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Hintergrund der Erfindung
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Das
Säugetiersystem
reagiert auf eindringende Pathogene mit dem Aufbau von zwei breiten
Verteidigungen: die zellvermittelte Reaktion und die humorale Reaktion.
Virale und andere intrazelluläre
Infektionen werden hauptsächlich über das
zellvermittelte Immunsystem kontrolliert. Diese Kontrolle wird durch
das Erkennen fremder Antigene, die auf der Zelloberfläche einer
infizierten Zelle gezeigt sind, erreicht. Die vorliegende Erfindung
beschreibt ein Vakzin, das das zellvermittelte Immunsystem stimuliert,
und ein Verfahren zur Immunisierung von Säugetieren. Die vorliegende
Erfindung beschreibt ebenfalls ein Verfahren zum Induzieren antigen-präsentierender
Zellen zur Präsentation
spezifischer Antigene mittels des MHC-Klasse-I-Processing-Verfahrens (MHC = Major Histocompatibility
Complex).
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Das
zellvermittelte Immunsystem reagiert auf endogene Antigene, die
durch das MHC-Klasse-I-Processing-Verfahren präsentiert werden. Zellen können mittels
dieses Processing-Verfahrens Fremdproteine, die im Zell-Zytosol
vorgefunden werden, aufbereiten und relevante Peptidepitope präsentieren
(Harding, in: Cellular Proteolytic Systems, S. 163–180 (1994);
Carbone & Bevan,
in: Fundamental Immunology, S. 541–567 (Paul, Hrsg., 1989); Townsend & Bodmer, Annu.
Rev. Immunol. 7: 601–624
(1989)). Das MHC-Klasse-I-Processing-Verfahren
umfasst einen Verdau des Antigens durch den Proteasom-Komplex und
Transport der resultierenden Peptide in das endoplasmatische Reticulum,
wo sie an entstehende MHC-Klasse-I-Molekülen binden (Germain & Margulies, Annu.
Rev. Immunol. 11: 403–450
(1993)). Zytotoxische T-Lymphozyten (cytotoxic T-Lymphocytes = CTLs)
erkennen spezifisch das von den MHC-Klasse-I-Molekülen gezeigte
Fremdantigen und lysiert die antigen-präsentierende Zelle. Eine Population
von T-Gedächtniszellen
wird ebenfalls etabliert, die auf die Präsentation des spezifischen
Antigens reagieren können.
Das zelluläre
Immunsystem ist damit für
eine schnelle Reaktion auf eine intrazelluläre Infektion durch einen pathogenen
Organismus, wie zum Beispiel ein Virus, vorbereitet.
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Die
Aufgabe für
ein Vakzin, das das zellvermittelte Immunsystem stimuliert, ist
das Liefern von Protein-Antigen zum Zell-Zytosol zum Verarbeiten
und anschließenden
Präsentieren
durch MHC-Klasse-I-Moleküle. Verschiedene
bakterielle Toxine, einschließlich
Diphtherie-Toxin (DT), Pseudomonas Exotoxin A (PE), Pertussis-Toxin
(PT) und die Pertussis-Adenylat-Cyclase (CYA) wurden im Bestreben
verwendet, Peptid-Epitope dem Zell-Zytosol als interne oder amino-terminale
Verbindung zu liefern (Stenmark et al., J. Cell Biol. 113: 1025–1032 (1991);
Donnelly et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA. 90: 3530–3534 (1993);
Carbonetti et al., Abstr. Annu. Meet. Am. Soc. Microbiol. 95: 295
(1995); Sebo et at., Infect. immun. 63: 3851–3857 (1995)). Diese Systeme
sind in ihrem Gebrauch als potenzielle Vakzine beschränkt, weil
sie keinen Zugriff auf den MHC-I-Processing-Verfahren für die Antigen-Präsentation
bereitstellen, sondern stattdessen wahrscheinlich über einen alternativen,
weniger effizienten Weg wirksam werden (vgl. Kovacsovics-Bankowski & Rock, Science
267: 243–246
(1995); Rock, Immunology Today 17: 131–137 (1996)).
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WO 94/18332 betrifft Nukleinsäuren, die
für ein
erstes Fusionsprotein codieren, welches die Anthrax-protektive Antigen
(PA)-bindende Domäne
des natürlichen
Anthrax-Letalfaktor(LF)-Proteins und eine Aktivität-auslösende Domäne eines
zweiten Proteins umfasst. Dieses Stand der Technik-Dokument offenbart
ferner eine Nukleinsäure,
die für
ein zweites Fusionsprotein codiert, welches die Translokationsdomäne und die LF-Bindungsdomäne des natürlichen
Anthrax-PA-Proteins und eine Liganden-Domäne umfasst, die spezifisch an
ein zelluläres
Ziel bindet. Proteine, die von solchen Nukleinsäuren codiert sind, werden darin
ebenfalls offenbart. In
WO 94/18332 werden
zudem Zusammensetzungen offenbart, die Bacillus anthracis Anthrax-PA und
Peptide oder Protein umfassen, die an ein APABP gebunden sind, sowie
Verfahren zur Verwendung der Zusammensetzungen zum Zuführen einer
Aktivität
zu einer Zelle (z. B. einer zytotoxischen Aktivität).
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Überraschenderweise
stellt die vorliegende Erfindung einen Antigenzugang zum MHC-Klasse-I-Processing-Verfahren über das
binäre
Anthrax-Toxinsystem
zur Verfügung.
Das binäre
Bacillus anthracis Toxin besteht aus zwei einzelnen Proteinen (Smith & Stoner, Fed.
Proc. 2: 1554–1557
(1967); Leppla, in: Bacterial Toxins and Virulence Factors in Disease.
Handbook of Natural Toxins, Bd. 8, S. 543–572 (Moss et al., Hrsg. (1995)).
Das protektive Antigen (PA) bildet in Kombination mit dem Letalfaktor
(LF) "Letaltoxin" oder "Anthrax"-Toxin. (Friedlander,
J. Biol. Chem. 261: 7123–7126
(1986); Leppla, Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. 79, 3162–3166 (1982).
Zusätzlich
zum Letaltoxin bildet PA in Kombination mit dem Ödemfaktor (edema factor, EF) Ödemtoxin
(Friedlander, Leppla, s. o.).
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In
diesem System bindet PA (83 kDa) an einen Proteinrezeptor auf Zelloberflächen. PA
wird dann durch eine zelluläre
Protease (Furin) gespalten, und ein Amino-terminales 20 kDa-Fragment
wird freigesetzt, wodurch ein 63 kDa-Fragment, PA63, an die Zelle
gebunden bleibt (Leppla et al., in: Molecular Mechanisms of Bacterial
Virulence, S. 127–139
(Kado & Crosa,
Hrsg. 1994); Klimpel et al., Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. 89: 10277–10281 (1992));
Novak et al., J. Biol. Chem. 267: 17186–17193 (1992)). PA63 bindet
an LF, und das binäre
Anthraxtoxin wird dann über
Endozytose in die Zelle transportiert. PA ermöglicht die Zuführung des
LF vom Endosom zum Zytosol der Zelle (Milne et al., J. Biol. Chem.
269: 20607–20612
(1994); Milne et al., Mol. Microbiol. 15: 661–666 (1995)). LF-Fusionsproteine
werden ebenfalls durch das PA in das Zytosol translokiert.
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Wenn
sie im Zytosol sind, werden das Anthraxtoxin und die LF-Fusionsproteine im
Unterschied zu anderen binären
Toxinsystemen über
den MHC-Klasse-I-Processing-Weg verarbeitet. Zellen, die mit Anthraxtoxin-Fusionproteinen behandelt
wurden, werden durch Antigen-spezifische CTLs erkannt und lysiert.
Die Abhängigkeit
vom Verarbeiten über
das MHC-Klasse-I-Verfahren
wurde nachgewiesen durch Behandlung Antigen-präsentierender Zellen mit Lactacystin,
das die für
das MHC-Klasse-I-Processing erforderliche Proteasomfunktion hemmt.
Somit kann das Anthraxtoxin-System dazu benutzt werden, Vakzine
zu schaffen, die das zellvermittelte Immunsystem wirksam stimulieren.
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Ein
Vorteil des Anthraxsystems besteht in seiner Fähigkeit zur Aufnahme großer Fusionsproteine.
Im Unterschied zum Anthraxsystem sind andere bakterielle Toxinsysteme
in ihrer Fähigkeit
zum Zuführen
großer Protein-Antigene zur Zelle
eingeschränkt.
Während
Peptide in der Lage sind, eine zellvermittelte Immunreaktion zu
stimulieren, können
Antigene aus ganzen Proteinen aus zwei Gründen besser zur Verwendung
in einem wirksamen Vakzin geeignet sein. Zunächst kann das für den Schutz
in einem genetischen Hintergrund wesentliche Epitop in einem anderen
Hintergrund irrelevant sein. Es ist deshalb für ein breit angewendetes T-Zellen-Vakzin
vorteilhaft, das Volllängen-Protein
zu benutzen, von dem die verschiedenen relevanten Epitope abgeleitet
sind. Zum zweiten werden die von CTL erkannten Epitope vom ganzen
Protein mittels spezialisierter Abbaumaschinen verarbeitet. In bestimmten
Fällen
ist das Verarbeiten der relevanten Epitope abhängig von den flankierenden
Aminosäuresequenzen
(Del Val et al., Cell 66: 1145–1153
(1991)). Da es zur Zeit nicht möglich
ist, exakt vorherzusagen, welche Epitope für eine angemessene Verarbeitung
von ihrem Kontext abhängig
sind, ist es wichtig, das gesamte Antigen dem Zellzytosol zur optimalen
Verarbeitung und Präsentation zuzuführen. Ein
letzter Nachteil gegenüber
anderen bakteriellen Toxinsystemen besteht darin, dass viele Individuen
bereits gegen das Trägertoxin
immunisiert worden sind. Allerdings wird Anthraxtoxin nicht besonders häufig zur
Immunisierung verwendet.
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Mit
dieser Erfindung kann die effiziente Zuführung von Anthrax-Fusionsproteinen
zum Zytosol sicher als Verfahren zur intrazellulären Einimpfung lebender Zellen
mit ganzen Protein-Antigenen verwendet werden. Diese Antigene werden
dann durch die MHC-I-Moleküle
präsentiert.
Dieses System schafft die Grundlage für neue, wirksame Vakzine, welche
auf das zellvermittelte Immunsystem zielen.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung stellt ein Vakzin zum Induzieren einer Immunreaktion
in einem Säugetier
auf ein spezifisches Antigen bereit, wobei das Vakzin eine Einheitsdosis
eines binären
Toxin-protektiven Antigens und des spezifischen Antigens umfasst,
welches an ein binäres
Toxin-protektives Antigen-bindendes
Protein gebunden ist.
