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Die
Erfindung betrifft eine Zusammensetzung, die ein spezielles β-D-2',3'-Didehydro-2',3'-dideoxy-5-fluorcytidin
in Kombination mit einer zweiten Verbindung, die ein antivirales
Mittel ist, umfasst. Die Verwendung von β-D-2',3'-Didehydro-2',3'-dideoxy-5-fluorcytidin
bei der Herstellung eines Medikaments zur Behandlung der HIV-Infektion
ist ebenfalls beschrieben. Weiterhin ist die Verwendung von β-D-2',3'-Didehydro-2',3'-dideoxy-5-fluorcytidin
in Kombination mit einer zweiten Verbindung bei der Herstellung
eines Medikaments zur gleichzeitigen oder sequentiellen Verabreichung
bei der Behandlung von HIV- oder HBV-Infektion offenbart.
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1981
wurde das Acquired Immune Deficiency Syndrome (AIDS) als eine Krankheit
identifiziert, die das menschliche Immunsystem schwer beeinträchtigt und
die fast ausnahmslos zum Tode führt.
1983 wurde das Human Immunodeficiency Virus (HIV) als ätiologische
Ursache für
AIDS bestimmt. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass
derzeit 13 Millionen Menschen weltweit mit HIV infiziert sind und
dass im Jahre 2000 40 Millionen Menschen infiziert sein werden.
Jeden Tag infizieren sich etwa 5000 Menschen neu.
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1985
wurde berichtet, dass das synthetische Nucleosid 3'-Azido-3'-deoxythymidin (AZT) die Replikation
eines menschlichen Immundefizienz-Virus hemmt. Seit damals haben sich
eine Anzahl von anderen synthetischen Nucleosiden, einschließlich 2',3'-Dideoxyinosin (DDI),
2',3'-Dideoxycytidin (DDC)
und 2',3'-Dideoxy-2',3'-didehydrothymidin
(D4T) gegen HIV als wirksam erwiesen. Nach der zellulären Phosphorylierung
zu dem 5'-Triphosphat
durch zelluläre
Kinasen werden diese synthetischen Nucleoside in einen wachsenden Strang
der viralen DNA eingebaut und führen
aufgrund des Fehlens der 3'-Hydroxylgruppe
zur Kettentermination. Sie können
auch das Virus-Enzym reverse Transkriptase hemmen.
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Der
Erfolg von verschiedenen synthetischen Nucleosiden bei der Hemmung
der Replikation von HIV in vivo oder in vitro hat eine Anzahl von
Forschern dazu veranlasst, Nucleoside, bei denen das Kohlenstoffatom an
der 3'-Position des Nucleosids
durch ein Heteroatom ersetzt ist, zu entwerfen und zu testen. Norbeck
et al. offenbarten, dass (±)-1-[(2β,4β)-2-(Hydroxymethyl)-4-dioxolanyl]thymin
(als (±)-Dioxolan-T
bezeichnet) gegen HIV (EC50 von 20 μM in ATH8-Zellen)
eine moderate Aktivität
zeigt und gegenüber
nicht infizierter Kontrollzellen bei einer Konzentration von 200 μM nicht toxisch
ist. Tetrahedron Letters 30 (46), 6246, (1989), europäische Patentanmeldung
mit der Veröffentlichungsnummer
0 337 713 und die US-Patentschrift Nr. 5,041,449, der Firma BioChem
Pharma, Inc. zugesprochen, offenbaren racemische 2-substituierte-4-substituierte
1,3-Dioxolane, die antivirale Aktivität zeigen.
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Die
US-Patentschrift Nr. 5,047,407 und die europäische Patentanmeldung mit der
Veröffentlichungsnummer
0 382 526, die ebenfalls der Firma Bio-Chem Pharma, Inc. zugesprochen sind,
offenbaren, dass eine Anzahl von racemischen 2-substituierten-5-substituierten
1,3-Oxathiolannucleosiden antivirale Aktivität aufweisen, und berichten
insbesondere, dass das racemische Gemisch von 2-Hydroxymethyl-5-(cytosin-1-yl)-1,3-oxathiolan
(nachstehend als BCH-189 bezeichnet) gegen HIV ungefähr die gleiche
Aktivität
wie AZT und eine geringe Toxizität
aufweist. Es wurde auch festgestellt, dass BCH-189 die Replikation
von AZT-resistenten HIV-Isolaten aus den Patien ten, die länger als
36 Wochen mit AZT behandelt wurden, in vitro hemmt. Das (-)-Enantiomer
des β-Isomers
von BCH-189, das als 3TC bekannt ist, das gegen HIV hoch wirksam
ist und eine geringe Toxizität
aufweist, wurde von der U.S. Food and Drug Administration in Kombination
mit AZT zur Behandlung von HIV beim Menschen genehmigt.
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Es
wurde ebenfalls offenbart, dass cis-2-Hydroxymethyl-5-(5-fluorcytosin-1-yl)-1,3-oxathiolan
("FTC") eine sehr wirksame
HIV-Aktivität
aufweist. Schinazi et al., "Selective
Inhibition of Human Immunodeficiency Viruses by Racemates and Enantiomers
of cis-5-Fluoro-1-(2-(Hydroxymethyl)-1,3-Oxathiolane-5-yl]Cytosine", Antimicrobial Agents
and Chemotherapy, November 1992, Seiten 2423-2431. Siehe auch US-Patentschrift
Nr. 5,210,085; US-Patentschrift Nr. 5,204,446, WO 91/11186 und WO
92/14743.
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Ein
anderes Virus, das ein gravierendes Problem für die menschliche Gesundheit
darstellt, ist das Hepatitis-B-Virus (nachstehend als "HBV" bezeichnet). HBV
wird als Krebsursache bei Menschen nur noch von Tabak übertroffen.
Der Mechanismus, durch den HBV Krebs auslöst, ist unbekannt. Es wird
postuliert, dass es die Tumorentwicklung direkt oder indirekt über chronische
Entzündung,
Zirrhose und Zelldegeneration in Verbindung mit der Infektion auslösen kann.
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Nach
einer zwei- bis sechsmonatigen Inkubationsdauer, während der
der Wirt nichts von der Infektion ahnt, kann die HBV-Infektion zu
akuter Hepatitis und zu Leberschäden
führen,
die Abdominalschmerz, Gelbsucht und erhöhte Blutspiegel an bestimmten
Enzymen verursachen kann. HBV kann eine plötzlich ausbrechende Hepatitis,
eine schnell fortschreitende, oft letale Form dieser Krankheit bewirken,
wobei große
Bereiche der Leber zerstört
werden.
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Typischerweise
erholen sich die Patienten von einer akuten Hepatitis. Bei einigen
Patienten dauern allerdings hohe Spiegel von Virusantigen im Blut für eine ausgedehnte
oder unbestimmte Zeitdauer an und führen zu einer chronischen Infektion.
