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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Gebiet der
Erfindung
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Die
Erfindung betrifft die therapeutische Behandlung infektiöser Gastroenteritis.
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Beschreibung
des Standes der Technik
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Eine
normale Mikroflora ist wichtig für
den Schutz des Wirts gegen Krankheiten des Gastrointestinaltrakts
(GI-Trakt) (Fuller, R., Gut 1991; 32: 439–42; Salminen, S. et al., Dig
Dis Sci 1992; 10: 227–38).
Während der
Dauer akuter Diarrhöe ändert sich
die normale gastrointestinale Mikroflora radikal. Diese Änderungen
beinhalten eine Abnahme der Zahl von Lactobacilli, Bacteroides und
Bifidobacteria (Salminen S. et al., Dig Dis Sci 1992; 10: 227–38; Tazume
S. et al., Clin Infect Dis 1993; 16(2 suppl): 77–825; Mitsuoka T., in Wood
BJB, London: Elsevier Applied Science 1992, 1: 69–114; Salminen
S. et al., Chemotherapy, in Druck).
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Lactobacillus
reuteri ist die am häufigsten
vorkommende Lactobacillus-Spezies, die im GI-Trakt von Menschen
und Tieren gefunden wird (Kandler O. et al., Zbl Bakt Abt Orig 1980;
C1: 264–9).
Wie andere Lactobacilli produziert L. reuteri saure Stoffwechselendprodukte
(Milch- und Essigsäuren),
die eine beträchtliche antimikrobielle
Aktivität
aufweisen (Axelson L. T. et al., Microb Ecology Health Dis 1989;
2: 131–6).
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Verschiedene
Untersuchungen haben gezeigt, daß die Verabreichung probiotischer
Mittel das mikrobielle Gleichgewicht des Wirts modulieren und akute
Diarrhöeperioden
abmildern kann (Pearce J. L. et al., J. Pediatr 1974; 84: 261–2; Brunser
O. et al., Acta Paediator Scand 1989; 78: 259–64; Boudraa G. et al., J Pediatr Gastroenterol
Nutr 1990; 11: 509–12).
Es wurde gezeigt, daß der
Stamm Lactobacillus casei GG (LcGG) die klinische Heilung einer
Rotavirus-Gastroenteritis bei Kindern fördert und intestinale Immunantworten
verbessert (Isolauri E. et al., Pediatrics 1991; 88: 90–7; Kaila
et al., Int Pediatr Research Foundation, Inc. 1992; 32: 141–4; Majamaa
H. et al., J Pediatr Gastroenterol Nutr 1995; 20: 333–8). Andere
im Handel erhältliche
Präparate
von Milchsäurebakterien,
wie L. casei subsp. rhamnosus (Lactophilus), L. delbrückii subsp.
bulgaricus und andere, werden ebenfalls zur Behandlung akuter Diarrhöe eingesetzt,
wenngleich ihre Wirksamkeit formal nicht demonstriert wurde (Majamaa
H. et al., J Pediatr Gastroenterol Nutr 1995; 20: 333–8). Es
wurde gezeigt, daß L.
reuteri bei exogener Verabreichung an gesunde Menschen sicher ist
(Wolf B. W. et al., Micro Ecology Health Dis 1995; 8: 41–50), und
im Colitismodell der Ratte zeigte er therapeutisches Potential (Fabia
R. et al., Scand J Gastroenterol 1993; 28: 155–62).
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Von
L. reuteri ist bekannt, daß er
ein Breitband-Antimikrobiotikum
produziert, Reuterin genannt (Axelson L. T. et al., Microb Ecology
Health Dis 1989; 2: 131–6),
das für
die Inhibierung pathogener Mikroorganismen im Gastrointestinaltrakt
verantwortlich sein könnte.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Die
Erfindung betrifft die Behandlung von Diarrhöe unter Verwendung ein oder
mehrerer Lactobacillus reuteri-Stämme, die aus einem Lebewesen
der gleichen Spezies isoliert wurde, wie dem Lebewesen, an dem die
Therapie durchgeführt
wird. Vorzugsweise werden, abhängig
von der Schwere der Gastroenteritis, über eine Dauer von wenigstens
einem Tag wenigstens etwa 107 L. reuteri-Zellen
verabreicht. Das Ergebnis ist eine rasche, dramatische Abnahme von
Diarrhöe
und Erbrechen des Lebewesens, die bei anderen früheren Therapien nicht beobachtet
wurde.