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In
einer Ausführungsform
der Erfindung umfasst das Vakzin ein Anthrax-protektives Antigen und das Antigen,
welches an ein Anthrax-protektives Antigen-bindendes Protein gebunden
ist.
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In
noch einer anderen Ausführungsform
des Vakzins ist das protektive Antigen modifiziertes protektives
Antigen.
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Die
bevorzugte Ausführungsform
des Vakzins ist steril und umfasst physiologisch kompatible Salze, die
in noch einer anderen Ausführungsform
in einer wässrigen
Lösung
sein können.
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In
einer Ausführungsform
des Vakzins ist das Anthrax-protektive Antigen-bindende Protein der Letalfaktor von
B. anthracis.
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In
einer anderen Ausführungsform
des Vakzins umfasst das Anthrax-protektive
Antigen-bindende Protein mindestens etwa die ersten 250 Aminosäurereste
des Letalfaktors von B. anthracis, und weniger als alle Aminosäurereste
des Letalfaktors.
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In
noch einer anderen Ausführungsform
des Vakzins ist das Molverhältnis
von protektivem Antigen zu Antigen, das an ein protektives Antigen-bindendes Protein
gebunden ist, größer als
eins.
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Die
vorliegende Erfindung stellt zudem ein Verfahren zum Immunisieren
eines Säugetiers
gegen ein Antigen durch Verabreichung einer sicheren und wirksamen
Menge eines Vakzins bereit, das Anthrax-protektives Antigen und
das an das Anthrax-protektive Antigen-bindende Protein gebundene
Antigen umfasst.
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Die
vorliegende Erfindung stellt zudem weitere Ausführungsformen dieses Verfahrens
zum Immunisieren mit einem Vakzin wie oben bereit.
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In
einer Ausführungsform
dieses Verfahrens wird das Vakzin über parenterale Injektion verabreicht,
in noch einer anderen Ausführungsform
des Verfahrens wird das Vakzin über
subkutane Injektion verabreicht.
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In
einer anderen Ausführungsform
dieses Verfahrens wird das Vakzin in einer Einheitsdosis verabreicht,
die zwischen 10–500
ng des an das protektive Antigen-bindende Protein gebundenen Antigens
pro kg des Tiers beträgt.
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Die
vorliegende Erfindung stellt zudem ein Verfahren zum Induzieren
Antigen-präsentierender
Säugetierzellen
zum Präsentieren
spezifischer Antigene auf ihrer Zellemembran über das MHC-Klasse-I-Processing-Verfahren
bereit. Dieses Verfahren umfasst erstens das Selektieren von Zellen,
die über
den MHC-Klasse-I-Processing-Verfahren spezifische Antigene verarbeiten
und auf ihren Zellmembranen präsentieren
können.
Zweitens umfasst dieses Verfahren das Kontaktieren der Zellen mit
einem Anthrax-protektiven Antigen und dem an das protektive Antigen-bindende
Protein gebundenen Antigen. Drittens umfasst das Verfahren das Ermöglichen
für die
Zellen, das an das protektive Antigen-bindende Protein gebundene
Antigen zu internalisieren, zu verarbeiten und auf ihrer Zellmembran
zu präsentieren
und dabei eine Antigen-präsentierende
Zelle zu bilden.
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In
einer Ausführungsform
dieses Verfahrens werden die Antigen-präsentierenden
Zellen des Weiteren mit einer Effektor-Lymphozyte kontaktiert, welche
das auf der Zellmembran vorhandene Antigen der Antigen-präsentierenden
Zelle erkennt.
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In
einer anderen Ausführungsform
dieses Verfahrens ist das protektive Antigen modifiziertes protektives
Antigen.
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In
noch einer anderen Ausführungsform
dieses Verfahrens umfasst das an das protektive Antigen-bindende
Protein gebundene Antigen mindestens et wa die ersten 250 Aminosäuren des
Letalfaktors von B. anthracis und weniger als alle Aminosäurereste
des Letalfaktors.
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In
einer weiteren Ausführungsform
dieses Verfahrens ist das Molverhältnis des protektiven Antigens zu
dem an das protektive Antigen-bindende Protein gebundenen Antigen
größer als
eins.
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In
noch einer weiteren Ausführungsform
dieses Verfahrens ist die Antigen-präsentierende
Zelle eine dendritische Zelle.
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Definitionen
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Wenn
nicht anders definiert, haben alle hier verwendeten technischen
und wissenschaftlichen Ausdrücke
die Bedeutung, die ein einschlägiger
Fachmann auf dem Gebiet dieser Erfindung ihnen zumessen würde. Die
folgenden Referenzen stellen für
den Fachmann allgemeine Definitionen vieler der in dieser Erfindung
verwendeten Begriffe bereit: Singleton et al., Dictionary of Microbiology
and Molecular Biology (2d ed. 1994); The Cambridge Dictionary of
Science and Technology (Walker Hrsg., 1988); und Hale & Marham, The Harper
Collins Dictionary of Biology (1991). Obwohl jegliche Verfahren
und Materialien, oder Äquivalente
zu den hier beschriebenen, in der praktischen Ausführung oder
Prüfung
der vorliegenden Erfindung verwendet werden können, werden jedoch hier die
bevorzugten Verfahren und Materialien beschrieben. Für die Zwecke
der vorliegenden Erfindung werden die folgenden Begriffe näher definiert.
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Ein "Vakzin" ist ein Antigen-Präparat, einschließlich z.
B. ein Protein, ein Peptid oder ein Polysaccharid, verabreicht zum
Stimulieren des humoralen und zellulären Immunsystems des Empfängers gegen
ein oder mehrere der im Vakzinpräparat
vorhandenen Antigene. "Vakzination" oder "Immunisierung" ist der Vorgang des
Verabreichens eines Vakzins und des Stimulierens einer Immunreaktion
auf ein Antigen.
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Eine "Immunreaktion" bezieht sich auf
die Aktivitäten
des Immunsystems, einschließlich
der Aktivierung und Proliferation spezifischer zytotoxischer T-Zellen nach dem Kontakt
mit einem Antigen.
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Ein "Antigen" ist ein Agens, z.
B. ein Protein, ein Peptid oder ein Polysaccharid, das eine Immunreaktion
auslöst.
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Eine "Einheitsdosis" ist eine definierte
und vorher festgelegte Konzentration oder Menge des Vakzins, die
eine sichere und therapeutische wirksame Menge darstellt, die im
Empfänger
des Vakzins das erwünschte Ergebnis
produziert, z. B. eine Immunreaktion.
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Das
Anthrax-"protektive
Antigen" (PA) ist
ein 83 kDa-Protein, das von Bacillus anthracis erzeugt wird. Das
PA ist eine von zwei Proteinkomponenten des von B. anthracis erzeugten
Letal- oder Anthraxtoxins. Das 83 kDa PA bindet mit seinem Carboxyl-Terminus
an einen Zelloberflächenrezeptor,
wo es spezifisch durch eine Protease gespaltet wird, z. B. durch
Furin, Clostripain oder Trypsin. Diese Enzym-Spaltung gibt ein 20
kDa Amino-terminales PA-Fragment
frei, während
ein 63 kDa Carboxyl-terminales PA-Fragment an den Zellenoberflächenrezeptor
gebunden bleibt. Die Beschreibung protektiven Antigens umfasst funktionale Äquivalente von
binärem
Toxin, wie beispielsweise Protein Ib von C. perfringens.
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"Anthrax-protektives
Antigen-bindendes Protein" (APABP)
bezieht sich auf ein Protein, das die PA-Bindungsstelle des LF enthält. APABP
kann sich auf ein Polypeptid beziehen, das die PA-Bindungsstelle
des LF darstellt, oder auf jeden größeren Abschnitt des LF, der
diese Stelle enthält,
einschließlich
des gesamten LF-Proteins. Das APABP ist an ein zweites Protein oder
Antigen gebunden. Das Antigen kann entweder am Amino- oder Carboxyl-Terminus
des APABP gebunden sein. Die Beschreibung des APABP umfasst auch
funktionale Äquivalente
von binärem
Toxin, wie beispielsweise Protein Ia von C. perfringens.
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Ein
Antigen ist an ein Anthrax-protektives Antigen-bindendes Protein
(APABP) "gebunden", wenn es als Komplex
mit dem APABP auf eine Weise verbunden ist, die die Translokation
des gebundenen APABP-Antigenkomplexes in das Zytosol der Zelle über die
Wirkung des PA erlaubt. Verfahren zur Bindung von Antigen an APABP
umfassen die Bildung kovalenter Bindungen durch chemische Kopplung
oder Proteinsynthese. Das an ein APABP gebundene Antigen kann als
einzelnes Polypeptid von einer Nukleinsäuresequenz, die für ein einzelnes
zusammenhängendes
Fusionsprotein codiert, synthetisiert werden.
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"Modifiziertes protektives
Antigen" bezeichnet
ein 63 kDa PA-Fragment, das aus der Enzym-Spaltung des 83 kDa-PA
entsteht. Modifiziertes PA enthält
sowohl eine Zellenoberflächenrezeptor-Bindungsstelle
an seinem Carboxyl-Terminus
und eine Letalfaktor-Bindungsstelle an seinem neuen Amino-Terminus. Modifiziertes
PA kann durch enzymatische Spaltung in vitro oder in vivo erzeugt
werden oder als rekombinantes Protein. Die Beschreibung von modifiziertem
PA umfasst auch funktionale Äquivalente
von binärem
Toxin, wie beispielsweise modifiziertes Protein Ib von C. perfringens.
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Anthrax-"Letalfaktor" (LF) ist ein 90
kDa Protein, das die zweite Proteinkomponente des B. anthracis Letal-
oder Anthraxtoxins ist, zusammen mit PA. LF enthält eine PA-Bindungsstelle.
Die Beschreibung des LF umfasst funktionale Äquivalente von binärem Toxin,
wie beispielsweise Protein Ia von C. perfringens.
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"Physiologisch kompatible
Salze" sind Zusammensetzungen
von Salzen, die sichere und wirksame Mittel zum Abgeben eines Vakzins
an einem Empfänger
sind.
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"MHC-Klasse-I-Moleküle" sind Rezeptoren,
die Peptid-Antigen-Liganden binden.
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Das "MHC-Klasse-I-Processing-Verfahren" ist ein intrazellulärer Weg,
der die Bindung eines Peptid-Antigen-Liganden an ein MHC-Klasse-I-Molekül und die Präsentation
des Antigen-MHC-Klasse-I-Komplexes auf der Zelloberfläche ergibt.