Chronische Infektionen können
zu einer chronisch persistenten Hepatitis führen. Patienten, die mit chronisch
persistenter HBV infiziert sind, leben besonders häufig in
Entwicklungsländern.
Mitte des Jahres 1991 gab es allein in Asien etwa 225 Millionen
chronische Träger
von HBV und weltweit fast 300 Millionen Träger. Die chronisch persistente
Hepatitis kann Müdigkeit,
Leberzirrhose und Leberzellenkarzinom, ein primärer Leberkrebs, hervorrufen.
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In
den westlichen Industrieländern
schließen
die Hochrisikogruppen für
eine HBV-Infektion diejenigen ein, die mit HBV-Trägern oder
ihren Blutproben Kontakt haben. Die Epidemiologie von HBV ist derjenigen
des Acquired Immune Deficiency Syndrome sehr ähnlich, was dafür verantwortlich
ist, dass die HBV-Infektion bei Patienten mit AIDS oder mit dem
AIDS verwandten Komplex häufig
ist. Allerdings ist HBV ansteckender als HIV.
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Sowohl
FTC als auch 3TC zeigen Aktivität
gegen HBV. Furman et al., "The
Anti-Hepatitis B Virus Activities, Cytotoxicities, and Anabolic
Profiles of the (–)
and (+) Enantiomers of cis-5-Fluoro-1-[2-(Hydroxymethyl)-1,3-Oxathiolane-5-yl]Cytosine", Antimicrobial Agents
and Chemotherapy, Dezember 1992, Seiten 2686-2692 und Cheng et al.,
Journal of Biological Chemistry, Band 267 (20), Seiten 13938-13942
(1992).
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Ein
aus menschlichem Serum stammender Impfstoff wurde bereits zur Immunisierung
von Patienten gegenüber
HBV entwickelt. Obgleich er als wirksam befunden wurde, ist die
Produktion des Impfstoffs aufwändig,
da die Bereitstellung des menschlichen Serums aus chronischen Trägern begrenzt
und das Reinigungsverfahren lang und kostenaufwändig ist. Außerdem muss
jede aus einem unterschiedlichen Serum hergestellte Charge des Impfstoffs
an Schimpansen getestet werden, um Sicherheit zu gewährleisten.
Impfstoffe wurden auch gentechnisch hergestellt. Tägliche Behandlungen
mit a- Interferon,
einem gentechnisch hergestellten Protein, haben sich ebenfalls als
viel versprechend erwiesen.
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EP-A-O
409 227 offenbart β-D-2',3'-Didehydro-2',3'-dideoxy-5-fluorcytosin
und deren Derivate zur Herstellung von pharmazeutischen Zubereitungen
zur Behandlung von HBV-Infektionen.
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Angesichts
der Tatsache, dass das Acquired Immune Deficiency Syndrome, der
mit AIDS verwandte Komplex, und das Hepatitis-B-Virus weltweit epidemische
Ausmaße
erreicht und tragische Auswirkungen für den infizierten Patienten
haben, besteht zur Behandlung dieser Krankheiten immer noch eine
starke Nachfrage nach der Bereitstellung von neuen wirksamen pharmazeutischen
Mitteln, die gegenüber
dem Wirt wenig Toxizität
aufweisen.
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Es
ist darum ein Gegenstand der vorliegenden Erfindung, eine Zusammensetzung
zur Behandlung von menschlichen, mit HfV infizierten Patienten bereitzustellen.
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Eine
weitere Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung einer Zusammensetzung
zur Behandlung von menschlichen Patienten oder anderen Wirtstieren,
die mit HBV infiziert sind.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung stellt eine Zusammensetzung bereit, die ein β-D-Nucleosid der Formel
(I):
wobei R H, C(O)(C
1-C
6-Alkyl), Monophosphat,
Diphosphat oder Triphosphat ist, oder ein pharmazeutisch verträgliches
Salz davon in Kombination mit einer zweiten Verbindung, die aus
der Gruppe ausgewählt
ist, bestehend aus dem (-)-Enantiomer von 2-Hydroxymethyl-5-(5-fluorocytosin-1-yl)-1,3-oxathiolan (FTC),
9-(4-(Hydroxymethyl)-2-cyclopenten-1-yl)-guanin (Carbovir), 9-((2-Hydroxyethoxy)methyl)-guanin
(Acyclovir), Interferon, Diacetyl-6-deoxy-9-(4-hydroxy-3-hydroxymethyl-but-1-yl)-guanin
(Famciclovir), 9-(4-Hydroxy-3-(hydroxymethyl)butyl)-guanin
(Penciclovir), 3'-Deoxy-3'-azidothymidin (AZT), 2',3'-Dideoxyinosin (DDI),
(-)-2'-Fluor-5-mehtyl-β-L-arabinofuranosyluridin
(L-(-)-FMAU) und 2',3'-Didehydro-2'-Y-dideoxythymidin
(D4T), umfasst.
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Die
Erfindung stellt auch die Verwendung eines β-D-Nucleosids der Formel (I):
wobei R H, C(O)(C
1-C
6-Alkyl), Monophosphat,
Diphosphat oder Triphosphat ist, oder eines pharmazeutisch verträglichen
Salzes davon gegebenenfalls in Kombination mit einem pharmazeutisch
verträglichen
Träger
zur Herstellung eines Medikaments zur Behandlung der HIV-Infektion
bereit.
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Die
Erfindung stellt auch die Verwendung eines β-D-Nucleosids der Formel (I):
wobei R H, C(O)(C1-C6-Alkyl),
Monophosphat, Diphosphat oder Triphosphat ist, oder eines pharmazeutisch verträglichen
Salzes davon und einer zweiten Verbindung, die aus der Gruppe ausgewählt ist,
bestehend aus dem (-)-Enantiomer
von 2-Hydroxymethyl-5-(5-fluorcytosin-1-yl)-1,3-oxathiolan (FTC),
9-(4-(Hydroxymethyl)-2-cyclopenten-1-yl)-guanin (Carbovir), 9-((2-Hydroxyethoxy)methyl)-guanin
(Acyclovir), Interferon, Diacetyl-6-deoxy-9-(4-hydroxy-3-hydroxymethyl-but-1-yl)-guanin
(Famciclovir), 9-(4-Hydroxy-3-(hydroxymethyl)butyl)-guanin
(Penciclovir), 3'-Deoxy-3'-azidothymidin (AZT),
2',3'-Dideoxyinosin (DDI),
(-)-2'-Fluor-5-methyl-β-L-arabinofuranosyluridin
(L-(-)-FMAU) und
2',3'-Didehydro-2'-Y-dideoxythymidin
(D4T), gegebenenfalls in Kombination mit einem pharmazeutisch verträglichen
Träger,
zur Herstellung eines Medikaments zur gleichzeitigen oder sequenziellen
Verabreichung bei der Behandlung einer HIV- oder HBV-Infektion bereit.
