungsmittel oder 30 mM Dihydrogenphosphat-Puffer,
gepuffert auf pH 7,0, mit 2% Acetonitril als Lösungsmittel, basieren. Die
Säule kann
eine 100 × 2,1
mm BAS-C18-Säule
mit 5 μm
-Partikelgröße und 7 μm C18-Stulpe
sein oder eine ZorbaxTM SB-CN C18 150 × 4,6 mm,
5 μm-Säule. Die
Proteinbindung der Verbindungen der Erfindung ist so wie die des Metaboliten
vernachlässigbar
und die Ultrafiltration der Serumproben durch Amicon- oder Microcon 30-Filter ist
nützlich.
Vorteilhafterweise wird der Haupt-Peak weiteren Säulenchromatographien
unterzogen, um eine bessere Auftrennung des FLG gegenüber Serumkomponenten
geringer Molekularmasse zu gewährleisten. Die
i. v.-Konzentrationen werden mit dem Faktor zehn multipliziert,
um AUC-Werte für
den Vergleich mit den Oralwerten zu erhalten. Die absolute orale
Bioverfügbarkeit
wird als Verhältnis
zwischen 0-∞AUCiv und 0-∞AUCoral ermittelt.
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Die
Verbindung aus Beispiel 2 wies eine absolute 0-6-Stunden-Bioverfügbarkeit
von 68%, 72% und 64% auf, die in Plasmakonzentrationen des aktiven
Metaboliten resultierte, die deutlich über der antiviralen, inhibierenden
Konzentration, welche in der wissenschaftlichen Literatur berichtet
wird, lagen. Die Verbindungen der vorliegenden Erfindung stellen
daher im Vergleich zu 2',3'-Didesoxy-3'-fluorguanosin eine
signifikant verstärkte
orale Bioverfügbarkeit
zur Verfügung.
Bemerkenswerterweise werden die Verbindungen in einer relativ nachhaltigen
Weise in das Blut freigesetzt und nicht in einem unmittelbaren Peak.
Dies bedeutet, dass wirkungsvolle Mengen des aktiven Metaboliten
im Blut über
viele Stunden hinweg verfügbar
sind, was eine einmalige Tagesdosis ermöglicht. Ferner verhindert eine
gleichmäßige Freisetzung
die Probleme einer akuten Toxizität, wie sie bei Verbindungen
mit einer schnelleren Freisetzungsrate beobachtet werden.
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FORMULIERUNGSBEISPIEL
1
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Formulierung in Tablettenform
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Die
folgenden Zutaten werden mit einem 0,15 mm-Sieb gesiebt und trocken
gemischt:
10
g | 5'-O-[(R)-2,3-Bis-(L-valyloxy)-propionyl]-2',3'-didesoxy-3'-fluorguanosin |
40
g | Lactose |
49
g | kristalline
Cellulose |
1 g | Magnesiumstearat |
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Eine
Tablettierungsmaschine wird für
die Komprimierung des Gemisches zu Tabletten verwendet, die 250
mg des aktiven Wirkstoffs enthalten.
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FORMULIERUNGSBEISPIEL
2
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Magensaftresistente Tablette
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Die
Tabletten des Formulierungsbeispiels 1 werden in einer Tablettenummantelungsapparatur
mit einem Sprühüberzug versehen,
mit einer Lösung,
die Folgendes umfasst:
120
g | Ethylcellulose |
30
g | Propylenglycol |
10
g | Sorbitanmonooleat
ad 1000 ml aqua dest. |
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FORMULIERUNGSBEISPIEL
3
Formulierung zur kontrollierten Freisetzung
50
g | 5'-O-[(R)-2,3-Bis-(L-valyloxy)-propionyl]-2',3'-didesoxy-3'-fluorguanosin |
12
g | Hydroxypropylmethylcellulose
(MethocellTM K15) |
4.5
g | Lactose |
werden trocken gemischt und mit einer wässrigen
Paste von Povidone granuliert. Magnesiumstearat (0,5 g) wird hinzugefügt und das
Gemisch in einer Tablettierungsmaschine zu Tabletten komprimiert,
die 13 mm im Durchmesser besitzen und 500 mg des aktiven Wirkstoffs
enthalten.
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FORMULIERUNGSBEISPIEL
4
Weichkapseln
250
g | 5'-O-[(S)2,3-Bis-(L-valyloxy)-propionyl]-2',3'-didesoxy-3'-fluorguanosine |
100
g | Lecithin |
100
g | Erdnussöl |
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Die
Verbindung der Erfindung wird im Lecithin und Erdnussöl dispergiert
und in weiche Gelatinekapseln eingefüllt.