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Eine
Aufgabe der Erfindung ist es, eine Behandlung von akuter Diarrhöe bereitzustellen,
die die Dehydration junger Patienten wirksamer und schneller unterbindet
als frühere
Verfahren.
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Andere
Aspekte, Merkmale und Aufgaben der Erfindung ergeben sich deutlicher
aus der folgenden Offenbarung und den anhängenden Ansprüchen.
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KURZE BESCHREIBUNG
DER ZEICHNUNGEN
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1 zeigt graphisch die Häufigkeit
von wäßrigem Stuhl
während
einer Periode von 24 Stunden bei Patienten, die L. reuteri oder
ein Placebo erhielten, dargestellt als absolute Zahl von diarrhoischen
Stühlen (1a)
und als prozentuale Abnahme im Vergleich zum Aufnahmewert (1b).
Die gefüllten
Quadrate zeigen die Behandlung mit L. reuteri an und die offenen
Quadrate zeigen das Placebo.
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2 zeigt die Häufigkeit des Erbrechens während einer
Periode von 24 Stunden bei Patienten, die L. reuteri oder ein Placebo
erhielten, dargestellt als absolute Zahl der Episoden von Erbrechen
(2a) und als prozentuale Abnahme vom Aufnahmewert
(2b). Die gefüllten
Quadrate zeigen die Behandlung mit L. reuteri und die offenen Quadrate
zeigen das Placebo.
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3 zeigt
den gesamten fäkalen
Lactobacillus bei Kindern, denen das Placebo gegeben wurde (zweiter
Balken von jedem Balkenpaar) und denen L. reuteri gegeben wurde
(erster Balken von jedem Balkenpaar).
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4 zeigt
die Keimzahl an fäkalem
L. reuteri bei Kindern, denen das Placebo gegeben wurde (zweiter
Balken von jedem Balkenpaar) und denen L. reuteri gegeben wurde
(erster Balken von jedem Balkenpaar).
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5 zeigt
L. reuteri als Prozentsatz der gesamten fäkalen Lactobacilluspopulation
bei Kindern, denen das Placebo gegeben wurde (zweiter Balken von
jedem Balkenpaar) und denen L. reuteri gegeben wurde (erster Balken
von jedem Balkenpaar).
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AUSFÜHRLICHE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG UND BEVORZUGTE AUSFÜHRUNGSFORMEN
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Die
Erfindung betrifft eine Therapie für einen Säuger mit Diarrhöe, umfassend
die Feststellung, daß der
Säuger
Diarrhöe
hat oder imminent anfällig
für Diarrhöe ist; Auswählen eines
Lactobacillus reuteri-Stamms; Herstellen wenigstens eines Aliquots
von Zellen des Stamms, das etwa 107 bis
1010 vorzugsweise wenigstens etwa 108 Zellen enthält, zur Verabreichung an den
Säuger;
und orales Verabreichen des wenigstens einen Aliquots an den Säuger sobald
wie möglich
nach Diagnose der Diarrhöe.
Die Aliquote können
lyophilisierte Zellen sein, die zur Verabreichung an den Säuger in
einer Flüssigkeit
suspendiert sind. Bei der Flüssigkeit
kann es sich um Wasser, Fruchtsäfte,
Milchprodukte wie Milch oder Joghurt, und dergleichen handeln, die
für den
Säuger
nicht schädlich
sind. Die lyophylisierten Zellen können wie bekannt in eine feuchtigkeitsundurchlässigen Verpackung,
wie einer Folienverpackung, oder in eine Gelatinekapsel verpackt
sein. Alternativ zur flüssigen
Verabreichung an den Säuger
können
die lyophilisierten Zellen zur Verabreichung an den Säuger in
eine Gelatine-kapsel gefüllt
werden. Vorzugsweise handelt es sich bei dem Lactobacillus reuteri-Stamm
um einen Stamm, der aus der gleichen Säugerart isoliert wurde, an
dem die Therapie durchgeführt
wird. Die Erfindung umfaßt
ferner ein therapeutisches Präparat
zur Verringerung von Diarrhöesymptomen,
das wenigstens etwa 107 lebensfähige Zellen
eines L. reuteri-Stamms in einem Aliquot zur Verabreichung an den
Säuger
umfaßt.