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Vorzugsweise
ist die Verbindung β-D-2',3'-Didehydro-2',3'-dideoxy-5-fluorcytidin.
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Die
wirksame Verbindung oder ihr Derivat oder Salz wird in Kombination
mit einem anderen antiviralen Mittel, wie einem Anti-HIV-Mittel
oder einem Anti-HBV-Mittel,
einschließlich
der vorstehend beschriebenen, verabreicht. Im Allgemeinen wird während der
alternierenden Therapie eine wirksame Dosis von jedem Mittel seriell
verabreicht, wohingegen bei der Kombinationstherapie eine wirksame
Dosis von zwei oder mehreren Mitteln zusammen verabreicht wird.
Die Dosierungen hängen
von der Absorptions-, Inaktivierungs- und Exkretionsgeschwindigkeit des Arzneimittels
sowie von anderen, den Fachleuten bekannten Faktoren ab. Es ist
festzustellen, dass die Dosierungswerte auch mit der Schwere des
zu lindernden Zustandes schwanken. Es ist weiterhin selbstverständlich,
dass für
jedes bestimmte Individuum spezielle Dosierungsvorgaben und Dosierungspläne je nach
individuellem Bedürfnis
und fachlicher Bewertung der verabreichenden oder die Verabreichung
der Zusammensetzungen überwachenden
Person zeitlich eingestellt werden sollten.
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Nicht
einschränkende
Beispiele für
antivirale Mittel, die in Kombination mit den hier offenbarten Verbindungen
verwendet werden können,
umfassen 2-Hydroxymethyl-5-(5-fluorcytosin-1-yl)-1,3-oxathiolan (FTC);
das (-)-Enantiomer
von 2-Hydroxymethyl-5-(cytosin-1-yl)-1,3-oxathiolan (3TC); Carbovir,
Acyclovir, Interferon, Famciclovir, Penciclovir, AZT, DDI, DDC,
D4T, L-(-)-FMAU,
CS-92 (3'-Azido-2',3'-dideoxy-5-methyl-cytidin)
und β-D-Dioxolannucleoside,
wie β-D-Dioxolanyl-guanin
(DG), β-D-Dioxolanyl-2,6-diaminopurin (DAPD)
und β-D-Dioxolanyl-6-chlorpurin
(ACP).
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Die
Verbindungen können
auch zur Behandlung des infektiösen
Pferde-Anämie-Virus
(EIAV), des Katzen-Immundefizienz-Virus und des Affen-Immundefizienz-Virus
verwendet werden. (Wang S., Montefaro R., Schinazi R.F., Jagerski
B. und Mellors J.W.: Activity of nucleoside and non-nucleoside reverse
transcriptase inhibitors (NNRTI) against equine infectious anemia virus
(EIAV). First National Conference on Human Retroviruses and Related
Infections, Washington, D.C., 12. bis 16. Dezember 1993; Sellon
D.C., Equine Infectious Anemia, Vet. Clin. North Am. Equine Pract.
United States, 9: Seiten 321-336, 1993; Philpott M.S., Ebner J.P., Hoover
E.A., Evaluation of 9-(2-phosphonylmethoxyethyl) adenine therapy
for feline immunodeficiency virus using a quantative polymerase
chain reaction, Vet. Immunol. Immunopathol. 35: Seiten 155-166,
1992.)
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Ausführliche
Beschreibung der Erfindung
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Wie
hier verwendet, bezieht sich der Begriff "enantiomerisch angereichertes Nucleosid" auf eine Nucleosidzusammensetzung,
die mindestens 95% bis 98% oder stärker bevorzugt 99% bis 100%
eines einzigen Enantiomers des Nucleosids umfasst.
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Der
Begriff C1-C6-Alkyl
umfasst Methyl, Ethyl, Propyl, Isopropyl, Butyl, Isobutyl, tert.-Butyl,
Pentyl, Cyclopentyl, Isopentyl, Neopentyl, Hexyl, Isohexyl, Cyclohexyl,
Cyclohexylmethyl, 3-Methylpentyl, 2,2-Dimethylbutyl und 2,3-Dimethylbutyl.
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Die
erfindungsgemäßen Verbindungen
besitzen entweder antivirale Aktivität, wie Anti-HIV-1-, Anti-HIV-2-
und Anti-HBV- und Anti-Affen-Immundefizienz-Virus- (Anti-SIV)-Aktivität an sich
oder werden zu einer Verbindung metabolisiert, die antivirale Aktivität aufweist.
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Die
offenbarten Verbindungen oder ihre pharmazeutische verträglichen
Derivate oder Salze oder pharmazeutisch verträgliche Formulierungen, die
diese Verbindungen enthalten, sind bei der Prävention und Behandlung von
HIV-Infektionen
und anderen verwandten Zuständen
brauchbar, wie AIDS-verwandter
Komplex (ARC), persistente generalisierte Lymphadenopathie (PGL),
AIDS-verwandte neurologische Zustände, Anti-HIV-Antikörper- positive und HIV-positive
Zustände,
Kaposi-Sarkom, Thrombocytopenie purpurea und opportunistische Infektionen.
Zusätzlich
können
diese Verbindungen oder Formulierungen prophylaktisch angewandt
werden, um das Fortschreiten der klinischen Erkrankung bei Individuen
zu verhindern oder zu verlangsamen, die Anti-HIV-Antikörper- oder
HIV-Antigen-positiv sind oder die HIV-exponiert waren.
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Die
Verbindung oder ihre pharmazeutisch verträglichen Derivate oder ihr pharmazeutisch
verträgliches
Salz oder pharmazeutisch verträgliche
Formulierungen, die die Verbindung oder ihre Derivate oder ihr Salz
enthalten, sind auch bei der Prävention
und Behandlung von HIV-Infektionen und anderen verwandten Zuständen geeignet,
wie Anti-HBV-Antikörper-positive
und HBV-positive
Zustände,
durch HBV verursachte chronische Leberentzündung, Zirrhose, akute Hepatitis,
plötzlich
ausbrechende Hepatitis, chronische persistente Hepatitis und Ermüdung. Die
Verbindungen oder Formulierungen können auch prophylaktisch angewandt
werden, um das Fortschreiten der klinischen Erkrankung bei Individuen,
die Anti-HBV-Antikörper-
oder HBV-Antigen-positiv
sind oder die gegenüber
HBV exponiert waren, zu verhindern oder zu verzögern.