Zuerst wird zytoplasmatisches Antigen teilweise verarbeitet (über die
Wirkung von Proteasomen) und tritt in das ER als Komplex mit einem
Transporter-Protein ein. Im ER gehen die MHC-Klasse-I-Moleküle eine
stabile Verbindung mit dem Peptid-Antigen ein. Der Antigen-MHC-Klasse-I-Komplex
passiert dann das trans-Golgi-Netzwerk in einem sekretorischen Vesikel
zur Zelloberfläche.
Funktional kann das Verarbeiten eines Peptid-Antigens durch das
MHC-Klasse-I-Processing-Verfahren mit der Verwendung von Lactacystin
identifiziert werden. Lactacystin ist ein spezifischer Proteasom-Hemmer.
Die Lactacystin-Hemmung der Antigen-Präsentation zeigt, dass Verarbeitung
des Antigens eher von der Funktion des Proteasomkomplexes abhängig ist
als von einem anderen Processing-Weg.
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"Effektor"-Lymphozyten "erkennen" Antigene, die mit
MHC-Klasse-I-Molekülen auf
der Oberfläche
einer Antigen-präsentierenden
Zelle assoziiert sind. Die Erkennung ist ein Antigen-spezifisches
Ereignis, das über
Rezeptoren auf der Zelloberfläche
des Effektor-Lymphozyts stattfindet, der dann aufgrund der Stimulierung
mit einem spezifischen Antigen eine Reihe von Vorgängen ausführen kann.
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"Parenterale" Verabreichung eines
Vakzins umfasst beispielsweise subkutane, intravenöse, intramuskuläre oder
intrasternale Injektions- oder Infusionstechniken.
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"Antigen-präsentierende
Zellen" sind Zellen,
z. B. dendritische Zellen oder Makrophagen, die Peptid-Antigene
mit dem MHC-Klasse-I-Processing-Verfahren
verarbeiten, so dass der Antigen-MHC-Klasse-I-Komplex auf ihrer
Zelloberfläche
gezeigt wird.
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Eine "dendritische" Zelle ist eine bewegliche,
nicht-phagozytotische, adhärente
Zelle, die als wirksame Antigen-präsentierende Zelle agiert und
sich leicht zwischen den Lymphknoten und anderen Organen bewegt. Dendritische
Zellen werden weiter in Untergruppen unterteilt, wie beispielsweise
fol likulare dendritische Zellen, Lagerhans-Zellen und dendritische
Epidermis-Zellen.
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Die
Begriffe "Molverhältnis" und molares Verhältnis werden
austauschbar verwendet und beziehen sich auf ein Verhältnis von
Komponenten, das entweder durch Konzentration (molar) oder Menge
(Mol-) bestimmt ist.
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Ein "binäres Toxin" ist ein bakterielles
Toxin, das aus zwei getrennten Proteinen zusammengesetzt ist, die
sich zur Ausbildung des Toxins verbinden.
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"Anthraxtoxin" ist ein von B. anthracis
produziertes, binäres
Toxin, zusammengesetzt aus LF und PA. Anthraxtoxin kann sich auch
auf das binäre Ödemtoxin
von B. anthracis beziehen, zusammengesetzt aus LF und EF (edema
factor/Ödemfaktor).
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Detaillierte Beschreibung
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1. An ein Anthrax-protektives Antigen-bindendes
Protein gebundenes Antigen
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a. Einführung
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Das
Anthrax-protektive Antigen-bindende Protein (APABP) ist ein Protein,
das die PA-Bindungsdomäne
des Anthrax-Letalfaktor-Proteins (LF) oder ein funktionales Äquivalent
enthält.
Der Bereich des LF, der die PA-Bindungsdomäne enthält, wurde durch Struktur-Funktionsanalyse
untersucht. Die Deletionsanalyse des LF-Abschnitts eines LF-Fusionsproteins
zeigt, dass sich die PA-Bindungsdomäne am Amino-Terminus
des LF befindet (Arora et al., J. Biol. Chem., 268: 3334–3341 (1993)).
In diesem Experiment war ein Fusionsprotein, das ein mit einem zweiten
Protein fusioniertes, vollständiges
LF enthielt, biologisch aktiv, d. h., dass es durch PA in die Zelle
internalisiert wurde (Arora, s. o. (1993)). Ein Fusionsprotein,
das Amino-terminale Reste 1–254 des
LF enthielt, produzierte ebenfalls ein biologisch aktives Fusionsprotein
(Arora, s. o. (1993)). Allerdings produzierte ein Fusionsprotein,
das die Amino terminalen Reste 1–198
des LF enthielt, ein biologisch inaktives Fusionsprotein (Arora,
s. o. (1993)).
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Somit
reichen die Amino-terminalen Reste 1–254 des LF für eine PA-Bindungsaktivität aus. Die
Aminosäurereste
199–253
sind möglicherweise
für die
PA Bindungsaktivität
nicht alle erforderlich. Eine Ausführungsform des APABP sind die
Aminosäuren
1–254
des LF. Jede Ausführungsform,
die zumindest ungefähr die
Aminosäuren
1–254
des LF enthält,
kann für
APABP verwendet werden, beispielsweise natürliches (natives) LF. Nicht-toxische
Ausführungsformen
von APABP sind bevorzugt.
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Das
Antigen kann entweder an den Amino- oder den Carboxyl-Terminus des
APABP gebunden sein. Die Position des Antigens hat keine Auswirkungen
auf die PA Bindungsaktivität
des APABP. In einer Ausführungsform
des Antigen-APABP,
wie in Beispiel 1A beschrieben, ist das Antigen an den Carboxyl-Terminus des APABP
gebunden.
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Der
Antigen-Teil eines "an
ein APABP gebundenen Antigens" (Antigen-APABP) kann jedes
Protein sein, das als Antigen für
ein Vakzin für
Säugetiere
verwendbar ist. Andere geeignete Antigene umfassen beispielsweise
Proteine von infektiösen
Organismen, wie etwa Cytomegalovirus-Proteine; Hepatitis-C-Proteine; Plasmodium-malariae-Proteine;
Schistosoma-mansoni-Proteine; und HIV-Proteine wie NEF, RT, TAT,
REV, und gp41. In Beispiel 1A ist das HIV Hüllprotein gp120 eine Ausführungsform
eines solchen geeigneten Antigens. Die Verwendung von gp120 als
ein Antigen wird durch Klonieren und Exprimieren von gp120 als Antigen-APABP
demonstriert. In Beispiel 1B wird das Herpes-simplex-Virus-Protein
NS-5b ähnlich
beschrieben.
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b. Klonieren und Exprimieren eines rekombinanten
APABP-Antigens
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Eine
rekombinante Nukleinsäure,
die für
zwei unterschiedliche Proteine codiert, wird hergestellt, indem
zunächst
die Nukleinsäuren
isoliert werden. Die Nukleinsäuren
werden dann verbunden, so dass ein einzelnes rekombinantes Nukleinsäuremolekül gebildet
wird, beispielsweise durch Verwendung von Restriktionsendonuklease-Stellen
an den Enden des Moleküls
zur gerichteten Ligation. Das rekombinante Molekül, das für das Fusionsprotein codiert,
wird dann in einen Vektor ligiert, der zur Expression des Proteins
geeignet ist. Verfahren zum Anfertigen einer rekombinanten Nukleinsäure, die
für ein
Fusionsprotein codiert, sind dem einschlägigen Fachmann bekannt (vgl.
Sambrook et al., Molecular Cloning: A Laboratory Manual (2. ed.
1989)).
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Ein
bevorzugtes Verfahren zur Gewinnung spezifischer Nukleinsäuren, die
für Fusionsproteine
codieren, kombiniert die Verwendung synthetischer Oligonucleotid-Primer
mit der Polymerase-Verlängerung
an einer mRNA- oder DNA-Matrix. Dieses PCR-Verfahren vervielfältigt bzw.
amplifiziert die verlangte Nukleotidsequenz (vgl. auch
U.S. Patent Nr. 4,683,195 und
4,683,202 ). Restriktionsendonuklease-Stellen
können
in die Primer eingebaut werden. Die im PCR-Verfahren amplifizierten
Gene können
von Agarosegelen gereinigt und zusammen ligiert werden. Änderungen
der natürlichen
Gensequenz können
durch Techniken wie die In-vitro-Mutagenese und PCR unter Anwendung
von Primern, die mit entsprechenden eingebauten Mutationen geplant
wurden, eingeführt
werden.
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Das
Gen, das für
ein Fusionsprotein codiert, kann in einen "Expressionsvektor", "Klonierungsvektor" oder "Vektor" eingefügt werden – Begriffe,
die in der Regel Plasmide oder andere Nukleinsäure-Moleküle bezeichnen, die sich in
einer gewählten
Wirtszelle replizieren können.
Expressionsvektoren können
sich autonom replizieren, oder sie können sich replizieren, indem
sie in das Genom der Wirtszelle eingefügt werden. Häufig ist
es für
einen Vektor wünschenswert,
in mehr als einer Wirtszelle verwendbar zu sein, z. B. in E. coli
zur Klonierung und Konstruktion und in einer Säugetierzelle zur Expression.
Zusätzliche
Elemente des Vektors können
beispielsweise Selektionsmarker und Enhancer umfassen. Selektionsmarker,
wie beispielsweise Tetracyclinresistenz oder Hygromycinresistenz,
erlauben die Detektion und/oder Selektion derjenigen Zellen, die
mit den erwünschten
DNA-Sequenzen transformiert wurden (vgl. z. B.
U.S.-Patent Nr. 4,704,362 ).
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Welcher
Vektor zum Transport der genetischen Informationen in die Zelle
verwendet wird, ist ebenfalls nicht besonders kritisch. Jeder der
herkömmlichen
Vektoren zur Expression rekombinanter Proteine in prokaryotischen
oder eukaryotischen Zellen kann verwendet werden.
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Die
Expressionsvektoren besitzen in der Regel eine Transkriptionseinheit
oder eine Expressionskassette, die alle Elemente enthält, die
für die
Expression der DNA nötig
sind, welche für
ein erfindungsgemäßes Protein
in den Wirtszellen codiert. Eine typische Expressionskassette enthält einen
Promotor, der funktionell (in Arbeitsbeziehung) mit der für das Protein
codierenden DNA-Sequenz steht. Der Promotor ist vorzugsweise etwa
dieselbe Distanz von der heterologen Transkriptions-Startstelle
entfernt positioniert wie von der Transkriptions-Startstelle in
seinem natürlichen
Kontext. Wie in der Fachwelt bekannt, können allerdings einige Variationen
in dieser Distanz hingenommen werden, ohne dass die Promotorfunktion
verloren geht.
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In
der Expressionskassette kann die DNA-Sequenz, die für das Fusionsprotein
codiert, mit einer spaltbaren Signalpeptidsequenz verknüpft werden,
um die Sekretion des codierten Proteins durch die transformierte
Zelle auszulösen.
