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Die
vorliegende Erfindung betrifft eine neue Familie vor allem humaner
aziditätssensibler
Säugetier-Ionenkanäle. Sie
betrifft insbesondere die Identifizierung und die molekulare Charakterisierung
eines neuen, von den Protonen aktivierten Kationenkanals beim Menschen
und der Ratte, unter Bezugnahme auf die englischen Begriffe „Acid Sensing
Ionic Channel" nachfolgend „ASIC" genannt. Der ASIC-Kanal
bildet das erste Mitglied einer Gruppe von Kationenkanälen, die
zu der Familie der auf Amilorid sensiblen Degenerin-Natriumkanäle (6, 11–14) gehören, das
transitorisch durch eine extrazelluläre Säuerung aktiviert wird.
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Die
Säuresensibilität ist sowohl
mit der Nozizeption (1) und der Transduktion des Geschmacks (2)
verbunden. Die Stimulation der sensorischen Neuronen durch Säuren hat
eine große
Bedeutung, da die Azidität zahlreiche
schmerzhafte entzündliche
und ischämische
Situationen begleitet. Der von den Säuren verursachte Schmerz wird
als von den Kationenkanälen
mediiert interpretiert, die auf Ebene der sensorischen Neuronen vorhanden
sind und die von den Protonen (3–5) aktiviert werden. Die biophysikalischen
und pharmakologischen Eigenschaften der ASIC-Kanäle der Erfindung ähneln denen
der protonenaktivierten, in den sensorischen Neuronen beschriebenen
Kationenkanäle
(3, 15, 16). Allerdings wurden bis heute noch nie Ionenkanäle beschrieben,
die von einem einfacheren Liganden als den ASIC-Kanälen aktiviert
wurden, wie aus der nachfolgenden Beschreibung zu entnehmen sein
wird.
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Die
vorliegende Erfindung hat demzufolge ein Protein zum Gegenstand,
das einen auf Amilorid sensiblen und von den Protonen aktivierten
neuronalen Kationenkanal bildet, dessen Aminosäuresequenz in der Sequenzliste
in der Anlage unter der Nummer SEQ ID Nr. 1 oder unter der Nummer
SEQ ID Nr. 2 dargestellt ist, und das etwa mit dem Protein des ASIC-Kanals
der Ratte, mit ASIC1A bezeichnet, identisch ist, das in der Sequenzliste
in der Anlage unter der Nummer SEQ ID Nr. 1 dargestellt ist.
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Ein
anderes Beispiel ist das Protein, das einen Degenerin-Kationenkanal
bildet, „MDEG" (14) oder „BnaC1" (20) genannt, oder
nachfolgend ebenfalls als „ASIC2A" oder „MDEG1" bezeichnet, dessen
Aminosäuresequenz
in der Sequenzliste in der Anlage unter der Nummer SEQ ID Nr. 3
dargestellt ist. MDEG ist als ein auf Amilorid sensibler Säugetier-Kationenkanal
beschrieben worden, der durch Mutationen aktiviert wird, die für Neurodegeneration
mit Degenerinen von C. elegans verantwortlich sind. Der MDEG-Kanal ist strukturell mit
dem ASIC-Kanal verwandt, dessen Aminosäuresequenz zirka 67% Übereinstimmung
mit der Sequenz des MDEG-Ionenkanals aufweist. Allerdings sind die
elektrophysiologischen Eigenschaften dieser zwei Kanäle unterschiedlich,
da sie nicht von denselben pH-Änderungen
aktiviert werden. So unterscheidet sich der Sensibilitätsbereich
von MDEG (EC50 = 4,05) von dem von ASIC (EC50 = 6,2).
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Es
wurde nachgewiesen, dass der MDEG-Kanal von denselben Mutationen
aktiviert wird wie von denjenigen, die eine neuronale Degeneration
bei C. elegans verursachen. So sind die aktiven Mutanten von MDEG,
ebenso wie die hyperaktiven Degenerin-Mutanten von C. elegans, für ein Absterben
der Zellen verantwortlich, was darauf hinweist, dass der Funktionserwerb
durch diesen neuronalen Ionenkanal bei mehreren Formen der neuronalen
Degeneration bei Säugetieren
und vor allem beim Menschen impliziert ist. Allerdings war bis zur
Beschreibung seiner Aktivierung durch die Protonen gemäß den Kationenkanälen der
vorliegenden Erfindung keine physiologisch normale Funktion von
MDEG bekannt.
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Andere
Beispiele für
Proteine, die einen auf Amilorid sensiblen und von den Protonen
aktivierten neuronalen Kationenkanal bilden, werden nachfolgend
gegeben:
- – Ein
mit ASIC1B bezeichneter Kanal, dessen aus 559 Aminosäuren bestehende
Sequenz in der Sequenzliste unter der Nummer SEQ ID Nr. 4 dargestellt
ist. ASIC1B ist eine Splicing-Variante des aus Rattenhirn durch
degenerierte PCR geklonten ASIC1A-Kanals. Die ersten 185 Säuren werden
durch eine neue Sequenz aus 218 Aminosäuren ersetzt, die in der SEQ
ID Nr. 4 unterstrichen ist.
- – Ein
mit DRASIC bezeichneter Kanal, dessen aus 533 Aminosäuren bestehende
Sequenz in der Sequenzliste unter der Nummer SEQ ID Nr. 5 dargestellt
ist. DRASIC wurde aus sensorischen Rattenneuronen unter Verwendung
einer Teilsequenz in den Datenbanken geklont („Expressed Sequence Tag” mit der
Erwerbsnummer W62694). Die Eigenschaften von DRASIC sind folgende:
- – Er
ist in den sensorischen Neuronen exprimiert, aber nicht im Gehirn.
- – Seine
Expression in Oozyten von Krallenfröschen oder in Zellen von Säugetieren
erlaubt, einen protonenaktivierten Natriumstrom zu ermitteln, der
zwei Komponenten aufweist: eine Komponente, die sich schnell aktiviert
und deaktiviert, und eine Komponente, die sich langsam aktiviert
und nicht deaktiviert. Die zwei Komponenten sind für Na+ selektiv. Ein protonenaktivierter Kationenkanal,
der sich nicht deaktiviert, war an der längeren Schmerzwahrnehmung beteiligt,
die von einer Azidose hervorgerufen wurde.