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Die
Verbindung kann durch Umsetzung mit einem entsprechenden Veresterungsmittel,
beispielsweise einem Säurehalogenid
oder Säureanhydrid,
in einen pharmazeutisch verträglichen
Ester übergeführt werden. Die
Verbindung oder ihr pharmazeutisch verträgliches Derivat kann auf herkömmliche
Weise, beispielsweise durch Behandlung mit einer entsprechenden
Base, in ein pharmazeutisch verträgliches Salz davon übergeführt werden.
Der Ester oder das Salz der Verbindung kann, beispielsweise durch
Hydrolyse, in die Stammverbindung übergeführt werden.
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I. Wirksame
Verbindung und physiologisch verträgliche Derivate und Salze davon
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Die
hier offenbarten antiviral wirksamen Verbindungen sind β-D-Nucleoside
der Formel (I).
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Die
wirksame Verbindung kann als beliebiges Derivat verabreicht werden,
das bei Verabreichung an den Empfänger in der Lage ist, direkt
oder indirekt die Stammverbindung bereitzustellen, oder das selbst
Wirksamkeit zeigt. Nicht einschränkende
Beispiele sind die pharmazeutisch verträglichen Salze (alternativ als "physiologisch verträgliche Salze" bezeichnet) und
die 5'- und N4-acylierten oder -alkylierten Derivate der
wirksamen Verbindung (alternativ als "physiologisch wirksame Derivate" bezeichnet). Bei
einer Ausführungsform
ist die Acylgruppe ein Carboxylsäureester,
wobei die Nichtcarbonylgruppierung der Estergruppe aus geradkettigem,
verzweigtem oder cyclischem Alkyl, Alkoxyalkyl, einschließlich Methoxymethyl,
Aralkyl, einschließlich Benzyl,
Aryloxyalkyl, wie Phenoxymethyl, Aryl, einschließlich Phenyl, gegebenenfalls
substituiert mit Halogen, C1-C4-Alkyl
oder C1-C4-Alkoxy,
Sulfonatester, wie Alkyl- oder Aralkylsulfonyl, einschließlich Methansulfonyl,
der Mono-, Di- oder Triphosphatester, Trityl oder Monomethoxytrityl,
substituiertem Benzyl, Trialkylsilyl (z.B. Dimethyl-tert.-butylsilyl)
oder Diphenylmethylsilyl ausgewählt
ist. Arylgruppen in den Estern umfassen optimalerweise eine Phenylgruppe.
Der Begriff Alkyl, wie hier verwendet, bezieht sich, wenn nicht
anderweitig angegeben, auf einen gesättigten geradkettigen, verzweigten
oder cyclischen, primären,
sekundären
oder tertiären C1-C18-Kohlenwasserstoff
und umfasst speziell Methyl, Ethyl, Propyl, Isopropyl, Butyl, Isobutyl,
tert.-Butyl, Peetyl, Cyclopentyl, Isopentyl, Neopentyl, Hexyl, Isohexyl,
Cyclohexyl, Cyclohexylmethyl, 3-Methylpentyl, 2,2-Dimethylbutyl
und 2,3-Dimethylbutyl. Modifikationen der wirksamen Verbindung,
insbesondere an der N4- und 5'-O-Position können die
Bioverfügbarkeit
und Metabolisierungsgeschwindigkeit der wirksamen Spezies beeinflussen
und somit Kon trolle über
die Abgabe der wirksamen Spezies bereitstellen. Außerdem können die Modifikationen
die antivirale Aktivität
der Verbindung beeinflussen und in einigen Fällen die Aktivität gegenüber der
Stammverbindung erhöhen.
Dies kann leicht durch Herstellung des Derivats und durch Testung
seiner antiviralen Aktivität
nach den hier beschriebenen Verfahren oder nach einem anderen den
Fachleuten bekannten Verfahren bewertet werden.
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Da
die 1'- und 4'-Kohlenstoffe des
Kohlehydrats des Nucleosids (nachstehend allgemein als die Zuckergruppierung
der Nucleoside bezeichnet) chiral sind, können ihre Nicht-Wasserstoff-Substituenten
(die Pyrimidin- oder Purinbase bzw. die CHOR-Gruppen) entweder cis
(auf der gleichen Seite) oder trans (auf gegenüberliegenden Seiten) bezüglich des
Zuckerringsystems sein. Darum werden die vier optischen Isomere
durch die folgenden Konfigurationen dargestellt (bei Orientierung
der Zuckergruppierung in einer horizontalen Ebene, derart, dass
der Y-Substituent hinten ist): cis (beide Gruppen "nach oben", was der Konfiguration
der natürlich
vorkommenden Nucleoside entspricht), cis (beide Gruppen "nach unten", was eine nicht
natürlich
vorkommende Konfiguration darstellt), trans (der C2'-Substituent "nach oben" und der C4'-Substituent "nach unten") und trans (der
C2'-Substitent "nach unten" und der C4'-Substituent "nach oben"). Die "D-Nucleoside" sind cis-Nucleoside in einer
natürlichen
Konfiguration, und die "L-Nucleoside" sind cis-Nucleoside
in der nicht natürlich
vorkommenden Konfiguration.
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II. Herstellung
der wirksamen Verbindungen
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Die
hier zur Behandlung von HIV- und HBV-Infektionen in einem Wutorganismus
offenbarten Nucleoside können
nach veröffentlichten
Verfahren hergestellt werden.
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β-D-Dioxolannucleoside
können,
wie im Einzelnen in PCT/US91/09124 offenbart, hergestellt werden. Das
Verfahren umfasst die anfängliche
Herstel lung von (2R,4R)- und (2R,4S)-4-Acetoxy-2-(geschütztem Oxymethyl)-dioxolan aus 1,6-Anhydromannose,
ein Zucker, der die gesamte notwendige Stereochemie für das enantiomerisch
reine Endprodukt einschließlich
der korrekten diastereoisomeren Konfiguration in der 1-Position des
Zuckers (die in dem später
gebildeten Nucleosid zu der 4'-Position
wird) enthält.
Das (2R,4R)- und (2R,4S)-4-Acetoxy-2-(geschützte Oxymethyl)-dioxolan wird
mit einer gewünschten
heterocyclischen Base in Gegenwart von SnCl4,
einer anderen Lewis-Säure,
oder Trimethylsilyltriflat in einem organischen Lösungsmittel,
wie Dichlorethan, Acetonitril oder Methylenchlorid, unter Bereitstellung
des stereochemisch reinen Dioxolannucleosids kondensiert.
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Enzymatische
Verfahren zur Trennung der D- und L-Enantiomere von cis-Nucleosiden sind
beispielsweise in Nucleosides and Nucleotides, 12 (2), Seiten 225-236
(1993); und in den PCT-Veröffentlichungen
Nr. WO 91/11186, WO 92/14729 und WO 92/14743, eingereicht von Emory
University offenbart.