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Die
vorliegende Erfindung stellt eine Behandlung von akuter Diarrhöe bei Menschen
bereit, die die Verabreichung von Lactobacillus reuteri umfaßt. Vorzugsweise
erstrecken sich Behandlungen über
einen Zeitraum von wenigstens ein bis sieben Tagen und werden vorzugsweise
sobald wie möglich
nach Diagnose der Diarrhöe
mit einer täglich
verabreichten Menge von 107 bis 1010 Zellen begonnen. Je früher die Behandlung beginnt,
desto schneller kann die Therapie mit der Verabreichung von L. reuteri-Zellen
die Diarrhöe
beseitigen.
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Zusammenfassend
wurden bei der hier beschriebenen Hauptstudie zur Bestimmung der
Wirkung eines humanen Lactobacillus-Stamms (Lactobacillus reuteri-Stamm
SD 2112) auf die Heilung einer akuten Diarrhöe (75% Rotavirus) 40 Patienten
im Alter zwischen 6 und 36 Monaten untersucht. Dieser L. reuteri-Stamm wurde
bei der American Type Culture Collection als ATCC Nr. 55730 gemäß dem Budapester
Vertrag am 7. Dezember 1995 hinterlegt und wurde ursprünglich aus
humaner Brustmilch isoliert.
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Nach
elterlicher Zustimmung wurden die Patienten auf eine von zwei Gruppen
randomisiert und erhielten für
die Dauer des Krankenhausaufenthalts oder bis zu 5 Tagen entweder
täglich
1010 bis 1011 CFU
von L. reuteri SD 2112 oder ein entsprechendes Placebo. Die Behandlungen
erfolgten in 50 bis 100 ml Flüssigkeit. Die
mittlere (SD) Dauer der wäßrigen Diarrhöe nach Beginn
der Therapie betrug 1,7 [1,6] Tage bei der L. reuteri-Gruppe und 2,9 [2,3]
Tage bei der Placebogruppe (p = 0,07). Am zweiten Tag der Behandlung
hatten nur 26% der Patienten, die L. reuteri erhielten, wäßrige Diarrhöe, im Vergleich
mit 81 von denen, die das Placebo erhielten (p = 0,0005). Lactobacillus-Kulturen
aus Stuhlproben zeigten, daß die
Verabreichung von L. reuteri für
mehr als 75% der gesamten Lactobazillen verantwortlich war, die
bei Kindern gefunden wurden, denen dieses Produkt gegeben wurde.
Daraus ist zu schließen,
daß L.
reuteri als Therapeutikum bei akuter Diarrhöe bei Kindern wirksam ist.
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Klinische
Ergebnisse, die durch Fäkalanalysen
gestützt
werden, zeigen, daß die
Ansiedelung von L. reuteri im GI-Trakt zu einer Verkürzung und
Besserung akuter Diarrhöe,
hauptsächlich
mit Rotavirus-Ätiologie, führte. Die
vorteilhafte Wirkung einer Therapie mit L. reuteri wurde innerhalb
von 24 Stunden nach Beginn der Behandlung beobachtet, wonach bei
den meisten Patienten eine Abnahme der wäßrigen Diarrhöe zu sehen war.
Die Beobachtung, daß 74%
der behandelten Patienten und nur 19% der Placebopatienten am zweiten Tag
der Therapie frei von Diarrhöe
waren, ist klinisch eindeutig signifikant. Dieses Ergebnis ist im
Vergleich mit der früheren
Erfahrung mit Lactobacillus GG vorteilhaft (Isolauri E. et al.,
Pediatrics 1991; 88: 90–7;
Majamaa H. et al., J Pediatr Gastroenterol Nutr 1995; 20: 333–8), der
sich wiederum bei der Behandlung von akuter Diarrhöe klinisch
wirksamer als eine Kombination von Streptococcus thermophilous und
L. delbrückii
subsp. Bulgaricus (Yalacta) und L. casei subsp. Rhamnosus (Lactophilus)
erwies. Die vorliegenden Ergebnisse lassen sich durch eine frühere Verabreichung
von L. reuteri noch weiter verbessern. Bei der hier beschriebenen Hauptstudie
wurde die Therapie mit L. reuteri in einem relativ späten Stadium
der Diarrhöe
bei Patienten begonnen, bei denen eine Einweisung ins Krankenhaus
erforderlich war, und auch erst nach Rehydration und Einholen der
elterlichen Zustimmung. In vielen Fällen war die Verzögerung beträchtlich.