Die Expressionskassette sollte auch stromabwärts des strukturellen Gens
einen Transkriptions-Terminationsbereich aufweisen, um eine effiziente
Termination zu gewährleisten.
Der Terminationsbereich kann von demselben Gen gewonnen werden wie
die Promotorsequenz, oder auch von einem anderen Gen.
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Für eine effizientere
Translation in Säugetierzellen
der vom strukturellen Gen codierten mRNA werden in der Regel auch
Polyadenylierungs-Sequenzen zur Expressionskassette hinzugefügt. Terminations-
und Polyadenylierungs-Signale,
die für
die vorliegende Erfindung geeignet sind, umfassen die vom SV40 stammenden,
oder eine partielle Genomkopie eines Gens, das bereits auf dem Expressionsvektor
angesiedelt ist.
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Neben
der Expressionskassette können
viele Expressionsvektoren optimaler Weise Verstärker- bzw. Enhancerelemente
umfassen, die die Transkription von bis zum 1.000-Fachen von angebundenen
homologen oder heterologen Promotoren stimulieren. Viele Enhancerelemente,
die von Viren abstammen, haben einen breiten Wirtsbereich und sind
in unterschiedlichen Geweben aktiv. Beispielsweise ist der SV40
Enhancer früher
Gene für
viele Zelltypen geeignet. Andere Enhancer/Promotor-Kombinationen,
die für
die vorliegende Erfindung geeignet sind, umfassen jene, die vom
Polyomavirus, vom humanen oder Maus-Cytomegalievirus, den langen
terminalen Wiederholungseinheiten (LTRs/long terminal repeats) verschiedener
Retroviren, wie dem Maus-Leukämievirus,
dem Maus- oder Rous-Sarkom-Virus und HIV abstammen (vgl. Enhancers
and Eukaryotic Expression. (1983)).
-
Die
Vektoren, welche für
das erfindungsgemäße Protein
codierende Gen enthalten, werden zur Expression in Wirtszellen transformiert.
Das jeweilige Verfahren zur Einführung
des genetischen Materials in die Wirtszelle zur Expression des Proteins
ist nicht besonders kritisch. Jedes der gut bekannten Verfahren
zur Einführung
fremder Nukleotidsequenzen in Wirtszellen kann angewendet werden.
Es ist nur erforderlich, dass das jeweils angewendete Verfahren
in der Lage ist, mindestens ein Gen erfolgreich in die Wirtszelle
einzuführen, die
zur Expression des Gens imstande ist.
-
Transformationsverfahren,
die je nach dem Typ der Wirtszelle variieren, umfassen die Elektroporation; die
Transfektion unter Anwendung von Calciumchlorid, Rubidiumchlorid,
Calciumphosphat, DEAE-Dextran oder anderer Substanzen; Mikroprojektil-Bombardement;
Lipofektion; Infektion (wenn der Vektor ein infektiöses Agens
ist); und andere Verfahren (vgl. allgemein Sambrook, s. o., und
Current Protocols in Molecular Biology, s. o. (Ausubel et al., Hrsg.,
1995). Der Hinweis auf Zellen, in die die oben beschriebenen Nukleinsäuren eingeführt wurden,
soll auch die Nachkommen solcher Zellen einschließen.
-
Dem
einschlägig
bewanderten Fachmann sind zahlreiche prokaryotische Expressionssysteme
bekannt, die sich für
die Expression eines rekombinanten Proteins eignen. E. coli wird
in der Regel verwendet, und andere mikrobielle Wirte, die zur Verwendung
geeignet sind, umfassen Bakterien, wie Bacillus subtilus und andere
Enterobacteriaceae wie Salmonella, Serratia und verschiedene Pseudomonas-Spezies.
Expressionsvektoren zur Verwendung in diesen prokaryotischen Wirten
enthalten vielfach ribosomale Bindungsstellen-Sequenzen zur Auslösung und
Ausführung
von Transkriptionen und Translationen.
-
Es
können
Wirtsbakterienzellen können
werden, die so mutiert sind, dass sie verringerte oder gar keine
Proteasen aufweisen, so dass die erzeugten Proteine nicht abgebaut
werden. Für
Bacillus-Expressionssysteme, in denen die Proteine in das Kulturmedium
sekretiert werden, stehen Stämme
zur Verfügung,
denen es an sekretierten Proteasen mangelt.
-
Säugetier-Zelllinien
können
ebenfalls als Wirtszellen für
die Expression der in der vorliegenden Erfindung benützten Polypeptide
verwendet werden. Die Vermehrung von Säugetierzellen in Kultur ist
per se gut bekannt (Tissue Culture (Kruse et al., Hrsg. 1973)).
Wirtszelllinien können
unter anderen auch Organismen wie Hefe, Fadenpilze, Pflanzenzellen
oder Insektenzellen umfassen.
-
In
einer Ausführungsform
des Antigen-APABP, wie in Beispiel 1A beschrieben, wurde eine Nukleinsäure konstruiert,
die für
ein Fusionsprotein codiert, das Aminosäuren 1–254 des LF (SEQ ID NR: 1 und
2) und Aminosäuren
1–511
des HIV-Hüllproteins
gp120 (SEQ ID NR: 3 und 4) enthält.
Die Nukleinsäuren
wurden mittels PCR und spezifischen Primern isoliert (SEQ ID NR:
5–8),
mit Restriktionsendonuclease-Stellen an den Enden. Diese Stellen
wurden zum Verbinden der Nukleinsäuren für LF und gp120 verwendet. Dieses
rekombinante Nukleinsäurekonstrukt
wurde in einen GST Expressions-Vektor kloniert, und das Protein
wurde wie in Beispiel 1A beschrieben exprimiert und gereinigt.
-
Für die vorliegende
Erfindung sind sowohl E. coli wie auch B. anthracis Beispiele geeigneter
Expressionssysteme. In einer in Beispiel 1A beschriebenen Ausführungsform
wurde das LF-gp120 Fusionsprotein von E. coli nach Standardverfahren
exprimiert und gereinigt.
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c. Reinigung von Antigen, das an Anthrax-protektives
Antigen-bindendes Protein gebunden ist
-
Nach
Proteinexpression unter Anwendung des rekombinanten Nukleinsäure-Vektor-Konstrukts
wird das Protein mit Standardtechniken gereinigt, die in der Fachwelt
gut bekannt sind (vgl. z. B. Colley et al., J. Biol. Chem. 64: 17619–17622 (1989);
und Guide to Protein Purification, in Methods in Enzymology, Bd.
182 (Deutscher, Hrsg., 1990)).
-
Wenn
das Expressionssystem das Sekretieren des erfindungsgemäßen Proteins
von den Zellen auslöst,
werden die rekombinanten Zellen gezüchtet, und das Protein wird
exprimiert, danach wird das Kulturmedium zur Reinigung des sekretierten
Proteins geerntet. Das Medium wird in der Regel durch Zentrifugieren oder
Filtrieren zum Entfernen von Zellen und Zellentrümmern geklärt, und die Proteine können durch
Adsorption an jeden geeigneten Harz konzentriert werden, wie beispielsweise
CDP-Sepharose, Asialoprothrombin-Sepharose
4B oder Q Sepharose, oder durch Verwendung von Ammoniumsulfat-Fraktionierung,
Polyethylenglycol-Ausfällung
oder durch Ultrafiltrierung. Andere in der Fachwelt bekannte Mittel
sind gleichermaßen geeignet.
Zusätzliche
Reinigungen des Proteins lassen sich mit Standardtechniken erreichen,
beispielsweise durch Affinitäts-Chromatographie,
Ionenaustausch-Chromatographie,
Größen-Chromatographie
oder andere Proteinreinigungstechniken, die zum Erzielen von Homogenität angewendet
werden. Die gereinigten Proteine werden dann zur Produktion pharmazeutischer
Zusammensetzungen verwendet, wie nachstehend beschrieben.
-
Als
Alternative können
auch Vektoren angewendet werden, die das Protein intrazellulär exprimieren anstatt
das Protein von den Zellen zu sekretieren. In diesen Fällen werden
die Zellen geerntet, aufgespalten, und das Protein wird – beispielsweise
mit Hilfe von Standardverfahren – vom zellulären Extrakt
gereinigt. Wenn die Zelllinie eine Zellwand besitzt, kann eine Anfangsextraktion
in einem salzarmen Puffer dem Protein das Pelletieren mit der Zellwandfraktion
erlauben. Das Protein kann von der Zellwand mit hohen Salzkonzentrationen
eluiert und dialysiert werden. Wenn die Zelllinie das Protein glykosoliert,
kann das gereinigte Glykoprotein mit einer Con A Säule angereichert
werden. Anionaustauschsäulen
(MonoQ, Pharmacia) und Gelfiltrationssäulen können zur weiteren Reinigung
des Proteins verwendet werden. Ein hochreines Präparat lässt sich auf Kosten der Aktivität durch
denaturierende präparative
Polyacrylamid-Gel-Elektrophorese erzielen.
-
Standardverfahren,
die zur weiteren Reinigung der Proteine der Erfindung verwendet
werden können, umfassen
Ammoniumsulfat-Ausfällung,
Affinitäts- und Fraktionssäulen-Chromatographie
und Gel-Elektrophorese (vgl. allgemein Scopes, Protein Purification
(1982);
U.S.-Patent Nr. 4,512,922 ,
in dem allgemeine Verfahren zur Reinigung von Protein von rekombinant
konstruierten Bakterien offenbart sind).
-
Rekombinante
Proteine können
weiter durch Druckdialyse und einen direkten Pufferaustausch in flüchtigen
Puffern konzentriert werden (z. B. N-Ethylmorpholin (NEM), Ammoniumbicarbonat,
Ammoniumacetat und Pyridinacetat). Zusätzlich können Proben unmittelbar von
solchen flüchtigen
Puffern gefriergetrocknet werden, woraus sich ein stabiles Proteinpulver
frei von Salz und Detergenzien ergibt. Zusätzlich können gefriergetrocknete Proben
rekombinanter Analoge wirksam vor der Verwendung wieder in Puffern
löslich
gemacht werden, die mit Infusionen kompatibel sind (z. B. Phosphatgepufferte
Salzlösung).
Andere geeignete Puffer könnten
Hydrochlorid, Hydrobromid, Sulfat, Acetat, Benzoat, Malat, Citrat,
Glyzin, Glutamat und Aspartat umfassen.