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Die
Trennung des acylierten oder alkylierten racemischen Gemisches der
D- und L-Enantiomere
der cis-Nucleoside kann durch Hochdruckflüssigkeitschromatographie mit
ausgewählten
chiralen stationären
Phasen erreicht werden, wie beispielsweise in der PCT-Veröffentlichung
Nr. WO 92/14729 offenbart.
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Die
Mono-, Di- und Triphosphatderivate der aktiven Nucleoside können, wie
nach den veröffentlichten Verfahren
beschrieben, hergestellt werden. Das Monophosphat kann nach dem
Verfahren von Imai et al., J. Org. Chem., 34 (6), Seiten 1547-1550
(Juni 1969) hergestellt werden. Das Diphosphat kann nach dem Verfahren
von Davisson et al., J. Org. Chem., 52 (9), Seiten 1794-1801 (1987) hergestellt
werden. Das Triphosphat kann nach dem Verfahren von Hoard et al.,
J. Am. Chem. Soc., 87 (8), Seiten 1785-1788 (1965) hergestellt werden.
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Weitere
Druckschriften, die geeignete Verfahren offenbaren, die zur Herstellung
der aktiven Verbindungen angewandt oder übernommen werden können, umfassen
Hutchinson D.W., "New
Approaches to the Synthesis of Antiviral Nucleosides", TIBTECH, 1990,
8, Seite 348; Agrofoglio L. et al., "Synthesis of Carbocyclic Nucleosides", Tetrahedron, 1994,
50, Seite 10611; Dueholm K.L.; Pederson E.B., Synthesis, 1994, 1;
Wilson L.J., Choi W.-B., Spurling T., Schinazi R.F., Cannon D.,
Painter G.R., St.Clair M. und Furman P.A., The Synthesis and Anti-HIV
Activity of Pyrimidine Dioxanyl Nucleoside Analogues, Bio. Med.
Chem. Lett., 1993, 3, Seiten 169-174; Hoong L.K., Strange L.E.,
Liotta D.C., Koszalka G.W., Burns C.L., Schinazi R.F., Enzyme-mediated
enantioselective preparation of the antiviral agent 2',3'-dideoxy-5-fluoro-3'-thiacytidine [(-)-FTC] and related
compounds, J. Ora. Chem, 1992, 57, Seiten 5563-5565; Choi W.-B.,
Wilson L.J., Yeola S., Liotta D.C., Schinazi F.R., In situ complexation
directs the stereochemistry of N-glycosylation in the synthesis
of oxathiolanyl and dioxolanyl nucleoside analogues, J. Amer. Chem.
Soc., 1991, 113, Seiten 9377-9379; Choi W.-B., Yeola S., Liotta
D.C., Schinazi R.F., Painter G.R., Davis M., St.Clair M., Furman
P. A., The Synthesis, Anti-HIV and Anti-HBV Activity of Pyrimidine
Oxathiolane Nucleoside Analogues, Bio. Med. Chem. Lett., 1993, 3,
Seiten 693-696; Wilson J.E., Martin J.L., Borrota-Esoda K., Hopkins
S.E., Painter G.R., Liotta D.C., Furman P.A., The 5'-Triphosphates of
the (-)- and (+)-Enantiomers
of cis-5-Fluoro-1-(2-(hydroxymethyl)-1,3'-Oxathioan-5-yl]-Cytosine Equally Inhibit Human Immunodeficiency
Virus Type-1 Reverse Transcriptase, Antimicrob. Agents Chemother.,
1993, 37, Seiten 1720-1722.
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Die
Schmelzpunkte wurden auf einem digitalen Electrothermal IA 8100
Schmelzpunktbestimmungsgerät
bestimmt und sind unkorrigiert. Die 1H-
und 13C-NMR-Spektren wurden auf einem General
Electric QE-300 (300 MHz) Spektrometer aufgezeichnet; die chemischen
Verschiebungen sind in parts per million (δ) aufgezeichnet, und die Signale
sind als s (Singulett), d (Dublett), t (Triplett) oder m (Multiplett)
bezeichnet. Die UV-Spektren wurden auf einem Shimadzu UV-2101PC
Spektralphotometer aufgenommen, und die FTIR-Spektren wurden auf
einem Nicolet Impact 400 Spektralphotometer aufgenommen. Die Massenspektrometrie
wurde mit einem JEOL (JMS-SX102/SX102A/E)
Spektrometer durchgeführt.
Die Experimente wurden unter Verwendung der TLC-Analyse überwacht,
die auf Kodak-Chromatographiepapier,
die mit Kieselgel und einem Fluoreszenzindikator vorbeschichtet
waren, durchgeführt
wurde. Die Säulenchromatographie
unter Anwendung von Silicagel (60-200 Mesh; Fisher Scientific, Fair
Lawn, NJ) wurde zur Reinigung der Produkte verwendet. Tetrakis(triphenylphosphin)palladium(0)
und andere Chemikalien wurden von der Firma Aldrich Chemical Company
(Milwaukee, WI) bezogen. Die Mikroanalysen wurden bei Atlantic Microlab
Inc. (Norcross, GA) durchgeführt.
Die Enzyme wurden von der Firma Amano International Enzyme Co. (Troy,
VA) käuflich
erworben.
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Beispiel 1 Herstellung
von 2',3'-Didehydro-2',3'-dideoxy-pyrimidinnucleosiden
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Schema
1, nachstehend, stellt ein allgemeines Verfahren zur Herstellung
von 2',3'-Didehydro-2',3'-dideoxy-pyrimidinnucleosiden
bereit. Das Verfahren kann für
eine breite Vielzahl von Basen angepasst und zur Bereitstellung
entweder des β-D-
oder des β-L-Isomers,
wie gewünscht,
angewandt werden. β-D-2',3'-Didehydro-2',3'-dideoxy-5-fluorcytidin
fällt in
den Umfang der Erfindung.
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IV. Fähigkeit von 5-Fluor-2',3'-dideoxy-2',3'-didehydro-pyrimidinnucleosid
zur Hemmung der Replikation von HIV und HBV
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Die
Fähigkeit
von Nucleosiden, HIV zu hemmen, kann durch verschiedene experimentelle
Techniken gemessen werden. Die hier angewandte und nachstehend ausführlich beschriebene
Technik misst die Hemmung der Virusreplikation in Phytohämagglutinin-(PHA)-stimulierten
menschlichen peri pheren mononukleären Blut-(PBM)-Zellen, die
mit HIV-1 (Stamm LAV) infiziert wurden. Die Menge an produziertem
Virus wird durch Messen des Virus-codierten Enzyms reverse Transkriptase
bestimmt. Die Menge an produziertem Enzym ist zu der Menge des produzierten
Virus proportional.