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Die
klinischen Resultate wurden durch die bakteriologischen Ergebnisse
bestätigt,
die bei den Placeboempfängern
eine geringe Gesamtzahl von Lactobazillen und praktisch keinen L.
reuteri und in der Behandlungsgruppe eine hohe Gesamtzahl von Lactobazillen
und Ansiedelung von L. reuteri zeigten. Die Daten für die Ansiedelung
lassen vermuten, daß die
Anwesenheit von L. reuteri im GI-Trakt die Ökologie des Darms verbessern
könnte,
indem sie das Wachstum anderer vorteilhafter Mikroorganismen erleichtert
(Fuller R., Gut 1991; 32: 439–42).
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Die
Merkmale und Vorteile der vorliegenden Erfindung sind mit Blick
auf die folgenden Beispiele besser verständlich.
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BEISPIELE
Untersuchte Patienten
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Die
Studie wurde zwischen dem 29. Januar und dem 2. Juli 1995 durchgeführt, entsprechend
der Jahreszeit einer Rotavirusepidemie. Das Studienprotokoll war
vom Ethical Review Committee des Tampere University Hospitals, Tampere,
Finnland, gebilligt. Es handelte sich um, eine randomisierte Doppelblindstudie.
Die Untersuchungspatienten umfaßten
41 gut genährte
Patienten (61% männlich)
im Alter zwischen 6 und 36 Monaten, die nacheinander wegen akuter
Diarrhöe
mit einer Dauer von weniger als 7 Tagen und mit mehr als einem wäßrigen Stuhl
während
der vorangegangenen 24 Stunden in die kinderklinischen Abteilung
des Tampere University Hospitals eingewiesen worden waren. Die Kinder
wurden auf Basis der folgenden Aufnahme- und Ausschlußkriterien
in die Studie aufgenommen oder davon ausgeschlossen. Patienten waren
für die
Studie auswählbar,
wenn sie 6 bis 36 Monate alt waren, wegen akuter Diarrhöe eingewiesen
worden waren, in ihrer Anamnese die Aufnahme boviner Milchprodukte
(Milch, Joghurt, Babynahrung usw.) als Teil ihrer normalen Ernährung aufwiesen
und einen Elternteil oder einen gesetzlichen Vormund besaßen, der
eine Zustimmungserklärung
unterzeichnete. Patienten wurden von der Studie ausgeschlossen,
wenn sie eine immunsuppressive Therapie durchmachten oder an Immundefizienz
litten, in der Anamnese eine Allergie gegen Kuhmilch aufwiesen,
eine schwere zugrundeliegende Krankheit hatten, während des
vorigen Monats ein Prüfarzneimittel
genommen hatten, oder einen Elternteil oder einen gesetzlichen Vormund
hatten, der die Zustimmungserklärung nicht
unterzeichnen wollte.
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Es
wurde ein Randomisierungsschema erstellt, um jeder Behandlungsgruppe
(L. reuteri und Placebo) etwa 50% der in die Studie aufgenommenen
Patienten zuzuordnen. Den Patienten wurden entsprechend ihrer Aufnahme
in die Untersuchung nacheinander Randomisierungsnummern zugeteilt.
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Datenaufnahme
vor der Untersuchung
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Zum
Zeitpunkt der Aufnahme wurden die Kinder gewogen, klinisch untersucht,
und es wurde die Schwere der Dehydration bestimmt. Der akute Gewichtsverlust
wurde als Differenz zwischen dem erwarteten Gewicht (entsprechend
den individuellen Wachstumskurven) und dem beobachteten Gewicht
berechnet. Dann wurde das Flüssigkeitsdefizit
(Prozent Dehydration) aus den klinischen Dehydrationssymptomen und
aus dem akuten Gewichtsverlust mit einer Abnahme von 0,5 bis 1%
pro Tag Diarrhöe
definiert, der wenigstens 3 Tage lang andauerte und den Gewichtsverlust
aufgrund niedriger Kalorienaufnahme widerspiegelte. Serumspiegel von
Natrium und Kalium sowie das Säure-Base-Gleichgewicht
im Blut wurden aus einer bei der Aufnahme entnommenen Blutprobe
bestimmt.