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Die
Erfindung betrifft ebenfalls einen Hybrid-Kationenkanal, der von der Verbindung
eines ersten Proteins, das einen erfindungsgemäßen Ionenkanal bildet, der
von den Protonen aktiviert ist oder nicht, mit einem zweiten Protein
gebildet wird, das einen von den Protonen aktivierten Ionenkanal
bildet. Das besagte zweite Protein ist in vorteilhafter Weise ebenfalls
ein Protein, das einen erfindungsgemäßen, von den Protonen aktivierten
Ionenkanal bildet. Als Beispiel für eine derartige Verbindung
wäre die
Verbindung des Proteins des Kanals ASIC1A oder ASIC2A oder DRASIC
mit dem Protein des Kanals MDEG1 zu nennen, wodurch die Bildung eines
Hybridkanals möglich
wird, der einen dritten Bereich der pH-Sensibilität aufweist (mit ASIC: EC50 – 4,8). Ein
anderes Beispiel für
einen derartigen Hybridkanal ist die Verbindung des Proteins der
Kanäle
ASIC1A, ASIC1B, MEDG1 oder DRASIC mit dem Protein des Kanals MDEG2.
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MDEG2
ist ein Kanal, der aus Rattenhirn bei Verwendung einer Teilsequenz
der Maus geklont wurde, die in den Datenbanken verfügbar ist
(„Expressed
Sequence Tag" mit
der Erwerbsnummer W50528) und dessen Sequenz aus 563 Aminosäuren in
der Sequenzliste in der Anlage unter der Nummer SEQ ID Nr. 6 dargestellt
ist.
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MDEG2
ist eine Splicing-Variante von MDEG1. Die ersten 185 Aminosäuren werden
durch eine neue Sequenz aus 236 Aminosäuren ersetzt, die in der SEQ
ID Nr. 6 unterstrichen ist. MDEG2 ist im Gehirn und in den sensorischen
Neuronen der Ganglien der Radix dorsalis exprimiert.
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MDEG2,
der nur in den Oozyten des Krallenfroschs oder in Säugetierzellen
exprimiert ist, bildet keinen vom Proton aktivierten Kationenkanal.
Allerdings kann er sich mit MDEG1 oder DRASIC verbinden, um heteromultimerische,
vom Proton aktivierte Kanäle
mit veränderten
Eigenschaften zu bilden:
- – Der Aktivierungs-pH des nach
der Co-Expression von MDEG1 und MDEG2 gebildeten Kanals ist unterschiedlich.
Nach Expression in den COS-Zellen hat der Strom seinen maximalen
Wert bei pH 3 nicht erreicht, währenddessen
der allein von MDEG1 induzierte Strom bei einem pH inklusive zwischen
4,5 und 4,0 sättigt.
- – Die
Deaktivierungskinetiken und die Ionen-Selektivität des nach der Co-Expression
von MDEG1 und MDEG2 gebildeten Kanals unterscheiden sich deutlich
von denen von MDEG1 allein. Es bildet sich ein Strom aus, der sich
langsam deaktiviert und für
Na+ und K+ wenig selektiv ist.
- – Der
stetige Natriumstrom, der nach der Expression von DRASIC entsteht,
wird nicht selektiv (er differenziert nicht mehr zwischen Natrium
und Kalium), wenn MDEG2 mit DRASIC co-exprimiert ist. Diese neue Eigenschaft ähnelt der
des protonenaktivierten Kationenkanals, der an der längeren Schmerzwahrnehmung
beteiligt war, die von einer Azidose hervorgerufen wurde. Es ist
sehr wahrscheinlich, dass DRASIC und MDEG2 an diesem Kanal beteiligt
sind.
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Die
Aminosäuresequenzhomologien
der Proteine, die die Kanäle
ASIC1A, ASIC1B bilden, die erfindungsgemäß genannt werden, sind in folgender
Tabelle 1 wiedergegeben. Tabelle 1
Kanäle | ASIC
1B | ASIC
IA | MDEG2 | MDEG1 | DRASIC |
ASIC1B | 100 | 80 | 56 | 61 | 52 |
ASIC1A | | 100 | 59 | 68 | 53 |
MDEG2 | | | 100 | 78 | 48 |
MDEG1 | | | | 100 | 51 |
DRASIC | | | | | 100 |
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Poly-
oder monoklonale Antikörper,
die gegen mindestens ein Protein gerichtet sind, das einen erfindungsgemäßen Ionenkanal
ausbildet und/oder einen obigen Hybridkanal, können mit klassischen Methoden hergestellt
werden, die in der Literatur beschrieben sind. Diese Antikörper dienen
dazu, das Vorhandensein von erfindungsgemäßen Ionenkanälen in verschiedenen
menschlichen oder tierischen Geweben festzustellen, können aber
auch auf therapeutischem Gebiet angewendet werden, um dank ihrer
Spezifizität
einen ASIC-Kanal und/oder seine Derivate in vivo zu inhibieren oder
zu aktivieren.
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Die
vorliegende Erfindung hat ebenfalls ein Nukleinsäuremolekül zum Gegenstand, das eine Nukleinsequenz
umfasst oder davon gebildet wird, die für ein Protein kodiert, das
einen auf Amilorid sensiblen und von den Protonen aktivierten neuronalen
Kationenkanal bildet. Insbesondere betrifft die Erfindung ein Nukleinsäuremolekül, das mindestens
eine Sequenz umfasst, die für
das den ASIC-Kanal bildende Protein kodiert, dessen Aminosäuresequenz
in der Sequenzliste in der Anlage unter der Nummer SEQ ID Nr. 1
dargestellt ist oder für
ein Derivat, das zu diesem Protein funktional äquivalent ist. Ein DNA-Molekül, das die
für das ASIC-Protein kodierende
Sequenz umfasst, ist dasjenige, das in der Sequenzliste in der Anlage
unter der Nummer SEQ ID Nr. 1 dargestellt ist, oder ihre komplementäre Sequenz.
Ein anderes erfindungsgemäßes DNA-Molekül ist dasjenige,
das in der Sequenzliste in der Anlage unter der Nummer SEQ ID Nr.
2 oder unter der Nummer SEQ ID Nr. 3 dargestellt ist, oder ihre
komplementäre
Sequenz.
