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GEBIET DER
ERFINDUNG
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Diese
Erfindung betrifft die Verwendung eines Enzyms zur Oxidation oder
Reduktion von Pyridin-Nucleotid-Cofaktoren während Enzymreaktionen in vivo
oder in vitro, zum Beispiel bei enzymatischen oder Ganzzellbiotransformationen
oder enzymatischanalytischen Verfahren.
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ALLGEMEINER
STAND DER TECHNIK
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Durch
Biotransformationsverfahren mit natürlichen oder genetisch veränderten
Mikroorganismen oder isolierten Enzymen werden Verfahren zur Synthese
vieler nützlicher
Erzeugnisse bereitgestellt. Biotransformationen weisen gegenüber chemischsynthetischen
Verfahren mehrere Vorteile auf, insbesondere Regiospezifizität und Stereospezifizität der enzymkatalysierten
Reaktionen, Einsatz schonender Reaktionsbedingungen und dass keine
giftigen Lösungsmittel
verwendet werden müssen.
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Um
wirksam zu sein, sind bei Oxidoreduktasen häufig redoxaktive Cofaktoren
erforderlich. Zu den häufigsten
dieser Cofaktoren zählen
die Pyridin-Nucleotid-Cofaktoren Nicotinsäureamid-Adenin-Dinukleotid (NAD:
oxidierte Form NAD+, reduzierte Form NADH)
und Nicotinsäureamid-Adenin-Dinukleotidphosphat (NADP:
oxidierte Form NADP+, reduzierte Form NADPH).
Diese Cofaktoren sind teuer und können, außer bei besonders wertvollen
Erzeugnissen, nicht in stöchiometrischen
Mengen bereitgestellt werden. Dies ist ein Umstand, durch den die
Verwendung vieler Oxidoreduktasen für Biotransformationsreaktionen
eingeschränkt
ist.
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Der
Bedarf an Cofaktoren in einem Biotransformationsvorgang kann durch
Bereitstellung eines Mittels zur Regeneration der gewünschten
Form des Cofaktors verringert werden. Das bedeutet, dass der Cofaktor nur
in katalytischen Mengen bereitgestellt werden muss. Wenn bei der
interessierenden Reaktion beispielsweise NAD+ benötigt wird,
das bei der Reaktion zu NADH reduziert wird, kann NADH durch ein
weiteres Enzymsystem zu NAD+ rückoxidiert
werden, beispielsweise durch die NAD+-abhängige Ameisensäuredehydrogenase
in Gegenwart von Formiat. Dies wird als Cofaktor-Regeneration bezeichnet. Ameisensäuredehydrogenase
ist für
diesen Zweck besonders gut geeignet, da die Reaktion, die sie katalysiert,
im Wesentlichen irreversibel ist.
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Eine
weitere Schwierigkeit besteht darin, dass bei den meisten Enzymen,
bei denen NAD benötigt wird,
NADP nicht als Cofaktor verwendet werden kann und umgekehrt. Beispielsweise
könnte
Ameisensäuredehydrogenase
nicht zur Regeneration von NADPH aus NADP+ verwendet
werden.
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Ein
Sonderfall tritt ein, wenn bei einem Biotransformationsvorgang zwei
Oxidoreduktasen benötigt werden,
für die
verschiedene Cofaktoren erforderlich sind. Beispielsweise erfordert
ein kürzlich
vorgeschlagener Biotransformationsvorgang zur Umwandlung von Morphin
in das starke Schmerzmittel Hydromorphon die aufeinander folgende
Wirkung der NADP+-abhängigen Morphindehydrogenase
und der NADH-abhängigen Morphinonreduktase
(French et al. (1995) Bio/Technology 13:674–676). In der ersten Reaktion
wird Morphin unter Reduktion von NADP+ zu
NADPH in Morphinon umgewandelt und in der zweiten Reaktion wird
Morphinon unter Oxidation von NADH zu NAD+ in
Hydromorphon umgewandelt. Deshalb müssen sowohl NADP+ als auch
NADH bereitgestellt werden. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin,
dass Morphindehydrogenase das Produkt Hydromorphon in Gegenwart
von NADPH, das bei der ersten Reaktion entstanden ist, unter Rückoxidation
von NADPH zu NADP+ zu dem unerwünschten
Produkt Dihydromorphin reduziert. Diese Reaktionen sind in der zugehörigen 1A gezeigt.