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3
Tage alte Phytohämagglutinin-stimulierte
PBM-Zellen (106 Zellen/ml) aus Hepatitis-B-
und HIV-1-seronegativen gesunden Spendern wurden mit HIV-1 (Stamm
LAV) in einer Konzentration von etwa dem 100-Fachen der 50%igen
Gewebekultur-infektiösen
Dosis (TICD 50) pro ml infiziert und in Gegenwart und Abwesenheit
von verschiedenen Konzentrationen von antiviralen Verbindungen kultiviert.
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Etwa
1 Stunde nach der Infektion wurde das Medium mit der zu testenden
Verbindung (2-fache Endkonzentration im Medium) oder ohne Verbindung
den Kolben (5 ml; Endvolumen 10 ml) zugesetzt. AZT wurde als positive
Kontrolle verwendet.
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Die
Zellen wurden gegenüber
dem Virus (etwa 2 × 105 dpm/ml, wie durch den Reverse-Transkriptase-Test
bestimmt) exponiert und anschließend in einen CO2-Inkubator
verbracht. HIV-1 (Stamm LAV) wurde vom Center for Disease Control,
Atlanta, Georgia, erhalten. Die Verfahren, die zur Kultivierung
der PBM-Zellen, zum Ernten des Virus und zur Bestimmung der Reverse-Transkriptase-Aktivität angewandt
wurde, waren diejenigen, die von McDougal et al. (J. Immun. Meth.
76, Seiten 171-183, 1985) und Spira et al. (J. Clin. Meth. 25, Seiten 97 bis 99, 1987)
beschrieben wurden, mit der Ausnahme, dass in dem Medium kein Fungizon
eingeschlossen war (siehe Schinazi et al., Antimicrob. Agents Chemother.
32, Seiten 1784-1787 (1988; Id., 34: Seiten 1061-1067 (1990)).
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Am
6. Tag wurden Zellen und Überstand
in ein 15-ml-Röhrchen übergeführt und
bei etwa 900 g 10 min zentrifugiert. 5 ml Überstand wurde entnommen, und
das Virus wurde durch Zentrifugation bei 40000 U/min 30 min (Beckman
70 I Ti-Rotor) konzentriert. Das solubilisierte Viruspellet wurde
zur Bestimmung der Spiegel an reverser Transkriptase verarbeitet.
Die Ergebnisse sind in dpm/ml des überprüften Überstands ausgedrückt. Das
Virus aus kleineren Volumina des Überstands (1 ml) kann ebenfalls
durch Zentrifugation vor der Solubilisierung und Bestimmung der
Reverse-Transkriptase-Spiegel konzentriert werden.
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Die
mittlere wirksame (EC50) Konzentration wurde
durch das Verfahren der mittleren Wirkung (Antimicrob. Agents Chemother.
30, Seiten 491-498 (1986)) bestimmt. Kurz gesagt, wurde die prozentuale
Hemmung des Virus, wie aus den Messungen der reversen Transkriptase
bestimmt, gegen die mikromolare Konzentration der Verbindung aufgetragen.
EC50 ist die Konzentration an Verbindung,
bei der eine 50%ige Hemmung des Viruswachstums vorliegt.
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Mitogen-stimulierte,
nicht infizierte menschliche PBM-Zellen (3,8 × 105 Zellen/ml) wurden in
Gegenwart und Abwesenheit von Arzneimittel unter ähnlichen
Bedingungen, wie diejenigen, die für den vorstehend beschriebenen
antiviralen Test angewandt wurden, kultiviert. Die Zellen wurden
nach 6 Tagen unter Verwendung eines Haemacytometers und des Trypanblau-Ausschlussverfahrens,
wie von Schinazi et al., Antimicrobial Agents and Chemotherapy,
22 (3), Seite 499 (1982) beschrieben, gezählt. Die IC50 ist
die Konzentration der Verbindung, die 50% des normalen Zellwachstums
hemmt.
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Die
Fähigkeit
der wirksamen Verbindung zur Hemmung des Virus-Wachstums in 2.2.15-Zellkulturen (HepG2-Zellen,
transformiert mit Hepatitisvirion) kann bewertet werden, wie nachstehend
ausführlich
beschrieben.
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Eine
Zusammenfassung und Beschreibung des Tests der antiviralen Wirkungen
in diesem Kultursystem und der Analyse von HBV-DNA wurde beschrieben
(Korba und Milman, 1991, Antiviral Res. 15, Seite 217). Die antiviralen
Bewertungen wurden an zwei getrennten Durchgängen von Zellen durchgeführt. Sämtliche
Vertiefungen in sämtlichen
Platten wurden mit der gleichen Dichte und zur gleichen Zeit mit
Zellen befüllt.
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Aufgrund
der natürlichen
Schwankungen in den Konzentrationen sowohl von intrazellulärer als
auch extrazellulärer
HBV-DNA werden nur Absenkungen von mehr als 3,5 (für die HBV-Virion-DNA)
oder 3,0 (für HBV-DNA-Replikationszwischenstufen)
von den durchschnittlichen Konzentrationen für diese HBV-DNA-Formen in unbehandelten
Zellen als statistisch signifikant betrachtet (P < 0,05). Die Konzentrationen
an eingeschleuster HBV-DNA in jeder zellulären DNA-Präparation (die bei diesen Experimenten
auf einer Basis pro Zelle konstant bleiben) wurde zur Berechnung
der Konzentration der intrazellulären HBV-DNA-Formen verwendet,
wodurch sichergestellt ist, dass zwischen getrennten Proben gleiche
Mengen von zellulärer
DNA verglichen wurden.
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Typische
Werte für
extrazelluläre
HBV-Virion-DNA in unbehandelten Zellen reichen von 50 bis 150 pg/ml
Kulturmedium (Mittelwert von etwa 76 pg/ml). Die intrazellulären HBV-DNA-Replikationszwischenstufen in
unbehandelten Zellen reichen von 50 bis 100 μg/pg Zell-DNA (Mittelwert etwa
74 pg/μg
Zell-DNA). Im Allgemeinen
sind die Absenkungen in den Konzentrationen von intrazellulärer HBV-DNA
aufgrund der Behandlung mit antiviralen Verbindungen weniger ausgeprägt und treten
langsamer ein, als die Absenkungen in den Konzentrationen von HBV-Virion-DNA
(Korba und Milman, 1991, Antiviral Res. 15, Seite 217).
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Die
Art und Weise, auf die die Hybridisierungsanalysen für diese
Experimente durchgeführt
wurden, führte
dazu, dass etwa 1,0 pg intrazelluläre HBV- DNA 2-3 genomischen Kopien pro Zelle
und 1,0 pg/ml extrazelluläre
HBV-DNA 3 × 105 viralen Teilchen/ml entsprachen.