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Ein
DNA-Molekül,
das die für
das ASIC1B-Protein kodierende Sequenz umfasst, ist das von 3647
pb, das in der Sequenzliste in der Anlage unter der Nummer SEQ ID
Nr. 4 dargestellt ist, oder ihre komplementäre Sequenz. Insbesondere betrifft
die Erfindung die Nukleinsequenz inklusive zwischen den Nukleotiden
109 und 1785 der Sequenz, die in der Sequenzliste in der Anlage
unter der Nummer SEQ ID Nr. 4 dargestellt ist, oder ihre komplementäre Sequenz.
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Ein
DNA-Molekül,
das für
das DRASIC-Protein kodiert, ist das von 1602 pb, das in der Sequenzliste in
der Anlage unter der Nummer SEQ ID Nr. 5 dargestellt ist, oder ihre
komplementäre
Sequenz.
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Ein
DNA-Molekül,
das die für
das Protein MDEG2 kodierende Sequenz umfasst, ist das von 1602 pb, das
in der Sequenzliste in der Anlage unter der Nummer SEQ ID Nr. 6
dargestellt ist, oder ihre komplementäre Sequenz.
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Die
Erfindung betrifft ebenfalls einen Vektor, der mindestens ein vorangehendes
Nukleinsäuremolekül umfasst,
das vorzugsweise mit geeigneten Kontrollsequenzen verbunden ist,
sowie ein Verfahren zur Herstellung oder Expression in einer Wirtszelle
eines Proteins, das einen erfindungsgemäßen Ionenkanal bildet. Die Herstellung
dieser Vektoren sowie die Produktion oder Expression der Kanäle der Erfindung
in einem Wirt können
durch Techniken der Molekularbiologie und Gentechnik durchgeführt werden,
die dem Fachmann gut bekannt sind.
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Beispielsweise
besteht ein Verfahren zur Herstellung eines Proteins, das einen
erfindungsgemäßen Kationenkanal
ausbildet, darin:
- – ein erfindungsgemäßes Nukleinsäuremolekül oder einen
Vektor, der das besagte Molekül
enthält,
in eine Wirtszelle zu transferieren,
- – die
besagte Wirtszelle unter Bedingungen zu kultivieren, die die Produktion
des Proteins erlauben, das den Kationenkanal bildet,
- – die
Proteine, die die erfindungsgemäßen Ionenkanäle bilden,
mit allen geeigneten Mitteln zu isolieren.
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Beispielsweise
besteht ein Verfahren zur Expression eines erfindungsgemäßen Kationenkanals
darin:
- – ein
erfindungsgemäßes Nukleinsäuremolekül oder einen
Vektor, der das besagte Molekül
enthält,
in eine Zelle zu transferieren,
- – die
besagte Wirtszelle unter Bedingungen zu kultivieren, die die Expression
von erfindungsgemäßen Ionenkanälen erlauben.
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Die
in den vorangehenden Verfahren umgesetzte Wirtszelle kann aus den
Prokaryoten oder den Eukaryoten und vor allem aus den Bakterien,
den Hefen, den Säugetier-,
Pflanzen- oder Insektenzellen ausgewählt sein.
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Der
verwendete Vektor ist in Abhängigkeit
des Wirts ausgewählt,
in den er transferiert wird, es kann sich um jeden Vektor wie ein
Plasmid handeln.
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Die
Erfindung betrifft demzufolge auch die transformierten Zellen, die
die ASIC-Kanäle
und/oder ihre Derivate wie MDEG exprimieren, die gemäß den vorangehenden
Verfahren hergestellt wurden. Diese Zellen sind für das Screening
von Substanzen nützlich,
die imstande sind, die Wahrnehmung des Säuregrads bzw. der Azidität zu modulieren,
sowohl die Schmerzempfindung bzw. Nozizeption als auch die Transduktion
des Geschmacks betreffend. Dieses Screening wird dadurch durchgeführt, dass
variable Mengen einer zu testenden Substanz mit Zellen in Kontakt
gebracht werden, die die ASIC-Kanäle exprimieren, wobei danach
anhand aller geeigneten Mittel die eventuellen Wirkungen der besagten
Substanz auf die Ströme
der besagten Kanäle gemessen
werden. Diese Studien werden ebenfalls von elektrophysiologischen
Techniken erlaubt, die ebenfalls Gegenstand der vorliegenden Erfindung
sind, sofern sie die ASIC-Kanäle
oder ihre Derivate umsetzen. Mit diesen Screenings können neue
Arzneimittel identifiziert werden, die für die Schmerzbehandlung oder
-vorbeugung nützlich
sind. Weiterhin erlauben sie, nach Wirkstoffen zu suchen, die den
sauren Geschmack modulieren. Außerdem
erlauben sie, Blocker zu suchen, die imstande sind, durch Hyperexpression
dieser Kanäle hervorgerufene Neurodegenerationen
zu inhibieren. Diese dank der oben genannten Verfahren isolierten
und nachgewiesenen Arzneimittel sind ebenfalls Bestandteil der Erfindung.
Die ASIC-Kanäle
haben nämlich
ionenselektive Eigenschaften, vor allem, was ihre selektive Natrium-,
Kalium- und Kalziumpermeabilität
betrifft, wodurch diese exzitotoxische Eigenschaften erwerben, wenn
sie hyperstimuliert werden.
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Ein
Protein, das einen neuronalen ASIC-Ionenkanal bildet, kann auch
für die
Herstellung von Arzneimitteln nützlich
sein, die dazu bestimmt sind, Pathologien zu behandeln oder vorzubeugen,
die die schmerzhafte Wahrnehmung der Azidität implizieren, was bei entzündlichen
Krankheiten, Ischämien
und bei bestimmten Tumoren vorkommt. Die Erfindung betrifft damit
auch die pharmazeutischen Zusammensetzungen, die als Wirkstoffprinzip
mindestens ein Protein umfassen, das einen erfindungsgemäßen Ionenkanal
bildet.