-
In
einer Ausführungsform
der Erfindung wurde APABP-Antigen-Protein intrazellulär in E.
coli exprimiert und unter Anwendung von Glutathion S-Transferase (GST)
Affinität
gereinigt, wie in Beispiel 1A beschrieben. In diesem Beispiel wurden
die LF-gp120-codierenden Sequenzen an für GST codierende Sequenzen
in dem Expressionsvektor pGEX-KG ligiert. Nach der Expression des
Dreier-Fusionsproteins wurde eine Glutathion-Sepharose-4B-Säule zur raschen Reinigung des
Antigen-APABP (LF-gp120) verwendet. Der GST-Teil des Dreier-Fusionsproteins
kann dann mittels enzymatischer Spal tung an einer spezifischen Stelle
entfernt werden, die durch einen im Dreier-Fusionsprotein vorhandenes Verbindungsstück (linker)
bereitgestellt wird. Zur Verwendung als Vakzin beim Menschen ist
die Entfernung des GST-Fusionsbereichs
die bevorzugte Ausführungsform.
-
d. Verfahren zur Bindung von Antigen an
APABP
-
Wie
oben beschrieben, kann Antigen-APABP unter Anwendung rekombinanter
Nukleinsäuren
produziert werden, die für
ein einkettige Fusionsprotein codiert. Das Fusionsprotein wird unter
Anwendung von In-vivo- oder In-vitro-biologischen Systemen einkettig exprimiert.
-
Unter
Anwendung aktueller Verfahren der chemischen Synthese kann Antigen
auch chemisch an das APABP gebunden werden, um es in die Zellen
zu internalisieren, wenn es mit PA verabreicht wird. Das Antigen-APABP
kann gemäß den in
den Beispielen aufgezeigten Verfahren empirisch auf eine Internalisierung
getestet werden.
-
Funktionelle
Gruppen, die kovalent Bindungen mit den Amino- und Carboxyl-terminalen Aminosäuren oder
Seitengruppen von Aminosäuren
eingehen können,
sind beim einschlägig
bewanderten Fachmann gut bekannt. Beispielsweise umfassen funktionelle
Gruppen, die an die terminale Aminogruppe binden können, Anhydride,
Carbodiimide, Säurechloride
und aktivierte Ester. Gleicherweise umfassen funktionelle Gruppen, die
kovalente Verbindungen mit dem terminalen Carboxyl eingehen können, Amine
und Alkohole. Solche funktionellen Gruppen können dazu verwendet werden,
Antigen entweder am Amino- oder am Carboxyl-Terminus an das APABP
zu binden. Antigen kann auch durch Interaktionen von Aminosäurerest-Seitengruppen
an das APABP gebunden werden, wie die SH-Gruppe von Cystein (vgl.
z. B. Thorpe et al., Monoclonal Antibody-Toxin Conjugates: Aiming
the Magic Bullet, in Monoclonal Antibodies in Clinical Medicine,
S. 168–190
(1982); Waldmann, Science, 252: 1657 (1991);
U.S.-Patent Nr. 4,545,985 und
4,894,443 ). Das Verfahren
zum Anbinden eines Agens an einen Antikörper oder an ein anderes Polypeptid-Zielmolekül wird je
nach der chemischen Struktur des Agens variieren.
-
Als
Beispiel kann ein Cysteinrest an das Ende des APABP angefügt werden.
Da keine anderen Cysteine im LF vorhanden sind, schafft dieses einzelne
Cystein einen geeigneten Bindungspunkt, über den andere Proteine durch
Disulfidbindungen chemisch angebracht werden.
-
Obwohl
bestimmte erfindungsgemäße Verfahren
so beschrieben wurden, dass LF-Fusionsproteine verwendet werden,
soll dies so aufgefasst werden, dass in den Verfahren auch andere
LF-Zusammensetzungen mit chemisch angebundenen Antigenen verwendet
werden können.
-
2. Protektives Antigen
-
a. Einleitung
-
Wildtyp
Anthrax-protektives Antigen (PA) in Kombination mit dem Letalfaktor
(LF) ergibt das Letal-Toxin. In der vorliegenden Erfindung bindet
PA an Anthrax-protektives Antigen-bindendes Protein, das an ein
Antigen gebunden ist (Antigen-APABP). PA enthält eine zelluläre Rezeptorbindungsdomäne, eine
Translokationsdomäne
und eine LF-Bindungsdomäne.
Jeder dieser Bereiche des Proteins spielt eine wichtige Rolle in
der vorliegenden Erfindung. Protektives Antigen kann funktional
auf Basis dreier spezifischer Merkmale beschrieben werden: seine
zelluläre
Bindungsaktivität,
LF- oder Antigen-APABP-Bindungsaktivität und die
intrazelluläre
Zuführung
von LF oder Antigen-APABP.
-
Die
zelluläre
Bindungsaktivität
wurde durch Struktur-Funktions- und Deletionsanalyse des Wildtyp-PA demonstriert.
Das PA bindet spezifisch an einen Zelloberflächenrezeptor, der sich in einer
großen
Vielfalt von Zelltypen findet (Leppla et al., in Bacterial Protein
Toxins, S. 111–112
(Fehrenbach et al., Hrsg., 1988)). Struktur-Funktionsexperimente
von Protease-verdautem PA ergaben, dass der Carboxyl-Terminus die
Rezeptorbindungsdomäne
enthält (Novak
et al., J. Biol. Chem., 267: 17186–17193 (1992)). Die weitere
Deletionsanalyse des Carboxyl-Terminus zeigte, dass mutiertes PA-Proteine,
die am Carboxyl-Terminus um 3, 5 oder 7 Aminosäuren gekürzt sind, eine 2- bis 10-fache
Reduzierung der Zellbindungsaktivität aufwiesen (Singh et al.,
J. Biol. Chem., 266: 15493–15497
(1991)). Außerdem
ging die Bindungsaktivität
verloren, nachdem 12 oder 14 Aminosäuren vom Carboxyl-Terminus
entfernt wurden (Singh, s. o. (1991)).
-
Die
LF oder Antigen-APABP-Bindungsstelle des PA wird nach der Bildung
von "modifiziertem" PA freigelegt. Nach
Binden an den Zellrezeptor wird das PA ("reif," 83 kDa) durch eine zelluläre Protease
(Furin) enzymatisch gespalten, was ein 20 kDa Amino-terminales Fragment
freisetzt und ein 63 kDa "modifiziertes" Carboxyl-terminales
Fragment, gebunden an den Zellrezeptor, übrig lässt, (Leppla et al., in Molecular
Mechanisms of Bacterial Virulence, S. 127–139 (Kado et al., Hrsg., 1994)).
Die Fähigkeit
von PA, Wildtyp-LF oder APABP-Antigen zu binden, wurde mit Protease-verdautem
PA demonstriert. Ein eingeschränkter
In-vitro-Trypsin-Verdau lieferte das biologisch aktive 63 kDa AP
modifizierte Fragment und das 20 kDa PA freigesetzte Fragment, während ein
weiterer Verdau in der Inaktivierung der biologischen Aktivität resultierte.
Zusätzlich produzierte
der Verdau von PA mit Chymotrypsin biologisch inaktive 37 und 47
kDa Fragmente (Novak, s. o.). Die ortsspezifische Mutagenese der
Wildtyp-PA-Spaltungsstelle zeigte des Weiteren, dass für eine LF-Bindungsaktivität Spaltung
erforderlich ist (Singh et al., J. Biol. Chem., 264: 19103–19107 (1989)).
-
PA
ist an der Internalisierung und Zuführung des LF oder Antigen-APABPs
zum Zytosol beteiligt. Die Konvertierung von PA zu modifiziertem
PA ermöglicht
die Ausbildung einer Oligomer-Form eines PA, das nach Exponieren
mit niedrigem pH in späten
Endosomen Kanäle
in Zellmembranen ausbildet (Blaustein et al., Proc. Natl. Acad.
Sci. U.S.A., 86: 2209–2213
(1989); Milne et al., Mol. Microbiol., 10: 647–653 (1993)). Es hat sich auch
gezeigt, dass PA Fusionsproteine internalisiert, die aus einem an
ein zweites Protein gebundenen APABP zusammengesetzt sind (Arora
et al., J. Biol. Chem., 267: 15542– 15548 (1992); Arora et al.,
Infect. Immun., 62: 4955–4961
(1994); Arora et al., J. Biol. Chem., 69: 26165–26171 (1994)).
-
In
der vorliegenden Erfindung ist reifes PA (83 kDa) die bevorzugte
Ausführungsform.
PA, das in vitro durch Enzyme wie Trypsin, Furin und Clostripain
modifiziert wurde, kann in der vorliegenden Erfindung verwendet
werden. Die Stabilität
des in vitro modifizierten PA wird durch die Anwesenheit von LF
oder APABP erhöht.
Neben rekombinantem PA in Volllänge
sind amino-terminale
Deletionen bis zur 63 kDa Spaltungsstelle oder Hinzufügungen zum
Volllängen-PA
verwendbar. Eine rekombinante Form von modifiziertem PA ist ebenso
biologisch aktiv und könnte
in der vorliegenden Erfindung verwendet werden. Obwohl das Voranstehende spezifische
Deletions- und Struktur-Funktionsanalyse
von PA beschreibt, kann jede biologisch aktive Form von PA in der
vorliegenden Erfindung verwendet werden.
-
b. Klonieren und Exprimieren einer Nukleinsäure, die
für das
protektive Antigen codiert
-
Im
Allgemeinen können
vom Fachmann zum Klonieren und Exprimieren des PA dieselben Verfahren, wie
oben für
Antigen-APABP beschrieben, angewendet werden. Gene, die für Wildtyp-
oder mutierte Proteine codieren, können durch dem Fachmann bekannte
Verfahren kloniert und exprimiert werden, wie oben beschrieben.
Die vorliegende Erfindung verwendet eine isolierte Nukleinsäure im Expressionsvektor
pYS5, die für
das PA-Protein codiert, wie in Beispiel 2 beschrieben.
-
3. In-vitro-Tests für MHC-Klasse-I-Präsentation
und Antigenerkennung durch zytotoxische T-Lymphozyten
-
Die
Fähigkeit
von Antigen-APABP und PA, Antigene zur Modifizierung und Präsentation über den MHC-Klasse-I-Weg
bereitzustellen, kann in vitro getestet werden. Zellen, die das
modifizierte Antigen mit MHC-Klasse-I-Molekülen präsentieren, werden durch spezifische
cytotoxische T-Zellen erkannt und getötet.
-
In
einem typischen zytotoxischen T-Lymphozyten-Assay (CTL Assay) werden
Antigen-APABP und PA einer Antigen-präsentierenden Ziel-Zelle verabreicht.