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Die
Toxizitätsanalysen
wurden durchgeführt,
um zu bewerten, ob die festgestellten antiviralen Wirkungen auf
einer allgemeinen Wirkung auf die Zellüberlebensfähigkeit beruhten. Das hier
angewandte Verfahren bestand in der Messung der Aufnahme von Neutralrot-Farbstoff,
ein standardmäßiger und
breit angewandter Test für
die Zellüberlebensfähigkeit
bei einer Vielzahl von Virus-Wirt-Systemen, einschließlich HSV
und HIV. Die Toxizitätsanalysen
wurden in flachbödigen
96-Well-Gewebekulturplatten durchgeführt. Die Zellen für die Toxizitätsanalysen
wurden kultiviert und mit Testverbindungen nach dem gleichen Prinzip,
wie nachstehend für die
antiviralen Bewertungen beschrieben, behandelt. Jede Verbindung
wurde jeweils in dreifach ausgeführten Kulturen
(Vertiefungen "A", "B" und "C")
in 4 Konzentrationen getestet. Die Aufnahme von Neutralrot-Farbstoff wurde
angewandt, um das relative Toxizitätsniveau zu bestimmen. Die
Extinktion des verinnerlichten Farbstoffs bei 510 nm (Asin)
wurde zur quantitativen Analyse verwendet. Die Werte sind als Prozentsatz
der gemittelten Asin-Werte in 9 getrennten
Kulturen von unbehandelten Zellen dargestellt, die wie die Testverbindungen auf
der gleichen 96-Well-Platte gehalten wurden. Die Farbstoffaufnahme
in den 9 Kontrollkulturen auf Platte 5 reichte von 91,6% bis 110,4%
und auf Platte 6 von 96,6% bis 109%.
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Beispiel 6 Anti-HIV-Aktivität von 2',3'-Didehydro-2',3'-dideoxypyrimidinnucleosiden
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Tabelle
3 stellt die EC50-Werte (Konzentration an
Nucleosid, die die Replikation von HIV-1 und HIV-2 in PBM-Zellen
um 50% hemmt, geschätzter
Irrtumsfaktor 10%) und die IC50-Werte (Konzentration
an Nucleosid, das 50% des Wachstums von Mitogen-stimulierten nicht
infizierten menschlichen PBM-Zellen, CEM-Zellen und Vero-Zellen
hemmt) für β-L-2',3'-Didehydro- 2',3'-dideoxy-cytidin
und β-2',3'-Didehydro-2',3'-dideoxy-5-fluor-cytidin
bereit. Wie angegeben, zeigen beide Verbindungen eine nennenswerte
Aktivität
gegen HIV und sind relativ nicht toxisch.
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Beispiel 7 Anti-HBV-Aktivität von 2',3'-Didehydro-2',3'-dideoxypyrimidinnucleosiden
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Tabelle
4 stellt die Wirkung von DDC-Derivaten gegen das Hepatitis-B-Virus
(HBV) in transfizierten HEPG-2(2.2.15)-Zellen am Tag 9 bereit.
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III. Herstellung von pharmazeutischen
Zubereitungen
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Menschen,
die an durch HIV- oder HBV-Infektion verursachten Krankheiten leiden,
können
durch Verabreichung einer wirksamen Menge von [5-Fluor]-2',3'-dideoxy-2',3'-didehydro-pyrimidin-nucleosid
oder einem pharmazeutisch verträglichen
Derivat oder Salz davon in Gegenwart eines pharmazeutisch verträglichen
Trägers
oder Verdünnungsmittels
an den Patienten behandelt werden. Die aktiven Materialien können auf
jedem geeigneten Weg, z.B. oral, parenteral, intravenös, intradermal,
subkutan oder topisch, in flüssiger
oder fester Form, verabreicht werden.
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Die
aktive Verbindung wird in den pharmazeutisch verträglichen
Träger
oder Verdünnungsmittel
in einer Menge eingeschlossen, die ausreicht, um an einen Patienten
eine therapeutisch wirksame Menge der Verbindung abzugeben, um die
Virus-Replikation in vivo, insbesondere die HIV- und HBV-Replikation, zu hemmen,
ohne bei dem behandelten Patienten gravierende toxische Wirkungen
hervorzurufen. "Inhibitorische Menge" bedeutet eine Menge
eines Wirkstoffs, die ausreicht, um eine inhibitorische Wirkung
auszuüben,
wie beispielsweise durch einen Test gemessen, wie diejenigen, die
hier beschrieben sind.
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Eine
bevorzugte Dosis der Verbindung für alle oben erwähnten Bedingungen
liegt im Bereich von etwa 1 bis etwa 50 mg/kg, vorzugsweise von
1 bis 20 mg/kg Körpergewicht
pro Tag, allgemeiner von 0,1 bis etwa 100 mg/kg Körpergewicht
des Empfängers
pro Tag. Der wirksame Dosisbereich der pharmazeutisch verträglichen
Derivate kann auf der Grundlage des Gewichts des zu verabreichenden
Stamm-Nucleosids berechnet werden. Wenn das Derivat an sich Aktivität zeigt,
kann die wirksame Dosis wie vorstehend unter Verwendung des Gewichts
des Derivats oder durch andere, den Fachleuten bekannte Mittel abgeschätzt werden.
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Zweckmäßigerweise
wird die Verbindung in jeder zweckmäßigen Darreichungsform verabreicht,
einschließlich
einer, die 7 bis 3000 mg, vorzugsweise 70 bis 1400 mg Wirkstoff
pro Dosierungseinheitsform enthält,
jedoch nicht darauf beschränkt
ist. In der Regel ist eine orale Dosierung von 50 bis 1000 mg zweckmäßig.
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Idealerweise
sollte der Wirkstoff verabreicht werden, um Plasma-Peak-Konzentrationen der
aktiven Verbindung von etwa 0,2 bis 70 pM, vorzugsweise von etwa
1,0 bis 10 μM,
zu erreichen. Dies kann beispielsweise durch die intravenöse Injektion
von einer 0,1%igen bis 5%igen Lösung
des Wirkstoffs, gegebenenfalls in Salzlösung oder durch Verabreichung
des Wirkstoffs als Bolus erreicht werden.
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Die
Konzentration der wirksamen Verbindung in der Arzneimittelzusammensetzung
hängt von
der Absorptions-, Inaktivierungs- und Ausscheidungsgeschwindigkeit
des Arzneimittels sowie von anderen Faktoren, die den Fachleuten
bekannten sind, ab. Anzumerken ist, dass die Dosierungsgrößen ebenfalls
mit der Schwere des zu lindernden Zustands variieren. Es ist ferner
selbstverständlich,
dass für
jedes bestimmte Individuum spezielle Dosierungsvorgaben je nach
individuellem Bedürfnis
und fachlicher Bewertung der verabreichenden Person oder der die
Verabreichung der Zubereitungen überwachenden
Person zeitlich eingestellt werden sollten und dass die hier angegebenen
Konzentrationsbereiche nur beispielhaft sind und nicht den Umfang
oder die Praxis der beanspruchten Zubereitung einschränken sollen.