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Pyridin-Nucleotid-abhängige Enzyme
können
auch bei bestimmten enzymatischen Analyseverfahren eingesetzt werden,
wobei die Menge des Analyten anhand des Oxidations- oder Reduktionsgrads
des Cofaktors bestimmt wird. Oxidation und Reduktion von NAD und
NADP können
mit verschiedenen Verfahren gemessen werden; zum Beispiel mit der
Spektralphotometrie und der Fluorometrie. Es kann jedoch sein, dass
besonders empfindliche Verfahren zum Nachweis der Oxidation oder
Reduktion nur für
NAD oder NADP verfügbar sind,
nicht jedoch für
beide. Zum Beispiel kann die Oxidation von NADH zu NAD+ mit
hoher Empfindlichkeit mit den Enzymen Glyceraldehyd-3-phosphatdehydrogenase
(GAPDH) und Phosphoglyceratkinase (PGK) zur Phosphorylierung von
Adenosindiphosphat (ADP) zu Adenosintriphosphat (ATP) in einer Reaktion
nachgewiesen werden, die von der Gegenwart von NAD+ abhängt, und
das entstehende ATP anschließend
mit der ATP-abhängigen
Leuchtreaktion der Firefly-Luziferase nachgewiesen werden. Dieses
Verfahren kann nicht zum Nachweis der Oxidation von NADPH zu NADP+ eingesetzt werden, da das handelsübliche GAPDH
spezifisch für
NAD+ ist.
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Mehrere
der oben genannten Aufgaben können
mithilfe eines Enzyms gelöst
werden, das Reduktionsäquivalente
zwischen NAD und NADP überträgt; das
beispielsweise NAD+ zu NADH reduziert, während es NADPH
zu NADP+ oxidiert. Ein solches Enzym ist
als Pyridin-Nucleotid-Transhydrogenase (PNTH) bekannt. Mehrere Enzymarten
zeigen diese Aktivität
(Rydström
et al. (1987) in „Pyridine
nucleotide coenzymes: chemical, biochemical and medical aspects", part B, Hrsg. Dolphin
et al., John Wiley and Sons, NY, S. 433–460). Das bekannteste ist
die membrangebundene Protonenpumpe PNTH, die in den Membranen von
Mitochondrien und bestimmter Bakterien wie Escherichia coli vorkommt.
Da dieses Enzym membrangebunden ist, ist es im Allgemeinen für Biotransformationen
und analytische Zwecke ungeeignet.
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Beispielsweise
EP-A-0 733 712 offenbart, dass Organismen, die PNTH exprimieren,
als Biokatalysatoren verwendet werden können. Dieses exprimierte Enzym
ist membrangebunden und benötigt
eine Energiequelle.
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In
Arch. Biochem. Biophys. (1996) 176; 136–143 ist PNTH aus Pseudomonas
aeruginosa vorgestellt worden. Dieses lösliche PNTH-Enzym, das nicht
energieabhängig
ist, wurde recht ausführlich
beschrieben, jedoch ist sein Nutzen begrenzt.
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KURZDARSTELLUNG
DER ERFINDUNG
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Das
Gen (als „sth" bezeichnet), das
die lösliche
Transhydrogenase („STH") von Pseudomonas
fluorescens NCIMB 9815 verschlüsselt,
wurde geklont und sequenziert, und das Enzym wurde in Escherichia
coli überexprimiert.
Dadurch ist die verhältnismä ßig einfache
Herstellung großer
Enzymmengen möglich.