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Behandlung
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Nach
Krankenhausaufnahme wurden die Patienten entsprechend einem Standardbehandlungsschema
behandelt, zuerst mit oraler Rehydration, der eine rasche Wiederaufnahme
der vollen Ernährung
folgte (Isolauri E. et al., J Pediar Gastroenterol Nutr 1985; 4:
366–74),
aber ohne Medikamente gegen Diarrhöe. Die orale Rehydration erfolgte
innerhalb von 6 Stunden mit einer Lösung, die Na+ (60
mmol/l) und Glucose (84 mmol/l enthielt und in der doppelten Menge
des Flüssigkeitsdefizits
und im Minimum von 30 ml/kg gegeben wurde (Rautanen T. et al., Acta
Paediatr 1993; 82: 52–4).
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Die
Patienten wurden gleichermaßen
auf eine von zwei Gruppen randomisiert. Gruppe 1 (n = 19) erhielt
einmal täglich
1010 bis 1011 CFU
L. reuteri SD 2112. Gruppe 2 (n = 21) erhielt einmal täglich ein
passendes Placebo. Das Placebo bestand aus fettfreiem Trockenmilchpulver.
L. reuteri- und Placeboformulierungen wurden von BioGaia Biologics,
Inc. (Raleigh, North Carolina, USA) hergestellt und vor Transport
einer Qualitätskontrolle
und einer Qualitätssicherung
unterzogen. Jede Ein-Gramm-Dosis (1010 bis
1011 CFU/g) von L. reuteri war in gefriergetrockneter
Form mit fettfreiem Trockenmilchpulver als Träger in steril verschweißten Plastikröhrchen verpackt.
Ein Gramm der gefriergetrockneten L. reuteri-Präparate oder des Placebos wurden
in 50 bis 100 ml einer Flüssigkeit
nach Wahl rekonstituiert. Warme Nahrungsmittel wurden vor dem Vermischen
mit den Formulierungen temperiert. Mit der Gabe des zugewie senen
Präparats
wurde sofort nach Erhalt der Zustimmungserklärung begonnen. Die Patienten
erhielten 5 Tage lang oder, falls kürzer, für die Dauer des Krankenhausaufenthalts,
L. reuteri oder Placebo.
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Die
Patienten wurden täglich
auf der Station gewogen. Anzahl und Qualität des Stuhls und des Erbrochenen
wurden von den diensthabenden Schwestern aufgezeichnet. Die Stühle wurden
als wäßrig, lose
oder fest beurteilt. Die Dauer der Diarrhöe wurde aus dem letztmaligen
Auftreten von wäßrigem Stuhl
berechnet. Die Dauer der Diarrhöe
wurde in Dezimaltagen berechnet. Die Patienten wurden entsprechend
dem klinischen Urteil des behandelnden Arztes entlassen. Sie wurden
gebeten, die Forscher zu kontaktieren, falls innerhalb einer "Follow-up"-Periode von 1 Monat
wieder Diarrhöe
auftreten sollte, zu welchem Zeitpunkt sie sich zur Abnahme einer
Blutprobe wieder zeigten.
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Aufnahme von
Patientendaten
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Die
Konzentrationen von Natrium und Kalium im Serum und die Säure-Base-Analyse
des Bluts wurden im Krankenhauslabor nach Standardverfahren bestimmt.
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Rotavirus-Antigen
wurde mit einem handelsüblichen
Enzymimmunoassay (Dakopatts AS, Dänemark) im Department of Virology,
Medical School, University of Tampere, nachgewiesen. Blutproben
zur Rotavirus-Serologie wurden am gleichen Tag oder einen Tag nach
Aufnahme und vier Wochen später
zum Nachweis von Rotavirus-Antikörpern
entnommen. Rotavirus-IgA-Antikörper
wurden mittels eines ELISA-Verfahrens bestimmt (Isolauri E. et al.,
Vaccine 1995; 13: 310–2).
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Stuhl
von jeder Testperson wurde zur Analyse von Lactobazillen insgesamt
und von L. reuteri gesammelt. Fäzesproben
wurden zu Beginn vor Verabreichung des Prüfprodukts, 48 Stunden nach
Verabreichung des Prüfprodukts
und bei Entlassung aus dem Krankenhaus gesammelt. Zur mikrobiellen
Analyse wurden nicht weniger als 2 g Stuhl genommen. Die Proben
wurden homogenisiert und in 0,1%igem Peptonwasser im Endverhältnis 1
: 5 verdünnt.
Fünf Aliquote
von jeweils 1,6 ml gut vermischter Präparate wurden schockgefroren
und bei –70°C aufbewahrt.