Der Wirkstoff kann auf einmal verabreicht werden oder kann in eine
Anzahl von kleineren Dosen, die in verschiedenen Zeitintervallen
verabreicht werden, aufgeteilt sein.
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Eine
bevorzugte Verabreichungsweise der wirksamen Verbindung ist oral.
Orale Zusammensetzungen umfassen im Allgemeinen ein inertes Verdünnungsmittel
oder einen essbaren Träger.
Sie können
in Gelatinekapseln ein geschlossen oder zu Tabletten verdichtet sein.
Für den
Zweck der oralen therapeutischen Verabreichung kann die wirksame
Verbindung in Exzipientien eingearbeitet sein und in Form von Tabletten, Lutschbonbons
oder Kapseln verwendet werden. Pharmazeutisch kompatible Bindemittel
und/oder Hilfsmaterialien können
als Teil der Zubereitung eingeschlossen sein.
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Die
Tabletten, Pillen, Kapseln, Lutschbonbons und dergleichen können jeden
der folgenden Bestandteile oder Verbindungen von ähnlicher
Natur enthalten: ein Bindemittel, wie mikrokristalline Cellulose,
Tragacanth oder Gelatine; ein Exzipiens, wie Stärke oder Lactose, eine Zerfallshilfe,
wie Alginsäure,
Primogel oder Maisstärke;
ein Gleitmittel, wie Magnesiumstearat oder Stero- te; ein Gleitmittel,
wie kolloidales Siliciumdioxid; ein Süßungsmittel, wie Saccharose
oder Saccharin; oder einen Aromastoff, wie Pfefferminze, Methylsalicylat
oder Orangenaroma. Wenn die Darreichungsform eine Kapsel ist, kann
sie zusätzlich
zu dem Material des obigen Typs einen flüssigen Träger, wie ein Fettsäureöl, enthalten.
Zusätzlich
können
die Darreichungsformen verschiedene andere Materialien enthalten,
die die physikalische Form der Darreichungsform modifiziert, beispielsweise Überzüge aus Zucker,
Shellac oder anderen magensaftresistenten Mitteln.
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Die
Verbindung kann als Bestandteil eines Elixiers, einer Suspension,
eines Sirups, einer Waffel oder eines Kaugummis oder dergleichen
verabreicht werden. Ein Sirup kann zusätzlich zu den wirksamen Verbindungen
Saccharose als Süßungsmittel
und bestimmte Konservierungsstoffe, Farbstoffe, Farbmittel und Aromastoffe
enthalten.
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Die
Verbindung oder ein pharmazeutisch verträgliches Derivat oder Salze
davon können
auch mit anderen wirksamen Materialien, die die gewünschte Wirkung
nicht beeinträchtigen,
oder mit Materialien, die die gewünschte Wirkung ergänzen, wie
Antibiotika, Fungizide, Entzündungshemmer
oder andere antivirale Mittel, einschließlich anderer Anti-HIV-Nucleosidverbindungen,
ge mischt werden. Die Lösungen
oder Suspensionen, die zur parenteralen, intradermalen, subkutanen
oder topischen Anwendung verwendet werden, können die folgenden Bestandteile
enthalten: ein steriles Verdünnungsmittel,
wie Wasser zur Injektion, Salzlösung,
nichtflüssige Öle, Polyethylenglycole,
Glycerin, Propylenglycol oder andere synthetische Lösungsmittel;
antibakterielle Mittel, wie Benzylalkohol oder Methylparabene; Antioxidantien,
wie Ascorbinsäure
oder Natriumbisulfit; Chelatbildner, wie Ethylendiamintetraessigsäure; Puffer,
wie Acetate, Citrate oder Phosphate; und Mittel zum Einstellen der
Tonizität,
wie Natriumchlorid oder Dextrose. Die parenterale Präparation
kann in Ampullen, Einmalspritzen oder in aus Glas oder Kunststoff
hergestellten Mehrdosis-Röhrchen
eingeschlossen sein.
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Bei
intravenöser
Verabreichung sind physiologische Salzlösung oder phosphatgepufferte
Salzlösung (PBS)
bevorzugte Träger.
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Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
werden die wirksamen Verbindungen mit Trägern hergestellt, die die Verbindung
gegen schnelles Ausscheidung aus dem Körper schützen, wie eine kontrolliert
freisetzende Formulierung, einschließlich von Implantaten und mikroverkapselten
Abgabesystemen. Es können
biologisch abbaubare, biokompatible Polymere verwendet werden, wie
Ethylenvinylacetat, Polyanhydride, Polyglycolsäure, Collagen, Polyorthoester
und Polymilchsäure.
Verfahren zur Herstellung solcher Formulierungen sind den Fachleuten
bekannt. Die Materialien können
auch von der Firma Alza Corporation im Handel bezogen werden.
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Liposomen-Suspensionen
(einschließlich
von Liposomen, die auf infizierte Zellen ausgerichtet sind, mit
monoklonalen Antikörpern
gegen virale Antigene) sind ebenfalls als pharmazeutisch verträgliche Träger bevorzugt.
Diese können
nach den den Fachleuten bekannten Verfahren hergestellt werden,
beispielsweise wie in der US-Patentschrift Nr. 4,522,811 (die hier
durch Bezugnahme in ihrer Gesamtheit eingeschlossen ist) beschrieben
ist. Bei spielsweise können
Liposomen-Formulierungen durch Auflösen entsprechender Lipid(e) (wie
Stearoylphosphatidylethanolamin, Stearoylphosphatidylcholin, Arachadoylphosphatidylcholin
und Cholesterin) in einem anorganischen Lösungsmittel hergestellt werden,
das dann verdampft wird, wobei ein dünner Film des getrockneten
Lipids auf der Oberfläche
des Behälters
zurückbleibt.
Anschließend
wird eine wässrige Lösung der
wirksamen Verbindung oder ihres Monophosphat-, Diphosphat- und/oder
Triphosphatderivats in den Behälter
eingebracht. Der Behälter
wird sodann per Hand geschwenkt, um Lipidmaterial von den Seiten des
Behälters
freizusetzen und die Lipidaggregate zu dispergieren, wobei sich
Liposomen-Suspension bildet.
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Die
Erfindung wurde unter Bezugnahme auf ihre bevorzugten Ausführungsformen
beschrieben. Variationen und Modifikationen der Erfindung werden
den Fachleuten aus der vorgenannten ausführlichen Beschreibung der Erfindung
klar. Selbstverständlich
sind alle diese Variationen und Modifikationen im Umfang der beigefügten Ansprüche eingeschlossen.