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Ein
Nukleinsäuremolekül, das für ein Protein
kodiert, das einen ASIC-Kanal oder ein Derivat desselben bildet,
oder ein Vektor, der dieses Nukleinsäuremolekül umfasst oder auch eine Zelle,
die ASIC-Kanäle exprimiert,
sind ebenfalls für
die Herstellung transgener Tiere nützlich. Es kann sich um Tiere
handeln, die die besagten Kanäle überexprimieren,
aber vor allem um „knock
out" genannte Tiere,
das heißt,
denen es an diesen Kanälen
ermangelt, wobei diese transgenen Tiere durch Methoden hergestellt
werden, die dem Fachmann bekannt sind, und erlauben, für das Studium
von mit ASIC-Kanälen
verbundenen Tierkrankheiten über
lebende Modelle zu verfügen.
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Die
erfindungsgemäßen Nukleinsäuremoleküle oder
die von dem besagten Molekül
transformierten Zellen können
demzufolge in Gentherapiestrategien verwendet werden, um ein Defizit
an ASIC-Kanälen
auf Ebene eines oder mehrerer Gewebe eines Patienten zu kompensieren.
Die Erfindung betrifft demzufolge ebenfalls ein Arzneimittel, das
erfindungsgemäße Nukleinsäuremoleküle oder
Zellen, die von den besagten Molekülen transformiert wurden, umfasst,
für die
Behandlung von Krankheiten, bei denen ASIC-Kanäle und ihre Derivate eine Rolle
spielen.
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Neben
der Eigenschaft, von den Protonen aktiviert zu werden, und den oben
genannten Anwendungen, die sich daraus auf dem Gebiet der Wahrnehmung
der Azidität
ergeben, ist der ASIC-Kanal aufgrund seiner strukturellen Verwandtschaft
mit dem MDEG-Kanal imstande, sich nach einer Mutation wie ein neuronales Degenerin
zu verhalten.
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Das
Absterben bestimmter Neuronen ist für verschiedene Typen neuronaler
Degeneration wie die Alzheimer-, die Huntington-, die Parkinsonkrankheit,
amyotrophe Lateralsklerose, die zerebellare Ataxie charakteristisch.
Nur einige defiziente Gene sind bekannt, und viele sind noch zu
identifizieren. Das einfache neuronale Netz des Fadenwurms C. elegans
stellt ein gutes Modell für
neuronale Entwicklung und Absterben dar. Die erbliche Degeneration
bei C. elegans kann durch Mutationen der Degenerine deg-1, mec-4
und mec 10 verursacht sein. Die Übereinstimmungen
mit den Untereinheiten des auf Amilorid sensiblen Natriumkanals, das
Produkt der funktionalen Expression der Chimeren mec-4 des epithelialen
Natriumkanals, deuten darauf hin, dass die Degenerine Ionenkanäle sind,
deren Funktionserwerb der Grund für die neuronale Degeneration ist.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft damit auch die Anwendungen des ASIC-Kanals
für das
Studium dieser pathologischen Veränderungen, die imstande sind,
zu Degenerationen zu führen.
Die für
diese Anwendungen umgesetzten Techniken, zum Beispiel für das Drogenscreening, ähneln den
Techniken, die zuvor für
die Suche nach geschmacksmodulierenden oder analgetischen Wirkstoffen
beschrieben wurden.
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Weiterhin
können
ein Protein, das einen neuronalen ASIC-Kanal bildet, ein Agonist
oder ein Antagonist desselben ebenfalls für die Herstellung von Arzneimitteln
nützlich
sein, die bestimmt sind, Krankheiten zu behandeln oder vorzubeugen,
die eine zerebrale neuronale Degeneration implizieren. Damit betrifft
die Erfindung auch die pharmazeutischen Zusammensetzungen, die als
Wirkstoffprinzip mindestens eines dieser eventuell mit einem physiologisch
akzeptablen Träger
verbundenen Proteine umfassen.
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Insbesondere
betrifft die Erfindung eine chemische oder biologische Substanz,
die in der Lage ist, die Ströme
eines erfindungsgemäßen Ionenkanals
und/oder eines Hybridkanals für
die Zubereitung eines Arzneimittels zu modifizieren, das imstande
ist, die Wahrnehmung der Azidität
bei einem Menschen oder Tier sowohl im Hinblick auf die Nozizeption
als auch die Transduktion des Geschmacks zu modulieren.
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Weitere
Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der folgenden
Beschreibung, die sich auf die Forschungsarbeiten bezieht, die zur
Herausarbeitung und Charakterisierung des ASIC-Kanals führten, wobei
sich diese auf die Sequenzen und Zeichnungen in der Anlage bezieht,
von denen:
- – SEQ ID Nr. 1 die Sequenz
von 526 Aminosäuren
des Proteins des ASIC-Kanals darstellt, das aus der cDNA-Sequenz der Ratte
abgeleitet wurde,
- – SEQ
ID Nr. 2 die Teilsequenz von 514 Aminosäuren des Proteins des ASIC-Kanals
darstellt, das aus der Teilsequenz humaner cDNA abgeleitet wurde,
- – SEQ
ID Nr. 3 die Sequenz von 512 Aminosäuren des Proteins des MDEG-Kanals
darstellt, das aus der Sequenz humaner cDNA abgeleitet wurde,
- – SEQ
ID Nr. 4 die Sequenz von 559 Aminosäuren des Proteins des ASIC1B-Kanals
sowie die Sequenz eines DNA-Moleküls darstellt, das die für dieses
Protein kodierende Sequenz umfasst,
- – SEQ
ID Nr. 5 die Sequenz von 533 Aminosäuren des Proteins des DRASIC-Kanals
und die für
dieses Protein kodierende DNA-Sequenz darstellt,
- – SEQ
ID Nr. 6 die Sequenz von 563 Aminosäuren des Proteins des MDEG2-Kanals
sowie die Sequenz eines DNA-Moleküls darstellt, das die für dieses
Protein kodierende Sequenz umfasst.
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Die 1 stellt
das Alignment der Sequenzen der ASIC-Proteine der Ratte (oben) und
des Menschen (unten) der Sequenzen SEQ ID Nr. 1 und SEQ ID Nr. 2
dar. Bei einem Vergleich dieser Sequenzen fällt das Fehlen von 14 Aminosäuren zu
Beginn der humanen kodierenden Phase im Vergleich zur Rattenphase
auf.