Verdünnte
Stuhlproben wurden zur Bestimmung von gesamten fäkalen Lactobazillen und von
L. reuteri zu BioGaia Biologics, Inc., Raleigh, NC USA, geschickt.
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Die
Aktivitäten
der Enzyme Urease, β-Glucuronidase
und β-Glucosidase in Fäzes wurden
wie früher beschrieben
im Labor des Clinical Nutrition Department der University of Kuopio
bestimmt (Ling W. H. et al., Ann Nutr Metab 1992; 36: 162–6).
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Statistische
Verfahren
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Die
statistische Analyse erfolgte mittels Student's t-Test und Varianzanalyse (Anova),
um statistische Unterschiede zwischen den Studiengruppen zu bestimmen.
Beim Vergleich wiederholter Messungen wurden der gepaarte t-Test
und Anova für
wiederholte Messungen angewandt.
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Ergebnisse
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Einundvierzig
Patienten wurden anfänglich
in die Studie aufgenommen. Ein Kind aus der Placebogruppe wurde
aus der Analyse genommen, weil in den Stuhlproben L. reuteri gefunden
wurde. Seine Schwester, die ebenfalls an dem Versuch teilnahm, wurde
der L. reuteri-Gruppe zugeordnet. Es war offensichtlich, daß zwischen
diesen Kindern eine Kreuzkontamination stattgefunden hatte. Von
den verbleibenden 40 Kindern wurden 19 und 21 Patienten für die Behandlungen
mit L. reuteri bzw. mit Placebo eingeteilt. Dreißig (75%) Patienten wiesen
gemäß Enzymimmunoassay
Rotavirus-Antigen in den Stuhlproben auf. Rotavirus wurde in der L.
reuteri-Gruppe bei 12 (63%) Patienten und in der Placebogruppe bei
18 (86%) Patienten gefunden.
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Die
relevanten klinischen Haupteigenschaften der gesamten Studiengruppe
(n = 40) sind in Tabelle 1 dargestellt.
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Klinische
Haupteigenschaften von Kindern, die wegen akuter Diarrhöe ins Krankenhaus
eingewiesen und in die Studie aufgenommen wurden
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Die
mittlere (SD) Dauer der Diarrhöe
bis zur Behandlung betrug 3,0 (1,7) Tage. Bei Aufnahme zeigten die
meisten Patienten eine leichte Dehydration, im Mittel 3,4 (1,4)%.
Das Serumnatrium lag zwischen 130 und 144 mmol/l bei einem Mittelwert
von 138 mmol/l. Die Rotavirus-positiven Patienten hatten zu Hause
2,6 (1,5) Tage Diarrhöe
im Vergleich mit 3,1 (1,9) Tagen von Rotavirus-negativen Patienten
(Unterschied nicht signifikant). Der Grad der Dehydration war bei
Rotavirus-positiven
Kindern nicht signifikant schwerer als bei Rotavirus-negativen Patienten,
sie zeigten jedoch bei Aufnahme mehr metabolische Azidose (Basendefizit
7,8 (4,3) mmol/l) als die Rotavirus-negativen Patienten (mittleres
Basendefizit 4,8 (3,8) mmol/l) (p = 0,07).
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Die
Haupteigenschaften von Patienten, die L. reuteri oder Placebo erhielten,
sind in Tabelle 2 dargestellt. Bei der Aufnahme waren die Gruppen
vergleichbar, außer
daß die
Kinder in der L. reuteri-Gruppe dehydrierter waren als in der Placebogruppe.
Die Gewichtszunahme nach Rehydration war in beiden Gruppen ähnlich,
ebenso die Besserung der metabolischen Azidose.
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Tabelle
2 Klinische Haupteigenschaften von Patienten, die L. reuteri oder
Placebo erhielten, bei Aufnahme
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Das
klinische Ergebnis der beiden Behandlungen war hinsichtlich Gewichtszunahme,
Besserung der Azidose und Elektrolytspiegel ähnlich (Tabelle 3).
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Tabelle
3 Klinisches Ergebnis bei Patienten, die L. reuteri oder Placebo
erhielten
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Die
Dauer wäßriger Diarrhöe war in
der L. reuteri-Gruppe kürzer
(p = 0,07). Tage 0, 1, 2, 3, 4, 5 und 6 wurden als 24-Stunden-Perioden
vor oder nach Verabreichung von L. reuteri oder Placebo berechnet.
Die Wirkung von L. reuteri auf die Fortdauer der wäßrigen Diarrhöe ist in
Tabelle 4 und den 1a und 1b näher dargestellt.