Das Enzym wurde gereinigt und charakterisiert. Dieses Enzym wird
durch die Reaktion definiert, die es katalysiert, nämlich die Übertragung
von Reduktionsäquivalenten
zwischen NAD und NADP oder Analoga dieser Cofaktoren; die Nucleotidsequenz
des Strukturgens sth, das das Enzym verschlüsselt, und die abgeleitete
Aminosäuresequenz
des Enzyms, das daraus abgeleitet wird; Struktureigenschaften des
Enzyms einschließlich
einer Mr der Untereinheit von etwa 50.000
und die Fähigkeit,
große
Polymere mit einer Mr von über 1.000.000 zu
bilden.
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Gemäß einem
ersten Gesichtspunkt dieser Erfindung wird ein Mikroorganismus als
Katalysator verwendet, wobei der Mikroorganismus so verändert ist,
dass er ein Enzym exprimiert, das eine Sequenz mit mehr als 70%
vollkommener Übereinstimmung
mit SEQ Nr. 2 aufweist und Reduktionsäquivalente zwischen Pyridin-Nucleotid-Cofaktoren übertragen
kann.
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Ein
weiterer Gesichtspunkt dieser Erfindung ist ein Verfahren, bei dem
ein Substrat mithilfe eines Enzyms und eines Pyridin-Nucleotid-Cofaktors
in ein Produkt umgewandelt wird und das die Verwendung eines Enzyms
oder Organismus umfasst, wie sie zuvor definiert ist.
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Ein
weiterer Gesichtspunkt dieser Erfindung ist ein Nucleotidmolekül mit einer
Sequenz mit über
70% vollkommener Übereinstimmung
mit SEQ Nr. 1, das ein Enzym verschlüsselt, das die Wirksamkeit
der löslichen
Pyridin-Nucleotid-Transhydrogenase aufweist. Das Gen kann zur Herstellung
des Enzyms oder einer veränderten
Form des Enzyms mithilfe eines genetisch veränderten Organismus verwendet
werden. Zum Beispiel kann ein genetisch veränderter Organismus, der das
sth-Gen als heterologes Konstrukt oder Teil eines heterologen Konstrukts
trägt,
so gezüchtet
werden, dass die Herstellung des Enzyms begünstigt wird, das dann aus dem
Nährmedium
oder aus Zellextrakten gewonnen werden kann. Verfahren, um dies
zu erreichen, sind im Fachgebiet wohlbekannt.
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BESCHREIBUNG
DER ERFINDUNG
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Die
Erfindung kann von dem Enzym eingesetzt werden, das die Sequenz
aufweist, die in SEQ Nr. 2 gezeigt ist, oder eine Aminosäuresequenz,
die mehr als 70%, vorzugsweise mindestens 80% und günstiger mindestens
90% vollkommene Übereinstimmung
damit aufweist. Das Enzym kann als solches verwendet werden oder
als veränderter
Mikroorganismus. Dem Durchschnittsfachmann sind geeignete Wirte
für die
Transformation bekannt. Ein Beispiel für einen geeigneten Wirt ist
E. coli.
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Ein
Enzym oder Organismus der Erfindung kann bei der Biotransformation,
zu analytischen Zwecken oder für
jeden anderen geeigneten Zweck verwendet werden. Sie sind besonders
nützlich
in Verbindung mit einer Reaktion, bei der ein Enzym einen Pyridin-Nucleotid-Cofaktor
einsetzt. Ein konkretes Beispiel ist in 1B gezeigt
(das mit 1A verglichen werden soll).
Die Verwendung von STH bedeutet, dass die Reduktion von Hydromorphon
stark verringert wird, indem die Bildung von NADH verhindert wird.
Dadurch besteht keine Notwendigkeit mehr, teure Cofaktoren bereitzustellen.
Bei Biotransformationen kann STH Reduktionsäquivalente zwischen NADH und
NAD+ hin- und hertransportieren, wodurch
Zellen bei dem Verfahren mehr als einmal verwendet werden können. Auf
der Grundlage der Oxidation von NADH zu NAD+ kann
ein Signal gemessen werden. Das veränderte Signal kann anschließend mithilfe
eines empfindlicheren Verfahrens erfasst werden, das vorher nicht
angewendet werden konnte.
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Das
folgende Beispiel 1 veranschaulicht das Klonen und Sequenzieren
von sth, während
Beispiel 2 und 3 die erfindungsgemäße Verwendung von STH veranschaulicht.