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Die 2 stellt
den Vergleich der Sequenz des Proteins des ASIC-Kanals mit der Sequenz
anderer Ionenkanäle
dar:
- – MDEG
(14), ein Säugetier-Kationenkanal,
der von Mutationen aktiviert ist, die für Neurodegenerationen mit den
Degenerinen von C. elegans verantwortlich sind,
- – FaNaCh
(10), ein Peptid eines Natriumkanals von Helix aspersa, der von
FMRFamid aktiviert ist,
- – das
Degenerin MEC-4 (12) von C. elegans.
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Auf
dieser Figur sind die Reste, die mit ASIC-Resten identisch oder ähnlich sind,
jeweils in Weiß auf schwarzem
Untergrund und in Schwarz auf grauem Untergrund gedruckt. Die vermutlichen
Transmembran-Regionen (MI, MII) von ASIC sind durch schwarze Balken
gekennzeichnet.
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Die 3 veranschaulicht
den phylogenetischen Baum der Proteine der Untereinheiten αNaCh, βNaCh, γCh, δNaCh des
auf Amilorid sensiblen Natriumkanals und der Degenerine MEC-4, MEC-10
und DEG-1 von C. elegans.
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Die 4 veranschaulicht
die Topologie, die für
diese letzte Ionenkanal-Familie vorgeschlagen ist (30).
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Die 5 veranschaulicht
die biophysikalischen Eigenschaften des protonenaktivierten Kanals ASIC1.
- – bei
a: die eingehenden makroskopischen Ströme, ermittelt bei –70 mV nach
schnellen pH-Änderungen von
pH 7,4 auf pH 6.
- – bei
b: die Dosis-Antwort-Kurve des extrazellulären pH. Der ursprüngliche
pH war 7,4, und die schwarzen Punkte stellen die Mittelwerte von
sechs Versuchen dar. Der Einschub auf dieser Figur zeigt die typischen Antworten
bei –70
mV.
- – bei
c: die Beziehungen Q-V der „Outside-out"-Patche mit 140 mM Na+(∎) oder
Li+(•)
in der Lösung
des Bades. Q ist die während
der Transition des sauren pH transportierte Last. Der Einschub auf
dieser Figur zeigt die typischen Antworten in einem Milieu, das
Na+ enthält.
- – bei
d: die von den Protonen H+ aktivierten Ströme, die
bei verschiedenen Spannungen in einem „Outside-out"-Patch in einem Milieu
ermittelt wurden, das Na+ enthält.
- – bei
e: die durchschnittlichen Beziehungen i-V, gemessen anhand des „Outside-out"-Patches mit 140
mM Na+(∎), 140 mM Li+(•) oder 1,8
mM Ca2+ ( ), als permeable Ionen mehrheitlich
in den externen Lösungen, wobei
die Inversionsspannungen jeweils 65 mV, 58 mV und –34 mV betrugen.
- – bei
f: der Protonenstrom durch den Kanal ASIC1.
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Die
Beziehungen zwischen dem Kurvenmaximum und der Spannungshöhe wurden
anhand von „Outside-out"-Patch in einer Lösung mit
freiem Na+, freiem Ca2+ mit
Pipetten, die eine Lösung
von freiem K+ mit pH 4 (•) und pH 3 (∎) enthielten,
gemessen. ( ) stellen die Ergebnisse dar, die unter denselben Bedingungen
wie (∎) ermittelt wurden, aber mit KCl in der Pipette.
Der Einschub auf dieser Figur zeigt die typischen Antworten, die
unter den Bedingungen ( ) ermittelt wurden.
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Die 6 zeigt
die Wirkung von Ca2+ und von Amilorid auf
den ASIC-Strom.
- – bei a: die von den H+-Protonen aktivierten Ströme, die
bei verschiedenen Membranspannungen anhand eines Outside-out-Patches
mit 1,8 mM Ca2+ in einer Lösung von
freiem Na+ ermittelt wurden, wobei sich
die Ströme
bei –35
mV umkehrten.
- – bei
b: die durchschnittlichen Beziehungen Q-V anhand eines Outside-out-Patches,
ermittelt in Lösungen freien
Na+, die 1,8 mM Ca2+ (o,
Umkehrspannung –34
mV) oder 0,1 mM Ca2+ (•, Umkehrspannung –80 mV) enthielten.
- – bei
c: die Wirkung des externen Ca2+ auf das
makroskopische Maximum des eintretenden Stroms, ermittelt bei –70 mV und
aktiviert durch einen schnellen pH-Wechsel von pH 7,4 auf pH 6.
Der Einschub auf dieser Figur veranschaulicht die typischen Antworten.
Die Punkte veranschaulichen die Mittelwerte ± se von fünf Oozyten.
- – bei
d: die Wirkung des Amilorids auf die von den H+-Protonen
aktivierten Ströme,
ermittelt bei 0 mV anhand eines Outside-out-Patches.
- – bei
e: die Inhibition des makroskopischen Stroms (induziert durch eine
Veränderung
des pH von pH 7,4 auf pH 6) bei –70 mV durch das Amilorid und
Derivate. Die Punkte veranschaulichen die Mittelwerte ± se von
fünf Oozyten.
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Die 7 veranschaulicht
die Verteilung im Gewebe von mRNA des ASIC-Kanals.
- – bei
a: die Northern Blot-Analyse der mRNA-Expression des ASIC-Kanals in humanen
Geweben.
- – bei
b: die RT-PCR-Analyse der mRNA-Expression des ASIC-Kanals im Gehirn
der Ratte und im Ganglion der Radix dorsalis (DRG). (+), (–) veranschaulichen
jeweils Proben mit oder ohne Umkehrtranskriptase. Abschnitte eines
Agarosegels, ermittelt mit Ethidiumbromid 1%. Die Pfeile zeigen
die erwartete Größe (657 pb)
des PCR-Produkts
an.
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Die 8 veranschaulicht
die in situ-Hybridisierung.
- – bei
a und b: die Hybridisierung von Abschnitten 6 im eines Ganglions
der Radix dorsalis einer drei Monate alten Ratte mit der Sonde E,
markiert mit Digoxigenin. bei a: eine Mikrofotografie bei geringer
Lichtstärke (30fache
Vergrößerung).
bei b: ein hochauflösendes
Bild (80fache Vergrößerung)
von a. Bemerkenswert ist die intensivere Markierung der Neuronen
mit kleinem Durchmesser (Pfeile). Ähnliche Ergebnisse wurden ebenfalls
mit den Sonden A, C und D erzielt.