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Tabelle
4
Prozent der Patienten mit wäßriger Diarrhöe
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Am
zweiten Behandlungstag dauerte die wäßrige Diarrhöe nur bei
26% der L. reuteri-Empfänger
an, im Vergleich mit 81% der Placeboempfänger. Am zweiten Tag nahm die
Häufigkeit
von wäßrigem Stuhl
in der L. reuteri-Gruppe ab; die Mittelwerte betrugen 1,0 (SD 2,3)
in der L. reuteri-Gruppe und 2,5 (SD 2,3) in der Placebogruppe (p
= 0,05) (1a). Am dritten Tag betrug die
durchschnittliche Häufigkeit
von wäßrigem Stuhl 0,5
(SD 1,9) in der L. reuteri-Gruppe und 1,7 (SD 2,6) in der Placebogruppe
(p = 0,12).
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Im
Vergleich mit den Patienten, die ein Placebo erhielten, zeigten
mit Beginn des zweiten Behandlungstags weniger Patienten, die L.
reuteri erhielten, Erbrechen (Tabelle 5).
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Tabelle
5
Prozent der Patienten mit Erbrechen
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Die 2a und 2b veranschaulichen
ebenfalls die Ergebnisse für
das Erbrechen. Erbrechen hörte
in der L. reuteri-Gruppe praktisch nach dem ersten Tag der Therapie
auf, während
es sich in der Placebogruppe noch bis zum sechsten Tag fortsetzte.
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Die
Verabreichung von L. reuteri führte
zu einer guten Besiedelung des Gastrointestinaltrakts (3–5 und
Tabelle 6).
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Tabelle
6
Gesamtzahl an Lactobazillen und L. reuteri in Fäkalien bei
mit L. reuteri oder Placebo behandelten Patienten
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Wie
gezeigt wurde nach 48 Stunden Verabreichung von L. reuteri eine
Nettozunahme von 107 CFU/g L. reuteri in
Fäzes beobachtet.
Die Gesamt-Lactobacillus-CFUs zeigten 48 Stunden nach der Initialdosis
von L. reuteri ebenfalls eine Zunahme von 105 CFU/g
in Fäzes
(Tabelle 6). L. reuteri machte mehr als 75 der gesamten in den Stuhlproben
nachgewiesenen Lactobazillen aus. Die Gesamtzahl an Lactobazillen
war in den Stühlen
von mit Placebo behandelten Kindern niedrig und in keiner dieser
Stuhlproben wurde L. reuteri nachgewiesen. Während der ganzen Studie lag
die Gesamtzahl an fäkalen
Lactobazillen von Placebobehandelten Kindern im Bereich von 101 bis 105 CFU/g.
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Die
Aktivität
der Bakterienenzyme Urease, β-Glucuronidase
(β-GLN)
und β-Glucosidase
(β-GLS)
in Fäzes
war in der L. reuteri-Gruppe geringer als in der Placebogruppe (Tabelle
7).
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Tabelle
7
Enzymaktivitäten
in Fäzes: β-GLN, β-GLS und
Urease in der L. reuteri- und
der Placebogruppe (mmol × min
–1 × mg Protein
–1)
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(Zirkulierende)
Rotavirus-Antikörper
der IgA-Klasse waren in beiden Studiengruppen ähnlich. Bei Aufnahme war der
mittlere Rotavirus-IgA-Antikörperspiegel
in der L. reuteri-Gruppe 22,5 (SD 39,8) "Enzyme Immunounits" (EIU) und in der Placebogruppe 7,99
(SD 21,8) EIU (p = 0,163). Vier Wochen später betrug der mittlere Rotavirus-IgA-Antikörperspiegel
74,2 (SD 33,9) und 66,3 (SD 31,9) (p = 0,4705) in der L. reuteri-
bzw. in der Placebogruppe, was zeigt, daß die Diarrhöesymptome
anders als bei den bei Lactobacillus GG beobachteten Ergebnissen
abgenommen hatten, ohne daß eine
sichtbare Zunahme im IgA-Spiegel nötig war.
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Frühe Verabreichung
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Die
erfindungsgemäße Verabreichung
von L. reuteri erfolgt am besten, sobald Diarrhöesymptome auftreten. Wenn die
oben diskutierte erfindungsgemäße Behandlung
also am ersten Tag erfolgt, wenn Diarrhöesymptome auftreten, gibt es
im Vergleich mit den Kontrollen eine deutliche Abnahme bei wäßriger Diarrhöe und Erbrechen.