Jede geeignete Zelllinie kann zum Präsentieren von Antigen benützt werden,
da MHC-Klasse-I-Moleküle
in den meisten Zelltypen vorhanden sind (vgl. z. B. Watson et al.,
Molecular Biology of the Gen, S. 880–881 (4. ed. 1987). Die im
Assay verwendeten CTLs benötigen
zwei spezifische Eigenschaften. Erstens müssen die CTLs auf die Erkennung
des spezifischen Antigens im Antigen-APABP konditioniert sein. Diese
Spezifität
kann durch die Kultivierung von T-Zellen eines vorher immunisierten
Säugetiers
erreicht werden. Die Spezifität
der CTL-Reaktion kann durch die Stimulierung und Klonierung der
T-Zellen in vitro erhöht
werden. Zweitens müssen
die CTLs vom gleichen genetischen Hintergrund wie die Antigen-präsentierenden
Zellen kommen, so dass sie das mit dem MHC-Klasse-I Molekül gezeigte
Antigen spezifisch als fremd erkennen.
-
Um
nachzuweisen, dass das Antigen vom Antigen-APABP richtig präsentiert
und von CTL erkannt wird, werden Antigen-präsentierende Ziel-Zellen und
Effektor-CTL-Zellen in Kultur gemischt, und Lyse der Ziel-Zellen
wird beobachtet. Jedes geeignete Verfahren zum Messen der Zelllyse
kann von einem Fachmann angewendet werden. Beispielsweise kann zum
Messen der Lyse der Ziel-Zellen ein Radioaktivitäts-Freisetzungs-Assay angewendet
werden. Nachdem die Ziel-Zellen während einer entsprechenden
Zeit mit PA und Antigen-APABP behandelt worden sind, werden die
Ziel-Zellen mit radioaktiven Reagenzien markiert, wie beispielsweise 51Cr, die von lebenden Zellen aufgenommen
werden. Nach der Markierung werden die Ziel-Zellen gewaschen und
mit spezifischen CTLs gemischt. Überstände werden
nach einer entsprechenden Zeit geerntet und gezählt, um den Prozentanteil an
radioaktiver Freisetzung zu bestimmen. Andere Verfahren zur Bestimmung
des Ausmaßes
der Zelllyse umfassen den Trypanblauausschluss, bei dem lebende
Zellen, welche den Farbstoff absondern, gezählt werden und mit einer Kontrollprobe
mit nicht-präsentierenden
Zellen, die auf die gleiche Weise behandelt wurden, verglichen werden.
-
In
Beispiel 3 wird eine Ausführungsform
dieses Tests beschrieben. Das Beispiel verwendet Maus-Mastocytoma-Zellen
als Antigen-präsentierende
Zellen, CTL Linie 9.23.3, die ein spezifisches gp120 Epitop erkennen,
und einen 51Cr Freisetzungs-Assay für die Zelllyse.
-
Zur
Bestätigung
der Abhängigkeit
des Antigen-APABP vom Processing durch den klassischen MHC-Klasse-I-Weg
kann die Fähigkeit
des spezifischen Proteasom-Hemmers Lactacystin zur Hemmung der Antigen-Präsentation
getestet werden. Inkubieren der Maus-Mastocytoma-Zellen mit 10 μM Lactacystin
für 45 Minuten
vor der Zugabe von PA und LF-gp120 (aus Beispiel 1A) verringerte
signifikant die Lyse der Ziel-Zellen durch CTLs. Lactacystin-Hemmung der Peptid-Präsentation
zeigt, dass das Verarbeiten des Peptidepitops vom Fusionsprotein
von der Funktion des Proteasom-Komplexes abhängig ist. Diese Abhängigkeit
schließt
die Rolle jedes alternativen Processing-Weges zum Präsentieren durch das Anthraxtoxin
LF-gp120 Fusionsprotein aus.
-
4. In-vivo-Tests von Mäusen und
anderen Säugetieren
für die
MHC-Klasse-I-Präsentation
und Antigen-Erkennung durch das zellvermittelte Immunsystem
-
Säugetiere
können
auf die MHC-Klasse-I-Präsentation
des Antigen-APABP getestet werden. Zur Immunisierung von Mäusen, Katzen
und anderen Säugetieren,
einschließlich
Menschen, können
Standardverfahren, die dem Fachmann allgemein bekannt sind, herangezogen
werden. Die PA/Antigen-APABP-Zusammensetzung
kann mit jedem geeigneten Verfahren verabreicht werden, beispielsweise
parenteral. In einigen Beispielen können Tiere zusätzliche
Injektionen der PA/Antigen-APABP-Zusammensetzung erhalten.
-
Die
Säugetier-Subjekte
können
auf jede geeignete Weise auf eine Immunreaktion auf das verabreichte
Antigen getestet werden. Beispielsweise können die Tiere nach der Immunisierung
mit dem Antigen provoziert werden. Die Wirksamkeit der Immunisierung
kann nach der Antigen-Provokation gemessen werden, indem beobachtet
wird, ob das Tier Symptome der Krankheit zeigt. Tiere können auch
auf krankheitsindizierende Marker getestet werden, wie auf Toxine
oder virale Enzyme. Die Testtiere können mit einem CTL-Assay, wie oben beschrieben,
auch auf eine spezifische, zellulär basierte Immunreaktion getestet
werden.
-
In
einer Ausführungsform
der Erfindung (in Beispiel 4 beschrieben) wurde eine Zusammensetzung
aus PA und LF-gp120 an Mäuse
verabreicht. Die Mäuse
erhielten eine einzelne Injektion der PA/LF-gp120-Zusammensetzung
in 100 μl
PBS, entweder subkutan oder intraperitoneal. Die mit der PA/LF-gp120-Zusammensetzung
injizierten Mäuse
wurden nach drei Wochen geopfert, und ihre Milzen wurden zur Gewinnung
von CTLs geerntet. Die CTLs wurden in vitro mit einem kleinen Peptidepitop
von gp120 restimuliert, um die spezifische CTL-Population zu vergrößern, die
das Antigen erkennt. Die CTLs wurden dann mit Antigen-präsentierenden Zellen
gemischt (mit PA/LF-gp120
behandelte Mastocytom-Zellen, wie oben und in Beispiel 3 beschrieben). Die
Lyse der Antigen-präsentierenden
Zellen durch die CTL-Population wird mittels Standardverfahren gemessen,
beispielsweise mit dem oben und in Beispiel 3 beschriebenen 51Cr-Freisetzungs-Assay.
-
5. Herstellung eines Vakzins
unter Anwendung der vorliegenden Erfindung
-
Je
nach der beabsichtigten Verabreichungsart können die Verbindungen der vorliegenden
Erfindung in unterschiedlichen pharmazeutischen Zusammensetzungen
sein. Die Zusammensetzungen werden eine Einheitsdosis der ausgewählten Proteine
enthalten, einschließlich
Antigen-APABP und PA, in Kombination mit einem pharmazeutisch akzeptablen
Trägerstoff
und können
zusätzlich
andere medizinische Agenzien, pharmazeutische Agenzien, Trägerstoffe,
Adjuvantien, Verdünnungsmittel
und Füllstoffe
enthalten.
-
Das
Verhältnis
von PA zu Antigen-APABP ist per Molarüberschuss größer als
1 und vorzugsweise 2–4. "Pharmazeutisch akzeptabel" bezeichnet ein Material,
das nicht biologisch oder sonst wie unerwünscht ist, d. h. das Material
kann einem Individuum zusammen mit dem Fusionsprotein oder anderen
Zusammensetzungen verabreicht werden, ohne unerwünschte biologische Wirkungen
auszulösen
oder auf schädliche
Weise mit einer der anderen Komponenten der pharmazeutischen Zusammensetzung,
in der es enthalten ist, zu interagieren.
-
Beispiele
physiologisch akzeptabler Trägerstoffe
umfassen Salzlösungen,
wie beispielsweise normale Kochsalzlösung, Ringer's Lösung, PBS
(Phosphatgepufferte Salzlösung)
und allgemein Mischungen unterschiedlicher Salze, darunter Kalium-
und Phosphatsalze mit oder ohne Zuckerzusätze wie Glucose. Geeignete Füllstoffe
sind beispielsweise Wasser, Salzlösung, Dextrose, Glyzerol und
Ethanol. Nicht-toxische Hilfsstoffe, wie Benetzungsmittel, Puffer
oder Emulgatoren, können
der Zusammensetzung ebenfalls hinzugefügt werden. In einer Ausführungsform
der Erfindung sind zur Immunisierung keine Hilfsstoffe erforderlich.
-
Die
parenterale Verabreichung ist, wenn sie angewendet wird, allgemein
durch eine Injektion charakterisiert. Sterile Injektionsstoffe können als
herkömmliche
Formen vorbereitet werden, entweder als flüssige Lösungen oder Suspensionen, in
fester Form zur Lösung
oder Suspension in Flüssigkeit
vor der Injektion, oder als Emulsionen.
-
6. Verabreichung des Vakzins
unter Verwendung der vorliegenden Erfindung
-
Für jeden
Empfänger
kann die Gesamtmenge des erforderlichen Vakzins aus Protokollen
zur Immunisierung mit anderen Vakzinen abgeleitet werden. Die exakte
Menge solcher benötigter
Antigen-APABP und PA-Zusammensetzungen
wird von Subjekt zu Subjekt variieren, abhängig von Spezies, Alter, Gewicht
und Allgemeinzustand des Subjekts, von dem jeweils verwendeten Fusionsprotein,
dessen Verabreichungsart und dergleichen. Allgemein wird die Dosis
annähernd
jener entsprechen, die für
die Verabreichung anderer Vakzine typisch ist, und wird vorzugsweise
im Bereich von etwa 10 ng/kg bis 1 mg/kg liegen.
-
Der
Empfänger
ist ein Säugetier,
z. B. eine Katze, Hund, Pferd, Kuh, Schwein, Schaf, Ziege oder Mensch.
Zwar ist die Anwendung beim Menschen bevorzugt, doch auch die veterinärmedizinische
Anwendung der Erfindung ist mög lich.
Beispielsweise leiden Katzen unter sogenanntem Katzen-AIDS oder
dem felinen Immundefizienzvirus (FIV). Antigen-APABP und PA können als
Vakzin zum Auslösen
einer Immunreaktion auf FIV in Katzen verabreicht werden.
-
Das
Vakzin wird als sterile Zusammensetzung verabreicht. Die Fusionsproteine
und anderen Zusammensetzungen der Erfindung können auf jede geeignete Art
verabreicht werden, z. B. parenteral (subkutan, intramuskulär oder intraperitoneal),
intravenös
oder oral. Vorzugsweise werden die Proteine parenteral verabreicht,
wobei die subkutane Verabreichung der meistbevorzugte Weg ist, weil
sie die Zusammensetzung den dendritischen Zellen zuführt, die
starke Antigen-präsentierende
Merkmale aufweisen. Eine angemessene Evaluation der Dauer und Methode
für die
Zuführung
des Vakzins steht ganz im Vermögen
des Klinikers.
-
Die
zeitliche Planung für
die Verabreichung des Vakzins und die Anzahl der zur Immunisierung
erforderlichen Dosierungen lassen sich aus Standard-Vakzin-Verabreichungsprotokollen
ermitteln. In der Regel wird, wie in Beispiel 5 beschrieben, in
einer Ausführungsform,
eine Vakzin-Zusammensetzung
in zwei Dosierungen verabreicht. Die erste Dosis wird zum gewählten Datum
verabreicht, und eine zweite Dosis folgt einen Monat nach der ersten
Dosis. Eine dritte Dosis kann bei Notwendigkeit verabreicht werden,
und die gewünschten
Zeitintervalle für
die Zuführung
mehrfacher Dosierungen eines bestimmten Antigen-APABPs lassen sich von
einem Fachmann mittels Routine-Experimenten bestimmen (vgl. z. B.
Product Information, Physician's Desk
Reference (1996)).
-
Beispiele
-
Die
folgenden Beispiele dienen nur der Illustration und sind nicht einschränkend zu
verstehen. Der Fachmann erkennt ohne weiteres unterschiedliche nichtkritische
Parameter, die geändert
oder modifiziert werden können,
um im Wesentlichen ähnliche
Ergebnisse zu erreichen.
-
Beispiel 1A: Konstruktion und Expression
eines Anthrax-Letalfaktor/HIV-gp120-Fusionsproteins
-
Restriktions-Endonucleasen
und DNA-modifizierende Enzyme wurden bei Life Technologies, Boehringer
Mannheim oder bei den New England BioLabs erworben.
-
Oligonukleotide
wurden unter Anwendung eines automatisierten Nukleinsäure-Synthesizers
(Applied Biosystems) synthetisiert und auf Oligonukleotid-Reinigungseinsätzen (Applied
Biosystems) gereinigt. Polymerase-Kettenreaktion (PCR) wurde mit einem
GeneAmp-Kit nach den Herstellerangaben durchgeführt (Perkin-Elmer Cetus). Die
Vorbereitung der Bakterien-Medien,
Restriktionsverdauen, Ligation und Phosphatase-Behandlung der DNA
wurden gemäß Standardprotokollen
durchgeführt
(Sambrook, s. o.).
-
a. Antigen-APABP Plasmidkonstruktion
-
Die
Konstruktion des Plasmids, das zum Exprimieren des LF-gp120 Fusionsproteins
in E. coli verwendet wurde, erfolgte wie folgt. Der pGEX-KG Vektor
(Pharmacia), der einen Codierungsbereich für das Glutathion-S-Transferase-Protein enthält, wurde
mit PCR-amplifiziertem LF und gp120 Gen-Sequenzen ligiert, um ein Plasmid
zur Codierung eines Dreiweg-Fusionsproteins herzustellen. Das Fusionsprotein
enthält
den 26 kDa GST-Bereich, einen 14 Aminosäurelinker, Aminosäuren 1–254 des
LF (SEQ ID NR: 1–2)
und Aminosäuren 1–511 von
gp120 (SEQ ID NR: 3–4).
-
Die
DNA, die für
Aminosäuren
1–254
des LF codiert, wurde vom Plasmid pLF7 mit Primern amplifiziert, die
einmalige XbaI und MluI-Schnittstellen an die 5' bzw. 3' Enden hinzufügten (Robertson & Leppla, Gene
44: 71–78
(1986)). Die Sequenzen des Primers waren:
-
Die
DNA, die für
die Aminosäuren
1–511
von gp120 codiert, wurde von Plasmid HXB2-env mit Primern amplifiziert,
die einmalige Schnittstellen für
MluI und PstI an das 5' Ende
und einmalige XbaI und XhoI-Schnittstellen an das 3' Ende des amplifizierten
Gens hinzufügten
(Page et al., J Virol. 64: 5270–5276
(1990)). Die Primer hatten folgende Sequenzen:
-
Primer
4 führte
eine Stoppsequenz (TAA) nach der gp120-Codiersequenz ein.
-
Die
amplifizierten DNA-Produkte und die pGEX-KG-Plasmid-DNA wurden mit
den entsprechenden Restriktionsenzymen verdaut. Die Vektor-DNA wurde
mit bakterieller Alkalischer Phosphatase über 30 Minuten dephosphoryliert.
Alle drei DNA-Fragmente wurden nach Elektrophorese durch Extraktion
mit Phenol-Chloroform von Agarose mit niedrigem Schmelzpunkt gereinigt,
gemischt und über
Nacht bei 16°C
mit T4 DNA-Ligase ligiert.
-
Die
ligierte DNA wurde dazu verwendet, chemisch kompetente E. coli zu
transformieren (DH5α,
hohe Effizienz, Life Technologies). Transformierte E. coli wurden
auf Ampicillin-haltigen festen Medien (50 μg/ml) selektioniert und per
Restriktionsanalyse des extrahierten Plasmids überprüft. Klone, die das erwartete
Restriktionsmuster aufwiesen, wurden durch DNA-Sequenzierung bestätigt.
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Die
resultierende rekombinante Nukleinsäure im pGEX-KG-Vektor wurde
als LF-gp120 Fusionsproteinkonstrukt bezeichnet. Der Carboxy-terminale
Rest des Linkers von pGEX-KG wurde von D auf E geändert, und
vier Reste, TRLQ, wurden zwischen den LF- und gp120-Abschnitten
des Konstrukts aufgrund von DNA-Manipulationen hinzugefügt. Die
LF-gp120 rekombinante Nukleinsäure
codiert für
ein Fusionsprotein, das ein berechnetes Molekulargewicht von 114'852 Dalton und einen
berechneten pI von 7.00 aufweist.
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b. Expression und Reinigung des LF-gp120
Fusionsproteins
-
Das
LF-gp120 Fusionsproteinkonstrukt wurde zur Expression des dreiteiligen
Fusionsproteins (GST-LF-gp120) verwendet. Glutathion-S-Transferase
(GST) verleiht dem exprimierten Fusionsprotein typischerweise eine
größere Löslichkeit
und ermöglicht
die Reinigung des Fusionsproteins auf Glutathion-Affinitätssäulen. Der GST-Bereich kann
vom Fusionsprotein durch Verdau mit einer ortsspezifischen Protease,
die einen Linkerbereich im Fusionsprotein erkennt, entfernt werden.
In diesem Beispiel wurde der GST-Bereich nicht entfernt, zur Verwendung
als Humanvakzin wird eine Entfernung jedoch bevorzugt. Die Expression
und Reinigung der GST-LF-Fusionsproteine wurde bereits beschrieben
(Arora & Leppla,
Infect. Immun. 62: 4955–4961
(1994)). Expression und Reinigung des LF-gp120 Fusionsproteins in
E. coli wurde wie folgt durchgeführt.
Der E.-coli-Stamm SG12036 wurde mit dem rekombinanten LF-gp120-Fusionsproteinkonstrukt
transformiert und in Vollmedium (superbroth, 100 μg/ml Ampicillin)
unter Schütteln
mit 225 UpM bei 37°C
gezüchtet. Wenn
die Zellendichte 0.6–0.8
bei A600 erreichte, wurde die Expression
des Fusionsproteins durch Zugabe von Isopropyl-1-thio-b-D-galactopyranosid
(IPTG) mit einer Endkonzentration von 1 mM induziert.
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Nach
weiteren Inkubation von 2 Stunden wurden die bakteriellen Zellen
durch Zentrifugation pelletiert und dann in 100 mM Phosphatpuffer
(pH 7.4), 150 mM NaCl, 1% Triton X-100, 5 mM EDTA, 5 μg/ml Leupeptin, 10 μg/ml Aprotinin
und 10 μg/ml
4-(2-Aminoethyl)-benzensulfonylfluorid resuspendiert. Die bakteriellen
Zellen wurden durch Beschallung zerstört, und die geklärten Extrakte
auf eine Glutathion-Sepharose 46 Säule gegeben, die zuvor mit
Puffer (100 mM Phosphat (pH 7.4), 150 mM NaCl, 1% Triton X-100)
equilibriert wurde. Die Säule
wurde extensiv gewaschen, und das gebundene Fusionsprotein wurde
mit 10 mM Glutathion in 50 mM Tris (pH 8,0), 0.5 mM EDTA eluiert.
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Das
eluierte Protein wurde durch Ultrafiltration mit einem Centriprep-30-Gerät (Amicon)
konzentriert und durch Elektrophorese auf nicht-denaturierenden und SDS-Polyacrylamid-Gels
(Phast gels, Pharmacia) auf Reinheit analysiert. Proteinkonzentrationen
wurden im Mikro-BCA-Verfahren mit Rinderserumalbumin als Standard
(Pierce) ermittelt.
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Beispiel 1B: Konstruktion und Expression
eines Hepatitis-C-NS-5b/Anthrax-Letalfaktor-Fusionsproteins
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Ein
rekombinantes Plasmid, das für
ein LF-NS-5b Fusionsprotein codiert, wird unter Anwendung der in
Beispiel 1a beschriebenen Methoden konstruiert, wobei die DNA-Sequenzen,
welche für
das Hepatitis-C-Protein NS-5b codieren, für die DNA-Sequenzen, die für gp120
codieren werden, ausgetauscht werden.
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Beispiel 2: Protektiv-Antigen-Plasmid-Konstruktion
und Proteinexpression und Reinigung
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Protektives
Antigen wurde in B. anthracis vom Expressionsvektor pYS5 exprimiert
und durch etablierte Verfahren gereinigt (Singh et al., J. Biol.
Chem. 264: 19103–19107
(1989); Leppla, in Methods in Enzymology, Bd. 165, S. 103–116 (Harshman
Hrsg., 1988). Die mutanten PA-Moleküle PA CFD und PA--D wurden
durch ortsspezifische Mutagenese konstruiert und sind bereits beschrieben
worden (Singh et al., J. Biol. Chem. 269: 29039–29046 (1994)). Die mutanten
PA-Moleküle
wurden in Beispiel 3 als Negativkontrollen eingesetzt.
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Beispiel 3: In-vitro-Prasentation von
LF-gp120-Antigen durch Maus-Mastocytoma-Zellen
und Lyse mit einer zytotoxischen gp120-Effektor-T-Lymphozytenzelllinie
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Das
LF-gp120-Fusionsprotein und PA wurden in vitro auf ihre Fähigkeit
getestet, dem Zellzytosol Antigen-Proteine für das Processing und die Präsentation
mit MHC-Klasse-I-Molekülen
auf der Zellenoberfläche zuzuführen. Maus-Mastocytom-Zellen
dienten als Antigen-präsentierende
Ziel-Zelle. Zytotoxische T-Lymphozyten, die das Peptidepitop RGPGRRAFNTI
von der V3-Schleife
von gp120 erkannten, wurden mit einem 51Cr-Freisetzungs-Assay verwendet,
um die spezifische Lyse der Antigen-präsentierenden Ziel-Zellpopulation zu
untersuchen. Translokationsdefiziente, mutante PA-Proteine oder die
Abwesenheit von PA dienten als Kontrollen zum Nachweis, dass das
Verarbeiten des Fusionsproteins auf die Internalisierung über den
PA-Rezeptor angewiesen ist.
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a. Zelllinien
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Folgende
Zelllinien wurden in diesem Beispiel verwendet. P815, ein DBA/2-abgeleitetes (H-2d)-Mastocytom (ATCC TIB-64), wurden als Ziel-Zellen
im zytotoxischen T-Lymphozyten (CTL) Assay verwendet. Diese Zellen
wurden in RPMI1640, ergänzt
mit 10% FCS, gehalten. Die HIV-gp120-spezifische CTL-Linie 9.23.3
erkennt das V3-Epitop RGPGRAFVTI, das bereits beschrieben wurde
(Takahashi et al., Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. 85: 3105–3109 (1988);
Alexander-Miller et al., Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. 93: 4102–4107 (1996); Shirai
et al., J. Immunol. 148: 1657–1667
(1992)). Peptid P18IIIB, das dieses Epitop erkennt, wurde mit einem automatisierten
Peptidsynthetisierer erzeugt (Applied Biosystems) und vor der Verwendung
mittels Hochleistungs-Flüssigchromatographie
gereinigt. Die HIV gp120-spezifische CTL-Linie wurde aus BALG/C-Milzen gewonnen,
die Mäusen
entnommen wurden, welche zuvor mit einem rekombinanten Vakzin-Virus,
der das gp120-Protein exprimiert, immunisiert wurden. 9.23.3 CTL
wurden mit 10 μm
freiem P18III6-Peptid zu 5 × 105 CTL und 5 × 106 bestrahlten
Milzzellen [3000 Rad (1 Rad = 0.01 Gy)] pro Well in einer 24-Well-Platte
mit 2 ml einer 1:1-Mischung
aus RPMI1640-Medium und Eagle-Hank's-Aminosäuremedium (Eagle-Hank's amino acid medium/EHAA),
ergänzt
mit L-Glutamin, Natriumpyruvat, nicht-essenziellen Aminosäuren, Penicillin,
Streptomycin, 5 × 10–5 M
2-Mercaptoethanol,
10% fetales Kälberserum
und 10% T-stim (Collaborative Biomedical Products), stimuliert.
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b. 51Cr-Freisetzungs-Assaymethode
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Die
folgende Assaymethode diente zum Messen der Ziel-Zell-Lyse durch
CTLs. 51Cr-Freisetzungs-Assays wurden wie
zuvor beschrieben ausgeführt
(A lexander et al., J. Exp. Med. 173: 849–858 (1991)). Wenn dies angemessen
war, wurden die Ziel-Zellen mit PA (100 ng/ml) und/oder LF-gp120
Fusionsprotein (50 ng/ml, wenn mit 9.23.3 CTL verwendet) 12 Stunden
in Serumfreiem Medium behandelt. Nach der Behandlung wurden die
Ziel-Zellen (5 × 105 Zellen) mit 200 μCi (1 Ci = 37 Gbq) Na2 51CrO4 in
100 μl RPMI1640
2 Stunden lang bei 37°C
markiert. In einigen Fällen
wurden die Ziel-Zellen während
der Markierung mit Peptid (1.0–10.0 μM) gepulst.
Nach der Markierung wurden die Ziel-Zellen 3 Mal gewaschen und mit
3000 Zellen/Well zusammen mit der entsprechenden Anzahl an Effektor-Zellen
in 96-Well-Rundbodenplatten
gegeben. Die Überstände wurden
nach 6 Stunden geerntet und in einem ISOMEDIC Gammazähler gezählt/gecounted
(ICN, Horsham, PA). Der Mittelwert von drei Proben wurde berechnet
und gemäß nachstehender
Formel die prozentuale 51Cr-Freisetzung
berechnet. Prozent 51Cr-Freisetzung = 100 × [(experimentelle 51Cr-Freisetzung – Kontroll-51Cr-Freisetzung)/(maximale 51Cr-Freisetzung – Kontroll-51Cr-Freisetzung)],
wobei die experimentelle 51Cr-Freisetzung
Zahl/Counts von Ziel-Zellen gemischt mit Effektorzellen darstellt,
die Kontroll-51Cr-Freisetzung Ziel-Zellen
gemischt mit dem Medium alleine (Spontanfreisetzung) und die maximale 51Cr-Freisetzung Zahl/Counts
von Ziel-Zellen darstellt, die mit 2.5% Triton X-100 exponiert wurden.
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c. Spezifische Zelllyse von Ziel-Zellen,
die mit LF-gp120 Fusionsproteinen sensibilisiert wurden, durch HIV gp120-spezifischen
CTL
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Zur
Messung der gp120 Antigen-Präsentation über das
Processing von LF-gp120
im MHC-Klasse-I-Processing-Verfahren wurde die Maus-Mastocytom-Zelllinie P815 mit
PA oder PA-Mutanten und/oder LF-gp120 Fusionsprotein für 12 Stunden
unter Serum-freien Bedingungen inkubiert. Die Zellen wurden dann gewaschen
und zur Verwendung als Ziel-Zellen mit 51Cr
markiert. Die markierten P815 Ziel-Zellen wurden in unterschiedlichen
Verhältnissen
mit der Effektor-CTL-Zelllinie 9.23.3 gemischt. Das Töten der
Ziel-Zellpopulation wurde durch Messen der Freisetzung von 51Cr in das Medium festgestellt.
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Ziel-Zellen,
die mit Wildtyp-PA und LF-gp120 Fusionsprotein behandelt waren,
wurden wirksam erkannt und durch die 9.23.3 CTL Linie lysiert. Die
Erkennung und Lyse war abhängig
von der Anwesenheit funktionalen PAs, womit demonstriert wird, dass
das Processing und die Präsentation
des Fusionsproteins auf die Internalisierung über den PA-Rezeptor angewiesen
ist.
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Die
Behandlung mit einem translokationsdefizienten, mutanten PA-Protein
(Singh et al., J. Biol. Chem. 269: 29039–29046 1994)) oder ohne Zugabe
von PA ergab eine minimale Lyse der Ziel-Zellen. Dieses Ergebnis
zeigt, dass eine begrenzte Menge LF-gp120 extrazellulär proteolytisch
abgebaut wird, so dass die Ziel-Zellen ohne aktiven Transport in
das Zytosol sensibilisiert werden. Dieses Ergebnis impliziert, dass
das LF-gp120 Fusionsprotein den Zugang zum Zellzytosol für ein effizientes
Processing und Präsentation über den MHC-Klasse-I-Processing-Verfahren
benötigt.
Die Behandlung mit PA allein, mutantem PA allein oder der LF-gp120-Fusion
allein hat die Ziel-Zellen nicht für die Lyse sensibilisiert.
Als positive Kontrolle wurde das Peptid P18IIIB zum externen Medium
der Ziel-Zellen hinzugefügt.
Die Inkubation der Ziel-Zellen
in Anwesenheit von P18IIIB führte
zur Zelllyse, wenn Effektor-Zellen hinzugefügt wurden.
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Beispiel 4: In-vivo-Immunreaktion auf
LF-gp120 Fusionsprotein in Mäusen
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Mäuse wurden
in vivo für
die MHC-Klasse-I-Präsentation
von gp120 und die Stimulierung spezifischer CTL durch Verwendung
des LF-gp120 Fusionsproteins getestet. LF-gp120 und PA wurden Mäusen in
einer Einzelinjektion der Zusammensetzung in 100 μl PBS subkutan
und intraperitoneal verabreicht.
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Die
Testtiere wurden auf eine spezifische zellvermittelte Immunreaktion
getestet, wofür
ein CTL-Assay wie in Beispiel 3 beschrieben zur Anwendung kam. Mäuse, denen
die PA/LF-gp120-Zusammensetzung injiziert wurde, wurden nach drei
Wochen geopfert, und ihre Milzen wurden zur Gewinnung von CTLs geerntet. Die
CTLs wurden in vitro mit einem in Beispiel 3 beschriebenen kleinen
Peptid restimuliert, das ein gp120-Epitop erkennt. Die CTLs wurden
dann mit Antigen-präsentierenden
Zellen gemischt (Maus- Mastocytom-Zellen, die
mit LF-gp120 und PA behandelt wurden, wie in Beispiel 3 beschrieben).
Lyse der Antigen-präsentierenden Zellen
durch die CTL-Population
wurde in einem 51Cr-Freisetzungs-Assay gemessen,
wie oben beschrieben. Die mit der PA/LF-gp120-Zusammensetzung injizierten
Mäuse zeigten
eine starke CTL-Reaktion auf gp120-präsentierende Zellen.
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Beispiel 5: In-vivo-Immunreaktion auf
LF-gp120-Fusionsprotein in Menschen
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Eine
Testperson, die HIV-negativ ist, wird auf eine Immunreaktion auf
eine sterile Vakzinformulierung des LF-gp120-Fusionsproteins getestet.
Die sterile Vakzinformulierung ist aus einer Einheitsdosis LF-gp120 mit
einem 2–4-fachen Molüberschuss
von PA in PBS zusammengesetzt. Eine typische Einheitsdosis ist 10
ng LF-gp120 Fusionsprotein pro Kilogramm der Testperson. Die Vakzinformulierung
wird subkutan in zwei Dosen verabreicht. Die erste Dosis wird zum
gewählten
Datum gegeben, eine zweite Dosis folgt einen Monat nach der ersten
Dosis.
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Die
Immunreaktion auf das verabreichte Vakzin wird durch Testen des
Subjekts auf gp120 Antikörperproduktion
gemessen. Die Blutabnahme erfolgt in einem Standardplan nach einem
Standardverfahren von den Testpersonen, die das Vakzin erhielten,
und Antikörper
gegen gp120 werden mit Standard-ELISA
und Western-Blot-Techniken gemessen.
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Als
spezifischerer Test für
die zelluläre
Immunreaktion kommt ein Hauttest oder ein Test mit gereinigtem Proteinderivat
(purified Protein derivative/PPD) zur Anwendung. Eine Einheitsdosis
der PA/LF-gp120-Zusammensetzung in PBS wird nach Standardverfahren
unter die Haut der zuvor immunisierten Testperson injiziert. Der
Bereich wird nach 48–72
Stunden auf Rötung
und Schwellung untersucht, die eine zelluläre Immunreaktion auf Basis
einer früheren
Exponierung am Antigen anzeigen (vgl. Harrison's Principles of Internal Medicine (Isselbacher
et al., Hrsg., 13. Ed. 1994).