- – bei
c: die Verteilung der mRNA des ASICK-Kanals im Gehirn einer erwachsenen
Ratte, analysiert durch in situ-Hybridisierung mit dem Antisense-Oligonukleotid
C. Identische Ergebnisse wurden mit dem Oligonukleotid B erzielt.
Die Farben veranschaulichen die Häufung (Rot: hohe Ausprägung, Blau:
nicht nachweisbar). Die auf der Figur verwendeten Abkürzungen
sind folgende: Cer = Cerebellum; Hip = Hippokampus; OB = Bulbus
olfaktorius; Cx = Cortex.
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I – Materialien
und Methoden
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1) Klonierung des ASIC-Kanals
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Die
aus der Familie der ASIC-Ionenkanäle konservierten Sequenzen
wurden verwendet, um PCR-Primer folgender Sequenzen herzustellen:
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Eine
cDNA-Bank Rattenhirn (Stratagène
#936515) wurde mit dem PCR-Produkt von 1 kB Ratenhirn hybridisiert,
die Teilklone wurden isoliert. Das 5'-Ende der DNA (202 bp) wurde nach einer
für die
Doppelstrang-cDNA geeignete Ligation durch PCR isoliert.
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2) Elektrophysiologie
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0,25
ng cRNA wurde in Oozyten von Xenopus laevis injiziert, die Mikroelektroden
zur Aufzeichnung der festgesetzten Spannungshöhe und für das Patch-Clamp wurden zwei
Tage nach der Injektion angebracht. Die Lösungen der Bäder für die Outside-out-Patch-Aufzeichnungen und
die Pipetten für
die Outside-out-Patch-Aufzeichnungen
und der Zellen insgesamt enthielten 140 mM KCl (oder NMDG), 2 mM
MgCl2, 5 mM EGTA, 10 mM Hepes, pH 7,4 (mit
KOH). Die Pipetten für
die Outside-out-Patch-Aufzeichnungen
und die Lösungen
der Bäder
für die
Outside-out-Patch-Aufzeichnungen und der Zellen insgesamt enthielten
140 mM NaCl (oder LiCl oder NMDGC1), 2 mM MgCl2,
1,8 mM CaCl2, 10 mM Hepes, pH 7,4 (justiert
mit HCl, NaOH, LiOH oder TMAOH). Durch Perfusion mit einer auf die
in den Figuren genannten pH-Werte justierten Badlösung wurden
vom Ausgangs-pH aus schnelle pH-Wechsel erzielt. Die intrazellulare
Säuerung
der Oozyten wurde durch Injektion von 50 nl der internen Lösung mit
pH2 oder durch Perfusion und Rückzug
aus einem Badmilieu mit 20 mM NH4Cl durchgeführt. Von
den aufgezeichneten Strömen
ist kein Strom durch den auf Cl-sensiblen
Strom Ca2+ der Xenopus-Oozyte beeinflusst
worden. Die Daten wurden bei 2 kHz bemustert und bei 500 Hz für die Analyse
filtriert (Logiciel Biopatch).
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3) Northern Blot-Analyse, RT-PCR und in
situ-Hybridisierung
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Northern
Blot wurde bei der Firma Clontech (Palo Alto, Ca) erworben und enthielt
zirka 2 μg
RNA poly(A+) je Linie. Blot wurde mit einem Fragment des humanen
Teilklons (entspricht den Basen 270 bis 764 des Rattenklons), markiert
mit
32P, bei 65°C in 6×SSC hybridisiert. Für die RT-PCR-Analyse
wurden 5 μg
RNA total Rattenhirn und 3 μg
Ganglion von Radix dorsalis reverstranskribiert, und 1/30 der Probe
wurden durch 30 Zyklen PCR mit den folgenden Sequenzprimern amplifiziert:
-
Die
negativen Kontrollen wurden identisch behandelt, mit Ausnahme der
reverse Transkriptase, die nicht hinzugefügt wurde. Die der DB 70 bis
114 (A), 215 bis 248 (B), 1821 bis 1859 (C), 1896 bis 1940 (D) entsprechenden
Antisense-Oligonukleotide und die der DB 1685 bis 2672 entsprechende
Doppelstrang-DNA wurden für
die in situ-Hybridisierungen
verwendet. Die Hirnabschnitte der erwachsenen Ratte wurden mit den Oligonukleotiden
B oder C, deren Ende mit 32P markiert war,
für eine
Nacht bei 37°C
in 50% Formamid, 2×SSC hybridisiert
und danach bei Raumtemperatur in 1×SSC gewaschen. Das Signal
wurde durch einen Überschuss 500
Mal nicht markierter Oligonukleotide aufgehoben. Die Ganglionabschnitte
der Radix dorsalis wurden mit den durch Digoxigenin(DIG)-dUTP markierten
Oligonukleotiden A, C oder D und mit der durch DIG-D-UT durch PCR
markierten Sonde E hybridisiert. Die Markierung der Sonden, die
Herstellung der Proben, die Hybridisierung und die Visualisierung
der DIG-Nukleinsäuren mit
der mit Anti-DIG-Antikörpern
konjugierten alkalischen Phosphatase wurde gemäß den Protokollen des Lieferanten
(Boehringer Mannheim) durchgeführt.
-
4) EDV-Analyse
-
Das
Sequenz-Alignment und der phylogenetische Baum (Substitution Kimura,
Option UPGMA) wurden mit der Software GCG (Genetics Computer Group,
Madison WI) durchgeführt.
-
II – Ergebnisse
-
Die
DNA 35 kb isoliert aus Rattenhirn kodiert für ein Protein mit 526 Aminosäuren, das,
wie auf der 2 zu sehen ist, Homologien mit
allen geklonten Mitgliedern der Familie der auf Amilorid sensiblen
Degenerin-Natriumkanäle aufweist.