Die Beispiele sind mit Bezug auf 1 (zuvor
beschrieben) und die weiteren zugehörigen Zeichnungen angeführt, von
denen:
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2 eine
Restriktionskarte des 5,0 kb Eco RI-Fragments und des 0,5 kb SacII/XhoI-Subklons ist, der das
sth-Gen trägt.
Der dunkle Bereich zeigt den kodierenden Bereich an und die Pfeile
zeigen Sequenzierungsreaktionen an.
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3 zeigt
die Umwandlung von Morphin zu Hydromorphon in Gegenwart der löslichen
Transhydrogenase. Quadrate Morphin, Kreise Hydromorphon; Dreiecke
Dihydromorphin.
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4 zeigt
die aufeinander folgenden Biotransformationen von Morphin mit Zellen
von E. coli JM109/pMORB3-AmutMC80S/pPNT4 und E. coli JM109/pMORB3-AmutMC80S (OC = Opiatkonzentration (mM), ☐ =
Morphin, ⦁ = Hydromorphon und
=
Dihydromorphin).
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Beispiel 1
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Thionicotinsäureamid-adenin-dinucleotid
(tNAD+) und Adenosin-2',5'-diphosphatagarose
wurden von Sigma (Poole, Dorset, UK) bezogen. Weitere Reagenzien
waren analysenrein oder von höherer
Qualität
und wurden von Sigma oder Aldrich (Gillingham, Dorset, UK) bezogen.
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Pseudomonas
fluorescens NCIMB9815 wurde von der „National Collection of Industrial
and Marine Bacteria" (Aberdeen,
Scotland, UK) bezogen. Escherichia coli JM109 wurde von Promega
(Southampton, UK) bezogen. Beide Organismen wurden immer gleich
bleibend in SOB-Medium (Sambrook et al. (1989) Molecular Cloning:
A Laboratory Manual, 2. Aufl., Cold Spring Harbor Laboratory Press,
Cold Spring Harbor, NY) bei 30°C
(P. fluorescens) oder 37°C
(E. coli) unter Drehschütteln
bei 180 U/min gezüchtet.
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Die
Aktivität
von STH wurde immer gleich bleibend bei 400 nm in einem Reaktionsgemisch
aus 0,1 mM tNAD+ und 0,1 mM NADPH in 50
mM Phosphatpuffer, bei pH 7,0 und bei 30°C durch Beobachten der Reduktion
von Thionicotinsäureamid-adenindinucleotid
(tNAD+) bestimmt, einem Analogon von NAD+ mit veränderten
Spektraleigenschaften. Eine Einheit (U) der Enzymaktivität wurde
als der Betrag der Aktivität
definiert, durch den unter diesen Bedingungen pro Minute 1 mmol
tNAD+ reduziert wird. Die molare Extinktionsänderung von
tNAD+ bei 400 nm bei der Reduktion zu tNADH
wurde als 11.300 1 mol–1 cm–1 (Cohen
et al. (1970) J. Biol. Chem. 245:2825- 2836) angenommen. Die Proteinkonzentration
wurde immer gleich bleibend mithilfe des Reagens der Firma Pierce
(Rockford, Illinois, USA) entsprechend den Herstellerangaben bestimmt.
Als Standard wurde Rinderserumalbumin verwendet. Die spezifische
Aktivität
wurde als Einheiten STH-Aktivität
je mg Protein (U/mg) berechnet.
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Von
Stratagene (Cambridge, Cambs., UK) wurde pBluescript SK+, ein gängiger Klonierungsvektor, bezogen.
pS 1EMBL, ein Vektor mit geringer Kopienzahl, ist bei Poustka et
al. (1984) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 81:4129–4133 beschrieben. Mithilfe
von gängigen
Verfahren (Sambrook et al., siehe oben) erfolgten Southern Blot
und DNA-Manipulation. Reinigung von STH: Die lösliche Pyridin-Nucleotid-Transhydrogenase (STH)
wurde nach einer Abwandlung des Verfahrens von Höjeberg et al. (1976) Eur. J.
Biochem. 66:467–475 aus
Zellen von P. fluorescens NCIMB9815 gereinigt. Die Zellen wurden
in 1 l SOB-Medium bis zur stationären Phase gezüchtet. Die
Zellen wurden durch Zentrifugation (5000 g, 15 min) geerntet und
in 20 ml Puffer A (50 mM Tris/HCl, pH 7,0, mit 2 mM Dithiothreitol)
resuspendiert. Die Zellen wurden anschließend durch Beschallung (25
Impulse von 5 s bei 12 μm,
durch 30 s Pausen Abkühlung
in einem Eiswasserbad unterbrochen) mit einem MSE Soniprep 150 auseinander
gerissen. Die Zellreste wurden durch Zentrifugation (25.000 g, 10
min) entfernt. Der Auszug enthielt 93 Einheiten STH-Aktivität bei einer
spezifischen Aktivität
von 0,19 U/mg.
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STH
wurde mithilfe einer Säule
mit einem Innendurchmesser von 1 cm gereinigt, die mit 6 ml Adenosin-2',5'-diphosphatagarose
(Füllhöhe 7,6 cm)
gepackt war. Die Säule
wurde während
des Ladens mit 12 ml/h betrieben und während des Waschens mit 24 ml/h.
Alle Vorgänge
erfolgten bei 4°C
und alle Puffer enthielten 2 mM Dithiothreitol. Nach Äquilibrierung
der Säule
mit 5 mM CaCl2 in Puffer A wurde das Rohextrakt
(20 ml), zu dem CaCl2 bis auf eine Endkonzentration
von 5 mM hinzugegeben wurde, auf die Säule geladen. Die Säule wurde
anschließend
mit 90 ml 0,4 M NaCl, 5 mM CaCl2 in Puffer
A, gefolgt von 24 ml 0,7 M NaCl, 5 mM CaCl2 in
Puffer A gewaschen. Gebundenes vice versa wurde mit 50 mM tris/HCl,
pH 8,9 herausgelöst,
das 0,4 M NaCl enthielt. Es wurden 5 ml Fraktionen aufgefangen und
die aktiven Fraktionen zusammengefasst. Das zusammengefasste Produkt
wurde durch Ultrafiltration mit einer Amicon 8050 Ultrafiltrationszelle
konzentriert, die mit einer Membran mit einer nominalen Trenngrenze
von Mr 10.000 versehen ist, und anschließend mit
Puffer A diafiltriert, um den pH-Wert und die Salzkonzentration
zu senken. Das Endvolunen betrug 1,5 ml. Dieses Material enthielt
62 U STH-Aktivität
bei einer spezifischen Aktivität
von 140 U/mg.
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Dieses
Produkt wurde anschließend
in eine Gelfiltrationssäule
mit einem Innendurchmesser von 1,6 cm gegeben, die mit 150 ml Sephacryl
S-300 (Pharmacia) (Füllhöhe 75 cm)
gepackt und mit Puffer A äquilibriert
war. Die Säule
wurde mit 8 ml/h betrieben. Es wurden 2 ml Fraktionen aufgefangen.
Die wirksamen Fraktionen (16 ml) wurden zusammengefasst und wie
zuvor beschrieben durch Ultrafiltration auf ein Endvolumen von 1
ml konzentriert. Das Produkt enthielt 26 U STH-Aktivität bei einer
spezifischen Aktivität
von 310 U/mg.
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Vor
der Untersuchung mit SDS-PAGE wurde die Probe durch Gefriertrocknung
und erneute Suspension in einer kleinen Menge von Puffer A weiter
konzentriert. Das rekonstituierte Material war nicht aktiv. SDS-PAGE
zeigte eine einzelne Proteinbande mit einem scheinbaren Mr von 55.000, was mit dem Wert in Einklang
steht, der für
das Enzym von Pseudomonas aeruginosa (Rydström et al., siehe oben) beschrieben
wurde.
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Klonen:
Das Protein wurde mit dem Semidry-Übertragungssystem PhastTransfer
(Pharmacia, St. Albans, Herts., UK) entsprechend den Herstellerangaben
von einem SDS-PAGE-Gel auf eine Membran aus Poly(vinylidendifluorid)
(PVDF) (ProBlott, Applied Biosystems, Foster City, Kalifornien,
USA) übertragen.
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Die
N-terminale Sequenz wurde durch automatisierten Edman-Abbau bestimmt.
Die N-terminale
Sequenz der gereinigten PNTH wurde bestimmt als:
A-V-Y-N-Y-D-V-V-V-L-G-S-(G/V)-P-A-G-E-(G/V)-A-A-M-N-A-A-(R/D)-
wobei die Klammern ungewisse Zuordnungen anzeigen.
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Auf
der Grundlage von 20 Genen in der Gen-EMBL-Datenbank wurde eine
Codonprä ferenztabelle
für P.
fluorescens abgeleitet. Daraus wurde für die meisten Codons eine merkliche
Bevorzugung für
G und C an der dritten Stelle deutlich. Auf der Grundlage dieser
Codonpräferenz
wurde das folgende degenerierte Oligonukleotid abgeleitet: AC-(C/G)AC-(C/G)AC-GTC-GTA-GTT-GTA-(C/G)AC-(G/C)GC
(auf der Grundlage der Reste 1 bis 9 der N-terminalen Sequenz).
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Southern
Blots der genomischen DNA von P. fluorescens NCIMB9815 zeigten,
dass sich dieses Oligonukleotid am stärksten an ein 5,0 kb Eco RI-Fragment
gebunden hat. Im Klonierungsvektor pBluescript SK+ wurde mit E.
coli JM109 als Wirt eine Bibliothek der Eco RI-Fragmente von 4 bis
6 kb erstellt, und rekombinante Zellen wurden durch Kolonieblotting
unter Verwendung der Oligonukleotidsonde erfasst. Mehrere positive
Kolonien wurden isoliert und es wurde herausgefunden, dass sie alle
den gleichen Insert von 5,0 kb trugen. Es wurden beide Orientierungen
des Inserts gewonnen. Die rekombinanten Plasmiden wurden als pSTH1A
and pSTH1B bezeichnet, die sich nur in der Orientierung des Eco
RI-Inserts unterschieden. Die Lage des Gens sth wurde durch Restriktionskartierung
des Inserts und anschließender
Southern-Analyse unter Verwendung der Oligonukleotidsonde bestimmt.
Die Sequenzierung verwies auf die Gegenwart eines offenen Leserahmens, der
ein Protein derselben N-terminalen Sequenz verschlüsselt wie
die, die für
STH bestimmt wurde. Es wurden verschiedene Subklone in pBluescript
SK+ hergestellt und mithilfe von Primern auf der Grundlage von Vektoren
sequenziert, wie in 1 gezeigt ist.
Die Sequenz von sth und die abgeleitete Aminosäuresequenz von STH sind als
SEQ Nr. 1 und 2 dargestellt.
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Zellextrakte
aus gesättigten
E. coli JM109/pSTH1A- oder pSTH1B-Kulturen wiesen eine nachweisbare STH-Aktivität auf, die
durch die Reduktion von Thionicotinsäureamid-adenin-dinucleotid
(tNAD+) in Gegenwart von NADPH bestimmt
wurde. Ein 1,5 kb SacII/XhoI-Fragment von pSTH1A wurde in pBluescript
SK+ (2) subkloniert. Dieses Plasmid wurde als pSTH2
bezeichnet. Bei pSTH2 befindet sich sth in der richtigen Orientierung,
sodass es unter dem lac-Promotor des pBluescript SK+ exprimiert
werden kann. Zellextrakte aus gesättigten E. coli JM109/pSTH2-
Kulturen in Abwesenheit oder Gegenwart von 0,4 mM IPTG wiesen eine
Transhydrogenaseaktivität
von 4,1 U/mg beziehungsweise 22,0 U/mg auf. Auf der Grundlage der
spezifischen Aktivität
von gereinigter STH wurde geschätzt,
dass STH im letzteren Fall etwa 6% lösliches Zellprotein bildete, etwa
hundertmal so viel, wie bei P. fluorescens beobachtet wurde.
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Die
rekombinante STH wurde bis zur apparenten Homogenität in einem
einzigen affinitätschromatografischen
Schritt mit Adenosin-2',5'-diphosphatagarose
gereinigt. Wie zuvor beschrieben, wurde ein Zellextrakt aus 1 1
der gesättigten
E. coli JM109/pSTH2-Kultur hergestellt, die in Gegenwart von 0,4
mM IPTG gezüchtet
wurde. Von den entstehenden 25 ml Zellextrakt, wurden wie zuvor
beschrieben 5 ml, die 2140 U STH-Aktivität bei einer spezifischen Aktivität von 27
U/mg enthielten, auf eine Säule
geladen, die mit Adenosin-2',5'-diphosphatagarose
gepackt war. Die Säule
wurde mit 35 ml 0,7 M NaCl, 5 mM CaCl2 in
Puffer A gewaschen. STH wurde anschließend mit 0,4 M NaCl in 50 mM
Tris/HCl, pH 8,9 herausgelöst.
Die wirksamsten Fraktionen, insgesamt 13 ml, wurden wie zuvor beschrieben
zusammengefasst, konzentriert und diafiltriert, mit der Ausnahme,
dass eine Membran mit einer nominalen Trenngrenze bei einem Molekulargewicht
von 300.000 verwendet wurde. Das Produkt enthielt 900 U STH-Aktivität bei einer
spezifischen Aktivität
von 300 U/mg. Dieses Material erschien homogen nach SDS-PAGE; daher
wurde der Gelfiltrationsschritt weggelassen. Die gereinigte STH
wurde bei –20°C in Puffer
A mit 2 mM Dithiothreitol gelagert, ohne nachweisbaren Verlust der
Aktivität über mehrere
Wochen.
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Die
Eigenschaften der rekombinanten STH wurden mit denen verglichen,
die für
das Enzym von Pseudomonas aeruginosa beschrieben wurden. Das Mr der Untereinheit nach Bestimmung durch
SDS-PAGE steht im Einklang mit dem zuvor beschriebenen (Rydström et al.,
siehe oben). Um zu ermitteln, ob das rekombinante Enzym große Polymere
formen kann, wurden Proben an Kohlenstoffschichten angelagert, mit
1% w/v Uranylacetat negativgefärbt
und elektronenmikroskopisch mit einem Phillips CM 100 Elektronenmikroskop
untersucht. Es wurden lange Polymere mit einem Durchmesser von etwa
10 nm und über
500 nm Länge
beobachtet. Dies steht im Einklang mit früheren Berichten (Louie et al.
(1972) J. Mol. Biol. 70:651–664).
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Beispiel 2
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Aus
rekombinanten Escherichia-coli-Stämmen wurden nach veröffentlichten
Verfahren (Willey et al. (1993) Biochem. J. 290:539–544; French
und Bruce (1995) Biochem. J. 312:671–678) Morphindehydrogenase und
Morphinonreduktase hergestellt. STH wurde aus Pseudomonas fluorescens
NCIMB9815 hergestellt, wie in Beispiel 1 beschrieben. Die Morphinalkaloide
wurden mithilfe der HPLC mengenmäßig bestimmt
(French et al., siehe oben).
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Ein
Reaktionsgemisch aus 0,5 ml 50 mM Tris/HCl-Puffer, pH 8,0, das 10
mM Morphin, 0,2 mM NADPH, 0,2 mM NAD+, 1
mM Dithiothreitol, 1 Einheit Morphinonreduktase, 1 Einheit Morphindehydrogenase und
6 Einheiten STH enthielt, wurde bei 4°C 8 Stunden lang inkubiert.
In Abständen
wurden 50 μl
Proben entnommen, mit Essigsäure
behandelt, um Proteine auszufällen,
und mit HPLC untersucht. Morphin wurde in hoher Ausbeute zu Hydromorphon
umgewandelt, wie in 3 gezeigt. Es wurde auch ein
Parallelversuch ohne STH durchgeführt. In diesem Fall kam es
nicht zur Umwandlung von Morphin. Dadurch ist bewiesen, dass STH die
Regeneration von Cofaktoren in einem enzymatischen Biotransformationsvorgang
katalysieren kann.