Dieser Unterschied ist bei einer Rotavirus-Gastroenteritis besonders deutlich.
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Niedrige Dosierungsmengen
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Den
Patienten werden verschiedene L. reuteri-Mengen von 107 bis
1010 pro Tag verabreicht, wobei die Behandlungen
zu einer ähnlichen
Abnahme der Diarrhöesymptome
führen,
die Heilungsgeschwindigkeit aber bei größeren Mengen größer ist.
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Form der Behandlung mit
L. reuteri
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Zusätzlich zur
Verwendung einer flüssigen
Suspension von L. reuteri, entweder frisch gezüchtet oder in Form lyophilisierter
Zellen, die in einer gewählten
Flüssigkeit
resuspendiert sind, wird Patienten einmal täglich die gleiche Anzahl von
L. reuteri-Zellen in einer Gelatinekapsel gegeben. Insbesondere
bei Säugern,
die schon eine pastenartige Nahrungsmittelergänzung erhalten, kann die L.
reuteri-Therapie in der dem Säuger auf
wenigstens täglicher
Basis gegebenen Paste enthalten sein, wenn Diarrhöesymptome
wahrgenommen werden oder wenn der Säuger voraussichtlich anfällig gegen
Diarrhöe
ist (z. B. bei Entwöhnung).
Bei jeder dieser Art Formulierung werden die gleichen Ergebnisse,
nämlich
weniger Diarrhöesymptome,
beobachtet.
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Mehrfache
tägliche
Verabreichung
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In
Fällen,
in denen die Diarrhöesymptome
bei Beginn der erfindungsgemäßen Therapie
besonders schwer sind, lindert die Verabreichung mehrerer L. reuteri-Aliquote
das Problem, daß das Therapeutikum
aus dem Körper
ausgeschieden wird, bevor es eine Chance auf Wirkung hat. Solche
Fälle umfassen
schwere Diarrhöe
beim Säugling
oder Kind.
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Behandlung
anderer Säuger
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Die
gleiche Verringerung von Diarrhöesymptomen
wird mit der erfindungsgemäßen Therapie
bei anderen Säugersystemen
beobachtet. So verringert die Verabreichung von etwa 107 bis
1010 Zellen pro Tag an Ferkel vor und/oder
bei Entwöhnung
das Auftreten von Rotavirus-induzierter Diarrhöe bei Schweinen.
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Bevorzugte
Ausführungsform
der Erfindung
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Vorzugsweise
beinhaltet die erfindungsgemäße Behandlung
von akuter Diarrhöe,
wie einer Diarrhöe als
Folge einer Rotavirus-Infektion,
eine Behandlung, die die Dehydration bei jungen Patienten sowie
bei anderen Säugern
wirksam und rasch unterbindet, das Feststellen, daß der Patient
Diarrhöe
hat oder imminent gegen Diarrhöe
anfällig
ist; Auswählen
eines Lactobacillus reuteri-Stamms; Herstellen wenigstens eines
Aliquots lyophilisierter Zellen des Stamms, das etwa 107 bis
1010 Zellen enthält, zur Verabreichung an den
Patienten; und orale Verabreichung des wenigstens einen Aliquots
an den Patienten sobald wie möglich
nach Diagnose der Diarrhöe,
und ganz besonders bevorzugt umfaßt sie ferner einen Schritt,
der ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus Suspendieren der lyophilisierten
Zellen in Flüssigkeit,
Einkapseln der lyophilisierten Zellen in eine Gelatinekapsel, und
Einschließen
der lyophilisierten Zellen in einem feuchtigkeitsundurchlässigen Behälter zur
Aufbewahrung bis zur Verabreichung an den Patienten. Die Zellen
können
bis zur Verabreichung an den Säuger
zur Aufbewahrung in einem feuchtigkeitsundurchlässigen Behälter eingeschlossen sein. Die
Zellen können
zur Verabreichung an den Säuger
in einer Flüssigkeit
wie Wasser, Milchprodukten und Fruchtsäften suspendiert werden oder
können
in eine Gelatinekapsel gegeben werden.
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Gewerbliche
Anwendbarkeit
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Die
Erfindung stellt eine Behandlung gegen akute Diarrhöe bereit,
die die Dehydration junger Patienten wirksamer und schneller unterbindet
als frühere
Behandlungen und daher für
die Gesundheitssysteme kosten- und zeitsparend ist.