-
Wie
auf der 5 zu sehen ist, hat die Expression
der cRNA in den Oozyten von Xenopus einen eingehenden, von den Protonen
H+ aktivierten Strom induziert. Die biophysikalischen
Eigenschaften und die Pharmakologie des ASIC-Kanals ähneln denjenigen,
die für
die durch die Protonen der sensorischen Neuronen aktivierten Kationenkanäle beschrieben
wurden (3, 15, 16). Ein Absinken des extrazellulären pH unter einen pH von 6,9
aktiviert einen schnell gestiegenen und desensibilisierten eingehenden
Strom (5 a und b). Dieser Kanal ist von den extrazellulären Protonen
aktiviert, da, wie auf der 5 (c und
d) zu sehen ist, die Anwendung einer Säure auf der extrazellulären Seite
des Outside-out-Patches den Kanal aktiviert. Die intrazelluläre Oozyten-Säuerung und
die Säuerung
der intrazellulären
Seite des Outside-out-Patches aktiviert weder den ASIC-Kanal, noch
wird der von den extrazellulären
Protonen induzierte ASIC-Strom beeinträchtigt.
-
Die
Analyse der Kurven I-V der 5 (c und
e), die mit verschiedenen extrazellulären Kationen aufgezeichnet
wurden, zeigt, dass Na+ das mehrheitlich
permeable Ion ist (Kanal mit einfachem Leitwert 14,3 pS).
-
Wie
der auf Protonen der sensorischen Neuronen sensible Ionenkanal (15,
16) diskriminiert der ASIC-Kanal schwach zwischen den Kationen (5 c,
e, f). In der Tat ist der Kanal ebenfalls für Li+,
K+, Ca2+ und H+ permeabel, in den Verhältnissen pNa+/pLi+ = 1,3 (5 c, e),
pNa+/pK+ = 13 (5 c,
e), pNa+/Ca2+ = 2,5
(5 e) und pNa+/H+ = 0,8 (5 f). Die
Ca2 +-Permeabilität von ASIC
könnte
ein unabhängiger
Spannungseingangsweg von Ca2+ in die Zelle
sein. Ein in die Zelle über
die ASIC-Kanäle
eingehender Ca2+-Strom kann bei Abwesenheit
von extrazellulärem
Na+ festgestellt werden (6 a,
b). Wie auf der 5(e) gezeigt wird,
betrug der Einheitsleitwert für
Ca2+ 5,2 pS. Bei Anwesenheit von 140 mM
extrazellulärem
Na+ sank bei einer Erhöhung der Konzentrationen an
externem Ca2+ die Amplitude des von den
Protonen aktivierten Stroms (6c),
womit nachgewiesen wurde, dass Ca2+ die
Na+-Permeabilität inhibiert. Eine Blockade
durch das externe Ca2+ ist für den I(H+) der sensorischen Neuronen charakteristisch
(17). Der eingehende, von H+ in den sensorischen
Neuronen aktivierte Strom wird durch das Amilorid (18) und das Ethylisopropylamilorid
(EIPA) inhibiert (19). Wie auf der 6 (d, e)
zu sehen ist, weist der ASIC-Kanal dieselbe Pharmakologie auf und
ist durch das Amilorid und seine Benzamil-Derivate und EIPA reversibel
blockiert (Kd = 10 PM).
-
Im übrigen weist
das Protein des ASIC-Kanals zirka 67% Sequenzhomologie mit den Degenerin-Ionenkanal „MDEG" (14) oder „BnaCI" (20) auf. Jedoch
sind die elektrophysiologischen Eigenschaften dieser zwei in den
Oozyten von Xenopus exprimierten Klone deutlich unterschiedlich:
- – Wie
auf der 5a zu sehen ist, wird der
MDEG-Kanal nicht von denselben pH-Änderungen aktiviert wie der
ASIC-Kanal.
- – Durch
Substitution des Glycinrests an Position 430 von MDEG durch eine
hinderlich saure Aminosäure wie
Valin oder Phenylalanin wird der Kanal aktiviert (14), ebenso wie
die Mutation des Alanins an Position 704 des Degenerins MEC-4 bei
C. elegans eine Neurodegeneration verursacht (12). Identische Mutationen von
ASIC (Glycin an Position 431 ersetzt durch Valin oder Phenylalanin)
führen
zu keiner Aktivität,
und die Mutanten können
nicht von den Protonen aktiviert werden.
-
Die
protonenaktivierten Kationenkanäle
wurden in den sensorischen Neuronen, aber auch in den Neuronen des
Zentralnervensystems beschrieben (21). Die Gewebsverteilung der
mRNA-Expression des ASIC-Kanals stimmt mit dieser Beobachtung überein.
Wie in der 7a zu sehen ist, wurde
im Gehirn durch Northern Blot-Analyse
ein 4,3 kb Transkript nachgewiesen, und die Ergebnisse der RT-PCR
von 7b zeigen, das das Ganglion von
Radix dorsalis die mRNA von ASIC exprimiert. Die 8 (a,
b) zeigt, dass die mRNA von ASIC in den kleinen Neuronen des Ganglions
von Radix dorsalis gut exprimiert ist, was die Tatsache unterstützt, das
ASIC der schnell desensibilisierende, in den riozizeptiven sensorischen
Neuronen beschriebene Kationenkanal ist. Auch wenn die Präsenz von
protonenaktivierten Kationenkanälen
in den Ganglien von Radix dorsalis mit ihrer Funktion als Säuredetektor
in der Nozizeption in Übereinstimmung
steht, bleibt ihre Rolle im Gehirn zu ermitteln. Die Ergebnisse
der in situ-Hybridisierung von 8c zeigen
eine breite und heterogene Expression der mRNA des ASIC-Kanals.
Die höchsten
Expressionsniveaus wurden im Haupt-Bulbus olfaktorius, im Cortex
cerebri, im Hippokampus, in der Habenula, im basolateralen Teil
des Mandelkerns und im Cerebellum beobachtet. Die synaptische Aktivität ist von Änderungen
des extrazellulären
pH begleitet (22, 23), und die lokalisierten schnellen pH-Änderungen im Synapsenspalt
oder in dessen Nähe
sind spürbar gesättigter
und stärker
als die berichteten makroskopischen pH-Fluktuationen.
-
Die
protonenaktivierten Kationenkanäle
sind die einzigen bekannten Ionenkanäle, die direkt durch eine pH-Änderung aktiviert werden, und
es wird davon ausgegangen, dass die extrazellulären pH-Fluktuationen die Rolle
eines Neuromodulators spielen (23). Die Expression von Kationenkanälen im Gehirn
unterstützt im
weiteren die Hypothese, dass die pH-Fluktuationen nicht nur eine
produktbedingte neuronale Aktivierung sind, sondern vielmehr ein
Kommunikationsweg im Zentralnervensystem.