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Beispiel 3
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Ein
1,2 kb Pst I-Fragment mit einem mutanten Morphindehydrogenase-Strukturgen
(morA), vollständig mit
seiner davor liegenden Ribosomenbindungsstelle und den Promotorsequenzen,
wurde in den Vektor pS 1EMBL mit geringer Kopienzahl ligiert, der
vorher mit Pst I verdaut wurde, wodurch das Konstrukt pMORA4mutMC80S
entstand, das geeignete Restriktionsstellen zum weiteren Subklonieren
enthielt. Ein 1,2 kb HindIII/Eco RI-Fragment, das das mutante morA-Gen,
die Ribosomenbindungsstelle und den Promotorbereich trägt, wurde
aus pMORA4mutMC80S herausgeschnitten und in pMORB3 ligiert, das
mit HindIII/Eco RI verdaut wurde (French et al., siehe oben) und
eine einzelne Kopie von morB, dem Strukturgen für Morphinonreduktase, zusammen
mit seiner Ribosomenbindungsstelle und dem Promotorbereich trägt, wodurch
das Konstrukt pMORB3-AmutMC80S entstand.
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Ein
1,5 kb Pst I/XhoI-Fragment, das das Strukturgen für die lösliche Pyridin-Nucleotid-Transhydrogenase
enthält,
wurde in pS 1EMBL ligiert, der vorher mit Pst I und Sal I verdaut
wurde, wodurch das Konstrukt pPNT4 entstand.
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Zellen
von E. coli JM109/pMORB3-AmutMC80S und E. coli JM109/pMORB3-AmutMC80S/pPNT4 wurden
bis zur stationären
Phase gezüchtet
und durch Zentrifugation bei 17.310 × g für 15 min bei 4°C geerntet.
Die Zellen wurden anschließend
mit 50 mM Tris-HCl (pH 7,5) gewaschen und erneut zentrifugiert.
Der Überstand
wurde entfernt und die pelletierten Zellen auf Eis gelagert, bis
sie für
die Biotransformation benötigt wurden.
Typische Werte für
die Enzymaktivität
in Zellen von E. coli JM109/pMORB3-AmutMC80S betrugen 0,06 U/mg
für Morphindehydrogenase
und 0,88 U/mg für
Morphinonreduktase; wohingegen die Werte in Zellen von E. coli JM109/pMORB3-AmutMC80S/pPNT4
0,044 U/mg für
Morphindehydrogenase, 0,78 U/mg für Morphinonreduktase und 0,72
U/mg für
STH betrugen. Ganzzellbiotransformationen mit kleinen Substanzmengen (Gesamtvolumen
3 ml) wurden in Reaktionsgemischen mit 20 mM Morphin und einer Endzelldichte
von 0,17 g/ml in 50 mM Tris-HCl (pH 7,5) durchgeführt. Die
Biotransformationen erfolgten zweimal bei 30°C mit einem Drehschüttelapparat
und in regelmäßigen Abständen wurden
Proben entnommen. Die Proben wurden durch Zentrifugation gereinigt
und mithilfe der HPLC auf den Opiatgehalt hin untersucht, wie vorher
beschrieben ist (French et al., siehe oben). Es erfolgte eine Reihe
aufeinander folgender Biotransformationen mit derselben Charge Zellen,
die zwischen den Inkubationen geerntet und gewaschen wurde. Die
Ergebnisse, die in 4 veranschaulicht sind, deuten
darauf hin, dass Zellen, die rekombinante STH enthalten, mehr als
einmal für
den Biotransformationsvorgang verwendet werden konnten, während Zellen
ohne rekombinante STH nur einmal verwendet werden konnten. Diese
Ergebnisse lassen darauf schließen,
dass die rekombinante STH bei in vivo-Enzymvorgängen, die auf NADP und NAD
angewiesen sind, zur Cofaktorregeneration in der Lage ist.
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