-
Neben
den protonenaktivierten, schnell deaktivierten Kationenkanälen wurde
in den sensorischen Neuronen die Präsenz von protonenaktivierten
Kationenkanälen
nachgewiesen, die langsamere Kinetiken aufweisen (4, 24). Die protonenaktivierten
Kationenkanäle
bilden wahrscheinlich, wie andere durch einen Liganden aktivierte
Kationenkanäle
(25, 26), eine Kationenkanalfamilie, wo verschiedene Untereinheiten
oder Kombinationen von Untereinheiten Kanäle mit verschiedenen pharmakologischen
und biophysikalischen Eigenschaften bilden.
-
Die
Empfindung der Azidität
ist nicht nur in der Nozizeption impliziert, sondern auch mit der
Transduktion des Geschmacks verbunden (2). Die sauren Stimulationen
aktivieren die protonenaktivierten Kationenkanäle in den Geschmackszellen
(2, 27), und das Amilorid inhibiert die Wahrnehmung des sauren Geschmacks (2).
Auch weisen sowohl die physiologischen als auch die pharmakologischen
Daten darauf hin, dass ASIC und andere Mitglieder dieser Familie
an der Transduktion des Geschmacks beteiligt sind. Es ist nämlich besonders
frappierend, dass dieselbe Klasse von Ionenkanälen mit verschiedenen Facetten
der sensorischen Wahrnehmung verbunden sind:
- – Die auf
Amilorid sensiblen Natriumkanäle
sind mit der Transduktion des salzigen Geschmacks verbunden (2).
- – Die
Degenerine von C. elegans sind in der mechanischen Transduktion
impliziert und wurden als mechanisch sensible Ionenkanäle ausbildend
vorgeschlagen (28, 29).
- – Die
ASIC-Kanäle
sind in der Nozizeption und der Transduktion des sauren Geschmacks
impliziert.
-
Durch
die Klonierung des ASIC-Kanals wird ein neues Werkzeug für die Untersuchung
dieser Ionenkanalgruppe zur Verfügung
gestellt, und es können
spezifische Blocker entwickelt werden, die ihre Anwendung vor allem
als Analgetikum finden.
-
Referenzliste
-
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Biol. Chem. 269, 12981–12986
(1994).
-
Sequenzliste
-
-
INFORMATION ÜBER DIE SEQ ID NR. 1
-
- i) EIGENSCHAFT DER SEQUENZ:
- A) LÄNGE:
3562 Basenpaare
- B) TYP: Nukleinsäure
- C) ANZAHL DER STRÄNGE:
doppelt
- D) KONFIGURATION: linear
- ii) MOLEKÜLTYP:
DNA
- vi) URSPRUNG: Ratte
- ix) EIGENSCHAFT
- A) NAME/SCHLÜSSEL:
ASIC
- B) LOKALISIERUNG: 123 .. 1700
- xi) BESCHREIBUNG DER SEQUENZ SEQ ID NR. 1:
-
INFORMATION ÜBER DIE SEQ ID NR. 2
-
- i) EIGENSCHAFT DER SEQUENZ:
- A) LÄNGE:
1620 Basenpaare
- B) TYP: Nukleinsdure
- C) ANZAHL DER STRÄNGE:
doppelt
- D) KONFIGURATION: linear
- ii) MOLEKÜLTYP:
DNA
- vi) URSPRUNG: Mensch
- ix) EIGENSCHAFT
- A) NAME/SCHLÜSSEL:
ASIC
- B) LOKALISIERUNG: 1 .. 1542
- xi) BESCHREIBUNG DER SEQUENZ: SEQ ID NR. 2:
-
INFORMATION ÜBER DIE SEQ ID NR. 3
-
- i) EIGENSCHAFT DER SEQUENZ:
- A) LÄNGE:
1666 Basenpaare
- B) TYP: Nukleinsäure
- C) ANZAHL DER STRÄNGE:
doppelt
- D) KONFIGURATION: linear
- ii) MOLEKÜLTYP:
DNA
- vi) URSPRUNG: Mensch
- ix) EIGENSCHAFT
- A) NAME/SCHLÜSSEL:
MDEG
- B) LOKALISIERUNG: 127 .. 1663
- xi) BESCHREIBUNG DER SEQUENZ: SEQ ID NR. 3:
-
INFORMATION ÜBER DIE SEQ ID NR. 4
-
- i) EIGENSCHAFT DER SEQUENZ:
- A) LÄNGE:
3647 Basenpaare
- B) TYP: Nukleinsäure
- C) ANZAHL DER STRÄNGE:
doppelt
- D) KONFIGURATION: linear
- ii) MOLEKÜLTYP:
DNA
- vi) URSPRUNG: Ratte
- ix) EIGENSCHAFT
- A) NAME/SCHLÜSSEL:
ASIC1B
- B) LOKALISIERUNG: 109 .. 1785
- xi) BESCHREIBUNG DER SEQUENZ: SEQ ID NR. 4:
-
INFORMATION ÜBER DIE SEQ ID NR. 5:
-
- i) EIGENSCHAFT DER SEQUENZ:
- A) LÄNGE:
1602 Basenpaare
- B) TYP: Nukleinsäure
- C) ANZAHL DER STRÄNGE:
doppelt
- D) KONFIGURATION: linear
- ii) MOLEKÜLTYP:
DNA
- vi) URSPRUNG: Ratte
- ix) EIGENSCHAFT
- A) NAME/SCHLÜSSEL:
DRASIC
- B) LOKALISIERUNG: 1 .. 1602
- xi) BESCHREIBUNG DER SEQUENZ SEQ ID NR. 5:
-
INFORMATION ÜBER DIE SEQ ID NR. 6
-
- i) EIGENSCHAFT DER SEQUENZ:
- A) LÄNGE:
1948 Basenpaare
- B) TYP: Nukleinsäure
- C) ANZAHL DER STRÄNGE:
doppelt
- D) KONFIGURATION: linear
- ii) MOLEKÜLTYP:
DNA
- vi) URSPRUNG: Ratte
- ix) EIGENSCHAFT
- A) NAME/SCHLÜSSEL:
MDEG2
- B) LOKALISIERUNG: 16 .. 1707
- xi) BESCHREIBUNG DER SEQUENZ SEQ ID NR. 6: